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Risi­ken für Bay­erns Unter­neh­men wachsen

Seit Jah­ren wach­sen welt­wei­te wirt­schaft­li­che Risi­ken für Unter­neh­men. Sie haben sich inzwi­schen auf einem besorg­nis­er­re­gen­den Niveau ein­ge­pen­delt. Eine vom Insti­tut der deut­schen Wirt­schaft Köln erstell­te Stu­die beleuch­tet Risi­ko­wahr­neh­mung, dar­aus resul­tie­ren­de Stand­ort­pro­ble­me und Gegen­maß­nah­men der Unternehmen.

„Die Fach­kräf­te­eng­päs­se rücken auf Platz 1 der Risi­ko­ska­la. 43 Pro­zent der Unter­neh­men sehen dar­in ein hohes Risi­ko für ihre Geschäfts­ab­läu­fe“, wird Bert­ram Bros­sardt in einer Pres­se­mit­tei­lung zitiert, der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der vbw – Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft e. V. Auf Platz zwei folg­ten dem­zu­fol­ge struk­tu­rel­le Kos­ten­stei­ge­run­gen, etwa für Ener­gie, Vor­leis­tun­gen, Lager­hal­tung oder Per­so­nal, die für 41 Pro­zent der Unter­neh­men ein hohes Risi­ko dar­stell­ten. Das zei­ge die vbw-Stu­die „Inter­na­tio­na­le Risi­ken für baye­ri­sche Unter­neh­men“, die vom Insti­tut der deut­schen Wirt­schaft Köln erstellt wur­de. Sie beleuch­tet Risi­ko­wahr­neh­mung, dar­aus resul­tie­ren­de Stand­ort­pro­ble­me und Gegen­maß­nah­men der Unternehmen.

Auf den Plät­zen drei bis fünf der aktu­el­len Ska­la hoher Risi­ken ste­hen die Cyber-Kri­mi­na­li­tät (39 Pro­zent), der Aus­fall kri­ti­scher Infra­struk­tur (36 Pro­zent) und eine Finanz­markt­kri­se (29 Pro­zent). „Die Angst vor Cyber-Kri­mi­na­li­tät, dar­un­ter Daten­dieb­stahl oder das kom­plet­te Lahm­le­gen des Betriebs, belas­tet die Unter­neh­men immer stär­ker. Nicht nur der Russ­land-Ukrai­ne-Krieg, son­dern auch die geo­po­li­ti­schen Span­nun­gen mit Chi­na haben die Gefah­ren­la­ge ver­schärft“, erklärt Brossardt.

Erst­mals sei­en für die Stu­die Unter­neh­men nach der Rele­vanz der Risi­ko­fak­to­ren für Stand­ort- und Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen gefragt wor­den und danach, ob die­se ihr Geschäfts­mo­dell gefähr­de­ten, als Inves­ti­ti­ons­hemm­nis wirk­ten oder zu Aus­lands­ver­la­ge­run­gen führ­ten. „Struk­tu­rel­le Kos­ten­stei­ge­run­gen haben den größ­ten Ein­fluss auf Stand­ort- bezie­hungs­wei­se Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen“, erklärt Bros­sardt. 26 Pro­zent der Unter­neh­men sehen Kos­ten­stei­ge­run­gen, etwa für Ener­gie, als Gefahr für das Geschäfts­mo­dell und 31 Pro­zent als Inves­ti­ti­ons­hemm­nis an. Auch vie­le wei­te­re der hin­ter­frag­ten Risi­ko­fak­to­ren beein­träch­ti­gen Geschäfts­mo­del­le und Inves­ti­tio­nen der Unter­neh­men. „Das ist eine gefähr­li­che Kom­bi­na­ti­on, weil eine Anpas­sung des Geschäfts­mo­dells in der Regel Inves­ti­tio­nen erfor­dert. Die Stu­die zeigt, dass die Risi­ko­la­ge vor allem gro­ße und stark inter­na­tio­na­li­sier­te Fir­men zu Aus­lands­ver­la­ge­run­gen ver­an­lasst. Wir müs­sen die Kos­ten in den Griff bekom­men, um eine Deindus­tria­li­sie­rung zu ver­hin­dern, Inves­ti­tio­nen in die Zukunfts­fä­hig­keit unse­res Indus­trie­stand­orts zu ermög­li­chen und Bay­ern und Deutsch­land auf Inno­va­ti­ons­kurs zu hal­ten“, so Brossardt.

Vie­len Risi­ken könn­ten Unter­neh­men dem­zu­fol­ge nur sehr ein­ge­schränkt selbst ent­ge­gen­wir­ken. Am wenigs­ten gewapp­net wür­den sie sich gegen schwie­ri­ge Stand­ort­be­din­gun­gen, geo­po­li­ti­sche Risi­ken und eine Finanz­markt­kri­se sehen. „Hier stößt die eige­ne unter­neh­me­ri­sche Vor­sor­ge an Gren­zen. Für sol­che Her­aus­for­de­run­gen brau­chen wir ver­läss­li­che staat­li­che Risi­ko­stra­te­gien und Rah­men­be­din­gun­gen“, so Bros­sardt abschließend.

Die Stu­die ist Sie hier zu finden.

Bedeu­tung von Spra­che und Inter­ak­ti­on für kind­li­che Entwicklung

Stu­die: Uni­ver­si­tät Bam­berg such Fami­li­en mit drei­jäh­ri­gen Kindern

Wie Kin­der Spra­che ler­nen und wel­che Bedeu­tung die kind­li­che Spra­che und die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den Eltern für die Ent­wick­lung haben, wol­len Wis­sen­schaft­le­rIn­nen der Uni­ver­si­tät Bam­berg her­aus­fin­den. Der Lehr­stuhl für Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie sucht dafür Fami­li­en mit Kin­dern, die zwi­schen April 2019 und Juni 2020 gebo­ren wurden.

Der Fokus der Stu­die liegt auf der frü­hen sprach­lich-kom­mu­ni­ka­ti­ven Ent­wick­lung der Kin­der und der Eltern-Kind-Inter­ak­ti­on in Fami­li­en, wie Stu­di­en­lei­te­rin und Psy­cho­lo­gin Kla­ra Her­mes erklärt. „Wir brin­gen ein Bil­der­buch und Spiel­sa­chen mit und bit­ten die Eltern, sich gemein­sam mit ihrem Kind zu beschäf­ti­gen. Die­se Spiel­si­tua­ti­on wird auf Video auf­ge­zeich­net und spä­ter aus­ge­wer­tet. Bei der Inter­pre­ta­ti­on schau­en wir immer auf Grup­pen von Kin­dern, nie­mals auf ein­zel­ne Kinder.“

Anschlie­ßend spie­len die Kin­der mit einer Mit­ar­bei­te­rin ver­schie­de­ne klei­ne und kind­ge­rech­te Spie­le. Wäh­rend­des­sen fül­len die Eltern einen Fra­ge­bo­gen aus. Teil­neh­men­de kön­nen jeder­zeit eine Pau­se ein­le­gen, ein­zel­ne Fra­gen aus­las­sen oder den Besuch vor­zei­tig been­den. Da die Vide­os von deutsch­spra­chi­gen Teams aus­ge­wer­tet wer­den, soll­te inner­halb der Fami­li­en über­wie­gend deutsch gespro­chen werden.

Die Daten wer­den ver­trau­lich behan­delt und anony­mi­siert. „Es wer­den kei­ner­lei per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten, durch die die Fami­lie iden­ti­fi­zier­bar wäre, ver­öf­fent­licht“, sagt Her­mes. „Nur das For­schungs­team hat Zugang zu die­sen Daten.“

Die Ethik-Kom­mis­si­on der Uni­ver­si­tät Bam­berg hat die Stu­die begut­ach­tet und eine Unbe­denk­lich­keits­er­klä­rung aus­ge­stellt. Auf Wunsch erhal­ten die Fami­li­en nach Pro­jek­ten­de das Video. Für Kin­der gibt es außer­dem ein klei­nes Geschenk und jede Fami­lie kann einen von drei Wert­gut­schei­nen gewinnen.

