Browse Tag

Bamberger Literaturfestival

Bam­ber­ger Literaturfestival

Erhard Dietl: Erfin­der der Olchis liest beim BamLit

Vie­le Kin­der ken­nen sie – die Olchis. Seit 33 Jah­ren erle­ben die klei­nen grü­nen Wesen Aben­teu­er in der gan­zen Welt. Am 21. März liest Erhard Dietl, der Schöp­fer der Olchis, beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val aus ihren Geschichten.

Die Olchis sind grün, klein und sehr stark, haben drei Hör­ner, mit denen hören kön­nen, sie essen ger­ne Müll und bloß nichts Fri­sches und leben in einer Groß­fa­mi­lie im Städt­chen Schmud­del­fing auf einem Müll­berg. Von dort aus haben sie in den 33 Jah­ren ihres Bestehens aller­lei Rei­sen unter­nom­men und Aben­teu­er erlebt. Erfun­den hat die Olchis einst der Münch­ner Zeich­ner und Autor Erhard Dietl.

Erhard Dietl
Die Olchis beim Essen, Gra­fik: Erhard Dietl

Sei­ne Ent­schei­dung, den künst­le­ri­schen Fokus auf Bil­der und Geschich­ten für Kin­der zu legen, fiel bereits 1970. „Ich stu­dier­te damals an der Kunst­aka­de­mie in Mün­chen und habe neben­her für Kin­der­zeit­schrif­ten gezeich­net“, sagt Erhard Dietl. „Damals trat mein heu­ti­ger Ver­lag an mich her­an, ich zeich­ne­te Buch­um­schlä­ge und illus­trier­te die ers­ten Kin­der­bü­cher. Da ich nicht nur zeich­ne­te, son­dern auch ganz gut Geschich­ten erzäh­len konn­te, erschie­nen Mit­te der 80er Jah­re die ers­ten eige­nen Kin­der­bü­cher und 1990 das ers­te Olchi-Buch „Die Olchis sind da“.

Es folg­ten zahl­rei­che wei­te­re Ver­öf­fent­li­chung, Thea­ter­stü­cke , CDs mit Olchi-Lie­dern wie „Krö­ten­furz und Pfan­nen­stiel“, ein Kino­film und sogar eine Pla­ne­ta­ri­ums-Show. Für die Geschich­ten eine Müll­hal­de als unüb­li­chen Haupt­hand­lungs­ort fest­zu­le­gen, sei dabei letzt­end­lich dem Wunsch der jun­gen Leser­schaft geschul­det gewe­sen. „Als ich die Olchis erschuf, dach­te ich an klei­ne Mons­ter­chen mit unge­wöhn­li­chen Eigen­schaf­ten, die auf der einen Sei­te wit­zig und frech sein soll­ten, und alles tun dür­fen, was Kin­dern ver­bo­ten ist. Sie neh­men sich alle Frei­hei­ten her­aus, pup­sen gern, sie waschen sich nie, neh­men Müll­bä­der und haben unge­wöhn­li­che Ess­ge­wohn­hei­ten. Zum ande­ren leben sie fried­fer­tig und tole­rant in der Gebor­gen­heit einer Groß­fa­mi­lie. Vie­les an den Olchis ist durch­aus mensch­lich. Die­se Mischung an Eigen­schaf­ten hat den Kin­dern gut gefal­len und auf Grund der posi­ti­ven Reso­nanz konn­te sich die olchi­ge Welt Jahr für Jahr weiterentwickeln.“

Und klar, Kin­der­bü­cher, deren Prot­ago­nis­ten sich nicht die Zäh­ne put­zen müs­sen, für die Sau­ber­keit und Ord­nung ein Graus ist, und die Spaß dar­an haben, im Matsch zu spie­len, kön­nen bei Kin­dern nur gut ankom­men. Hin­zu kommt die uni­ver­sel­le Ein­setz­bar­keit der grü­nen Wesen. So ver­las­sen sie in meh­re­ren der 34 Olchi-Bücher ihren Müll­berg, um zum Bei­spiel Piraten‑, Raumfahrt‑, Fußball‑, Geis­ter­ge­schich­ten und Zeit­rei­se­aben­teu­er zu durchleben.

