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Ausstellung

Zur Anbah­nung einer Städtepartnerschaft

Aus­stel­lung: „Schön­born­fran­ken“ in der Ukraine

Die Schau „Die Schön­born­fran­ken – von Fran­ken nach Trans­kar­pa­ti­en“ schil­dert die Geschich­te die­ser frän­ki­schen Aus­wan­de­rer in der Ukrai­ne. Auch könn­te sie Teil einer sich anbah­nen­den Städ­te­part­ner­schaft zwi­schen Bam­berg und Mukat­sche­wo sein.

Auf Geheiß von Fried­rich Karl von Schön­born, Fürst­bi­schof zu Bam­berg und Würz­burg, zogen die soge­nann­ten Schön­born­fran­ken im 18. Jahr­hun­dert aus den frän­ki­schen Bis­tü­mern unter ande­rem in die West­ukrai­ne, um sich dort nie­der­zu­las­sen. Vie­le von ihnen leben heu­te in der Stadt Mukat­sche­wo. Deren etwa 85.000 Einwohner:innen sind sich ihrer Wur­zeln ent­spre­chend durch­aus bewusst und pfleg­ten nach wie vor die deut­sche Spra­che und frän­ki­sche Tra­di­tio­nen, wie das Rat­haus mitteilt.

Die Stadt Mukat­sche­wo liegt in Trans­kar­pa­ti­en, unweit der Gren­zen zu Polen (60 Kilo­me­ter), der Slo­wa­kei (40 Kilo­me­ter) und Ungarn (35 Kilo­me­ter). Sie ist eine Uni­ver­si­täts­stadt mit Bischofs­sitz. 1,9 Pro­zent der Bevöl­ke­rung sind Deut­sche. Über den engen Kon­takt zwi­schen dem Erz­bis­tum Bam­berg und der Katho­li­schen Land­volk­be­we­gung besteht seit Jahr­zehn­ten auch eine Ver­bin­dung zu den Schönbornfranken.

Jüngst bekun­de­te die Stadt Mukat­sche­wo zudem ein grund­sätz­li­ches Inter­es­se an einer Städ­te­part­ner­schaft mit Bam­berg. Eine sol­che Part­ner­schaft wird von dem Ziel und Wunsch getra­gen, ein­an­der ken­nen­zu­ler­nen, freund­schaft­li­che Bezie­hun­gen auf­zu­bau­en, um sich zu hel­fen und bes­ser zu ver­ste­hen. Die Stadt Bam­berg möch­te damit einen Bei­trag zu Soli­da­ri­tät mit der Ukrai­ne leis­ten und beim Wie­der­auf­bau unterstützen.

Von Fran­ken nach Transkarpatien

In der ehe­ma­li­gen Info­thek des Rat­hau­ses ist der­zeit die Aus­stel­lung „Die Schön­born­fran­ken – von Fran­ken nach Trans­kar­pa­ti­en“ zu sehen. Um sie in Augen­schein zu neh­men, reis­te nun eine Dele­ga­ti­on aus Mukat­sche­wo an. Die­ser gehör­ten unter ande­rem Vize­bür­ger­meis­te­rin Julia Tayps sowie ein Film­team an, das im ukrai­ni­schen Fern­se­hen über die Aus­stel­lung berich­ten möch­te. Ein deutsch­spra­chi­ges Pro­gramm pro­du­ziert Bei­trä­ge für die deut­sche Min­der­heit vor Ort. Wei­ter­hin ist laut Bür­ger­meis­te­rin Julia Tayps ange­dacht, in einem geplan­ten „deut­schen Haus“ ein Bam­berg-Zim­mer ein­zu­rich­ten, um die Part­ner­schaft einer brei­ten Öffent­lich­keit sicht­bar zu machen.

Die Aus­stel­lung geht noch bis zum 5. September.

„Erle­sen – 200 Jah­re Biblio­thek des Metropolitankapitels“

Aus­stel­lung in der Diözesanbibliothek

Aus­ge­wähl­te Bücher vom Mit­tel­al­ter bis in die Gegen­wart zeigt die Aus­stel­lung „Erle­sen – 200 Jah­re Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels“, die die Bam­ber­ger Diö­ze­san­bi­blio­thek bis zum 13. Sep­tem­ber im Diö­ze­san­mu­se­um präsentiert.

Etwa 200.000 Bücher haben sich in der Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels, die zusam­men mit der Biblio­thek des Pries­ter­se­mi­nars Teil der Diö­ze­san­bi­blio­thek ist, seit ihrer Errich­tung 1822 ange­sam­melt. Maria Kun­zel­mann, die Lei­te­rin der Biblio­thek, hat aus die­ser Samm­lung in Zusam­men­ar­beit mit der Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums, Caro­la Marie Schmidt, und des­sen Kura­to­rin Lud­mi­la Kva­pi­l­o­vá-Klüse­ner, knapp 80 Expo­na­te für die Aus­stel­lung „Erle­sen – 200 Jah­re Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels“ ausgewählt.

Die­se Kol­lek­ti­on soll die ein­zig­ar­ti­gen Prunk­stü­cke im Bestand der Biblio­thek zei­gen, aber auch auf den Reiz von ver­meint­lich unbe­deu­ten­den, weil aus hohen Druck­auf­la­gen stam­men­den Wer­ken und auf Beson­der­hei­ten, die sich oft in Nach­läs­sen und Abga­ben an die Biblio­thek fin­den, hinweisen.

Buch­re­li­gi­on Christentum

„Die Aus­stel­lung soll neben unse­ren wert­volls­ten Ein­zel­stü­cken auch zei­gen, dass sich im kirch­li­chen Bereich sehr viel Lite­ra­tur ansam­melt“, sagt Maria Kun­zel­mann. „Das Chris­ten­tum ist eine Buch­re­li­gi­on und im Lau­fe der Jahr­hun­der­te kom­men in Klös­tern, Pfar­rei­en oder auch bei Pri­vat­per­so­nen vie­le Gebet­bü­cher, Mess­bü­cher, Bibeln und wei­te­re Lite­ra­tur zusam­men. Man­ches wird mit der Zeit über­flüs­sig, weil zum Bei­spiel die Auf­la­ge erneu­ert wird, Insti­tu­tio­nen auf­ge­löst wer­den oder sich jün­ge­re Gene­ra­tio­nen nicht mehr für Stü­cke in fami­liä­rem Pri­vat­be­sitz inter­es­sie­ren. Diö­ze­san­bi­blio­the­ken sind dann Anlauf­stel­len, denen über­ge­ben wer­den kann, was nicht mehr gebraucht wird.“

So kön­nen auch mas­sen­haft gedruck­te Gebet- oder Mess­bü­cher ein­ma­lig sein. Immer wie­der fin­den Maria Kun­zel­mann und ihr Team in gespen­de­ten oder über­nom­me­nen Bücher­samm­lun­gen zum Bei­spiel hand­schrift­li­che Ergän­zun­gen von Pfar­rern oder beson­de­re Wid­mun­gen. Auch indi­vi­du­ell und eigens ange­fer­tig­te Buch-Ein­bän­de kön­nen den archi­va­li­schen und musea­len Reiz ein­zel­ner Wer­ke erhö­hen. „Dar­um kann es vor­kom­men, dass wir manch­mal meh­re­re Exem­pla­re eines Wer­kes auf­he­ben. Die Aus­wahl für die Aus­stel­lung haben wir also ent­we­der nach dem Alter der Wer­ke – wir haben Stü­cke aus dem 15. Jahr­hun­dert –, nach beson­ders schmuck­vol­len Ein­bän­den oder eben beson­de­ren Wid­mun­gen, Stem­peln oder Noti­zen getroffen.“

Aus­stel­lung­shigh­lights

Die Vor­ge­schich­te der Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels und der Aus­stel­lung „Erle­sen – 200 Jah­re Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels“ begann in den Jah­ren 180203 als im Zuge der Säku­la­ri­sa­ti­on die auf Kai­ser Hein­rich II. zurück­ge­hen­de alte Dom­ka­pi­tels­bi­blio­thek in den Besitz des baye­ri­schen Staa­tes über­ging. Bei die­sem Moder­ni­sie­rungs­pro­zess ver­lor auch der Fürst­bi­schof sei­ne welt­li­che Macht, Klös­ter wur­den auf­ge­löst und wei­te­res Kir­chen­gut verstaatlicht.

„Das Dom­ka­pi­tel“, sagt Maria Kun­zel­mann, „besaß nun kei­ne Biblio­thek mehr. Doch im eben­falls auf­ge­lös­ten Bam­ber­ger Domi­ni­ka­ner­klos­ter leb­te ein Pater namens Pius Brunn­quell, der ein gro­ßer Bücher­freund war und sein Leben lang Bücher gesam­melt hat. 1822 schrieb er eine Schen­kungs­ur­kun­de, in der er ver­füg­te, sei­ne 4000 Bän­de umfas­sen­de Bücher­samm­lung dem Dom­ka­pi­tel als Grund­stock für eine neue Biblio­thek zu überlassen.“

Das heißt aber nicht, dass all die Stü­cke, die die Aus­stel­lung zeigt, aus der Zeit Brunn­quells stam­men. Sei­ne Samm­lung hielt eini­ge Stü­cke parat, die damals mehr als 300, sprich heu­te 500 Jah­re alt waren und sind.

So ist zum Bei­spiel ein 1469, nur kur­ze Zeit nach Erfin­dung des Buch­dru­ckes im Jahr 1450, ent­stan­de­nes latei­ni­sches Druck­werk des byzan­ti­ni­schen Kar­di­nals Bes­sa­ri­on noch detail­reich mit der Hand und far­big ver­ziert. „Das ist ein High­light der Aus­stel­lung. Wor­auf wir aber am stol­zes­ten sind, ist ein Gebet­buch aus dem Besitz von Sir Tho­mas More. Der eng­li­sche Autor und Staats­mann Tho­mas Morus war Lord­kanz­ler unter Hein­rich VIII., der ihn aller­dings 1535 ent­haup­ten ließ, weil Morus die könig­li­che Herr­schaft über die Kir­che nicht aner­ken­nen woll­te. Seit 1935 ist er ein Hei­li­ger und Mär­ty­rer der angli­ka­ni­schen und der römisch-katho­li­schen Kir­che. Das Buch wur­de um 145075 auf Per­ga­ment geschrie­ben und opu­lent mit Male­rei­en aus­ge­stat­tet. Das Beson­de­re an dem Stun­den- oder Gebet­buch sind jedoch die bio­gra­phi­schen Ein­tra­gun­gen aus der Fami­lie Morus.“

Diözesanbibliothek
Aus einem Werk von Kar­di­nal Bes­sa­ri­on, Rom 1469, Foto: Peter Eberts, Biblio­thek Metropolitankapitel
Rund­gang durch die Ausstellung

Direkt gegen­über der Diö­ze­san­bi­blio­thek ist das Diö­ze­san­mu­se­um. Dort fin­det, auf­ge­teilt auf meh­re­re Räu­me, die Aus­stel­lung „Erle­sen – 200 Jah­re Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels“ statt.

