Seit 1. Oktober ist Simona von Eyb die neue Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg. Wir haben sie zum Interview getroffen und mit
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Neue Leiterin des Zentrums Welterbe
Simona von Eyb im Interview
Seit 1. Oktober ist Simona von Eyb die neue Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg. Wir haben sie zum Interview getroffen und mit ihr über den Zustand des Bamberger Welterbes, das knappe Budget, neue Formen von Tourismus und ein vielteiliges
Schaubild gesprochen.
Simona von Eyb, gebürtig aus Rumänien und studierte Kulturmanagerin, hat einige Jahre an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zum Thema Welterbemanagement gelehrt und war unter anderem als Beraterin für Kulturerbe an der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur in Brüssel tätig. Außerdem wirkte sie an der Shanghai University of Finance and Economics und beim UNESCO-Welterbezentrum in Paris.
Nach Bamberg hatte sie bereits vor ihrem Dienstantritt als neue Leiterin des Zentrums Welterbe Verbindungen. So war die Familie von Eyb bereits vor 500 Jahren in der Stadt ansässig. „Albrecht von Eyb“, sagt sie, „war hier Domherr und einen Bischof gab es später mit unserem Namen auch.“ Am ehemaligen Domherrenhof am Domplatz hängt zudem heute noch das Familienwappen. „Schon damals haben sich die von Eybs um das Geistige in der Stadt gekümmert. Es ist sehr schön zu denken, dass meine Arbeit heute, auch wenn unter anderen Umständen und mit anderen Mitteln, sehr ähnlich ist.“
Frau von Eyb, haben Sie sich in Bamberg bereits eingelebt?
Simona von Eyb: Ja, total. Es ist eine tolle Stadt. Bamberg hat eine Magie und eine gewisse Anziehungskraft. Auch meine Kinder mögen sie und gehen hier schon auf die Schule. Ich habe außerdem bisher keine einzige Person kennengelernt, die etwas Negatives über Bamberg gesagt hätte.
Warum haben Sie sich für die Stelle der Leiterin des Zentrums Welterbe beworben?
Simona von Eyb: Ich habe vorher in Berlin gewohnt und hatte ehrlich gesagt nicht vor, noch einmal umzuziehen. Aber dann wurde die Stelle in Bamberg frei. Das Zentrum hat in Deutschland einen herausragenden Ruf und gilt als ein sogenanntes Best Practice- Beispiel in Sachen Welterbevermittlung und ‑management.
Womit konnten Sie sich im Bewerbungsverfahren durchsetzen?
Simona von Eyb: Es wurde Fachwissen, Erfahrung und vor allem würde ich sagen Leidenschaft verlangt. Also eine Mischung aus Theorie, Praxis und persönlichem Engagement. Ich glaube, ich konnte mit drei Themen überzeugen. Da war einmal das Welterbemanagement, das ich studiert und in Cottbus gelehrt habe. Auch habe ich bereits praktische Erfahrungen aus Projekten, die ich an anderen Welterbestätten entwickelt habe, oder aus der langjährigen Zusammenarbeit mit dem UNESCO-Welterbezentrum, wie zum Beispiel die Mitwirkung an den Richtlinien zur Einbeziehung einer Perspektive der nachhaltigen Entwicklung in die Prozesse der Welterbe-Konventionen, die das Welterbekomitee in Paris 2016 verabschiedet hat. Hinzu kommt der Bereich der Bildung und der Vermittlung des Welterbes und der Tourismus. Dazu habe ich promoviert und über kollaborative Wirtschaftsmodelle für die Entwicklung alternativer Tourismusmodelle als Gegenmodell zu Massentourismus geschrieben.
Wären solche Modelle in Bamberg mit seinen zahlreichen Touristengruppen möglich?
