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Stadtmarketing

Spen­den­do­sen in Geschäften

Spar­kas­se und Stadt­mar­ke­ting sam­meln für Bamberg:UA

Unter dem Mot­to „Jeder Cent hilft“ sam­meln die Spar­kas­se Bam­berg und das Stadt­mar­ke­ting Bam­berg in Geschäf­ten der Bam­ber­ger Innen­stadt, um den ehren­amt­lich wir­ken­den Ver­ein Bamberg:UA zu unterstützen.

2017 grün­de­ten ukrai­ni­schen Stu­die­ren­den der Uni­ver­si­tät Bam­berg den gemein­nüt­zi­gen Ver­ein Bamberg:UA, um die ukrai­nisch-deut­schen Bezie­hun­gen zu för­dern. Seit dem Aus­bruch des Krie­ges in der Ukrai­ne küm­mern sich die Mit­glie­der des Ver­eins um Flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne. Sie orga­ni­sie­ren Trans­por­te mit huma­ni­tä­rer Hil­fe und kau­fen medi­zi­ni­sche Aus­rüs­tung für die Men­schen in und aus der Ukraine.

„Mit der Spen­den­ak­ti­on sol­len ins­be­son­de­re Maß­nah­men für die vie­len hun­dert Flücht­lin­ge im Raum Bam­berg unter­stützt wer­den“, sag­te Andre­as Jakob, Vor­sit­zen­der des Stadt­mar­ke­tings Bamberg.

Dem Auf­ruf der Spar­kas­se Bam­berg und des Stadt­mar­ke­ting sind bereits vie­le Geschäf­te in der Regi­on gefolgt und stell­ten Spen­den­do­sen auf. „Die Spen­den ermög­li­chen uns direk­te und schnel­le Hil­fe für die Men­schen in und aus der Ukrai­ne. Außer­dem kön­nen wir Autos orga­ni­sie­ren, um Men­schen aus den gefähr­lichs­ten Kriegs­ge­bie­ten zu eva­ku­ie­ren sowie medi­zi­ni­sche Aus­rüs­tung zu erwer­ben“, sag­te Khry­sty­na Pav­li­ukh, vom Ver­ein Bamberg:UA.

Ins­ge­samt ist geplant, 150 Spen­den­do­sen auf­zu­stel­len, etwa 60 Dosen sind schon im Umlauf. Unter ande­rem in den Filia­len der Spar­kas­se Bam­berg, im GALE­RIA-Kauf­haus am Max­platz, im Rei­se­bü­ro Schie­le und am Grill­stand am Grü­nen Markt kann man sie finden.

Geschäf­te, die sich an der Akti­on „Jeder Cent hilft“ für den Ver­ein Bamberg:UA mit einer Spen­den­do­se betei­li­gen möch­ten, kön­nen hier kos­ten­frei eine bestellen.

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!!

EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jah­ren stand kaum ein Slo­gan mehr für die Event­tra­di­ti­on in der Bam­berg Innen­stadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Men­schen nur wegen des City­ma­na­gers nach Bam­berg pil­ger­ten, um die zur kos­ten­lo­sen Welt­ret­tung für alle in Gold geman­tel­ten Pre­mi­ume­vents zu bestaunen.

Büh­ne vor­ne am Max­platz, Bier­bän­ke davor, und drum­her­um in der immer exakt sel­ben Rei­hen­fol­ge: Würs­tel­bu­de, Bier­bu­de, Würs­tel­bu­de, Bier­bu­de. Band vom Kum­pel vom Din­gens spielt, der größ­te Unter­schied zwi­schen all den Events war im Wesent­li­chen das Datum. Und sind wir mal ehr­lich: Wich­tig ist die Anwe­sen­heit sei­ner Hei­lig­keit. – Wir hat­ten uns so an das Kon­zept gewöhnt, das doch für alle Ver­an­stal­tun­gen auf dem Max­platz für alle Ewig­keit in Stein gemei­ßelt wor­den zu sein schien.

Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die König­stra­ße jähr­lich in gro­ßen Let­tern auf Ban­nern über­span­nen­de hei­ligs­te Cre­do wird plötz­lich über Bord gewor­fen? Neee! Wegen die­ser bes­se­ren Grip­pe? – Nicht für Super­klau­si. Wo ande­re (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preis­schild an die Ticket­bu­de nageln müs­sen, kramt unser Stadt­mar­ke­ting­chef in der Scrabb­le­kis­te für Stadt­mar­ke­ting­chefs und puz­zel­te sich den Begriff „Schutz­ge­bühr“ zusammen.

Nun ist Schutz­ge­bühr kein wirk­lich – wie der Namen ver­mu­ten las­sen könn­te – geschütz­ter Begriff. Man erwar­tet eine Gebühr, die vor Miss­brauch schützt, wie bei der Bestel­lung eines dicken Ver­sand­ka­ta­lo­ges. Begrün­det mit dem begrenz­ten Platz­an­ge­bot wegen Coro­na. Am Ende reser­viert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größ­tes Ver­ständ­nis für alle. Das kann ich nachvollziehen.

Unser oft zitier­ter Schorsch Dot­ter­weich, heu­te ein Land­kreis­be­woh­ner, packt also – so rein bei­spiels­hal­ber – sowohl Frau als auch fünf­jäh­ri­gen Sohn und sie­ben­jäh­ri­ge Toch­ter ins Auto, um die pro­kla­mier­te EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bam­ber­ger Stadt­mar­ke­tings zu besu­chen. Damit sich der Trip lohnt, wol­len sie direkt zwei Kon­zer­te auf dem Bam­ber­ger Max­platz besu­chen. Die kos­ten­lo­sen Tickets hat er natür­lich im Vor­aus bereits über den Shop des Stadt­mar­ke­tings gekauft. 4 Per­so­nen a 10 Euro a 2 Kon­zer­te. Macht mal ent­spann­te 80 Euro. Aber man kriegt es ja wie­der. Schutz­ge­bühr! Zum Glück.

Also! Auf nach Bam­berg! Nach­dem sie ihr Auto wie­der nicht direkt hin­ten auf dem Max­platz (Frech­heit!) abstel­len kön­nen, und auch nicht ein­se­hen, war­um Park­ge­büh­ren nicht bei der Schutz­ge­bühr dabei gewe­sen sein sol­len, haben sie sich eben auf einen Anwoh­ner­park­platz im süd­li­chen Insel­be­reich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächs­te Knal­ler: Obwohl Schorsch Dot­ter­weich mit sei­nen 80 Euro Schutz­ge­bühr ja den Ein­zel­han­del und damit die Wirt­schaft in Bam­berg nach­hal­tig stärkt, muss er sich auch noch undank­bar beschimp­fen las­sen von so einem eng­stir­ni­gen alten Anwoh­ner, weil es angeb­lich sein Park­platz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innen­stadt woh­nen muss.

Am Max­platz ange­kom­men, bekom­men sie 80 Euro in Form von Ver­zehr­gut­schei­nen. Cool. Jetzt heißt es ran­hal­ten, denn die Din­ger ver­fal­len am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das ers­te Kon­zert rich­tig los­geht, vier Seid­la in den Schä­del. Die Frau fährt und trinkt Was­ser, die Kin­der Limo. Nach­dem die Kin­der schon – die 80 Euro müs­sen ja weg – nach jeweils zwei Paar Brat­würs­te, einer gan­zen Piz­za und vier Crê­pes das Jam­mern anfan­gen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seid­la die vier ande­ren Seid­la hin­un­ter. Die Frau hat kei­nen Appe­tit mehr auf die Fres­sa­li­en am Max­platz. Die Stim­mung kippt. Den Kin­dern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirk­lich der letz­te Gut­schein ver­braucht ist, geht hier aber nie­mand heim. Wer weiß schon, wo das übri­ge Geld landet!

Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!

IHK-Umfra­ge bei Bam­ber­ger Ein­zel­han­del und Gastronomie

Mehr Dia­log, weni­ger Bürokratie

„Bam­bergs Innen­stadt wird als attrak­ti­ver Stand­ort gese­hen”, erläu­tert IHK-Prä­si­den­tin Son­ja Weig­and, die auch Vor­sit­zen­de des IHK-Gre­mi­ums Bam­berg ist, die Ergeb­nis­se einer Umfra­ge der IHK für Ober­fran­ken unter Mit­glieds­un­ter­neh­men aus der Bam­ber­ger Innen­stadt. Aller­dings sehen die befrag­ten Unter­neh­men auch Ver­bes­se­rungs­an­sät­ze, unter ande­rem beim Ver­mei­den unnö­ti­ger Büro­kra­tie und in Sachen Unter­stüt­zung durch die Stadt Bam­berg und das Stadt­mar­ke­ting Bamberg.

„Die Stand­ort­zu­frie­den­heit ist erfreu­lich hoch, jedoch wird auch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al bei kon­kre­ten The­men wie Auf­ent­halts­qua­li­tät oder Ver­kehrs­si­tua­ti­on gese­hen”, so Frau Weig­and. Mit Blick auf die wirt­schaft­lich hohe Belas­tung von Ein­zel­han­del und Gas­tro­no­mie durch die Pan­de­mie sei es aus Sicht der betrof­fe­nen Betrie­be zudem wich­tig, Büro­kra­tie bei kom­mu­na­len Maß­nah­men zu redu­zie­ren. Die Umfra­ge­er­geb­nis­se nimmt die IHK daher zum Anlass, bei der Bam­ber­ger Kom­mu­nal­po­li­tik für einen inten­si­ve­ren Dia­log mit der Wirt­schaft zu werben.

Das Ergeb­nis der aktu­el­len IHK-Umfra­ge belegt, dass die Innen­stadt Bam­bergs als attrak­ti­ver Erleb­nis- und Ein­kaufs­stand­ort wahr­ge­nom­men wird. Als UNESCO-Welt­erbe­stadt hat Bam­berg eine hohe Anzie­hungs­kraft für Tou­ris­ten, für Gäs­te gas­tro­no­mi­scher Ein­rich­tun­gen und Kun­den im inner­städ­ti­schen Ein­zel­han­del. Ent­spre­chend zeig­ten sich rund 84 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men mit ihrem Stand­ort in der Innen­stadt zufrie­den, nur etwa 13 Pro­zent zeig­ten sich unzu­frie­den. Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al sehen die Befrag­ten unter ande­rem bei den The­men Kun­den­fre­quenz und Aufenthaltsqualität.

Sor­ge berei­tet den befrag­ten Unter­neh­men hin­ge­gen die Ver­kehrs- und Park­platz­si­tua­ti­on in der Innen­stadt. Wäh­rend sich fast 79 Pro­zent der Befrag­ten mit der Nähe zu den inner­städ­ti­schen Park­häu­sern zufrie­den zeig­ten, äußer­ten sich über 70 Pro­zent unzu­frie­den mit dem gene­rel­len Park­platz­an­ge­bot in der Innen­stadt. Den Erhalt der Park­plät­ze außer­halb der Park­häu­ser stuf­ten daher 83 Pro­zent als wich­tig bezie­hungs­wei­se sehr wich­tig ein. Das Ange­bot einer kos­ten­frei­en ers­ten Park­stun­de nah­men die befrag­ten Gas­tro­no­men und Ein­zel­händ­ler als sehr posi­ti­ven Impuls auf. 


Mehr Dia­log, weni­ger Bürokratie

Aus Sicht der Gas­tro­no­men und Ein­zel­händ­ler liegt ein zen­tra­ler Ver­bes­se­rungs­an­satz dar­in, unnö­ti­ge Büro­kra­tie bei kom­mu­na­len Maß­nah­men zu ver­mei­den. „Gera­de wäh­rend der Pan­de­mie sind die Betrie­be auf schnel­le und unbü­ro­kra­ti­sche Unter­stüt­zung ange­wie­sen. Zusätz­li­che Ein­schrän­kun­gen müs­sen unbe­dingt ver­mie­den wer­den”, so Weigand.