Raum 1 ist Büchern für Altar und Got­tes­dienst gewid­met. Seit dem Mit­tel­al­ter haben sich ver­schie­de­ne Gat­tun­gen von lit­ur­gi­schen Büchern für die kirch­li­chen Fei­ern ent­wi­ckelt. Erst als Hand­schrif­ten, dann in gedruck­ter Form – immer dien­ten sie als text­li­che Grund­la­gen für den Got­tes­dienst. Oft wur­den sie, um gestal­te­ri­sche Ver­eh­rung für das in ihnen fest­ge­hal­te­ne hei­li­ge Wort anzu­zei­gen, reich ver­ziert und aus­ge­schmückt. Gebrauchs­spu­ren der Nut­zung im Got­tes­dienst oder Noti­zen machen sie für die Aus­stel­lung zusätz­lich interessant.

Reprä­sen­ta­tiv für die vie­len Bibeln und Mess­bü­cher aus dem Bestand der Biblio­thek haben die Kura­to­rin­nen hier eine Bibel aus dem 15. Jahr­hun­dert aus­ge­wählt. Dar­in ein­ge­bun­den ist ein hand­schrift­li­ches Regis­ter all der Lesun­gen des Kir­chen­jah­res, für die sie im Bam­ber­ger Dom genutzt wur­de. „Sol­che Noti­zen sind sehr sel­ten und etwas beson­ders“, sagt Maria Kunzelmann.

Ein Mis­sa­le, zu deutsch Mess­buch, aus der Obe­ren Pfar­re, das die Aus­stel­lung hier eben­falls zeigt, punk­tet hin­ge­gen mit sei­ner schmu­cken Auf­ma­chung. So ist in sei­nen samt­be­zo­ge­nen Ein­band zwi­schen orna­ment­rei­chen Kan­ten­ver­zie­run­gen eine sil­ber­ne Madon­nen­fi­gur ein­ge­las­sen. „Für heu­ti­ge Mes­sen sind die­se Bücher aller­dings nicht mehr ver­wend­bar, denn ihre Tex­te sind noch in Latein.“

Im nächs­ten Raum der Aus­stel­lung geht es ganz um den Mann, ohne des­sen Bei­trag es die­ses Jahr kei­ne Jubi­lä­ums­aus­stel­lung gäbe. Zu den 4000 Bän­den, die Pius Brunn­quell 1822 der Biblio­thek über­ließ, sind mitt­ler­wei­le mehr als 200.000 Bücher hinzugekommen.

Ob die­se Zahl in wei­te­ren 200 Jah­ren aller­dings noch­mal um hun­dert­tau­sen­de Bän­de wächst, ist hin­ge­gen frag­lich. „Nein, das glau­be ich nicht“, sagt Maria Kun­zel­mann, „dafür wird zu viel digi­tal ver­öf­fent­licht. Aber, auch das will die Aus­stel­lung zei­gen, ein gedruck­tes, altes Buch wird des­we­gen nicht über­flüs­sig, denn es zeich­net sich oft durch auf­wen­di­ge Her­stel­lung, indi­vi­du­el­le Ein­band­ge­stal­tung, bedeu­ten­de Vor­be­sit­zer oder durch per­sön­li­che Ein­tra­gun­gen aus.“

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Mess­buch aus der Obe­ren Pfar­re Bam­berg von 1781, Foto: Peter Eberts, Biblio­thek Metropolitankapitel

Der nächs­te Raum steht unter dem Mot­to „Sam­meln und Bewah­ren“. „Hier geht es um die Tat­sa­che, dass wir aus kirch­li­chen Stel­len nach wie vor immer wie­der grö­ße­re Pos­ten an Büchern über­neh­men. Bis 1968 gab es bei­spiels­wei­se in der Dom­stra­ße eine alte Dom­prob­s­tei-Biblio­thek, deren Bestand damals an uns über­ging. Auch bekom­men wir immer wie­der Samm­lun­gen aus still­ge­leg­ten Klös­tern. Beson­ders in den letz­ten Jahr­zehn­ten muss­ten wegen Per­so­nal- und Nach­wuchs­man­gels vie­le Klös­ter ver­klei­nert oder auf­ge­löst wer­den. In sol­chen Fäl­len gehört es zu den Auf­ga­ben einer Biblio­thek wie der unse­ren, sol­che Bestän­de durch­zu­se­hen und gege­be­nen­falls zu über­neh­men.“ Bei­spiel­haft zeigt die Aus­stel­lung hier Stü­cke aus der ehe­ma­li­gen Bam­ber­ger Kar­me­li­ten­bi­blio­thek und den Fran­zis­ka­ner­klös­tern Mari­en­wei­her und Bamberg.

Büchern in der Kri­se wid­met sich ein wei­te­rer Aus­stel­lungs­raum. Die­se Bezeich­nung bezieht sich vor allem auf in der Nazi­zeit zen­sier­te oder ganz ver­bo­te­ne kirch­li­che Schrif­ten. Inter­es­sant wer­den Bücher aus die­ser Zeit auch durch ein­ge­stem­pel­te Ver­mer­ke wie „Bücher­spen­de für die deut­sche Wehrmacht.“

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Gebet­buch von Robert Schwarz von 200103, Foto: Peter Eberts, Biblio­thek Metropolitankapitel

Das titel­ge­ben­de Erle­se­ne prä­sen­tiert der nächs­te Raum. Hier sind die High­lights von Tho­mas Morus und Kar­di­nal Bes­sa­ri­on zu sehen. Und auch eines der moderns­ten, soll in die­sem Fall hei­ßen, der jüngs­ten Aus­stel­lungs- und Bestandstü­cke. Vor zehn Jah­ren kauf­te die Biblio­thek anläss­lich der Aus­stel­lung „Gegen­über. Moder­ne Kunst im Dom zum 1000-jäh­ri­gen Dom­ju­bi­lä­um“ ein von dem Künst­ler Robert Schwarz in mit­tel­al­ter­li­cher Tra­di­ti­on und Optik her­ge­stell­tes und gestal­te­tes Gebetbuch.

Den Aus­klang von „Erle­sen – 200 Jah­re Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels“ bil­den eine reprä­sen­ta­ti­ve Kol­lek­ti­on von Gebet­bü­chern und eini­ge Kurio­si­tä­ten. Die Aus­wahl ers­te­rer soll die Viel­falt der Gebet­buch­samm­lung der Biblio­thek, die etwa 10.000 Bän­de umfasst, ver­deut­li­chen. Dazu gehö­ren auch Gesang­bü­cher oder beson­de­re Andachts­bü­cher. Leicht skur­ri­le Ein­bli­cke in 200 Jah­re Biblio­theks- und Samm­lungs­ge­schich­te geben ein Buch mit Beschwö­rungs­for­meln, wie sie ver­ein­zelt noch Anfang des 20. Jahr­hun­derts in Gebrauch waren, oder ein Band, in des­sen Ein­band eine Kap­sel mit Jor­d­an­was­ser ein­ge­las­sen ist.

Die Schön­heit des sinn­lo­sen Scheiterns

Aus­stel­lung Phil­ip Grözinger

Dem ein­ge­bau­ten Makel gemäß, dass alles Sein solang’ es strebt auf das eige­ne Ende zusteu­ert – was kann die Exis­tenz da ande­res sein als eine von vorn­her­ein zum Schei­tern ver­ur­teil­te Sinn­lo­sig­keit? So sieht es der Ber­li­ner Maler Phil­ip Grö­zin­ger, erkennt dar­in aber auch das Poten­zi­al zur Schön­heit. Mor­gen kommt er mit sei­ner Aus­stel­lung „Die Schön­heit des sinn­lo­sen Schei­terns“ ins Kes­sel­haus. Das zen­tra­le Werk der Schau hat den Bam­ber­ger Rei­ter zur Hauptfigur.

„Mei­ner Mei­nung nach fast alles“, sagt Phil­ip Grö­zin­ger, den wir in sei­nem Ber­li­ner Ate­lier am Tele­fon erwi­schen, auf die Fra­ge was sinn­lo­ses Schei­tern sei. „Vom Urknall bis zum Zusam­men­bruch der Son­ne fällt ja alles in sich zusammen.“

Aber das Sinn­lo­se ist nicht zwangs­läu­fig sinn­ent­leert. Die sinn­lo­se Zeit bis zum unaus­weich­li­chen Schei­tern kann durch­aus mit sinn­haf­ten Din­gen gefüllt wer­den. „Dar­aus, dass wir uns vor­spie­geln, dass von uns Men­schen etwas übrig bleibt, um sozu­sa­gen die Uner­träg­lich­keit des Ster­bens erträg­li­cher zu machen, kann eine gewis­se Schön­heit ent­ste­hen. Ich fin­de es schön, dass man trotz der Belei­di­gung des Ster­bens, posi­ti­ve Aspek­te des Lebens anneh­men und zum Bei­spiel etwas kre­ieren kann. Dar­in liegt die Antriebs­fe­der für Neu­gier und Positives.“

Schei­tern bezie­hungs­wei­se das Ein­ge­ständ­nis die­ser fina­len Exis­tenz­per­spek­ti­ve kann auch eine Chan­ce sein. Oder viel­leicht sogar befrei­end. Ist der Druck, dem Dasein einen Sinn abge­win­nen zu wol­len, oder zu müs­sen, erst weg, lässt es sich sozu­sa­gen ganz frei aufspielen.

