Am Wochenende fand nach einigen Jahren Pause erneut das „Fest der Vielfalt“ auf dem Maxplatz statt. Der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt
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Migrantinnen- und Migrantenbeirat
30 Jahre MiB: „Fest der Vielfalt“ und Neuwahlen
Am Wochenende fand nach einigen Jahren Pause erneut das „Fest der Vielfalt“ auf dem Maxplatz statt. Der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg freut sich über den guten Zuspruch beim Fest der kulturellen Begegnungen und informierte über seine bevorstehenden Neuwahlen.
Am Samstag (23. Juni) wurde der Maxplatz zu einer Bühne kultureller Begegnungen. Das „Fest der Vielfalt“ kehrte nach sechs Jahren Pause zurück und zog hunderte Besucher:innen an, die ein Programm mit kulturellen Veranstaltungen und Kulinarik in Anspruch nehmen konnten. Organisiert vom Migrantinnen- und Migrantenbeirat (MiB) der Stadt Bamberg anlässlich seines 30-jährigen Bestehens wurde das Fest laut einer Mitteilung des Rathauses zu einem eindrucksvollen Zeichen für ein friedliches Miteinander in der Stadt.
Mit insgesamt zehn Bühnenauftritten spiegelte das Programm die kulturelle Vielfalt Bambergs wider. Von türkischer, italienischer, ukrainischer und albanischer Musik bis hin zu Tänzen aus dem Orient, Mittelasien, Südamerika und dem Balkan – die Darbietungen sorgten für Stimmung und setzten ein Zeichen für Gemeinschaft und Zusammenhalt.
Rund um den Maxplatz präsentierten sich zudem mehr als 30 Institutionen und Vereine an ihren Ständen. Hier konnte das Publikum traditionelle Speisen und Getränke probieren und sich über die Arbeit der Vereine informieren.
Oberbürgermeister Andreas Starke betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des kulturellen Austauschs und der Integration. „Bamberg ist eine Stadt der Vielfalt und des Miteinanders“, sagte Starke. „Der Migrantinnen- und Migrantenbeirat leistet seit drei Jahrzehnten einen unschätzbaren Beitrag zur Förderung des interkulturellen Dialogs und des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft. Dieses Fest ist ein starkes Zeichen dafür, wie wichtig es ist, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern.“
MiB-Wahl steht bevor
Auch die Hauptorganisatoren Marco Depietri, Co-Vorsitzender des MiB, und Samer Rahhal, Koordinator des MiB, zeigten sich begeistert über den Zuspruch und die positive Resonanz. „Das Fest der Vielfalt zeigt, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Unsere Stadt lebt von der Vielfalt ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Wir sind stolz darauf, dieses Jubiläum mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen feiern zu können. Gemeinsam können wir Vorurteile abbauen und ein starkes Zeichen für ein friedliches und respektvolles Miteinander setzen.“
Wie der MiB auf dem „Fest der Vielfalt“ informierte, steht im 30. Jahr seines Bestehens die Neuwahl seiner Zusammensetzung an. So haben vom 8. bis zum 28. Oktober alle Bamberger Bürger:innen mit Migrationsgeschichte die Gelegenheit, ihre Stimme abzugeben beziehungsweise sich selbst zur Wahl um einen Posten im Beirat zu stellen.
Musik, Kulinarik, Informationen
30 Jahre MiB: „Fest der Vielfalt“ auf dem Maxplatz
Der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg setzt sich seit 30 Jahren für die Förderung des kulturellen Austauschs in Bamberg ein. Aus diesem Anlass veranstaltet er am 15. Juni ein „Fest der Vielfalt“ auf dem Maxplatz. Später im Jahr stehen im Beirat außerdem Neuwahlen an.
Das „Fest der Vielfalt“ sei eine hervorragende Gelegenheit, so eine Mitteilung aus dem Rathaus, die verschiedenen Facetten der multikulturellen Gesellschaft zu erleben. Ein Programm mit Musik und Tanz, kulinarischen Spezialitäten, Informationsständen und Kinderaktionen erwartet das Publikum am 15. Juni, ab 10 Uhr, auf dem Maxplatz.
