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Bambägga

Zwie­bel­tre­ter­fest auf der Böhmerwiese

Zwei Jah­re muss­te es pau­sie­ren, nun kehrt es zurück: Von 8. bis 11. Sep­tem­ber fin­det das Bam­ber­ger Zwie­bel­tre­ter­fest wie­der statt. An den vier spät­som­mer­li­chen Tagen tre­ten loka­le Bands wie CHP, Mai­ke May oder Bam­bäg­ga, aber auch Gäs­te von außer­halb wie die Chi­co­lo­res auf der Böh­mer­wie­se auf.

Ralf Böh­mer orga­ni­siert zusam­men mit sei­nem Team das Zwie­bel­tre­ter­fest. Wir haben ihn zum Inter­view auf der Böh­mer­wie­se getroffen.

Zwiebeltreterfest
Ralf Böh­mer, Foto: S. Quenzer
Herr Böh­mer, wie fühlt es sich an, das Zwie­bel­tre­ter­fest nach zwei Jah­ren Pau­se wie­der ver­an­stal­ten zu können?

Ralf Böh­mer: Es ist, als ob wir es das ers­te Mal machen. Natür­lich sind wir jetzt, Ende August, mit den Vor­be­rei­tun­gen schon wie­der im Flow, aber es hat ein biss­chen län­ger gedau­ert, bis wir in die Abläu­fe wie­der rein­ge­kom­men waren. Was aller­dings ein wenig schwie­rig war, war Mit­ar­bei­ter zu fin­den und die stei­gen­den Kos­ten machen uns auch ein wenig Sorgen.

Macht sich also auch beim Zwie­bel­tre­ter­fest der all­ge­mei­ne Mit­ar­bei­ter­man­gel bemerkbar?

Ralf Böh­mer: Wir hat­ten immer vie­le Stu­den­ten, die mit­ge­hol­fen haben. Aber vie­le davon waren nach zwei Jah­ren ein­fach fer­tig mit dem Stu­di­um und haben Bam­berg ver­las­sen. Und vie­le Leu­te aus der Gas­tro­no­mie haben sich wäh­rend der Pau­se ander­wei­tig ori­en­tiert. Aber wir sind zuver­sicht­lich, dass wir das gut hin­krie­gen – unser Per­so­nal­stamm ist aus­rei­chend voll. Jetzt geht es noch dar­um, auf gutes Wet­ter zu hoffen.

Bis­her haben Sie beim Zwie­bel­tre­ter­fest kei­nen Ein­tritt ver­langt. Wird das auch 2022 so sein?

Ralf Böh­mer: Ja, das bleibt so.

Aber ist die­ser Ansatz bei bei stei­gen­den Kos­ten noch zeit­ge­mäß? Kann man sich das noch erlauben?

Ralf Böh­mer: Das kann ich erst hin­ter­her sagen. Aber es ist ein schwie­ri­ges The­ma, weil Bam­berg auf der einen Sei­te, was kos­ten­freie Fes­ti­vals angeht, sehr ver­wöhnt ist und die Leu­te Ein­tritt ent­spre­chend nur schwer akzep­tie­ren wür­den – mal schau­en, wie das bei der Sand­ker­wa funk­tio­niert. Auf der ande­ren Sei­te muss man, und das soll nicht nega­tiv klin­gen, um ein gewis­ses Niveau in der Ver­an­stal­tung zu hal­ten, eigent­lich auch Ein­tritt ver­lan­gen. Ob das bei uns zukünf­tig zutrifft, weiß ich aber noch nicht.

Wird es Coro­na-Maß­nah­men geben?

Ralf Böh­mer: Ich wüss­te nicht, wo es, außer im öffent­li­chen Ver­kehr, noch Coro­na-Maß­nah­men gibt. Des­we­gen wer­den auch wir kei­ne Auf­la­gen machen. Das war ein Grund, war­um wir zwei Jah­re lang pau­siert haben. Wir hät­ten sol­che Auf­la­gen finan­zi­ell nicht stem­men können.

In der Ankün­di­gung des Zwie­bel­tre­ter­fes­tes schrei­ben Sie, es sei das wahr­schein­lich ent­spann­tes­te Fest Bam­bergs. Was heißt das?

Ralf Böh­mer: Wir haben eine schö­ne Wie­se und die Leu­te kön­nen hier rich­tig chil­len. Vie­le sit­zen mit Decken auf dem Gras und haben ein­fach eine gute Zeit bei guter Musik und gutem Essen – ohne Stress. In den letz­ten Jah­ren hat­ten wir auch immer wahn­sin­nig viel Glück mit dem Wet­ter des Spät­som­mers Anfang Sep­tem­ber. Die Hit­ze ist nicht ganz so aus­ge­prägt und man kann ganz ent­spannt drau­ßen sitzen.

Was schätzt das Publi­kum noch am Zwiebeltreterfest?

Ralf Böh­mer: Das Ambi­en­te, das Essen, die Musik und, wie gesagt, die relax­te Stimmung.

Vor eini­gen Tagen ist das Blues und Jazz-Fes­ti­val zuen­de gegan­gen. Was schätzt das Publi­kum im Ver­gleich zu die­ser Veranstaltung?

Ralf Böh­mer: Viel­leicht, dass es nicht so vie­le Spon­so­ren-Durch­sa­gen gibt (lacht).

Wie ist im Vor­feld des Fests die Stim­mung bei den Bands?

Ralf Böh­mer: Gut! Bam­bäg­ga freu­en sich schon unheim­lich, weil echt immer gute Stim­mung auf­kommt, wenn sie zum Bei­spiel ihr Publi­kum die Bier­bän­ke hoch­he­ben las­sen. Oder für den Auf­tritt von CHP fliegt Gitar­rist Peter Chapp­le extra aus Eng­land ein, damit die Band wie­der in Ori­gi­nal­be­set­zung spie­len kann. Die sind schon heiß auf den Auftritt.