Simona von Eyb: Ich kenne natürlich die vielen Touristen-Busse, die täglich in die Stadt kommen. Das ist keine optimale Form von Tourismus. Aber man kann den Tourismus natürlich nicht vermeiden. Es ist in gewisser Weise auch für jeden Menschen enorm wichtig, die Erfahrung der Begegnungen einer Reise zu machen, das sind formative Erlebnisse und ein grundlegendes Menschenrecht. Es ist sehr schön zu sehen, dass sich die Menschen für Bamberg und seine Geschichte interessieren und Tourismus bringt sehr viele Vorteile für die lokale Wirtschaft. Andererseits muss man sich überlegen, wie die negativen soziokulturellen Auswirkungen von Tourismus, oder wie die großen Gruppen in der Stadt besser gelenkt werden können. Da gibt es Ideen zu themabezogenen Erlebnissen, die es den Touristen ermöglichen, Bambergs lokale Kultur und abgelegene Orte und Traditionen von innen zu erkunden. Die Leute haben immer spezifischere Interessen und wünschen sich personalisierte Reiseoptionen, sie wollen etwas erleben und nicht nur etwas passiv sehen.
Nach Bamberg kommen auch viele Leute, um zu feiern. Ist das eine Gruppe, die Sie mit dem Welterbe ansprechen wollen?
Simona von Eyb: Jede Gruppe ist eine Zielgruppe für uns. Unsere Arbeit ist noch wichtiger dort, wo die Menschen nicht genug sensibilisiert sind. Ich sehe solche Junggesellenabschiede oder dergleichen öfter auf der Straße. Na ja, dass man extra nach Bamberg kommt, um zu trinken, anstatt das im Heimatort zu tun, ist mir ein Rätsel. Auch wenn das den vielen Brauereien in der Stadt sicher sehr gut tut. Amsterdam war zum Beispiel lange Zeit mit Touristen unzufrieden, die für ähnliche Zwecke in die Stadt kamen. Also hat man begonnen, eine sehr deutliche Marketingstrategie einzuführen, die Partytourismus eindämmen soll. Dass so etwas auch in Bamberg nötig ist, möchte ich nicht sagen, auch bin ich der Meinung, dass etwas zu verbieten weniger effizient ist als eine Alternative anzubieten.
Könnte man dabei noch neues touristisches Publikum gewinnen oder müsste man beim alten Bambergs Bild als Bierstadt ändern?
Simona von Eyb: Ja, man kann neues Publikum gewinnen, aber dafür braucht man einen strategischen Plan. Bamberg arbeitet bereits an der Entwicklung der Richtlinien für einen nachhaltigen Tourismus in der Stadt. Darum ist das Zentrum Welterbe auch schon in Kontakt mit der Tourismusabteilung und ihrem sehr engagierten Leiter, Herrn Michael Heger.
Was ist nachhaltiger Tourismus?
Simona von Eyb: Da gibt es verschiedene Aspekte: Einmal soll Tourismus ökologisch nachhaltig sein und die Umwelt nicht beeinträchtigen; dann soll er sozial nachhaltig sein, heißt, die Lebensqualität der Einwohner verbessern und die lokale Gemeinschaft einbeziehen. Und auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit spielt hier eine Rolle. Ein Beispiel dafür wäre, lokalen Unternehmern mehr Sichtbarkeit und Unterstützung durch Tourismus zu verschaffen.
Muss dafür auch alte, also touristisch interessante Bausubstanz auf den neuesten energetischen Stand gebracht werden? Und was würde der Denkmalschutz dazu sagen?
Simona von Eyb: Der Fakt, dass manche Gebäude seit 1000 Jahren stehen, spricht für ihre Nachhaltigkeit. Und ich bin auch davon überzeugt, dass das Welterbe insofern viel Inspiration für Nachhaltigkeit bieten kann. Aber was etwa Modernisierungen von Energiesystemen angeht, wie mit Photovoltaikanlagen, arbeiten wir mit dem Denkmalschutz zusammen. Und dieser ist im Prinzip offen für Modernisierungen. Ein klares „Nein“ habe ich noch nicht gehört – es wird von Einzelfall zu Einzelfall entschieden. Vor 50 Jahren wäre das aber tatsächlich noch nicht so gewesen. Heute stehen aber die Menschen im Mittelpunkt. Heute ist es kein Argument mehr zu sagen, dass Steine wichtiger als die Menschen sind.
In welchem Zustand hat Ihre Vorgängerin Patricia Alberth das Zentrum hinterlassen?
