Unter besseren Bedingungen als noch im letzten Jahr startet das Bamberger Literaturfestival 2022 in seine siebte Ausgabe. Vom 5. Mai bis 3.
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Bamberger Literaturfestival
Erhard Dietl: Erfinder der Olchis liest beim BamLit
Viele Kinder kennen sie – die Olchis. Seit 33 Jahren erleben die kleinen grünen Wesen Abenteuer in der ganzen Welt. Am 21. März liest Erhard Dietl, der Schöpfer der Olchis, beim Bamberger Literaturfestival aus ihren Geschichten.
Die Olchis sind grün, klein und sehr stark, haben drei Hörner, mit denen hören können, sie essen gerne Müll und bloß nichts Frisches und leben in einer Großfamilie im Städtchen Schmuddelfing auf einem Müllberg. Von dort aus haben sie in den 33 Jahren ihres Bestehens allerlei Reisen unternommen und Abenteuer erlebt. Erfunden hat die Olchis einst der Münchner Zeichner und Autor Erhard Dietl.

Seine Entscheidung, den künstlerischen Fokus auf Bilder und Geschichten für Kinder zu legen, fiel bereits 1970. „Ich studierte damals an der Kunstakademie in München und habe nebenher für Kinderzeitschriften gezeichnet“, sagt Erhard Dietl. „Damals trat mein heutiger Verlag an mich heran, ich zeichnete Buchumschläge und illustrierte die ersten Kinderbücher. Da ich nicht nur zeichnete, sondern auch ganz gut Geschichten erzählen konnte, erschienen Mitte der 80er Jahre die ersten eigenen Kinderbücher und 1990 das erste Olchi-Buch „Die Olchis sind da“.
Es folgten zahlreiche weitere Veröffentlichung, Theaterstücke , CDs mit Olchi-Liedern wie „Krötenfurz und Pfannenstiel“, ein Kinofilm und sogar eine Planetariums-Show. Für die Geschichten eine Müllhalde als unüblichen Haupthandlungsort festzulegen, sei dabei letztendlich dem Wunsch der jungen Leserschaft geschuldet gewesen. „Als ich die Olchis erschuf, dachte ich an kleine Monsterchen mit ungewöhnlichen Eigenschaften, die auf der einen Seite witzig und frech sein sollten, und alles tun dürfen, was Kindern verboten ist. Sie nehmen sich alle Freiheiten heraus, pupsen gern, sie waschen sich nie, nehmen Müllbäder und haben ungewöhnliche Essgewohnheiten. Zum anderen leben sie friedfertig und tolerant in der Geborgenheit einer Großfamilie. Vieles an den Olchis ist durchaus menschlich. Diese Mischung an Eigenschaften hat den Kindern gut gefallen und auf Grund der positiven Resonanz konnte sich die olchige Welt Jahr für Jahr weiterentwickeln.“
Und klar, Kinderbücher, deren Protagonisten sich nicht die Zähne putzen müssen, für die Sauberkeit und Ordnung ein Graus ist, und die Spaß daran haben, im Matsch zu spielen, können bei Kindern nur gut ankommen. Hinzu kommt die universelle Einsetzbarkeit der grünen Wesen. So verlassen sie in mehreren der 34 Olchi-Bücher ihren Müllberg, um zum Beispiel Piraten‑, Raumfahrt‑, Fußball‑, Geistergeschichten und Zeitreiseabenteuer zu durchleben.
Gibt es bei so vielen Erlebnissen auch eine Moral der Geschichte? „Die Olchis müffeln, haben befremdliche Eigenheiten und sehen gewöhnungsbedürftig aus. Aber sie sind friedfertig, klug, solidarisch und hilfsbereit, also durchaus vorbildhaft.“
Befreundet mit Paul Maar
Am 21. März kommt Erhard Dietl mit diesen Geschichten zum Bamberger Literaturfestival. Im ETA Hoffmann Theater wird er aus einem seiner Olchi-Kinderbücher lesen. „Natürlich werde ich auch etwas zeichnen, die Olchis erklären, und die hoffentlich zahlreichen Fragen der Kinder beantworten. Vielleicht zeige ich auch noch einen kleinen Zaubertrick.“
Der Auftritt beim BamLit wird unterdessen Erhard Dietls zweite Lesung für das Festival sein – auch wenn ihm sein Besuch in der Stadt in erster Linie aus anderen Gründen in Erinnerung geblieben ist. „Paul Maar ist ein befreundeter Kollege und ein großartiger Gulaschkoch. Ich hoffe, er ist Zuhause!“
- März 18, 2023
- Autor: Sebastian Quenzer
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Die lange Kriminacht
Friederike Schmöe liest beim BamLit
Franken scheint eine gute Kulisse für Kriminalgeschichten abzugeben. Allein in Bamberg sind mit Friederike Schmöe, Thomas Kastura und Helmut Vorndran eine Autorin und zwei Autoren des Genres ansässig. Beim Bamberger Literaturfestival kommen die drei am 17. März zu einer langen Kriminacht in einem Autohaus in Schlüsselfeld zusammen und lesen aus ihren Werken. Im Interview spricht Friederike Schmöe über ihre Lesung und ihre aktuelle Veröffentlichung „Die Cranach-Verschwörung“.