Gibt es bei so vie­len Erleb­nis­sen auch eine Moral der Geschich­te? „Die Olchis müf­feln, haben befremd­li­che Eigen­hei­ten und sehen gewöh­nungs­be­dürf­tig aus. Aber sie sind fried­fer­tig, klug, soli­da­risch und hilfs­be­reit, also durch­aus vorbildhaft.“

Befreun­det mit Paul Maar 

Am 21. März kommt Erhard Dietl mit die­sen Geschich­ten zum Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val. Im ETA Hoff­mann Thea­ter wird er aus einem sei­ner Olchi-Kin­der­bü­cher lesen. „Natür­lich wer­de ich auch etwas zeich­nen, die Olchis erklä­ren, und die hof­fent­lich zahl­rei­chen Fra­gen der Kin­der beant­wor­ten. Viel­leicht zei­ge ich auch noch einen klei­nen Zaubertrick.“

Der Auf­tritt beim Bam­Lit wird unter­des­sen Erhard Diet­ls zwei­te Lesung für das Fes­ti­val sein – auch wenn ihm sein Besuch in der Stadt in ers­ter Linie aus ande­ren Grün­den in Erin­ne­rung geblie­ben ist. „Paul Maar ist ein befreun­de­ter Kol­le­ge und ein groß­ar­ti­ger Gulasch­koch. Ich hof­fe, er ist Zuhause!“

Die lan­ge Kriminacht

Frie­de­ri­ke Schmöe liest beim BamLit

Fran­ken scheint eine gute Kulis­se für Kri­mi­nal­ge­schich­ten abzu­ge­ben. Allein in Bam­berg sind mit Frie­de­ri­ke Schmöe, Tho­mas Kas­tu­ra und Hel­mut Vorn­dran eine Autorin und zwei Autoren des Gen­res ansäs­sig. Beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val kom­men die drei am 17. März zu einer lan­gen Kri­mi­nacht in einem Auto­haus in Schlüs­sel­feld zusam­men und lesen aus ihren Wer­ken. Im Inter­view spricht Frie­de­ri­ke Schmöe über ihre Lesung und ihre aktu­el­le Ver­öf­fent­li­chung „Die Cranach-Verschwörung“.
Frau Schmöe, Sie lesen zum zwei­ten Mal beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val. Was ist das Beson­de­re am Bam­Lit für Sie?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Es ist inso­fern beson­ders, als dass ich vor eini­gen Jah­ren bei einer lite­ra­ri­schen Bus­tour durch Bam­berg mit­ge­macht habe – orga­ni­siert vom Bam­Lit. In einem Stadt­bus haben wir Orte abge­fah­ren, an denen Sze­nen mei­ner Kri­mis spie­len. Drau­ßen reg­ne­te es, im Bus waren alle Fens­ter beschla­gen, aber es war sehr schön.

Haben Sie Kon­takt mit den ande­ren bei­den Kri­mi­au­toren der lan­gen Kri­mi­nacht – Hel­mut Vorn­dran und Tho­mas Kastura?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ja, wir ken­nen uns gut. Wir haben auch einen gemein­sa­men Stamm­tisch mit nord­baye­ri­schen Kri­mi­au­toren – mal in Bam­berg, mal in Forch­heim und mal im Nürn­ber­ger Raum.

Über was wird da gesprochen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Wie bei jedem ande­ren Stamm­tisch auch reden wir meist über pri­va­te Sachen. Hin­zu kom­men noch Ver­lags­ge­schich­ten oder wir reden über aktu­el­le Projekte.

