Der Wirtschaftsstandort Oberfranken ist laut den wirtschaftlichen Interessenvertretungen vbw und IHK in Gefahr. Die Unternehmen der Region stünden nicht nur vor konjunkturellen,
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IHK-Wahl im Januar 2022
IHK wirbt für ehrenamtliches Engagement im IHK-Gremium Bamberg
Vom 10. bis 27. Januar 2022 sind die rund 48.000 Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth aufgerufen, ihre Vertreterinnen und Vertreter in die IHK-Gremien neu zu wählen. Die rund 11.900 IHK-Mitgliedsunternehmen im Landkreis Bamberg wählen dabei ihre 40 Vertreterinnen und Vertreter vor Ort. Aktuell sucht die IHK für Oberfranken Bayreuth noch Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich im Ehrenamt der IHK engagieren und für die Wahl kandidieren möchten.
Sie werden in den kommenden fünf Jahren ihre unternehmerische Kompetenz in die Arbeit der IHK einfließen lassen und so den Kurs der IHK mitbestimmen. Das IHK-Gremium greift dabei lokale Themen auf und sieht sich als Interessensvertretung der Wirtschaft vor Ort.
Ein Unternehmen – eine Stimme
„Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer mit einem Mitgliedsbetrieb der IHK für Oberfranken Bayreuth kann wählen und sich auch wählen lassen“, erläutert Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße hat bei der IHK jede Stimme das gleiche Gewicht.“ Interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer, die für die Wahl 2022 kandidieren möchten, sollen sich bitte möglichst zeitnah, spätestens aber bis zum 26. Oktober bei der IHK unter wahl@bayreuth.ihk.de melden und bis dahin ihre Kandidatur erklären.
IHK-Gremien: Regionale Themen im Fokus
Einen besonderen Schwerpunkt legte das Gremium Bamberg in den vergangenen Jahren auf das Thema „Fachkräftesicherung“. Dazu fand ein regelmäßiger Austausch zwischen den Mitgliedern des IHK-Gremiums und den Schulleitern der weiterführenden Schulen in Stadt und Landkreis Bamberg statt. Auch mit der Hochschule pflegt das Gremium traditionell enge Kontakte und ist bereits seit mehreren Jahren Partner der Tandemveranstaltungen zur besseren Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. „Ich freue mich, dass wir im Gremium die guten Beziehungen zu Schulen und Hochschulen im Raum Bamberg weiter intensivieren konnten. Auf dieser Basis konnten wir wichtige Bildungsinitiativen auf den Weg bringen und damit auch einen wertvollen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftssandorts Bamberg leisten“, so IHK-Präsidentin und Gremiumsvorsitzende Sonja Weigand.
Besonders am Herzen lag dem Gremium Bamberg zudem die Bamberger Innenstadt, was mit einer Befragung des innerstädtischen Einzelhandels und der Gastronomie untermauert wurde. Die aus der Umfrage abgeleiteten Handlungsbedarfe, unter anderem die hohe Bedeutung der Parkplatzsituation sowie eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, wurden der Stadt Bamberg zugeleitet. Auch tragfähige Konzepte für die gewerbliche Entwicklung in Bamberg fordert das Gremium mit Nachdruck.
48.000 IHK-Mitglieder sind wahlberechtigt
Alle fünf Jahre sind die rund 48.000 Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth aufgerufen, ihre Vertreterinnen und Vertreter in die acht regionalen IHK-Gremien in Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und Marktredwitz/Selb zu wählen.
Die Mitgliedsunternehmen gehören dabei einer der drei Wahlgruppen an, Industrie, Handel/Tourismus oder Dienstleistungen. Die Wirtschaftsstruktur vor Ort wird dabei in der Sitzverteilung abgebildet. So ist sichergestellt, dass unterschiedliche Blickwinkel der lokalen Wirtschaft und viel unternehmerische Kompetenz ehrenamtlich in die Arbeit der IHK und des IHK-Gremiums einfließen.
Gemeinsam stärker
Oberfränkische Regionalinitiativen wollen noch enger zusammenarbeiten
Mehr zusammenarbeiten für zukunftsweisende Aufgaben möchten zahlreiche oberfränkische Regionalinitiativen. Zu einem virtuellen Meeting des IHK-Fachausschusses “Standort Oberfranken”, dessen Vorsitzender hat IHK-Vizepräsident Jörg Lichtenegger eingeladen.
Oberfranken ist ein starker Wirtschaftsstandort. Zahlreiche private und öffentliche Initiativen arbeiten daran, die Region nach vorne zu bringen und Einheimische wie Außenstehende von den Vorzügen Oberfrankens zu überzeugen. Im Meeting wurden die Tätigkeiten der verschiedenen Organisationen eruiert und der Frage nachgegangen, wie einzelne von der Arbeit anderer profitieren können.
„Wir wollten Erfahrungen austauschen, weil wir überzeugt sind, dass man in Kooperation mit Partnern mehr erreichen kann als allein”, so Lichtenegger. Regional- und Standortmarketinginitiativen, Fördervereine und organisierte Netzwerke nutzten die Gelegenheit, über ihre Aufgaben, Ziele und aktuellen Projekte zu berichten, verbunden jeweils mit der Einladung zur Vernetzung und Zusammenarbeit.
