In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Julian Kolbeck, Trainer des FC Eintracht Bamberg,
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Stadtecho Bamberg – Fragebogen
Das Stadtecho fragt – Julian Kolbeck antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Julian Kolbeck, Trainer des FC Eintracht Bamberg, die Fragen beantwortet.
Was hat der Fußball, was andere Sportarten nicht haben?
Gesellschaftliche Liebe und Anziehung und die Kunst, Millionen, gar Milliarden Menschen zu vereinen und zu verbinden.
Was braucht eine Mannschaft, um erfolgreich zu sein?
Teamspirit, Überzeugung, Qualität, Mut und Demut.
Welche Saisonziele haben Sie mit dem FC Eintracht Bamberg?
Aus einer jungen, hungrigen und talentierten Mannschaft möchte ich das Maximum rausholen und schauen, wo wir am Ende landen. Wir schauen von Spiel zu Spiel und wollen attraktiven Fußball zeigen, welcher Spaß macht anzuschauen.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Ich mach keine halben Dinge. Entweder ich lese ein Buch vollständig oder ich fange erst gar nicht an.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Definitiv! Fahrrad fahren macht mir unheimlich viel Spaß, besonders über Stock und Stein im Wald. Allerdings fehlt mir etwas die Zeit dafür.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Unterm Strich schon irgendwie, da ich gerne weiterhin gute Krimis (Tatort) schauen und natürlich WM und EM weiterhin live verfolgen möchte.
Töten Sie Insekten?
Bedingt… grundsätzlich mache ich das nicht, aber so eine nervige Haushaltsfliege, die zig mal gegen die Scheibe fliegt, versuch ich dann schon zu erwischen.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
NEIN! Der Geruch ist fürchterlich in den eigenen vier Wänden.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Fußball! Ne, Spaß beiseite, ich bin ein strikter Gegner von Drogen, da der Mensch daran echt kaputt gehen kann, daher bin ich gegen eine Legalisierung von Drogen.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Chris Hemsworth, meine Freundin findet ihn ziemlich „hot“ und ich muss zugestehen: schlecht sieht er nicht aus.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Und welche benutzen Sie am meisten?
Zwischen 30 und 35, das schwankt immer mal wieder. Naja, als Fußballer durch und durch gehören die Kicker- und FuPa-App, aber auch Instagram schon dazu.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Von meiner Freundin: Als Sie sonntags gefragt hat, was ich vom Bäcker will, normalerweise quäle ich mich sonntags immer aus dem Bett und gehe zum Bäcker.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Gesund bleiben! Und natürlich meiner größten Leidenschaft Fußball für immer nachgehen zu können.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Vermutlich das letzte Gegentor meiner Mannschaft.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Ich liebe gutes Essen.
Wovor haben Sie Angst?
Davor, dass es meinen Liebsten gesundheitlich vielleicht mal schlecht gehen könnte.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Das sag ich jetzt lieber nicht, sonst gibt´s Ärger mit der Freundin. Ne, Spaß beiseite, natürlich bei unserem letzten Treffen bevor es ernst wurde. Wir sind schließlich schon über sieben Jahre zusammen.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Selbstverständlich hatte ich noch nie Ärger mit der Polizei.
Was war der schönste Moment Ihrer sportlichen Karriere?
Damals, bei meinen Junioren-Länderspielen, den Adler auf der Brust tragen zu dürfen und die Nationalhymne zu singen!
Würden Sie aktiven homosexuellen Spielern raten, sich zu outen?
Grundsätzlich bin ich absolut dafür, allerdings denke ich, dass dafür vielleicht noch die 100-prozentige gesellschaftliche Akzeptanz fehlt
Wer ist Ihr Lieblingsspieler aller Zeiten?
Es gibt jetzt nicht den einen, aber Spieler wie Zinédine Zidane, Steven Gerrard oder Sergio Ramos stehen da schon ganz oben. Mit wie viel Talent, Kraft, Verantwortung und Ehrgeiz die gespielt haben und die Weltspitze erobert haben, ist sehr faszinierend.
Mit welchem großen Fußballer können Sie gar nichts anfangen?
Ich finde Neymar schon einen sehr guten Fußballer, aber die Art und Weise, wie er seine Show abzieht, ist schon nervig.
Wer ist besser: Ronaldo oder Messi?
Beide sind tatsächlich unfassbare Spieler und jeder in seiner Art und Weise einzigartig, daher gibt es für mich kein besser oder schlechter.
