Im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals kommt Tan Caglar mit seinem Buch „Rollt bei mir!: Wenn Träume laufen lernen“ zur Lesung in den
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Tan Caglar im Interview
„Rollt bei mir!: Wenn Träume laufen lernen“
Im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals kommt Tan Caglar mit seinem Buch „Rollt bei mir!: Wenn Träume laufen lernen“ zur Lesung in den Kulturboden Hallstadt. Wir durften ihn im Vorfeld interviewen.
Herr Caglar, mit Ihrem Buch „Rollt bei mir!: Wenn Träume laufen lernen“ kommen Sie zur Lesung in den Kulturboden Hallstadt. Wie sehr freuen Sie sich, beim zehnjährigen Jubiläum des Bamberger Literaturfestivals in diesem Jahr dabei zu sein?
Tan Caglar: Ich freue mich immer sehr, wenn es um meine Biografie geht, da diese natürlich nicht nur sehr nah an meinem Leben, sondern mein Leben ist. Dieses nun beim Literaturfestival teilen zu dürfen, ist eine große Freude.
Kennen Sie Bamberg und gefällt Ihnen die Stadt?
Tan Caglar: Ich mag die Gegend sehr. Nicht nur landschaftlich. Als großer Basketball-Fan, der ich schon immer war, kam ich nie an Bamberg vorbei 🙂
In Ihrem Buch, das 2019 erschienen ist, erzählen Sie Ihre Autobiografie. Wie kam Ihnen die Idee dazu?
Tan Caglar: Ich wurde immer öfter darauf angesprochen, meine Lebensgeschichte mal niederzuschreiben, da diese sehr bewegt war. Da gab es viele Facetten und Herausforderungen. Als mir bewusst wurde, dass es viele Menschen geben könnte, denen das etwas geben mag, hab ich mich dazu entschieden.
Möchten Sie den Leuten, die Ihre Lesung besuchen, eine Message mit auf den Weg
geben?
Tan Caglar: Ich glaube nicht, dass es meine Motivation Nr. 1 ist, Menschen Tipps zu geben. Das würde ich mir nicht erlauben, da jede Geschichte sehr individuell ist. Aber es ist schön zu sehen, dass Menschen aus meiner Geschichte immer mal was für sich mitnehmen können. Das wiederum motiviert mich sehr.
„Rollt bei mir!: Wenn Träume laufen lernen“ beschreibt auch Klischees über Menschen mit Behinderungen, übervorsichtige Mitbürger und Inklusionsprobleme. In Ihrer Eigenschaft als Comedian schreiben Sie darüber selbstverständlich mit einer guten Portion Humor. Wie wichtig ist Ihnen Humor im Alltag?
Tan Caglar: Humor ist für mich die wichtigste Sprache, um auch schwierige Themen zu transportieren. Er räumt Unsicherheit beim Gegenüber aus. Wenn wir auf Menschen treffen, die Humor haben oder eine gewisse Ironie, spüren wir oft eine gewisse Erleichterung. Diese Power hat Humor. Und einem selbst hilft es mindestens genauso, wenn nicht sogar mehr. Man darf auch nie vergessen: Humor ist aus dem Schmerz geboren.
Welche Veränderungen haben Sie seit Erscheinen Ihres Buches für Menschen mit Handicap beobachtet?
Tan Caglar: Insgesamt entwickelt sich die Inklusion in den letzten zehn Jahren sehr gut. Wir sind noch nicht so weit wie Amerika, Kanada oder England, aber das Bewusstsein entwickelt sich. Wenn mein Buch dazu einen kleinen Beitrag geleistet hat, wäre das ein großes Kompliment.
Gab es in Ihrem eigenen Leben auch Veränderungen seitdem und mit welchem Kapitel würden Sie Ihr autobiografisches Buch heute gerne ergänzen?
Tan Caglar: Als ich das Buch beendet hatte, war ich noch kein Schauspieler. Dieser Bereich deckt einen großen Teil meines Berufslebens ab. Ich würde ihn gerne nachreichen, da er mir viel gegeben hat. Vor allem die Menschen, die ich kennenlernen durfte.
Der Comedian Bülent Ceylan hat Ihr Buch mit einem Zitat auf dem Cover gewürdigt. Er ist in diesem Jahr auch als Autor zu Gast beim Bamberger Literaturfestival 2025. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Tan Caglar: Bülent hatte damals die „Bülent Ceylan Show“ auf RTL. Dort hatte er eine Rubrik, die nannte sich „Tolle Türken“. Zu dieser hat er mich eingeladen, weil er gesehen hat, dass ich Basketballer und Model war zu der Zeit. Also mit Comedy hatte ich noch nichts zu tun. In der Sendung hab ich dann Klimmzüge mit ihm und Kaya Yanar gemacht. Eine tolle Erfahrung.
Was verbindet Sie beide und was mögen Sie an Bülent Ceylan? Haben Sie seine neue Krimikomödie „Yallah, Mord!“ auch gelesen?
Tan Caglar: Bülent ist ein toller Mensch. Trotz, dass er einer unseren größten Comedians ist, ist er sehr bodenständig und keineswegs abgehoben. Immer freundlich, aber auf eine authentische Weise. Ich mag ihn sehr. Das neue Buch konnte ich noch nicht lesen, aber jetzt hab ich ja eins auf der Liste. Danke 🙂
Sie waren schon in unterschiedlichen Bereichen tätig: als Para-Basketballprofi, Motivationstrainer, Model, Stand-Up-Comedian und inzwischen auch als Schauspieler. Etwa in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ in der Rolle des Chirurgen Dr. Ilay Demir oder im Berliner Tatort in der Rolle von Malik Aslan in der Mordkommission. Welcher dieser Berufe sagt Ihnen am meisten zu und wo sehen Sie sich in Zukunft oder werden wir Sie sehen?
Tan Caglar: Das Ironische dabei ist, dass ich als Kind entweder Arzt oder Polizist werden wollte. Naja, jetzt kann ich wenigstens so tun, als ob 🙂 Was meine Zukunft bringt, kann ich noch nicht genau sagen. Wenn ich irgendwas in diesem Geschäft gelernt habe, dann dass alles unberechenbar ist. Es ist wie in jedem Beruf, wenn du erfolgreich sein willst, musst du dranbleiben und kämpfen. Ich starte dieses Jahr erstmal wieder als Comedian durch. Ich bin mit meinem neuen Programm „Der Teufel trägt Rollstuhl“ in ganz Deutschland unterwegs.
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Schwester Teresa liest beim Bamberger Literaturfestival
Von ungläubig zu unglaublich
von Manuel Werner
Diese Frau ist in seit mehr als vierzig Jahren in zahlreichen Funktionen unterwegs. Nach 18 Jahren, in denen sie als bis dahin nicht getaufte Jugendliche auf dem Weg zum Abitur hauptsächlich Leistungssportlerin war, ist sie seit ihrer Bekehrung mittlerweile Komponistin, Sängerin, Rapperin, Malerin, leidenschaftliche Köchin, Speakerin – und vor allem: Nonne. Ohne Unterlass schreibt sie zudem seit fast 30 Jahren Bücher. Am 19. Februar liest Schwester Teresa beim Bamberger Literaturfestival aus ihrem Buch „Vom Leben begeistert“, eine Überraschung wie eine Gesangseinlage ist nicht ausgeschlossen.
Sie lässt sich von Gott leiten. Jeden Tag, jede Nacht. Seit jener Nacht im Sportinternat, als Gott in ihr Leben trat, ihre Sportkarriere beendete und für ihre Bekehrung sorgte und dafür, dass Teresa Zukic seitdem so vieles erlebte und bewirkte. Ihr 30. Buch entstand als Geburtstagsbuch, es erschien am 1. August vergangenen Jahres, vier Tage vor ihrem 60. Geburtstag. Innerhalb von zehn Tagen galt es, 18 Kapitel zu schreiben. Wie kam es dazu? Wie läuft es ab, wenn ein neues Buch entsteht? Sie stimmt mit dem Verlag ab, was die Botschaft des Buches sein soll – und los geht’s. Mit diesem 30. Buch ist sie am 19. Februar im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals in der Sparkasse Bamberg zu erleben. „Vom Leben begeistert“, so der Titel, ist eines von vier Büchern, die sie 2024 schrieb. Das neueste entstand im Herbst 2024, mit 12 Kapiteln, wovon neben Anekdoten und Mantras jedes Kapitel ein von ihr gemaltes Bild und ein Rezept enthält. Die 12 Bilder gibt es seitdem auch als Postkarten, auf Tassen, auf Leinwand und sogar auf Decken.