Der Migrantinnen- und Migrantenbeirat (MiB) betonte im Vorfeld die Bedeutung solcher Veranstaltungen. Das „Fest der Vielfalt“ sei ein Fest der Begegnung und des Austauschs, das die Gemeinschaft stärkt und den Zusammenhalt fördert, so die beiden MiB-Vorsitzenden Mitra Sharifi und Marco Depietri sowie Samer Rahhal, MiB-Koordinator.
Zu seinem 30. Geburtstag wird sich der Migrantinnen- und Migrantenbeirat außerdem neu konstituieren. So haben vom 8. bis zum 28. Oktober alle Bamberger Bürgerinnen und Bürger mit Migrationsgeschichte die Gelegenheit, für die Zusammensetzung des Beirats ihre Stimme abzugeben beziehungsweise sich selbst zur Wahl zu stellen.
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Motto „Menschenrechte für ALLE“
Internationaler Tag gegen Rassismus: Kundgebung am 21. März
Für kommenden Donnerstag, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, lädt der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg unter dem Motto „Menschenrechte für ALLE“ zu einer Kundgebung auf dem Maxplatz ein. Mit der Veranstaltung soll ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung gesetzt werden.
In einer Zeit, in der extremistische Strömungen laut von Ausgrenzung und Deportation träumen und rassistische Einstellungen weit verbreitet sind, ist es dem Migrantinnen- und Migrantenbeirat Bamberg laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung wichtig, dass die Gesellschaft zusammensteht und öffentlich für die demokratischen Werte eintritt. Darum veranstalten der Beirat und seine Kooperationspartnerinnen und ‑partner am Donnerstag (21. März), dem Internationalen Tag gegen Rassismus, auf dem Maxplatz eine Kundgebung für die Anerkennung gleicher Rechte aller Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Sprache.
Dabei geht es dem Beirat darum, so die Mitteilung weiter, die Vielfalt in der Gesellschaft als eine Stärke zu begreifen. Diese müsse geschützt werden. Entsprechend sind alle aufgerufen, ein deutlich vernehmbares Signal gegen Hass, Ausgrenzung und Intoleranz zu senden. Demonstriert werden soll für eine offene, tolerante und inklusive Gesellschaft, in der alle respektiert und akzeptiert werden.
Die Kundgebung beginnt um 16:30 Uhr auf dem Maxplatz. Im Vorfeld, von 13 bis 16 Uhr, findet am Gabelmann der „Markt der Möglichkeiten“ statt. Dieser bietet viele Informationen zum Thema Rassismus und Mitmachaktionen.
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Bamberger (T)Räume für Vielfalt
MIB veranstaltet erneut die Interkulturellen Wochen in Bamberg
Unter dem Motto „Bamberger (T)Räume für Vielfalt“ finden vom 23. September bis zum 9. November die interkulturellen Wochen in Bamberg statt. Verschiedene Programmpunkte sollen die Möglichkeit schaffen, neue Orte und Menschen kennenzulernen und auch neue, interkulturelle Erfahrungen und Perspektiven zu gewinnen.
Auch 2023 veranstaltet der Migrantinnen- und Migrantenbeirat (MIB) der Stadt Bamberg die Interkulturellen Wochen. Zwischen 23. September und 9. November finden sie bereits zum 28. Mal statt. In diesem Jahr stehen die Aktionswochen unter dem Motto „Bamberger (T)Räume für Vielfalt“ und sollen Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, Kulturen und Religionen ermöglichen, um Offenheit, Toleranz und interkulturelles Verständnis zu fördern.
Aufgrund des Engagements vieler Bamberger Vereine, Initiativen und Institutionen konnte der MIB ein vielteiliges Programm mit fast 50 verschiedenen Veranstaltungen zum Zuhören, Zuschauen und Mitmachen schaffen. Lesungen, Workshops und Vorträge sind genauso Teil des Programms wie Musik und Theater.