Und so präsentierten sich aus dem Osten des Regierungsbezirks das BayernLab Wunsiedel, die Entwicklungsagentur “Freiraum für Macher”, die Künstlerkolonie Fichtelgebirge und der Förderverein Lebens- und Wirtschaftsraum Fichtelgebirge. Aus dem Süden das Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz, die Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim und die Initiative Rund um die Neubürg. Auch die Regionalmanagements des Landkreises Kronach, aus Stadt und Landkreis Bayreuth sowie Kronach Creativ konnten sich vorstellen. Fachliche Themen brachten das Kunststoffnetzwerk Franken, das Kfz-Zulieferernetzwerk “OfraCar” und der Marketing-Club Oberfranken ein. Das Coburger Designforum Oberfranken, die Genussregion Oberfranken und natürlich die Entwicklungsagentur Oberfranken Offensiv rundeten das eindrucksvolle Initiativen-Potpourri ab.
Mehr zusammenarbeiten für zukunftsweisende Aufgaben
Der Geschäftsführer von Oberfranken Offensiv, Frank Ebert, warb für eine intensivere Zusammenarbeit mit seiner “Dachorganisation”. Schließlich sei eine der Kernaufgaben von Oberfranken Offensiv, zukunftsweisende Vorhaben, Projekte und Events für und in Oberfranken zu fördern. „Wir verbinden regionale Engagements gesamtoberfränkisch über unser Netzwerk. Je enger wir zusammenarbeiten umso besser”, so Ebert. Die vielen positiven Ansätze in den Teilregionen, in denen sich die Identität der Oberfrankens widerspiegle, wolle man beflügeln und nicht etwa „zudecken oder gar schlucken”.
Große Bedeutung kommt dabei laut Ebert dem Projekt “Imagepakt und Imagekampagne Oberfranken” zu, das von Oberfranken Offensiv derzeit im Rahmen eines Förderprogramms zur Stärkung regionaler Identitäten im Freistaat Bayern umgesetzt wird. „Mit diesem Projekt wollen wir das Ziel das Image Oberfrankens, sowohl im Innenverhältnis als auch von außen betrachtet, weiter verbessern”, betonte Ebert. Nach strategischen Entscheidungen will man dazu nun in die Umsetzungsphase mit einer Marketing- und Kommunikationsstrategie eintreten – und dafür neue Partner gewinnen.
Künftig regelmäßiger Austausch
„Ein überaus gelungener Austausch und ein durch die Bank positives Feedback der Regionalinitiativen”, so IHK-Vizepräsident Jörg Lichtenegger. „Die Gemeinsamkeit zwischen den Initiativen wird ausgebaut, unsere Zusammenarbeit vertieft.” IHK, HWK und Oberfranken Offensiv haben sich spontan bereiterklärt, derartige Treffen künftig regelmäßig in Präsenz zu organisieren. So will man auch die Perspektive der regionalen Wirtschaft in den Initiativen noch stärker verankern und aufzeigen, wo Unternehmen von der Arbeit der lokalen Institutionen profitieren können.
Online-Stream statt Konzerthalle
Abschlussfeier der IHK-Berufsausbildung musste digital stattfinden
Im Rahmen einer digitalen Abschlussfeier hat das IHK-Gremium Bamberg die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der IHK-Abschlussprüfung aus Stadt und Landkreis Bamberg geehrt. Aufgrund der nach wie vor geltenden Corona-Bestimmungen konnte die Abschlussfeier diesmal nicht in Präsenz in der Konzert- und Kongresshalle stattfinden.
„Der Ausbildungsabschluss ist ein wichtiger Meilenstein im Leben. Das gilt umso mehr, wenn man die Ausbildung und Prüfung unter Pandemiebedingungen durchführt. Um den Absolventinnen und Absolventen Wertschätzung für ihre Leistung entgegenzubringen und die Prüfungsbesten auch öffentlich zu würdigen, haben wir uns für ein digitales Format entschieden“, erläutert IHK-Präsidentin Sonja Weigand, die auch Vorsitzende des IHK-Gremiums Bamberg ist.
Mit dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss haben die Absolventinnen und Absolventen eine solide Basis für ihren Berufsweg gelegt. „Eine erfolgreiche Berufsausbildung verbindet Theorie und Praxis. Sie gibt das nötige Rüstzeug für das weitere Berufsleben. Egal wohin die weitere berufliche Reise geht – Beruf, weiterführende Schule, Weiterbildung oder Studium – mit einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss stehen Ihnen alle Türen offen. Das kann Ihnen niemand mehr nehmen“, so die IHK-Präsidentin in ihrer Begrüßung in Richtung der Absolventinnen und Absolventen.
18 Prüfungsbeste im Raum Bamberg
Im Rahmen der Sommerprüfung haben im IHK-Gremium Bamberg insgesamt 502 Prüflinge an der Abschlussprüfung teilgenommen, davon 466 mit Erfolg (92,8 Prozent). 360 erfolgreiche Abschlüsse gab es bei den kaufmännischen Berufen, 106 bei den gewerblich-technischen. 18 Absolventinnen und Absolventen erreichten die Traumnote 1, jeweils neun bei den kaufmännischen bzw. gewerblich-technischen Berufen. Sie erhielten im Rahmen der Veranstaltung eine „virtuelle Auszeichnung“.