Simona von Eyb: Ich kenne Frau Alberth sehr gut, wir haben beide an der Universität in Cottbus studiert und waren bei der UNESCO in Paris. Ich habe ihre Arbeit immer verfolgt und habe bereits erwähnt, welchen guten Ruf das Welterbezentrum hat. Ich habe in Bamberg also eine sehr gute Struktur vorgefunden und bin sehr zufrieden mit meinem persönlichen Erbe von Frau Alberth.
Gibt es trotzdem etwas, das Sie von ihr nicht übernehmen werden?
Simona von Eyb: Man hat natürlich nie irgendwo ein perfektes Konstrukt, aber ich denke, auch die Dinge, die nicht optimal sind, gehören dazu. Sonst gibt es auch keinen Raum für Weiterentwicklung.
Frau Alberth bemängelte zuletzt die knappe finanzielle Ausstattung des Zentrums. Wie sehen Sie die finanzielle Lage?
Simona von Eyb: Das ist im Kulturbereich ein generelles Problem. Ich habe bisher nirgends eine Stadt oder einen Ort gefunden, wo der Kulturbereich mit seinem Etat absolut zufrieden war. Trotzdem besteht eine sehr wichtige finanzielle Unterstützung der Stadt Bamberg – und darüber bin ich sehr froh. Viele andere Welterbestädte sind übrigens neidisch auf solch eine städtische Unterstützung. Also ja, es könnte natürlich mehr Budget sein. Aber ich hoffe, dass wir, wenn wir ein Entwicklungskonzept für das Zentrum haben, mit den angesprochenen Punkten wie Nachhaltigkeit und alternativem Tourismus, damit die Stadt überzeugen können, uns mit mehr finanziellen Mitteln zu unterstützen.
Mussten Sie seit Ihrem Dienstantritt schon Rückschläge oder Frustrationen hinnehmen?
Simona von Eyb: Vor 50 Jahren war Welterbemanegement einfach nur Denkmalschutz. Heute ist die Aufgabe viel komplexer geworden und es sind viel mehr Akteure beteiligt – das kann ein Grund für Frustration sein. Aber das war mir von Anfang bewusst. Ich zeige Ihnen etwas.
(Sie steht auf und holt von ihrem Schreibtisch ein DIN A3-großes Schaubild, das etwa zwei Dutzend städtische Institutionen zeigt, die auf die Entscheidung der Denkmalpflege Einfluss nehmen können.)
Simona von Eyb: Hier haben wir die Denkmalschutzbehörde, das Bauamt, das Stadtplanungsamt, das Umweltamt, das Erzbistum, die Universität, die Staatsbibliothek, die Museen der Stadt, die Vereine und einige mehr. Und das ist nur ein Teil der städtischen
Akteure.
Wenn Sie eine Idee haben, die die alte Bausubstanz betrifft, müssen Sie zu all diesen Institutionen gehen, um zu fragen was diese von der Idee halten?
Simona von Eyb: Ja! (lacht) Und idealerweise sollen sie auch zu mir kommen, wenn sie etwas Neues unternehmen wollen, das das Welterbe betrifft. Sie sehen, es ist nicht einfach. Aber ich arbeite schon immer in dem Glauben, dass man nur durch Zusammenarbeit mit so vielen Akteuren wie möglich etwas erreichen kann. Das heißt, dass man viel kommunizieren muss. Auch wenn es verschiedene Interessen gibt – irgendwo gibt es immer eine Möglichkeit, sich zu einigen.
Sie haben das Zentrum Welterbe im Jahr des 30-jährigen Jubiläums des Bamberger Welterbes übernommen. Hatten Sie das Gefühl, mit der Organisation des großen Jahresprogramms gleich ins kalte Wasser geworfen worden zu sein?
Simona von Eyb: Ja, schon etwas, aber ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das Team hat das ganze Jahr über zahlreiche Veranstaltungen, Vorträge, spezielle Führungen und so weiter organisiert und die Krönung war der Festtag am 11. Dezember in der Konzerthalle. Da herrschte eine so gute Stimmung und ein Gefühl von Gemeinschaft. Für mich war es ohnehin eine Feier dieser Gemeinschaft, des kollektiven Akts des Jubiläumsjahres und des Welterebemanagements. Und man kann es nur, wie gesagt, gemeinsam mit anderen managen.
Konnten Sie sich bereits einen Eindruck darüber verschaffen, wie weit sich die Menschen in Bamberg ihres Welterbes und seiner Qualität bewusst sind?