Den Auftakt der Interkulturellen Wochen bildet eine traditionelle Fahrradfahrt, die dieses Jahr „Radeln gegen Rassismus und für Vielfalt“ heißt. Die interkulturelle Radtour durch Bamberg startet am Samstag (23. September) um 14 Uhr am Maximilianplatz. Am darauffolgenden Montag bietet der MIB Bambergerinnen und Bambergern mit und ohne Migrationsgeschichte Infos, Austausch und Begegnung im Bürgerlabor (Hauptwachstraße 3).
Zum Thema „Gleichberechtigt zusammenleben in Bayern“ findet am 38. September anlässlich der Landtagswahl eine Podiumsdiskussion mit Landtagskandidatinnen und ‑kandidaten des Stimmkreises Bamberg statt. Das vollständige Programm der Interkulturellen Wochen hat die Stadt Bamberg auf ihrer Homepage hinterlegt.
Internationale Wochen gegen Rassismus
Projekttag: SchülerInnen setzen sich mit Rassismus auseinander
Im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ veranstalteten der Migrantinnen- und Migrantenbeirat und ja:ba (Jugendarbeit Bamberg) einen anti-rassistischen Projekttag. 12 Workshops informierten zu unterschiedlichen Aspekten des Themas an der Universität Bamberg. „Hinschauen, Bewusstmachen und Empowern“ waren Ziele des Tages, „Misch dich ein!“ das Motto.
Die Resonanz auf den Projekttag Anfang der Woche des Migrantinnen- und Migrantenbeirats (MiB) war groß, wie der MIB mitteilte. Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie das Publikum konnten sich auf verschiedenen Wegen mit verschiedenen Facetten der Thematik auseinandersetzen. Die Themen reichten vom Erkennen extremistischer Online-Posts und Rap-Songs bis zu antimuslimischen Einstellungen, Antisemitismus und Vorurteilen gegen Geflüchtete.
Im öffentlichen Teil der Veranstaltung präsentierten sieben Teilnehmende verschiedener Altersgruppen und Herkunft unter dem Titel „Misch dich ein! Warum engagierst DU dich?“ ihr Engagement gegen Rassismus und für Vielfalt und Toleranz. Am Ende überreichten Oberbürgermeister Andreas Starke, der stellvertretende Landrat Herr Bruno Kellner und die Vorsitzende des Migrantinnen- und Migrantenbeirates, Mitra Sharifi, den Gewinnerinnen und Gewinnern eines Plakat- und Filmwettbewerbs Preise.
Oberbürgermeister Andreas Starke, der Schirmherr der Wochen, bedankte sich zudem bei den Veranstaltenden, den Referentinnen und Referenten und Schulen für ihr Engagement und betonte, dass Bamberg eine weltoffene Stadt bleiben will, in der Rassismus keinen Platz habe.
Der Projekttag wurde gefördert von der „Partnerschaft für Demokratie in der Stadt Bamberg“ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des BMFSFJ.
Neuer Vorstand des MIB
“Die Herausforderungen der Integration werden nicht kleiner”
Der Migrantinnen- und Migrantenbeirat der Stadt Bamberg (MIB) hat seinen neuen Vorstand gewählt. Seit Anfang März leiten, wie sie es im zurückliegenden Jahr bereits kommissarisch taten, Mitra Sharifi und Marco Depietri als Doppelspitze den MIB. Wir haben mit den beiden über die kommenden Aufgaben, die Auswirkungen der Pandemie auf Integration und Identitätspolitik gesprochen.
Frau Sharifi, Herr Depietri, wieso sind Sie zur Wahl als Doppelspitze angetreten?