Welche Mannschaft finden Sie besser: FC Bayern oder BVB Dortmund?
Beide spielen Jahr für Jahr sehr attraktiven Fussball sowohl national als auch international. Bayern hat natürlich die letzten Jahre die Titel geholt, aber auch Dortmund war immer nah dran. Auf der anderen Seite muss man den BVB auch für sein Scouting loben: Was für Spieler die an Land ziehen, ist schon nahezu einzigartig. Rein von den Titeln her, klar die Bayern, aber die Dortmunder mussten schon auch sehr leiden mit Ihren Top-Abgängen, Jahr für Jahr werden den Dortmundern die besten Spieler abgekauft und dann ist es natürlich schon schwer, gegen die Bayern einen Titel zu holen. Ich bin aber auf die Zukunft gespannt.
Für wen waren Sie warum beim EM-Finale: Italien oder England?
Ganz klar für die Italiener! Weil Italien mit so viel Herzblut und Leidenschaft gespielt hat, dazu kam eine bedingungslose Hingabe für das Land und das eigene Team. Aber auch der Fussball, den Sie gespielt haben, war sehr ansehnlich und modern.
Hat Jogi Löw zum richtigen Zeitpunkt als Nationaltrainer aufgehört oder hätte er früher gehen sollen?
Naja, schwer zu sagen. Grundsätzlich finde ich schon, dass Jogi Löw den deutschen Fußball sehr geprägt hat, er wurde schließlich Weltmeister. Aber ja, nach dem Ausscheiden bei der WM 2018 hätte er schon die Reißleine ziehen können, das wäre sicherlich ein passender Zeitpunkt gewesen. Allerdings ist es im Nachhinein immer einfacher sowas sagen.
Was war Ihr schönstes Tor als Spieler?
Als Verteidiger habe ich verhältnismäßig schon einige Tore gemacht, aber sicherlich am präsentesten und schönsten war das Tor gegen 1860 München als Spieler der SpVgg Bayreuth am letzten Spieltag der Saison 2017/2018. Langer Ball in den 16er, den Ball super angenommen und aus der Drehung blind ins lange Eck geschlenzt. Fand ich gar nicht so übel.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit als Trainer?
Mindestens eine halbe Packung Kaugummis zu verbrauchen.
Welche Fehler auf dem Platz entschuldigen Sie am ehesten?
Wenn meine Offensivspieler im letzten Drittel des Gegners im Eins-gegen-Eins den Ball verlieren, aber vorher mit Mut und Überzeugung versucht haben, die Situation für sich zu entscheiden.
Ihre sportliche Lieblingstugend?
Kämpfen bis Ende!
Ihr Hauptcharakterzug?
Mensch sein. Ich bin so, wie ich bin und verstelle mich nicht, aber auch anders herum, für mich ist jeder Mensch gleich, aber auch einzigartig und man sollte ihn akzeptieren so wie er ist.
Haben Sie ein sportliches Vorbild?
Ich bin natürlich ein großer Fan der Top-Trainer der Welt: Flick, Nagelsmann, Guardiola, und so weiter, und Jürgen Klopp fasziniert mich schon sehr.
Wofür sind Sie dankbar?
Dass ich gesund bin, eine intakte Familie, Beziehung und Freunde sowie ohne Sorgen Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf habe.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Lieblingsbücher: Biografien von Top-Trainern der Welt; Lieblingsalbum: es gibt nicht das Album, aber Alben von den Toten Hosen oder Foo Fighters sind schon Top; Lieblingsfilm: Ich habe jetzt auch nicht zwingend einen Lieblingsfilm, aber die Serie „Breaking Bad“ ist schon der Hammer!
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Ich höre gefühlt alles, allerdings wenn ich alleine bin, gibt es schon mal den einen oder anderen Schlager-Song auch aus alten Zeiten.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema (außer Fußball)?
Mich interessieren die Anliegen anderer Menschen, wie es ihnen geht, was sie so treiben und so weiter. So kommt man dann immer ganz gut ins Gespräch und kann guten Smalltalk führen.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Meine zwei Nichten beim Spielen auf dem Spielplatz.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Naja, nach der langen Corona-Zeit gibt es den einen oder anderen aus dem privaten Kreis mit dem man mal wieder einen Abend verbringen möchte. Aber lustig wäre es bestimmt mal mit Jürgen Klopp, ich glaube da würde Stimmung aufkommen.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen zu gehen?