Eines die­ser sinn­haft-sinn­lo­sen Din­ge ist die Kunst. Sie spen­det Sinn, ist aber ihrer­seits von vorn­her­ein zum Schei­tern ver­ur­teilt. Nie kann das Abge­bil­de­te ganz erfasst wer­den, weil es immer nur Abbil­dung bleibt.

„Ja, es gibt nicht das per­fek­te Kunst­werk“, sagt Phil­ip Grö­zin­ger. „Der Druck auf Kunst, rele­vant zu sein, zu erah­nen und zu ertas­ten, was gesell­schaft­lich auf uns zu kommt, ist groß und ver­ur­teilt sie zum Schei­tern. Denn sie wird immer über­rollt von der Gegen­wart und wird Ver­gan­gen­heit. Bei musea­ler Kunst kommt noch dazu, dass sie geschei­tert ist, weil sie zur Deko­ra­ti­on gemacht wurde.

Der Anspruch von Kunst soll­te dar­um eher sein, sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, weil Gesell­schaft sich wei­ter­ent­wi­ckelt. Schafft sie das nicht, hat sie fast schon die Auf­ga­be, in Schön­heit zu sterben.“

In Bam­berg bringt Phil­ip Grö­zin­ger sei­ne Gemäl­de in die­se Gefahr, wenn er sie ab 11. Juni im Kes­sel­haus aus­stellt. „Ich konn­te mich ent­schei­den zwi­schen der Vil­la Des­sau­er und dem Kes­sel­haus. Ich nahm das Kes­sel­haus, weil es mit sei­nen kah­len Beton­wän­den schon ein biss­chen die Atmo­sphä­re hat, die ich suche. Ich den­ke, mei­ne Gemäl­de sind stark genug, das aus­zu­hal­ten. Und wenn nicht, bin ich geschei­tert“, sagt er lachend, „dann habe ich alles rich­tig gemacht!“

Philip Grözinger
Phil­ip Grö­zin­ger, Foto: Oli­ver Mark Studio
Eine geschei­ter­te Welt

Ent­spre­chend neh­men sich Phil­ip Grö­zin­gers Gemäl­de nicht all­zu ernst. Sie spre­chen erns­te The­men an – vor allem Umwelt­zer­stö­rung ist all­ge­gen­wär­tig –, aber sie tun es ohne empör­te Auf­dring­lich­keit. Das Augen­zwin­kern­de und Ver­spiel­te ist Grö­zin­gers Mit­tel der Wahl.

Sei­ne qua­drat­me­ter­wei­ten Arbei­ten sind bevöl­kert von groß­äu­gi­gen, infan­ti­li­sier­ten Figu­ren. Die Far­ben sind bunt, grell oder kna­ckig dun­kel, die For­men ver­ein­facht und flä­chig. Aber die unei­gent­li­chen Abgrün­de, die solch ein Aus­ein­an­der­klaf­fen von lus­ti­ger Dar­stel­lung und düs­te­rem Dar­ge­stell­ten auf­rei­ßen, kön­nen viel ein­drück­li­cher wir­ken als eine unzwei­deu­ti­ge Zur­schau­stel­lung oder Anpran­ge­rung von Missständen.

Die Haupt­fi­gur des eigens für die Aus­stel­lung im Kes­sel­haus ange­fer­tig­ten Haupt­werks durch­streift eine zer­stör­te Umwelt. Ein comic­haft ver­frem­de­ter Bam­ber­ger Rei­ter reist im Zyklus eines fünf Meter brei­ten Tryp­ti­chons durch kaput­te Land­schaf­ten, in denen Zivi­li­sa­ti­on nur noch in Trüm­mern übrig ist. Die­se Welt ist gescheitert.

Die Gemäl­de pran­gern die Zer­stö­rung dabei aber nicht so sehr an, als dass sie sie mit eigen­ar­ti­gem Sur­rea­lis­mus und einer Mischung aus iro­ni­schem Under­state­ment und kind­lich-hei­te­rer Distanz ein­fach zei­gen. Sie schei­nen mit dem Schei­tern auf den ers­ten Blick sogar zu koket­tie­ren, was für die abge­bil­de­te Welt in gewis­ser Wei­se hie­ße, sich ins Schei­tern gefügt zu haben.

Natür­lich könn­te man an die­ser Stel­le sagen, die­se iro­nisch-kri­tisch anmu­ten­de Hal­tung in Grö­zin­gers Gemäl­den ist fahr­läs­sig und zag­haft im Ange­sicht der Dring­lich­keit der The­ma­tik; oder es ist zynisch, so grell­bunt mit dem Unter­gang zu spie­len, was wie­der­um die pri­vi­le­gier­te Posi­ti­on des nicht Betrof­fen­seins und Sich-raus­hal­ten-kön­nens voraussetzt.

Aber das wür­de ver­ken­nen, dass die Gemäl­de eben gera­de ein Resul­tat die­ser Hal­tung auf­zei­gen. Inhalt­lich geschieht das anhand der gezeig­ten zer­stör­ten Welt, die nicht geret­tet, son­dern auf­ge­ge­ben wor­den ist; gestal­te­risch durch die nied­li­chen For­men und Figu­ren, die kei­nen Anspruch auf knall­har­te Anpran­ge­rung haben, und auch kei­nen mehr haben müs­sen, weil es in einer Welt, in der das Kaputt­sein zum Nor­mal­zu­stand gewor­den ist, nichts mehr anzu­pran­gern gibt. Hier ist alles egal gewor­den. Das mag von vorn­her­ein so pro­gram­miert sein, alles mag von vorn­her­ein sinn­los sein, weil zum Schei­tern ver­ur­teilt, aber bis dahin kann man zumin­dest ver­su­chen, per­sön­li­chen Sinn zu fin­den. Ver­sucht man nicht ein­mal mehr das, ist das Schei­tern bereits ein­ge­tre­ten und wahr­haf­tig, anstatt zumin­dest schön, sinn­los gewesen.

Der Bam­ber­ger Rei­ter auf Reisen

So hat man ihn noch nicht gese­hen, den Bam­ber­ger Rei­ter – weder gestal­te­risch, noch hand­lungs­mä­ßig. Sein ecki­ger Kör­per, auf dem ein Block von gekrön­tem Kopf sitzt, erin­nert an eine Lego- oder Mine­craft­fi­gur (dazu mehr wei­ter unten). Außer­dem ist er in Grö­zin­gers Tryp­ti­chon von sei­nem Sockel hinuntergestiegen.

Auf dem ers­ten der drei Gemäl­de durch­streift er auf sei­nem Pferd eine kar­ge, von merk­wür­di­gen Gestal­ten bewohn­te Welt, die ihre bes­ten Tage hin­ter sich zu haben scheint. Ein klei­nes Häus­chen am Hori­zont, aus des­sen Schorn­stein Rauch­wol­ken auf­stei­gen, die zu einer über der gesam­te Brei­te des Gemäl­des hän­gen­den gif­ti­gen Wol­ke ange­wach­sen sind, deu­tet an, war­um die­se Welt nur noch in Res­ten existiert.

Der Rei­ter scheint der Sze­ne­rie aber mehr oder weni­ger gelas­sen gegen­über zu ste­hen, in sei­nem ecki­gen Gesicht ist ein Lächeln zu erken­nen; er hat die­ses Schei­tern akzep­tiert. Und auch der Laser­strahl, den er aus sei­nen Augen einer angrei­fen­den Smog­wol­ke, die zwei Arme hat, durch den pech­schwar­zen Kör­per schießt, scheint er nur der Voll­stän­dig­keit hal­ber, bereits im Weg­rei­ten begrif­fen, abzufeuern.

War­um soll­te er sich im Kampf gegen eine Wol­ke auch mehr als die­se Ali­bi-Mühe geben? Ihr scheint durch den Laser zwar Blut aus dem Hin­tern zu sprit­zen, aber der Kampf gegen eine mate­rie­lo­se Wol­ke ist aus­sichts­los und wird schei­tern. Also zieht er wei­ter. „Er ist ein Rei­sen­der, der Rei­ter“, sagt Phil­ip Grö­zin­ger, „er ist wie ein Wis­sen­schaft­ler, der leicht distan­ziert alles für sich beob­ach­tet, aber nicht bewer­tet. Die­ses von außen kom­men und die Welt sehen, wie sie ist, fin­de ich reiz­voll. Er reist durch die Welt und erkennt Din­ge. Er ist eine Erkenntnismaschine.“

Der Bam­ber­ger Rei­ter schei­ne Phil­ip Grö­zin­ger als Haupt­fi­gur solch einer Erkennt­nis­rei­se wie gemacht. „Ich fand das Mys­te­ri­um, dass nie­mand genau weiß, wer er ist, sehr inter­es­sant. Ich woll­te die­se Pro­jek­ti­ons­flä­che neh­men und sie anders auf­la­den und eine Mine­craft-Figur dar­aus machen. In mei­nen Arbei­ten geht es ganz oft auch um Ängs­te vor Com­pu­tern und künst­li­cher Intel­li­genz. Die­se Din­ge sind sehr kom­plex, sim­pli­fi­zie­ren aber gleich­zei­tig unse­re Daseins. War­um ver­brin­gen Leu­te so wahn­sin­nig viel Zeit damit, Mine­craft zu spie­len, dar­in Rea­li­tät zu ver­ein­fa­chen, nach­zu­bau­en und in die­sem Umfeld zu spie­len? Ist die Rea­li­tät so anstren­gend, dass man zur Ent­span­nung in eine ande­re, die in Mine­craft geschaf­fe­ne, flüch­ten muss?“

Betrach­tet man die gespen­ti­schen schwar­zen Figu­ren im Mit­tel­teil des Tryp­ti­chons (der Rei­ter hat hier kei­nen Auf­tritt), scheint es aller­dings auch mit die­ser Flucht in die spie­le­ri­sche Ent­span­nung nicht weit­her zu sein. Hier ist vom Men­schen nicht ein­mal mehr sei­ne mensch­li­che Form übrig­ge­blie­ben. All­zu hem­mungs­los hat er sich auf­ge­ge­ben, sich der Hoff­nungs­lo­sig­keit hin­ge­ge­ben und dabei sein Mensch­sein ein­ge­büßt. Der Rei­ter scheint bei sei­nen Rei­sen noch ganz gut drauf zu sein. Die­se Geis­ter sind nur noch ihre eige­nen Schatten.