Frau Schmöe, Sie lesen zum zweiten Mal beim Bamberger Literaturfestival. Was ist das Besondere am BamLit für Sie?
Friederike Schmöe: Es ist insofern besonders, als dass ich vor einigen Jahren bei einer literarischen Bustour durch Bamberg mitgemacht habe – organisiert vom BamLit. In einem Stadtbus haben wir Orte abgefahren, an denen Szenen meiner Krimis spielen. Draußen regnete es, im Bus waren alle Fenster beschlagen, aber es war sehr schön.
Haben Sie Kontakt mit den anderen beiden Krimiautoren der langen Kriminacht – Helmut Vorndran und Thomas Kastura?
Friederike Schmöe: Ja, wir kennen uns gut. Wir haben auch einen gemeinsamen Stammtisch mit nordbayerischen Krimiautoren – mal in Bamberg, mal in Forchheim und mal im Nürnberger Raum.
Über was wird da gesprochen?
Friederike Schmöe: Wie bei jedem anderen Stammtisch auch reden wir meist über private Sachen. Hinzu kommen noch Verlagsgeschichten oder wir reden über aktuelle Projekte.
Passiert es, dass man sich zum Beispiel über neue Arten, jemanden literarisch umzubringen, austauscht?
Friederike Schmöe: Kann sein, ja.
Wie viele Tote wird es geben, wenn eine Krimi-Autorin und zwei Krimi-Autoren einen Abend lang lesen?
Friederike Schmöe: (lacht) Gute Frage! Bei Helmut Vorndran weiß man nie so genau – je nach dem, aus was er liest. Bei Thomas Kastura nehme ich an, dass er aus seinem Krimi „Schottenkomplott“ liest und da fliegen schon ganz schön die Fetzen. Und von meiner Seite gibt es einen Toten, schätze ich, auch wenn es mich eigentlich mehr interessiert, warum jemand zum Mörder wird.
Sie lesen aus „Die Cranach-Verschwörung“, das in der hiesigen Kunstwelt spielt. Warum haben Sie diesen Handlungsrahmen ausgesucht?
Friederike Schmöe: Bildende Kunst hat mich, auch als Gegengewicht zur Literatur, schon immer interessiert, weil sie eine andersartige Herangehensweise ist, die Welt darzustellen und man in ihr Wirklichkeit auf unterschiedliche Weise erfahren kann. 2018 nahm ich an einem Workshop zu Verbrechen in der Kunstwelt teil. Dadurch war ich angefixt und kam letztlich auf die Idee für „Die Cranach-Verschwörung“.
Welche Verbrechen sind der Kunstwelt zu eigen?
Friederike Schmöe: Das Thema Fälschung ist zum Beispiel sehr ausgeprägt. Teilweise scheint es mir sogar so, dass Kunstfälschen etwas Trendiges bekommen hat, weil es die Öffentlichkeit toll fand, wie bestimmte Fälscher Kritiker und Kunstwelt, diese ganzen Nasen, die denken, sie kennen sich aus, hinters Licht geführt haben.
Die titelgebende Verschwörung bezieht sich also auf einen gefälschten Cranach?
Friederike Schmöe: Ich weiß nicht, ob wir soweit spoilern sollten, aber Lucas Cranach hat ja nicht all die Bilder, unter denen sein Name steht, selbst gemalt. Viele stammen von seinen Schülern und teilweise ist nicht klar, von welchen.
„Die Cranach-Verschwörung“ ist der 15. Teil der Krimi-Reihe um Privatdetektivin Katinka Palfy. Ist sie am Ende des Buches noch dieselbe? Was lernt man neues über sie?