Was wird erforscht?

Die Stu­die soll Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen der kind­li­chen sprach­lich-kom­mu­ni­ka­ti­ven Ent­wick­lung, deren Bedeu­tung für ande­re Ent­wick­lungs­be­rei­che und Eltern­ver­hal­ten in der frü­hen Kind­heit unter­sucht werden.

Eine Beson­der­heit der Stu­die ist laut Uni­ver­si­tät, dass Kin­der mit unter­schied­li­chem Zugang zu Kom­mu­ni­ka­ti­on und Spra­che teil­neh­men. Ein Teil der Stich­pro­be besteht aus Kin­dern mit einer dau­er­haf­ten Hör­be­hin­de­rung. Für einen Ver­gleich sucht die Uni­ver­si­tät Bam­berg Fami­li­en mit Kin­dern ohne Hör­be­hin­de­rung. So sol­len Rück­schlüs­se gezo­gen wer­den kön­nen, inwie­fern sich Sprach­ent­wick­lung und Eltern-Kind-Inter­ak­ti­on im Kon­text einer Hör­be­hin­de­rung und im Zusam­men­hang mit ver­schie­de­nen Kin­der-Merk­ma­len unter­schei­den und in wel­cher Wei­se dies Ein­fluss auf die wei­te­re Ent­wick­lung der Kin­der nimmt.

Inter­es­sier­te kön­nen Kon­takt über ein Online-For­mu­lar aufnehmen.

Händ­ler­be­fra­gung zum Retouren-Management

Deutsch­land ist Retouren-Europameister

Die Bam­ber­ger For­schungs­grup­pe Retou­ren­ma­nage­ment hat die ers­te euro­päi­sche Händ­ler­be­fra­gung zum Retou­ren­ma­nage­ment im E‑Commerce unter­nom­men. Ergeb­nis: Deutsch­land ist Retou­ren-Euro­pa­meis­ter, euro­pa­weit hat kein Land eine höhe­re Retouren-Quote.

Wie vie­le Pake­te schi­cken Kun­din­nen und Kun­den im deut­schen Online­han­del zurück? Was sind die Grün­de der Anzahl an Retou­ren und was geschieht mit den retour­nier­ten Waren? Fra­gen wie die­se unter­sucht die Bam­ber­ger For­schungs­grup­pe Retou­ren­ma­nage­ment bereits seit meh­re­ren Jah­ren. Wie die Uni­ver­si­tät Bam­berg am 7. Sep­tem­ber bekannt­gab, hat das Team für eine Stu­die erst­mals Online­händ­ler auf euro­päi­scher Ebe­ne befragt und die Resul­ta­te im Rah­men des „Euro­pean Return-o-Meter“ (EUROM) veröffentlicht.

Die Stu­die lie­fert zahl­rei­che Erkennt­nis­se, die das bis­he­ri­ge Bild des Retou­ren­ma­nage­ments im deut­schen Online­han­del ver­än­dern. „Der Euro­pean Return-o-Meter schafft den bis­lang umfang­reichs­ten und genau­es­ten Ein­blick in die Prak­ti­ken deut­scher E‑Com­mer­ce-Händ­ler“, sagt Björn Asde­cker, Mit­ar­bei­ter am Lehr­stuhl für Betriebs­wirt­schafts­leh­re an der Uni­ver­si­tät Bam­berg und Lei­ter der For­schungs­grup­pe Retourenmanagement.

Die For­schen­den hät­ten ins­be­son­de­re durch drei Fak­to­ren eine höhe­re Ergeb­nis­qua­li­tät im Ver­gleich zu Vor­gän­ger­stu­di­en erreicht. So sei die Stich­pro­be dies­mal beson­ders umfang­reich, weil 411 Online­händ­ler an der Umfra­ge teil­ge­nom­men haben. Ins­ge­samt ver­ei­nen die in der Stich­pro­be ver­tre­te­nen Unter­neh­men einen E‑Com­mer­ce-Umsatz von fast 60 Mil­li­ar­den Euro. Zudem ver­ant­wor­te­ten sie den Ver­sand und Rück­ver­sand von 1,25 Mil­li­ar­den Pake­ten im Jahr 2020.

Zwei­tens ver­wen­de­ten die AutorIn­nen der Stu­die eine neue Metho­dik, die zu prä­zi­se­ren Kenn­zah­len führt. Und drit­tens sei die Hoch­rech­nung auf den Gesamt­markt exak­ter, weil das Team auf neue, zuver­läs­si­ge­re Sekun­där­da­ten zurück­grei­fen konnte.

Höchs­te Retou­ren­quo­ten in Europa

„Die euro­päi­sche Daten­er­he­bung ermög­licht zum ers­ten Mal einen inter­na­tio­na­len Ver­gleich“, sagt Dr. Björn Asde­cker. Eine wesent­li­che Erkennt­nis sei, dass Deutsch­land Retou­ren-Euro­pa­meis­ter ist. Über alle Waren­ge­bie­te hin­weg beob­ach­te­te das For­schungs­team in Deutsch­land die höchs­ten Retou­ren­quo­ten. Drei mög­li­che Ursa­chen könn­ten sein: Vie­le Deut­sche bestel­len Waren per Rech­nung (28,8 Pro­zent, EU: 9,9 Pro­zent), dies füh­re zu höhe­ren Retourenquoten.

Zudem wür­den deut­sche Online­händ­ler sehr libe­ra­le Rück­sen­de­re­geln haben. Die Rück­ga­be­frist betrug in der Stich­pro­be im Schnitt 51,7 Tage (Frist in der rest­li­chen EU: 28,1 Tage).

Auch ist die Rück­sen­dung in Deutsch­land der Regel kos­ten­los, wie 88,7 Pro­zent der befrag­ten Online­händ­ler bestä­tig­ten (EU: 52,4 Prozent).

Bis­lang unter­schätzt: Retou­ren-Men­ge und Umweltwirkung

Laut der aktu­el­len Stu­die ist die Retou­ren-Quo­te und ‑Men­ge auf dem deut­schen Gesamt­markt höher als bis­her ange­nom­men. Nach die­sen Berech­nun­gen wur­de im Jahr 2021 fast jedes vier­te Paket im deut­schen Online­han­del zurück­ge­schickt, vor allem im Bereich Mode. Das sind schät­zungs­wei­se fast 530 Mil­lio­nen Retou­ren-Sen­dun­gen, die rund 1,3 Mil­li­ar­den Arti­kel enthielten.

Die For­schungs­grup­pe nahm bis­her auch eine gerin­ge­re Umwelt­wir­kung der Rück­sen­dun­gen an (850 Gramm CO₂ pro Arti­kel). Nun gaben die befrag­ten Unter­neh­men den Fuß­ab­druck mit cir­ca 1.500 Gramm CO₂ pro retour­nier­tem Arti­kel an. In die­sem Sze­na­rio wären durch Retou­ren im Jahr 2021 in Deutsch­land geschätzt 795.000 Ton­nen CO₂ ent­stan­den. Die­se Men­ge ent­spricht 5,3 Mil­li­ar­den Kilo­me­tern, die man mit dem PKW zurücklegt.

„Bemer­kens­wer­ter ist aber fast noch, dass mehr als 80 Pro­zent der befrag­ten Online­händ­ler den öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck gar nicht erfas­sen“, sagt Björn Asde­cker. Wei­te­re 15 Pro­zent konn­ten oder woll­ten kei­ne Anga­be machen. Den CO₂-Fuß­ab­druck der Retou­re mes­sen weni­ger als 5 Prozent.

