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Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg

Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band

Sprach-Kita soll erhal­ten bleiben

Der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg for­dert die Fort­set­zung des Bun­des­pro­gramms „Sprach-Kita: Weil Spra­che der Schlüs­sel zur Welt ist“. Im Juli hat­te die Bun­des­re­gie­rung ange­kün­digt, die För­de­rung der Sprach-Kitas zum Ende des Jah­res vor­zei­tig einzustellen.

Mit dem Pro­gramm „Sprach-Kita: Weil Spra­che der Schlüs­sel zur Welt ist“ för­dert der Bund seit Janu­ar 2011 deutsch­land­weit rund 7.000 Kin­der­ta­ges­stät­ten durch zusätz­li­che Sprach-Fach­kräf­te. Ein Unter­stüt­zungs­sys­tem bie­tet Fort­bil­dun­gen und Bera­tung für Fach­kräf­te und Ein­rich­tungs­lei­tun­gen an. Sprach-Kitas kom­men vor allem den Kin­dern zugu­te, die unter erschwer­ten Bedin­gun­gen auf­wach­sen. Das betrifft geflüch­te­te Kin­dern, Kin­der mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund oder aus pre­kä­ren Fami­li­en­ver­hält­nis­sen. Das Pro­gramm wur­de regel­mä­ßig eva­lu­iert und gilt in der Pra­xis als erfolg­reich. Nun hat die Bun­des­re­gie­rung jedoch ange­kün­digt, die För­de­rung der Sprach-Kitas zum Ende des Jah­res vor­zei­tig einzustellen.

„Gute Vor­ar­beit wird nun zunich­te gemacht“

Dass Sprach-Fach­kräf­te aber benö­tigt wür­den, teil­te der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg am 5. Sep­tem­ber mit, habe man zum Bei­spiel in der Coro­na-Kri­se gemerkt. „Da sind wegen der Kita-Schlie­ßun­gen im Lock­down Sprach­kom­pe­ten­zen ver­lo­ren gegan­gen“, sagt Anne-Kath­rin Ber­ner, Lei­te­rin des Kin­der­gar­tens und der Krip­pe St. Anna in Prie­sen­dorf, „die nur schwer wie­der auf­zu­ho­len sind. Es ärgert mich beson­ders, dass aus­ge­rech­net jetzt, wenn vie­le aus der Ukrai­ne geflüch­te­te Kin­der in die Kitas kom­men, das Pro­gramm gestri­chen wer­den soll. Ehren­amt­li­che haben sich bemüht, den Kin­dern schon ein­mal etwas Deutsch bei­zu­brin­gen. Ihre gute Vor­ar­beit wird nun zunich­te gemacht.“

Ange­sichts des Fach­kräf­te­man­gels in den Kin­der­ta­ges­stät­ten sei­en die durch das Pro­gramm geför­der­ten Sprach-Fach­kräf­te hoch will­kom­men. Das zusätz­li­che Per­so­nal bie­te Ent­las­tung. „Vor Ort haben die Trä­ger Pro­ble­me, freie Stel­len zu beset­zen oder päd­ago­gi­sches Per­so­nal für neu geschaf­fe­ne Betreu­ungs­plät­ze zu fin­den“, sagt Hil­de­gard Tho­ma vom Refe­rat Kin­der­ta­ges­be­treu­ung des Diö­ze­san-Cari­tas­ver­ban­des Bam­berg. Zudem habe die Coro­na-Pan­de­mie das Fach­per­so­nal sehr belas­tet, Fach­kräf­te sei­en aus dem Berufs­feld abge­wan­dert. Durch das vor­zei­ti­ge Ende des Sprach-Kita-Pro­gramms wür­den erneut tau­sen­de qua­li­fi­zier­te Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter ver­lo­ren gehen.

„Wir machen uns gro­ße Sor­gen, wie die Kin­der­be­treu­ung über­haupt flä­chen­de­ckend auf­recht­erhal­ten wer­den kann,“ sagt vor die­sem Hin­ter­grund Diö­ze­san-Cari­tas­di­rek­tor Micha­el End­res. „Vor allen Din­gen steht in Fra­ge, dass wirk­lich alle Kin­der eine gute Bil­dung, Betreu­ung und Erzie­hung erfahren.“

Der Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band for­dert daher, das Sprach-Kita-Pro­gramm bis zu dem ursprüng­lich vor­ge­se­he­nen Abschluss Ende 2024 wei­ter zu betrei­ben. In einem Schrei­ben an Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te aus Ober- und Mit­tel­fran­ken bit­tet die Cari­tas, sich dafür ein­zu­set­zen, die­ses Datum ein­zu­hal­ten. Die Zeit, die bis dahin blei­be, soll­ten die Bun­des­län­der zudem nut­zen, ihre Fach­kräf­te­ka­ta­lo­ge zu über­ar­bei­ten. So soll es Sprach-Kita-Kräf­ten mög­lich wer­den, dau­er­haft und regu­lär in Kin­der­ta­ges­stät­ten arbei­ten zu kön­nen. Der­zeit ist ihnen das nicht mög­lich, da sie nicht als Fach­kräf­te aner­kannt sind.

För­de­rung der Per­so­nal­kos­ten auch in die­sem Jahr 

Erz­bis­tum unter­stützt Flüchtlingsberatung

Das Erz­bis­tum Bam­berg unter­stützt die Flücht­lings- und Inte­gra­ti­ons­be­ra­tung der Cari­tas in die­sem Jahr erneut mit 175.000 Euro. Wie der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg wei­ter mit­teilt, wur­de bereits 2021 das Per­so­nal mit der glei­chen Sum­me gefördert.