Mitra Sharifi: Als unser ehemaliger Vorsitzender Mohamed Addala 2018 zurückgetreten ist, habe ich den Vorschlag gemacht, mit einer Doppelspitze weiterzumachen. Erstens weil ich finde, dass der Vorsitz des MIB eine Aufgabe ist, die sich auch gut von zwei Leuten machen lässt und zweitens, weil wir auch im Vorstand, und in unseren Strukturen, Diversität haben möchten. Und in der Zeit, in der Herr Depietri und ich als Doppel gearbeitet haben, haben wir festgestellt, dass diese Konstellation sehr gut funktioniert. Wir ergänzen uns und können gut miteinander. Deshalb wurde die Satzung des MIB dahingehend geändert, dass auch zwei Leute den Vorstand innehaben können, und wir haben uns gemeinsam zur Wahl gestellt.
Marco Depietri: Ich muss sagen, dass ich am Anfang ein bisschen skeptisch gegenüber der Satzungsänderung war, weil wenn immer zwei Leute zur Wahl antreten müssen, aber der Fall eintritt, dass sie sich nicht verstehen, müsste man die Satzung wieder zurückändern. Eine Doppelspitze kann nur funktionieren, wenn man sich gut versteht. Darum sieht die Satzung jetzt vor, dass auch andere Szenarien ohne Doppel möglich sind und bei Bedarf eine Person Vorsitzende*r werden kann.
Wer hat welche Aufgaben?
Mitra Sharifi: Ganz genau haben wir die Aufgaben noch nicht festgelegt. Aber Herr Depietri übernimmt zum Beispiel schon jetzt sehr viel unsere Online-Arbeit. Gerade in der Pandemie hat er uns damit sehr geholfen. Auch im Bereich Stadtteilarbeit, in dem wir noch mehr machen wollen, ist stärker Marcos Aufgabe. Die Organisation der Internationalen Wochen gegen Rassismus, die gerade zu Ende gegangen sind, habe hingegen ich übernommen. Abgesehen von uns zwei haben wir im Vorstand sehr kompetente und engagierte Kolleg*innen, mit denen wir die Aufgaben teilen werden.
Bei der Wahl gab es keine Gegenkandidat*innen. Trotzdem gingen, bei einer ungültigen Stimme, nur 13 von 20 Stimmen an Sie. Sechs Personen haben also gegen Sie gewählt. Wie gehen Sie mit dieser Ablehnung um?
Mitra Sharifi: Ich glaube, dass diese sechs Leute im MIB immer noch starke Probleme mit dem Wahlbrief der SPD von 2019 haben, der möglicherweise gegen den Datenschutz verstoßen hat. Dieser mögliche Verstoß hat aber nichts mit dem MIB zu tun. Der Beirat hatte nichts falsch gemacht, sondern die Stadtverwaltung hatte die Daten an die SPD gegeben. Das ist nach dem Wahlgesetz erlaubt, allerdings nur nach Alter und Adresse sortiert. Verwaltung und Oberbürgermeister hatten angenommen, dass die Sortierung von Adressen auch nach dem Merkmal der Nationalität erlaubt sei, was nun von einem Gericht anders gesehen wurde. Aber der MIB hatte mit dem Ganzen gar nichts zu tun. Im Übrigen war Herr Addala auch mit 13 Stimmen gewählt worden.
Werden Sie versuchen, diese sechs Leute umzustimmen?
Marco Depietri: Das ist auf jeden Fall unser Wunsch. Ob wir das hinkriegen, wird sich zeigen. Aber das Vertrauen wieder herzustellen, ist keine Einbahnstraße – es muss auch etwas von diesen Leuten kommen. Wir werden aber nicht versuchen, die kritischen Stimmen zu isolieren. Es gibt viel zu tun und wir können unsere Aufgabe nur gemeinsam bewältigen.
Mitra Sharifi: Wir haben uns darum bemüht, die Bedenken dieser Kolleg*innen auszuräumen. Leider haben wir das noch nicht geschafft. Mir scheint, dass sich die Verhältnisse bei diesem Thema ein bisschen festgefahren haben. Es gab auch Forderungen, Marco solle nicht zur Wahl antreten oder die Wahl zu verschieben, bis der Prozess gegen den OB geklärt ist. Aber eine große Mehrheit im Beirat hat dies abgelehnt und will nach vorne schauen. Wir arbeiten daran, dass Vertrauen wieder entsteht. Ich hoffe, dass Marco an seinen Taten beurteilt wird und Stadtrat, Parteien und Medien uns die Chance geben, unsere Arbeit zu machen.