Zudem wün­schen sich die befrag­ten Unter­neh­men noch mehr Unter­stüt­zung durch die städ­ti­schen Ämter und das Stadt­mar­ke­ting. „Auch wenn die indi­vi­du­el­le Betrof­fen­heit der Betrie­be unter­schied­lich hoch ist, führt die momen­ta­ne Situa­ti­on bei allen zu enor­men Belas­tun­gen. Gera­de des­halb appel­lie­ren wir an die Kom­mu­nal­ver­wal­tung, ihren Ermes­sens­spiel­raum zu Guns­ten der Geschäfts­tä­tig­keit der Gewer­be­trei­ben­den zu nut­zen”, so die IHK-Prä­si­den­tin. „Die Her­aus­for­de­run­gen die­ser Pan­de­mie wer­den wir nur gemein­sam und im Dia­log bewäl­ti­gen kön­nen. Daher unter­stüt­zen wir sei­tens der IHK einen inten­si­ven Aus­tausch aller Betei­lig­ten sehr gerne.”


Über die Umfrage

Wäh­rend der Lock­down-Maß­nah­men zur Pan­de­mie­be­kämp­fung in Deutsch­land war ein dra­ma­ti­scher Fre­quenz­rück­gang in den Innen­städ­ten zu ver­zeich­nen. Auch der inner­städ­ti­sche Ein­zel­han­del und die Gas­tro­no­mie in Bam­berg haben durch die auf­er­leg­ten Beschrän­kun­gen mit immensen Umsatz­ein­brü­chen zu kämp­fen. Um ein Stim­mungs­bild der betrof­fe­nen Unter­neh­men ein­zu­fan­gen und vor­han­de­ne Pro­ble­me auf­zu­zei­gen, hat die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth Mit­glieds­un­ter­neh­men aus Ein­zel­han­del und Gas­tro­no­mie zu Stand­ort­qua­li­tät und Ver­kehrs­si­tua­ti­on in der Bam­ber­ger Innen­stadt befragt und die Aus­wer­tung dem Bam­ber­ger Ober­bür­ger­meis­ter sowie den Stadt­rats­frak­tio­nen zuge­lei­tet. An der Umfra­ge haben sich rund 80 Mit­glieds­un­ter­neh­men beteiligt.