Bekehrung – vom Sport zu Gott
In Kroatien geboren, kam Dana Zukic mit sechs Jahren 1970 nach Deutschland. Ihr Vater Rasim war Fußballer und kickte beim FV 09 Weinheim, außerdem in Darmstadt. Sie kam mit ihrem jüngeren Bruder und ihrer Mutter nach und wurde im Sportverein angemeldet. „Mama meinte, wenn ich im Sportverein bin, lerne ich schnell Kinder kennen“, was dazu führte, dass Dana Zukic schnell Deutsch lernte und darüber hinaus eine sehr erfolgreiche Sportlerin wurde. Zunächst war sie im Kunstturnen aktiv und wurde hessische Meisterin am Schwebebalken. Später ging sie in die Leichtathletik und wurde Fünf- und später Siebenkämpferin. Auch dort stellten sich große Erfolge ein, auf dem Höhepunkt wurde sie badische Meisterin im Fünfkampf. Mit 16 Jahren ging sie ins Sportinternat nach Bad Sooden-Allendorf, trainierte neben der Schule vierzig Stunden in der Woche.

Bis dahin sprach nichts dafür, dass sie einmal im Auftrag Gottes Deutschland und die Nachbarländer bereisen würde. Sie war weder getauft noch gläubig, hatte mit Gott, Kirche oder Bibel keinerlei Berührungspunkte. Bis sie in einer Nacht aufwachte und das Rezept, ihre Lieblingsband Queen auf dem Walkman zu hören, nicht wirkte. Sie habe gedacht „lies was, vielleicht wirst du wieder müde“ und griff sich ein Buch aus einem Stapel, den ihre Zimmermitbewohnerin weggeben wollte. Und das Buch, das ihr in die Hand kam, war die Bibel. Beim Aufschlagen landete sie bei der Bergpredigt. Und beim Satz „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“. Und schließlich bei „Wenn jemand dich auf die eine Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin.“
Die Bergpredigt hatte Wirkung, wie sich am nächsten Tag bei einem Basketballspiel zeigen sollte. Nach einem Foul an ihr reagierte sie anders als sie es früher getan hätte. „Normalerweise hätte ich Revanche genommen“, in diesem Fall allerdings gab es Handshake mit der Gegnerin und keinen Drang in diesem Spiel, es der Gegnerin heimzuzahlen.
Die Sportkarriere endete mit dem Abitur, kurz nachdem sie sich in der Osternacht 1984 hatte taufen lassen. Anschließend machte Dana Zukic zunächst ein freiwilliges soziales Jahr und ging anschließend zu den Vinzentinerinnen in Fulda ins Kloster.
Während ihres freiwilligen sozialen Jahres im Familienferienheim Michaelshof in der Rhön bekam sie das Buch „Die Armen sind unsere Herren“ des französischen Priesters Vinzenz von Paul in die Hände. „Das hat mich fasziniert, ich wollte ja nahe bei den Menschen sein. Und dann bin ich später zu den Vinzentinerinnen gegangen.“ Im Familienferienheim entdeckte sie, dass sie mehr als Sport kann. Sie hat mit den Kindern gemalt, gesungen und gebastelt, aber auch viele Ausflüge mit ihnen gemacht.
Bei den Vinzentinerinnen standen zunächst 10 Tage Einzel-Exerzitien an, um zu zeigen, dass sie geeignet war für ein Leben mit und für Gott. Während der Meditationen kamen ihr immer wieder Gedanken, die sie notierte. Nach den 10 Tagen hatte sie etwa 1000 Gedanken beieinander, aus denen später das Buch „Die kleine Nonne“ entstand. Dana Zukic wurde zu Schwester Teresa, angelehnt an Therese von Lisieux.
Sie machte eine Ausbildung zur Altenpflegerin und studierte später Religionspädagogik an der Katholischen Hochschule Mainz. Danach war sie als Gemeindereferentin in Hanau in einem sozialen Brennpunkt tätig. „Da habe ich mich vor allem der Kids angenommen und mit ihnen das gemacht, was ich immer gemacht habe. Fußballspielen, Basketballspielen und Skateboard fahren.“ Auch ihre ersten Musicals entstanden in dieser Zeit und sie war mit rund einhundert Kindern mit einem Musical beim Katholikentag – die Kids haben gerappt und Schwester Teresa kam auf dem Skateboard auf die Bühne, um mit den Kids abzuklatschen.
„Für diesen einen hat es sich gelohnt, in die Sendung zu gehen“
Im Zug auf dem Weg zu einem Besinnungstag, um dort ihre Bekehrungsgeschichte zu erzählen, saß sie mit zwei Damen im Zugabteil. Schwester Teresa setzte ihren Walkman auf und legte eine Kassette ein, die sie von ihren Kids erhalten hatte – und zuckte zusammen, als Guns N´ Roses loslegten. „Schwester, was hören sie denn da?“ fragte eine der mitreisenden Damen. „Nachdem Papst, Pille und Zölibat abgearbeitet waren, habe ich erzählt, wie ich zum Glauben kam, habe gesteppt und bin raus aus dem Abteil. Ich hatte nicht gewusst, dass es zwei Redakteurinnen von ‘Schreinemakers live´ waren.“ Im Anschluss kam eine Anfrage über das Bistum, ob die Nonne in die Sendung komme und somit hatte sie bei Margarethe Schreinemakers 1992 ihren ersten Fernsehauftritt. „Am Ende der Sendung hat sie mich noch gefragt, weil ich eine Leidenschaft fürs Steppen habe, ob ich für sie steppen würde. Da hab ich gesagt: ‘Für den lieben Gott tu ich alles´.“ Viele weitere Auftritte, wie in der Talkshow von Arabella Kiesbauer, bei Reinhold Beckmann oder Markus Lanz, folgten, und Begegnungen mit Jürgen von der Lippe, Maite Kelly, Anselm Grün oder Beate Uhse.
2004 war sie beim Quiz mit Jörg Pilawa und gewann gemeinsam mit Pfarrer Franz Reus 100.000 Euro. Im Anschluss mussten sie schweigen, bis die Sendung ausgestrahlt wurde, erinnert sie sich. „Und die Aufzeichnung war im Mai, die Ausstrahlung im Oktober.“ Im Zug nach Hause gingen beide in den Speisewagen, Schwester Teresa wollte sich ein Steak bestellen. Dann kam die Kellnerin zurück und meinte, sie fänden die Pfanne nicht. „Und ich sagte dann zum Pfarrer Franz. ‘Jetzt haben wir 100.000 Euro gewonnen und sie finden die Pfanne nicht. Das glaubt uns doch kein Mensch.´“

Nach ihrem Auftritt in der Talkshow von Markus Lanz bekam sie eine Mail von einem Mann, der in einem Internat missbraucht worden war und eigentlich mit Kirche, Schwestern und Pfarrern abgeschlossen hatte. Aber sie habe durch ihren Auftritt etwas bei ihm bewirkt, deshalb habe er ihr geschrieben. Anschließend korrespondierten die beiden ein Jahr lang, bis er meinte, er sei so weit, zu vergeben. Vergessen werde er nicht können, was passiert war, aber er würde vergeben, damit er frei würde. Die Menschen würden keine Entschädigung wollen, sondern in erster Linie, dass ihn geglaubt werde, so Schwester Teresa. „Und weil ich halt die Erfahrung gemacht habe, konnte ich immer über den Kirchturm schauen. Für diesen einen hat es sich gelohnt, in die Sendung zu gehen. Wenn mir ein Mensch begegnet und dann wieder Hoffnung hat, dafür hat sich doch mein ganzes Leben schon gelohnt. Und deswegen macht es so viel Freude was ich jeden Tag tun darf.“
Für ihr Engagement hat sie auch zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 2004 den Kulturpreis des Landkreises Bayreuth, 2013 das Bundesverdienstkreuz und 2023 den Bayerischen Verdienstorden. „Markus Söder hat mich dann zum Platz geführt, weil ich ja die letzte war, Zukic“, erinnert sie sich.
„Was privilegiert mich, keinen Krebs zu bekommen?“
Während der Zeit im Kloster in Hanau bemerkte sie, dass sie näher an den Menschen dran sein wollte. Mit den Strukturen war sie nicht immer einverstanden und brachte Ideen ein, wie der Orden sich mehr öffnen und sich mehr Nähe zu den Menschen herstellen ließe. Als die Generaloberin sie einige Zeit später dann einlud und genau das beginnen wollte, was Schwester Teresa längst vorgeschlagen hatte, hatte diese sich bereits entschieden, die Gemeinschaft zu verlassen und eine eigene Kommunität zu gründen. An Silvester 1993 hatte sie die Eingebung von Gott gehabt, eine eigene Gemeinschaft gemeinsam mit einem Pfarrer zu gründen.