Fernsehkoch: „Im Team zum Erfolg“
Mit einem kurzweiligen Impulsvortrag richtete sich Alexander Herrmann, Sternekoch, Gastronom, Fernsehkoch und Autor aus Oberfranken, an die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen. Unter dem Motto „Im Team zum Erfolg“ erläuterte er am Beispiel seines Unternehmens Herrmann’s Posthotel GmbH & Co. KG in Wirsberg, dass ein großartiger Erfolg nur mit einem großartigen Team möglich ist. Aus seiner Sicht sei es elementar, sein Team stark und sicher zu machen, um es für den Berufsalltag zu wappnen. Dazu müsse den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets vermittelt werden, warum sie sich engagieren sollen. „Das ‚Warum‘ ist elementar wichtig“, so Herrmann. „Jeder ist stolz auf sich und leistet für das Ganze etwas!“
Stellvertretend für die erfolgreichen Ausbildungsabsolventinnen und ‑absolventen aus dem Raum Bamberg bedankte sich Nadine Berry von der Lohmann-Koester GmbH & Co. KG in Altendorf bei Angehörigen, IHK, Prüferinnen und Prüfern, Lehrkräften sowie Ausbilderinnen und Ausbildern für die Unterstützung während der Ausbildungszeit. Sie erinnerte an ihre Ausbildungszeit zurück, die im Vergleich zur Schule einen völlig anderen Tagesablauf mit sich gebracht habe. Wichtig seien für sie persönlich in der Corona-Zeit vor allem die vielen Kolleginnen und Kollegen gewesen, die ihr die Orientierung „auf der Arbeit“ erleichtert hätten. „Da hatte ich viel Glück und bin sehr dankbar“, so Berry.
Wir sagen Ja zur Ausbildung
Die Corona-Zeit mit ihren Einschränkungen sei für viele Unternehmen eine große Herausforderung gewesen, so Sonja Weigand. Eine Stütze seien in dieser schwierigen Zeit oft gerade die gut ausgebildeten Fachkräfte und die Auszubildenden gewesen. Den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen wünschte die IHK-Präsidentin einen guten Start in das Berufsleben, egal für welchen der vielen möglichen Wege man sich entscheide: „Es freut mich immer junge Menschen zu sehen, die mit Elan, wissbegierig und voller Mut in die Zukunft gehen und etwas aus ihrem Leben machen.“ Mit der oberfränkischen Band Barfly und dem Song „Ein Hoch auf Euch“ endete die virtuelle Abschlussfeier.
Seit Juli 2020 rund 4.100 Anträge aus der Region bewilligt
Region Bamberg: Gut 115 Millionen Euro Corona-Wirtschaftshilfen
115,2 Millionen Euro an Corona-Wirtschaftshilfen wurden laut IHK für Oberfranken Bayreuth seit Juli 2020 an 4.108 Antragsteller aus der Region Bamberg ausbezahlt.
„Die monatelangen Schließungen in etlichen Branchen war für viele Unternehmen existenzbedrohend. Die Coronahilfen konnten aber Schlimmeres verhindern”, so Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth und Vorsitzende des IHK-Gremiums Bamberg.
Etwa 69,2 Millionen Euro flossen an Antragsteller aus dem Landkreis, weitere 46 Millionen Euro an Antragsteller aus der Stadt Bamberg. Diese Summe umfasst die Auszahlungen aus der November- und der Dezemberhilfe, den Überbrückungshilfen I bis III mit III Plus sowie der Neustarthilfe und der Neustarthilfe Plus. Die IHK München und Oberbayern war im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung für die Abwicklung der Wirtschaftshilfen zuständig. Zu den 115,2 Millionen Euro kommen noch die Gelder aus der Soforthilfe, die zu Beginn der Pandemie über die Regierung von Oberfranken ausbezahlt wurden.
Im Landkreis kam ein überdurchschnittlich hoher Teil der Corona-Wirtschaftshilfen, nämlich 60,2 Prozent, dem Wirtschaftsabschnitt Kunst, Unterhaltung und Erholung zugute.
In der Stadt und im Landkreis gingen insgesamt 48 Millionen Euro an Antragsteller aus diesem Sektor, das entspricht 41,7 Prozent. Weitere 40,5 Millionen Euro kamen Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben zugute, 8,2 Millionen Euro dem Handel und 5,0 Millionen Euro dem Verarbeitenden Gewerbe. Weitere 13,5 Millionen Euro flossen an Antragsteller in anderen Wirtschaftszweigen. Weigand: „Diese Beträge zeigen, wie weitreichend die Auswirkungen der Pandemie waren.”
31 von 196 Kommunen erhöhen Realsteuerhebesätze
Kommunen in der Klemme bringen Unternehmen in die Klemme
2021 war aus finanzieller Sicht für die meisten Kommunen coronabedingt alles andere als ein Zuckerschlecken. Wichtigste Stellschrauben für die Kommunen auf der Einnahmenseite sind die Realsteuerhebesätze. Die IHK für Oberfranken Bayreuth hat die Kommunen befragt, wie sich 2021 die Hebesätze entwickelt haben.
31 Gemeinden der 196 im Einzugsgebiet der IHK haben entsprechende Erhöhungen vorgenommen. „Die Erhöhung der Realsteuern in Zeiten der Corona-Pandemie ist aus Sicht der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth besonders bedenklich”, so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. „Die Corona-Krise belastet unsere Mitgliedsunternehmen in besonderem Maße, die derzeit teilweise erhebliche Gewinneinbußen verzeichnen müssen. Durch hohe Realsteuerhebesätze fließt im Ergebnis zusätzliches Geld bei den Unternehmen ab. Steuererhöhungen für Unternehmen, gehen daher immer zu Lasten von Substanz und Liquidität und schlagen sich negativ auf die Investitionen durch. Für die Unternehmen werden so die Voraussetzungen erschwert, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen und zu erhalten.”
IHK-Umfrage zeigt eine Vielzahl von Erhöhungen auf
Zu den Realsteuern zählen neben der Gewerbesteuer auch die Grundsteuern A und B, erläutert Andreas Wandner, Referatsleiter Steuern, Finanzen, Handelsregister bei der IHK. „Bei 31 der 196 Gemeinden im Kammerbezirk gab es 2021 Erhöhungen. Dagegen hat keine Gemeinde Senkungen vorgenommen.” Im Vorjahr gab es 14 Erhöhungen und zwei Senkungen. Die Änderungen fallen regional unterschiedlich aus. Wandner: „2021 gab es aber kein einziges IHK-Gremium, in dessen Einzugsgebiet alle Realsteuern konstant geblieben sind.”