Zur Ablen­kung oder Ent­span­nung ist ihnen ein Ball­spiel mit rot-oran­ge­nen Licht­ku­geln geblie­ben. Ihr Mine­craft. Die Licht­ku­geln könn­ten aber auch Eizel­len sein und das Spiel dar­in bestehen, die­se sper­mi­um­ar­ti­gen Schlan­gen­we­sen, die durch den Him­mel rasen, zur Befruch­tung hin­zu­hal­ten. Haben sie doch noch Hoff­nung? Oder, wenn man das Gemäl­de pes­si­mis­ti­scher aus­le­gen will, ver­su­chen die ent­mensch­lich­ten Geis­ter, die­se Ver­ei­ni­gung zu verhindern?

Die Mau­er, die sie zwi­schen sich und der kaput­ten Umge­bung hoch­ge­zo­gen haben, deu­tet auf Zwei­te­res hin. Es scheint Hoff­nung zu geben, aber nicht auf Ret­tung vor den mons­trö­sen Gestal­ten auf der ande­ren Sei­te der Mau­er, son­dern auf Ver­hin­de­rung der Fort­pflan­zung mit ihnen. Die Geis­ter möch­ten sicher­stel­len, dass nach ihnen nichts mehr kommt, also auch nichts, das noch erbar­mungs­wür­di­ger als sie selbst wäre.

Phil­ip Grö­zin­ger möch­te es dann aber doch posi­ti­ver ver­stan­den wis­sen. „Das kann man schon post­apo­ka­lyp­tisch sehen. Aber wir sind ja nicht nur ver­rückt. Es gibt ja auch die ande­re Sei­te. Wir sind krea­tiv und wir fin­den Lösun­gen, es gibt Empa­thie. Im Dunk­len ist auch das Helle.“

Solch einen Sil­ber­streif am Hori­zont zeigt der drit­te Teil des Tryp­ti­chons um die Aben­teu­er des Bam­ber­ger Rei­ters. Die Welt sieht immer noch düs­ter, zer­stört und geschei­tert aus.

Ein dunk­les Meer ist zu sehen, zwei Eis­ber­ge düm­peln dar­in und kön­nen eigent­lich nur schmel­zen, ein unbe­mann­tes Segel­schiff treibt rich­tungs­los im Was­ser, und die pech­schwar­ze Wol­ke aus dem ers­ten Tryp­ti­chon-Teil sieht mit ihren feu­ri­grot umran­de­ten Augen aus als sei sie jetzt nicht nur gif­tig, son­dern auch noch wütend. Und genau wie im ers­ten Teil ver­sucht sie mit ihren dün­nen Ärm­chen wie­der den Rei­ter, der eben­falls in die Sze­ne­rie zurück­ge­kehrt ist, anzugreifen.

Die­ser macht aber erneut von sei­nen Laser­strah­len Gebrauch. Aus zwei Waf­fen in sei­nen Hän­den feu­ert er sie ab. Der eine Strahl ballt sich in einer neu­en Licht­ku­gel oder Eizel­le, ein wei­te­rer Strahl bricht dar­aus her­vor und durch­bohrt der Wol­ke den Kopf. Blut ist dies­mal nicht zu sehen und ob die­ser Kampf zuguns­ten des Man­nes auf dem Pferd aus­ge­hen wird, ist auch nicht klar. Der Rei­ter scheint ohne­hin kurz davor, sei­ne Posi­ti­on am Hang von einem der Eis­ber­ge zu ver­lie­ren und ins Meer zu rutschen.

Aber eben die­ses Meer geht am Hori­zont in einen hel­len Strei­fen Licht über. Ver­steht man die drei Tei­le des Tryp­ti­chons als durch den Hand­lungs­bo­gen der Rei­se des Rei­ters ver­bun­den, steht am Ende die­ser Rei­se durch sinn­lo­ses Schei­tern also zumin­dest der hoff­nungs­vol­le Aus­blick auf den hel­len Horizont.

„Die Schal­eks“

Aus­stel­lung in der Universitätsbibliothek

Die Bam­ber­ger Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek zeigt die Aus­stel­lung „Die Schal­eks – eine mit­tel­eu­ro­päi­sche Fami­lie“. Dar­in erzäh­len fünf Bio­gra­fien das Leben einer deutsch-tsche­chisch-jüdi­sche Fami­lie aus dem 20. Jahrhundert.

Sie arbei­te­ten als Rich­ter, Kriegs­be­richt­erstat­te­rin, Flucht­hel­fe­rin. Sie waren Wider­stands­kämp­fer und Male­rin von Bil­dern aus dem Ghet­to The­re­si­en­stadt. Anhand von fünf Bio­gra­fien einer Fami­lie erzählt die Wan­der­aus­stel­lung „Die Schal­eks – eine mit­tel­eu­ro­päi­sche Fami­lie“ die Geschich­te Mit­tel­eu­ro­pas im 20. Jahr­hun­dert. Die Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek zeigt die Schau vom 4. Mai bis 12. Juni am Heu­markt 2.

Neben den fünf Lebens­ge­schich­ten der deutsch-tsche­chisch-jüdi­schen Fami­li­en­mit­glie­der stellt die Aus­stel­lung auch deren his­to­ri­scher Hin­ter­grund dar. Auch zeigt sie die viel­fäl­ti­gen zer­stör­ten und nach dem Fall des Eiser­nen Vor­hangs wie­der­erstan­de­nen Ver­bin­dun­gen im Her­zen Euro­pas. Kon­text­ta­feln geben Aus­kunft über das jüdi­sche Leben in Prag und Wien um die Jahr­hun­dert­wen­de und wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs. Auch die Rol­le der Frau­en wird the­ma­ti­siert. Die Aus­stel­lung hat das Ziel, die deutsch-tsche­chisch-öster­rei­chi­sche Geschich­te des 20. Jahr­hun­derts einer brei­ten Öffent­lich­keit anhand von Ein­zel­schick­sa­len nahezubringen.

Zur Aus­stel­lungs­er­öff­nung am Mitt­woch, 4. Mai, um 19 Uhr, spre­chen unter ande­rem Dr. Fabi­an Fran­ke, Direk­tor der Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek Bam­berg, Uni­ver­si­täts­prä­si­dent Prof. Dr. Kai Fisch­bach sowie Grü­nen-Stadt­rä­tin Vera Mamerow.

Tan­ja Krom­bach vom Deut­schen Kul­tur­fo­rum öst­li­ches Euro­pa und Jour­na­list Ralf Pasch geben anschlie­ßend eine Ein­füh­rung in die Aus­stel­lung. Der Ein­tritt ist kos­ten­los. Um Beach­tung der aktu­el­len Coro­na-Rege­lun­gen wird gebeten.

Die Wan­der­aus­stel­lung „Die Schal­eks – eine mit­tel­eu­ro­päi­sche Fami­lie“ ist ein Pro­jekt des Deut­schen Kul­tur­fo­rums öst­li­ches Euro­pa in Koope­ra­ti­on mit dem tsche­chi­schen Col­le­gi­um Bohe­mi­cum Aus­sig, dem Kul­tur­re­fe­ren­ten für die böh­mi­schen Län­der im Adal­bert Stif­ter Ver­ein, Mün­chen, und der Euro­re­gi­on Elbe/​Labe.

Aus­stel­lung zur Bam­ber­ger Geschichte 

„150 Jah­re städ­ti­sches Album“ im Stadtarchiv

Das Stadt­ar­chiv Bam­berg zeigt bis zum 4. März kom­men­den Jah­res die Aus­stel­lung „150 Jah­re städ­ti­sches Album“. Es han­delt sich dabei um eine Aus­stel­lung mit 61 groß­for­ma­ti­gen Fotos zur Bam­ber­ger Geschich­te, ins­be­son­de­re zum Bild der Stadt mit sei­nen Ver­än­de­run­gen bis in die Gegen­wart hinein.

Die­ses Album, das aber nie die tech­ni­sche Gestalt eines Albums auf­wies, son­dern als Samm­lung ange­legt war, geht auf einen Beschluss des Bam­ber­ger Stadt­ma­gis­trats vom 28. Sep­tem­ber 1872 zurück. Dabei ging es zum einen um die Auf­nah­men „der zum Abbruch gekom­me­nen Gebäu­de“, um ganz bewusst deren Erin­ne­rung zu bewah­ren, und ande­rer­seits um „Pho­to­gra­phi­sche Por­traits der Mit­glie­der des Magis­tra­tes, Gemein­de­be­voll­mäch­ti­gen und Armen­pfleg­schafts­ra­thes seit Ein­füh­rung der neu­en Gemein­de­ord­nung vom 29.April 1869.“

Zunächst über­nahm Alo­is Erhardt, seit 1857 in Bam­berg als Foto­graf tätig, die­se Tätig­keit mit regel­mä­ßi­gen Auf­trä­gen sei­tens der Ver­wal­tung bis zu sei­nem Tod am 6. Dezem­ber 1902. Die foto­gra­fi­schen Ver­än­de­run­gen in der Stadt wur­den aber auch durch Auf­nah­men pri­va­ter Her­kunft ergänzt. Mit dem Tod des Foto­gra­fen sowie des Bür­ger­meis­ters Josef Herd kam die­se Tätig­keit zunächst zum Erlie­gen und die Bestän­de wur­den dem His­to­ri­schen Muse­um zur Auf­be­wah­rung über­ge­ben. Im Sep­tem­ber 1928 unter­nahm dann der His­to­ri­sche Ver­ein Bam­berg einen Vor­stoß, die­se Doku­men­ta­ti­on der bau­li­chen Ver­än­de­run­gen in Bam­berg wie­der­zu­be­le­ben. Die Idee fand die Unter­stüt­zung der Bau­ver­wal­tung und führ­te 1930 mit Anhe­bung des Per­so­nal­schlüs­sels und ab 1937 mit der Bereit­stel­lung finan­zi­el­ler Mit­tel zum Erfolg tat­säch­lich zum gewünsch­ten Erfolg.