Pas­siert es, dass man sich zum Bei­spiel über neue Arten, jeman­den lite­ra­risch umzu­brin­gen, austauscht?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Kann sein, ja.

Wie vie­le Tote wird es geben, wenn eine Kri­mi-Autorin und zwei Kri­mi-Autoren einen Abend lang lesen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: (lacht) Gute Fra­ge! Bei Hel­mut Vorn­dran weiß man nie so genau – je nach dem, aus was er liest. Bei Tho­mas Kas­tu­ra neh­me ich an, dass er aus sei­nem Kri­mi „Schot­ten­kom­plott“ liest und da flie­gen schon ganz schön die Fet­zen. Und von mei­ner Sei­te gibt es einen Toten, schät­ze ich, auch wenn es mich eigent­lich mehr inter­es­siert, war­um jemand zum Mör­der wird.

Sie lesen aus „Die Cra­nach-Ver­schwö­rung“, das in der hie­si­gen Kunst­welt spielt. War­um haben Sie die­sen Hand­lungs­rah­men ausgesucht?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Bil­den­de Kunst hat mich, auch als Gegen­ge­wicht zur Lite­ra­tur, schon immer inter­es­siert, weil sie eine anders­ar­ti­ge Her­an­ge­hens­wei­se ist, die Welt dar­zu­stel­len und man in ihr Wirk­lich­keit auf unter­schied­li­che Wei­se erfah­ren kann. 2018 nahm ich an einem Work­shop zu Ver­bre­chen in der Kunst­welt teil. Dadurch war ich ange­fixt und kam letzt­lich auf die Idee für „Die Cranach-Verschwörung“.

Wel­che Ver­bre­chen sind der Kunst­welt zu eigen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Das The­ma Fäl­schung ist zum Bei­spiel sehr aus­ge­prägt. Teil­wei­se scheint es mir sogar so, dass Kunst­fäl­schen etwas Tren­di­ges bekom­men hat, weil es die Öffent­lich­keit toll fand, wie bestimm­te Fäl­scher Kri­ti­ker und Kunst­welt, die­se gan­zen Nasen, die den­ken, sie ken­nen sich aus, hin­ters Licht geführt haben.

Die titel­ge­ben­de Ver­schwö­rung bezieht sich also auf einen gefälsch­ten Cranach?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ich weiß nicht, ob wir soweit spoi­lern soll­ten, aber Lucas Cra­nach hat ja nicht all die Bil­der, unter denen sein Name steht, selbst gemalt. Vie­le stam­men von sei­nen Schü­lern und teil­wei­se ist nicht klar, von welchen.

„Die Cra­nach-Ver­schwö­rung“ ist der 15. Teil der Kri­mi-Rei­he um Pri­vat­de­tek­ti­vin Kat­in­ka Palfy. Ist sie am Ende des Buches noch die­sel­be? Was lernt man neu­es über sie?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Sie ist am Ende nie­mals die­sel­be wie am Anfang. So eine Seri­en­fi­gur braucht einen Sub­text, eine unter­schwel­li­ge Geschich­te, die immer wei­ter geführt wird. Ande­rer­seits darf man aber auch nicht zu viel ver­än­dern, weil die Leser genau die­se Figur wol­len. Sie wol­len immer wie­der der­sel­ben Figur begeg­nen. Dar­in liegt viel­leicht auch der Erfolg einer Serie.

Was ist die brenz­ligtse Szene?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Das ist ganz am Schluss auf der Fes­tung Rosen­berg in Kro­nach – aber mehr ver­ra­te ich nicht.

Ist der 16. Teil schon in Planung?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Er ist sogar fer­tig und wird wie­der in Bam­berg spie­len. Dies­mal wird es um Tou­ris­mus gehen und wie sich die Stadt dadurch verändert.