Das Jahr im Schnelldurchlauf

9 Fra­gen, 9 Ant­wor­ten mit Arno Schimmelpfennig

Arno S. Schim­mel­p­fen­nig ist selb­stän­dig im Bereich der Film­pro­duk­ti­on, in der Kul­tur enga­giert und Vor­stands­mit­glied im Stadt­mar­ke­ting Bam­berg. Heu­te las­sen wir ihn in der Serie „Das Jahr im Schnell­durch­lauf” auf 2020 zurück­bli­cken und einen Aus­blick in das kom­men­de Jahr wagen.
Herr Schim­mel­p­fen­nig, das Jahr 2020 war geprägt von der Coro­na-Pan­de­mie. Wenn sie so kurz vor dem Jah­res­wech­sel zurück­bli­cken: Was neh­men Sie als Fazit aus die­sem Jahr mit?
Ich habe das Jahr 2020 sehr bewe­gend erlebt; aus einer gan­zen Band­brei­te an Per­spek­ti­ven her­aus. Auf der einen Sei­te hat sich beruf­lich sehr viel getan, wodurch auch neue Türen auf­ge­gan­gen sind. Pri­vat bin ich zum drit­ten Mal Vater gewor­den – aus­ge­rech­net im Kri­sen­jahr mit nicht durch­ge­hend lau­fen­den Schu­len und Kin­der­gär­ten für die ande­ren bei­den Kin­der. Auf der ande­ren Sei­te war ich in die­sem Jahr sehr nahe an Exis­tenz­ängs­ten und Kri­sen dran, die enge Bekann­te von mir erlebt haben. Ganz zu schwei­gen von den Coro­na-Fäl­len bei Bekann­ten sowie im nähe­ren Umkreis, die mich beschäf­tigt haben. Es gab Erleb­nis­se, in denen sich Men­schen neue Berufs­be­rei­che suchen muss­ten, psy­chisch kol­la­biert sind und auch kör­per­lich nicht mehr konn­ten. Es gab aber auch die Gewin­ner. Wenn ich ein Fazit aus all die­sen Geschich­ten und Schick­sals­schlä­gen zie­hen müss­te, dann wäre das: „Sei krea­tiv! Nut­ze dein Kön­nen und ver­su­che, es im Sin­ne der neu­en Nach­fra­ge zu erwei­tern oder neu zu struk­tu­rie­ren.“ Das geht natür­lich nur in Berei­chen, die nicht von Auf­la­gen gebeu­telt wer­den. Mir ist all­ge­mein aber auf­ge­fal­len, dass gera­de auch vie­le Selbst­stän­di­ge Schwie­rig­kei­ten hat­ten, weil sie eben nicht bereit waren, umzu­den­ken.
Was war das Schlimms­te für Sie an die­sem Jahr?
Ich habe stets ver­sucht, die Hoff­nung nicht sin­ken zu las­sen. Ich habe in die­sem Jahr einen Kul­tur-Blog auf­ge­baut. Ich habe ein zwei­tes Pro­jekt begon­nen, bei dem ich Kul­tur­schaf­fen­de auf ein 30-Minu­ten Inter­view ein­la­de und deren Geschich­ten und Erleb­nis­se direkt in Bam­berg ein­fan­ge. Ich konn­te ein drit­tes Pro­jekt aus­bau­en, bei dem wir Pro­mi­nen­te nach deren Lebens­we­gen fra­gen und sie ohne deren Rol­le und Fas­sa­de inter­view­en. Gleich­zei­tig war 2020 mein ers­tes Jahr als Vor­stands­mit­glied im Bam­ber­ger Stadt­mar­ke­ting. In Gesprä­chen und in Work­shops war ich sehr nahe an den Aus­wir­kun­gen der bei­den Lock­downs auf unse­ren Ein­zel­han­del dran. Wenn ich höre, dass gestan­de­ne Unter­neh­men nicht mehr exis­tie­ren kön­nen, wenn ich von über 400 Insol­ven­zen in unse­rer Stadt erfah­re und per­sön­li­che Schick­sa­le anschaue, bei denen Men­schen fast ein Jahr lang von unse­rer Poli­tik hän­gen gelas­sen wer­den und daher nicht mehr ein und aus wis­sen, dann schwingt hier eine Mischung aus Gal­gen­hu­mor, Rat­lo­sig­keit und Ent­set­zen mit. Das Schlimms­te für