Simona von Eyb: Ich glaube schon, dass sich die Menschen hier der Schönheit ihrer fantastisch erhaltenen Stadt bewusst sind, auch wenn sie vielleicht das nicht automatisch mit dem Begriff „Welterbe“ assoziieren. Aber ich habe den Eindruck, dass wir viel mehr zu Vermittlung und Wahrnehmung machen könnten. Das sehe ich auch als unsere Aufgabe hier im Zentrum, den Menschen zu erklären, was Welterbe bedeutet und warum es wichtig ist.
Was könnte insofern das Jahr 2024 bringen?
Simona von Eyb: Das Entwicklungskonzept für das Zentrum Welterbe zu erarbeiten, ist die große Aufgabe, die ich mir vorgenommen habe. Dazu müssen wir unseren Managementplan überarbeiten, damit er aktiver und effektiver wird. Dann stehen noch zahlreiche internationale Veranstaltungen an, bei denen wir Bamberg vertreten werden, wie die Generalversammlung der Organisation der Welterbestädte in Spanien oder das Welterbemanager-Forum bei der nächsten Sitzung des Welterbekomitees in Indien. Und noch spannender sind die vielfältigen Projekte, die wir dieses Jahr in Bamberg für unsere Bürgerinnen und Bürger vorbereiten. Es ist für uns wichtig, die Freude an dem Welterbe zu vermitteln und die Überzeugungskraft zu schaffen, dass das Welterbe nicht in die Vergangenheit gehört und ein lebendiger Teil der Gesellschaft in Bamberg ist.
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Vorträge, Ausstellungen, Feste
30 Jahre Welterbe: Programm im zweiten Halbjahr
Mehr als 30 Veranstaltungen bietet das Zentrum Welterbe im zweiten Halbjahr des 30-jährigen Jubiläums des Bamberger Welterbes. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Weinfest und ein Stiftungsfest.
Was wissen wir eigentlich über die akustischen Werte des Welterbes? Wie können Welterbe und erneuerbare Energien eine Synergie bilden? Und was hat es mit dem geretteten Erbe in der Unteren Gärtnerstadt auf sich? Antworten auf diese und weitere Fragen bietet das Programm des Zentrums Welterbe im zweiten Halbjahr des 30-jährigen Jubiläums der Aufnahme der Altstadt von Bamberg auf die Liste des Erbes der Menschheit. Dies hat das Rathaus Ende letzter Woche mitgeteilt (7. Juli).
Mehr als 30 Veranstaltungen, Vorträgen, Sonderausstellungen, Führungen und Mitmachaktionen stehen dabei auf dem Programm. „Ob Heritage Slam, Weinfest im Weinberg von St. Michael oder Sonderführungen in sonst verschlossenen Baudenkmäler – unser zweites Halbjahresprogramm deckt viele Perspektiven auf das Welterbe in Bamberg auf“, so Diana Büttner, kommissarische Leiterin des Zentrum Welterbe Bamberg. „In den Monaten zwischen Juli und Dezember liegt der Fokus auch im zweiten Halbjahr auf Bambergs grünem Erbe und den Aspekten der Nachhaltigkeit.“
Neben der Sonderausstellung „Gerettetes Erbe: Bambergs Untere Gärtnerstadt“ im Gärtner- und Häckermuseum werden zum Beispiel Führungen durch die Kräutergärtnerei „Mussärol“ angeboten. Auch die frisch restaurierte Sebastianikapelle der Gärtner bietet Führungen an.
Los geht es am 23. Juli mit einem Stiftungsfest anlässlich des 20. Gründungstags der Stiftung Weltkulturerbe Bamberg auf der Klosteranlage St. Michael. Gäste haben hier die Möglichkeit, die Türme des ehemaligen Klosters zu besichtigen. Weitere Programmpunkte finden sich hier.
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Bewerbungsfrist läuft
FSJ im Zentrum Welterbe
Noch bis zum 15. März können sich junge Menschen zwischen 15 und 26 Jahren für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Zentrum Welterbe Bamberg bewerben.