Aber finden Sie die Bedenken beziehungsweise Anschuldigungen an sich falsch?
Marco Depietri: Ich habe die Sache schon in der öffentlichen Sitzung vom April 2020 erläutert und geklärt und mich für die Irritationen entschuldigt. Das habe ich dann auch in anderen Sitzungen sowie zuletzt in der Wahlsitzung wiederholt. Man konnte im Vorfeld nicht wissen, welche Auswirkungen der Wahlbrief hat. Es gibt im MIB zwar auch Mitglieder, die den Brief nicht für einen Fehler halten, aber ich habe auch gesagt, dass jede Irritation eine Irritation zuviel ist. Es ist natürlich berechtigt, dass andere anders denken. Aber ich habe in langen Sondersitzungen jede Frage zum Thema beantwortet und wir möchten es beenden und im MIB ein neues Kapitel aufschlagen.
Vorher haben Sie die Doppelspitze des MIB kommissarisch ausgefüllt, jetzt sind Sie wirklich an der Macht. Was hat sich seit der Wahl geändert?
Mitra Sharifi: Eigentlich nicht viel. Aber man wird vom MIB mehr hören – auch in der Kommunalpolitik. Wir haben uns vorgenommen, weil wir ja auch unsere Ausschüsse neu gewählt haben, mehr Themen gründlicher zu bearbeiten und auch mehr Anträge in der Politik einzubringen, um die Interessen von Migrant*innen noch deutlicher zu artikulieren.
Marco Depietri: Mitra hat es schon erwähnt – die Stadtteilarbeit wird in den nächsten Jahren grundlegend für uns. Wir wollen nicht, dass die Migrant*innen zu uns kommen müssen, sondern wir kommen zu ihnen.
Was sind die drängendsten Probleme, die der MIB angehen will?
Mitra Sharifi: Wir stellen fest, dass politische Entwicklungen, und auch Corona, die gesellschaftliche Spaltung zwischen migrantischen und nicht-migrantischen Bevölkerungsteilen vertiefen. Zum Beispiel im Bildungsbereich. Das ist zwar kein rein kommunales Problem, sondern ein strukturelles, aber hier werden wir aktiv werden. Kinder mit Migrationsgeschichte stehen noch zu oft vor strukturellen Barrieren, die ihnen den Zugang zu Bildung erschweren. Wir wollen den Zusammenhalt stärken und auf kommunaler Ebene die Möglichkeiten ausschöpfen, damit Kinder mehr Chancengleichheit haben. Ein anderer wichtiger Bereich, ist der Einsatz für eine Antidiskriminierungsstelle, damit Rassismus und Diskriminierung ernster genommen werden. Wir möchten Betroffene stärken, ihnen mehr Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein in der Stadtgesellschaft ermöglichen und grundlegend mehr präventive Arbeit machen. Die Stadtteilarbeit wäre wieder ein gutes Beispiel. Gerade in der Begegnung zwischen Kulturen kann man Vorurteile abbauen und Menschen erreichen, die sonst vielleicht von Rechtspopulisten erreicht werden würden. Wir wollen auch die Mehrheitsgesellschaft ansprechen und gerade in den Stadtteilen ist es nicht so wichtig, woher man kommt, sondern was ein Stadtviertel braucht, um das Leben dort besser zu machen.
Aber wie sind Begegnungen in der begegnungslosen Pandemiezeit möglich?