mich war die­se Hilf­lo­sig­keit und die Ver­wir­rung, die durch die undurch­sich­ti­gen und sich wider­spre­chen­den Anga­ben ent­stan­den sind. Schlimm ist, was das nicht nur für wirt­schaft­li­che Fol­gen hin­ter­lässt, son­dern auch psy­chi­sche. Wenn lie­be­vol­le Men­schen schwer krank wer­den oder gar ster­ben, wenn die Anzahl an häus­li­cher Gewalt dra­ma­tisch wächst und die Schwan­ge­re ohne ihren Mann und mit Mund-Nasen-Schutz gebä­ren muss, dann ist das nicht die Welt, in der ich leben will. Zwar habe ich ver­sucht, mit mei­nen Pro­jek­ten ande­ren Men­schen Hoff­nung zu machen, doch irgend­wann war es genug, auf Schul­tern zu klop­fen. Ich habe deut­lich gespürt, wie den Men­schen der Atem aus­geht – und das mei­ne ich nicht auf­grund einer Covi­d19-Erkran­kung. Die Welt wird radi­ka­ler; Gewalt nimmt zu – wir sehen sie im Inter­net und Fern­se­hen.
Wenn Ihnen vor dem Lock­down im Früh­jahr gesagt wor­den wäre wie sich die Situa­ti­on zum Ende des Jah­res dar­stellt, wann und wie hät­ten Sie seit­dem anders gehan­delt als Sie es getan haben?
Ich habe in die­sem Jahr neue Pro­jek­te begon­nen, ich bin aber auch in neue Ver­ei­ne ein­ge­tre­ten. Wer mich kennt, weiß, dass ich Din­ge nur dann ange­he, wenn ich mich hier voll­auf ein­brin­gen kann. Ich habe ein schlech­tes Gewis­sen, dass ich die Ver­eins­freun­de in die­sem Jahr wegen einer dich­ten Auf­trags­la­ge und pri­va­ter Ver­än­de­run­gen nicht unter­stüt­zen konn­te. Eine Kri­se kann all­ge­mein auch eine Chan­ce sein – denn wenn es uns nicht gut geht, sind wir gezwun­gen, umzu­den­ken. Kri­sen kön­nen uns beflü­geln und inno­va­tiv machen. Deutsch­land ging es Jahr­zehn­te gut. Da gab es kaum Not­wen­dig­keit, neue Wege zu beschrei­ten. Ich selbst sehe 2020 für mich als gro­ße Chan­ce an. Zwar war es ein ins­ge­samt sehr stres­si­ges Jahr, das auch bei mir gera­de auch per­sön­lich Spu­ren hin­ter­las­sen hat in Bezug auf kör­per­li­che Stress­sym­pto­me, es war aber zugleich ein Jahr, das mich unheim­lich wei­ter­ge­bracht hat. Ich kann daher nicht sagen, dass ich im Rück­blick etwas anders machen wür­de.
Wenn Sie eine posi­ti­ve Sache aus die­sem Jahr her­aus­stel­len möch­ten, wel­che wäre das?
Sei es im Stadt­mar­ke­ting, oder auch als Mit­glied der Wirt­schafts­ju­nio­ren oder des Wirt­schafts­clubs: über­all gab es in die­sem Jahr Ent­wick­lung. In der Ver­an­stal­tungs­bran­che haben wir neue For­ma­te ent­wi­ckelt, wie die Hybrid-Ver­an­stal­tun­gen. Mit unse­ren Kul­tur-Pro­jek­ten haben wir Kon­zer­te, Unter­hal­tung, Web-TV und teils sogar Muse­ums­be­su­che auf ein ande­res Level geho­ben. Es gibt nun Online-Por­ta­le, die uns hel­fen, regio­nal ein­zu­kau­fen. Selbst der Han­del sieht Inter­net nicht mehr als Gefahr, son­dern auch als Chan­ce. Ser­vice­leis­tun­gen haben sich hier ange­passt, Online-Shops sind ent­stan­den und wir haben bei zahl­rei­chen Geschäf­ten die Mög­lich­keit, unter den Vor­zü­gen des Inter­nets gemüt­lich vom Sofa aus zu bestel­len und uns vom Geschäft vor Ort belie­fern zu las­sen. Unse­re Arbeit wur­de effi­zi­en­ter, Wege klei­ner und unnö­ti­ge Hür­den teils abge­baut. Die Digi­ta­li­sie­rung hat Ein­zug gefun­den – auch wenn hier immer noch immens viel zu tun ist. Obwohl wir uns phy­sisch von­ein­an­der ent­fernt haben, so gab es in der vir­tu­el­len Welt und im Sin­ne der Glo­ba­li­sie­rung einen deut­li­chen Ruck auf­ein­an­der zu.