Sie berichtete dies ihrem Beichtvater Pfarrer Franz, der in Pegnitz als Pfarrer tätig war, vor, beide sprachen beim Erzbistum Bamberg vor und dort war man einverstanden. So entstand an Pfingsten 1994 die „Kleine Kommunität der Geschwister Jesu“, die dann 17 Jahre in Pegnitz ansässig war und 2011 nach dem Ausscheiden in den Ruhestand von Pfarrer Franz nach Weisendorf umzog. Im vergangenen Jahr wurde das 30jährige Bestehen gefeiert. Ohne Pfarrer Franz, der 2023 86jährig verstorben war.
Schwester Teresa war auch in Pegnitz zunächst in der Kirchengemeinde als Gemeindereferentin tätig und unterrichtete in Grund- und Hauptschule. Sie brachte in der Kirchengemeinde auch alle zwei Jahre mit den Kindern ein eigenes Musical auf die Bühne, insgesamt neun Stück in den 17 Jahren. Daneben veranstaltete sie Kindergottesdienste mit 300 Kindern über 11 Jahre und betreute Chöre, schließlich begannen auch fünftägige Festivals mit bis zu 3000 Besuchern.
Als Pfarrer Franz 75 wurde und ein neuer Pfarrer in Pegnitz eingeführt wurde, zogen sie mit der Kommunität nach Weisendorf um, zu ihrem ehemaligen Kaplan Rebhan, der inzwischen Pfarrer war, um weiter mit ihm zusammenarbeiteten. Schwester Teresa war zu dieser Zeit schon oft zu Vorträgen unterwegs, 2011 nahm sie dann ein Jahr Auszeit in der Gemeinde, um alle Anfragen zu Vorträgen abzuarbeiten. In diesem Sabbatjahr hatte sie 156 Vorträge. Seitdem ist sie freigestellt vom Erzbistum für Vorträge, arbeitet noch sechs Stunden in der Pfarrei als Gemeindereferentin, ansonsten ist sie hauptsächlich als Rednerin unterwegs und schreibt Bücher.

In allen deutschsprachigen Ländern war sie seitdem zu Vorträgen eingeladen, sprach auf Wirtschaftstagen, zum Beispiel in Bamberg, auf Landfrauentagen, in Schulen, in Betrieben oder auf Zahnarztkongressen. „Und das war für mich so spannend, jeden Tag woanders.“ Zwischen 2011 und 2019 fuhr sie insgesamt 500.000 Kilometer, hatte 200 Vorträge im Jahr, schrieb 2019 noch 4 Bücher und nahm eine CD mit den „Stimmen der Berge“ auf. Deren Manager wollte eine moderne Kirchen-CD machen. Dann saßen der Musiker und sie an ihrem Schreibtisch und innerhalb von 24 Stunden hatten sie das Album aus seiner Musik und ihren Texten fertig. Sie wollten dann 2020 auf große Tournee, im Januar begann diese auch. „Und dann kam Corona.“
Pause.
„Und dann kam meine Krebserkrankung. Mitten in Corona plötzlich die Diagnose Gebärmutterhalskrebs. Bösartig. Die erste Klinik gab mir wenig Hoffnung.“ Ihre Reaktion darauf war ungewöhnlich: „Warum ich nicht? Was privilegiert mich, keinen Krebs zu bekommen?“
Nachdem sie es erfahren hatte, erinnerte sie sich an eine Ärztin, bei der sie einen Vortrag gehalten hatte. Sie schrieb diese über Facebook an und bekam umgehend einen Rückruf. „‘Teresa, als du bei mir den Vortrag gehalten hast, habe ich dir doch einen Arzt vorgestellt‘, sagte sie.“ Dieser Arzt, Dr. Jalid Sehouli, ist Spezialist auf diesem Gebiet in der Berliner Charité und rief Schwester Teresa nach Vermittlung von Frau Dr. Heidi Massinger-Biebl am folgenden Tag an. „Das war meine Rettung.“ Nach eingehender Untersuchung in Berlin wurde eine Operation für den Buß- und Bettag 2020 geplant. Dann brach am Wochenende vorher der Tumor auf, Schwester Teresa hatte unglaubliche Schmerzen. Dies führte dazu, dass die Operation um zwei Tage auf Montag, den 16. November 2020, vorgezogen wurde. Die Rettung! Und für sie der zweite Geburtstag. Denn am Dienstag wurde dann aufgrund der Corona-Pandemie beschlossen, dass keine Operationen mehr durchgeführt werden dürfen. Sie ist auch für diese Erfahrung dankbar. Sie ließ sich nicht unterkriegen, ging offen mit der Krankheit um, zeigte sich auch mit Glatze. Und sie schrieb während der Krankheit 4 Bücher und 2 Kochbücher. „Ich vertrug während der Chemotherapie ja nicht mehr alles an Essen und habe meinem Doktor Fotos vom Kochen geschickt. Und er hat auch mir Fotos vom Kochen geschickt.“ So merkten beide von ihrer gemeinsamen Leidenschaft und der Herder-Verlag motivierte sie zum ersten gemeinsamen Kochbuch. Dann folgte das zweite beim Kneipp-Verlag. „Das Kochen hat mir die Lebensfreude wieder gebracht.“
Gesangseinlage beim Literaturfestival? „Warum nicht.“
Ihr zweites Buch nach „Die kleine Nonne“ war bereits ihre erste Biografie. Es entstand, als sie gebeten wurde, 10 Seiten zu ihrer Bekehrungsgeschichte zu schreiben. Da die Lektoren so begeistert vom Gelesenen waren, wurde Teresa gebeten, weitere 20 Seiten aus ihrem Leben zu schreiben – nach mehreren Erweiterungen wurde daraus letzten Endes 1999 ihre erste Biografie „Das Skateboard Gottes“. Eine erweiterte Biografie folgte später unter dem Titel „Na toll, lieber Gott“, die auch mehrmals erweitert wurde. Im vergangenen Jahr nun erschien neben einer erneuten Erweiterung zum 60. Geburtstag das Buch „Vom Leben begeistert“. Ein Buch, das auch voller Anekdoten aus ihrem Leben ist.
Zum Untertitel „Über das Glück der besten Jahre“ ergibt sich die Frage, was denn für sie nach sechs Jahrzehnten Lebenserfahrung die besten Jahre sind. „Das sind die Jahre jetzt“, sagt sie, „die Jahre, über die ich in meinem aktuellen Buch vom ‘Nachmittag des Lebens´ spreche.“ Doch grundsätzlich seine alle Jahre die schönsten Jahre. Denn es gelte, aus allem das Beste zu machen. Dies habe sie sich schon seit ihrer Bekehrung vorgenommen. „Was dran ist, ist dran. Ich will immer das Beste geben, ob im Fernsehen, auf der Bühne oder in der Küche. Schon im Kloster habe ich mir gedacht, wenn man immer gleichermaßen gelassen sein könnte, egal ob viel oder wenig zu tun ist, ob in der Pflege, in der Küche oder beim Kloputzen, wenn man immer in der gleichen Verfassung sein könnte, das wäre eigentlich eine tolle Sache.“ Dann habe sie sich an Therese von Lisieux orientiert, deren Credo war, sie werde nie etwas heldenhaft Großes tun, sondern für das Kleine da sein. „Das glaube ich ist das Geheimnis dafür, dass jeder Tag ein Geschenk ist.“ Und seit ihrer überstandenen Krebserkrankung gelte dies umso mehr. Jedoch: „Das Beste kommt am Schluss“, meint sie, „wenn wir gehen, wenn das Ziel erreicht ist.“
In der kürzesten Zeit ihres literarischen Lebens, in zehn Tagen, habe sie die 18 Kapitel des „Geburtstagsbuchs“ geschrieben. „Es war irre. Und am Ende eines Kapitels habe ich immer ein Gedicht oder ein Gebet. Für ein Gedicht musste mir Pfarrer Franz helfen: ‘Ich werde immer bei dir sein´“, so Schwester Teresa. Der Titel lautet so wie ein Versprechen, das ihr der ein Jahr zuvor verstorbene langjährige Pfarrer auf seinem Sterbebett gegeben hat, als er sagte, dass er sich auf die Herrlichkeit freue und immer bei ihr sein werde. So ließ sie sich bei diesem Gedicht von ihm inspirieren.