So extreme Technomusik, davon bin ich gar kein Fan.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Die Macht der Berge und die Macht des Wassers. Ich bin relativ oft als Naturfreak in den Bergen und da habe ich schon das Gefühl winzig zu sein. Aber auch auf dem Meer, weit und breit nichts zu sehen und nur die Wassermassen im Auge zu haben.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Naja, das ist an sich kein Club, eher eine Kneipe: Der „Trichter“ in der Nürnberger Innenstadt. Klein, urig und stimmungsvoll. Macht Laune, dort einzukehren.
Sind Sie Tänzer oder Steher?
Ein guter Mix aus beidem. Ich bin jetzt nicht der beste Tänzer, aber ein bisschen die Hüfte schwingen geht schon, auf der andere Seite auch mal von außen betrachten und ein bisschen lernen von Tanzgurus auf der Tanzfläche, schadet nicht.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Das Geschirr ordnungsgemäß in die Spülmaschine einräumen. Das ist echt eine Schwäche beziehungsweise ein Problem. Ich kann es einfach nicht, obwohl es so einfach erscheint.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Erstmal vielen Dank, gegen ein leckeres Bierchen aus der Bierhochburg Bamberg spricht sicherlich nichts.
Julian Kolbeck, Trainer des FC Eintracht Bamberg
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Stadtecho Bamberg – Fragebogen
Das Stadtecho fragt – Victoria Weich antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Victoria Weich die Fragen beantwortet. Ab der Spielzeit 2021//2022 ist sie Leitende Dramaturgin am ETA Hoffmann Theater.
Frau Weich, was braucht gutes Theater?
Ein politisch geschärftes und dem Unerklärlichen zugewandtes Bewusstsein. Die Liebe zur Schauspielkunst und zur Literatur. Einen Platz in der Stadt. Talente. Geld.
Was mögen Sie am Theater?
Dass Schreinerinnen, Schlosser, Maskenbildner, Malerinnen, Schauspieler und Regisseurinnen unter einem Dach und für eine gemeinsame Sache arbeiten. Dass wir das Publikum mit unserer Kunst erfreuen, berühren, wütend machen oder zur Reflexion auffordern dürfen und damit ein Teil einer lebendigen Gesellschaft sind. Dass ich mich in meinem Beruf um literarische, künstlerische, philosophische, soziale, politische, musikalische und emotionale Inhalte kümmern darf – das macht mich demütig und glücklich. Dass es hier mal intensiv, laut und wild zugeht, wir nachdenklich, präzise und für uns sein können. Die Aufregung vor Premieren! Das Stimmengewirr im Foyer! Das Gefühl, mit der Kunst und an der Welt gemeinsam lernen zu können.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Vor „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace habe ich nach einem Drittel kapituliert; bis heute schaue ich mit Reue auf den Buchrücken in meinem Regal und muss mit lauter losen Enden der Erzählung leben. Normalerweise bin ich aber streng und lese zu Ende.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ja, unbedingt. Privat wie beruflich bin ich angewiesen auf unabhängige Berichterstattung und zum Beispiel Features über das Leben am anderen Ende der Welt.
Töten Sie Insekten?
Nur wenn sie mich sehr stören. Spinnen und andere Krabbeltiere trage ich nach draußen, Mücken und Motten müssen dran glauben.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Verboten ist bei mir sehr wenig.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
63, das Meiste – und Meistgenutzte – ist Organisatorisches wie die DB App, Mails, natürlich diverse Messenger und Instagram.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Beim CSD in Bamberg waren doppelt so viele Menschen wie angedacht – ist das nicht eine tolle Überraschung?
Was ist Ihr größter Wunsch?
Selbstständig und integer handeln und gleichzeitig langfristige, tiefe Beziehungen halten zu können.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Früh aufwachen, lesen und allein sein, während alles noch schläft. Vielleicht schwimmen, flanieren oder in die Natur gucken. Abends ein rauschendes Dinner mit Freund*innen, ein faszinierender Theaterabend, und im Moment ganz dringend: nachts in einen Club oder eine vollgestopfte Bar.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Oh, über Armin Laschet. Dass die CDU sich öffentlich dazu bekennt, mit der AfD einer Meinung zu sein, er null Konsequenzen erfährt, während Annalena Baerbock kaum zu Inhalten kommt, weil sie von einem Dreck in den nächsten gezogen wird. Misogynie at its best.