Mit Zusam­men­füh­rung des „Städ­ti­schen Albums“ und der Foto­do­ku­men­ta­ti­ons­samm­lung des Bau­re­fe­rats in die zeit­ge­schicht­li­che Samm­lung des Stadt­ar­chivs zum Bestand Bam­berg-Samm­lung wur­de die­se ursprüng­li­che Idee unter neu­em Namen bis Okto­ber 1961 fort­ge­führt. Mit Ein­tritt des Foto­gra­fen in den Ruhe­stand trat aller­dings ein erneu­ter Still­stand ein, der erst mit der Schaf­fung einer Stel­le für einen haupt­amt­li­chen Foto­gra­fen im Stadt­ar­chiv zum 1. April 1975 end­gül­tig beho­ben wur­de im Sin­ne der Fort­füh­rung des 1872 getrof­fe­nen Sitzungsbeschlusses.

Die Aus­stel­lung ist zu den Öff­nungs­zei­ten des Stadt­ar­chivs und unter Beach­tung der jeweils gül­ti­gen pan­de­mie­be­ding­ten Bestim­mun­gen (3 G‑Regel) zugänglich.


Öff­nungs­zei­ten

Mon­tag und Diens­tag 08:00 Uhr – 16:00 Uhr,

Mitt­woch und Frei­tag 08:00 Uhr – 12:30 Uhr,

Don­ners­tag 08:00 Uhr – 18:00 Uhr

Aus­stel­lung „Poro­si­ty Play­ground“ im Kesselhaus

„Wir tra­gen kei­ne fer­ti­gen Kunst­wer­ke in den Ausstellungsraum“

Ange­führt von Kura­to­rin und Bild­haue­rin Not­bur­ga Karl zeigt eine namen­lo­se Kunst-Grup­pe noch bis Mit­te Novem­ber ihre Aus­stel­lung „Poro­si­ty Play­ground“ im Bam­ber­ger Kes­sel­haus. Das Beson­de­re: Kei­ne Aus­stel­lung ist wie die ande­re, denn die Kunst­wer­ke ent­ste­hen als Reak­ti­on auf den jewei­li­gen Aus­stel­lungs­ort erst vor Ort.

Seit 24. Okto­ber zei­gen Not­bur­ga Karl, Tho­mas Trinkl, Son­ja Engel­hard, Car­los de Abreu, Prav­do­liub Iva­nov und das Duo Dan Dry­er (Astrid Piethan und Jörg Koslow­ski) Skulp­tu­ren, Instal­la­tio­nen und Male­rei im Kes­sel­haus. In ihren Wer­ken neh­men die Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus ihrer Sicht über­kom­me­ne Wahr­neh­mungs- und Inter­pre­ta­ti­ons­me­cha­nis­men ins Visier und hin­ter­fra­gen das Zusam­men­spiel zwi­schen Werk, Mate­ria­li­tät und Ausstellungsort.

Anfang Sep­tem­ber haben wir Not­bur­ga Karl zum Inter­view über die Aus­stel­lung „Poro­si­ty play­ground“ getrof­fen, als im Sin­ne der Her­an­ge­hens­wei­se noch nicht ganz klar war, was zu sehen sein würde.


Frau Karl, wel­che Bedeu­tung hat der Titel der Aus­stel­lung „Poro­si­ty Playground“?

Not­bur­ga Karl: Poro­si­ty, also Durch­läs­sig­keit, etwas Porö­ses, kann sich auf meh­re­re Din­ge bezie­hen: Die Durch­läs­sig­keit im Kopf, also das, was bewusst geschieht, wenn man Kunst betrach­tet: Man stellt sich eine Mate­ria­li­tät vor oder eine fil­tern­de, fra­gi­le Zustands­form oder auch etwas im über­tra­ge­nen Sinn einen Über­gangs­zu­stand, der durch­läs­sig aber doch fil­ternd ist. Auch etwas, das mit einem nicht-visu­el­len Zugang zu tun hat. Davon aus­ge­hend kann die Art und Wei­se, Kunst zu sehen oder zu machen durch­läs­sig oder flie­ßend sein, was Inter­pre­ta­ti­on oder Bedeu­tungs­zu­wei­sung angeht. Play­ground spie­gelt unser Ansin­nen, uns als Künst­le­rin­nen und Künst­ler immer mit gro­ßer Offen­heit und Locker­heit auf Din­ge ein­zu­las­sen. Ein Möglichkeitsraum.


Was mei­nen Sie mit „nicht-visu­el­ler Zugang“?

Not­bur­ga Karl: Wir sind im All­tag dar­auf getrimmt, zu deco­die­ren. Eine rote Ampel bedeu­tet ste­hen­blei­ben, eine grü­ne Ampel los­ge­hen. Ob rot auch etwas ande­res in uns aus­lö­sen kann, Emo­tio­nen zum Bei­spiel, spielt dabei kei­ne Rol­le. Es hat sich ein­ge­schli­chen, dass wir so auch Kunst betrach­ten. Man schaut hin, denkt, man weiß Bescheid und schaut wie­der weg. Das geht bei unse­ren Arbei­ten nicht. Es braucht eine Zeit des Ein­las­sens, eine Art Bewusst­wer­dungs­pro­zess, damit sich die Behaup­tung, die wir in den Wer­ken for­mu­lie­ren, erhär­ten. Nur weil ein Raum wie das Kes­sel­haus ein Ort der Kunst ist, heißt das noch nicht, dass alles, was dort gemacht wird auto­ma­tisch auch Kunst ist. Uns inter­es­sie­ren auch exis­ten­zi­el­le Fra­gen wie: Was macht Kunst, wie kann sie sich eine Form oder Visua­li­tät geben – und was bedeu­tet das kon­kret fürs Kes­sel­haus, mit sei­ner star­ken Archi­tek­tur und sei­ner Geschich­te? Wir ver­su­chen, den Kunst­ort sozu­sa­gen auf null zurück­zu­set­zen, um ihn dann mit unse­ren Wer­ken in sei­nen Bedeu­tun­gen neu zu besetzen.


Sie gehen also davon aus, dass das Publi­kum die­se theo­re­ti­sche Sei­te der Aus­stel­lung durch­aus wahr­neh­men und nicht, wie beschrie­ben, hin und wie­der weg­schau­en wird?

Not­bur­ga Karl: Ja, das Publi­kum wird mer­ken, dass es beim Betre­ten der Aus­stel­lung viel­leicht auch erst­mal in ein Vaku­um tritt, in dem es sich des­ori­en­tiert füh­len könn­te, weil die mit­ge­brach­te Her­an­ge­hens­wei­se an Kunst und die bis­he­ri­ge Art und Wei­se, Kunst zu betrach­ten, nicht sofort greifen.


Ist es Teil des Ansin­nens der Aus­stel­lung, das Publi­kum zu des­ori­en­tie­ren oder viel­leicht sogar zu überfordern?

Not­bur­ga Karl: Ich fin­de es inter­es­sant, dass Sie des­ori­en­tie­ren mit über­for­dern gleich­set­zen. Eine neue oder ande­re Ori­en­tie­rung muss nicht auto­ma­tisch nega­tiv bewer­tet sein. Klar, es ist ein Ver­las­sen der Kom­fort­zo­ne. Viel­leicht ist es bes­ser, die mög­li­che Reak­ti­on des Publi­kums eher als ver­hal­tend oder zurück­tre­tend zu bezeich­nen. Des­ori­en­tie­ren klingt eher aggres­siv, so als ob wir die Leu­ten vor den Kopf sto­ßen oder sie in ihrer etwa­igen Unwis­sen­heit bloß­stel­len wol­len wür­den. Das wol­len wir nicht. Wir wol­len, dass die Leu­te von der Aus­stel­lung etwas haben. Wir haben der Aus­stel­lung viel­leicht eine ande­re Ver­füh­rungs­kunst gege­ben als die übli­chen Her­an­ge­hens­wei­sen bei Kunst­be­trach­tung – ein Aha-Erleb­nis, das sich viel­leicht auch erst zeit­ver­setzt einstellt.


Trotz­dem möch­te die Aus­stel­lung aber nicht so sehr mit Schau­wer­ten für die Sin­ne beein­dru­cken, als mit ihrer abs­trak­ten Theorie?

Not­bur­ga Karl: Eigent­lich hof­fen wir schon, die Leu­te auch auf der ästhe­ti­schen Ebe­ne zu errei­chen. In Kunst geht es immer auch um die Form. Wir wer­den zum Bei­spiel mit sowas wie Akus­tik oder Licht arbei­ten, was den Raum auch füllt und ihn sinn­lich wir­ken lässt. Wir wol­len den Raum nicht durch unse­re gro­ße Kunst­ges­te bekämp­fen, son­dern ihm eine neue Wir­kung und beglei­ten­de Kom­men­tie­rung verleihen.


Ein Teil die­ses Pro­gramms besteht dar­in, dass Sie als Künst­le­rin­nen und Künst­ler sich oft von kon­kre­ten Aus­stel­lungs­si­tua­tio­nen zu neu­en Arbei­ten inspi­rie­ren lassen.

Not­bur­ga Karl: Ja, das zeich­net unse­re Arbeits­wei­se aus. Wir neh­men den Raum nicht nur als aus­tausch­ba­ren Behäl­ter für Kunst wahr, son­dern ver­su­chen, ihm gerecht zu wer­den und las­sen uns von sei­ner Beschaf­fen­heit zu Wer­ken her­aus­for­dern. Dar­um gibt es auch die gan­ze Band­brei­te künst­le­ri­scher Dar­stel­lungs­for­men – bild­haue­risch, male­risch, instal­la­tiv, mul­ti­me­di­al, kon­zep­tu­ell und vie­les mehr.


Haben schon alle an der Aus­stel­lung Betei­lig­ten das Kes­sel­haus und die Beschaf­fen­heit sei­ner Aus­stel­lungs­flä­che gese­hen? Haben die Betei­lig­ten in die­sem Sin­ne schon ent­schie­den, was sie vor Ort enste­hen las­sen und aus­stel­len werden?

Not­bur­ga Karl: Alle Betei­lig­ten haben sich den Raum schon ver­ge­gen­wär­tigt. Was aus­ge­stellt wird, kann ich aber noch nicht sagen. Es ist ja nicht so, dass wir fer­ti­ge Kunst­wer­ke ein­fach so in den Aus­stel­lungs­raum hin­ein­tra­gen. Der Raum spricht gera­de bei drei­di­men­sio­na­len Arbei­ten immer mit. Vie­le uns­rer Wer­ke ent­ste­hen im Raum und mit dem Raum. Nicht alles passt in so einen Raum. Es gibt Arbei­ten und Ent­wür­fe im Vor­feld, die in Bezug auf den tat­säch­li­chen Ort aber dann erst über­prüft wer­den müssen.