Bis­lang über­schätzt: Retou­ren-Kos­ten und Entsorgungen

Über­schätzt wur­den bis­her hin­ge­gen die Retou­ren-Kos­ten pro Arti­kel, die zahl­rei­chen ver­gan­ge­ne Stu­di­en bis­her im Bereich von 10 bis 15 Euro anga­ben. Laut der aktu­el­len Stu­die ver­ur­sacht ein zurück­ge­schick­ter Arti­kel im Schnitt nur 2,85 Euro Trans­port- und Bearbeitungskosten.

Dies lie­ge einer­seits dar­an, dass im Gesamt­markt haupt­säch­lich Mode­ar­ti­kel retour­niert wer­den, die sich kos­ten­güns­tig bear­bei­ten las­sen. Ande­rer­seits rea­li­sie­ren die füh­ren­den Händ­ler mit vie­len Rück­sen­dun­gen extrem nied­ri­ge Kosten.

Außer­dem wer­den laut aktu­el­ler Stu­die im deut­schen Online­han­del nur 1,3 Pro­zent der retour­nier­ten Arti­kel direkt durch die Händ­ler ent­sorgt. „Der gerin­ge rela­ti­ve Anteil darf nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass in abso­lu­ten Zah­len 2021 trotz­dem meh­re­re Mil­lio­nen retour­nier­te Arti­kel ent­sorgt wur­den“, sagt Björn Asdecker.

Dar­über hin­aus wird die Ent­sor­gung durch Wie­der­ver­mark­ter und durch Kun­den bei einer Erstat­tung ohne Rück­sen­dung nicht erfasst. Die Zahl gibt also nur einen Teil des Pro­blems wie­der. Die meis­ten zurück­ge­schick­ten Arti­kel (93,2 Pro­zent) wur­den als neu­wer­tig verkauft.

Stu­die

Hält Wut von der Coro­na-Imp­fung ab?

Ein sozi­al­wis­sen­schaft­li­ches For­schungs­team von For­sche­rin­nen und For­schern der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin, des Deut­schen Zen­trums für Inte­gra­ti­ons- und Migra­ti­ons­for­schung sowie der Uni­ver­si­tät Bam­berg zeigt, dass star­ke Emo­tio­nen zu Pola­ri­sie­rung füh­ren. Sie haben am Bei­spiel der Covid-19-Pan­de­mie ana­ly­siert, wie Wut unter­schied­li­che Arten von Pola­ri­sie­rung beeinflusst.

Bereits seit eini­gen Jah­ren beob­ach­ten Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler eine zuneh­men­de gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Pola­ri­sie­rung. Wel­chen Ein­fluss haben star­ke Gefüh­le, wie etwa Angst oder Wut, auf die Hal­tung zu gesell­schaft­lich rele­van­ten The­men und die Ein­stel­lung gegen­über als geg­ne­risch emp­fun­de­nen Grup­pen? Die­se Fra­ge hat sich ein For­schungs­team der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin, des Deut­schen Zen­trums für Inte­gra­ti­ons- und Migra­ti­ons­for­schung sowie der Uni­ver­si­tät Bam­berg gestellt. Die For­sche­rin­nen und For­scher haben ana­ly­siert, wie Wut unter­schied­li­che Arten von Pola­ri­sie­rung beein­flusst – und das am Bei­spiel der Covid-19-Pan­de­mie. Das zen­tra­le Ergeb­nis: „Die Erin­ne­rung an wütend machen­de Ereig­nis­se ver­stärkt bis­he­ri­ge Ein­stel­lun­gen – Men­schen hal­ten also noch mehr an ihrer Hal­tung fest“, erklärt Prof. Dr. Sabri­na May­er, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für poli­ti­sche Sozio­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, die an dem Pro­jekt betei­ligt ist. „Gleich­zei­tig erhöht sich ihre Ableh­nung von Men­schen mit ande­ren Stand­punk­ten.“ Dar­aus ableit­bar ist laut der For­sche­rin auch: „Eine emo­tio­na­li­sier­te Bericht­erstat­tung und State­ments von Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern, die Wut nut­zen, um etwa die Impf­be­reit­schaft bei unge­impf­ten Men­schen zu erhö­hen, sind kontraproduktiv.“

Wut ver­stärkt Abnei­gung gegen Coro­na-Impf­man­dat bei frei­wil­lig Ungeimpften

Für die Stu­die, die im August im wis­sen­schaft­li­chen Jour­nal „Rese­arch & Poli­tics“ erschie­nen ist, nutz­ten die For­sche­rin­nen und For­scher ein Umfra­ge­ex­pe­ri­ment, bei dem sie 2.857 Per­so­nen zwi­schen 18 und 69 Jah­ren aus Deutsch­land befrag­ten. Die Umfra­ge wur­de im Sep­tem­ber 2021 durch­ge­führt, als das Zögern in Bezug auf Imp­fun­gen zu einem zuneh­men­den Pro­blem wur­de, die Befür­wor­tung einer Coro­na-Impf­pflicht in der Poli­tik aber noch gering war. In der Befra­gung ging es um Pola­ri­sie­rung in Bezug auf die Unter­stüt­zung einer Impf­pflicht und die Feind­se­lig­keit zwi­schen Per­so­nen, die den Covid-Sicher­heits­maß­nah­men zustimm­ten und den­je­ni­gen, die sie nicht befolg­ten. Bei der Aus­wer­tung unter­schie­den die For­schen­den dem­entspre­chend zwi­schen the­men­be­zo­ge­ner und grup­pen­be­zo­ge­ner Pola­ri­sie­rung. Wäh­rend die the­men­be­zo­ge­ne Pola­ri­sie­rung zuneh­mend unter­schied­li­che und extre­me poli­ti­sche Posi­tio­nen beschreibt, erfasst die per­so­nen­be­zo­ge­ne Pola­ri­sie­rung die wach­sen­de Feind­se­lig­keit gegen­über Mit­glie­dern ande­rer gesell­schaft­li­cher Gruppen.

„Wut kann die Pola­ri­sie­rung in Bezug auf ein bestimm­tes The­ma ver­stär­ken, da sie zu einer ver­min­der­ten kogni­ti­ven Ver­ar­bei­tung und einem stär­ke­ren Ver­trau­en in bereits bestehen­de Über­zeu­gun­gen führt“, erklärt Dr. Chris­toph Nguy­en, Poli­tik­wis­sen­schaft­ler an der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin, der Teil des For­schungs­teams ist. Im Ver­gleich zu neu­tra­len Bedin­gun­gen löst Wut im Rah­men der Stu­die bei bereits geimpf­ten Per­so­nen eine stär­ke­re Unter­stüt­zung einer Impf­pflicht aus, wohin­ge­gen frei­wil­lig unge­impf­te Per­so­nen eine ver­stärk­te Abnei­gung gegen ein Impf­man­dat zei­gen. Außer­dem führt Wut zu mehr Feind­se­lig­keit gegen­über Per­so­nen mit ande­rer Mei­nung zur Coro­na-Situa­ti­on. Die Ana­ly­se von geimpf­ten und unge­impf­ten Befrag­ten zeigt, dass der Anstieg der per­so­nen­be­zo­ge­nen Pola­ri­sie­rung haupt­säch­lich bei Unge­impf­ten auf­tritt. Bei geimpf­ten Per­so­nen ver­ur­sacht Ärger kei­nen wesent­li­chen Anstieg der Polarisierung.