Wovor haben Sie Angst?
Ich habe Angst vor Wissenschaftsfeindlichkeit im Diskurs, vor dem Verlust der Fähigkeit zur Dialektik; dass wir Menschen die Erde und das gesellschaftliche Gefüge zerstören, weil lebensfeindliche, kapitalistische Entscheidungen getroffen werden. Vor Kunstfeindlichkeit.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Ich überlege nicht mehr, ob ich mir dieses oder jenes Buch leisten kann – ich kaufe es einfach. In der Mittagspause ins Hainbad gehen ist Luxus, gehoben Essengehen auch. Und mir radikal Zeit nehmen für wichtige Menschen ist – in diesem Job – manchmal Luxus, der aber sein muss.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Eine laufende Spülmaschine, die Schritte der Person im Treppenhaus, auf die man wartet, das Öffnen von Klettverschluss.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Letzte Woche mit meiner Lieblingsbäckerin.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Ich kenne die Polizei hauptsächlich von Demonstrationen. Friedlich in Köln bei „bunt statt braun“ oder Tanzdemos standen wir behelmten und berittenen Polizist*innen gegenüber, das hat sich teilweise angespannt angefühlt; staatlich ausgeführte Gewalt wurde körperlicher erfahrbar, aber Ärger hatte ich zum Glück nicht.
Was war Ihr schönster Theatermoment?
Unser Ensemble (bei Premieren besonders) auf der Bühne zu sehen, ist immer wieder ein schönster Moment, der mich stolz macht. Jeder Theatermoment birgt die Möglichkeit, mich neu zu faszinieren – das ist ein Geschenk.
Mit welcher großen Theaterregisseurin oder welchem großen Theaterregisseur können Sie gar nichts anfangen?
„Große“ Theaterregisseure – es sind ja dann doch bis dato viele Männer – haben ihre Bühnensprache gefunden und können an sehr gut ausgestatteten Häusern mit faszinierenden Künstler*innen arbeiten. Das ist kein Garant für gutes Theater, aber der Respekt und die Bewunderung überwiegen bei mir trotzdem. Castorf findet nach bewährtem Prinzip kein Ende in ewigen Erzählschleifen, die mich irgendwann langweilen. Dafür gibt es vielleicht die eine Schauspielerin, die an die Rampe tritt, und mir mit ihrer Stimme und ihrer Sprachbehandlung die Schuhe auszieht. Mir hat mal eine kluge Kollegin geraten, wenn ich nicht wisse, was ich mit dem Abend anfangen soll, könne ich doch ganz genau beobachten, was wer wie macht. Das kann dazu führen, dass ich eine Aufführung dann trotzdem nicht leiden kann. Aber mit dem Abend eine Überlegung, eine Beobachtung oder eine Haltung zu üben, das finde ich für mich selbst immer erstrebenswert.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Zuweilen befällt mich die innere Besserwisserin. Ich bin mir zum Beispiel sehr sicher, dass ich weiß, wie Möhren zu schneiden sind, oder ab und zu wie überhaupt die Dinge laufen sollen. Mit dieser Möhrenschnittdiktatorin möchten Sie sicher nicht kochen!
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Eingestandene Fehler eh, und sonst: Die meisten Dinge, die schieflaufen, sind multifaktoriell schief gelaufen, also muss ich dem Misslungenen wohl auch bei mir selbst auf den Grund gehen.
Ihre Lieblingstugend?
Großzügigkeit, vor allem im Miteinander.
Ihr Hauptcharakterzug?
Begeisterungsfähigkeit oder Ernsthaftigkeit, abwechselnd und gleichzeitig.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Naja, die Möhrenschnittdiktatorin, die könnte sich mal entspannen!
Haben Sie ein Vorbild?
Carolin Emcke wegen ihrer versöhnlichen und gleichzeitig entschiedenen Analysen.
Was lesen Sie gerade?
„Ministerium der Träume“ von Hengameh Yaghoobifarah, „Schreibtisch mit Aussicht“ mit Texten von diversen Schriftstellerinnen, die mich begleiten: Siri Hustvedt, Joan Didion, Elena Ferrante und Elfride Jelinek.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Das gibt´s nichts zu verheimlichen, ich habe auch manchmal mit Schlagern und Kölschem Liedgut Spaß!