Los geht es am 8. Sep­tem­ber mit dem Ein­böl­lern durch den Ver­ein Zwie­bel­tre­ter Fähn­lein, dann folgt Hip-Hop mit Bam­bäg­ga und an den nächs­ten Tagen unter ande­rem Rock, Sin­ger/­Song­wri­ter-Musik und Beat­les-Cover. Eine ziem­lich wil­de Mischung.

Ralf Böh­mer: Ja, bei uns ver­mi­schen sich Tra­di­ti­on und Moder­ne (lacht). Bis­her hat das Publi­kum die Mischung aber immer geschätzt.

Nach wel­chen Gesichts­punk­ten haben sie die Bands aus­ge­wählt? Streng sub­jek­tiv nach eige­nem Geschmack oder haben Sie auch Mei­nun­gen von außen eingeholt?

Ralf Böh­mer: Ich höre schon auf die Mei­nun­gen von außer­halb, aber am Ende muss die Musik mir gefal­len. Bis­her sind wir damit immer sehr gut gefahren.

Wird es so etwas wie einen Über­ra­schungs­gast auf der Büh­ne geben?

Ralf Böh­mer: Es ist ein Traum von mir, irgend­wann mal einen rich­ti­gen Kra­cher von Band als Über­ra­schung zu brin­gen, aber das hab ich die­ses Jahr nicht geschafft.

Wor­auf freu­en Sie sich besonders?

Ralf Böh­mer: Ich freue mich vor allem dar­auf, dass es nach zwei Jah­ren Pau­se end­lich wie­der los­geht, damit die Span­nung der Orga­ni­sa­ti­on abfällt. Wenn der ers­te Tag rum ist und es läuft, kann man anfan­gen, das Fest zu genießen.

Zwie­bel­tre­ter­fest

8. bis 11. Sep­tem­ber
Böh­mer­wie­se, Hei­lig­grab­stra­ße 57

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Pro­gramm unter:

www.zwiebeltreterfest.de

Wu-Tang und Wirsing

Bam­bäg­ga-Album „Brot­zeit“

Im 17. Jahr ihres Bestehens ver­öf­fent­li­chen Bam­bäg­ga im Juli ihr sieb­tes Album „Brot­zeit“. Im Vor­feld gab von es Jonas Ochs, Con­stan­tin „Cony“ Kern und David „DJ Start­klar“ Ochs die ers­ten bei­den Sin­gle-Aus­kopp­lun­gen „Solan­ge“ und „Wu-Tang und Wir­sing“ zu hören. Klang­lich deu­ten sie auf ein etwas erns­te­res Album, als es der Vor­gän­ger „Brot und Spie­le“ war, hin. Wir haben Jonas Ochs zum Gespräch getroffen.
Der Titel des neu­en Bam­bäg­ga-Albums ist „Brot­zeit„“, sei­ne Vor­gän­ger hie­ßen „Der Bäg­ga hat geru­fen“, „Zwie­back“, „Alarm­stu­fe Brot“, „Laib und See­le“, „Brot­lo­se Kunst“ und „Brot und Spie­le“. Habt ihr schon­mal durch­ge­zählt: Wie vie­le Titel mit Brot­wort­spie­len kann man noch machen?

Jonas Ochs: Es gab band­in­tern schon mal die Dis­kus­si­on, das auf­zu­bre­chen und einen Titel ohne Brot zu suchen. Aber auf der ande­ren Sei­te: Schus­ter bleib’ bei dei­nen Leis­ten. Bis wir alt und grau sind, wird es Titel mit Brot­spie­len geben. Die schei­nen sowie­so unend­lich vie­le zu sein. Genau wie beim Album davor, haben wir auch dies­mal wie­der eine super­lus­ti­ge Umfra­ge bei den Fans gestar­tet, wie das Album hei­ßen könn­te. Die bes­ten Namens­vor­schlä­ge haben wir im Book­let auf­ge­lis­tet. Es gab zum Bei­spiel „Täg­lich Brot“, „Back­wa­re“, „Ähren­sa­che“ oder „Brot­kras­ti­na­ti­on“.

Das Album ent­stand 2022. Ist „Brot­zeit“ ein Corona-Album?

Jonas Ochs: Die gro­ßen gesell­schaft­li­chen The­men las­sen einen natür­lich nicht kalt und die Umstän­de der Pro­duk­ti­on waren schon spe­zi­ell. Das hat dann natür­lich auch Aus­wir­kun­gen auf Tex­te und Klang. Für „Brot und Spie­le“ muss­ten wir alle Kon­zer­te absa­gen und wir sind inner­lich, wie alle ande­ren Kul­tur­schaf­fen­den auch, erst­mal zusam­men­ge­fal­len. Also haben wir begon­nen, mit allen Lock­down-Hin­der­nis­sen, ein neu­es Album zu machen. Aber Coro­na ist nicht das her­aus­ge­ho­be­ne The­ma, dazu haben sich schon genug ande­re geäu­ßert. Aber wir ver­ar­bei­ten die Pan­de­mie. Ein Stück heißt zum Bei­spiel „Naus­wärds“ – das ist so ein biss­chen der frän­ki­sche Hil­fe­schrei und Bezug­nah­me auf die Situa­ti­on. Ein ande­rer Song heißt „Zuver­sicht“, bei dem es – unter­schwel­lig – dar­um geht, ein biss­chen Opti­mis­mus zu ver­brei­ten. Aber die Stü­cke sind nicht schwer­mü­tig. Wir möch­ten den Leu­ten etwas Posi­ti­ves mitgeben.

Die ers­te Sin­gle­aus­kopp­lung heißt „Solan­ge“. Um was geht es?

