Es begann mit einer Vision: Menschen mit und ohne Behinderung sollten nicht in getrennten Welten leben, sondern auf Augenhöhe, Seite an Seite, in der Mitte der Gesellschaft. Sport, so glaubte der Gründer von goolkids, Robert Bartsch, kann dafür der Schlüssel sein – eine Brücke, die verbindet, Vorurteile abbaut und Freude schenkt. Zehn Jahre später ist aus dieser Idee eine Bewegung geworden, die weit über Bamberg hinausstrahlt.
„In denjenigen zehn Jahren, in denen sich der Förderkreis goolkids in Bamberg und Umgebung für Inklusion und Integration einsetzt, ist es uns gelungen, den Wert der Teilhabe in der Gesellschaft bekannter zu machen und viele inklusive Veranstaltungen zu organisieren“, sagt Gründer Bartsch rückblickend. Was damals klein begann, hat sich zu einem Netzwerk entwickelt, das Politik, Wirtschaft, Schulen und Sportvereine miteinander verbindet.
Ein Jahrzehnt voller Meilensteine
Das Spektrum der Projekte ist beeindruckend und unterstreicht das soziale Engagement: Die Inklusionsmesse informiert seit Jahren über Angebote in der Region. Turniere wie die Franken- und MITeinander-Cups begeistern Sportler:innen mit und ohne Behinderung gleichermaßen. Benefizläufe oder Golfturniere bringen Menschen zusammen, die vielleicht sonst nie miteinander ins Gespräch gekommen wären.
Vor allem aber zeigen Projekte wie „Rollstuhlsport macht Schule“, wie nachhaltig Inklusion wirken kann. In Klassenzimmern und Turnhallen erleben Kinder und Jugendliche, was es bedeutet, im Rollstuhl einen Hindernisparcours zu bewältigen. Sie spielen Rollstuhlbasketball, lachen, schwitzen und vergessen nach wenigen Minuten, dass sie gerade in eine ganz andere Lebensrealität eintauchen: „So lernen die Kinder nicht nur ein soziales Miteinander schätzen, sondern verstehen auch, wie erstrebenswert eine vielfältige und diversitätsfreundliche Gesellschaft ist“, erklärt Robert Bartsch.
Besondere Sternstunden erlebten die goolkids-Athlet:innen bei den Special Olympics: „Jüngst konnten sich Athlet:innen von unserem Kooperationsverein FV 1912 Bamberg für die Special Olympics Landesspiele in Erlangen qualifizieren und dort Medaillen gewinnen“, erzählt er. Für viele sei es das erste Mal gewesen, bei einem großen sportlichen Wettbewerb dabei zu sein – und das Strahlen in den Gesichtern wirke noch lange nach.
Ein weiteres Kapitel, das unvergessen bleibt, war die Host-Town-Rolle während der Special Olympics World Games 2023 in Berlin. Bamberg empfing eine Delegation aus Bahrain, trainierte, feierte und lebte tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes „gelebte Teilhabe“. „Wie wir damals gemeinsam trainiert und gefeiert haben, werden unsere Athlet:innen sicher niemals vergessen“, ist sich Bartsch dessen ganz sicher. Solche Erlebnisse sind es, die nicht nur den Verein, sondern eine ganze Region prägen.
Die Sportgala: Ein Fest der Begegnung
Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird zweifellos die große Sportgala am 25. Oktober im Welcome Kongresshotel. Unter dem Motto „10 Jahre goolkids“ feiert Bamberg einen Abend, der Herz und Haltung verbindet: „Wir wollen den Gästen zeigen, wie wir Inklusion leben und was wir den Menschen geben wollen“, beschreibt der Gründer die Idee hinter dem großangelegten Event.
Die Gala ist dabei jedoch weitaus mehr als nur ein Rückblick. Es gibt ein festliches Drei-Gänge-Buffet, Musik der Band Heaven und eine Moderation durch Matthias „Stego“ Steger von Radio Bamberg, der mit Humor und Leidenschaft durch den Abend führt. Emotionale Momente sind hierbei garantiert, wenn die goolkids-Förderpreise verliehen und die besten Fußballer:innen der Region geehrt werden – unterstützt von anpfiff.info.
Ein ganz besonderer Höhepunkt wird dabei die Ernennung von Jonny Grasser zum Inklusionsbotschafter. Grasser, der bereits beim Neujahrsempfang für Begeisterung sorgte, steht wie kaum ein anderer dafür, dass Barrieren vor allem in den Köpfen existieren – und schließlich auch überwunden werden können und sollen.
Doch die Gala ist nicht nur eine Bühne für Sportler:innen. Sie ist auch ein Ort der Begegnung für Sponsoren, Partner und Gäste – auch das ist von besonderer Bedeutung. „Die Sportgala ist ein großes Fest und eine große Anerkennung für die teilnehmenden Sportler:innen. Doch sie bietet auch die Chance, sowohl beeindruckende Menschen als auch höchst emotionale Leistungen hautnah kennenzulernen“, betont Bartsch.