Sie schrei­ben auch Fan­ta­sy­ro­ma­ne, Kin­der­bü­cher und Rei­se­füh­rer. Wie kann man so pro­duk­tiv sein?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ich den­ke, es liegt an einer Form von Freu­de und Offen­heit für die­se Arbeit und für Geschich­ten. Seit ich lesen kann, bin ich außer­dem Fan von Rät­sel- oder Aben­teu­er­ge­schich­ten – das hat mich nie losgelassen.

Haupt­säch­lich schrei­ben Sie jedoch Kri­mis. War­um die­ses Genre?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Es ist schon mein belieb­tes­tes Gen­re, also auch als Lese­rin. Ich mag die Idee, mich in Ver­stri­ckun­gen eines Falls zu ver­bei­ßen und mit­zu­rät­seln, wie es wei­ter­geht. Ich möch­te die Abgrün­de der Figu­ren ken­nen­ler­nen, ver­ste­hen, war­um sie tun, was sie tun. Das fin­de ich fast inter­es­san­ter als die Fra­ge, wer es war.

Was macht Bam­berg zu einem guten Pflas­ter für Krimis?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Ich den­ke, sei­ne Beschau­lich­keit. Die Idyl­le trügt ja bekannt­lich. Als ich mich im Jahr 2000 zum ers­ten Mal mit dem Gedan­ken trug, einen Bam­berg-Kri­mi zu schrei­ben, gab es das Fran­ken­kri­mi-Gen­re in dem Maße wie heu­te noch nicht. Aller­dings ging es mir manch­mal bereits so, dass ich durch die Stadt lief und mir dach­te, dass das alles eigent­lich zu schön ist, um wahr zu sein. Was hin­ter den pup­pen­stu­ben­mä­ßi­gen Fas­sa­den los ist, woll­te ich wis­sen. Man möch­te in jedem Kri­mi Fas­sa­den durchbrechen.

Apro­pos gutes Pflas­ter, ein Auto­haus scheint kein beson­ders guter Ort für eine Lesung zu sein. Kann da Stim­mung aufkommen?

Frie­de­ri­ke Schmöe: Das wer­den wir sehen. Es kommt auf das Publi­kum an, ob Stim­mung auf­kommt. Der Ort, an dem man liest, macht nicht allein eine gute Stim­mung für eine Lesung aus. Die Ver­bin­dung zu den Leu­ten ist wichtiger.

„Lesen ist so ver­dammt wichtig“

Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val 2022

Unter bes­se­ren Bedin­gun­gen als noch im letz­ten Jahr star­tet das Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val 2022 in sei­ne sieb­te Aus­ga­be. Vom 5. Mai bis 3. Juni fin­den sich über­re­gio­na­le und loka­le Autorin­nen und Autoren in Bam­berg ein, um aus ihren Wer­ken zu lesen. Pro­gramm-High­lights sind die aktu­el­le Trä­ge­rin des Deut­schen Buch­prei­ses Ant­je Rávik Stru­bel, Kolum­nist Max Goldt, Sön­ke Wort­mann und Rüdi­ger Safran­ski. Aber auch Bam­ber­ger Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern bie­tet das Pro­gramm viel Platz.

Aslı Hein­zel ist Lei­te­rin eines Buch­ge­schäfts in Bam­berg und Teil der Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val UG, die jähr­lich das Fes­ti­val im Auf­trag des Land­krei­ses aus­rich­tet. Außer­dem über­nimmt sie Mode­ra­tio­nen bei den Lesun­gen. Wir haben mit ihr über das Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val 2022 gesprochen.

Bamberger Literaturfestival
Aslı Hein­zel, Foto: S. Quenzer
Frau Hein­zel, wie hat sich die Orga­ni­sa­ti­on des Fes­ti­vals die­ses Jahr unter Coro­na-Bedin­gun­gen gestaltet?

