Bei einer Corona-Zusatzbefragung im Rahmen des Nationalen Bildungspanels berichteten Eltern von Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse, wie sie die Zeit des Homeschooling im Frühjahr erlebt haben. Die Auswertungen der Studie sind aktuell beispielsweise vor dem Hintergrund des Wechselunterrichts von Interesse, der in Bayern ab heute wieder eingeführt wurde.

Die Auswertungen zeigen, welche Auswirkungen des Homeschoolings beachtet werden müssen – beispielsweise im Modell des Wechselunterrichts, der in Bayern ab heute wieder eingeführt wird oder angesichts der Schulschließungen in Sachsen ab kommenden Montag.
Das Nationale Bildungspanel, das am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg beheimatet ist, besteht aus sechs großen Teilstudien. Diese umfassen insgesamt mehr als 60.000 getestete und befragte Personen von der Geburt über Ausbildungs- und Erwerbsphase bis hinein in die Nacherwerbsphase sowie 40.000 zusätzlich befragte Personen aus deren Umfeld, etwa Eltern und pädagogisches Fachpersonal. Die Stichproben wurden repräsentativ für ganz Deutschland gezogen. Die so erhobenen Daten werden anonymisiert und Bildungsforschenden weltweit zugänglich gemacht.
Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längsschnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastrukturen für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung. Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel, das die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint.
Weniger Lernzeit
Im Frühjahr war, unabhängig von der Schulform, überall derselbe Effekt zu beobachten: Ohne die standardisierten Lernbedingungen und die Stundentafeln der Schule investierten Schülerinnen und Schüler deutlich weniger Zeit in schulische Lernaktivitäten. So berichteten die im Rahmen des NEPS befragten Eltern, dass ihre Kinder durchschnittlich 16 Stunden pro Woche zu Hause gelernt hätten. Ein Fünftel der Kinder kam gerade einmal auf acht Stunden Lernzeit in der Woche. Die in jedem Fall deutlich geringere Lernzeit sollten Eltern und Lehrende einkalkulieren.
Wenn Klassen jetzt wieder in den Fernunterricht wechseln, kommt es darauf an, genau hinzuschauen: Wie unterscheiden sich die Voraussetzungen zu Hause, und welchen Einfluss haben diese auf die realen Lernzeiten, wenn die Kinder und Jugendlichen eigenständig lernen sollen?
Prof. Dr. Cordula Artelt, die Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe, fordert deshalb: “Um für die Verbindung von Präsenz- und Distanzlernen gerüstet zu sein, müssen verstärkt Elemente der Lernförderung – Feedback, altersgerechte Motivierung und Unterstützung – in die schulischen Angebote für den virtuellen Unterricht und das häusliche Lernen einfließen. Gerade die Förderung von leistungsschwachen Kindern sollte hier oberste Priorität haben.”
Die Eltern nicht vergessen
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Schülerinnen und Schüler in der Zeit des Distanzlernens sind die Eltern. Sind sie zufrieden mit der Unterstützung durch die Schule, schätzen Sie den Lernerfolg ihrer Kinder besser ein. Die NEPS-Auswertungen zeigen: Eltern erlebten die Belastungen und Herausforderungen im Frühjahr als besser bewältigbar, wenn sie sich selbst dazu in der Lage sahen, ihre Kinder beim Lernen zu Hause gut unterstützen zu können. Allerdings schätzte ungefähr ein Viertel der Eltern ihre Fähigkeiten zur inhaltlichen Unterstützung ihrer Kinder als (eher) unzureichend ein. Hier können und sollten die Schulen mit zusätzlichen Hilfsangeboten für die Eltern ansetzen. Ein weiterer wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist für die Eltern die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Hier zeigen die NEPS-Auswertungen, dass von der Flexibilisierung der Arbeitsorte und Arbeitszeiten vor allem Hochgebildete profitieren. Die vollständigen Auswertungen zu den Themen Schule und Arbeit sind zu finden unter www.lifbi.de/corona