Jonas Ochs: Wir woll­ten damit grund­le­gend zurück­bli­cken und erzäh­len, wie lan­ge wir das schon machen. Es geht aber auch dar­um, das Feu­er wei­ter­zu­tra­gen und die gan­zen Geschich­ten wei­ter­zu­er­zäh­len, die uns pas­siert sind. Das trägt uns auch als Kum­pels. Gera­de wenn es finan­zi­ell um nichts geht und das Dasein einer Band schon fast ehren­amt­lich ist, ist es zwi­schen­mensch­lich immer eine zusätz­li­che Her­aus­for­de­rung, solan­ge befreun­det zu sein. Wir sind als Schü­ler­band gestar­tet, waren dann 16 Semes­ter lang Stu­den­ten­band, jetzt sind wir Berufs­band oder Vater­band und Kinderband.

Aber ist ein Rück­blick nicht immer auch ein Abschluss? Steht Bam­bäg­ga vor einem Abschluss?

Jonas Ochs: Die­se Band ist so tief in unse­rer Per­sön­lich­keit drin, dass es, glau­be ich, einen Abschluss nicht geben kann. Ich kann mir nicht vor­stel­len und ich glau­be, die ande­ren bei­den sehen das auch so, dass es irgend­wann endet. Wir haben ja sowie­so eine beson­de­re Kon­stel­la­ti­on. Cony und ich sind mehr oder weni­ger am sel­ben Tag im sel­ben Kran­ken­haus gebo­ren und unser DJ ist mein Bru­der. Ob wir immer mit­ein­an­der Musik machen wer­den, weiß ich nicht. Aber Bam­bäg­ga wird es immer geben, selbst wenn es nur als Lebens­ein­stel­lung ist.

War­um habt ihr „Solan­ge“ als ers­te Sin­gle ausgewählt?

Jonas Ochs: Zuerst hat­ten wir den Beat von unse­rem Beatma­ker, Lucas. Beim Anhö­ren habe ich mir vor­ge­stellt, wie­der vor einem Publi­kum zu ste­hen. Es ist nicht nur die ers­te Sin­gle, son­dern auch das ers­te Stück auf dem Album. Die Ent­schei­dung dafür fiel aber gar nicht so sehr wegen des Texts, son­dern wegen sei­ner Ener­gie. Das Lied hat einen sich immer wei­ter auf­bau­en­den Klang, ein Ele­ment, das ankün­digt, dass sich jetzt so lang­sam wie­der etwas auf­baut – zum Bei­spiel Kulturleben.

Euer letz­tes Album war, was Inhalt und Ver­mark­tung anging, sehr auf dich zuge­schnit­ten. Spielt Cony jetzt wie­der eine grö­ße­re Rolle?

Jonas Ochs: Ja, für „Brot­zeit“ war es uns ganz wich­tig, wie­der mehr als Team auf­zu­tre­ten. Das letz­te Album war von mir mehr oder weni­ger ein Solo­al­bum. Jetzt haben wir wie­der ein gute Aus­ge­wo­gen­heit. Auch beim Schrei­ben haben wir dar­auf geach­tet, dass wir das wie­der zusam­men machen.

„Wu-Tang und Wir­sing“ ist die zwei­te Sin­gle. Um was geht es hier?

Jonas Ochs: Durch die 17 Jah­re Bam­bäg­ga gibt es ein sich durch­zie­hen­des The­ma: Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Ort­schaft, in der man lebt: Bam­berg. In unse­rer Anfangs­zeit war es für die Sub­kul­tur Hip Hop in Bam­berg ziem­lich schwer, weil sie kaum Mit­glie­der hat­te. Also hat man das weni­ge, das es gab, noch mehr zu schät­zen gelernt. Der eine hat­te das Tape, der ande­re das auf Kas­set­te – es war wie eine Schatz­su­che. In einer Stadt zu leben, die heu­te teil­wei­se noch genau­so aus­sieht wie auf Ansich­ten von vor 200 Jah­ren, ist schon schön, aber auch immer gleich. Aber sie ist Teil unse­rer Iden­ti­tät: Wir sind schon cool wie Wu-Tang, aber auch frän­kisch wie Wir­sing. Wir ste­hen zu unse­rem Zeug. Es ist immer auch ein biss­chen zwi­schen Grö­ßen­wahn und Pro­vinz­thea­ter. Das spie­gelt sich ja auch in Lokal­po­li­tik wider.

Wie­so ver­dient der Wir­sching ein musi­ka­li­sches Denkmal?

Jonas Ochs: Er ist etwas, das immer da ist. Also in Fran­ken. In vie­len Ecken Deutsch­lands ist er über­haupt nicht bekannt. Eine Freun­din mei­nes Bru­ders, sie war aus dem Nor­den, sag­te ein­mal: Span­nend, was man aus Avo­ca­do alles machen kann.

Das Video zu „Wu-Tang und Wir­sing“ habt ihr in der Gärt­ner­stadt und der Küche dei­ner Groß­mutter gedreht. Wel­che Zusam­men­hän­ge gibt es da?

Jonas Ochs: Da, in der Gärt­ner­stadt, unter den Äckern lie­gen die bes­ten Ideen. Das Haus mei­ner Groß­mutter haben wir auch schon in ande­ren Lie­dern besun­gen, zum Bei­spiel „Herz aus Press­sack“. Außer­dem kön­nen die Leu­te in der Gärt­ner­stadt Geschich­ten erzäh­len, das wür­de für fünf Kino­fil­me reichen.

Bei­de Sin­gles haben einen eher erns­ten Klang. Ist es ins­ge­samt ein erns­te­res Album?