„Die meis­ten gro­ßen Kri­sen sind mit emo­tio­nal auf­ge­la­de­nen Situa­tio­nen ver­bun­den“, erklärt Chris­toph Nguy­en. „Unse­re Stu­die zeigt, wel­che Rol­le Emo­tio­nen bei der Ver­stär­kung der Pola­ri­sie­rung im Zusam­men­hang mit sol­chen hoch­gra­dig sen­si­blen und emo­tio­nal gela­de­nen Kon­tex­ten spie­len.“ Ganz all­ge­mein ver­an­schau­lich­ten die Befun­de auch die Schwie­rig­kei­ten, mit denen poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ge­rin­nen und ‑trä­ger kon­fron­tiert sind, wenn sie mit stark umstrit­te­nen und emo­tio­nal auf­ge­la­de­nen The­men umge­hen. „Wäh­rend eine gestei­ger­te Wut hilf­reich sein kann, um bereits befür­wor­ten­de Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu mobi­li­sie­ren, trägt sie wenig dazu bei, skep­ti­sche Men­schen zu über­zeu­gen und bewirkt eine wach­sen­de Pola­ri­sie­rung in der Gesell­schaft“, sagt Sabri­na Mayer.

Stu­die

Digi­tal kom­pe­ten­ter Unter­richt – man­gel­haf­te IT-Infrastruktur

Eine heu­te ver­öf­fent­lich­te deutsch­land­wei­te Stu­die unter Betei­li­gung der Uni­ver­si­tät Bam­berg zeigt Stär­ken und Her­aus­for­de­run­gen beim digi­ta­len Unter­rich­ten in der beruf­li­chen Bil­dung auf. Die­ser zufol­ge sind beruf­li­che Lehr­kräf­te digi­tal kom­pe­tent, aller­dings man­gelt es in Beruf­li­chen Schu­len häu­fig an einer sta­bi­len IT-Infrastruktur.

Beruf­li­che Lehr­kräf­te sind digi­tal kom­pe­tent, arbei­ten sou­ve­rän mit digi­ta­len End­ge­rä­ten und füh­len sich durch das digi­ta­le Unter­rich­ten nicht außer­ge­wöhn­lich gestresst. Ihre größ­te Her­aus­for­de­rung wäh­rend der Pan­de­mie: Häu­fig man­gelt es in Beruf­li­chen Schu­len an einer sta­bi­len IT-Infra­struk­tur, zum Bei­spiel einer guten WLAN-Ver­bin­dung. Zu die­sen Erkennt­nis­sen gelangt ein For­schungs­team in einer deutsch­land­wei­ten Stu­die, die am 21. Febru­ar 2022 vom Bun­des­ver­band der Lehr­kräf­te für Berufs­bil­dung e.V. (BvLB) ver­öf­fent­licht wur­de. Für die Stu­die koope­rier­te ein Ver­bund mit For­schen­den der Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg, Han­no­ver und Osna­brück sowie der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Schwä­bisch-Gmünd.

Ers­te bun­des­wei­te Erhe­bung in Beruf­li­chen Schulen

„Bei der Stu­die han­delt es sich um die ers­te bun­des­wei­te Erhe­bung unter Leh­re­rin­nen und Leh­rern an Beruf­li­chen Schu­len zum The­ma digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on“, betont der Spre­cher des For­schungs­teams Prof. Dr. Karl-Heinz Ger­holz. Er hat die Pro­fes­sur für Wirt­schafts­päd­ago­gik an der Uni­ver­si­tät Bam­berg inne und ging mit sei­ner Kol­le­gin Prof. Dr. Julia Gil­len sowie den Kol­le­gen Prof. Dr. Uwe Fass­hau­er und Prof. Dr. Tho­mas Bals in einer Umfra­ge ins­be­son­de­re den Fra­gen nach: Wie kamen beruf­li­che Lehr­kräf­te durch die Pan­de­mie? Wel­che Poten­tia­le sehen sie im digi­ta­len Unter­rich­ten und Orga­ni­sie­ren? Und wie steht es um die digi­ta­le Kom­pe­tenz von beruf­li­chen Lehr­kräf­ten? Für die Stu­die „Erfah­run­gen und Per­spek­ti­ven des digi­ta­len Unter­rich­tens und Ent­wi­ckelns an beruf­li­chen Schu­len“ (Digi-BS) wur­den 3.074 beruf­li­che Lehr­kräf­te in Deutsch­land zwi­schen Dezem­ber 2020 und März 2021 befragt.

„Die tech­ni­sche Infra­struk­tur ist ein Schlüs­sel­fak­tor, um die digi­ta­le Kom­pe­tenz von Lehr­kräf­ten wei­ter zu stär­ken und das sub­jek­ti­ve Stres­ser­le­ben zu redu­zie­ren“, stellt Karl-Heinz Ger­holz als zen­tra­les Ergeb­nis der Stu­die her­aus. Die Digi-BS-Stu­die zeigt, dass eine sta­bi­le und nach­hal­ti­ge IT-Infra­struk­tur an den Schu­len noch nicht in der Brei­te vor­han­den ist, wie sie eigent­lich benö­tigt wird. Ins­be­son­de­re WLAN-Ver­füg­bar­keit und ‑sta­bi­li­tät sowie Sup­port und pass­ge­naue Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te fehlen.

Pan­de­mie hat digi­ta­le Aus­stat­tung enorm beschleunigt

Davon abge­se­hen zeich­net die Stu­die ein eher posi­ti­ves Bild der digi­ta­len Ver­än­de­rung an Beruf­li­chen Schu­len: Die Pan­de­mie hat die digi­ta­le Aus­stat­tung, etwa mit Tablets und Lap­tops, enorm beschleu­nigt. Beruf­li­che Lehr­kräf­te haben die Pha­sen des Distanz­un­ter­richts und hybri­den Unter­rich­tens erfolg­reich gemeis­tert. Sie ver­fü­gen unter ande­rem über eine aus­ge­präg­te digi­ta­le Kom­pe­tenz, sind neu­gie­rig hin­sicht­lich digi­ta­ler Tech­no­lo­gien und kön­nen digi­ta­len Unter­richt ins­be­son­de­re auch im Aus­tausch mit dem Kol­le­gi­um gut umset­zen. Unter­stüt­zung wird also wesent­lich vor Ort in den Beruf­li­chen Schu­len erlebt, die der Bil­dungs­ver­wal­tung wird als eher begrenzt wahr­ge­nom­men. Die­se posi­ti­ven Erfah­run­gen im Umgang mit den Her­aus­for­de­run­gen der Pan­de­mie, so der Mit­au­tor Tho­mas Bals, „bestä­ti­gen erneut die Not­wen­dig­keit einer umfas­sen­den Auto­no­mie der Beruf­li­chen Schu­len bei der Erfül­lung ihres Bildungsauftrages.“

Arbeit und Frei­zeit über­schnei­den sich zuneh­mend, was die befrag­ten Lehr­kräf­te nicht als beson­ders belas­tend erle­ben. Dies zeigt sich zum Bei­spiel dar­an, dass das Stres­ser­le­ben nor­mal ist. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass das digi­ta­le Arbei­ten zwar manch­mal mit Stress­emp­fin­den ein­her­geht, die­ses aller­dings nicht wesent­lich nega­ti­ver und belas­ten­der als üblich wahr­ge­nom­men wird. Die­ses Ergeb­nis ist für die betei­lig­ten Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler über­ra­schend vor dem Hin­ter­grund der gesell­schaft­li­chen Dis­kus­si­on um digi­ta­les Ler­nen und der damit zusam­men­hän­gen­den Her­aus­for­de­run­gen. „Beruf­li­che Lehr­kräf­te haben die Her­aus­for­de­run­gen in der Pan­de­mie erstaun­lich gut bewäl­tigt und kön­nen somit als ‚Hid­den Cham­pi­ons der Pan­de­mie‘ beschrie­ben wer­den“, sagt Karl-Heinz Gerholz.

Die Stu­die macht in die­sem Zusam­men­hang jedoch auch fol­gen­den Zusam­men­hang deut­lich: War die tech­ni­sche Aus­stat­tung gut und haben Lehr­kräf­te eine digi­ta­le Selbst­wirk­sam­keit, war ihr Stress­emp­fin­den gering. Schlech­te tech­ni­sche Aus­stat­tung führ­te dage­gen zu sehr hohem Stress­emp­fin­den und per­sön­li­cher Überlastung.

