Inter­net: Hun­dert­pro­zen­ti­ge Sicher­heit gibt es nicht

Wirt­schafts­kam­mern und Poli­zei: Cyber­si­cher­heit wich­ti­ger denn je zuvor

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Polizei
Gruppenbild vor dem mobilen Forensik-Labor (von links): Polizeivizepräsident Ulrich Rothdauscher, Katrin Kneidinger vom Polizeipräsidium, Rico Seyd von der IHK zu Coburg, HWK-Geschäftsführer Rainer Beck, der Geschäftsführer der IHK zu Coburg, Siegmar Schnabel, Holger Bär von der HWK, IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm sowie Ralph Buus von der IHK. Foto: Stephan Herbert Fuchs
Die Gefah­ren für Unter­neh­men durch Cyber­kri­mi­na­li­tät stan­den im Fokus der Jubi­lä­ums­ver­an­stal­tung “Zehn Jah­re Cyber-Inci­dent-Respon­se-Team (CIRT) Ober­fran­ken” im Schloss Thur­n­au mit rund 200 Teil­neh­mern. Meh­re­re Unter­neh­mer schil­dern ein­drucks­voll, was ein Cyber­an­griff auf ein Unter­neh­men aus­lö­sen kann, wie die IHK für Ober­fran­ken mitteilt.

Der Zusam­men­schluss der drei ober­frän­ki­schen Wirt­schafts­kam­mern IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, IHK zu Coburg, Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken sowie der ober­frän­ki­schen Poli­zei zielt dar­auf ab, den Unter­neh­men im Regie­rungs­be­zirk prä­ven­tiv, infor­ma­tiv und bera­tend zur Sei­te zu ste­hen. Im Scha­dens­fall soll es vor allem dar­um gehen, als Netz­werk zu agie­ren und für das betrof­fe­ne Unter­neh­men schnell den rich­ti­gen Ansprech­part­ner zu finden.

Was so ein Cyber­an­griff anrich­ten kann, schil­der­ten bei der Ver­an­stal­tung in Thur­n­au ein­drucks­voll Kili­an Stür­mer vom gleich­na­mi­gen Unter­neh­men in Hall­stadt, Phil­ipp Her­pich von Start­punkt Digi­tal (Hof) und Micha­el Zie­bis von der Kon­zept­bau GmbH aus Bay­reuth. “Es fühlt sich fürch­ter­lich an“, so Stür­mer. Alles habe still­ge­stan­den, 300 Mit­ar­bei­ter hät­ten nichts mehr tun kön­nen. In Her­pichs Unter­neh­men sei schnell klar gewe­sen, dass es sich um einen Sicher­heits­vor­fall han­de­le. Doch wie die Angrei­fer ins Sys­tem gekom­men sind, das sei bis heu­te nicht hun­dert­pro­zen­tig geklärt. Auch Micha­el Zie­bis bestä­tig­te: “Alle Daten waren ver­schlüs­selt, wir konn­ten nichts retten.“

Wie Angrei­fer ins Sys­tem kom­men, führ­te Mar­co di Filip­po vom IT-Unter­neh­men white­list­ha­ckers GmbH aus Bam­berg live vor. Er ist seit über 20 Jah­ren im IT-Con­sul­ting tätig, sein Spe­zi­al­ge­biet sind orga­ni­sa­to­ri­sche und tech­ni­sche IT-Sicher­heits­prü­fun­gen und ‑kon­zep­te. “Eine hun­dert­pro­zen­ti­ge Sicher­heit gibt es nicht, aber ich kann es dem Angrei­fer schwer machen”, ver­si­cher­te er. Di Filip­po gab zu beden­ken, dass die Kri­mi­nel­len nicht gezielt nach Unter­neh­men, son­dern gezielt nach Sicher­heits­lü­cken suchen. Di Filip­po: “Des­halb kann es auch jeden treffen.”

Die Wahr­schein­lich­keit, Opfer eines Cyber­an­griffs zu wer­den, bezif­fer­te di Filip­po auf 1:2. Dem­ge­gen­über ste­he die Wahr­schein­lich­keit, vom Blitz getrof­fen zu wer­den bei 1:250.000. Kon­kret warn­te der Fach­mann davor, Pass­wör­ter mehr­fach zu benut­zen und über Jah­re unver­än­dert zu las­sen. Drei von vier Nut­zern mach­ten aber genau die­sen Fehler.


Kri­mi­na­li­tät der Zukunft

Die Poli­zei sei fest ent­schlos­sen, digi­ta­le Bedro­hun­gen nicht nur zu erken­nen, son­dern auch zu bekämp­fen, so der ober­frän­ki­sche Poli­zei­vi­ze­prä­si­dent Ulrich Rothdau­scher. Dazu hat­te er eigens das mobi­le digi­ta­le Foren­sik-Labor “PALADIN” zur Ver­an­stal­tung mit­ge­bracht. Das Fahr­zeug, ein auf den ers­ten Blick unschein­ba­rer Mer­ce­des Sprin­ter, kommt vor Ort zum Ein­satz, um Spu­ren und Hin­wei­se bei Com­pu­tern schnel­ler zu verwerten.

Der Poli­zei­vi­ze­prä­si­dent rief dazu auf, die Mit­ar­bei­ter in den Betrie­ben zu sen­si­bi­li­sie­ren und ein Bewusst­sein für die Gefah­ren zu schaf­fen. Längst nicht mehr nur gro­ße Unter­neh­men sei­en betrof­fen. Es kön­ne jedes Unter­neh­men in jeder Bran­che tref­fen. “Cyber­an­grif­fe sind die Kri­mi­na­li­tät der Zukunft. Unser Ziel ist es, den Blick für die­se Bedro­hun­gen zu schär­fen“, so Rothdau­scher. “Die Fra­ge ist nicht ob, son­dern wann es einen trifft.“

Einen kon­kre­ten Tipp hat­te Kili­an Stür­mer von Stür­mer Maschi­nen­bau noch für alle Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer: Er setzt auf die 3–2‑1-Regelung. Das bedeu­tet: Drei Kopien soll­te es von sämt­li­chen Daten geben, auf zwei unter­schied­li­che Medi­en, von denen eine außer Haus auf­be­wahrt wird.

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