Am 19. Februar kommt Schwester Teresa im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals nach Bamberg, ihre Lesung findet um 19.30 Uhr in der Sparkasse Bamberg statt. Auch eine Gesangeinlage sie im Zuge ihrer Lesung möglich. „Warum nicht?“, meint sie, die nicht nur singt, rappt, malt und schreibt, sondern auch noch leidenschaftlich gerne kocht.
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16. Januar bis 28. April 2025
Großes Programm: Zehn Jahre Bamberger Literaturfestival
Seit zehn Jahren bringt das Bamberger Literaturfestival verschiedenste Autor:innen verschiedenster Genres in die Stadt und in den Landkreis. Zum Jubiläum wird es eine Rekordzahl an Lesungen mit einigen großen Namen geben.
Auf Initiative von Kinderbuchautor Paul Maar startete 2016 das erste Bamberger Literaturfestival (BamLit). Kinder und Jugendliche dazu zu bringen, mehr Bücher zu lesen, war damals die übergeordnete Absicht.
Heute ist das BamLit zu einer landkreisweiten Veranstaltung gewachsen. Mit mehr als 50 Lesungen für Erwachsene und mehr als 40 für Kinder ist sein Programm im Jubiläumsjahr zudem so groß wie nie zuvor. „Wir wollten zum Zehnjährigen möglichst viele Kommunen im Landkreis durch Lesungen einbinden“, sagte Wolfgang Heyder, Geschäftsführer des organisierenden Veranstaltungsservices, im Landratsamt bei der Vorstellung des kommenden Literatur-Programms. „Und auch möglichst viele Bamberger Autoren dabei haben.“ Und Oberbürgermeister Andreas Starke fügte an: „Natürlich gibt es solche Festivals auch anderswo, aber kein Festival kann ein solches Profil und eine solche Vernetzung in einer Stadt vorweisen.“
Dazu passen die Publikumszahlen. Etwa 50.000 Besucher:innen hat das Festival in den bisherigen Jahren seines Bestehens angezogen. Und auch die wirtschaftliche Vernetzung des Festivals kann, und muss, sich sehen lassen. So bestreitet das BamLit etwa 35 Prozent seines Gesamtumsatzes aus Kartenverkäufen. Neben kommunalen Förderungen konnte man für den Rest der Zuwendungen erneut zahlreiche Sponsoren gewinnen.
Trotz der positiven Sponsorenlage „ist es aber nicht selbstverständlich, dass wir immer noch dabei sind“, sagte Wolfgang Heyder. Vor allem die Corona-Pandemie habe dem Festival auch noch bei seiner zurückliegenden, neunten Ausgabe zugesetzt. Nun blickt man aber nach vorne und hat sich zudem auch personell und optisch verändert. So ist Gaby Heyder von ihrer Stelle als Geschäftsführerin des Festivals zurückgetreten, um Helge Burmeister Platz zu machen. Und auch die optische Erscheinung der Veranstaltung und ihrer Onlinepräsenz wurde erneuert.
Fast 100 Lesungen
Beginnen wird das BamLIt 2025 am 15. Januar 2025 mit einer Eröffnungsveranstaltung bei Motor Nützel in Bamberg bei der die Schirmherrin Tanja Kinkel und der Schirmherr Nevfel Cumart das Programm vorstellen. Auf dessen Liste stehen einige bekannte Namen. So wird zum Beispiel Nora Gomringer lesen, Direktorin der Villa Concordia, John von Düffel, baldiger Intendant des ETA Hoffmann Theaters, Grünenpolitiker Jürgen Trittin, Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel, Luftfahrtexpertin Cordula Pflaum, Martin Sonneborn von Die Partei, Literaturkritiker Dennis Scheck und Philosophin Svenja Flaßpöhler. Die Stargäste des zehnten Bamberger Literaturfestivals sind Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und Fantasyautor Wolfgang Hohlbein.
Für jüngeres Publikum hat das BamLit Paul Maar – Erfinder des Sams –, Suza Kolb, Autorin von „Die Haferhorde“, Katja Brandis, die „Woodwalkers“ geschrieben hat, und, als verkaufsträchtigste Autorin des gesamten Festivals Kinderbuchautorin Cornelia Funke eingeladen.
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Literaturszene zu Gast in der Domstadt
9. Bamberger Literaturfestival
Bis zum 4. Mai sind beim Bamberger Literaturfestival auch in diesem Jahr wieder eine Vielzahl bekannter Autorinnen und Autoren zu Gast. Wir haben im Vorfeld die Autorin und Mitorganisatorin Tanja Kinkel getroffen und mit ihr über das Festival, ihre eigenen Lesungen und ihr neues Buch gesprochen.
Unter dem Titel „Jüdisches Bamberg – Stimmen aus Jahrhunderten“ fand am 21. Januar die Eröffnungsveranstaltung der 9. Ausgabe des Bamberger Literaturfestivals statt. „Diese Themenwahl war angesichts der aktuellen Ereignisse natürlich kein Zufall“, sagt Tanja Kinkel. „Durch die Auswahl der Literatur wollten wir zeigen, wie lange jüdische Geschichte auch hier in Bamberg besteht.“
Im Gespräch, mit Lesungen und Musik führten Tanja Kinkel, Nevfel Cumart, die Bamberger Rabbinerin Antje Yael Deusel, Rolf Bernhard Essig, Franz Tröger und Karin Dengler-Schreiber durch mehr als ein Jahrtausend jüdischer Geschichte und Gegenwart in Bamberg.
Erzählt wurden spannende, aber auch tieftraurige Geschichten über jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, zumeist in Briefwechseln. Etwa die Brautbriefe eines fränkischen Liebespaares aus Zeiten des Rokoko Mitte des 18. Jahrhunderts, das in seinen Briefen in blumiger Sprache umeinander warb und in Vorfreude auf eine Liebesehe in letzter Minute doch einen anderen Ort für die Hochzeit wählte, um in Sicherheit feiern zu können. Oder die Briefe der ehemaligen koscheren Metzgerei der Familie Kuhn in der Luitpoldstraße, die seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten immer stärkere Diskriminierung erlebte.
Auch von einem Rabbi, der sich bereits im 12. Jahrhundert auf die Seite der Frauenrechte stellte, gab es allerhand Interessantes zu berichten sowie von Dr. Adalbert Friedrich Marcus, dem zum Christentum konvertierten jüdischen Leibarzt des Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal, nach dem später unter anderem die heutige Markusbrücke benannt wurde. In dem nahegelegenen ehemaligen Krankenhaus hatte er erstmals die Pockenschutzimpfung eingeführt, mit E.T.A. Hoffmann in einem Lese- und Konzertverein zusammengearbeitet und schließlich die Altenburg gerettet, indem er sie damals kaufte und sanierte.
Im Gespräch mit Antje Yael Deusel konnten die Besucherinnen und Besucher zum Auftakt des Bamberger Literaturfestivals zudem mehr über die Aufgaben einer Rabbinerin und die Gegenwart der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erfahren. „Es war ein wichtiger Vormittag, emotionsgeladen und gefüllt mit spannenden Personen aus der jüdischen Stadtgeschichte“, resümiert Tanja Kinkel.
Neuer Band zum May’schen Orient „Tochter der Wüste“
Mit der Lesung der Titelgeschichte des Buchs „Tochter der Wüste“ ist die Autorin, Essayistin und promovierte Germanistin Tanja Kinkel am 9. Februar unterdessen selbst zu sehen. An dem Band über den Orient, wie ihn Karl May sich in seinen Romanen vorstellte, haben insgesamt sieben zeitgenössische Autorinnen und Autoren mitgewirkt. Unter Verwendung seiner Schauplätze und Figuren entstanden zehn neue Geschichten.

„Tochter der Wüste“ von Tanja Kinkel, nach der das Buch benannt ist, ist eine davon. In der Geschichte geht es um die Beduinenkriegerin Amscha, eine von Karl Mays eindrucksvollen Nebenfiguren, die jedoch nur ein einziges Mal in seinen Romanen auftaucht.
