Am Fest des heiligen Dominikus hat Erzbischof Ludwig Schick zu einer Besinnung auf den christlichen Glauben und zur Neuevangelisierung aufgerufen. Er bezeichnete den heiligen Dominikus in seiner heutigen Predigt in der Bamberger Heilig-Grab-Kirche als „Apostel der Neuevangelisierung Europas“.
Wie im 12. und 13. Jahrhundert brauche es für die Neuevangelisierung heute Christinnen und Christen, die sich nicht narzisstisch um sich selbst drehen, sondern die vom Evangelium begeistert sind und die Botschaft Jesu in die Welt hinaustragen wollen. Dafür könne der heilige Dominikus Vorbild sein.
Der heilige Dominikus habe sich zu Lebzeiten auch mit einer Kirche, vor allem mit Bischöfen, Priestern und Ordensleuten, konfrontiert gesehen, „die sich in Eigenbrötelei und Eigennutz verstrickt hatten, die sich mehr um sich selbst und ihre Interessen kümmerten als um die Seelsorge und Glaubensvermittlung“, sagte der Erzbischof. In der Bevölkerung breitete sich das Gefühl der Sinnlosigkeit und der Unzufriedenheit aus, viele Menschen verfielen der Raffgier und der Habsucht; andere schlossen sich der Protestbewegung der Katharer an, die ihre Mitglieder der Freiheit und der Menschenrechte beraubte. Dem wirkte der Heilige laut Schick entgegen, „er entzündete den Glauben an Jesus Christus in Europa neu, in dem die Menschen in Friede und Freiheit, Vertrauen und Hoffnung leben können.“ Schick erinnerte an ein Wort, das bei der Heiligsprechung von Dominikus im Jahr 1234 eine Rolle spielte: „Als der Glaube an Jesus Christus und die Nächstenliebe in Europa zu erlöschen drohte, sandte Gott seinen Diener Dominikus.“
„Wir brauchen eine Neuevangelisierung!“
Eine Erneuerung des Glaubens ist nach den Worten des Erzbischofs auch jetzt im 21. Jahrhundert nötig. „Ganz besonders in Westeuropa und somit auch bei uns in Deutschland geht das christliche Leben mit allen seinen Segnungen für die Menschen zurück“, so der Oberhirte: „Wir brauchen eine Neuevangelisierung!“ Gott sei Dank wachse aber die Kirche, besonders in Afrika und Asien.
So wie auch zur Zeit des heiligen Dominikus drehten sich derzeit viele in der Kirche zu sehr um sich selbst und ihre eigenen Befindlichkeiten, befassten sich mit Themen, die im Evangelium keine oder kaum eine Rolle spielten, fragten nach ihrer Relevanz in der Gesellschaft und nach ihrer Position in der Kirche, beschäftigten sich mit Strukturveränderungen, mit Geld und Gut. „Eine Kirche, die in ihrer eigenen Blase lebt, ist unwirksam für die Menschen“, sagte der Erzbischof. Die Botschaft des Evangeliums müsse in die Welt getragen werden, so wie es der heilige Dominikus mit seinen Brüdern und Schwestern tat. „Dazu müssen wir als Kirche im 21. Jahrhundert authentisch sein und müssen leben, was wir predigen“, so Schick.
Der heilige Dominikus ist vor 800 Jahren, am 6. August 1221, in Bologna gestorben. Als Gründer des Dominikanerordens hat er maßgeblich zur Missionierung und Evangelisierung im europäischen Raum beigetragen. Der Orden hat sich weltweit verbreitet. In Deutschland gibt es heute 20 Dominikanerklöster und ‑konvente. Auch das 1356 gegründete Heilig-Grab-Kloster in Bamberg hat eine lange Dominikanische Tradition. 1803 wurde es im Zuge der Säkularisation als aufgehoben erklärt. 1926 wiederbegründet beherbergt es bis heute Dominikanerschwestern und ist Versammlungsort der Dominikanischen Laiengemeinschaft vom Heiligen Grab.