Im Einzelnen wurde, so die Ergebnisse der IHK-Umfrage, in 16 Kommunen die Gewerbesteuer erhöht. Die Grundsteuer A wurde in 21 und die Grundsteuer B in 25 Fällen angehoben. Senkungen wurden von keiner einzigen Gemeinde vorgenommen. „Der politische Fokus bei den Realsteuern liegt weiterhin auf der Grundsteuerreform. Bayern will hierbei von der Öffnungsklausel Gebrauch machen und hat ein eigenes Grundsteuergesetz im Entwurf vorgelegt”, so Wandner.
2021: Deutliche Erhöhung bei den Realsteuern
Im Vergleich zu den Vorjahren lässt sich 2021 eine deutlichere Erhöhung bei den Realsteuern ausmachen. Zudem planen derzeit bereits neun Gemeinden im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth Erhöhungen für 2022. Ein aus Sicht der oberfränkischen Wirtschaft wünschenswerter rückläufiger Trend kann daher derzeit nicht ausgemacht werden. Hohenner: „Die Kommunen stecken in der Zwickmühle. Einerseits benötigen sie Einnahmen, nennenswerte Mehreinnahmen lassen sich dabei eigentlich nur über die Realsteuerhebesätze erreichen. Andererseits müssen bei einer Erhöhung der Hebesätze die Unternehmen vor Ort bluten, die coronabedingt in den meisten Fällen sowieso bereits stark unter Druck stehen.”
Große regionale Unterschiede
Im Schnitt am höchsten ist der Gewerbesteuer-Hebesatz, so Wandner, der Projektleiter der Umfrage, in den Kommunen im IHK-Gremium Forchheim mit 374,5 Punkten, gefolgt von den Kommunen in den IHK-Gremien Bayreuth mit 361,5 Punkten und Lichtenfels mit 360,9 Punkten. Die niedrigsten Hebesätze haben im Schnitt die Kommunen im IHK-Gremium Kronach mit 325,1 Punkten und Kulmbach mit 331,4 Punkten. Im Schnitt verzeichnete der IHK-Kammerbezirk gegenüber 2020 ein Plus von 2,3 Prozentpunkten auf 351,9. 2010 lag der Schnitt noch bei 331,2 Punkten.
Mit 400 Prozentpunkten den höchsten Gewerbesteuerhebesatz weisen Bischberg und Gerach (beide Landkreis Bamberg), Emtmannsberg (Landkreis Bayreuth), Hallerndorf, Igensdorf und Poxdorf (Landkreis Forchheim) und die Stadt Hof auf. Mit 250 Prozentpunkten verzeichnet Reichenbach den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz.
Erhöhung der Hebesätze geht bei Unternehmern ins Geld
Der Gewerbeertrag wird mit bindender Wirkung durch die Finanzverwaltung für die jeweilige Kommune ermittelt. Als Berechnungsgrundlage gilt der steuerrechtliche Gewinn. Dieser Betrag wird mit der bundesweit einheitlichen Gewerbesteuermesszahl von 3,5 Prozent multipliziert. Dieser Gewerbesteuermessbetrag wird schließlich mit dem Gewerbesteuerhebesatz multipliziert. Beträgt ein Hebesatz beispielsweise 400 Prozentpunkte, so wird der dieser mit dem Faktor 3,5 multipliziert. Bei einem Hebesatz von 400 bedeutet das 400 x 3,5. Das Unternehmen muss also 14 Prozent des jährlichen Ertrags an seine Gemeinde abtreten. Einzelunternehmen und Personengesellschaften haben einen Freibetrag in Höhe von 24.500 Euro, Kapitalgesellschaften, also etwa einer GmbH, steht kein Freibetrag zu.
Grundsteuer B. Teilweise spürbare Erhöhung
20 Gemeinden haben 2021 sowohl Grundsteuer A als auch Grundsteuer B erhöht, zwei Gemeinden die Grundsteuer A und fünf die Grundsteuer B. Besonders hoch fielen die Erhöhungen bei der Grundsteuer B dabei in der Stadt Bamberg aus mit einer Erhöhung um 110 auf 535 sowie in Igensdorf (Landkreis Forchheim) mit einer Erhöhung um 70 auf 410 Punkte. Bamberg verzeichnet nach dieser Erhöhung den höchsten Hebesatz bei der Grundsteuer B. Im benachbarten Hallstadt liegt der Hebesatz mit 250 Punkten am niedrigsten.
Während die Grundsteuer A für agrarisch genutzten Boden anfällt, fällt die Grundsteuer B bei baulich genutztem Boden an.
Kommunen: Nur wenige Stellschrauben für Mehreinnahmen
Die Kommunen sind haushaltsrechtlich deutlich stärker beschränkt als Bund und Länder. Die Möglichkeit einer unbegrenzten Kreditfinanzierung in Notfällen ist ihnen nicht gewährt. Haupteinnahmequellen der Kommunen sind einerseits Zuweisungen von Bund und Land, andererseits kommunale Steuereinnahmen. Bei den Steuern spielen die Gewerbesteuer und die Einkommenssteuer die wichtigste Rolle, dahinter folgen die Grundsteuern und die Umsatzsteuer. Den Kommunen stehen als Stellschrauben bei den genannten Steuern in erster Linie die Gewerbesteuer und die Grundsteuer zur Verfügung. Bei der Einkommenssteuer und der Umsatzsteuer handelt es sich um einen festgelegten Anteil an den entsprechenden Steuererträgen.