Tanja Kinkel, selbst ein großer Fan von Karl May, hat sich auf die Spuren des Geheimnisses von Amscha begeben. „Es ist schon etwas Besonderes, zumal wir den Karl-May-Verlag hier in Bamberg haben“, sagt sie. „Der Verlag macht seit einigen Jahren Projekte, in denen Autorinnen und Autoren von heute einen Blick auf die Figuren und Szenarien von Karl May werfen und ihren eigenen Beitrag aus ihrer Perspektive dazu erzählen. Die Bücher von Karl May, dem meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller aller Zeiten, habe ich schon als Kind gerne gelesen. Mit den Figuren, seien es die der in Amerika spielenden Geschichten oder die des Orient-Zyklus, bin ich aufgewachsen und habe sie auch lieb gewonnen. Die Romane aus dem 19. und 20. Jahrhundert haben so viele interessante und spannende Geschichten in sich, dass es schön sein kann, mit eigenen kleinen Beiträgen einen Schlüssel zu liefern, der neugierig auf dieses Universum macht.“
Über wen sie innerhalb des Orient-Zyklus schreiben wollte, war Tanja Kinkel ziemlich schnell klar. „Die Figur der Amscha tritt eigentlich nur in dem Roman „Durch die Wüste“ auf, ist aber eine der spannendsten Figuren von Karl May“, sagt Kinkel. „Da habe ich mir als Leserin oft die Frage gestellt, warum die Frau, die so interessant ist, nicht weiter vorkommt.“ Als sie vom Herausgeber Thomas Le Blanc gefragt wurde, ob sie bei dem Buchprojekt mitmachen möchte, war die Chance gekommen, die Geschichte von Amscha weiterzuschreiben. „Und ich kann auch jetzt schon verraten, dass sie, anders als in Karl Mays Geschichten, nicht umgebracht wird“, sagt sie und lacht. An dem Buch mitzuarbeiten, habe ihr sehr viel Freude bereitet. „Zudem hatte Karl May einen, wenn auch auf Grund seiner eigenen Geschichte leider nicht typischen, aber bemerkenswerten Humanismus, der es Wert macht, seine Geschichten weiterzuschreiben“, so die Autorin.
Programm mit Bandbreite und Fränkischer Autorennacht
Schon seit der Gründung des Bamberger Literaturfestivals ist die gebürtige Bambergerin und Wahl-Münchnerin Tanja Kinkel dabei, führt als Moderatorin durch die Eröffnung, stellt namhafte Autorinnen und Autoren vor, die beim Festival jährlich zu Gast sind, und liest auch aus ihren eigenen Büchern.
„Es ist eine Bereicherung, beim Literaturfestival dabei zu sein und Personen der Zeitgeschichte zu moderieren“, sagt sie. „Und es ist immer wieder schön, Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, sie durch die Stadt zu führen und ihnen Bamberg zu zeigen, ihre Eindrücke zu hören und sie dann später beim Vortrag zu erleben. Als Leserin war ich auch vorher schon immer sehr angetan von Lesungen. Aber wenn man mitverantwortlich ist, dass es ein Abend wird, der der Autorin oder des Autors des Buches auch würdig ist, das ist sehr aufregend und noch mal etwas anderes, als im Publikum zu sitzen. Wir hatten schon sehr namhafte Gäste hier, etwa Donna Leon, die ich gleich beim ersten Literaturfestival als Weltstar moderieren durfte oder die Nobelpreisträgerinnen Hertha Müller und Swetiana Alexeijewitsch.“
In diesem Jahr lesen unter anderem Tommy Jaud, Ursula Poznanski, Michael Nast und Gisela Schneeberger, die bereits zweimal den Grimme- und den Deutschen Fernsehpreis gewonnen hat. Jetzt im Februar werden der Schauspieler und Kabarettist Rainald Grebe und der Philosoph Julian Nida-Rümelin zu Gast sein. Darüber hinaus präsentieren Volker Heißmann und Martin Rassau ihre komödiantischen Erinnerungen, außerdem gibt es einen Abend zur Fränkischen Mundart und ein „Best of Poetry Slam“.
„Mit unserem Programm möchten wir eine große Bandbreite abbilden und auch Personen aus der Sportszene und regionale Autorinnen und Autoren mit einbinden. Neben dem Poetry-Slam gibt es daher auch die Fränkische Autorennacht“, erklärt Kinkel. Konnten über zwei Jahre hinweg in der Pandemie nur kleinere Ausgaben des BamLit stattfinden, präsentiert sich das Festival nun wieder in größerem Umfang. Dennoch musste man sich in den ersten Jahren keine Sorgen um die Sponsoren machen. Heute gestaltet sich die Suche nach finanzieller Unterstützung jedoch deutlich schwieriger. „In den ersten Jahren hat uns noch die Oberfranken-Stiftung unterstützt. Jetzt ist es jedes Jahr ein Kampf um die Sponsoren, um allein das Minimalbudget, das für die Veranstaltung benötigt wird, zu sichern. Der Etat kommt oftmals erst in letzter Minute zustande, weshalb man Autorinnen und Autoren vorher auch nicht fragen kann. Das wirkt sich leider auch auf das Programm aus, da manche dann schon ausgebucht sind.“
Bestsellerautorinnen und ‑autoren und Buchpremieren auch in diesem Jahr
Dennoch sind beim diesjährigen Literaturfestival auch wieder Bestsellerautorinnen und ‑autoren zu Gast. „Wir freuen uns sehr, dass in diesem Jahr etwa das Autoren-Ehepaar Lorenz mit dabei ist oder auch Axel Hacke und Pfarrer Schießler aus München, der zudem über den bayerischen Raum hinaus bekannt ist“, sagt Tanja Kinkel.
Buch-Premieren stehen darüber hinaus ebenfalls auf dem Programm. So stellt der Bamberger Autor Paul Maar im Februar sein neues Kinderbuch „Die Tochter der Zauberin“ vor. Zu der Lesung gibt es live den „Sams-Marsch“ und andere fränkische Kinderlieder, die Paul Maar mit David Saam und der Band Boxgalopp für die Aufnahme „Hobbädihö“ aufgenommen hat.
Auch Tanja Kinkel stellt ein weiteres neues Buch vor, das unter ihrer Beteiligung entstand. An „Reichenau – Insel der Geheimnisse“, das sie beim Literaturfestival am 18. März präsentiert, haben wie bei dem Karl-May-Band mehrere Autorinnen und Autoren mitgewirkt und Kurzgeschichten geschrieben. Diese erzählen von den Anfängen, der Blütezeit und der Endzeit der Insel im Bodensee und einem Kloster, das sich auf ihr befindet. „Auf Basis wahrer Begebenheiten geht es um Äbte, Bäuerinnen, Fischer, Kaiserinnen, Nonnen und andere Menschen, die sowohl die kulturellen Höhepunkte als auch die Schattenseiten des Lebens auf der Insel erlebt haben.“
Historische Romane und die kaum verlässliche KI
Historische Romane sind ohnehin Tanja Kinkels Markenzeichen. 20 Romane von ihr entstanden so in jeweils rund eineinhalbjähriger Vorarbeit, bis sich die Figuren annäherten, die sie über den Grundgedanken entwickelte. „Was mir noch fehlt, ist ein Buch zu schreiben, das nicht in einem Band erzählt ist“, sagt sie. „Etwa eine Trilogie.“
Dass künftig Künstliche Intelligenz, um ein Thema aufzugreifen, dass in so gut wie allen Gesellschaftsteilen für Änderungen sorgen könnte, einen Teil ihrer Arbeit übernehmen könnte, glaubt sie aber nicht. „Ich nutze KI beispielsweise für Übersetzungen, stelle dann aber immer wieder fest, dass ich mich auf den mechanischen Algorithmus nicht verlassen kann, da er oft sinnenentstellend arbeitet und frage dann doch lieber meinen Übersetzer“, sagt sie. „Demnach halte ich KI für nützlich, aber nicht für verlässlich.“
Dass die Verlage dies ähnlich sehen und trotz der rasenden Entwicklung zukünftig nicht einfach Texte von Autorinnen und Autoren der KI einfüttern, bei dem dann ebenfalls ein Misch-Masch herauskommt, vor allem, ohne vorher die Rechte geklärt zu haben, bleibe daher auch über das Literaturfestival hinaus zu hoffen, sagt Tanja Kinkel.
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21. Januar bis 29. April
Bamberger Literaturfestival: Programm vorgestellt
Mit einem vielteiligen Programm beginnt im Januar erneut das Bamberger Literaturfestival. Zum neunten Mal lesen Autorinnen und Autoren verschiedener Genres in der Stadt und im Landkreis. Die Organisation des Festivals musste diesmal allerdings unter erschwerten Bedingungen ablaufen.
Heute Vormittag (29. November) präsentierte der Veranstaltungsservice Bamberg das Programm zum neunten Bamberger Literaturfestival im Hallstadter Kulturboden. Zwischen 21. Januar und 29. April 2024 werden an insgesamt 27 Terminen Autorinnen und Autoren in Bamberg und im Landkreis aus ihren Werken lesen. Das, so die Organisatoren Gaby und Wolfgang Heyder, sind wieder mehr Lesungen als bei der verkleinerten Ausgabe im vergangenen Jahr, als nur etwa 20 Veranstaltungen stattfanden.