Nach der Schule wollen sich viele Jugendliche und junge Erwachsene erst einmal orientieren, bevor sie sich für einen Berufsweg entscheiden. Ein Freiwilliges Soziales Jahr, auch bekannt als FSJ, bietet eine Möglichkeit, neue Aufgaben und Tätigkeiten auszuprobieren, zum Beispiel in einer kulturellen Einrichtung.
Dabei lernen die Freiwilligen nicht nur viel über die verschiedenen Berufsprofile an ihrer Einsatzstelle, sondern sammeln auch Erfahrungen für ihre berufliche und persönliche Entwicklungen. Austausch mit anderen Freiwilligen kommt dabei ebenfalls nicht zu kurz. So treffen sich mehrmals im Jahr alle bayerischen Freiwilligen zu einwöchigen Seminaren in ganz Bayern.
Neben der Musikschule, dem E.T.A.-Hoffmann-Theater und der Stadtbücherei bietet in Bamberg auch das Zentrum Welterbe ab dem 1. September ein FSJ Kultur an. Wie die Stadt mitteilte, erwarte Interessierte dort ein abwechslungsreicher Arbeitsplatz mit vielseitigen Aufgabenfeldern. Dazu würden beispielsweise die Vorbereitung und mediale Begleitung von Veranstaltungen, das Mitwirkung an der Vermittlung des Welterbes oder die organisatorische und administrativen Unterstützung des Teams gehören. Freiwillige, die guten schriftlichen Ausdruck, Geschick mit Foto- oder Videokameras oder Freude am Organisieren mitbringen, können sich in dem entsprechenden Bereich verstärkt einbringen.
Die Bewerbungsfrist für das FSJ geht noch bis 15 März.
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Wechsel nach Baden-Württemberg
Patricia Alberth als Leiterin des Zentrums Welterbe verabschiedet
Worte der Anerkennung und des Dankes prägten die Abschiedsfeier für Patricia Alberth als Leiterin des Zentrums Welterbe in Bamberg. Mitte Januar hatte sie ihren Abschied von der Stelle bekanntgegeben, um nach Baden-Württemberg zu wechseln.
„Den Baden-Württembergern kann man nur gratulieren zu dieser Personalentscheidung“, zitiert eine Mitteilung Oberbürgermeister Andreas Starke. Dort, in ihrer Heimat, wird Patricia Alberth ab März die Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten.
In seiner Abschieds-Ansprache im Zentrum Welterbe bezeichnete Starke Alberths Wechsel als „wunderbaren beruflichen Aufstieg, den Sie sich nicht nur redlich verdient haben, sondern der auch unterstreicht, welche Qualitäten und Kompetenzen Sie ausstrahlen.“
Starke blickte auf die erfolgreiche Tätigkeit von Alberth für das Zentrum Welterbe zurück, die vor knapp zehn Jahren im November 2013 begonnen hatte. Höhepunkte in dieser Zeit seien die Konzeption und Errichtung des Welterbe-Besuchszentrums auf den Unteren Mühlen und der Managementplan für das Bamberger Welterbe gewesen.
Auch Patricia Alberth blickte zufrieden auf ihr Wirken in Bamberg zurück: „Wir konnten tolle Projekte umsetzen und 1a-Partnerschaften aufbauen.“ Den Dank dafür gab sie umgehend an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter. „Das Ganze war nur möglich auf Grund eines tollen, tollen Teams und das von der Stadtspitze in mich gesetzte Vertrauen!“ Nun freue sie sich auf die neue Herausforderung in Baden-Württemberg. Die Leitung des Zentrums Welterbe übernimmt nun kommissarisch Alberths bisherige Stellvertreterin Diana Büttner.
Interview mit Patricia Alberth
Was sie mitnimmt aus Bamberg und welche Empfehlungen sie noch für die Stadt hat – hat Patricia Albert in einem Interview mit der Pressestelle der Stadt verraten.
Wenn Sie Bamberg mit anderen Welterbestätten vergleichen: Was ist das Besondere an Bambergs Altstadt?
Patricia Alberth: Das Besondere ist jeweils der sogenannte außergewöhnliche universelle Wert der Welterbestätte – im Fall von Bamberg also der mittelalterliche Stadtgrundriss und die sehr gut erhaltene Architektur, vor allem aus dem Mittelalter und dem Barock.