Neue Arbeits­mo­del­le in der digi­ta­len Transformation

Zudem lei­ten die For­schen­den aus ihrer Stu­die ab, dass im Zuge der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on auch die Arbeits­mo­del­le von Lehr­kräf­ten in den Blick genom­men wer­den müs­sen. „Wenn Unter­richt und schu­li­sche Arbeit zuneh­mend in hybri­den Räu­men statt­fin­den, ist das Prä­senz­stun­den­mo­dell an der Schu­le nicht mehr zeit­ge­mäß“, sagt Karl-Heinz Ger­holz. „Die sich ver­än­dern­den Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che von Lehr­kräf­ten müs­sen in den Arbeits­mo­del­len stär­ker berück­sich­tigt wer­den.“ Dies zu befor­schen, ist das nächs­te Ziel der For­schungs­grup­pe Digi-BS. Die voll­stän­di­ge Stu­die ist hier zu fin­den.

Stu­die

Geflüch­te­te ler­nen Deutsch am effek­tivs­ten in Sprachkursen

Geflüch­te­te erler­nen die deut­sche Spra­che fast genau­so schnell und genau­so gut wie ande­re Neu­zu­ge­wan­der­te, fast drei Vier­tel mit Hil­fe eines Sprach­kur­ses. Die­se Ergeb­nis­se ergab die Stu­die einer Sozio­lo­gin der Uni­ver­si­tät Bam­berg und ihres Teams für das DIW Berlin.

Da sie meist über­stürzt aus ihrem Hei­mat­land geflo­hen sind, haben sie bei Ankunft in Deutsch­land in der Regel kei­ne Sprach­kennt­nis­se. Den­noch erler­nen Geflüch­te­te die deut­sche Spra­che fast genau­so schnell und genau­so gut wie ande­re Neu­zu­ge­wan­der­te. Deut­li­che Ver­bes­se­run­gen bei den Deutsch­kennt­nis­sen erzie­len sie über Sprach­kur­se. Fast drei Vier­tel der Geflüch­te­ten besu­chen einen sol­chen. Ande­re Neu­zu­ge­wan­der­te erler­nen dage­gen die deut­sche Spra­che häu­fi­ger über All­tags­kon­tak­te, zum Bei­spiel an der Arbeits­stät­te. Dies sind die Ergeb­nis­se einer Stu­die des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW Ber­lin), die auf Geflüch­te­ten- und Migra­ti­ons­stich­pro­ben des Sozio-oeko­no­mi­schen Panels (SOEP) basiert.

„Der Sprach­er­werb ist eine zen­tra­le Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on“, betont Stu­di­en­au­to­rin Cor­ne­lia Kris­ten, die den Lehr­stuhl für Sozio­lo­gie, ins­be­son­de­re Sozi­al­struk­tur­ana­ly­se, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg inne­hat. Gemein­sam mit ihrer Kol­le­gin Yuli­ya Kos­yako­va vom Insti­tut für Arbeits­markt- und Berufs­for­schung (IAB) und Chris­toph Spör­lein von der Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf hat sie unter­sucht, unter wel­chen Umstän­den Zuge­wan­der­te in den ers­ten sechs Jah­ren nach dem Zuzug Deutsch ler­nen. Wich­ti­ger als die Moti­va­ti­on sind dem­nach die Lern­ge­le­gen­hei­ten, die sich den Zuge­wan­der­ten im All­tag oder über geziel­te Ange­bo­te bieten.

Über die­se Lern­ge­le­gen­hei­ten ver­bes­sern sich die Sprach­kennt­nis­se deut­lich, bei den Geflüch­te­ten geschieht dies stär­ker über gesteu­er­te Lern­ge­le­gen­hei­ten wie in Sprach­kur­sen als über All­tags­kon­tak­te. „Vie­le Geflüch­te­te leben am Anfang in Sam­mel­un­ter­künf­ten und haben wenig Kon­takt zu Per­so­nen, die deutsch spre­chen. Das ergibt zunächst weni­ger Lern­ge­le­gen­hei­ten. Umge­kehrt neh­men sie aber häu­fi­ger an Sprach­kur­sen teil als ande­re Zuge­wan­der­te“, erläu­tert Stu­di­en­au­to­rin Kris­ten. Rund 73 Pro­zent der Geflüch­te­ten besu­chen einen Sprach­kurs, etwa die Hälf­te aller Geflüch­te­ten schließt die­sen mit einem Zer­ti­fi­kat ab. Schon recht kurz nach ihrer Ankunft holen sie zu ande­ren Migran­tin­nen und Migran­ten auf, nach etwa 48 Mona­ten gibt es bei den Deutsch­kennt­nis­sen kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de mehr zwi­schen den bei­den Gruppen.

Die Ergeb­nis­se ver­deut­li­chen, dass gera­de die vie­len Kurs­an­ge­bo­te, die Geflüch­te­te in der ers­ten Zeit nach ihrer Ankunft wahr­neh­men, eine wich­ti­ge Rol­le bei ihrer frü­hen Inte­gra­ti­on spie­len. „Die mit­tel- und lang­fris­ti­gen Erträ­ge die­ser Inves­ti­tio­nen – wie eine schnel­le­re Kon­takt­auf­nah­me zur Mehr­heits­be­völ­ke­rung oder ein erleich­ter­ter Zugang zum Arbeits­markt – dürf­ten die ent­stan­de­nen Kos­ten bei wei­tem auf­wie­gen“, ist Kris­ten über­zeugt. „Daher soll­te die Poli­tik auf allen Ebe­nen kon­ti­nu­ier­lich an der Ver­bes­se­rung des Ange­bots arbei­ten, um nicht nur mehr Geflüch­te­te in Sprach­kur­se zu brin­gen, son­dern auch dafür zu sor­gen, dass höhe­re Niveaus erreicht werden.“

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Stu­die sind hier zu finden.

Stu­die

Uni­ver­si­tät Bam­berg erforscht Mimik bei Schmerz, Ekel, Freude

Wie wir­ken sich Schmerz, Ekel und Freu­de auf den Gesichts­aus­druck aus? Für eine Stu­die sucht die Uni­ver­si­tät Bam­berg Ver­suchs­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer. Wer mit­macht, soll­te sich aber auf etwas gefasst machen.

An der Mimik eines Men­schen lässt sich sei­ne Gefühls­la­ge erken­nen. Um die Ein­flüs­se von Schmerz, Ekel und Freu­de auf den Gesichts­aus­druck zu erfor­schen, ist die Pro­fes­sur für Phy­sio­lo­gi­sche Psy­cho­lo­gie der Uni­ver­si­tät Bam­berg auf der Suche nach Studienteilnehmenden.

Bei die­ser Stu­die wer­den die drei Emp­fin­dun­gen Schmerz, Ekel und Freu­de bei den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern durch Berüh­rungs­rei­ze und Bild­ma­te­ri­al aus­ge­löst und die mimi­sche Reak­ti­on aus meh­re­ren Per­spek­ti­ven gefilmt.

Die Stu­di­en­teil­nah­me läuft in zwei Schrit­ten ab. Im ers­ten Schritt klä­ren die For­schen­den in einem Tele­fon­ge­spräch, das etwa 20 Minu­ten dau­ert, ob die inter­es­sier­ten Per­so­nen für die Stu­die geeig­net sind. Dann folgt die Ver­suchs­durch­füh­rung in einem Labor der Uni­ver­si­tät Bam­berg am Mar­kus­platz 3. Die­se dau­ert unge­fähr zwei Stunden.

Wäh­rend des Ver­suchs wer­den bei den Teil­neh­men­den mit ver­schie­de­nen Rei­zen leich­te Schmer­zen aus­ge­löst, indem eine Hit­ze-Ther­mo­de auf dem Unter­arm ange­bracht und eine Druck­man­schet­te um den Unter­schen­kel gelegt wird. Die Schmer­zen sind aber nur etwa so stark, wie wenn man sich leicht quetscht oder in hei­ßes Bade­was­ser ein­taucht. Ver­let­zun­gen kön­nen dabei nicht ent­ste­hen, betont die Uni­ver­si­tät Bamberg.