Aslı Hein­zel: Nun, die Autor*innen für Bam­berg zu gewin­nen, war nicht die gro­ße Her­aus­for­de­rung. Alle wol­len und möch­ten wie­der live ihrem Publi­kum gegen­über­tre­ten und die Atmo­sphä­re vor Ort genie­ßen. Auf­grund der Pan­de­mie-Situa­ti­on im Novem­ber mit dem Qua­si-Lock­down für Ver­an­stal­tun­gen waren wir jedoch gezwun­gen, das fer­tig gebuch­te Pro­gramm noch ein­mal auf einen spä­te­ren Zeit­punkt im Mai und Juni zu ver­le­gen. Es war uns ein Anlie­gen, unse­rem Publi­kum eine mög­lichst nor­ma­le Situa­ti­on anbie­ten zu kön­nen, was sich bereits auf poli­ti­scher Ebe­ne ange­deu­tet hat­te und jetzt nun hof­fent­lich ab spä­tes­tens Anfang April Rea­li­tät wer­den wird.

Was hat es mit dem dies­jäh­ri­gen Mot­to „Weil Kul­tur sich bewährt“ auf sich?

Aslı Hein­zel: Kul­tur bewährt sich, weil Kul­tur sich bewäh­ren muss. Nichts hat in den letz­ten zwei Jah­ren der Pan­de­mie so sehr gelit­ten wie die Kul­tur, und zwar in allen erdenk­li­chen Spar­ten. Kul­tur ist wich­tig. Ich kann zwar nur aus der Sicht einer Buch­händ­le­rin spre­chen, aber zu lesen ist so ver­dammt wich­tig. Lesen erwei­tert unse­ren Hori­zont, es bil­det, wir ler­nen Din­ge durchs Lesen. Es erwei­tert unse­re Sicht auf die Welt, es ermög­licht uns, in Leben rein­zu­ge­hen, in die wir sonst nie Ein­bli­cke bekom­men würden.

Nach wel­chen Gesichts­punk­ten haben Sie die Aus­wahl der Autorin­nen und Autoren, die die­ses Jahr lesen, getroffen?

Aslı Hein­zel: Wir haben einer­seits geschaut, wen wir uns wün­schen – nach per­sön­li­chen Vor­lie­ben – ande­rer­seits haben wir dar­auf geach­tet, was an aktu­el­len The­men auf­zu­grei­fen ist. Her­aus­ge­kom­men ist, wie eigent­lich in jedem Jahr, eine brei­te Aus­wahl von Sach­buch­le­sun­gen wie „Hybris“ von Johan­nes Krau­se und Tho­mas Trap­pe, bei der es um Gene­tik geht, oder auch Dirk Stef­fens mit sei­nem Werk „Pro­jekt Zukunft“ zu Umwelt­schutz und Arten­ster­ben, über Bio­gra­phien, Bel­le­tris­tik und Musik­the­men. Und ein Schwer­punkt ist natür­lich auch das dies­jäh­ri­ge E.T.A. Hoff­mann Jahr zum 200.Todestag, das wir mit diver­sen Ange­bo­ten darstellen.

Im Pro­gramm sind deut­lich weni­ger Autorin­nen als Autoren dabei. Wie kam das?

Aslı Hein­zel: Die­se Fra­ge taucht, lei­der, jedes Jahr auf, ver­hält sich jedoch in der Tat so wie auch gesamt­ge­sell­schaft­lich. Wir schau­en, wel­che The­men wie besetzt wer­den kön­nen, ent­schei­den nach Ter­min­ver­füg­bar­keit, Anspruch und Inhalt und haben dann ein Pro­gramm. Eine Frau aus­zu­wäh­len, nur weil sie eine Frau ist, ist der fal­sche Ansatz. Und: Mit Tan­ja Kin­kel, Ant­je Rávik Stru­bel, Anne Ges­thu­sen, Sarah Straub, Julia­ne Stad­ler, Nadi­ne Luck, Hei­ke Mal­lad, Eva Mug­gen­tha­ler, Lara Schütz­sack, Julia­ne Pickel, Judith Allert, Anna Tau­be sowie Anna Albrecht und Susan­ne Rebscher haben wir doch eine gan­ze Rei­he von Erwach­se­nen- und Kin­der­buch­au­torin­nen im Pro­gramm! Und nicht zu ver­ges­sen: Das Bam­Lit-Team ist fest in weib­li­cher Hand mit mir, Rena­te Küh­horn und Gaby Heyder.