Jonas Ochs: Nein, es geht auch schon viel nach vor­ne und es wird lus­tig. Wobei lus­tig viel­leicht zu viel gesagt ist. Nicht dass wir den Spaß ver­lo­ren haben, aber viel­leicht ist die Stim­mung eher posi­tiv opti­mis­tisch. Es geht um Lie­be und Freund­schaft und es soll­te warm klingen.

Seid ihr rei­fer geworden?

Jonas Ochs: Ich den­ke schon, ja, aber nicht abge­stan­den, son­dern mit einer Tie­fe, die das Erwach­se­nen­al­ter eben mit sich bringt. Wir sehen uns auch über­haupt nicht in irgend­ei­ner Kon­kur­renz mit jun­gen Bands. Wir sind 36-jäh­ri­ge Rap­per und das ist gut so.

Bam­bäg­ga

Release-Par­ty „Brot­zeit“

8. Juli, 20 Uhr, Live-Club

Neu­es Video von Bambägga

“Insel ein­sam” – 3:30 Minu­ten Flucht

“Insel ein­sam” ist die neu­es­te Video­ver­öf­fent­li­chung von Bam­bäg­ga. Auch wenn das Stück, in dem es um Ver­lust, Flucht und Resi­gna­ti­on geht, so klingt – das Hip Hop-Trio aus Front­mann Jonas Ochs, Cony MC und DJ Start­klar woll­te damit aus­drück­lich kei­nen Coro­na-Kom­men­tar ablie­fern. Bleibt aber noch die Fra­ge, ob “Insel ein­sam” eine Ankün­di­gung des Endes von Bam­bäg­ga sein soll. Wir haben mit Jonas Ochs gesprochen.

Jonas, das Video zu “Insel ein­sam” zeigt Sze­nen einer zu Ende gehen­den Bezie­hung. Die Frau und der Mann schei­nen sich aber in Freund­schaft und nur auf­grund von äuße­rem Druck, vor dem sie ger­ne auf eine ein­sa­me Insel flie­hen wür­den, zu tren­nen. Sind das Anspie­lun­gen auf eige­ne bio­gra­fi­sche Erleb­nis­se oder auf der­zei­ti­ge gesell­schaft­li­che Entwicklungen?

Jonas Ochs: Die Rück­mel­dung vie­ler Leu­te, die das Video gese­hen haben, sah tat­säch­lich schon oft so aus, dass sie es für einen Coro­na-Kom­men­tar hal­ten. Aber das Lied ist schon vor Coro­na geschrie­ben wor­den und, genau, es geht um das freund­schaft­li­che Ende einer Bezie­hung – ein zeit­lo­ses The­ma also. Ein The­ma, das für mich zwar nicht aktu­ell ist, aber auch in mei­ner Bio­gra­fie schon vorkam.


Die Sze­nen sind sehr fil­misch. Gab es ein Dreh­buch? Wer hat es geschrieben?

Jonas Ochs: Ja, das war ich! Ich woll­te das schon län­ger machen. Im Rap wird ja unend­lich viel gere­det und ich fin­de die Opti­on eines Vide­os und sei­ner Bild­spra­che eine sehr attrak­ti­ve Mög­lich­keit, das Lied noch­mal, auf eine ande­re Art und Wei­se, zu gestal­ten. So ein Video kann ein Lied auf­wer­ten und noch­mal ganz anders spre­chen las­sen. Für “Insel ein­sam” woll­te ich schon fast stre­ber­mä­ßig alles für ein Video vor­be­rei­ten und nicht total plan­los ein­fach nach dem Mot­to “wir machen jetzt mal ein biss­chen Hip Hop” anfan­gen. In der Geschich­te von Bam­bäg­ga haben wir gelernt, was beim Video­dre­hen gut ist und was eher hin­dert. Wir sind oft genug mit unse­rem berufs-jugend­li­chen Leicht­sinn naiv in irgend­wel­che Situa­tio­nen gestol­pert, die wegen unse­rer Unvor­be­rei­tet­heit dann für alle unan­ge­nehm waren.


“Insel ein­sam” stammt, wie erwähnt, aus der Zeit vor der Pan­de­mie – die­se wird also nicht aus­drück­lich erwähnt. Aber bei Beschrei­bun­gen von Ver­lust, wie sie im Text vor­kom­men, denkt man in die­sen Zei­ten unwill­kür­lich natür­lich sofort an die Pan­de­mie. Stört es euch, dass Coro­na zwi­schen den Zei­len mitschwingt?

Jonas Ochs: Nein, eigent­lich nicht. Hät­ten wir vor fünf oder sechs Jah­ren ein eher gefühl­vol­les Stück wie “Insel ein­sam” raus­ge­bracht, hät­ten sich vie­le Leu­te im Gegen­satz zu heu­te nicht getraut, es zum Bei­spiel in den sozia­len Medi­en zu kom­men­tie­ren oder zu tei­len. Das Gen­re Hip Hop ist dafür zu sehr von einem etwas chau­vi­nis­ti­schen coo­len Mach­obild geprägt. Aber die Zeit macht mög­lich, was frü­her ein No-go gewe­sen wäre, näm­lich auch als Hip Hop-Band öffent­lich Gefüh­le oder Schwä­che zu zei­gen. Die Leu­te sind emp­find­sa­mer für sol­che The­men gewor­den – das mer­ke ich an den Reak­tio­nen auf das Video. Mit Ein­sam­keit kön­nen sich ja momen­tan fast alle identifizieren.


Eine wei­te­re Les­art des Lie­des, sei­ner per­sön­li­chen Momen­te des Auf­ge­bens, könn­te sich auch auf die sich immer mehr ein­stel­len­de Resi­gna­ti­on in der Kul­tur­sze­ne beziehen.