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Klatsch und Tratsch aus der Glamourwelt. Aber leider bin ich immer viel zu schlecht darüber informiert.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Susan Sontag.
Wovon haben Sie keine Ahnung?
Oh, von vielem! Ich finde vor allem ärgerlich, dass ich keine Ahnung von Geldanlagen, Autos und Türkisch habe.
Was finden Sie langweilig?
Inzwischen: Spazierengehen!
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Wenn es einen spirituellen Weltzusammenhang gibt, gibt es definitiv keine Hölle. Auf der Erde ist es für manche und manchmal schlimm genug.
Wie glauben Sie, würde Ihr Pendant von vor zehn Jahren auf Ihr heutiges Ich reagieren?
Überrascht, dass zehn Jahre so viel ausmachen. Glücklich, dass ich mich geoutet habe. Erleichtert, dass Erwachsensein heißt, dass man unabhängiger wird. Berührt, dass die Freundschaften gehalten haben. Ein bisschen stolz, dass ich am Theater gelandet bin.
Ich kann nicht leben ohne…
Andere.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin!
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Ich wäre ja schön blöd, wenn ich jetzt schon kapitulieren würde…
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Ist es die ersehnte Bar? Dann einen Whisky Sour.
Victoria Weich, Leitende Dramaturgin am ETA Hoffmann Theater, Juli 2021.
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Aus dem Stadtecho
Das Stadtecho fragt – Porzellankünstlerin Christiane Toewe antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Für die Juliausgabe hat ihn die Porzellankünstlerin und aktuelle Berganza-Preisträgerin Christiane Toewe beantwortet.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihre Arbeit als Künstlerin?
Da ich gerade aus Indien zurückkam, habe ich diese unglaubliche Ruhe und die Leere in Bamberg genossen. Nach meiner Rückkehr hatte ich vielfältige Eindrücke aus der Hauptstadt Ahmedabad zu verarbeiten. Da tat die Stille gut. Dann gab es einen tiefen Moment der Perspektivlosigkeit. Warum arbeiten, wenn keiner es sehen kann, alle Wettbewerbe, viele Ausstellungen ausfallen, oder weit ins nächste Jahr verschoben werden? Gesellschaftliche Wahrnehmung und Wertschätzung der Arbeit von Kulturschaffenden ist im normalen Alltag schon selten und diese Seltenheit ist manchmal schwer auszuhalten… aber im Shutdown? Ich habe sehr viele Gipsformen weggeschmissen, Tabula Rasa im Atelier gemacht. Jetzt habe ich mich wieder innerlich beruhigt.
Sehen Sie in der Krise auch Positives?
Vielleicht wurde von manchen Menschen der Wert von Kultur, Natur und Gemeinschaft auch wiederentdeckt. Die Zahlen der Herzinfarkte und Unfalltoten ging zurück, kein Stau auf den Autobahnen, weniger Luftverschmutzung, wir alle hatten eine Atempause. Ich hoffe sehr, dass dieser Einschnitt in unser Leben ein Umdenken bewirkt.
Was braucht gute Kunst?
Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Ruhe und eine sehr gute Ausbildung, zumindest in meinem Metier. Ohne die langen Jahre der Ausbildung und des Experimentierens hätte ich vielleicht nicht den Mut zum Extrem und die Qualität im Umgang mit dem Material erreicht. Das ist aber nur die technische Seite. Viel entscheidender sind ein wacher Geist und Neugierde. Ein wacher, neugieriger Geist auch beim Betrachter. Kunst ist viel mehr als „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ja, warum nicht?
Töten Sie Insekten?
Ja. Mücken, wenn ich sie erwische.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Ich habe viele Apps. Die Kamera und Foto App benutze ich täglich. Außerdem noch Messenger-Dienste und E‑Mail.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Dass es offensichtlich viel mehr Menschen in Deutschland gibt, die an Verschwörungstheorien glauben. Ich hielt dieses Phänomen für etwas Seltenes.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Weltfrieden.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Der perfekte Tag fängt morgens in der Werkstatt an und hört abends dort auf. Wenn dann noch kunstinteressierte Besucher*innen/Käufer*innen/Freund*innen kommen – perfekt.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Ich ärgere mich nicht so oft… eher versuche ich bei Dingen, die mir nicht passen, eine konstruktive Lösung zu finden.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Regentropfen, Wind und Nebel. Jetzt denken Sie vielleicht Nebel? Kann man nicht hören. Doch, er schluckt genau wie Schnee die Geräusche der Umwelt. Alles ist gedämpft. Das mag ich.
