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LifBi - Page 2

Rück­kehr zum digi­ta­len Lernen

Was Schu­len und Eltern jetzt beach­ten sollten

Bei einer Coro­na-Zusatz­be­fra­gung im Rah­men des Natio­na­len Bil­dungs­pa­nels berich­te­ten Eltern von Schü­le­rin­nen und Schü­lern der 8. Klas­se, wie sie die Zeit des Home­schoo­ling im Früh­jahr erlebt haben. Die Aus­wer­tun­gen der Stu­die sind aktu­ell bei­spiels­wei­se vor dem Hin­ter­grund des Wech­sel­un­ter­richts von Inter­es­se, der in Bay­ern ab heu­te wie­der ein­ge­führt wurde.

Durch die tem­po­rä­ren Schlie­ßun­gen von Schu­len im Früh­jahr die­ses Jah­res kam es deutsch­land­weit dazu, dass Eltern das Home­schoo­ling ihrer Kin­der betreu­en muss­ten. Bei einer Coro­na-Zusatz­be­fra­gung im Rah­men des Natio­na­len Bil­dungs­pa­nels, der größ­ten Lang­zeit-Bil­dungs­stu­die in Deutsch­land, haben 1.452 Eltern von Schü­le­rin­nen und Schü­lern der 8. Klas­se berich­tet, wie sie die­se Zeit erlebt haben.
Prof. Dr. Cor­du­la Artelt, die Direk­to­rin des Leib­niz-Insti­tuts für Bil­dungs­ver­läu­fe, Foto: LIfBi/​Thomas Riese

Die Aus­wer­tun­gen zei­gen, wel­che Aus­wir­kun­gen des Home­schoo­lings beach­tet wer­den müs­sen – bei­spiels­wei­se im Modell des Wech­sel­un­ter­richts, der in Bay­ern ab heu­te wie­der ein­ge­führt wird oder ange­sichts der Schul­schlie­ßun­gen in Sach­sen ab kom­men­den Montag.

Das Natio­na­le Bil­dungs­pa­nel, das am Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe in Bam­berg behei­ma­tet ist, besteht aus sechs gro­ßen Teil­stu­di­en. Die­se umfas­sen ins­ge­samt mehr als 60.000 getes­te­te und befrag­te Per­so­nen von der Geburt über Aus­bil­dungs- und Erwerbs­pha­se bis hin­ein in die Nach­er­werbs­pha­se sowie 40.000 zusätz­lich befrag­te Per­so­nen aus deren Umfeld, etwa Eltern und päd­ago­gi­sches Fach­per­so­nal. Die Stich­pro­ben wur­den reprä­sen­ta­tiv für ganz Deutsch­land gezo­gen. Die so erho­be­nen Daten wer­den anony­mi­siert und Bil­dungs­for­schen­den welt­weit zugäng­lich gemacht.

Das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe an der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg unter­sucht Bil­dungs­pro­zes­se von der Geburt bis ins hohe Erwach­se­nen­al­ter. Um die bil­dungs­wis­sen­schaft­li­che Längs­schnitt­for­schung in Deutsch­land zu för­dern, stellt das LIf­Bi grund­le­gen­de, über­re­gio­nal und inter­na­tio­nal bedeut­sa­me, for­schungs­ba­sier­te Infra­struk­tu­ren für die empi­ri­sche Bil­dungs­for­schung zur Ver­fü­gung. Kern des Insti­tuts ist das Natio­na­le Bil­dungs­pa­nel, das die Exper­ti­se eines deutsch­land­wei­ten, inter­dis­zi­pli­nä­ren Exzel­lenz­netz­werks vereint.

Weni­ger Lernzeit

Im Früh­jahr war, unab­hän­gig von der Schul­form, über­all der­sel­be Effekt zu beob­ach­ten: Ohne die stan­dar­di­sier­ten Lern­be­din­gun­gen und die Stun­den­ta­feln der Schu­le inves­tier­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler deut­lich weni­ger Zeit in schu­li­sche Lern­ak­ti­vi­tä­ten. So berich­te­ten die im Rah­men des NEPS befrag­ten Eltern, dass ihre Kin­der durch­schnitt­lich 16 Stun­den pro Woche zu Hau­se gelernt hät­ten. Ein Fünf­tel der Kin­der kam gera­de ein­mal auf acht Stun­den Lern­zeit in der Woche. Die in jedem Fall deut­lich gerin­ge­re Lern­zeit soll­ten Eltern und Leh­ren­de einkalkulieren.

Wenn Klas­sen jetzt wie­der in den Fern­un­ter­richt wech­seln, kommt es dar­auf an, genau hin­zu­schau­en: Wie unter­schei­den sich die Vor­aus­set­zun­gen zu Hau­se, und wel­chen Ein­fluss haben die­se auf die rea­len Lern­zei­ten, wenn die Kin­der und Jugend­li­chen eigen­stän­dig ler­nen sollen?

Prof. Dr. Cor­du­la Artelt, die Direk­to­rin des Leib­niz-Insti­tuts für Bil­dungs­ver­läu­fe, for­dert des­halb: “Um für die Ver­bin­dung von Prä­senz- und Distanz­ler­nen gerüs­tet zu sein, müs­sen ver­stärkt Ele­men­te der Lern­för­de­rung – Feed­back, alters­ge­rech­te Moti­vie­rung und Unter­stüt­zung – in die schu­li­schen Ange­bo­te für den vir­tu­el­len Unter­richt und das häus­li­che Ler­nen ein­flie­ßen. Gera­de die För­de­rung von leis­tungs­schwa­chen Kin­dern soll­te hier obers­te Prio­ri­tät haben.”

Die Eltern nicht vergessen

Ein wich­ti­ger Fak­tor für den Erfolg der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Zeit des Distanz­ler­nens sind die Eltern. Sind sie zufrie­den mit der Unter­stüt­zung durch die Schu­le, schät­zen Sie den Lern­erfolg ihrer Kin­der bes­ser ein. Die NEPS-Aus­wer­tun­gen zei­gen: Eltern erleb­ten die Belas­tun­gen und Her­aus­for­de­run­gen im Früh­jahr als bes­ser bewäl­tig­bar, wenn sie sich selbst dazu in der Lage sahen, ihre Kin­der beim Ler­nen zu Hau­se gut unter­stüt­zen zu kön­nen. Aller­dings schätz­te unge­fähr ein Vier­tel der Eltern ihre Fähig­kei­ten zur inhalt­li­chen Unter­stüt­zung ihrer Kin­der als (eher) unzu­rei­chend ein. Hier kön­nen und soll­ten die Schu­len mit zusätz­li­chen Hilfs­an­ge­bo­ten für die Eltern anset­zen. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Fak­tor in die­sem Zusam­men­hang ist für die Eltern die Mög­lich­keit, im Home­of­fice zu arbei­ten. Hier zei­gen die NEPS-Aus­wer­tun­gen, dass von der Fle­xi­bi­li­sie­rung der Arbeits­or­te und Arbeits­zei­ten vor allem Hoch­ge­bil­de­te pro­fi­tie­ren. Die voll­stän­di­gen Aus­wer­tun­gen zu den The­men Schu­le und Arbeit sind zu fin­den unter www.lifbi.de/corona