Auf der Home­page des Bam­Lit wird Klaus Stie­rin­ger immer noch als Mit­glied der Öffent­lich­keits­ar­beit des Fes­ti­vals ange­ge­ben. Möch­te man da nicht sagen: Aus­ge­rech­net er?

Aslı Hein­zel: Gegen­fra­ge: War­um nicht? Klaus Stie­rin­ger als Ver­tre­ter des Stadt­mar­ke­tings ist Mit­be­grün­der des Lite­ra­tur­fes­ti­vals und hat in den inzwi­schen sie­ben Jah­ren unse­rer ehren­amt­li­chen Arbeit ent­spre­chend genau­so posi­ti­ven Anteil wie alle ande­ren Betei­lig­ten. Das Lite­ra­tur­fes­ti­val ist dort poli­tisch, wo Autoren*innen zu Wort kom­men, nicht in der tat­säch­li­chen Arbeit.

Am 13. Mai liest die aktu­el­le Trä­ge­rin des Deut­schen Buch­prei­ses Ant­je Rávik Stru­bel. Ist sie der Star­gast des Festivals?

Aslı Hein­zel: Ja, das kann man sagen. Und sie war auch ganz ein­fach zu errei­chen. Letz­tes Jahr, kurz vor Weih­nach­ten, habe ich ihr ein­fach eine Email geschickt, ich wuss­te ja, dass sie Sti­pen­dia­tin in der Vil­la Con­cordia war, und gefragt, ob es denn nicht mög­lich
wäre, dass sie eine Lesung beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val 2022 macht. Sie ist hoch­sym­pa­thisch, beschei­den und ihr Buch „Blaue Frau“ über sexu­el­len Miss­brauch und Fremd­heit im eige­nen
Kör­per macht fix und fer­tig. Das ist ein Werk, das extrem unter die Haut geht. Und es spricht für sie, dass sie für das Lite­ra­tur­fes­ti­val extra noch ein­mal nach Bam­berg zurückkehrt.

Bamberger Literaturfestival
Max Goldt liest beim Bam­Lit am 19. Mai (Foto: Axel Mar­tens), Hel­mut Vorn­dran am 24. Mai (Foto: Andrea Hellmuth)
Mit Mar­tin Neu­bau­er, Nadi­ne Luck, Hel­mut Vorn­dran und Tho­mas Kas­tu­ra scheint ein Gesichts­punkt der Pro­gramm­zu­sam­men­stel­lung auch der gewe­sen zu sein, ört­li­ches Per­so­nal einzubinden.

Aslı Hein­zel: Ja, natür­lich. Das Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val 2022 ist ein Spie­gel aktu­el­ler Lite­ra­tur und dazu gehö­ren ein­hei­mi­sche Autor*innen genau­so wie über­re­gio­na­le. Hel­mut Vorn­dran liest aus sei­nem neu­en Kri­mi „Nat­tern­stei­ne“, Tho­mas Kas­tu­ra aus sei­ner Kri­mi­nal­ge­schich­te „Schot­tenster­ben“. Nadi­ne Luck macht eine Füh­rung für Kin­der, die Kanal­de­ckel­füh­rung. Das ist ein Spa­zier­gang, bei dem sie Abbil­dun­gen auf bestimm­ten Kanal­de­ckeln erklärt. Mar­tin Neu­bau­er ist ein gro­ßer Spe­zia­list für Lite­ra­tur der Roman­tik, ins­be­son­de­re der von E.T.A. Hoff­mann. Sein lite­ra­ri­scher Spa­zier­gang ver­folgt ent­spre­chend Hoff­manns Sta­tio­nen in Bamberg.