Jonas Ochs: “Insel ein­sam” ist schon das vier­te Video, das wir wäh­rend der Pan­de­mie ver­öf­fent­licht haben. Wir möch­ten unse­ren Fans ein­fach so gut es geht etwas anbie­ten. Aber gar nicht so sehr als Kom­men­tar zur Zeit oder Kri­tik an irgend­wel­chen Maß­nah­men. Aus Debat­ten woll­ten wir uns immer raus­hal­ten. Wir wol­len zei­gen, dass wir da sind, auch wenn die Zei­ten schwie­rig sind, und für 3:30 Minu­ten einen krea­ti­ven Input anbie­ten, in einer Zeit, in der vie­le still­ste­hen müs­sen und viel­leicht auch lang­sam inner­lich gelähmt sind.


Im Lied kom­men eben­falls For­mu­lie­run­gen wie “der letz­te Akt beginnt” oder “wir sind gestran­det” vor. Ist das Stück eine Ankün­di­gung des Endes von Bambägga?

Jonas Ochs: Nein, nein! Wie haben heu­te zwar alle Fami­li­en und Cony, unser zwei­ter Rap­per, wohnt schon seit zehn Jah­ren in Ber­lin. Wir haben also durch­aus schon ein paar Din­ge gemacht, die den letz­ten Akt einer Band ein­lei­ten könn­ten. Aber wir haben es bis jetzt noch immer geschafft, Tex­te zu schrei­ben und Musik zu pro­du­zie­ren. Es gibt Pha­sen, in denen man mehr macht, so wie gera­de, und es gibt Pha­sen, da macht man weni­ger. Aber wie auch immer ist die Band nach wie vor fes­ter Bestand­teil unse­rer Leben. Ein Vor­teil ist ja auch, dass wir finan­zi­ell nicht von der Band leben müs­sen. Das gibt uns gewis­se Frei­hei­ten, nicht stän­dig aktiv sein zu müs­sen. Auf jeden Fall ist “Insel ein­sam” kei­ne Ankün­di­gung unse­res Endes. Dafür wür­den wir auch ein ganz ande­res Lied wäh­len – so in der Art des letz­ten Tages der Sand­ker­wa, wo es noch­mal rich­tig kracht.


Auch heißt es im Text des Lie­des, dass ein Fazit gezo­gen wird. Bam­bäg­ga gibt es seit 16 Jah­ren. Was ist euer Fazit bisher?

Jonas Ochs: Ein Fazit könn­te sein: Es geht immer wei­ter – das ist unser Antrieb. Oder, auch wenn das jetzt ein mega Kalen­der­spruch ist: Am Ende ist der Weg das Ziel. Die schöns­ten Momen­te waren nicht, zum Bei­spiel in Coburg vor 6.000 Leu­ten auf­zu­tre­ten. Das war schon toll, aber eigent­lich bli­cke ich am liebs­ten auf die wahn­sin­nig vie­len Begeg­nun­gen mit den unter­schied­lichs­ten Men­schen, die wir in den Jah­ren hat­ten, zurück. Manch­mal tref­fe ich Leu­te, die schon als Jugend­li­che bei unse­ren Kon­zer­ten waren und heu­te mit ihren Kin­dern zu uns kom­men. Weg­be­glei­ter zu sein ist die schöns­te Aner­ken­nung. Und nach 16 Jah­ren unse­ren Namen nicht mehr über­all buch­sta­bie­ren zu müs­sen, ist auch nicht schlecht.

Bam­bäg­ga zusam­men mit Lost but found 

One­Way­Ti­cket

Für ihr Lied „One­Way­Ti­cket” haben sich Devon Gleix­ner und Lukas Schrö­der von der Erlan­ger Band Lost but found Jonas Ochs von Bam­bäg­ga ins Stu­dio geholt. Obwohl das Akus­tik-Stück nicht als direk­ter Kom­men­tar zur Pan­de­mie geschrie­ben wur­de, han­delt es unter ande­rem pas­sen­der­wei­se von Fern­weh. Wir haben mit Jonas Ochs über die Zusam­men­ar­beit, sei­nen ers­ten Gesangs­part und die Wich­tig­keit von Vor­stel­lungs­kraft gesprochen.
Wie kam die Zusam­men­ar­beit für „One­Way­Ti­cket“ mit Devon Gleix­ner und Lukas Schrö­der von Lost but found zustande?

Jonas Ochs: Die bei­den haben letz­tes Jahr eine Bene­fiz­ak­ti­on mit Bam­BuS e. V. ver­an­stal­tet, bei der Bam­bäg­ga und Lost but found auf­ge­tre­ten sind. Dabei ist es spon­tan zu einem Jam zwi­schen mir und der Band gekom­men. Das kam gut an und wir haben uns ent­schie­den, mal was zusam­men zu machen. Es hat zwar ein biss­chen gedau­ert, aber vor ein paar Wochen haben wir uns dann zusam­men im Stu­dio wie­der gefun­den. Das Stück „One­Way­Ti­cket“ hat­ten die bei­den zu dem Zeit­punkt schon geschrie­ben. Der Text hat mich total abge­holt und ich woll­te unbe­dingt einen Rap-Teil bei­steu­ern. Und zu unse­rer Stu­dio­ar­beit haben wir auch ein Video gedreht.

Du singst auf dem Lied auch ein biss­chen. Hast du das schon öfter für Bam­bäg­ga gemacht?

Jonas Ochs: Ja, ich habe zumin­dest ver­sucht zu sin­gen! Ich hat­te schon immer Lust, auch für Bam­bäg­ga mal zu sin­gen, habe mich aber auch immer bedeckt gehal­ten. Es gibt im Hip-Hop ein paar Sachen, die ver­pönt sind – sin­gen gehört dazu. Aber dadurch, dass wir mit Lost but found jetzt mal rich­ti­ge Musik gemacht haben, hat es mich schon gekitzelt.

War es trotz­dem unge­wohnt für dich zu singen?