Friederike Schmöe: Sie ist am Ende niemals dieselbe wie am Anfang. So eine Serienfigur braucht einen Subtext, eine unterschwellige Geschichte, die immer weiter geführt wird. Andererseits darf man aber auch nicht zu viel verändern, weil die Leser genau diese Figur wollen. Sie wollen immer wieder derselben Figur begegnen. Darin liegt vielleicht auch der Erfolg einer Serie.
Was ist die brenzligtse Szene?
Friederike Schmöe: Das ist ganz am Schluss auf der Festung Rosenberg in Kronach – aber mehr verrate ich nicht.
Ist der 16. Teil schon in Planung?
Friederike Schmöe: Er ist sogar fertig und wird wieder in Bamberg spielen. Diesmal wird es um Tourismus gehen und wie sich die Stadt dadurch verändert.
Sie schreiben auch Fantasyromane, Kinderbücher und Reiseführer. Wie kann man so produktiv sein?
Friederike Schmöe: Ich denke, es liegt an einer Form von Freude und Offenheit für diese Arbeit und für Geschichten. Seit ich lesen kann, bin ich außerdem Fan von Rätsel- oder Abenteuergeschichten – das hat mich nie losgelassen.
Hauptsächlich schreiben Sie jedoch Krimis. Warum dieses Genre?
Friederike Schmöe: Es ist schon mein beliebtestes Genre, also auch als Leserin. Ich mag die Idee, mich in Verstrickungen eines Falls zu verbeißen und mitzurätseln, wie es weitergeht. Ich möchte die Abgründe der Figuren kennenlernen, verstehen, warum sie tun, was sie tun. Das finde ich fast interessanter als die Frage, wer es war.
Was macht Bamberg zu einem guten Pflaster für Krimis?
Friederike Schmöe: Ich denke, seine Beschaulichkeit. Die Idylle trügt ja bekanntlich. Als ich mich im Jahr 2000 zum ersten Mal mit dem Gedanken trug, einen Bamberg-Krimi zu schreiben, gab es das Frankenkrimi-Genre in dem Maße wie heute noch nicht. Allerdings ging es mir manchmal bereits so, dass ich durch die Stadt lief und mir dachte, dass das alles eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein. Was hinter den puppenstubenmäßigen Fassaden los ist, wollte ich wissen. Man möchte in jedem Krimi Fassaden durchbrechen.
Apropos gutes Pflaster, ein Autohaus scheint kein besonders guter Ort für eine Lesung zu sein. Kann da Stimmung aufkommen?
Friederike Schmöe: Das werden wir sehen. Es kommt auf das Publikum an, ob Stimmung aufkommt. Der Ort, an dem man liest, macht nicht allein eine gute Stimmung für eine Lesung aus. Die Verbindung zu den Leuten ist wichtiger.
- März 12, 2023
- Autor: Sebastian Quenzer
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„Lesen ist so verdammt wichtig“
Bamberger Literaturfestival 2022
Unter besseren Bedingungen als noch im letzten Jahr startet das Bamberger Literaturfestival 2022 in seine siebte Ausgabe. Vom 5. Mai bis 3. Juni finden sich überregionale und lokale Autorinnen und Autoren in Bamberg ein, um aus ihren Werken zu lesen. Programm-Highlights sind die aktuelle Trägerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel, Kolumnist Max Goldt, Sönke Wortmann und Rüdiger Safranski. Aber auch Bamberger Vertreterinnen und Vertretern bietet das Programm viel Platz.
Aslı Heinzel ist Leiterin eines Buchgeschäfts in Bamberg und Teil der Bamberger Literaturfestival UG, die jährlich das Festival im Auftrag des Landkreises ausrichtet. Außerdem übernimmt sie Moderationen bei den Lesungen. Wir haben mit ihr über das Bamberger Literaturfestival 2022 gesprochen.

Frau Heinzel, wie hat sich die Organisation des Festivals dieses Jahr unter Corona-Bedingungen gestaltet?