Besonders ist auch das Verhältnis der Bambergerinnen und Bamberger zu ihrem Welterbe. Wie würden Sie es beschreiben?
Patricia Alberth: Die Bambergerinnen und Bamberger sind sehr mit der Stadt verbunden. Ihre eigene Geschichte ist mit der der Stadt verwoben. Dementsprechend setzen sie sich für Bamberg ein. Das ist nicht selbstverständlich. Darum beneiden uns viele.
Was muss getan werden, damit die Altstadt von Bamberg auch noch in 200 Jahren Bestand hat?
Patricia Alberth: Finger weg von windigen Investoren.
Was raten Sie insbesondere der Stadtspitze im Umgang mit dem Welterbe?
Patricia Alberth: Die Stadtspitze weiß, dass der Welterbe-Status Bamberg den Rücken stärkt, um die langfristigen Interessen der Stadt zu wahren. Wichtig ist, dass weiterhin genügend Menschen im Handwerk ausgebildet werden, um das Welterbe zu erhalten.
Wie kann die Jugend für Heinrich und sein Erbe begeistert werden?
Patricia Alberth: Die Werte, für die Heinrich und Kunigunde stehen, haben heute noch Relevanz: ihre Zuneigung zueinander, ihr zukunftsgerichtetes Handeln, ihr Denken über Landesgrenzen hinweg.
Anlässlich des Karnevals in Venedig ist von einem Ausverkauf der Lagunenstadt die Rede. Sehen Sie ähnliche Tendenzen in Bamberg?
Patricia Alberth: Bambergs kulturelles Erbe ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Von Zuständen wie in Venedig ist Bamberg zum Glück weit entfernt. Bambergs Infrastruktur orientiert sich in erster Linie an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung. Den Kurs des Tourismus & Kongress Service, Bambergs Profil als Kulturdestination zu schärfen, unterstütze ich: Klasse statt Masse.
Welchen Rat geben Sie ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger mit auf den Weg?
Patricia Alberth: Das Welterbe hat in Bamberg viele engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die es einzubinden gilt.
Sie werden Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg, eine Einrichtung mit 221 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Haben Sie Respekt vor der Aufgabe?
Patricia Alberth: Klar habe ich Respekt vor der Geschäftsführung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg. Gleichzeitig fühle ich mich gut gerüstet. Wie nutze ich die zunehmende Digitalisierung für historische Orte, wie begeistere ich junge Menschen für ihr kulturelles Erbe? Wie federe ich die Folgen des Klimawandels für Gebäude und Gärten ab, wie schmiede ich Allianzen, um gemeinsam mehr zu erreichen? Diese Fragen sind gewohntes Terrain für mich.
Was werden Sie vermissen?
Patricia Alberth: Bamberg mit allem, was dazu gehört, und meine wöchentliche Ration Gemüse aus der Gärtnerstadt.
Lesen Sie hier auch ein ausführlicheres Webecho-Interview mit Patricia Alberth.
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Wechsel nach Baden-Württemberg
Patricia Alberth verlässt Zentrum Welterbe
Nach zehn Jahren an der Spitze des Zentrums Welterbe Bamberg tritt Patricia Alberth von der Stelle zurück. Ein anderes Berufsangebot war zu verlockend.
Wie die Stadt bekanntgegeben hat, wird Patricia Alberth, Leiterin des Bamberger Zentrums Welterbe, von dieser Stelle zurücktreten. Ab März wird sie Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten in Bruchsal in ihrer baden-württembergischen Heimat. Patricia Alberth hat seit 2013 das Zentrum Welterbe in Bamberg geleitet.
„Dieser berufliche Aufstieg ist die höchste Anerkennung für die Arbeit von Patricia Alberth in Bamberg in den vergangenen zehn Jahren“, reagierte Oberbürgermeister Andreas Starke auf den Wechsel.
Die Konzeption und die Einrichtung des Welterbe-Besuchszentrums auf den Unteren Mühlen mit der Eröffnung 2019 und das umfangreiche Programm zum 25. Jubiläum des Welterbe-Titels ein Jahr zuvor zählen zu den Meilensteinen von Alberths Tätigkeit in Bamberg.