Jonas Ochs: Ja, schon. Es ist mir ein biss­chen pein­lich, es zuzu­ge­ben, aber ich kann nach wie vor kei­ne Noten lesen und mache das kom­plett auto­di­dak­tisch und sin­ge nach Gehör. Ich weiß gar nicht, wie ich damals in der Schu­le durch den Musik­un­ter­richt gekom­men bin. Ich habe ein­fach ver­sucht, mich an Devon und Lukas anzu­pas­sen und ansons­ten nicht unan­ge­nehm aufzufallen.

Jimi Hen­drix, heißt es, konn­te auch kei­ne Noten lesen.

Jonas Ochs (lacht): Da bin ich kom­plett cool damit! Das passt auch zum Do it yours­elf-Gedan­ken beim Hip-Hop, der mich nach wie vor trägt und treibt. Es gibt sicher­lich Leu­te, die erst­mal ver­krampft Gesangs­un­ter­richt genom­men hät­ten. Aber wie­so nicht ein­fach mal pro­bie­ren, ob es nicht auch so klappt. Tri­al and Error.

Die Anfangs­ak­kor­de erin­nern ein biss­chen an „Free fal­lin“ von Tom Pet­ty. Ist das Absicht?

Jonas Ochs: Toll! Ich weiß nicht, ob das Absicht ist, aber das ist einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­songs, einer mei­ner heim­li­chen Lieblingssongs.

In „One­Way­Ti­cket“ geht es unter ande­rem um Fern­weh. Wel­cher wäre dein Ort, von dem du nie wie­der zurück­keh­ren würdest?

Jonas Ochs: Das ist nicht ein­fach. Viel­leicht soll­te die Fra­ge eher sein, mit wem man ver­reist. Ich bräuch­te auf jeden Fall ein Fami­li­en-One-Way-Ticket. Ande­rer­seits sind die schöns­ten Orte oft auch die, von denen man es gar nicht erwar­tet. Oder, was auch wich­tig ist, ist im Kopf die Mög­lich­keit zu haben aus­zu­bre­chen und sozu­sa­gen men­tal durch Nach­den­ken zu ver­rei­sen oder aus dem All­tag aus­zu­bre­chen. Das geht auch, wenn ich durch die Gar­ten­stadt spaziere.

Wie weit steckt zwi­schen den Zei­len von „One­Way­Ti­cket“ die Aus­sa­ge, dass der kul­tu­rel­len Sze­ne der­zeit sowie­so nichts ande­res übrig­bleibt, als sich in die Fer­ne zu träumen?

Jonas Ochs: Kom­plett rich­tig. Wenn man Kul­tur und spe­zi­ell Musik erschafft, arbei­tet man in einem Medi­um, das nichts ist ohne sein Publi­kum. Es lebt von sei­ner Com­mu­ni­ty, den Höre­rin­nen und Hörern und dem Dia­log zwi­schen Büh­ne und Publi­kum. Die Vor­stel­lungs­kraft, sich Gedan­ken dar­über hin­zu­ge­ben, sich wie­der auf einer Büh­ne vor Men­schen zu sehen, sich Gedan­ken dar­über zu machen, wie die eige­ne Musik bei den Leu­ten ankommt, braucht man zur­zeit sehr stark. Man muss auf die­se Art und Wei­se in die Fer­ne schwei­fen, weil wenn man in die­sen Tagen raus­schaut, ist es ein­fach nur trost­los und man wür­de wahr­schein­lich düs­ter und melan­cho­lisch werden.

Das Lied ist auch Kri­tik am Hams­ter­rad der Arbeits­welt. Was stört dich hier­bei besonders?

Jonas Ochs: In der Sozi­al­päd­ago­gik, in der ich beruf­lich bei der Lebens­hil­fe aktiv bin, ist es so, dass es noch ein biss­chen mehr die Mög­lich­keit gibt, Spiel­raum für den eige­nen Geist zu haben, neue Ein­flüs­se zuzu­las­sen und sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Aber außer­halb die­ses Bereichs erle­be ich so vie­le Men­schen, die neue Sicht­wei­sen aus­blen­den und irgend­wann immer den glei­chen Trott nach Sche­ma F run­ter­rei­ßen und sich in so ein Hams­ter­rad bege­ben. Das ist unkrea­ti­ver Dienst nach Vor­schrift, den ich im Lied kritisiere.

„Bam­berg Hoff­nung geben“

Gegen die ein­set­zen­de Ohnmacht

Medi­en­de­si­gner Arno Schim­mel­p­fen­nig und die Band Bam­bäg­ga haben sich zusam­men­ge­tan, um den Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­gern ein wenig Unter­hal­tung und Hoff­nung in die­sen für vie­le schwie­ri­gen Zei­ten zu bie­ten. Gemein­sam pro­du­zier­ten sie das Musik­vi­deo „Bam­berg Hoff­nung geben“. Arno Schim­mel­p­fen­ning hat uns genaue­re Aus­kunft dar­über gegeben.