Mitra Sharifi: Unmöglich ist es nicht. Wir haben uns fast ohne Pause in der ganzen Pandemiezeit digital getroffen und Veranstaltungen durchgeführt. Aber natürlich haben wir die Hoffnung, dass es bald wieder besser wird. Allerdings habe ich die Sorge, dass das ohnehin begrenzte Budget für Anti-Diskrimininierungs-Projekte oder im sozialen Bereich durch Corona noch kleiner wird. Integration ist eine freiwillige Aufgabe und solche Dinge sind immer die ersten, die gestrichen werden, wenn gespart werden muss.
Macht die Pandemie Integration schwieriger?
Mitra Sharifi: Die Herausforderungen der Integration werden nicht kleiner. Wir wissen, dass Migrant*innen von Corona und den wirtschaftlichen Folgen der Pandemiebekämpfung stärker betroffen sind, weil sie viel öfter in beengten Wohn- und prekären Arbeits-Verhältnissen leben und keine Reserven haben. Auch Schüler*innen mit Migrationsgeschichte, die noch Sprachförderung brauchen, aber kaum Zugang zu digitalen Unterrichtsmöglichkeiten haben, haben ein verlorenes Jahr hinter sich. Wir machen uns große Sorgen, wie diese Lücken geschlossen werden können.
Das zuletzt ratlos wirkende und nur wenig wirkungsvolle Vorgehen der Bundesregierung in der Pandemiebekämpfung wird auch noch begleitet von einem Hin und Her der konkreten Maßnahmen und der Kommunikation. Wie kommt das politische Vorgehen in migrantischen Kreisen an?
Mitra Sharifi: Am Anfang der Pandemie waren die Leute sehr dankbar, dass es hier klarere und bessere Regelungen gab als in ihren Heimatländern. Aber man hat auch in migrantischen Kreisen begonnen, die deutschen Maßnahmen mit denen anderer Länder zu vergleichen und sieht, wie langsam zum Beispiel die Impfkampagne vorankommt. Allgemeine Regeln wie das Tragen von Masken oder Abstandhalten zu kommunizieren ist kein Problem. Wenn wir aber spezifische Regelungen weitergeben wollen, die an lokalen Zuständen oder Inzidenzen festgemacht und alle paar Tage angepasst werden müssen, wird es schwerer. Wir haben beim bayerischen Staatsministerium versucht, schnell Informationen in verschiedenen Sprachen über Regeln, die sich schnell ändern, zu bekommen. Da gibt es zum Teil immer noch Probleme.
Ein Thema, das in den letzten Wochen einen großen Teil der Berichterstattung ausmachte, ist die sogenannte Identitätspolitik. Die einen loben sie als emanzipatorische Bewegung diskriminierter Gruppen, die Menschen eine Stimme und Einfluss verleiht, die geschichtlich unterdrückt waren und ihre Bedürfnisse und Forderungen bisher politisch-gesellschaftlich nicht einbringen konnten. Andere kritisieren sie als debattenfeindlich, weil sie die Gültigkeit von Argumenten zu oft an Betroffenheit von Diskriminierung und/oder Hautfarbe anstatt am Inhalt der Argumente festmacht. Wie stehen Sie zur Identitätspolitik?
Mitra Sharifi: Ich freue mich darüber, dass Rassismus seit einigen Monaten viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommt und viel deutlicher angeprangert wird – dass auch marginalisierte und von Diskriminierung betroffene Gruppen ihre Stimme erheben können. Es gibt gesellschaftliche Macht-Strukturen, die Benachteiligung verursachen. Diese Strukturen muss eine Gesellschaft sehen und anerkennen, um sie ändern zu können. Wenn Menschen allerdings nur über ihre Merkmale, seien es Geschlecht, Hautfarbe oder Sexualität, definiert werden und derart extrem getrennt wird, dass über, zum Beispiel, Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe nur mitreden darf, wer davon betroffen ist, finde ich das nicht gut. Ich finde es gut, wenn man, wie aktuell beim Beispiel der Übersetzung des Textes von Amanda Gorman, zuerst schaut, ob es für die Aufgabe nicht eine schwarze Übersetzerin gibt. Schlecht ist aber, wenn Hautfarbe oder Geschlecht die Identität alleine bestimmen. Wir befinden uns noch in einer solchen gesellschaftlichen Ungleichheit, dass wir noch eine ganze Zeit lang Gleichstellungspolitik machen müssen. Diese Politik bedeutet unter anderem, ein gesellschaftliches Bewusstsein der strukturellen Ungleichheit zu entwickeln und strukturell benachteiligte Gruppen zu fördern. Dafür müssen diskriminierte Gruppen ihre Stimme erheben und ihre Identität behaupten, während gesellschaftlich privilegierte Gruppen diese Bestrebungen aushalten und akzeptieren müssen, einen Teil ihrer Privilegien abzugeben. So, hoffe ich, kann man eine Gesellschaft dahingehend ändern, dass alle Menschen gleich sein können.