Auch Weih­nach­ten wird für die meis­ten Men­schen anders statt­fin­den als in den Jah­ren zuvor. Wie ver­brin­gen Sie das Fest?
Vom Stadt­mar­ke­ting aus hat­ten wir es in dem Jahr schwer, unse­re Akti­on „Weih­nachts­be­leuch­tung“ vor­an zu brin­gen. Die Kos­ten konn­ten nicht wie üblich ver­teilt wer­den. Letzt­lich haben sich hier Spon­so­ren gefun­den. Unse­re Bemü­hun­gen, einen Brü­cken-Weih­nachts­markt zu eta­blie­ren, ver­lie­fen sich eben­falls. Oft, indem Coro­na ein­fach als Argu­ment, nicht aber als Grund vor­ge­bracht wur­de. Hier­bei ist mir früh­zei­tig auf­ge­fal­len, dass Weih­nach­ten als Erleb­nis schwie­rig wird. In Kom­bi­na­ti­on mit Ein­zel­schick­sa­len im Bekann­ten­kreis, bei denen Men­schen insol­vent gewor­den oder gar ver­stor­ben sind, den­ke ich mir nun mit einem wei­nen­den Auge, dass es in 2020 nicht für jeden einen Weih­nachts­baum geben wird. Auf der einen Sei­te ist das trau­rig, auf der ande­ren Sei­te wird Weih­nach­ten nun zu etwas mehr Spi­ri­tu­el­lem und rückt damit wie­der ein wenig mehr zum Ursprung zurück. Dadurch, dass wir unse­re Fami­li­en nicht so sehen kön­nen, wie wir es ger­ne täten, kön­nen wir uns zugleich dar­auf besin­nen, um was es an Weih­nach­ten eigent­lich wirk­lich geht. Der Mensch sieht erst im Man­gel, was ihm wirk­lich etwas bedeu­tet. Wir kön­nen einen Moment inne­hal­ten. Ich selbst wer­de am 24.12. mei­ne Türen schlie­ßen. Wir wer­den daheim Spie­le machen und eine Mut­mach-Dusche. Dabei set­zen sich mei­ne Frau und ich mit unse­ren Kin­dern zusam­men und sagen dem ande­ren jeweils, was wir an ihm /​ihr beson­ders schät­zen. Dann wer­den wir über Fern­se­hen den Got­tes­dienst ver­fol­gen und uns danach beschen­ken. Dazwi­schen wird es ver­schie­de­ne Spei­sen geben. Wie wir die bei­den Weih­nachts­fei­er­ta­ge nach dem Hei­lig­abend ver­brin­gen, steht lei­der immer noch nicht fest.
Auf­grund der Erfah­run­gen in die­sem Jahr: Wie ver­än­dert sich der pri­va­te Arno Schim­mel­p­fen­nig und wie sei­ne Arbeits­wei­se für die Zukunft?
Ich bin seit 10 Jah­ren selbst­stän­dig. Ich habe ein Büro, fah­re ein Auto und habe eine Frau sowie drei Kin­der. Trotz­dem hat­te ich stän­dig Ängs­te, dass ich uns als Allein­ver­die­nen­der nicht ernäh­ren kann. 2020 hat mir gezeigt, dass ich Kri­sen bewäl­ti­gen kann, wenn ich den Mut nicht sin­ken las­se. Ich den­ke, ich wer­de aus der Kri­se selbst­be­wuss­ter her­vor­ge­hen und eher Gren­zen zie­hen, wenn etwas nicht zu mir pas­sen will. Beruf­lich habe ich es in die­sem Jahr gemerkt, dass ich mich mehr auf mich selbst kon­zen­trie­ren will. Ich bin Dienst­leis­ter und hel­fe mei­nen Kun­den dabei, ihre Zie­le zu errei­chen. Ich habe aber auch gemerkt, dass es Men­schen gibt, die einem dabei hel­fen, Mut­mach-Pro­jek­te auf­zu­bau­en und auch zu finan­zie­ren. Inso­fern möch­te ich ger­ne mei­nen eige­nen Ideen mehr Platz geben, krea­ti­ver arbei­ten und in regel­mä­ßi­gen Abstän­den eige­ne Pro­jek­te rea­li­sie­ren. Ich habe gemerkt, dass ich ein akti­ves und gro­ßes Netz­werk habe, in dem Arbeit Spaß macht und in dem ich etwas errei­chen kann. Die­ses Netz­werk will ich inten­si­vie­ren.