Kammern, Arbeitsagenturen, Schulen, Gewerkschaften und Politik Hand in Hand
Erster oberfränkischer Schulgipfel: Ausbildung stärken!
Noch sind rund 3.500 Ausbildungsplätze für das neue Ausbildungsjahr in Oberfranken unbesetzt. Gleichzeitig entscheiden sich coronabedingt immer mehr Schulabsolventen für eine weiterführende Schule oder ein Studium. Beim ersten oberfränkischen Schulgipfel stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Vorteile der beruflichen Bildung besser transportiert werden können.
Die IHK für Oberfranken Bayreuth rief – und alle kamen. Auf dem ersten oberfränkischen Schulgipfel tauschten sich Wirtschaftskammern, Agenturen für Arbeit, DGB, der AK SCHULEWIRTSCHAFT sowie Vertreter der Gymnasien, der Real- und Mittelschulen darüber aus, wie die Vorteile der beruflichen Bildung besser kommuniziert werden können. Mit der stellvertretenden CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag, Gudrun Brendel-Fischer, war auch das oberfränkische Mitglied des Ausschusses für Bildung und Kultus im Bayerischen Landtag vor Ort.
In ihrer Begrüßung skizzierten die Hauptgeschäftsführer Gabriele Hohenner (IHK für Oberfranken Bayreuth), Siegmar Schnabel (IHK zu Coburg) und Reinhard Bauer (Handwerkskammer für Oberfranken) die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ausbildungsplatzsituation und die wichtige Rolle der beruflichen Bildung für den Standort Oberfranken. Hohenner verweist darauf, dass ganz Deutschland mit einem spürbaren Rückgang bei den Ausbildungszahlen kämpft. Coronabedingt entscheiden sich deutlich mehr junge Menschen für ein Studium oder eine weiterführende Schule. „Die berufliche Bindung ist aber trotz allem das Mittel der Wahl zur Behebung des Fachkräftemangels”, macht Schnabel deutlich.
Bedeutung der Ausbildung besser kommunizieren
Wie wichtig neue Ideen in Sachen Ausbildung sind, fasst DGB-Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt zusammen: „Mir wird himmelangst um den Standort Oberfranken, wenn es nicht gelingt, Nachwuchs für die Ausbildung zu gewinnen. Irgendwann droht sonst wegen des Fachkräftemangels eine Abwanderung der Unternehmen.”
Auch gerade in der Politik ist die herausragende Bedeutung der Ausbildung noch nicht überall verankert, so Brendel-Fischer. So sehr die Investitionen im Hochschulbereich den Standort Oberfranken stärken, sie vermisse Ähnliches auf der Ausbildungsebene. „Ohne entsprechende Weichenstellungen drohen analog zum Pflegenotstand viele weitere Notstände”, warnt Brendel-Fischer.
Intensiviert werden soll die Berufsorientierung in den Schulen, sind sich die Gipfelteilnehmer einig, sei es in Form einer persönlichen Beratung, über die Eltern oder über Ausbildungsmessen. Die Jahre 2020 und 2021 haben klar gezeigt, welche herausragende Rolle Ausbildungsmessen in Präsenz spielen. Das digitale Pendant kann diese Rolle allenfalls ansatzweise ausfüllen. Bausteine, wie Berufspraktika, auch in niederschwelliger Form, Selbsttests oder Speed-Datings in einem neuen Format sollen ausgebaut werden.
Eltern spielen eine herausragende Rolle
Eltern seien weiterhin sehr wichtig für die Berufswahl der Schulabgänger: „Mein Kind soll es besser haben als ich”, so umschreibt Dr. Michael Pfitzner von SCHULEWIRTSCHAFT in Oberfranken den klassischen Gedankengang vieler Eltern. Allerdings habe sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren maßgeblich verändert. Längst hat der Karriereweg über die Ausbildung deutlich an Attraktivität gewonnen. Höhere Einkommen, eine bessere Arbeitsplatzsicherheit und deutlich attraktivere Karrieremöglichkeiten sprechen heute für eine Ausbildung – auch im Vergleich zum Studium. Umso wichtiger sei der Kontakt zu den Eltern. Hohenner: „Hier wollen wir gemeinsam neue Wege gehen”.
Schwächere Schüler mitnehmen
Sorge bereitet, dass es immer noch etliche Schulabgänger ohne Abschluss gibt. Einig waren sich die Teilnehmer, dass dieser Zielgruppe mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse, etwa in Form der assistierten Ausbildung, mit Einstiegsqualifizierungen und mehr niederschwelligen Ausbildungsangeboten, wie es Sebastian Peine, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bayreuth- Hof zusammenfasst.
Die Schüler seien nicht schlechter geworden, es entscheiden sich aber immer mehr Absolventen mit einem guten Abschluss für ein Studium, so dass die Zahl der Bewerber mit schlechteren Zeugnissen für einen Ausbildungsplatz in Relation steige.
Deshalb gewinne die Unterstützung von Auszubildenden beim Berufsschulalltag auch immer mehr an Bedeutung. Da die Zahl der Berufsschüler generell rückläufig sei und es bei etlichen Berufen immer schwerer wird, Berufsschulklassen zu bilden, gewinne außerdem eine Beschulung nach Berufsgruppen immer mehr an Bedeutung.
Netzwerke ausbauen
Die bestehenden Netzwerke sollen weiter ausgebaut werden, auch zwischen den Beteiligten des Schulgipfels. Es besteht Einigkeit darüber, dass dies vor allem auf Arbeitsebene geschehen müsse. Hohenner: „Es muss uns gelingen, alle Akteure zusammenzubringen, auch gerade auf Arbeitsebene. Dieser Schritt steht auch im Fokus der kommenden Monate.”