Für das Programm des Festivals 2024 haben die Heyders erneut regionale und nationale Autorinnen und Autoren verpflichten können, von denen viele auf zeitgenössische Themen eingehen. Auch wird es wieder ein umfassendes Kinderprogramm geben.
Vielteiliges Programm
Mit dabei sind unter anderem der Schiedsrichter Felix Brych, der aus seiner Biografie liest, Kabarettist Florian Schröder widmet sich in „Unter Wahnsinnigen“ der Frage „Warum wir das Böse brauchen“ und die Romanautorin und Mitorganisatorin Tanja Kinkel stellt die Geschichtensammlung „Tochter der Wüste“ vor, deren Beiträge allesamt von Karl May handeln. Die Autorin Ronja von Rönne wird aus ihrem Werk „Trotz“ lesen, Ursula Poznanski hat mit „Die Burg“ einen KI-Thriller verfasst und der ehemalige Kulturstaatssekretär Julian Nida-Rümelin konnte nicht anders als über „Cancel Culture“ zu schreiben.
Die bekanntesten Namen des neunten Bamberger Literaturfestivals sind jedoch wahrscheinlich Tommy Jaud und Gisela Schneeberger. Jaud, ein gebürtiger Schweinfurter, der lange in Bamberg lebte, für verschiedene Comedyserien schrieb und mit „Hummeldumm“ den erfolgreichsten Roman des Jahres 2010 verfasste, bringt sein neues Werk „Man müsste mal: Nix gemacht und trotzdem happy“ mit. Gisela Schneeberger, ehemalige Filmpartnerin von Gerhard Polt und Schauspielgröße auf verschiedenen renommierten Bühnen und aus zahlreichen weiteren Film- und Fernsehrollen, liest aus „Kindheitsgeschichten“.
Auch Speziallesungen stehen auf dem Programm des Bamberger Literaturfestivals 2024. So gibt es einen Krimiabend, einen Fränkischen Literaturabend und einen Best-of-Poetry-Slam. Und im Kinderprogramm lesen unter anderem Paul Maar, Suza Kolb und Katja Alves.
Den Anfang des Festivals machen am 21. Januar Tanja Kinkel und Autor Nevfel Cumart zum Thema „Jüdisches Bamberg – Stimmen aus den Jahrhunderten“. Dabei führen unter anderem Bambergs Rabbinerin Antje Yael Deusel und Musiker Franz Tröger durch mehr als ein Jahrtausend jüdischer Geschichte in der Stadt.
Organisationsschwierigkeiten
Lange Zeit sei allerdings nicht klar gewesen, ob das Bamberger Literaturfestival überhaupt stattfinden könne, sagte Gaby Heyder im Kulturboden. Denn neben der ohnehin anstrengenden und zeitraubenden Organisation und Nachwirkungen der Corona-Pandemie musste der Veranstaltungsservice einige personelle Verluste hinnehmen. So habe etwa der langjährige Kurator Thomas Kraft nicht mehr für die Autorinnen- und Autorenakquise zur Verfügung gestanden. Wolfgang Heyder fiel nun diese Aufgabe zu.
Auch auf die Dienste der bisherigen Werbeagentur könne man nicht mehr zurückgreifen. „Den größten Knall hatten wir aber Ende Oktober“, sagte Gaby Heyder. „Asli Heinzel, die sich bisher um die Betreuung der Autorinnen und Autoren gekümmert hat, und die in gewisser Weise die Stimme und das Gesicht des Festivals war, ist aus privaten Gründen ausgestiegen.“ Dabei, so Heyder weiter, sei das Festival für die Qualität seiner Betreuung immer sehr gelobt worden. Heinzels Rolle übernimmt nun Nevfel Cumart.
Was unterdessen das Budget angeht, stünden 150.000 Euro zur Verfügung, sagte Wolfgang Heyder. „Davon spielen wir aber nur etwa 40 Prozent durch Ticketverkäufe ein.“ Wie immer sei man also zusätzlich auf Sponsoren angewiesen und auf der Suche nach finanzieller Unterstützung. Eine Suche, die bisher allerdings mit ausreichendem Erfolg ablaufe.
Bleibt die Frage, ob sich diese Schwierigkeiten in der Organisation in wie auch immer gearteten Einschränkungen für das Publikum niederschlagen könnten? „Nein“, sagt Gaby Heyder, „der Service am Publikum ist uns sehr wichtig und die Besucherinnen und Besucher stehen an erster Stelle.“
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Bamberger Literaturfestival
Erhard Dietl: Erfinder der Olchis liest beim BamLit
Viele Kinder kennen sie – die Olchis. Seit 33 Jahren erleben die kleinen grünen Wesen Abenteuer in der ganzen Welt. Am 21. März liest Erhard Dietl, der Schöpfer der Olchis, beim Bamberger Literaturfestival aus ihren Geschichten.
Die Olchis sind grün, klein und sehr stark, haben drei Hörner, mit denen hören können, sie essen gerne Müll und bloß nichts Frisches und leben in einer Großfamilie im Städtchen Schmuddelfing auf einem Müllberg. Von dort aus haben sie in den 33 Jahren ihres Bestehens allerlei Reisen unternommen und Abenteuer erlebt. Erfunden hat die Olchis einst der Münchner Zeichner und Autor Erhard Dietl.

Seine Entscheidung, den künstlerischen Fokus auf Bilder und Geschichten für Kinder zu legen, fiel bereits 1970. „Ich studierte damals an der Kunstakademie in München und habe nebenher für Kinderzeitschriften gezeichnet“, sagt Erhard Dietl. „Damals trat mein heutiger Verlag an mich heran, ich zeichnete Buchumschläge und illustrierte die ersten Kinderbücher. Da ich nicht nur zeichnete, sondern auch ganz gut Geschichten erzählen konnte, erschienen Mitte der 80er Jahre die ersten eigenen Kinderbücher und 1990 das erste Olchi-Buch „Die Olchis sind da“.
Es folgten zahlreiche weitere Veröffentlichung, Theaterstücke , CDs mit Olchi-Liedern wie „Krötenfurz und Pfannenstiel“, ein Kinofilm und sogar eine Planetariums-Show. Für die Geschichten eine Müllhalde als unüblichen Haupthandlungsort festzulegen, sei dabei letztendlich dem Wunsch der jungen Leserschaft geschuldet gewesen. „Als ich die Olchis erschuf, dachte ich an kleine Monsterchen mit ungewöhnlichen Eigenschaften, die auf der einen Seite witzig und frech sein sollten, und alles tun dürfen, was Kindern verboten ist. Sie nehmen sich alle Freiheiten heraus, pupsen gern, sie waschen sich nie, nehmen Müllbäder und haben ungewöhnliche Essgewohnheiten. Zum anderen leben sie friedfertig und tolerant in der Geborgenheit einer Großfamilie. Vieles an den Olchis ist durchaus menschlich. Diese Mischung an Eigenschaften hat den Kindern gut gefallen und auf Grund der positiven Resonanz konnte sich die olchige Welt Jahr für Jahr weiterentwickeln.“
Und klar, Kinderbücher, deren Protagonisten sich nicht die Zähne putzen müssen, für die Sauberkeit und Ordnung ein Graus ist, und die Spaß daran haben, im Matsch zu spielen, können bei Kindern nur gut ankommen. Hinzu kommt die universelle Einsetzbarkeit der grünen Wesen. So verlassen sie in mehreren der 34 Olchi-Bücher ihren Müllberg, um zum Beispiel Piraten‑, Raumfahrt‑, Fußball‑, Geistergeschichten und Zeitreiseabenteuer zu durchleben.
Gibt es bei so vielen Erlebnissen auch eine Moral der Geschichte? „Die Olchis müffeln, haben befremdliche Eigenheiten und sehen gewöhnungsbedürftig aus. Aber sie sind friedfertig, klug, solidarisch und hilfsbereit, also durchaus vorbildhaft.“
Befreundet mit Paul Maar
Am 21. März kommt Erhard Dietl mit diesen Geschichten zum Bamberger Literaturfestival. Im ETA Hoffmann Theater wird er aus einem seiner Olchi-Kinderbücher lesen. „Natürlich werde ich auch etwas zeichnen, die Olchis erklären, und die hoffentlich zahlreichen Fragen der Kinder beantworten. Vielleicht zeige ich auch noch einen kleinen Zaubertrick.“
Der Auftritt beim BamLit wird unterdessen Erhard Dietls zweite Lesung für das Festival sein – auch wenn ihm sein Besuch in der Stadt in erster Linie aus anderen Gründen in Erinnerung geblieben ist. „Paul Maar ist ein befreundeter Kollege und ein großartiger Gulaschkoch. Ich hoffe, er ist Zuhause!“
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Die lange Kriminacht
Friederike Schmöe liest beim BamLit
Franken scheint eine gute Kulisse für Kriminalgeschichten abzugeben. Allein in Bamberg sind mit Friederike Schmöe, Thomas Kastura und Helmut Vorndran eine Autorin und zwei Autoren des Genres ansässig. Beim Bamberger Literaturfestival kommen die drei am 17. März zu einer langen Kriminacht in einem Autohaus in Schlüsselfeld zusammen und lesen aus ihren Werken. Im Interview spricht Friederike Schmöe über ihre Lesung und ihre aktuelle Veröffentlichung „Die Cranach-Verschwörung“.
