Kunst­sti­pen­di­um Bam­berg 2021

Sti­pen­dia­tin Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath im Interview

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Johanna Knefelkamp-Storath beim Tanzen. Foto: Christoph Lilge.
Das Kunst­sti­pen­di­um Bam­berg geht 2021 an Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath. Zusam­men mit ihrem cont­weed­ance­coll­ec­ti­ve betreibt sie zeit­ge­nös­si­schen Tanz. Das Kol­lek­tiv aus Tänzer*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen arbei­tet dar­an, die­ser in Bam­berg noch wenig bekann­ten Kunst­rich­tung mehr Auf­merk­sam­keit zu ver­schaf­fen. Ent­spre­chend kommt das Sti­pen­di­um sehr gele­gen. Im jähr­li­chen Wech­sel wird es von Stadt und Land­kreis Bam­berg aus­ge­schrie­ben und 2021 zum sieb­ten Mal ver­ge­ben. Für das mit 9.000 Euro dotier­te Sti­pen­di­um 2021 hat­ten sich drei­zehn Kunst­schaf­fen­de beworben.

Die Jury besteht aus Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Sie­ben­haar, Land­rat Johann Kalb, Olga See­ha­fer (Kunst­sti­pen­dia­tin 2020), Vie­ra Janá­re­ko­vá (E.T.A.-Hoffmann-Preisträgerin 2020) und Nina Lorenz (Thea­ter im Gärt­ner­vier­tel). Ein­stim­mig fiel die Ent­schei­dung für Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath aus. „Sie ist eine Sti­pen­dia­tin, die ganz neu­es Ter­rain betritt und Außer­ge­wöhn­li­ches wagt”, fass­te Ulri­ke Sie­ben­haar die Brgrün­dung der Jury zusam­men, „Zeit­ge­nös­si­scher Tanz ist in Bam­berg eine unter­re­prä­sen­tier­te Kunst­form. Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath setzt sich mit ihrem inter­na­tio­na­len Netz­werk und ihren eige­nen Pro­jekt­an­sät­zen für die Eta­blie­rung einer neu­en Tanz­sze­ne in Bam­berg ein.” Wir haben mit Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath gesprochen.


Frau Kne­fel­kamp-Sto­rath, wie haben Sie auf den Erhalt des Sti­pen­di­ums reagiert?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: Ich war ganz über­rascht, weil ich mich schon ein paar Mal ohne Erfolg bewor­ben hat­te. Der Anruf aus dem Rat­haus hat mich dann rich­tig erwischt. Ich hat­te gera­de mei­ne klei­ne Toch­ter zum Schla­fen hin­ge­legt und mich so laut über das Sti­pen­di­um gefreut, dass sie sofort wie­der auf­ge­wacht ist. Im einen Arm hat­te ich das schrei­en­de Kind, am Ohr das Tele­fon. Auf jeden Fall ist das Sti­pen­di­um eine gro­ße Ehre für mich und gera­de in die­sen Zei­ten auch ein klei­nes Rettungsboot.

Ich fin­de es ein­fach sehr gut, dass Bam­berg sich traut, die Kunst­form des zeit­ge­nös­si­schen Tan­zes zu unter­stüt­zen, die hier noch nicht viel Unter­stüt­zung bekom­men hat. Das stärkt mich in mei­ner Moti­va­ti­on wei­ter­zu­ma­chen. Aber obwohl da mein Name drauf­steht, bin ich natür­lich nicht allei­ne, son­dern habe unglaub­li­che Unter­stüt­zung durch mei­ne Fami­lie und Freun­de. Und bei cont­weed­ance­coll­ec­ti­ve habe ich ein tol­les Team mit Lau­ra Saum­we­ber, mit der ich das Kol­lek­tiv gegrün­det habe, und Gud­run Lan­ge, Lau­ra Scha­back­er, Katha­ri­na Mül­lerschön und der TANZWERKSTATT. Und gemein­sam mit Caro­la Streib als Unter­stüt­zung pla­nen wir vom 16. bis 18. Juli etwas ganz beson­de­res. Also save the date!