Aslı Heinzel: Nun, die Autor*innen für Bamberg zu gewinnen, war nicht die große Herausforderung. Alle wollen und möchten wieder live ihrem Publikum gegenübertreten und die Atmosphäre vor Ort genießen. Aufgrund der Pandemie-Situation im November mit dem Quasi-Lockdown für Veranstaltungen waren wir jedoch gezwungen, das fertig gebuchte Programm noch einmal auf einen späteren Zeitpunkt im Mai und Juni zu verlegen. Es war uns ein Anliegen, unserem Publikum eine möglichst normale Situation anbieten zu können, was sich bereits auf politischer Ebene angedeutet hatte und jetzt nun hoffentlich ab spätestens Anfang April Realität werden wird.
Was hat es mit dem diesjährigen Motto „Weil Kultur sich bewährt“ auf sich?
Aslı Heinzel: Kultur bewährt sich, weil Kultur sich bewähren muss. Nichts hat in den letzten zwei Jahren der Pandemie so sehr gelitten wie die Kultur, und zwar in allen erdenklichen Sparten. Kultur ist wichtig. Ich kann zwar nur aus der Sicht einer Buchhändlerin sprechen, aber zu lesen ist so verdammt wichtig. Lesen erweitert unseren Horizont, es bildet, wir lernen Dinge durchs Lesen. Es erweitert unsere Sicht auf die Welt, es ermöglicht uns, in Leben reinzugehen, in die wir sonst nie Einblicke bekommen würden.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie die Auswahl der Autorinnen und Autoren, die dieses Jahr lesen, getroffen?
Aslı Heinzel: Wir haben einerseits geschaut, wen wir uns wünschen – nach persönlichen Vorlieben – andererseits haben wir darauf geachtet, was an aktuellen Themen aufzugreifen ist. Herausgekommen ist, wie eigentlich in jedem Jahr, eine breite Auswahl von Sachbuchlesungen wie „Hybris“ von Johannes Krause und Thomas Trappe, bei der es um Genetik geht, oder auch Dirk Steffens mit seinem Werk „Projekt Zukunft“ zu Umweltschutz und Artensterben, über Biographien, Belletristik und Musikthemen. Und ein Schwerpunkt ist natürlich auch das diesjährige E.T.A. Hoffmann Jahr zum 200.Todestag, das wir mit diversen Angeboten darstellen.
Im Programm sind deutlich weniger Autorinnen als Autoren dabei. Wie kam das?
Aslı Heinzel: Diese Frage taucht, leider, jedes Jahr auf, verhält sich jedoch in der Tat so wie auch gesamtgesellschaftlich. Wir schauen, welche Themen wie besetzt werden können, entscheiden nach Terminverfügbarkeit, Anspruch und Inhalt und haben dann ein Programm. Eine Frau auszuwählen, nur weil sie eine Frau ist, ist der falsche Ansatz. Und: Mit Tanja Kinkel, Antje Rávik Strubel, Anne Gesthusen, Sarah Straub, Juliane Stadler, Nadine Luck, Heike Mallad, Eva Muggenthaler, Lara Schützsack, Juliane Pickel, Judith Allert, Anna Taube sowie Anna Albrecht und Susanne Rebscher haben wir doch eine ganze Reihe von Erwachsenen- und Kinderbuchautorinnen im Programm! Und nicht zu vergessen: Das BamLit-Team ist fest in weiblicher Hand mit mir, Renate Kühhorn und Gaby Heyder.
Auf der Homepage des BamLit wird Klaus Stieringer immer noch als Mitglied der Öffentlichkeitsarbeit des Festivals angegeben. Möchte man da nicht sagen: Ausgerechnet er?
Aslı Heinzel: Gegenfrage: Warum nicht? Klaus Stieringer als Vertreter des Stadtmarketings ist Mitbegründer des Literaturfestivals und hat in den inzwischen sieben Jahren unserer ehrenamtlichen Arbeit entsprechend genauso positiven Anteil wie alle anderen Beteiligten. Das Literaturfestival ist dort politisch, wo Autoren*innen zu Wort kommen, nicht in der tatsächlichen Arbeit.
Am 13. Mai liest die aktuelle Trägerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel. Ist sie der Stargast des Festivals?
Aslı Heinzel: Ja, das kann man sagen. Und sie war auch ganz einfach zu erreichen. Letztes Jahr, kurz vor Weihnachten, habe ich ihr einfach eine Email geschickt, ich wusste ja, dass sie Stipendiatin in der Villa Concordia war, und gefragt, ob es denn nicht möglich
wäre, dass sie eine Lesung beim Bamberger Literaturfestival 2022 macht. Sie ist hochsympathisch, bescheiden und ihr Buch „Blaue Frau“ über sexuellen Missbrauch und Fremdheit im eigenen
Körper macht fix und fertig. Das ist ein Werk, das extrem unter die Haut geht. Und es spricht für sie, dass sie für das Literaturfestival extra noch einmal nach Bamberg zurückkehrt.