Vor allem die Auslandsnachfrage beflügelt
Oberfränkische Industrie wieder auf Kurs
„Die oberfränkische Industrie hat den Corona-Schock offensichtlich überwunden”, so Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth. Der Umsatz im zweiten Quartal 2021 lag nicht nur 29,1 Prozent über dem Wert von 2020, sondern auch 1,9 Prozent über dem zweiten Quartal 2019.
Nach dem Umsatzeinbruch von über 20 Prozent im Juni 2020 hat sich die oberfränkische Wirtschaft wieder schnell erholt. Die Stabilisierung wurde dabei insbesondere von der Auslandsnachfrage getragen. „Wie hoch der Umsatzzuwachs ohne die aktuellen Engpässe bei der Rohstoffbeschaffung und den Kapazitätsausfällen bei Containern wären, lässt sich nicht quantifizieren”, so Hohenner. Mit 6,0 Milliarden Euro liegt der Umsatz im 2. Quartal 2021 rund 1,3 Milliarden Euro über dem Wert vom zweiten Quartal 2020 und immerhin 112 Millionen Euro über dem Ergebnis von 2019.
Umsatzzuwachs auch gegenüber Vor-Corona-Jahr 2019
Gegenüber dem zweiten Quartal 2019 legten vor allem die Kfz-Zulieferer mit einem Plus von 58 Prozent zu. Diese standen bereits 2019 enorm unter Druck, hier ist zunächst eine Stabilisierung bei der Nachfrage erfolgt. Teilweise ist dieser Zuwachs auf einen statistischen Effekt zurückzuführen. Aber auch die Hersteller von Glas und Keramik, Textilien und chemischen Erzeugnissen legten in den vergangenen zwei Jahren zweistellig zu. Spürbare Einbrüche hatten vor allem die Druckereien und die Hersteller von Möbeln zu verzeichnen.
„Damit hat Oberfranken die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch längst nicht überwunden, da etwa Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe, aber auch Messebauer und ‑veranstalter oder Schausteller die Auswirkungen von Corona oft noch sehr deutlich spüren”, so Hohenner.
Aber zumindest scheint sich die Entwicklung in der Industrie stabilisiert zu haben. Dass die Ampeln dort weiter auf Grün stehen, zeigen auch die Ergebnisse der letzten IHK-Konjunkturbefragung, wo sich die Industrieunternehmen für das Jahr 2021 optimistisch äußern.
Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Rohprodukten
Volle Auftragsbücher und doch Kurzarbeit?
Seit 2019 sind die Preise bei etlichen Rohstoffen laut Statistischem Bundesamt regelrecht explodiert, Kurzarbeit ist daher trotz voller Auftragsbücher leider die bittere Wahrheit laut der IHK für Oberfranken Bayreuth.
In vielen Branchen besteht eine hohe Nachfrage, etwa im Bausektor oder auch in vielen Industriebranchen, ob bei Kfz-Zulieferern, in der Kunststoff- oder der Stahlverarbeitung. Gleichzeitig sind Rohstoffe und Halbwaren nur mit erheblichen Lieferfristen oder gar nicht erhältlich. Hohenner: „Aktuell steigen die Erzeugerpreise so stark an wie zuletzt bei der zweiten Ölkrise 1982. Eine beängstigende Entwicklung.”
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht monatlich für über 1.500 Rohstoffe Preisindizes. Seit 2019 sind die Preise bei etlichen Produkten regelrecht explodiert, etwa bei Holz, Stahl oder Kupfer, aber auch bei elektronischen Bauteilen wie Chips oder Halbleitern, bei Dämmstoffen, selbst bei Kronkorken. Die Preise sind in vielen Fällen um 50 Prozent und mehr angestiegen.
Holz: Vielschichtige Gründe für Knappheit
Das Beispiel Holz zeigt, welche Auswirkungen die Produktknappheit hat. „Sehr stark betroffen sind hier nicht nur die Bauindustrie und ‑handwerk, sondern inzwischen praktisch alle Branchen, weil auch Holzpaletten und Holzpackmittel knapp werden”, so Peter Belina von der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Die Gründe für die aktuelle Situation sind vielfältig. Beim Holz etwa kommen gleich einige Aspekte zusammen. Dass die Nachfrage enorm angestiegen ist, liegt nicht zuletzt daran, dass vor allem China und die USA Konjunkturprogramme aufgelegt haben, wodurch die Nachfrage enorm angestiegen ist. Andererseits steht weniger weiterverarbeitbares Holz zur Verfügung. Durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre sei der Borkenkäferbefall in Mitteleuropa sehr hoch, dadurch steht weniger Holz zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. In den USA und Kanada und Russland wüten Waldbrände. Russland schließlich hat einen Exportstopp von Holz nach China verhängt.
Stahl: Nachfrage in China sehr stark gestiegen
China war bis vor zwei Jahren größter Exporteur von Stahl, das Land hat bei der Produktion einen Weltmarktanteil von 50 Prozent. Seit einigen Monaten importiert das Land Stahl. Hohenner: „Die Auswirkungen bekommen wir auch in Europa zu spüren.”
Wasser und Feuer bremsen Chipproduktion
Belina: „Ganz andere Gründe gibt es für die Engpässe bei Chips und Halbleitern.” Für die Produktion werde viel Wasser benötigt, aufgrund einer extremen Dürre in Taiwan, einem der Hauptexportländer, musste dort die Produktion monatelang reduziert werden. Der Brand in einem großen Chipwerk in Japan habe zu weiteren Engpässen geführt. Europa und vor allem die Kfz-Hersteller wollen unabhängiger von den asiatischen Vorlieferanten werden, eine solche Wende lässt sich aber nicht kurzfristig realisieren.