Ihr sei es gelungen, „den Schutz und die Vermittlung des Welterbes auf ein anderes Niveau zu heben und auch die Bamberger Bevölkerung noch mehr für die Schätze zu sensibilisieren, die vor unserer Haustür liegen“, sagte Starke.
Mit mehr als 100 Akteurinnen und Akteuren hat Alberth einen Managementplan für das Welterbe Bamberg entwickelt. Dieses praxistaugliche Arbeitsinstrument dient auch anderen Welterbestätten als Vorlage.
Werdegang Patricia Alberths
Patricia Alberth ist in Baden-Württemberg aufgewachsen und hat in Bad Mergentheim ihr Abitur abgelegt. Nach ihrem Studium in den Niederlanden, in China und Cottbus sowie jeweils zehnjähriger Arbeit erst für die UNESCO und dann in Bamberg kehrt sie nun zu ihren Wurzeln zurück.
„Ich verlasse Bamberg mit mindestens einem weinenden Auge, denn ich habe mich hier beruflich und privat sehr wohl gefühlt. Bamberg ist ein Juwel. Mit einem tollen Team und einer hochengagierten Stadtgesellschaft im Rücken konnte ich vieles bewegen und Bambergs gute Welterbe-Praxis international sichtbar machen. Das Angebot, in meiner Heimat eine so anspruchsvolle Aufgabe zu übernehmen, konnte ich nicht ausschlagen. Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung“, sagte Patricia Alberth.
Die Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg, für die Alberth nun die Leitung übernimmt, betreuen insgesamt 62 Monumente des Landes. Darunter befinden sich das Schloss Ludwigsburg, Schloss Heidelberg, das tauberfränkische Schloss Weikersheim und das Kloster Maulbronn. Die Einrichtung hat 221 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Zentrale in Bruchsal sowie in elf Ortsverwaltungen tätig sind.
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Unesco-Welterbe in der Ukraine
Sonderausstellung im Zentrum Welterbe
Von aktuell 1.154 Welterbestätten befinden sich sieben in der Ukraine. Sie sind durch Putins Angriffskrieg akut bedroht. Eine Sonderausstellung im Zentrum Welterbe Bamberg zeigt Fotografien der Stätten.
„Die Bilder zeigen, über welch kulturellen Reichtum die Ukraine verfügt“, so Oberbürgermeister Andreas Starke bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Unesco-Welterbestätten in der Ukraine“ im Zentrum Welterbe Bamberg.
Eigentlich hat sich Russland mit der Unterzeichnung der Haager Konvention 1957 zum Schutz von Kulturschätzen, auch im Krieg, verpflichtet. Doch der Schutz des kulturellen Erbes der Ukraine ist zu einem festen Bestandteil der Kriegshilfe geworden. Ein Teil des kulturellen Erbes wird derzeit evakuiert. Anderes versuchen Helferinnen und Helfer – so gut es geht – zu schützen: mit Sandsäcken, mit Luftpolsterfolien, mit Holzverschalungen.
Die sieben ukrainischen Welterbestätten sind: die Sophienkathedrale und das Höhlenkloster Lawra Petschersk in Kyiv, das historische Zentrum von Lwiw, der geodätische Bogen von Struve, die alten Buchenwälder der Karpaten, die Residenz der orthodoxen Metropoliten der Bukowina und Dalmatiens, die antike Stadt in der taurischen Chersones und ihre Chora sowie Holzkirchen der Karpaten.
Die Sonderausstellung im Zentrum Welterbe möchte Solidarität mit dem Erbe der Ukraine zeigen und sich vor ihm verneigen. Bei der Ausstellungseröffnung stellte Welterbereferentin Ulrike Siebenhaar zusammen mit Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin Oberfrankens, die einzelnen Welterbestätten vor. „Einige dieser Stätten wie die alten Buchenurwälder der Karpaten sind transnational. Damit sind sie geradezu die Verkörperung des Gedankens eines gemeinsamen, schützenwerten Erbes der gesamten Menschheit“, so Siebenhaar.
Ermöglicht haben die Sonderausstellung die „Denk-Mal-Stiftung“ aus Bischberg, „srg_media“ aus Bamberg und die Agentur „h neun“ aus Berlin. Bei freiem Eintritt kann man die Bilder täglich zwischen 11 und 16 Uhr im Zentrum Welterbe besichtigen.