Was macht das Kes­sel­haus für die­se Aus­stel­lung und die­se Art aus­zu­stel­len interessant?

Not­bur­ga Karl: Auf der einen Sei­te ist das ganz klar sei­ne Mate­ria­li­tät. Dazu rech­ne ich nicht nur den Beton, son­dern auch das Licht, die Stim­mung und Spu­ren vor­he­ri­ger Aus­stel­lun­gen oder Benut­zung. Und auf der ande­ren Sei­te spielt auch die Geschich­te des Kes­sel­hau­ses für die künst­le­ri­sche Annä­he­rung eine gro­ße Rol­le. Die Tat­sa­che, dass dort ein­mal die Heiz­kes­sel für das neben­an gele­ge­ne ehe­ma­li­ge Kran­ken­haus waren, ver­leiht dem heu­ti­gen Kes­sel­haus gleich eine gewis­se Aus­sa­ge. Die­ser his­to­ri­sche Hin­ter­grund, der in die­sem Raum mit­spricht, wirkt sich auf das aus, was man in ihn rein­trägt. Man könn­te sich also als Bild­haue­rin oder Bild­hau­er mit Dampf beschäf­ti­gen, dem ande­ren Aggre­gats­zu­stand von Was­ser. Die­ser Raum aller­dings bringt den Kon­text der nicht mehr sicht­ba­ren Kes­sel sofort ins Spiel. Ein ande­rer Raum wür­de das nicht.


Wis­sen Sie schon grund­sätz­lich, wie Sie sich dem Raum nähern werden?

Not­bur­ga Karl: Mei­ne Vor­stel­lun­gen gehen immer wie­der von Licht­si­tua­tio­nen aus, ich wer­de wohl mit Licht arbei­ten. Ein wan­dern­der Licht­ke­gel viel­leicht, der die Ober­flä­che strei­chelt. Jeden­falls wird es wohl mit der Decke zu tun haben. Haben Sie schon mal hoch geschaut? Sie hat einen selt­sam gleich­mä­ßi­gen Teint. Wir alle wer­den jeweils ande­re Sphä­ren des Rau­mes auf­grei­fen. Wenn ich zum Bei­spiel von der Decke nicht los­kom­me, immer wie­der hoch­schaue, muss ich damit wohl was machen. Außer­dem steht noch der Boden in all sei­ner Dop­pel­bö­dig­keit zu Ver­fü­gung oder die von oben hän­gen­den Dop­pel-Trich­ter und ihr bestim­men­des Volu­men, oder die Glas­fas­sa­de, oder Rost. Wir suchen nach Cha­rak­te­ris­ti­ka des Raums, und suchen nach groß­zü­gi­gen Ant­wor­ten auf die vor­ge­ge­be­ne Situation.


Was ist der Reiz an die­ser Herangehensweise?

Not­bur­ga Karl: Wahr­schein­lich ist es die Lust auf das Unge­wis­se, die in neu­en Kon­tex­ten wie Aus­stel­lungs­räu­men oder der Gefal­len dar­an, Gren­zen immer wie­der neu zu erfah­ren, zu the­ma­ti­sie­ren und zu ver­schie­ben. Das ist übri­gens ein grund­sätz­li­cher Anspruch, den wir aus der Avant­guar­de geerbt haben. Auch wol­len wir den Kon­text Kunst und ihre Aus­drucks­wei­sen immer wie­der von grund­auf infra­ge stel­len, um dann zu ihr hof­fent­lich zurück­zu­fin­den, um zu sagen, dass es immer noch sinn­voll ist, Kunst zu machen und sie in Räu­me zu stel­len. Wenn wir es hin­be­kä­men, dass das Kes­sel­haus für alle, die es schon ken­nen, ein ande­rer Ort wird, wo man sich auch mal ganz ande­res sich den­ken getraut, dann hät­ten wir schon was geschafft.


Wie sahen die Publi­kums­re­ak­tio­nen an den vor­he­ri­gen Orten, an denen Sie aus­stell­ten, aus?

Not­bur­ga Karl: Inter­es­siert, offen und dank­bar, weil es in der Aus­stel­lung ja tat­säch­lich so einen Ver­schie­be-Effekt in der Wahr­neh­mung geben kann – wenn man sich dar­auf ein­lässt, und weil es zugleich einen Kunst­dis­kurs gibt, in dem wir etwas bei­steu­ern. Wir sind auch sehr gesprächs­be­reit und ver­füg­bar. Die Aus­stel­lung wird Bam­berg auch zugu­te kommen.


War­um?

Not­bur­ga Karl: Wenn man Kunst anschaut, erfährt man ja nicht nur etwas über das Werk, son­dern auch etwas über sich. Ent­we­der fin­det man etwas von sich dar­in bestä­tigt oder infra­ge gestellt. Die Aus­stel­lung und ihre Her­an­ge­hens­wei­se ist viel­leicht etwas, das in Bam­berg noch nicht so oft zu sehen gewe­sen ist oder gemacht wur­de. In Bam­berg hat sich durch die Men­ge an ehr­wür­di­ger, alter Kunst – die ja übri­gens nicht immer alt war, son­dern kurz sehr zeit­ge­nös­sisch – bei vie­len das Bedürf­nis nach Bewah­ren aus­ge­löst. Was in der Spra­che der Kunst ver­han­delt wird, was in ihren Kon­text hin­ein­ge­dacht wer­den kann oder soll, ist aber in stän­di­ger Ver­än­de­rung und immer im Über­gang. Dadurch sind die Wer­ke, die wir aus­stel­len, erst­mal wie im Modus von Behaup­tun­gen oder Fra­gen zu ver­ste­hen, und sie sind noch nicht so aner­kannt bezie­hungs­wei­se abge­si­chert wie die Din­ge, die es in Anti­qui­tä­ten­lä­den gibt. Die größ­te Fra­ge betrifft übri­gens auch das Kes­sel­haus selbst und sein Poten­ti­al für Bamberg.


In der Aus­stel­lung wer­den neben Ihrem Bei­trag Wer­ke von Tho­mas Trinkl, Son­ja Engel­hard, Car­los de Abreu, Prav­do­liub Iva­nov und des Duos Dan Dry­er zu sehen sein. Nach wel­chen Kri­te­ri­en haben Sie als Kura­to­rin die aus­tel­len­den Künst­le­rin­nen und Künst­ler ausgewählt?

Not­bur­ga Karl: Für die­se Her­an­ge­hens­wei­se, die uns ver­bin­det, also so mit Räu­men zu arbei­ten, braucht es Gemein­sam­kei­ten in der Fra­ge­stel­lung, in der Suche, in der Lust am Betre­ten von unge­si­cher­tem Ter­rain – anhand sol­cher Gemein­sam­kei­ten habe ich aus­ge­wählt. Wir woll­ten auch Prav­do­liub Iva­nov aus Sofia dabei haben; er ist zu die­ser Zeit Inter­na­tio­na­ler Gast­pro­fes­sur für Diver­si­ty an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Ich als ver­ant­wort­li­che Kura­to­rin brau­che außer­dem noch das Bewusst­sein, mich dar­auf ver­las­sen zu kön­nen, dass die Wer­ke, die wir sehen wer­den, inter­es­sant sein wer­den, trotz der Unsi­cher­heit, die im Vor­feld besteht und die her­aus­for­dernd sein kann.


Ist es ein Trend in den aus­stel­len­den Küns­ten, die Rol­le der Künst­le­rin­nen und Künst­ler und ihrer Wer­ke zu redu­zie­ren und mehr die Inter­ak­ti­on zu beto­nen, mit dem Publi­kum oder, wie in die­sem Fall, dem Ausstellungsort?

Not­bur­ga Karl: Es gibt wohl eine Ent­wick­lung hin zu mehr Per­for­ma­ti­vi­tät und Kom­bi­na­ti­ons­for­men in den Küns­ten. Viel­leicht hängt es auch mit der prag­ma­ti­schen Fra­ge zusam­men, wo die gan­zen Wer­ken gela­gert wer­den sol­len, wenn sie so nicht oder nicht mehr gezeigt wer­den. Aber das Prin­zip des Rela­tio­na­len – also wie man sich zu was in Bezie­hung setzt – ist ins­ge­samt ein gro­ßes The­ma. Viel­leicht ist es eine Kon­se­quenz dar­aus, nicht so sehr von anfass­ba­ren Gren­zen aus­zu­ge­hen, son­dern mehr von Bezie­hungs­räu­men. Das ist für mich immer noch Bild­haue­rei. Es hat dann mög­li­cher­wei­se den Effekt, dass man die ein­zel­nen Künst­le­rin­nen und Künst­ler dahin­ter nicht mehr so deut­lich iden­ti­fi­zie­ren kann. Das ändert aber an deren Prä­senz und Ein­fluss nichts.

Aus­stel­lung „Poro­si­ty
Play­ground“

24. Okto­ber bis 28. November

Kes­sel­haus

http://kunstraum-jetzt.de/

„Das machen wir gemeinsam“

Deut­scher Cari­tas-Sonn­tag in Bam­berg zu 100 Jah­ren Diözesan-Caritasverband

„Die Cari­tas gehört zur Kir­che wie das Amen zum Gebet.“ Das beton­te Erz­bi­schof Dr. Lud­wig Schick gleich zu Anfang sei­ner Pre­digt. Mit einem Got­tes­dienst im Bam­ber­ger Dom wur­de ges­tern der deutsch­land­wei­te Cari­tas-Sonn­tag gefei­ert. Auf die­sen Ort fiel die Wahl, weil der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg heu­er sein 100jähriges Grün­dungs­ju­bi­lä­um begeht.

Erz­bi­schof Dr. Lud­wig Schick ver­wies auf den mor­gi­gen Gedenk­tag des hei­li­gen Vin­cenz von Paul, der im 17. Jahr­hun­dert die orga­ni­sier­te Cari­tas begrün­de­te: „Die­se Zeu­gen der Cari­tas laden uns ein, unse­ren kari­ta­ti­ven Auf­trag ernst zu neh­men.“ Denn wie er selbst sich um die Men­schen küm­mer­te, die „müde und erschöpft waren“, so habe Jesus alle Chris­ten mit die­ser Auf­ga­be betraut.