Was berei­tet Ihnen Sor­gen im Hin­blick auf das neue Jahr?
Der Start ins neue Jahr dürf­te hart wer­den. Ich hal­te es für gut mög­lich, dass der Lock­down erwei­tert wird. Ich schie­ße wei­te­re Maß­nah­men nicht aus. Mei­ne Sor­ge ist, dass es noch viel mehr Insol­ven­zen geben wird und die Zahl­kraft vie­ler Unter­neh­men gering ist. Ich befürch­te, dass weni­ger Geld im Umlauf sein wird, was dazu füh­ren wird, dass es zu einer wirt­schaft­li­chen Regres­si­on kommt – gera­de im Bereich der Wer­bung. Wer­bung schal­ten soll­te man, wenn es einem weni­ger gut geht – also jetzt. Doch die Exis­tenz­angst lähmt und macht unsi­cher. Da haben es Anbie­ter aus mei­nem Bereich der­zeit schwie­rig.
Wel­che Wün­sche haben Sie für das neue Jahr?
Ich wün­sche den Men­schen Gesund­heit. Ich wün­sche ihnen, dass sie den Mut nicht sin­ken las­sen. Wenn wir offen sind für Neu­es und kei­ne Angst davor haben, Neu­es zu wagen, kön­nen wir Kri­sen leich­ter bewäl­ti­gen. Ich wün­sche den Men­schen, dass sie den Blick nach vor­ne nicht ver­lie­ren. Mögen wir uns auf der ande­ren Sei­te fin­den und gemein­sam Hand in Hand nach vor­ne gehen, anstatt mit dem Blick in ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tun­gen.
Was macht Ihnen Mut für das neue Jahr?
2020 lief für mich wirk­lich gut. Das ist dem Umstand geschul­det, dass ich zwei­glei­sig unter­wegs bin und zum Glück nicht vom Film allei­ne leben muss­te. Vie­le Unter­neh­men haben sich digi­ta­li­siert und dabei auf mei­ne Bera­tung und Leis­tung gebaut. Trotz­dem bin ich gera­de an einem Punkt, an dem ich den zwei­ten Lock­down ein­schnei­dend emp­fin­de. Es gibt zu vie­le Kol­le­gen, denen es nach dem 1. Lock­down nicht mehr gut ging, die nicht wuss­ten, wie sie ihre Ver­si­che­rung zah­len sol­len. Jetzt im 2. Lock­down geht es nicht mehr um die Bezah­lung von Mie­te und Ver­si­che­rung, son­dern um die Exis­tenz und die Fähig­keit, ihre Fami­lie ernäh­ren zu kön­nen. Das zieht mich her­un­ter. Es ist schwie­rig, in die­sen Zeit mit Mut ins neue Jahr zu star­ten. Ich glau­be, es ist ein gewis­ser Gal­gen­hu­mor, den ich mir mit mei­nen Weg­be­glei­tern tei­len kann. Es ist die Gemein­schaft von Men­schen, die so den­ken wie ich; mit denen ich mich aus­tau­schen kann. Es sind mei­ne Pro­jek­te, die ich mit neu­en Freun­den wei­ter­füh­ren und aus­bau­en wer­de. Es ist sogar ein wenig die Unge­wiss­heit, was 2021 brin­gen wird. Denn das beflü­gelt mich. Mit einem stark zwin­kern­den Auge wür­de ich viel­leicht sagen: Mit Beginn 2021 hört der Virus auf, da er an 2020 gebun­den ist. Und wenn das nicht klappt, gibt es ja immer noch die Impfung.