Wovor haben Sie Angst?
Vor dem zunehmenden Rechtsruck in der Gesellschaft. Nicht nur in Deutschland… mich verängstigt das laute Auftreten Rechtsradikaler in der Welt, auch dass sie solch große mediale Präsenz haben.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Eigentlich bin ich sehr wissensdurstig und mag jedes Buch bis zu Ende lesen. Wenn mich der Schreibstil fesselt lese ich manche Bücher auch zwei- oder dreimal. Dennoch habe ich mich sehr durch „Die weiße Straße“ von Edmund de Waal gequält. Letztendlich habe ich es nach zwei Jahren geschafft und bin nun auch ganz froh darüber. Vielleicht ist es eine schlechte Übersetzung aus dem Englischen, die das Lesen mühsam macht und auch einige falsche fachspezifische Beschreibungen – nun ja, aber es beschreibt auf einer emotionalen Weise ganz gut den Weg des Porzellans in die Welt.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Nora Tschirner.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Erst gestern mit dem Baby einer Freundin.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
In meiner Jugend. Da war ich ganz wild politisch unterwegs.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Ich habe mich mit diesem Thema nicht beschäftigt. Arbeit ist meine Droge und das ist ja legal.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Meisterprüfung im Keramiker-Handwerk. Ich war hochschwanger und konnte nicht so intensiv das Drehen großer Gefäße üben. Letztendlich ging alles gut, aber es war sehr anstrengend.
Mit welcher großen Künstlerin/welchem großen Künstler können Sie gar nichts anfangen?
Weiß nicht. Ich kann, wenn ich mich darauf einlasse, eigentlich immer interessante Aspekte in den Arbeiten großer Künstler*innen finden. Manchmal ist es mir aber zu anstrengend, zum Beispiel bei Jonathan Meese.
Was war der schönste Moment Ihrer Karriere als Künstlerin?
Die Einladung nach Jingdezhen/China als Artist in Residenz in das Internationale Studio Taoxichuan.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Ich habe ein supergutes Fahrrad.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Mist.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nie!
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Mein historisches Ereignis liegt in der Zukunft: Wahlniederlage von Donald Trump.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Ich schaffe es nicht, auf meinem Schreibtisch das offensichtliche Chaos zu beenden.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Unpünktlichkeit. Ich selber konnte gerade mit meinen kleinen Kindern auch nicht so gut Termine einhalten.
Ihre Lieblingstugend?
Empathie.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Ich kann eine Tätigkeit, die ich nicht mag, bis kurz vor Schluss hinausschieben. Das mag ich überhaupt nicht, kann es anscheinend aber auch nicht ändern.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Die Seladonglasur.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Ich lese alles von Murakami und höre so gerne die Musik und Stimme von Jasper Munk. Bei Film wird es schon schwieriger. Ich liebe die Bamberger Kurzfilmtage, überhaupt das Odeon- und Lichtspielkino und auch tatsächlich Tierfilme. Faszinierende Aufnahmen von Körpern in Bewegung. Das gibt es manchmal auch bei guten Fußballspielen.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Xero Slingsby and the works.
Was war Ihre größte Modesünde?
Ein extra kurzer Kurzhaarschnitt.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Kultur, Ökologie, Stadtentwicklung, Garten.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Den Dachboden vom Museum Kloster Wechterswinkel.
Wovon haben Sie keine Ahnung?
Von Aktien, Fonds, ETFs, Devisen, Indizes…
Was finden Sie langweilig?
Autos.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Jegliche deutsche Volksmusik, Rechtsrock…
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Dass es da ziemlich voll ist. Und so heiß wie in meinem Brennofen bei Endtemperatur.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Ja, ich fühle mich ohnmächtig, wenn ich rechtsradikale Parolen höre, wenn Inhalte verkürzt und verdreht, Lügen verbreitet werden. Mir fehlen bei soviel Schwachsinn die Worte.
Ich kann nicht leben ohne…
Licht.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass ich Glaskünstlerin bin.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Frühzeitig meine Steuer zu machen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Wie schön, wann? Tagsüber trinke ich gerne Tee, im Winter Ingwerwasser. Abends alkoholfreies dunkles Bier oder Cremant. In einer heißen Sommernacht auch Gin Tonic mit Gurke.