Weiterhin knappe Transportkapazitäten aus Fernost
Hinzu kommen außerordentliche Engpässe und Preissteigerungen beim Containerverkehr etwa zwischen China und Europa. Der SCFI-Index (Shanghai Containerized Freigt Index) zeigt, dass die Preise Ende Juli rund viermal so hoch waren wie 2019, Tendenz weiter steigend. Weltweit ist der Bau von über 300 Containerschiffen in Auftrag gegeben, aber auch deren Realisierung benötigt Jahre.
„Die Lieferketten werden die Konjunktur noch über Monate beschäftigen. Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht”, macht Hohenner deutlich. „Generell wächst die Erkenntnis, dass Europa unabhängiger werden muss etwa von Lieferanten aus Fernost. Auch das Recycling von Produkten wird wichtiger werden.”
In ersten Branchen erfolgt bereits eine Neuausrichtung bei den Lieferketten. Der IHK für Oberfranken Bayreuth berät hierzu bereits etliche Unternehmen in Kooperation mit den deutschen Auslandshandelskammern.
„Taste the Ausbildung“
Erfolgreiches IHK-Pilotprojekt zur Berufsorientierung
Mit dem Pilotprojekt „Taste the Ausbildung“ ist die IHK für Oberfranken Bayreuth einen neuen Weg zur Berufsorientierung gegangen mit dem Ziel, „Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen – und das so unkompliziert und praxisnah wie möglich“, wie Torsten Schmidt, der stellvertretende Leiter Berufliche Bildung bei der IHK für Oberfranken Bayreuth, erläutert.
Bei dem Pilotprojekt unter der Federführung der IHK wurden Schülerinnen und Schüler einer Bayreuther Mittelschule im Bus zu Ausbildungsbetrieben der Region gefahren und erhielten vor Ort aus erster Hand Informationen und Eindrücke über verschiedene Ausbildungsberufe und ‑inhalte. Im zweiten Schritt soll das Pilotprojekt auf weitere Regionen und Branchen ausgeweitet werden.
Am Pilotprojekt-Tag steuerte der „Taste the Ausbildung“-Bus die Stationen Emons Spedition GmbH in Himmelkron, Showküche im MUPÄZ – Museen im Kulmbacher Mönchshof e.V. und EDEKA Schneidermarkt in Bindlach aus den Branchen Logistik, Gastronomie und Einzelhandel an. Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse der Albert-Schweitzer-Schule in Bayreuth konnten sich dort unter anderem über die Ausbildungsberufe Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist/in, Berufskraftfahrer/in, Koch /Köchin, Restaurantfachfrau/–mann, Brauer und Mälzer, Verkäufer/in und Kaufmann/-frau im Einzelhandel informieren. Außerdem durften sie einen Rundgang durch die Logistikhalle machen, Holunderlimonade und „Stramme Mäxchen“ zubereiten und einen Einblick in den Alltag eines Einzelhändlers werfen.
Praxisnähe erleben
Teilnehmer und Lehrkräfte begrüßten das Konzept des Pilotprojekts. Kristina Jäger, Ausbilderin bei Emons Spedition GmbH, lobt vor allem den Praxisbezug der Initiative: „Für die Jugendlichen ist es wichtig, mal zu sehen, wie die Praxis funktioniert – sich mal einzufühlen in diese Ausbildungsberufe und etwas praktisch erleben“, so Jäger. „Dies macht nochmal einen ganz anderen Eindruck als irgendwas Schriftliches.“ Auch Klassenlehrer Marcus Kellner unterstützt die Idee, Schülerinnen und Schüler „raus aus dem Schonraum Schule“ zu bringen. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen einen Eindruck vom Arbeitsleben bekommen, dass sie sehen, wofür sie die schulische Ausbildung machen“, so Kellner, der als Begleitperson an dem Projekt teilnahm. Welch positiven Effekt eine praktische Vorführung haben kann, belegten die Kocheinlagen, die Alexander Schütz und Team (Restaurant Ursprung, Gasthof Berghof in Presseck) in der Showküche des MUPÄZ Kulmbach zeigten. Gleich zwei der teilnehmenden Schüler gaben nach der Veranstaltung an, sich eine Ausbildung zum Koch vorstellen zu können, obwohl sie vorher an diesen Ausbildungsberuf nie gedacht hätten. Schüler Noel Jakob plädiert daher auch für eine Fortsetzung des Projekts. „Die Leute, die vielleicht noch nichts Passendes gefunden haben, finden vielleicht eine Anregung für eine Ausbildung.“
Jeder Einzelne ein Gewinn
„Jeder einzelne Jugendliche, den wir mit dem Projekt für eine Ausbildung gewinnen können, ist zugleich ein Gewinn für die Region“, so Schmidt mit Blick auf den Rückgang an Ausbildungsbewerbungen, den viele Betriebe beklagen. Dies liege einerseits an den Auswirkungen der Pandemie, da die Phase der Berufsorientierung für die Schülerinnen und Schüler nur in sehr eingeschränktem Umfang möglich war. Hinzu komme laut Schmidt aber auch der seit einigen Jahren spürbare Trend zur Akademisierung. „Die Vorstellung, nur eine akademische Ausbildung verhilft zu beruflichem Erfolg, stimmt jedoch nicht. Eine berufliche Ausbildung besticht durch den hohen Praxisbezug, hervorragende Weiterbildungsmöglichkeiten und finanzielle Unabhängigkeit. Eine berufliche Ausbildung versperrt keine Türen, sie öffnet sie“, so Schmidt.