Stell­ver­tre­ten­de Diö­ze­san-Cari­tas­di­rek­to­rin Ursu­la Kund­mül­ler zeigt sich für die­se Hil­fe äußerst dank­bar, da die Lan­des­mit­tel bei wei­tem nicht kos­ten­de­ckend sind. Denn Tarif­er­hö­hun­gen lang­jäh­ri­ger Beschäf­tig­ter wer­den durch die Per­so­nal­kos­ten­pau­scha­le des Lan­des nicht berücksichtigt.

„Dabei sind es gera­de jene Bera­te­rin­nen und Bera­ter, die in einem hoch kom­ple­xen Arbeits­feld, zu dem etwa das kom­pli­zier­te Asyl­recht gehört, mit ihrem über die Jah­re erwor­be­nen Wis­sen eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Beglei­tung der Rat­su­chen­den sicher­stel­len“, betont Kund­mül­ler. Die Nicht-Berück­sich­ti­gung der rea­len Ver­gü­tung hat zur Fol­ge, dass vie­le Kreis-Cari­tas­ver­bän­de die Per­so­nal­kos­ten der Flücht­lings- und Inte­gra­ti­ons­be­ra­tung nur zu 60 Pro­zent refi­nan­zie­ren können.

2020 ging die Zahl der von den Stel­len bera­te­nen Fäl­le in der Erz­diö­ze­se Bam­berg von 10.218 auf 9.193 zurück. Hin­ter den ein­zel­nen „Bera­tungs­fäl­len“ ver­ber­gen sich aber oft meh­re­re Hil­fe suchen­de Per­so­nen. So hat­ten 2020 48,5 Pro­zent der Rat­su­chen­den ein oder meh­re­re Kin­der. 41 Pro­zent waren kin­der­los, der Rest mach­te kei­ne Angaben.

Den Rück­gang der Bera­tungs­fäl­le führt der Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band auch auf Per­so­nal­ab­bau bei den Kreis-Cari­tas­ver­bän­den zurück. „2020 sind in der Flücht­lings- und Inte­gra­ti­ons­be­ra­tung mehr als drei Voll­zeit­stel­len weg­ge­fal­len“, berich­tet Kund­mül­ler. Grund sei die genann­te „unzu­rei­chen­de Finan­zie­rung durch Lan­des­mit­tel“. Daher unter­streicht Kund­mül­ler, wie wich­tig die Bezu­schus­sung aus Kir­chen­mit­teln sei. „Nur dank der Kir­chen­steu­er­zah­ler kön­nen wir die Bera­tung von Men­schen, die bei uns Zuflucht vor Ver­fol­gung und Krieg suchen, aufrechterhalten.“

Im Erz­bis­tum Bam­berg bie­ten 14 Ver­bän­de der Cari­tas Flücht­lings- und Inte­gra­ti­ons­be­ra­tung an: die Kreis-Cari­tas­ver­bän­de Ans­bach, Bam­berg, Bay­reuth, Coburg, Erlan­gen, Forch­heim, Fürth, Hof, Kulm­bach, Lich­ten­fels, Neu­stadt a. d. Aisch, Nürn­berg, Nürn­ber­ger Land und der Sozi­al­dienst katho­li­scher Frau­en Bam­berg. Dort arbei­te­ten 2020 ins­ge­samt 60 Bera­te­rin­nen und Bera­ter auf cir­ca 40 Vollzeitstellen.

Kund­mül­ler will nicht von einem Trend nach unten spre­chen. Neben Ver­schär­fun­gen des Asyl­rechts habe die Coro­na-Pan­de­mie die Nach­fra­ge nach Bera­tung gebremst. Aller­dings sei­en bereits im August 2021 in Euro­pa schon wie­der 40 Pro­zent mehr Asyl­an­trä­ge gestellt wor­den als im glei­chen Monat des Vorjahres.

In der Regel kom­men die Rat­su­chen­den mit meh­re­ren Anlie­gen in die Flücht­lings- und Inte­gra­ti­ons­be­ra­tung. Die im Jahr 2020 am stärks­ten nach­ge­frag­ten Bera­tungs­the­men betra­fen „Sozia­le Leis­tun­gen und Sozi­al­recht“, das „Asyl- und Aus­län­der­recht“ sowie den Bereich „Schu­le, Aus­bil­dung, Beruf“. Im Ver­gleich zu 2019 nah­men vor allem die Nach­fra­ge nach sozia­len Leis­tun­gen und die Hil­fe­ge­su­che bei finan­zi­el­len Pro­ble­men zu. Außer­dem zeigt sich eine Ver­schie­bung von der „recht­li­chen“ zur „All­ge­mei­nen Bera­tung“. Das könn­te dar­an lie­gen, dass die neu­en Asyl­an­trä­ge vor­über­ge­hend abnahmen.

Mit 26,8 Pro­zent stell­ten die 18 bis 26-Jäh­ri­gen nach wie vor eine über­pro­por­tio­nal gro­ße Grup­pe der Rat­su­chen­den. Das erklärt die Bedeu­tung des Bera­tungs­the­mas „Schu­le, Aus­bil­dung, Beruf“. 10,8 Pro­zent der Kli­en­ten befan­den sich in einer Schulausbildung.