„Das machen wir gemein­sam“, das Jah­res­mot­to der deut­schen Cari­tas, beschrei­be, wie dies am bes­ten getan wer­den kön­ne: indem nie­mand abge­hängt und zurück­ge­las­sen wer­de. „Statt mit dem Ellen­bo­gen sein Ding zu machen“, sorg­ten sich Chris­ten um „die, die es allein nicht schaffen“.

Dies gel­te, so Schick, welt­weit. Coro­na habe gelehrt: „Ent­we­der besie­gen wir die Pan­de­mie über­all oder wir müs­sen alle wei­ter unter dem Virus leiden.“

Nach dem Got­tes­dienst eröff­ne­te der Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band im Bis­tums­haus St. Otto die Aus­stel­lung „Der Cari­tas ein Gesicht geben“. 20 groß­for­ma­ti­ge Schwarz-weiß-Auf­nah­men des Foto­gra­fen Mar­cus Bau­er zei­gen Men­schen aus Ein­rich­tun­gen, Diens­ten und Tätig­keits­fel­dern der Cari­tas. Die Por­trä­tier­ten – von einer Hun­dert­jäh­ri­gen im Bay­reu­ther Cari­tas-Alten- und Pfle­ge­heim St. Mar­tin bis zur Ein­jäh­ri­gen aus der Kreuz­berg-Kin­der­ta­ges­stät­te in Alten­kunst­adt – reprä­sen­tie­ren die 100 Jah­re Cari­tas-Arbeit im Erz­bis­tum Bamberg.


Zukunfts­auf­ga­ben: Woh­nen, Pfle­ge, Kli­ma­schutz und Digitalisierung


Die Por­trä­tier­ten hät­ten an der Aus­wahl mit­ge­wirkt und drück­ten in den Fotos aus: „Das bin ich“, erläu­ter­te Cari­tas-Mit­ar­bei­ter Horst Engel­hardt, der die Schau mit­kon­zi­piert hat. Kur­ze Inter­views, die man mit­tels QR-Code auf den Bild­ta­feln auf­ru­fen kann, ergän­zen die Foto­gra­fien. Dadurch, so Engel­hardt, erzähl­ten die­se auch etwas über die Mit­ar­bei­ter der Cari­tas, „ohne die das Leben der Por­trä­tier­ten nicht mög­lich ist“.

Bei der Grün­dung des Diö­ze­san-Cari­tas­ver­ban­des Bam­berg stan­den mate­ri­el­le Hil­fen zur Bekämp­fung wirt­schaft­li­cher Not, die Ver­tei­lung von Säug­lings­nah­rung, Lebens­mit­teln und Klei­dung, im Vor­der­grund. Dar­an erin­ner­te Heinz-Josef Kess­mann, Vize­prä­si­dent des Deut­schen Cari­tas­ver­ban­des, in sei­ner Anspra­che bei der Aus­stel­lungs­er­öff­nung. In den 1920er Jah­ren sei gleich­zei­tig die heu­ti­ge Freie Wohl­fahrts­pfle­ge begrün­det wor­den, deren beson­de­re Rol­le sich in vie­len Ein­rich­tun­gen wie Kin­der­gär­ten, Alten­hei­men und Sozi­al­sta­tio­nen zeige.

Dass aber das The­ma Armut und die mate­ri­el­le Hil­fe stets aktu­ell geblie­ben sei­en, habe ganz aktu­ell die Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal gezeigt, berich­te­te Kess­mann, der auch Diö­ze­san-Cari­tas­di­rek­tor in Müns­ter ist. Gleich­zei­tig beschrieb er die Gegen­wart als „Zeit der Ver­än­de­run­gen“. Zukunfts­auf­ga­ben sei­en Woh­nen, Pfle­ge, Kli­ma­schutz und Digitalisierung.

Die Pan­de­mie habe „auf dras­ti­sche Art vor Augen geführt, wie wich­tig eine funk­tio­nie­ren­de und erreich­ba­re sozia­le Infra­struk­tur ist“. Im Lock­down sei­en Orte weg­ge­bro­chen, an denen Kin­der Teil­ha­be erfah­ren: Hort, Ver­ein, Freun­des­kreis, Kin­der­gar­ten und Schu­le. „Die sozia­le Infra­struk­tur ent­schei­det dar­über, wel­che Ent­wick­lungs­chan­cen Men­schen haben“, beton­te Kessmann.

Er bezeich­ne­te die Online-Bera­tung der Cari­tas als „Glücks­fall“, da sie „nicht nur ein Call-Cen­ter“ sei, son­dern Hil­fe­su­chen­de mit Bera­tungs­stel­len in Ver­bin­dung brin­ge. Er lob­te das Spen­den­pro­jekt „Digi­ta­le Bil­dung und Teil­ha­be“ des Diö­ze­san-Cari­tas­ver­ban­des Bam­berg als „genau das rich­ti­ge Zei­chen“. Es för­dert Maß­nah­men, die benach­tei­lig­te Men­schen befä­higt, trotz mate­ri­el­ler und ande­rer Hür­den an der zuneh­mend digi­ta­li­sier­ten Welt teilzunehmen.

Der Cari­tas-Sonn­tag bil­de­te zugleich den Auf­takt zur Herbst­samm­lung der Cari­tas. Bis zum 3. Okto­ber bit­ten die Pfar­rei­en um Spen­den für die kari­ta­ti­ve und sozia­le Arbeit. Da wegen der Coro­na-Pan­de­mie vie­ler­orts kei­ne Ehren­amt­li­chen von Tür zu Tür gehen, ver­tei­len die Pfar­rei­en Fly­er mit ange­häng­tem Zahl­schein oder Spen­den­tüt­chen in die Brief­käs­ten der Haus­hal­te. Eine Got­tes­dienst­kol­lek­te schließt die Samm­lungs­wo­che ab. Von sei­nem Anteil am Erlös der Samm­lung gibt der Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band 80 % in das Pro­jekt „Digi­ta­le Bil­dung und Teil­ha­be“. Bei der dies­jäh­ri­gen Früh­jahrs­samm­lung waren dies rund 46.000 Euro. Mehr Infor­ma­tio­nen zum Pro­jekt sind zu fin­den unter https://caritas100.de/

Bild­hau­er­werk­statt und Aus­stel­lung zur Inter­na­tio­na­len Woche 

Skulp­tu­ren am Main-Donau-Kanal wer­den Wirklichkeit

Zur dies­jäh­ri­gen inter­na­tio­na­len Woche des Land­krei­ses Bam­berg wer­den die ers­ten drei Skulp­tu­ren der Kunst­be­geg­nun­gen am Main-Donau-Kanal bei Hirschaid, Alten­dorf und Neu­ses a.d.R. aufgestellt.

Wer die Bild­haue­rin­nen vor Ort bei ihrer Arbeit ken­nen­ler­nen möch­te, hat ab dem mor­gi­gen Mon­tag dazu Gele­gen­heit. Cis­sy van der Wel (Utrecht) wird im Hof der Korb­flech­te­rei Fried­rich in Alten­dorf bis zum 16. Sep­tem­ber ihre Skulp­tur „On taking root“ fer­tig stel­len. Direkt an der Kanal­rou­te des Reg­nitz­Rad­wegs gegen­über der Klär­an­la­ge Eggols­heim ver­leiht Ema­nue­la Cam­ac­ci (Rom) ihrem Kunst­werk „Bet­ween“ den letz­ten Schliff. Petra Lan­ges „Was­ser­blu­me“ ist dann schon fer­tig und wird auf dem Kanal­damm zwi­schen Hirschaid und dem Kraft­werk bei Strul­len­dorf aufgestellt.

Eine Foto­aus­stel­lung zeigt vom 13. bis 25. Sep­tem­ber die Ent­wür­fe aller acht geplan­ten Skulp­tu­ren. Die Aus­stel­lung im Hof der Korb­flech­te­rei Fried­rich in Alten­dorf ist Mon­tag bis Frei­tag jeweils von 10 bis 18 Uhr und Sams­tag von 10 bis 16 Uhr frei zugänglich.

Am Mitt­woch, 15. Sep­tem­ber, ist das Fluss­pa­ra­dies Fran­ken von 14 bis 17 Uhr mit einem Info­stand eben­falls vor Ort und freut sich über inter­es­sier­te gro­ße und klei­ne Besu­cher. Der Ein­tritt ist frei. Es wer­den aber sehr ger­ne Spen­den für die Wei­ter­füh­rung der Kunst­be­geg­nun­gen ange­nom­men. Denn in den nächs­ten Jah­ren soll jeweils ein wei­te­res Kunst­werk am Reg­nitz­Rad­weg dazu kommen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen sind zu fin­den unter https://www.flussparadies-franken.de/

„Oh, eine Dummel!“

Aus­stel­lung zu Rechts­extre­mis­mus und Men­schen­feind­lich­keit in Kari­ka­tur und Satire

Anläss­lich der Bun­des­tags­wahl und der Akti­on WILLENSSTARK! des Bun­des der Katho­li­schen Jugend (BDKJ) wird am 16. Sep­tem­ber in den Bil­dungs- und Tagungs­häu­sern Vier­zehn­hei­li­gen die Aus­stel­lung „Oh, eine Dum­mel! Rechts­extre­mis­mus und Men­schen­feind­lich­keit in Kari­ka­tur und Sati­re“ eröff­net. Sie ist bis 5. Okto­ber zu sehen.

Die Wan­der­aus­stel­lung aus Cel­le, unter der Schirm­herr­schaft des nie­der­säch­si­schen Kul­tus­mi­nis­ters Grant Hen­drik Ton­ne, ermög­licht einen beson­ders jugend­ge­rech­ten Zugang zu den The­men Rechts­extre­mis­mus und Men­schen­feind­lich­keit: Anhand von etwa 60 aktu­el­len Kari­ka­tu­ren von namen­haf­ten Künst­le­rin­nen und Künst­lern sowie sati­ri­schen Fern­seh- und Film­bei­trä­gen kön­nen sich die Aus­stel­lungs­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher mit den typi­schen, all­zu simp­len rechts­po­pu­lis­ti­schen und rechts­extre­men Pro­blem­lö­sungs­ver­su­chen und Argu­men­ta­ti­ons­wei­sen aus­ein­an­der­set­zen und so deren gefähr­li­chen Gehalt offenlegen.