Frau Schmöe, Sie lesen zum zweiten Mal beim Bamberger Literaturfestival. Was ist das Besondere am BamLit für Sie?
Friederike Schmöe: Es ist insofern besonders, als dass ich vor einigen Jahren bei einer literarischen Bustour durch Bamberg mitgemacht habe – organisiert vom BamLit. In einem Stadtbus haben wir Orte abgefahren, an denen Szenen meiner Krimis spielen. Draußen regnete es, im Bus waren alle Fenster beschlagen, aber es war sehr schön.
Haben Sie Kontakt mit den anderen beiden Krimiautoren der langen Kriminacht – Helmut Vorndran und Thomas Kastura?
Friederike Schmöe: Ja, wir kennen uns gut. Wir haben auch einen gemeinsamen Stammtisch mit nordbayerischen Krimiautoren – mal in Bamberg, mal in Forchheim und mal im Nürnberger Raum.
Über was wird da gesprochen?
Friederike Schmöe: Wie bei jedem anderen Stammtisch auch reden wir meist über private Sachen. Hinzu kommen noch Verlagsgeschichten oder wir reden über aktuelle Projekte.
Passiert es, dass man sich zum Beispiel über neue Arten, jemanden literarisch umzubringen, austauscht?
Friederike Schmöe: Kann sein, ja.
Wie viele Tote wird es geben, wenn eine Krimi-Autorin und zwei Krimi-Autoren einen Abend lang lesen?
Friederike Schmöe: (lacht) Gute Frage! Bei Helmut Vorndran weiß man nie so genau – je nach dem, aus was er liest. Bei Thomas Kastura nehme ich an, dass er aus seinem Krimi „Schottenkomplott“ liest und da fliegen schon ganz schön die Fetzen. Und von meiner Seite gibt es einen Toten, schätze ich, auch wenn es mich eigentlich mehr interessiert, warum jemand zum Mörder wird.
Sie lesen aus „Die Cranach-Verschwörung“, das in der hiesigen Kunstwelt spielt. Warum haben Sie diesen Handlungsrahmen ausgesucht?
Friederike Schmöe: Bildende Kunst hat mich, auch als Gegengewicht zur Literatur, schon immer interessiert, weil sie eine andersartige Herangehensweise ist, die Welt darzustellen und man in ihr Wirklichkeit auf unterschiedliche Weise erfahren kann. 2018 nahm ich an einem Workshop zu Verbrechen in der Kunstwelt teil. Dadurch war ich angefixt und kam letztlich auf die Idee für „Die Cranach-Verschwörung“.
Welche Verbrechen sind der Kunstwelt zu eigen?
Friederike Schmöe: Das Thema Fälschung ist zum Beispiel sehr ausgeprägt. Teilweise scheint es mir sogar so, dass Kunstfälschen etwas Trendiges bekommen hat, weil es die Öffentlichkeit toll fand, wie bestimmte Fälscher Kritiker und Kunstwelt, diese ganzen Nasen, die denken, sie kennen sich aus, hinters Licht geführt haben.
Die titelgebende Verschwörung bezieht sich also auf einen gefälschten Cranach?
Friederike Schmöe: Ich weiß nicht, ob wir soweit spoilern sollten, aber Lucas Cranach hat ja nicht all die Bilder, unter denen sein Name steht, selbst gemalt. Viele stammen von seinen Schülern und teilweise ist nicht klar, von welchen.
„Die Cranach-Verschwörung“ ist der 15. Teil der Krimi-Reihe um Privatdetektivin Katinka Palfy. Ist sie am Ende des Buches noch dieselbe? Was lernt man neues über sie?
Friederike Schmöe: Sie ist am Ende niemals dieselbe wie am Anfang. So eine Serienfigur braucht einen Subtext, eine unterschwellige Geschichte, die immer weiter geführt wird. Andererseits darf man aber auch nicht zu viel verändern, weil die Leser genau diese Figur wollen. Sie wollen immer wieder derselben Figur begegnen. Darin liegt vielleicht auch der Erfolg einer Serie.
Was ist die brenzligtse Szene?
Friederike Schmöe: Das ist ganz am Schluss auf der Festung Rosenberg in Kronach – aber mehr verrate ich nicht.
Ist der 16. Teil schon in Planung?
Friederike Schmöe: Er ist sogar fertig und wird wieder in Bamberg spielen. Diesmal wird es um Tourismus gehen und wie sich die Stadt dadurch verändert.
Sie schreiben auch Fantasyromane, Kinderbücher und Reiseführer. Wie kann man so produktiv sein?
Friederike Schmöe: Ich denke, es liegt an einer Form von Freude und Offenheit für diese Arbeit und für Geschichten. Seit ich lesen kann, bin ich außerdem Fan von Rätsel- oder Abenteuergeschichten – das hat mich nie losgelassen.
Hauptsächlich schreiben Sie jedoch Krimis. Warum dieses Genre?
Friederike Schmöe: Es ist schon mein beliebtestes Genre, also auch als Leserin. Ich mag die Idee, mich in Verstrickungen eines Falls zu verbeißen und mitzurätseln, wie es weitergeht. Ich möchte die Abgründe der Figuren kennenlernen, verstehen, warum sie tun, was sie tun. Das finde ich fast interessanter als die Frage, wer es war.
Was macht Bamberg zu einem guten Pflaster für Krimis?
Friederike Schmöe: Ich denke, seine Beschaulichkeit. Die Idylle trügt ja bekanntlich. Als ich mich im Jahr 2000 zum ersten Mal mit dem Gedanken trug, einen Bamberg-Krimi zu schreiben, gab es das Frankenkrimi-Genre in dem Maße wie heute noch nicht. Allerdings ging es mir manchmal bereits so, dass ich durch die Stadt lief und mir dachte, dass das alles eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein. Was hinter den puppenstubenmäßigen Fassaden los ist, wollte ich wissen. Man möchte in jedem Krimi Fassaden durchbrechen.
Apropos gutes Pflaster, ein Autohaus scheint kein besonders guter Ort für eine Lesung zu sein. Kann da Stimmung aufkommen?
Friederike Schmöe: Das werden wir sehen. Es kommt auf das Publikum an, ob Stimmung aufkommt. Der Ort, an dem man liest, macht nicht allein eine gute Stimmung für eine Lesung aus. Die Verbindung zu den Leuten ist wichtiger.
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„Lesen ist so verdammt wichtig“
Bamberger Literaturfestival 2022
Unter besseren Bedingungen als noch im letzten Jahr startet das Bamberger Literaturfestival 2022 in seine siebte Ausgabe. Vom 5. Mai bis 3. Juni finden sich überregionale und lokale Autorinnen und Autoren in Bamberg ein, um aus ihren Werken zu lesen. Programm-Highlights sind die aktuelle Trägerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel, Kolumnist Max Goldt, Sönke Wortmann und Rüdiger Safranski. Aber auch Bamberger Vertreterinnen und Vertretern bietet das Programm viel Platz.
Aslı Heinzel ist Leiterin eines Buchgeschäfts in Bamberg und Teil der Bamberger Literaturfestival UG, die jährlich das Festival im Auftrag des Landkreises ausrichtet. Außerdem übernimmt sie Moderationen bei den Lesungen. Wir haben mit ihr über das Bamberger Literaturfestival 2022 gesprochen.

Frau Heinzel, wie hat sich die Organisation des Festivals dieses Jahr unter Corona-Bedingungen gestaltet?