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath ist Kunst­sti­pen­dia­tin 2021. Foto: The­re­sa Friedrich

Stand es zuletzt um die Moti­va­ti­on nicht gut?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: Letz­tes Jahr hat der künst­le­ri­sche Arbeits­kreis FRANZ Kaf­kA sein Ende bekannt­ge­ge­ben, unter ande­rem aus man­geln­der Unter­stüt­zung sei­tens der Stadt. Der Ver­ein hat so viel Ener­gie und Arbeit inves­tiert, aber die Stadt hat nicht an ihn geglaubt. Die­ses Gefühl, dass die Stadt nicht hin­ter Kaf­kA steht, hat mich trau­rig gemacht. Sol­che Ent­wick­lun­gen kön­nen uns alle tref­fen. Das Sti­pen­di­um war mir dar­um auch inso­fern wich­tig, dass es mir gezeigt hat, dass die Stadt mich auf dem Schirm hat.


Trübt es ein wenig die Freu­de, dass die Stadt, von der man ein Kul­tur-Sti­pen­di­um erhält, nicht immer hin­ter ihrer Kul­tur steht?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: Das kann man ja im Prin­zip jeder Kom­mu­ne vor­wer­fen. Gro­ße Insti­tu­tio­nen wer­den immer geför­dert, klei­ne wer­den eher benutzt, um sich Kul­tur­stadt nen­nen zu kön­nen. Aber ich füh­le mich nicht schlecht, weil ich das Sti­pen­di­um bekom­men habe. Ich freue mich, dass zumin­dest irgend­was geför­dert wird.


War­um hat­ten Sie sich um das Sti­pen­di­um beworben?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: Ich hat­te mich schon zum vier­ten Mal bewor­ben, jedes Mal aus dem­sel­ben Grund: Ich hof­fe durch das Sti­pen­di­um, den zeit­ge­nös­si­schen Tanz in Bam­berg bekann­ter zu machen und mehr Auf­merk­sam­keit für ihn zu bekommen.


Was müss­te gesche­hen, um die Bekannt­heit des zeit­ge­nös­si­schen Tan­zes in Bam­berg zu steigern?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: An ers­ter Stel­le wür­de ich tat­säch­lich mehr Auf­merk­sam­keit von Pres­se­stel­len nen­nen. Das jun­ge Publi­kum kennt uns. Aber die etwas älte­re Gene­ra­ti­on, die die in Bam­berg noch Zei­tung liest, ist schwe­rer zu errei­chen. Denen wür­de ich total ger­ne zei­gen, was zeit­ge­nös­si­scher Tanz ist. Dazu wür­de es viel­leicht auch hel­fen, wenn die poli­ti­sche Pro­mi­nenz eine Auf­füh­rung von unse­rem Kol­lek­tiv, dem cont­weed­ance­coll­ec­ti­ve, besu­chen würden.


Ver­leiht das Sti­pen­di­um eine gewich­ti­ge­re Stim­me in der Bam­ber­ger Kulturszene?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: Ja. Ich ste­he schon mit dem Kul­tur­amt in Kon­takt, um zu bespre­chen, was man aus dem Sti­pen­di­um alles raus­ho­len könn­te. Es kom­men von der Stadt Ideen, wo, an wel­chen Tagen, zu wel­chen Ver­an­stal­tun­gen Tanz ein­ge­setzt wer­den könn­te. Ich bekom­me also schon nach kur­zer Zeit Anfragen.


Sie pla­nen der­zeit eine Solo­vor­stel­lung. Dar­in ver­su­chen Sie das Medi­um Video in den zeit­ge­nös­si­schen Tanz zu inte­grie­ren. Wie gehen die bei­den Aus­drucks­for­men zusammen?

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath: Coro­na hat mir klar gemacht, dass ich zur­zeit nicht in einer gro­ßen Grup­pe tan­zen kann und will. So kam mei­ne Über­le­gung auf, allein, bezie­hungs­wei­se mit mir selbst, zu tan­zen, indem ich zu Video-Auf­nah­men von mir beim Tan­zen tan­ze. Ich möch­te damit das The­ma “Iden­ti­tät” unter­su­chen und ver­su­chen her­aus­zu­fin­den, wie Video-Ele­men­te ein­ge­setzt wer­den kön­nen, um Emo­tio­nen oder Per­spek­ti­ven, die der Tanz schon zeigt, zu erwei­tern oder zu ver­tie­fen. Kann ein Video ein tan­zen­der Gegen­part sein? Gemein­sam mit dem Kame­ra­mann Micha­el Mir­wald und den Musi­kern Simon Manz und Max Kraus von Nomanz­land wer­de ich an einer Solo­vor­stel­lung bas­teln. Die Pre­mie­re ist für den Som­mer geplant.


Wei­te­re Informationen:

https://www.contweedancecollective.com/

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