Das mediale Interesse sorgt dafür, dass die Botschaft von goolkids weit über die Region hinaus getragen und auf diese Weise für noch mehr Leute greif- und erfahrbar wird. Außerdem: „Wer teilnimmt und sich einen Tisch reserviert, unterstützt zudem Inklusions-Projekte aus dem Bereich Jugendsport für Inklusion und Integration.“
Persönliche Vision und kollektive Kraft
Wer den Gründer von goolkids, Robert Bartsch, nach seiner Rolle fragt, bekommt eine bescheidene Antwort. „Persönlich sehe ich mich eher als Ideengeber und möchte ganz einfach die Menschen zusammenbringen.“ Ihm gehe es nicht um die eigene Person, sondern um die Vision, dass Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich gemeinsam Sport treiben.
Doch natürlich braucht jede Bewegung Motoren – Menschen, die Ideen entwickeln, Türen öffnen, Partner gewinnen. Ohne die Leidenschaft eines gemeinsamen Gründerteams wäre goolkids nicht da, wo es heute steht. „Ich glaube, dass meine Vision und vor allem das große Engagement aller Beteiligten von goolkids zusammen den Weg weiter gehen können“, betont Robert Bartsch.
Geschichten, die alle berühren
Wenn von zehn Jahren goolkids die Rede ist, sind es vor allem die vielen persönlichen Geschichten, die hängen bleiben. Sie machen deutlich, dass Inklusion kein theoretisches Konzept ist, sondern gelebte Realität. Sie berührt uns alle und wir alle haben immer wieder Berührungspunkte mit ihr. Da ist das junge Mädchen, das bei den Landesspielen in Erlangen ihr sportliches Debüt feierte – und gleich die Goldmedaille holte. Da ist der Athlet, der eigentlich nur „dabei sein wollte“ und plötzlich mit Silber um den Hals vor Glück weinte. „Wenn sich dann diese Sportler zusammen mit ihrem hoch engagierten Trainer in den Armen liegen, dann geht einem das Herz auf“, erinnert sich der Gründer. Diese Emotionen sind es, die alle Anstrengungen lohnenswert und mit nichts anderem vergleichbar machen.
Herausforderungen und Zukunftsziele
Trotz aller Erfolge bleibt die Arbeit von goolkids kein Selbstläufer und am Ende des Tages eben weiterhin knochenharte ehrenamtliche Arbeit: „Da wir ein ehrenamtlicher Verein sind, bestand und besteht eine immens hohe Herausforderung darin, Geldgeber und Förderer zu finden“, schildert er. Öffentliche Mittel gibt es nicht, stattdessen haben Stiftungen wie Aktion Mensch, die Oberfranken-Stiftung oder die RAPS-Stiftung wichtige Projektförderungen ermöglicht. Inzwischen stehen auch viele Unternehmen aus der Region hinter goolkids: REWE, die VR-Bank, die Sparkasse Bamberg oder der Wirtschaftsclub Bamberg – um nur einige zu nennen, denn da gehören noch viele weitere dazu. Ohne diese Partner könnten viele Ideen nicht umgesetzt werden: „Herzlichen Dank an dieser Stelle!“, sagt der Vereinsgründer mit Nachdruck.
Die größte Aufgabe bleibt jedoch nach wie vor die gesellschaftliche Haltung. Noch immer stoßen Menschen mit Behinderung im Alltag auf Barrieren – seien es fehlende Rampen, Vorbehalte in Sportvereinen oder mangelndes Verständnis: „Inklusion, also alle Menschen ohne Vorbehalte einzubeziehen, ist unser großes Ziel“, fasst Bartsch zusammen. Und er verweist auf eine Zahl, die zum Nachdenken anregt: Mehr als zwölf Prozent der Bevölkerung in der Region Bamberg leben mit einer Beeinträchtigung. Hätten Sie diese Zahl erwartet?
Das Ziel der kommenden Jahre lautet daher: Strukturen schaffen, die über einzelne Projekte hinaus wirken. Inklusion soll kein Leuchtturm sein, sondern Alltag. Sportvereine sollen lernen, Berührungsängste abzubauen und Teilhabe selbstverständlich zu machen. „Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der Sport für alle zugänglich ist“, formuliert es der Gründer.
Es ist weit mehr als Sport
Zehn Jahre goolkids – das ist die Geschichte einer Idee, die zur Bewegung wurde. Einer Initiative, die nicht nur sportliche Erfolge feierte und weiterhin feiert, sondern vor allen Dingen Herzen öffnet, Vorurteile abbaut und Perspektiven verändert.
Die Jubiläumsgala wird diese Reise würdigen. Sie wird zurückblicken auf bewegende Momente, großartige sportliche Leistungen und Menschen, die durch ihren Mut und ihre Leidenschaft andere inspiriert haben. Doch noch wichtiger: Sie wird nach vorn blicken – auf eine Zukunft, in der Inklusion kein Ziel mehr ist, sondern gelebte Normalität für die Gesamtgesellschaft.
Oder, wie es der Gründer selbst formuliert: „Es liegt mir sehr am Herzen, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam sportlich aktiv sein können. Dass wir eine inklusive Gesellschaft werden, in der Teilhabe etwas Selbstverständliches ist.“