„Bam­berg Hoff­nung geben“ lau­ten der Titel und das Ziel Ihres Vide­os. Wie kam die Idee zustan­de? Wor­um geht es?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Rück­bli­ckend konn­te ich die Situa­ti­on, die auf alle von uns zukam, nicht rich­tig grei­fen und ein­schät­zen. Ich sah nur, dass befreun­de­te Unter­neh­men ein­bre­chen ihre Ange­stell­ten plötz­lich im Super­markt Rega­le ein­räum­ten. Ich habe selbst Fami­lie und bin als Allein­ver­die­ner ent­spre­chend besorgt. Dar­um habe ich mir über­legt, was ich tun könn­te, um die­ser ein­set­zen­den Ohn­macht ent­ge­gen­zu­wir­ken. Ich habe dar­über nach­ge­dacht, dass es wahr­schein­lich vie­len ähn­lich geht. All die lee­ren Plät­ze in Bam­berg, an denen sonst so viel Leben ist. Die Poli­zei, die uns kon­trol­liert. Das kann einen schon ein­schüch­tern. Ich habe mir also über­legt, wie ich den Men­schen Hoff­nung geben könn­te. Was ver­bin­det uns? Was schafft das Gefühl von Gemein­schaft? In dem Film geht es um die Din­ge, die Bam­berg aus­ma­chen. Die Band Bam­bäg­ga bezeich­net Bam­berg als „Per­le des Südens“ und als „Mut­ter­stadt“. Mit dem Film möch­te ich uns ins Gedächt­nis rufen, dass unse­re Stadt die von uns gelieb­ten Eigen­schaf­ten bei­be­hält. Es wird wei­ter gehen.

Wor­an machen Sie fest, dass die Men­schen in Bam­berg Hoff­nung brau­chen? Ist die Situa­ti­on in der Stadt so schlimm?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Wir befin­den uns alle in einer Aus­nah­me­si­tua­ti­on. Hoff­nung ist mei­ner Mei­nung nach in jeder Lebens­la­ge ein sehr schö­nes Zei­chen und soll­te in jeder Situa­ti­on ver­mit­telt wer­den. Wir haben seit Jahr­zehn­ten kei­ne Kri­se mehr erlebt. Von daher sind fast zwei Mona­te der Iso­la­ti­on schon eine Her­aus­for­de­rung. Man­che älte­ren Men­schen ver­brin­gen ihre letz­ten Tage plötz­lich allei­ne im Heim. Die frisch geba­cke­ne Mut­ter kann kei­nen Besuch emp­fan­gen, der sich mit ihr über den Nach­wuchs freut. Kran­ke Men­schen haben Angst um ihr Leben und hof­fen, dass die­se schlim­me Erkran­kung an ihnen vor­bei geht. Kin­der sit­zen daheim und kön­nen nicht mehr raus. Sie sind zu jung, um Ihnen zu erklä­ren, was da pas­siert und dass alles irgend­wann bes­ser wird. Man beginnt, die Nor­ma­li­tät des Lebens zu ver­mis­sen. Ich woll­te mit dem Film ein Zei­chen set­zen, dass man die­se Nor­ma­li­tät zurück­ge­win­nen wird.

Wie kam der Kon­takt zu Jonas und David Ochs von Bam­bäg­ga zustande?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Ich habe mich aktiv für eine Zusam­men­ar­beit mit Jonas und David Ochs ent­schie­den. Wir haben in die­sem Jahr bereits einen Musik­clip rea­li­siert und es war eine sehr ange­neh­me, pro­fes­sio­nel­le und trotz­dem spon­ta­ne Zusam­men­ar­beit. Genau die­se Zusam­men­ar­beit habe ich ange­sichts eines straf­fen Ter­min­plans gebraucht. Es waren aber auch die Emo­tio­nen, wel­che die Jungs geni­al ver­mit­teln, wie in den Songs „Vater sein“ oder bei einem eige­nen Arran­ge­ment, das sie mit ande­ren Musi­kern vor gut einem Jahr für die Lebens­hil­fe geschrie­ben hat­ten. Zudem gefällt mir die Idee, dass gera­de ein Kul­tur­bot­schaf­ter des Goe­the-Insti­tuts die Hoff­nungs­bot­schaft ver­brei­tet, der selbst bereits in Chi­na war und das Land und sei­ne Ein­woh­ner kennt und daher gewis­ser­ma­ßen eine Brü­cke baut.

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Wie lief die Umset­zung ab? Wie schnell konn­ten Sie das Pro­jekt durchziehen?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Ich habe aktu­ell nicht viel Zeit. Ich ver­brin­ge fast 20 Stun­den im Büro pro Tag und habe auch sehr kur­ze Wochen­en­den. Mir lag das Pro­jekt sehr am Her­zen und so woll­te ich kon­zen­triert an die Sache her­an­ge­hen, aber ein mög­lichst schnel­les Resul­tat erzie­len. Anfangs woll­te ich den Film selbst umset­zen und doku­men­ta­risch fest­hal­ten, was in den Stra­ßen pas­siert. Doch dann erin­ner­te ich mich an die vie­len indi­vi­du­el­len Ein­drü­cke, die der­zeit in Face­book geteilt wer­den. Genau die­se Stim­mung und die­se Bil­der zeig­ten viel bes­ser die äuße­ren Umstän­de als alles, was ich hät­te selbst ein­fan­gen kön­nen. Und so rief ich Bam­berg per Face­book dazu auf, mir Bil­der der lee­ren Plät­ze, aber auch der Bil­der zu schi­cken, die wir sonst von Bam­berg ken­nen. Inner­halb von zwei Tagen hat­te ich bereits mehr als 300 Fotos bei­sam­men. Letzt­lich waren es In einer Woche über 20 Ein­sen­dun­gen mit 578 Fotos, die ich übri­gens nahe­zu alle in den Film inte­griert habe. Wäh­rend ich auf die Ein­sen­dun­gen war­te­te, pro­du­zier­ten die Jungs von Bam­bäg­ga eine „Home Edi­ti­on“ des Lieds „7 Hügel“. Es schloss sich noch eine Woche des Schnitts an. Nach gut 26 Stun­den Arbeit war das Werk vollendet.