Mit Martin Neubauer, Nadine Luck, Helmut Vorndran und Thomas Kastura scheint ein Gesichtspunkt der Programmzusammenstellung auch der gewesen zu sein, örtliches Personal einzubinden.
Aslı Heinzel: Ja, natürlich. Das Bamberger Literaturfestival 2022 ist ein Spiegel aktueller Literatur und dazu gehören einheimische Autor*innen genauso wie überregionale. Helmut Vorndran liest aus seinem neuen Krimi „Natternsteine“, Thomas Kastura aus seiner Kriminalgeschichte „Schottensterben“. Nadine Luck macht eine Führung für Kinder, die Kanaldeckelführung. Das ist ein Spaziergang, bei dem sie Abbildungen auf bestimmten Kanaldeckeln erklärt. Martin Neubauer ist ein großer Spezialist für Literatur der Romantik, insbesondere der von E.T.A. Hoffmann. Sein literarischer Spaziergang verfolgt entsprechend Hoffmanns Stationen in Bamberg.
Beim Bamberger Literaturfestival 2022 sind auch zwei literarische Debütanten aus dem Filmgeschäft dabei. Schauspieler Edgar Selge und Regisseur Sönke Wortmann. Können Sie als Literaturexpertin Werke von fachfremden Autorinnen und Autoren empfehlen?
Asli Heinzel: Es überrascht mich immer wieder, dass, wie Sie es ausdrücken, fachfremde Schreiberlinge hervorragende Bücher hervorbringen und deshalb nicht umsonst in ganz Deutschland die Säle füllen, wie es bei bei Edgar Selge und Sönke Wortmann der Fall ist. Selge hat so ein starkes und persönliches Buch geschrieben, in dem er seine schlimme Kindheit in den Nachkriegsjahren beschreibt. Auch das Buch von Sönke Wortmann über einen Redenschreiber, der sich in eine stumme Frau verliebt, ist toll.
Und selbst wenn die literarische Qualität überschaubar wäre, hätten Sie zwei große Namen im Programm.
Asli Heinzel: Wie gesagt: es ist kein Zufall, dass beide Autoren überall in Deutschland auf große Resonanz stoßen und die Bücher sehr gute Verkaufszahlen haben. Natürlich war es uns dann ein Anliegen, beide Herren auch nach Bamberg zu holen. Unser Programm ist eine breite Mischung aus regionalen und lokalen Autor*innen mit kleinem, feinen Angebot bis hin zu den großen Namen – das haben wir bewusst so gewählt und so gebucht.
Apropos großer Name: Der vielleicht größte Name auf der Programmliste ist Max Goldt. Allerdings liest er in den Räumlichkeiten einer Firma in Hallstadt. War es nicht möglich, ihn in einem Bamberger Haus unterzubringen?
Asli Heinzel: Neben der Terminverfügbarkeit von Autor und Saal ist das Literaturfestival ja auch ein Festival in Stadt und Landkreis Bamberg. Die Firma Pfleger hat einen sehr schönen, gerade erst fertig gestellten neuen Saal, bestens geeignet für den Autor. Insofern warum nicht, wenn die Bamberger Säle terminlich nicht zur Verfügung standen?
Wie sieht das Kinderprogramm 2022 aus?
Asli Heinzel: Neben der schon erwähnten Kanaldeckelführung von Nadine Luck haben wir Jochen Till mit seiner Kinder-Buchserie „Luzifer Junior“. Dann lesen Anna Albrecht und Susanne Rebscher aus ihrem Buch „Abenteuer Welterbe“ und Nadine Schubert aus „Noch besser leben ohne Plastik“. Und: Anlässlich des E.T.A. Hoffmann-Jahres machen wir eine Veranstaltung mit dem E.T.A. Gymnasium. Da haben wir eine tolle Lehrerin, Frau Ellner von der Fachschaft Musik, die mit Schülerinnen und Schülern vom Schul-Orchester einen musikalischen E.T.A. Hoffmann-Nachmittag macht, zu dem Nevfel Cumart Texte von Hoffmann liest.
- Mai 2, 2022
- Autor: Sebastian Quenzer