Beim Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val 2022 sind auch zwei lite­ra­ri­sche Debü­tan­ten aus dem Film­ge­schäft dabei. Schau­spie­ler Edgar Sel­ge und Regis­seur Sön­ke Wort­mann. Kön­nen Sie als Lite­ra­tur­ex­per­tin Wer­ke von fach­frem­den Autorin­nen und Autoren empfehlen?

Asli Hein­zel: Es über­rascht mich immer wie­der, dass, wie Sie es aus­drü­cken, fach­frem­de Schrei­ber­lin­ge her­vor­ra­gen­de Bücher her­vor­brin­gen und des­halb nicht umsonst in ganz Deutsch­land die Säle fül­len, wie es bei bei Edgar Sel­ge und Sön­ke Wort­mann der Fall ist. Sel­ge hat so ein star­kes und per­sön­li­ches Buch geschrie­ben, in dem er sei­ne schlim­me Kind­heit in den Nach­kriegs­jah­ren beschreibt. Auch das Buch von Sön­ke Wort­mann über einen Reden­schrei­ber, der sich in eine stum­me Frau ver­liebt, ist toll.

Und selbst wenn die lite­ra­ri­sche Qua­li­tät über­schau­bar wäre, hät­ten Sie zwei gro­ße Namen im Programm.

Asli Hein­zel: Wie gesagt: es ist kein Zufall, dass bei­de Autoren über­all in Deutsch­land auf gro­ße Reso­nanz sto­ßen und die Bücher sehr gute Ver­kaufs­zah­len haben. Natür­lich war es uns dann ein Anlie­gen, bei­de Her­ren auch nach Bam­berg zu holen. Unser Pro­gramm ist eine brei­te Mischung aus regio­na­len und loka­len Autor*innen mit klei­nem, fei­nen Ange­bot bis hin zu den gro­ßen Namen – das haben wir bewusst so gewählt und so gebucht.

Apro­pos gro­ßer Name: Der viel­leicht größ­te Name auf der Pro­gramm­lis­te ist Max Goldt. Aller­dings liest er in den Räum­lich­kei­ten einer Fir­ma in Hall­stadt. War es nicht mög­lich, ihn in einem Bam­ber­ger Haus unterzubringen?

Asli Hein­zel: Neben der Ter­min­ver­füg­bar­keit von Autor und Saal ist das Lite­ra­tur­fes­ti­val ja auch ein Fes­ti­val in Stadt und Land­kreis Bam­berg. Die Fir­ma Pfle­ger hat einen sehr schö­nen, gera­de erst fer­tig gestell­ten neu­en Saal, bes­tens geeig­net für den Autor. Inso­fern war­um nicht, wenn die Bam­ber­ger Säle ter­min­lich nicht zur Ver­fü­gung standen?

Wie sieht das Kin­der­pro­gramm 2022 aus?

Asli Hein­zel: Neben der schon erwähn­ten Kanal­de­ckel­füh­rung von Nadi­ne Luck haben wir Jochen Till mit sei­ner Kin­der-Buch­se­rie „Luzi­fer Juni­or“. Dann lesen Anna Albrecht und Susan­ne Rebscher aus ihrem Buch „Aben­teu­er Welt­erbe“ und Nadi­ne Schu­bert aus „Noch bes­ser leben ohne Plas­tik“. Und: Anläss­lich des E.T.A. Hoff­mann-Jah­res machen wir eine Ver­an­stal­tung mit dem E.T.A. Gym­na­si­um. Da haben wir eine tol­le Leh­re­rin, Frau Ell­ner von der Fach­schaft Musik, die mit Schü­le­rin­nen und Schü­lern vom Schul-Orches­ter einen musi­ka­li­schen E.T.A. Hoff­mann-Nach­mit­tag macht, zu dem Nev­fel Cum­art Tex­te von Hoff­mann liest.