Aslı Heinzel: Nun, die Autor*innen für Bamberg zu gewinnen, war nicht die große Herausforderung. Alle wollen und möchten wieder live ihrem Publikum gegenübertreten und die Atmosphäre vor Ort genießen. Aufgrund der Pandemie-Situation im November mit dem Quasi-Lockdown für Veranstaltungen waren wir jedoch gezwungen, das fertig gebuchte Programm noch einmal auf einen späteren Zeitpunkt im Mai und Juni zu verlegen. Es war uns ein Anliegen, unserem Publikum eine möglichst normale Situation anbieten zu können, was sich bereits auf politischer Ebene angedeutet hatte und jetzt nun hoffentlich ab spätestens Anfang April Realität werden wird.
Was hat es mit dem diesjährigen Motto „Weil Kultur sich bewährt“ auf sich?
Aslı Heinzel: Kultur bewährt sich, weil Kultur sich bewähren muss. Nichts hat in den letzten zwei Jahren der Pandemie so sehr gelitten wie die Kultur, und zwar in allen erdenklichen Sparten. Kultur ist wichtig. Ich kann zwar nur aus der Sicht einer Buchhändlerin sprechen, aber zu lesen ist so verdammt wichtig. Lesen erweitert unseren Horizont, es bildet, wir lernen Dinge durchs Lesen. Es erweitert unsere Sicht auf die Welt, es ermöglicht uns, in Leben reinzugehen, in die wir sonst nie Einblicke bekommen würden.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie die Auswahl der Autorinnen und Autoren, die dieses Jahr lesen, getroffen?
Aslı Heinzel: Wir haben einerseits geschaut, wen wir uns wünschen – nach persönlichen Vorlieben – andererseits haben wir darauf geachtet, was an aktuellen Themen aufzugreifen ist. Herausgekommen ist, wie eigentlich in jedem Jahr, eine breite Auswahl von Sachbuchlesungen wie „Hybris“ von Johannes Krause und Thomas Trappe, bei der es um Genetik geht, oder auch Dirk Steffens mit seinem Werk „Projekt Zukunft“ zu Umweltschutz und Artensterben, über Biographien, Belletristik und Musikthemen. Und ein Schwerpunkt ist natürlich auch das diesjährige E.T.A. Hoffmann Jahr zum 200.Todestag, das wir mit diversen Angeboten darstellen.
Im Programm sind deutlich weniger Autorinnen als Autoren dabei. Wie kam das?
Aslı Heinzel: Diese Frage taucht, leider, jedes Jahr auf, verhält sich jedoch in der Tat so wie auch gesamtgesellschaftlich. Wir schauen, welche Themen wie besetzt werden können, entscheiden nach Terminverfügbarkeit, Anspruch und Inhalt und haben dann ein Programm. Eine Frau auszuwählen, nur weil sie eine Frau ist, ist der falsche Ansatz. Und: Mit Tanja Kinkel, Antje Rávik Strubel, Anne Gesthusen, Sarah Straub, Juliane Stadler, Nadine Luck, Heike Mallad, Eva Muggenthaler, Lara Schützsack, Juliane Pickel, Judith Allert, Anna Taube sowie Anna Albrecht und Susanne Rebscher haben wir doch eine ganze Reihe von Erwachsenen- und Kinderbuchautorinnen im Programm! Und nicht zu vergessen: Das BamLit-Team ist fest in weiblicher Hand mit mir, Renate Kühhorn und Gaby Heyder.
Auf der Homepage des BamLit wird Klaus Stieringer immer noch als Mitglied der Öffentlichkeitsarbeit des Festivals angegeben. Möchte man da nicht sagen: Ausgerechnet er?
Aslı Heinzel: Gegenfrage: Warum nicht? Klaus Stieringer als Vertreter des Stadtmarketings ist Mitbegründer des Literaturfestivals und hat in den inzwischen sieben Jahren unserer ehrenamtlichen Arbeit entsprechend genauso positiven Anteil wie alle anderen Beteiligten. Das Literaturfestival ist dort politisch, wo Autoren*innen zu Wort kommen, nicht in der tatsächlichen Arbeit.
Am 13. Mai liest die aktuelle Trägerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel. Ist sie der Stargast des Festivals?
Aslı Heinzel: Ja, das kann man sagen. Und sie war auch ganz einfach zu erreichen. Letztes Jahr, kurz vor Weihnachten, habe ich ihr einfach eine Email geschickt, ich wusste ja, dass sie Stipendiatin in der Villa Concordia war, und gefragt, ob es denn nicht möglich
wäre, dass sie eine Lesung beim Bamberger Literaturfestival 2022 macht. Sie ist hochsympathisch, bescheiden und ihr Buch „Blaue Frau“ über sexuellen Missbrauch und Fremdheit im eigenen
Körper macht fix und fertig. Das ist ein Werk, das extrem unter die Haut geht. Und es spricht für sie, dass sie für das Literaturfestival extra noch einmal nach Bamberg zurückkehrt.

Mit Martin Neubauer, Nadine Luck, Helmut Vorndran und Thomas Kastura scheint ein Gesichtspunkt der Programmzusammenstellung auch der gewesen zu sein, örtliches Personal einzubinden.
Aslı Heinzel: Ja, natürlich. Das Bamberger Literaturfestival 2022 ist ein Spiegel aktueller Literatur und dazu gehören einheimische Autor*innen genauso wie überregionale. Helmut Vorndran liest aus seinem neuen Krimi „Natternsteine“, Thomas Kastura aus seiner Kriminalgeschichte „Schottensterben“. Nadine Luck macht eine Führung für Kinder, die Kanaldeckelführung. Das ist ein Spaziergang, bei dem sie Abbildungen auf bestimmten Kanaldeckeln erklärt. Martin Neubauer ist ein großer Spezialist für Literatur der Romantik, insbesondere der von E.T.A. Hoffmann. Sein literarischer Spaziergang verfolgt entsprechend Hoffmanns Stationen in Bamberg.
Beim Bamberger Literaturfestival 2022 sind auch zwei literarische Debütanten aus dem Filmgeschäft dabei. Schauspieler Edgar Selge und Regisseur Sönke Wortmann. Können Sie als Literaturexpertin Werke von fachfremden Autorinnen und Autoren empfehlen?
Asli Heinzel: Es überrascht mich immer wieder, dass, wie Sie es ausdrücken, fachfremde Schreiberlinge hervorragende Bücher hervorbringen und deshalb nicht umsonst in ganz Deutschland die Säle füllen, wie es bei bei Edgar Selge und Sönke Wortmann der Fall ist. Selge hat so ein starkes und persönliches Buch geschrieben, in dem er seine schlimme Kindheit in den Nachkriegsjahren beschreibt. Auch das Buch von Sönke Wortmann über einen Redenschreiber, der sich in eine stumme Frau verliebt, ist toll.
Und selbst wenn die literarische Qualität überschaubar wäre, hätten Sie zwei große Namen im Programm.
Asli Heinzel: Wie gesagt: es ist kein Zufall, dass beide Autoren überall in Deutschland auf große Resonanz stoßen und die Bücher sehr gute Verkaufszahlen haben. Natürlich war es uns dann ein Anliegen, beide Herren auch nach Bamberg zu holen. Unser Programm ist eine breite Mischung aus regionalen und lokalen Autor*innen mit kleinem, feinen Angebot bis hin zu den großen Namen – das haben wir bewusst so gewählt und so gebucht.
Apropos großer Name: Der vielleicht größte Name auf der Programmliste ist Max Goldt. Allerdings liest er in den Räumlichkeiten einer Firma in Hallstadt. War es nicht möglich, ihn in einem Bamberger Haus unterzubringen?
Asli Heinzel: Neben der Terminverfügbarkeit von Autor und Saal ist das Literaturfestival ja auch ein Festival in Stadt und Landkreis Bamberg. Die Firma Pfleger hat einen sehr schönen, gerade erst fertig gestellten neuen Saal, bestens geeignet für den Autor. Insofern warum nicht, wenn die Bamberger Säle terminlich nicht zur Verfügung standen?
Wie sieht das Kinderprogramm 2022 aus?
Asli Heinzel: Neben der schon erwähnten Kanaldeckelführung von Nadine Luck haben wir Jochen Till mit seiner Kinder-Buchserie „Luzifer Junior“. Dann lesen Anna Albrecht und Susanne Rebscher aus ihrem Buch „Abenteuer Welterbe“ und Nadine Schubert aus „Noch besser leben ohne Plastik“. Und: Anlässlich des E.T.A. Hoffmann-Jahres machen wir eine Veranstaltung mit dem E.T.A. Gymnasium. Da haben wir eine tolle Lehrerin, Frau Ellner von der Fachschaft Musik, die mit Schülerinnen und Schülern vom Schul-Orchester einen musikalischen E.T.A. Hoffmann-Nachmittag macht, zu dem Nevfel Cumart Texte von Hoffmann liest.