Um Ekel und Freu­de her­vor­zu­ru­fen, müs­sen sich die Teil­neh­men­den Bil­der ent­spre­chen­den Inhalts anschau­en. Der Gesichts­aus­druck wird dabei durch­ge­hend aus meh­re­ren Per­spek­ti­ven gefilmt. Abschlie­ßend müs­sen noch eini­ge Fra­ge­bö­gen zur Erfas­sung der Ein­stel­lun­gen gegen­über den Emp­fin­dun­gen von Schmerz, Ekel und Freu­de aus­ge­füllt werden.

Die Stu­die wird von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) geför­dert und die Teil­neh­men­den erhal­ten eine Auf­wands­ent­schä­di­gung von 25 Euro.

Gesucht wer­den männ­li­che und weib­li­che Per­so­nen, zwi­schen 18 und 65 Jahren,die gesund sein soll­ten, kei­ne Schmerz­er­kran­kun­gen haben und aktu­ell kei­ne Medi­ka­men­te ein­neh­men, die das zen­tra­le Ner­ven­sys­tem beein­flus­sen. Wer inter­es­siert ist, kann sich per E‑Mail unter mse-studie.physiolpsych@uni-bamberg.de anmel­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es hier.

Stu­die

Inklu­si­on kann auf Kos­ten sozia­ler Inte­gra­ti­on gehen

Kin­der mit und ohne Behin­de­rung gemein­sam zu unter­rich­ten, ist Ziel eines inklu­si­ven Schul­sys­tems. Eine Stu­die hat nun jedoch gezeigt: Das Kon­zept der Schwer­punkt­schu­len kann sich nega­tiv auf das sozia­le Mit­ein­an­der der Kin­der auswirken.

Kurz vor dem heu­ti­gen „Inter­na­tio­na­len Tag der Men­schen mit Behin­de­rung“ haben Mar­cel Hel­big und Sebas­ti­an Stein­metz, For­scher am Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) in Bam­berg und am Wis­sen­schafts­zen­trum Ber­lin für Sozi­al­for­schung (WZB), eine Stu­die zu Inklu­si­on und sozia­ler Inte­gra­ti­on ver­öf­fent­licht. Dar­in sind sie zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass sich das Schul­kon­zept der Schwer­punkt­schu­len zu Las­ten des sozia­len Mit­ein­an­ders auswirkt.

Die Daten ihrer Stu­die haben Hel­big und Stein­metz in in Rhein­land-Pfalz erho­ben. Dort wird, statt ein brei­tes inklu­si­ves Ange­bo­te zu machen, bei Inklu­si­on fast aus­schließ­lich auf Schwer­punkt­schu­len gesetzt.

Rhein­land-Pfalz setzt als ein­zi­ges Bun­des­land bei der Inklu­si­on von Kin­dern mit son­der­päd­ago­gi­schem För­der­be­darf fast aus­schließ­lich auf Schwer­punkt­schu­len. Die Mehr­heit der Bun­des­län­der hat sich dage­gen für eine flä­chen­de­cken­de Inklu­si­on ent­schie­den. In eini­gen Län­dern wie Ber­lin, Ham­burg oder Bran­den­burg gibt es Misch­sys­te­me aus flä­chen­de­cken­der Inklu­si­on und Schwerpunktschulen.

Der Anteil von Kin­dern aus ein­kom­mens­schwa­chen Fami­li­en ist an den inklu­si­ven Schwer­punkt­schu­len in Rhein­land-Pfalz seit 2012 über­durch­schnitt­lich gewach­sen. Vor allem in den Städ­ten hat sich damit das Pro­blem der sozia­len Tren­nung im Grund­schul­we­sen verschärft.

Die Stu­die weist nun mit Daten der amt­li­chen Schul­sta­tis­tik nach, dass das Kon­zept der inklu­si­ven Schwer­punkt­schu­le auf Kos­ten der sozia­len Inte­gra­ti­on geht. Das liegt zum einen in der Ent­ste­hung die­ser Schu­len begrün­det. So wur­den in Rhein­land-Pfalz die sozi­al schwä­che­ren Grund­schu­len als Stand­or­te für Schwer­punkt­schu­len aus­ge­wählt. Dabei han­delt es sich um Schu­len, die bereits vor ihrer Umwand­lung einen hohen Anteil von Kin­dern aus ein­kom­mens­schwa­chen Fami­li­en hat­ten. So lag der Anteil von Kin­dern mit Lern­mit­tel­be­frei­ung an Schwer­punkt­schu­len sechs Pro­zent­punk­te höher als an Nicht-Schwerpunktschulen.


Inklu­si­ver Unter­richt an allen Schu­len als Ziel

Seit 2012 hat sich die Armuts­quo­te an den Schwer­punkt­schu­len zum Teil über­durch­schnitt­lich erhöht. Dies gilt vor allem für die städ­ti­schen Räu­me, wo sich der Unter­schied beim Anteil armer Kin­der zwi­schen Schwer­punkt­schu­len und Nicht-Schwer­punkt­schu­len auf 12 Pro­zent­punk­te ver­dop­pel­te. Dies trifft in beson­de­rem Maße in Nach­bar­schaf­ten zu, in denen es wei­te­re Grund­schu­len gibt.
„Wir ver­mu­ten” sagt Mar­cel Hel­big, „dass vor allem Eltern aus der Mit­tel­schicht die Schwer­punkt­schu­len mei­den und ihre Kin­der auf ande­re Grund­schu­len in Wohn­ort­nä­he schi­cken.” Schwer­punkt­schu­len in Rhein­land-Pfalz müs­sen daher dop­pel­te Inte­gra­ti­ons­ar­beit leis­ten, eine päd­ago­gi­sche und eine sozia­le. „Das geht zu Las­ten der Chan­cen­ge­rech­tig­keit, ver­stärkt sozia­le Tren­nung und zeigt, dass halb­her­zi­ge Inklu­si­on nicht-beab­sich­tig­te sozia­le Fol­gen haben kann.“

Zusam­men mit Sebas­ti­an Stein­metz plä­diert der Autor der Stu­die für die Über­win­dung der Schwer­punkt­schu­len zuguns­ten eines inklu­si­ven Unter­richts an allen Schu­len. Mit der Unter­zeich­nung der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on im Jahr 2008 wäre Deutsch­land ohne­hin ver­pflich­tet, Kin­der und Jugend­li­che mit und ohne son­der­päd­ago­gi­schem För­der­be­darf gemein­sam zu unter­rich­ten. Die Kon­ven­ti­on sieht vor, dass inklu­si­ver Unter­richt in mög­lichst wohn­ort­na­hen Schu­len ange­bo­ten wird. Schwer­punkt­schu­len kon­ter­ka­rie­ren die­ses Recht aber und ver­hin­dern einen sys­te­ma­ti­schen Wan­del hin zu einem inklu­si­ven Schul­sys­tem, da nur bestimm­te Stand­or­te die­sen päd­ago­gi­schen Auf­trag übernehmen.

Rhein­land-Pfalz ist neben Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg Schluss­licht bei der Umset­zung schu­li­scher Inklu­si­on, wie eine im Sep­tem­ber 2021 erschie­ne­ne WZB-Stu­die gezeigt hat.

Gro­ße inter­na­tio­na­le Studie

Her­kunft der Haus­pfer­de end­lich geklärt

162 inter­na­tio­na­le For­schen­de haben im Rah­men einer gro­ßen inter­na­tio­na­len Stu­die Pfer­de­kno­chen aus ganz Eura­si­en zusam­men­ge­tra­gen und ana­ly­siert – dar­un­ter Fun­de der Uni­ver­si­tät Bamberg.