Marco Depietri: Menschen mit bestimmten Merkmalen, wie nicht-weißer Hautfarbe, machen andere Erfahrungen im Leben als Weiße. Wir müssen ihnen zuhören und offen für ihre Sicht sein. Deshalb finde ich es gut, wenn diese Leute ihre Rechte verlangen. Aber nicht alle gegen alle, sondern gemeinsam.
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Mohamed Hédi Addala-Weg eröffnet
Interreligiöser Weg „Auf den Spuren des Zelts der Religionen“
Das „Zelt der Religionen“ hat nach der Landesgartenschau auf der ERBA-Insel im Jahr 2012 seinen festen Platz am Markusplatz gefunden. Ein Fußweg zwischen beiden Stationen wurde nun dem langjährigen Vorsitzenden des Migrantinnen- und Migrantenbeirates (MIB) gewidmet: Mohamed Hédi Addala.
Bereits im Jahr 2020 war die Idee entstanden, einen interreligiösen Weg „Auf den Spuren des Zelts der Religionen“ zu schaffen. Wer die etwa zwei Kilometer der nun eröffneten Strecke geht, kann sich an insgesamt sieben Stationen mit verschiedenen Aspekten im Leben und Glauben von Juden, Christen, Muslimen und Bahá´í beschäftigen. Benannt wurde der Weg nach Mohamed Hédi Addala, der vergangenes Jahr verstorben ist. „Als langjähriger Vorsitzender des MIB ist er unvergessen. Er hat den interreligiösen Dialog unserer Stadt entscheidend geprägt“, sagte Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke bei der Feierstunde, die unter strengen coronakonformen Vorgaben stattfand.
Addala hatte zudem das Projekt des „Zelts der Religionen“ gefördert und begleitet. In Zeiten der Pandemie setze man nun „ein Hoffnungszeichen, einen Hoffnungsweg“, so Dekan Hans-Martin Lechner, erster Vorsitzender des Fördervereins „Zelt der Religionen“. Er bedankte sich bei allen Organisatoren, beim Gartenamt der Stadt Bamberg und bei Oberbürgermeister Andreas Starke für die unkomplizierte Umsetzung des Weges. Addalas Witwe Elisabeth sprach von „einer großen Freude und Ehre für meine Familie und mich“. Das „Zelt der Religionen“ sei ein Ort des Glaubens, an dem das Miteinander bereichert werde.
Die sieben Stationen des interreligiösen Weges stellte Rabbinerin Yael Deusel, zweite Vorsitzende des Fördervereins, vor. Ausführliche Informationen zum „Mohamed Hédi Addala-Weg“ gibt es am „Zelt der Religionen“ auf einem Flyer und im Internet unter www.zelt-der-religionen.de.
Am Ende der Feierstunde sprachen Dekan Hans-Martin Lechner, Rabbinerin Yeal Deusel, Imam Yasar Sahin und Birgit Asbeck von den Bahá’i Gebete der verschiedenen Religionen.