Wel­che Hoff­nung ver­bin­den Sie mit dem Video, was sol­len die Men­schen davon mitnehmen?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Zunächst bin ich sehr glück­lich, dass inzwi­schen so vie­le Men­schen die­sen Film gese­hen haben. Ich habe ganz unter­schied­li­che Reak­tio­nen dar­auf bekom­men. Zum einen habe ich eini­ge Pro­jek­te inte­griert, die Men­schen unse­rer Regi­on auf ganz unter­schied­li­chen Ebe­nen hel­fen. Zum einen haben sich die­se Pro­jek­te dar­über gefreut, dass sie mehr Auf­merk­sam­keit bekom­men. Als Vor­stand des Stadt­mar­ke­tings Bam­berg sehe ich hier­in aber auch irgend­wie mei­ne Auf­ga­be. Des­halb haben mich Rück­mel­dun­gen von Bürger*innen noch viel mehr gefreut. Unter ande­rem sprach mich eine Kran­ken­schwes­ter an, dass sie mit ihrer gan­zen Sta­ti­on den Film gese­hen und deut­lich Mut gefasst hät­te. Das ist es, was mir und auch Bam­bäg­ga am Her­zen lag: Mut ver­mit­teln, Per­spek­ti­ven schaf­fen und ein Gefühl ver­mit­teln, dass wir zusam­men­ste­hen und uns alle zusam­men aus die­sen Tagen befrei­en werden.

Wie gehen Sie mit der der­zei­ti­gen Situa­ti­on per­sön­lich um und wie als Unternehmer?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Ich fin­de die­se Fra­ge schwie­rig. Es ist alles so unsi­cher und zugleich so unnah­bar zugleich. Anfangs gab es die­sen Moment der Lee­re, in dem ich selbst nicht wuss­te, wie es für mich und dadurch finan­zi­ell für mei­ne Fami­lie wei­ter­ge­hen wird. Ich wuss­te nur, dass es tief im Kern einen gemein­sa­men Nen­ner für Lösun­gen der Anlie­gen mei­ner Kun­den gibt: Erreich­bar­keit, ein wei­ter­hin kon­stan­ter Absatz und die Ver­mitt­lung an deren Kun­den, dass man nach wie vor da ist – wenn auch viel­leicht vor geschlos­se­nen Türen. Dar­auf­hin kamen eini­ge Unter­neh­men auf mich zu, die ihre Ange­bo­te digi­ta­li­sie­ren woll­ten. Jetzt, wo sich die Situa­ti­on auf­grund der Coro­na-Kri­se all­mäh­lich lockert, gibt es immer noch Bran­chen, die es schwer haben, wie­der auf die Bei­ne zu kom­men. Hier­zu gehört zum Bei­spiel die Ver­an­stal­tungs­bran­che mit ihren Krea­ti­ven und Dienst­leis­tern. An dem Punkt, an dem nun Online-Lösun­gen weni­ger gefragt sind als in den letz­ten Tagen, ist es nur die digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on etwa über Film. Per­sön­lich muss­te nicht nur ich, son­dern in ers­ter Linie auch mei­ne Fami­lie stark zurück­ste­cken. Mei­ne gro­ße Toch­ter spricht inzwi­schen schon von „Sleep & Dri­ve“ anläss­lich mei­ner Anwe­sen­heit daheim.

Wie sieht Ihre Hoff­nung bezüg­lich der Zukunft nach der Kri­se aus?

Arno Schim­mel­p­fen­nig: Abge­se­hen von all dem Übel, das die Kri­se sicher­lich mit sich gebracht hat, den­ke ich, dass in jeder Kri­se auch etwas Posi­ti­ves steckt. Um ehr­lich zu sein, den­ke ich, dass die Zeit zu knapp ist, um tief­grei­fend etwas zu ändern. Ich gehe trotz­dem davon aus, dass sich auf zwei Ebe­nen etwas ändern wird. Zum einen muss­ten wir auf der per­sön­li­chen Ebe­ne auf vie­les ver­zich­ten. Es ist nicht ein­fach, in sozia­ler Iso­la­ti­on zu leben. Dar­um konn­ten wir uns über die Zeit – qua­si in einer Art Fas­ten – von dem tren­nen, was uns belas­tet, und uns auf das besin­nen, was uns gut­tut und was wir in unse­rem Leben haben wol­len. Wenn wir nun in eini­ger Zeit raus gehen und wie­der zusam­men sein dür­fen, den­ke ich, dass wir den Wert des Lebens, Freund­schaft, Kame­rad­schaft und alte Tugen­den wie Respekt, Auf­rich­tig­keit und der­glei­chen mehr schät­zen kön­nen und auch wol­len. Zum ande­ren gehe ich davon aus, dass Deutsch­land nun aus einer Art Dorn­rös­chen­schlaf erwacht ist. Es ging uns Jahr­zehn­te wirt­schaft­lich gese­hen gut. Selbst die Finanz­kri­se 2008 als Kri­se der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit war nicht der­ma­ßen stark zu spü­ren. Nun konn­ten wir sehen, dass wir uns öff­nen und neue Wege beschrei­ten müs­sen. Es sind vie­le tol­le und inno­va­ti­ve Ideen ent­stan­den. Geschäfts­fel­der haben sich erwei­tert, ande­re Berei­che deut­lich erwei­tert. Als Bei­spiel mer­ke ich das am Ein­zel­han­del. Was gab es hier Berüh­rungs­ängs­te mit dem Inter­net. Ama­zon und stell­ver­tre­tend damit ein Groß­teil des Online­han­dels war der jah­re­lan­ge Feind des sta­tio­nä­ren Han­dels. Nun erken­nen wir, dass digi­ta­le Mega-Stores nicht alles sind. Wer sei­ne Stär­ken kennt und weiß, was sei­ne Kun­den an einem lie­ben, der kann durch Online­prä­senz sein Ange­bot erwei­tern und noch mehr Men­schen errei­chen. Die Kri­se hat also Bar­rie­ren abge­baut und Chan­cen geschaf­fen. Ich habe die Hoff­nung, dass wir dem treu blei­ben und dar­auf aufbauen.