Pfer­de wur­den zuerst in der pon­tisch-kas­pi­schen Step­pe im Nord­kau­ka­sus domes­ti­ziert, bevor sie inner­halb weni­ger Jahr­hun­der­te den Rest Eura­si­ens erober­ten. Domes­ti­zie­rung bedeu­tet, dass Men­schen Wild­pfer­de zähm­ten. Das sind die Ergeb­nis­se der Stu­die unter der Lei­tung des Paläo­ge­ne­ti­kers Prof. Ludo­vic Orlan­do vom fran­zö­si­schen „Cent­re natio­nal de la recher­che sci­en­ti­fi­que“ (CNRS) aus Tou­lou­se. Er lei­te­te ein inter­na­tio­na­les Team, dem unter ande­rem For­schen­de der Uni­ver­si­tä­ten in Tou­lou­se, Évry und Bam­berg ange­hör­ten. Die Stu­die löst ein jahr­zehn­te­al­tes Rät­sel und ist am 20. Okto­ber im renom­mier­ten Wis­sen­schafts­ma­ga­zin „Natu­re“ ver­öf­fent­licht worden.

Von wem und wo wur­den die moder­nen Pfer­de zuerst domes­ti­ziert? Wann haben sie den Rest der Welt erobert? Und wie ver­dräng­ten sie die unzäh­li­gen ande­ren Pfer­de­ar­ten, die es damals gab? Dank eines Teams von 162 For­schen­den, die sich auf Archäo­lo­gie, Paläo­ge­ne­tik und Lin­gu­is­tik spe­zia­li­siert haben, kön­nen die­se Fra­gen end­lich beant­wor­tet werden.


For­schen­de ana­ly­sie­ren DNA von 273 Pferden

Vor eini­gen Jah­ren unter­such­te das Team um Ludo­vic Orlan­do die Fund­stät­te der Botai-Kul­tur in Zen­tral­asi­en, die den ältes­ten archäo­lo­gi­schen Nach­weis für domes­ti­zier­te Pfer­de lie­fer­te. Die DNA-Ergeb­nis­se waren aber nicht zufrie­den­stel­lend: Die­se aus der Zeit vor 5.500 Jah­ren stam­men­den Pfer­de waren nicht die Vor­fah­ren der heu­ti­gen Haus­pfer­de. Neben den Step­pen in Zen­tral­asi­en erwie­sen sich auch alle ande­ren ver­mu­te­ten Ursprungs­or­te wie Ana­to­li­en, Sibi­ri­en und die Ibe­ri­sche Halb­in­sel als falsch. „Wir ahn­ten, dass auch der Zeit­raum zwi­schen 4.000 und 6.000 Jah­ren nicht stim­men konn­te, aber wir konn­ten kei­ne Bewei­se dafür fin­den“, sagt Orlan­do. Das For­schungs­team beschloss daher, sei­ne Stu­die auf ganz Eura­si­en aus­zu­deh­nen und ana­ly­sier­te die Geno­me von 273 Pfer­den, die von 50.000 bis 200 vor Chris­tus leb­ten. Die­se Infor­ma­tio­nen wur­den an der Uni­ver­si­té Tou­lou­se III – Paul Saba­tier und der Uni­ver­si­té d’Évry sequen­ziert und mit den Geno­men heu­ti­ger Pfer­de verglichen.


Ein­zi­ge deut­sche Pro­ben stam­men aus Oberfranken

Die ein­zi­gen Pro­ben von Pfer­de­kno­chen aus Deutsch­land, die ana­ly­siert wur­den, stam­men vom Hoh­len Stein bei Schwab­thal in Ober­fran­ken. Die­se hat ein archäo­lo­gi­sches Team der Uni­ver­si­tät Bam­berg wäh­rend eines For­schungs­pro­jekts im Jahr 2008 aus­ge­gra­ben und datiert. Gra­bungs­lei­ter Dr. Timo Sere­gé­ly von der Pro­fes­sur für Ur- und Früh­ge­schicht­li­che Archäo­lo­gie erläu­tert: „Wir haben dort Pfer­de­kno­chen von meh­re­ren Tie­ren aus der Zeit um 2600 vor Chris­tus gefun­den, die im Zusam­men­hang mit einer Sied­lung der schnur­ke­ra­mi­schen Kul­tur aus der spä­ten Jung­stein­zeit ste­hen. Sie waren durch die direk­te Lage am auf­fäl­li­gen Dolo­mit­fels­mas­siv des Hoh­len Steins fan­tas­tisch erhal­ten und wie­sen einen rei­chen Gehalt an alter DNA auf.“

Im Gegen­satz zu Sere­gé­lys bis­he­ri­ger Annah­me ist nun nicht ein­mal mehr sicher, ob es sich bei den ober­frän­ki­schen Fun­den über­haupt um die Res­te von domes­ti­zier­ten Pfer­den han­delt. Es könn­te sich eben­falls um gejag­te, damals noch in der Regi­on leben­de Wild­pfer­de gehan­delt haben. Die von Pablo Lib­ra­do und Ludo­vic Orlan­do gelei­te­te Stu­die kann die­se Fra­ge nicht sicher beant­wor­ten – dafür aber eine ande­re, unglaub­lich wich­ti­ge, wie Sere­gé­ly bekräf­tigt: „Bis­her ging man davon aus, dass Pfer­de bereits im frü­hen drit­ten vor­christ­li­chen Jahr­tau­send bei der Expan­si­on von Men­schen aus den eura­si­schen Step­pen­re­gio­nen in zahl­rei­che Regio­nen Euro­pas eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Mobi­li­tät spiel­ten. Das ist nun klar wider­legt. Ob wir für die­se gro­ße, sich über meh­re­re Jahr­hun­der­te und eini­ge Zwi­schen­etap­pen erstre­cken­de Migra­ti­ons­wel­le nun eher Rin­der­ge­span­ne als Mobi­li­täts­fak­tor ins Auge fas­sen kön­nen, müs­sen spä­te­re Stu­di­en zeigen.“


Explo­si­ons­ar­ti­ge Ver­meh­rung der Pferde 

Die Vor­fah­ren der heu­ti­gen Haus­pfer­de stam­men hin­ge­gen aus einer spä­te­ren Zeit: In Eura­si­en, das einst von gene­tisch unter­schied­li­chen Pfer­de­po­pu­la­tio­nen bevöl­kert war, kam es zwi­schen 2200 und 2000 vor Chris­tus zu einer dra­ma­ti­schen Ver­än­de­rung. „Die Pfer­de, die in Ana­to­li­en, Euro­pa, Zen­tral­asi­en und Sibi­ri­en leb­ten, waren gene­tisch sehr unter­schied­lich“, sagt Dr. Pablo Lib­ra­do, Erst­au­tor der Stu­die. Dann ver­brei­te­te sich ein ein­zi­ges gene­ti­sches Pro­fil, das es zuvor nur in der pon­ti­schen Step­pe im Nord­kau­ka­sus gab. Es ver­dräng­te inner­halb weni­ger Jahr­hun­der­te alle Wild­pfer­de­po­pu­la­tio­nen vom Atlan­tik bis zur Mon­go­lei. „Die gene­ti­schen Daten deu­ten auch auf eine explo­si­ons­ar­ti­ge Ver­meh­rung der Pfer­de hin, die in den letz­ten 100.000 Jah­ren ihres­glei­chen sucht“, fügt Orlan­do hin­zu. „Damals über­nah­men Men­schen die Kon­trol­le über die Fort­pflan­zung die­ser Tier­art und pro­du­zier­ten Pfer­de in beträcht­li­cher Anzahl.“ Die Aus­brei­tung die­ser Pfer­de ereig­ne­te sich zumin­dest in Asi­en gleich­zei­tig wie jene von Streit­wä­gen mit Spei­chen­rä­dern und indoira­ni­schen Sprachen.