9. Internationale Wochen gegen Rassismus in Bamberg
„Wer zuschaut oder gar Parteien unterstützt, die Rassismus und Ausgrenzung propagieren, macht sich mitschuldig”
Ab heute bis 28. März veranstalten der Migrantinnen- und Migrantenbeirat (MIB), die Jugendarbeit Bamberg (ja:ba), der Stadtjugendring (SJR), der Jugendmigrationsdienst des SkF, die Medienzentrale der Erzdiözese, die Seniorenbeauftrage der Stadt Bamberg, das Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus und das Bayrische Bündnis für Toleranz sowie der Landkreis Bamberg zum 9. Mal die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Bamberg. Schirmherren sind Oberbürgermeister Andreas Starke und der Landrat Johann Kalb.
Zusammen mit Vereinen, Organisationen, Institutionen, Schulen und engagierten Ehrenamtlichen wurde ein abwechslungsreiches Programm rund um die Themen Rassismus und Diskriminierung erstellt, das die Auseinandersetzung mit Rassismus und Ausgrenzung im Alltag und in Strukturen einerseits und Vielfalt, Begegnung und Menschwürde sowie Empowerment der vom Rassismus betroffenen Menschen zum Ziel hat.
Kundgebung zum Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März
Am Freitag, dem 19. März, bieten die Organisierenden einen Online-Projekttag für Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte mit 12 Workshops zu verschiedenen Aspekten der Themen Rassismus und Diskriminierung an. Die Anmeldungen für die 12 Schülerworkshops, die von iSo e.V. und MIB organisiert und von der Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben“ gefördert werden, sind bereits abgeschlossen. Es nehmen rund 230 Schüler*innen teil. Der Lehrerworkshop zum Thema „Demokratischer Umgang mit Populismus und Stammtischparolen“ wurde für alle interessierten pädagogischen Fachkräfte geöffnet. Anmeldungen dafür sind bis 17.03. an jan.ammensdoerfer@iso-ev.de will-kommen.
Wichtiger Höhepunkt der Wochen gegen Rassismus ist die Aktion am Sonntag, 21. März, dem von den UN ausgerufenen Internationalen Tag gegen Rassismus ab 14.30 Uhr auf dem Maxplatz. Dazu sind alle Bamberger*innen eingeladen, unter den Mottos „Rassismus und Nationalismus kommen mir nicht in die Tüte“ sowie „Solidarität grenzenlos“ gemeinsam ein Zeichen gegen rassistische Diskriminierung und Gewalt zu setzen. Redebeiträge kommen unter anderem von Oberbürgermeister Andreas Starke, Landrat Johann Kalb und Mitra Sharifi vom Vorstand des MIB, die auch die Preisübergabe an die Gewinner*innen des Schüler-Plakatwettbewerbs „Alle anders, alle gleich – gemeinsam gegen Rassismus“ vornehmen. Abgerundet wird das Programm durch Musik und Poetry.
„Wir wollen die Bemühungen der Schulen und der Zivilgesellschaft stärken und bedanken uns für die Beiträge der engagierten Schulen, Initiativen und Institutionen in Stadt und Landkreis. Wenn sich rassistische Denkweisen und Handlungen bis zu Terror wie ein gefährliches Virus ausbreiten, dann sind nicht nur jüdische und muslimische oder schwarze Menschen bedroht, sondern die Demokratie insgesamt, weil jedes Mal die Würde des Menschen und die Seele des friedlichen Zusammenlebens verletzt werden. Wer zuschaut oder gar Parteien unterstützt, die Rassismus und Ausgrenzung propagieren, macht sich mitschuldig“, so Mitra Sharifi und Marco Depietri, Vorsitzende des MIB.
Der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb laden der Migrant*innenbeirat der Stadt Bamberg und seine Kooperationspartner alle Bamberger*innen mit und ohne Migrationshintergrund herzlich ein, sich an den Internationalen Wochen gegen Rassismus zu beteiligen, um sich mit einem wichtigen gesellschaftlichen Thema auseinanderzusetzen, Gesicht zu zeigen und Farbe zu bekennen.
Weitere Informationen und das vollständige Programmheft sind zu finden unter http://www.mib.stadt.bamberg.de