Geeig­net ins­be­son­de­re für Schul­klas­sen ab Jahr­gangs­stu­fe 9


Dem Betrach­ten­den bleibt hier das Lachen förm­lich im Hal­se ste­cken, und dies soll als Aus­gangs­punkt die­nen, um über die Ent­ste­hung und über For­men von grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit nach­zu­den­ken und gemein­sam dar­über zu dis­ku­tie­ren, wie man dem etwas ent­ge­gen­set­zen kann.

Die Wan­der­aus­stel­lung ist kos­ten­frei zu besu­chen und eig­net sich ins­be­son­de­re für Schul­klas­sen ab Jahr­gangs­stu­fe 9 oder Jugend­grup­pen – aber auch für Erwach­se­ne. Sie wird mit spe­zi­ell erar­bei­te­tem didak­ti­schem Mate­ri­al beglei­tet. Kon­zi­piert und rea­li­siert wur­de die Wan­der­aus­stel­lung bereits 2015 von der CD-Kaser­ne gGmbH in Koope­ra­ti­on mit dem Fach­dienst Jugend­ar­beit der Stadt Cel­le. „Die Idee zur Aus­stel­lung kam uns, nach­dem wir nach einer pas­sen­den Aus­stel­lung für Jugend­li­che im Rah­men der Cel­ler Akti­ons­wo­chen gesucht hat­ten“, so Pro­jekt­lei­ter Kai Thom­sen. „Wir woll­ten hier­bei einen ande­ren, emo­tio­na­le­ren und jugend­ge­rech­te­ren Zugang zu der The­ma­tik und wur­den auf dem Aus­stel­lungs­markt nicht fün­dig. So haben wir kur­zer­hand beschlos­sen, selbst eine Wan­der­aus­stel­lung zu kon­zi­pie­ren.“ Bereits von April 2016 bis März 2018 ist die Aus­stel­lung sehr erfolg­reich in Nie­der­sach­sen und dar­über hin­aus gezeigt wor­den, an ins­ge­samt 21 Stand­or­ten hat sie über 25.000 Besu­che­rin­nen und Besu­cher erreicht. Seit April 2018 tourt nun die Aktua­li­sie­rung der Aus­stel­lung bun­des­weit durch Schu­len, Muse­en, Kul­tur­zen­tren, Rat­häu­ser, Jugend- und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, Gale­rien unter anderem.

Zum Begleit­pro­gramm der Aus­stel­lung gehört auch eine eigens dafür ent­wi­ckel­te Aus­stel­lungs­zei­tung, die neben einer Aus­wahl von Kari­ka­tu­ren auch Zita­te unter­stüt­zen­der Künst­le­rin­nen und Künst­ler wie Cul­cha Can­de­la, Clue­so, Cro, Jel­la Haa­se, Mil­ky Chan­ce, die Toten Hosen und Karo­li­ne Her­furth sowie Inter­views zum The­ma Rechts­extre­mis­mus ent­hält. „Auch auf die­se Wei­se bie­tet die Aus­stel­lung einen etwas ande­ren Zugang zum The­ma Rechts­extre­mis­mus und grup­pen­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit, als er sonst oft in der poli­ti­schen Bil­dung ver­brei­tet ist“, sagt Pro­jekt­lei­ter Thomsen.

Der Autor, Musi­ker, Fil­me­ma­cher und Car­too­nist Ralph Ruthe, der mit sei­nem „Dummel“-Cartoon der Aus­stel­lung sei­nen Titel ver­lie­hen hat, ist in der Zei­tung mit einem Inter­view ver­tre­ten. In rechts­extre­men Erschei­nun­gen sieht er eine Gefahr, gegen die er sich als öffent­li­che Per­son posi­tio­nie­ren müs­se: „Has­sen ist so ein­fach. Um zu has­sen muss man nichts kön­nen. Jede Dum­mel kann has­sen. Hass auf Asy­lan­ten, Hass auf Homo­se­xu­el­le, Hass auf ‚die Aus­län­der‘. Ich ver­ste­he, wenn man­che Leu­te wütend sind. Das bin ich auch manch­mal. Und Wut kann etwas Gutes sein, ein Antrieb für etwas Kon­struk­ti­ves, der Schubs den man braucht, um Din­ge zu ver­än­dern. Hass aller­dings führt nie­mals zu etwas Gutem. Sei kei­ne Dummel!“

„Dass die The­ma­tik Rechts­extre­mis­mus und Men­schen­feind­lich­keit auch im Erz­bis­tum Bam­berg und der Regi­on am Ober­main viru­lent ist, zei­gen nicht nur die Akti­on WILLENSSTARK! des BDKJ-Diö­ze­san­ver­ban­des und das Enga­ge­ment des Bünd­nis Lich­ten­fels ist bunt!“, so Johan­nes Löh­lein, Bil­dungs­re­fe­rent in Vier­zehn­hei­li­gen. „Daher freue ich mich über die ent­stan­de­ne Koope­ra­ti­on mit dem BDKJ und die Mög­lich­keit, in unse­ren Bil­dungs- und Tagungs­häu­sern die­se inter­es­san­te und wich­ti­ge Aus­stel­lung zei­gen zu kön­nen.“ Für Schul­klas­sen und Jugend­grup­pen besteht die Mög­lich­keit, auf Anfra­ge einen der Work­shops im Rah­men des Pro­jekts WILLENSSTARK! im Anschluss an den Besuch der Aus­stel­lung durch­zu­füh­ren. Bei Inter­es­se wer­den die Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten vermittelt.

Eröff­net wird die Aus­stel­lung am 16. Sep­tem­ber um 16.00 Uhr. Neben einer Ein­füh­rung durch die Ver­ant­wort­li­chen der Aus­stel­lung aus der Stadt Cel­le wer­den die evan­ge­li­sche Pfar­re­rin Anne Salz­bren­ner vom Bünd­nis „Lich­ten­fels ist bunt“ sowie Flo­ri­an Hör­lein vom BDKJ Diö­ze­san­ver­band Bam­berg die Not­wen­dig­keit des Ein­sat­zes gegen Rechts­extre­mis­mus und für Demo­kra­tie in der Regi­on aufzeigen.

Auf­grund der Coro­na-Rege­lun­gen wird um eine Anmel­dung zur Teil­nah­me an der Eröff­nung gebe­ten (09571÷926−0; info@14hl.de).

Die Aus­stel­lung wird geför­dert durch das Nie­der­säch­si­sche Kul­tur­mi­nis­te­ri­um, die Klos­ter­kam­mer Han­no­ver, die Stif­tung Nie­der­sach­sen sowie für den Aus­stel­lungs­ort Vier­zehn­hei­li­gen durch die Oberfrankenstiftung.


Öff­nungs­zei­ten

Täg­lich 10:00 bis 18:00 Uhr

Es wird dar­um gebe­ten, Grup­pen und Schul­klas­sen ab einer Grö­ße von 20 Per­so­nen vor­her anzumelden.


Aus­stel­lungs­ort

Bil­dungs- und Tagungs­häu­ser Vier­zehn­hei­li­gen – Haus 1

Vier­zehn­hei­li­gen 9; 96231 Bad Staffelstein

09571÷926−0 | info@14hl.de

Aktu­el­le Coro­na-Rege­lun­gen: http://www.14hl.de

„Alle anders, alle gleich – stoppt Rassismus“ 

Aus­stel­lung zum Pla­kat­wett­be­werb im Rah­men der Inter­kul­tu­rel­len Wochen 2021

Der Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rat der Stadt Bam­berg (MIB) zeigt bis zum 17. Juli im Schau­fens­ter des Bür­ger­la­bors in der Haupt­wach­stra­ße 3 Bil­der des Pla­kat­wett­be­werbs „Alle anders, alle gleich – stoppt Rassismus“.

Zusam­men mit Stadt­ju­gend­ring, SkF-Jugend­mi­gra­ti­ons­dienst, dem Senio­ren- und Gene­ra­ti­ons­ma­nage­ment, ja:ba – Offe­ne Jugend­ar­beit, Medi­en­zen­tra­le der Erz­diö­ze­se Bam­berg und dem Land­kreis Bam­berg hat­te der MIB im Rah­men der Inter­kul­tu­rel­len Wochen im Früh­jahr 2021 Kin­der und Jugend­li­che dazu auf­ge­ru­fen, krea­tiv zu wer­den. Und zwar zum The­ma Viel­falt und Tole­ranz. Um das Enga­ge­ment der Schüler:innen zu wür­di­gen, wer­den die ein­ge­reich­ten Pla­ka­t­ent­wür­fe jetzt im Bür­ger­la­bor aus­ge­stellt und sol­len dann in einer Wan­der­aus­stel­lung an ver­schie­de­nen Orten prä­sen­tiert werden.

Gezeigt wer­den sie­ben Pla­ka­te, die sich auf ganz unter­schied­li­che Art und Wei­se mit dem The­ma aus­ein­an­der­set­zen – jedes ein­zel­ne für sich ist ein klei­nes Kunst­werk. „Es ist toll zu sehen, wel­che Gedan­ken sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler gemacht haben und wie sie das The­ma künst­le­risch umge­setzt haben“, freut sich Bür­ger­meis­ter und Sozi­al­re­fe­rent Jonas Glüsen­kamp und wünscht sich, „dass mög­lichst vie­le Men­schen in den nächs­ten Tagen vor dem Bür­ger­la­bor einen Moment inne­hal­ten und sich ihre eige­nen Gedan­ken beim Betrach­ten der Bil­der machen – gera­de in Zei­ten, in denen Respekt und Tole­ranz nicht mehr selbst­ver­ständ­lich sind.“

Im Namen von Stadt und Land­kreis beton­te Glüsen­kamp wei­ter, dass Inte­gra­ti­on und das Enga­ge­ment gegen Ras­sis­mus wich­ti­ge Dau­er­auf­ga­ben einer Stadt­ge­sell­schaft sei­en, in der jeder unab­hän­gig von Her­kunft, Haut­far­be oder Reli­gi­on sei­nen Lebens­mit­tel­punkt fin­den kön­nen soll. „Dar­um freue ich mich, dass der Pla­kat­wett­be­werb immer wie­der aufs Neue aus­ge­rich­tet wird. Die Akteur:innen leis­ten damit einen wich­ti­gen Bei­trag für die Stadtgesellschaft.“

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