Doch wie lässt sich die­se über­wäl­ti­gen­de Beliebt­heit erklä­ren? Die For­schen­den fan­den zwei auf­fäl­li­ge Unter­schie­de zwi­schen dem Genom die­ses Pfer­des und dem Genom der Popu­la­tio­nen, die es ersetz­te: zum einen füg­sa­me­res Ver­hal­ten, zum ande­ren ein stär­ke­res Rück­grat. Das For­schungs­team ver­mu­tet, dass die­se Merk­ma­le den Erfolg der Tie­re zu einer Zeit sicher­ten, als das Rei­sen mit Pfer­den welt­weit zunahm.

Die Natu­re-Publi­ka­ti­on ist online zu fin­den unter https://www.nature.com/articles/s41586-021–04018‑9

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Bil­der sind zu fin­den unter https://www.cnrs.fr/en/origin-domestic-horses-finally-established

Stu­die der Uni­ver­si­tät Bamberg

Deutsch­land auf dem Weg in eine Poli­tik der Lügen?

Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker hören immer wie­der die Unter­stel­lung, dass sie lügen – auch aktu­ell im Bun­des­tags­wahl­kampf. Erst­mals hat eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Bam­berg unter­sucht, wie ver­brei­tet post­fak­ti­sche Annah­men in der deut­schen Poli­tik und im Jour­na­lis­mus sind.
„In einer post­fak­ti­schen Poli­tik wer­den Fak­ten und ein Wahr­heits­be­zug zuneh­mend unwich­ti­ger“, erläu­tert Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Prof. Dr. Olaf Hoff­jann von der Uni­ver­si­tät Bamberg.

„Dies ist in Deutsch­land empi­risch bis­lang kaum erforscht. Auch welt­weit lie­gen hier­zu nur weni­ge empi­ri­sche Befun­de vor.“
Des­halb haben er und Lucas See­ber vom Insti­tut für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft eine Umfra­ge durch­ge­führt. Ein zen­tra­les Ergeb­nis der bis­lang unver­öf­fent­lich­ten Stu­die ist, dass sich rund die Hälf­te der Befrag­ten als Teil einer post­fak­ti­schen Demo­kra­tie sieht. Zugleich erwar­ten mehr als 90 Pro­zent eine Poli­tik, die ernst­haft, auf­rich­tig und mit Wahr­heits­an­spruch auftritt.

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Olaf Hoff­jann lei­tet die Stu­die zu post­fak­ti­schen Annah­men. Foto: Uni­ver­si­tät Bamberg 

Bewuss­te Täu­schung gilt als kritikwürdig

Die bei­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler haben von Okto­ber 2020 bis Janu­ar 2021 ins­ge­samt 758 Per­so­nen aus drei Grup­pen online befragt: Bun­des­tags- und Land­tags­ab­ge­ord­ne­te, Pres­se­spre­che­rin­nen und ‑spre­cher sowie Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten. Die Aus­wer­tung der Umfra­ge hat ins­be­son­de­re zu fol­gen­den Ergeb­nis­sen geführt:

Die Befrag­ten unter­stel­len Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern sel­ten Lügen (15 Pro­zent). Über­ra­schend: Poli­ti­ker unter­stel­len ande­ren Poli­ti­kern häu­fi­ger (21,8 Pro­zent) Lügen, als dies deren Pres­se­spre­cher (5,1 Pro­zent) und sogar Jour­na­lis­ten tun (14,3 Pro­zent). Nur 1,2 Pro­zent den­ken, dass Lügen in der Poli­tik legi­tim sind. Dage­gen hal­ten rund 32 Pro­zent soge­nann­ten „Bull­shit“ – das Ergän­zen von unge­prüf­ten Aus­sa­gen, die wahr sein könn­ten, um die The­se einer Aus­sa­ge zu unter­stüt­zen – für weit ver­brei­tet. Rund 5 Pro­zent der Befrag­ten hal­ten „Bull­shit“ für legi­tim. Die Über­trei­bung in der Poli­tik wird als weit ver­brei­tet (rund 78 Pro­zent) und gleich­zei­tig von rund einem Drit­tel (33,8 Pro­zent) als eher legi­tim beschrie­ben. Olaf Hoff­jann inter­pre­tiert: „Die bewuss­te Täu­schung gilt offen­bar als kri­tik­wür­di­ger als ein gleich­gül­ti­ges Ver­hält­nis gegen­über der Wahrheit.“

50,8 Pro­zent der Befrag­ten sehen sich als Teil einer post­fak­ti­schen Demo­kra­tie. Das heißt, sie unter­stel­len Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern, dass ihnen der Wahr­heits­ge­halt ihrer Aus­sa­gen eher unwich­tig sei. Von den drei befrag­ten Grup­pen glau­ben vor allem Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker nicht an eine fak­ti­sche Poli­tik (rund 55 Pro­zent). „Poin­tiert for­mu­liert: Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten glau­ben eher an den Wahr­heits­ge­halt der Aus­sa­gen von Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern als die­se selbst“, sagt Lucas Seeber.

Mehr als neun von zehn Befrag­ten ver­ur­tei­len Lügen und „Bull­shit“ (rund 94 Pro­zent). Akteu­re, die Emo­tio­na­li­sie­rung sowie Lügen und Bull­shit als eher nicht legi­tim bezeich­nen, wer­den in der Stu­die als „fak­ti­sche Akteu­rin­nen und Akteu­re“ bezeichnet.

Fast alle Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der AfD glau­ben an eine post­fak­ti­sche Poli­tik (88,9 Pro­zent) – mit Abstand der höchs­te Anteil unter den Befrag­ten. Zugleich hal­ten auch 90 Pro­zent der AfD-Befrag­ten Lügen, „Bull­shit“ und Emo­tio­na­li­sie­rung für eher nicht legitim.


Wahr­heits­kri­se in der Poli­tik wird verurteilt

„Die Ergeb­nis­se zei­gen ins­ge­samt, dass eine knap­pe Mehr­heit von Abge­ord­ne­ten und Jour­na­lis­tin­nen oder Jour­na­lis­ten eine Wahr­heits­kri­se in der Poli­tik wahr­nimmt“, inter­pre­tiert Olaf Hoff­jann. „Aber eine sehr deut­li­che Mehr­heit ver­ur­teilt dies. Mit ande­ren Wor­ten: Fast alle Befrag­ten, die sich als Bür­ge­rin­nen und Bür­ger einer post­fak­ti­schen Poli­tik sehen, sind dar­über nicht glück­lich.“ Wie aber reagie­ren Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker, die der Kon­kur­renz unter­stel­len, sie wür­de unrecht­mä­ßi­ge Metho­den ein­set­zen? „Unter­su­chun­gen in ande­ren Betrugs­fel­dern argu­men­tie­ren spiel­theo­re­tisch, dass dies dazu füh­ren kön­ne, dass auch ande­re zu sol­chen Metho­den grei­fen, um ‚Waf­fen­gleich­heit‘ her­zu­stel­len“, erklärt Olaf Hoff­jann. „Und den­noch: Das über­wäl­ti­gen­de Aus­maß, mit dem Prak­ti­ken wie Lüge und ‚Bull­shit‘ abge­lehnt wer­den, stimmt mich optimistisch.“


Befragt wur­den ins­ge­samt 758 Abge­ord­ne­te des Bun­des­ta­ges und aller Land­ta­ge, Mit­glie­der der Bun­des­pres­se­kon­fe­renz und aller Lan­des­pres­se­kon­fe­ren­zen sowie Pres­se­spre­che­rin­nen und ‑spre­cher von Par­tei­en, Frak­tio­nen und Minis­te­ri­en auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne. Die Umfra­ge­da­ten nähern sich an die rea­len Ver­hält­nis­se an, kön­nen streng genom­men jedoch nicht als reprä­sen­ta­tiv gelten.

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