Information und Kontaktaufnahme ohne große organisatorische Hürden
Genau hier setzt das IHK-Pilotprojekt „Taste the Ausbildung“ an. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen die zahlreichen Vorteile einer Ausbildung näherzubringen und an konkreten Praxisbeispielen zu verdeutlichen. „Praxis statt Theorie“ – so das Leitbild des Berufsorientierungs-Konzepts. Die IHK stellt dabei die Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben und Schulen her und organisiert die Besuche. Das Konzept ermöglicht Information und Kontaktaufnahme zwischen potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen und Ausbildungsbetrieben ohne große organisatorische Hürden. „Jugendliche können sich unverbindlich informieren und in den ein oder anderen Beruf hineinschnuppern, die Ausbildungsbetriebe können die Rahmenbedingungen ihres Ausbildungsangebots direkt in der Zielgruppe präsentieren“, erläutert der Leiter der IHK-Berufsausbildung die Vorteile des Konzepts. „Bei Interesse können auch direkt vor Ort erste, informelle Gespräche geführt werden.“
Das Pilotprojekt „Taste the Ausbildung“ ist eine weitere Initiative der Kampagne „Wir sagen Ja zur Ausbildung“, mit der die IHK für eine Stärkung der Beruflichen Bildung wirbt. Weitere Informationen rund um das Thema Ausbildung bietet die IHK für Oberfranken Bayreuth auf https://www.bayreuth.ihk.de/ausbildung
Herausforderungen für die kommende Bundesregierung
IHK für Oberfranken Bayreuth: Corona-Pandemie zeigt Lücken auf
„Die Corona-Pandemie hat die Schwächen des Standortes Deutschland in aller Deutlichkeit aufgezeigt”, so Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth, anlässlich des IHK-Unternehmensbarometers zur Bundestagswahl. Sie appelliert an die Politik, den Standort Deutschland wettbewerbsfähiger zu gestalten und die Verwaltung in ein zeitgemäßes, digitales Zeitalter zu führen.
530 IHK-Mitgliedsunternehmen waren aufgefordert, die Qualität des Standortes nach Schulnoten zu bewerten. „Eltern wären mit einem solchen Zeugnis ihrer Zöglinge wohl wenig glücklich”, macht Gabriele Hohenner deutlich, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Bürokratie in Deutschland: “mangelhaft”
Besonders negativ fiel die Bewertung des Standortfaktors “Bürokratie” aus, einerseits durch die Vielzahl und Komplexität von Regeln, andererseits wegen der Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren. „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es hier dringenden Handlungsbedarf gibt. Der Reformstau in der öffentlichen Verwaltung bremst die Wirtschaft immer stärker aus”, so Weigand. Über ein “mangelhaft” (Note 4,7) kam der Standort Deutschland bei der Bürokratie nicht hinaus. 88 Prozent der befragten oberfränkischen Unternehmen fordern deshalb, dass die nächste Bundesregierung die staatlichen Strukturen verschlankt, digitalisiert und beschleunigt. Weigand: „Viele Unternehmen sehen die aus ihrer Sicht zu träge und zu komplizierte Bürokratie als sehr kritisch.”
“Standort D” unter Druck
Eine weitere Lehre aus der Pandemie ist, dass der weltweite Handel widerstandsfähiger und der Produktionsstandort Deutschland wieder attraktiver werden müssen, was 57 Prozent der Unternehmen fordern.
Dies zeigt sich auch an der Beurteilung weiterer wichtiger Standortfaktoren. Auffallend negativ wurden dabei die Energiepreise (Note 4,7) und die Unternehmensbesteuerung (Note 4,1) bewertet, zwei entscheidende Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland.
Aber auch bei der Digitalisierung (3,9), beim Fachkräfteangebot (3,8), der Höhe der Arbeitskosten (3,6) und der Gründerfreundlichkeit (3,4) fiel die Beurteilung eher zurückhaltend aus. Recht positiv dagegen die Bewertungen von Verkehrsinfrastruktur (Note 2,8), Finanzierungsbedingungen sowie Forschung und Innovation (jeweils 2,7).
Lehren aus der Pandemie
Klar wird aber auch, dass Wirtschaft und Gesellschaft die Chancen und Potentiale der Digitalisierung noch viel stärker nutzen müssen (54 Prozent Zustimmung). Hier sehen sich auch die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst in der Pflicht. Konsequenzen aus der Pandemie ziehen die oberfränkischen Unternehmen vor allem bei der Stärkung der digitalen Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei der Etablierung virtueller Besprechungen und Dienstreisen (jeweils 90 Prozent Zustimmung) sowie der Ausweitung des mobilen Arbeitens (83 Prozent). „Die oberfränkischen Unternehmen haben aus der Krise gelernt, ihre Lehren gezogen und die Weichen für die Zukunft gestellt”, so Hohenner.
Neue Bundesregierung muss Weichen stellen
„Nun ist der Staat in der Verantwortung und in der Pflicht, nachzuziehen. Auch wenn uns die Corona-Pandemie Schwächen aufgezeigt hat, eröffnet sie uns gleichwohl Chancen, diese in Stärken umzuwandeln und so gestärkt aus dieser Pandemie herauszugehen”, so Weigand. „Aus meiner Sicht ist das die Hauptaufgabe der kommenden Regierung und Voraussetzung, wenn wir in der Weltspitze bleiben wollen.”
Gemeinsam mit allen anderen bayerischen IHKs wurden konkrete Vorschläge ausgearbeitet, was die kommende Bundesregierung vorrangig angehen muss, um diese Ziele zu erreichen. Alle Informationen zu den Ergebnissen des Unternehmensbarometers und den IHK-Positionen zur Wahl sind zu finden unter http://ihkofr.de/positionen2021