Der Berufsverband City- und Stadtmarketing Bayern begrüßt ein Eckpunktepapier des Bayerischen Kabinetts zur Einführung eines neuen Ladenschlussgesetzes. Dieses soll vitalere und attraktivere
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Einkaufsnächte und verkaufsoffene Sonntage
Citymanager fordern neue Regelungen zur Belebung bayerischer Innenstädte
Der Berufsverband City- und Stadtmarketing Bayern begrüßt ein Eckpunktepapier des Bayerischen Kabinetts zur Einführung eines neuen Ladenschlussgesetzes. Dieses soll vitalere und attraktivere Innenstädte ermöglichen. Trotzdem fordert der Verband zusätzliche Anpassungen, um die Innenstädte in Bayern nachhaltig lebendig zu halten.
Im Zentrum der Forderungen des Berufsverband City- und Stadtmarketing Bayern (AKCS) stehen laut einer Mitteilung des Verbands die Erweiterung der Genehmigung für Einkaufsnächte und verkaufsoffene Sonntage sowie der Wegfall der bisher notwendigen Anlassbindung. „Für die Attraktivität unserer Innenstädte“, sagt Klaus Stieringer, Leiter des Bamberger Stadtmarketings und AKCS-Vorstandsvorsitzender, „sind regelmäßige Veranstaltungen wie Einkaufsnächte und verkaufsoffene Sonntage unverzichtbar. Doch die bisherige Regelung, die eine Koppelung an Märkte oder ähnliche Anlässe vorschreibt, behindert die flexible Planung und Durchführung dieser wichtigen Events.“
Darum fordert der AKCS Änderungen am Eckpunktepapier des Kabinetts zur Einführung eines neuen Ladenschlussgesetzes. So soll es auch weiterhin vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr geben, jedoch ebenfalls ohne die bisherige Notwendigkeit einer Verknüpfung mit Märkten oder Messen. Und Kommunen soll die Möglichkeit übertragen werden, selbst über räumliche Begrenzungen und Genehmigungen entscheiden zu können.
„Der Onlinehandel ist 24⁄7 verfügbar, während der stationäre Einzelhandel durch strenge Vorschriften benachteiligt wird“, sagt Christiane Kickum, Geschäftsführerin des AKCS. „Mit einer flexibleren und anlassungebundenen Regelung könnten wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen und wettbewerbsfähigen Innenstadtgestaltung machen.“
Darüber hinaus spricht sich der Berufsverband der Bayerischen Innenstadtexperten im AKCS für eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten bis 22 Uhr aus, um mit den benachbarten Bundesländern konkurrenzfähig zu bleiben.
„Die AKCS-Mitglieder sehen in diesen Anpassungen eine notwendige Grundlage“, sagt Wolfgang Weier, stellvertretender AKCS-Vorsitzender und Geschäftsführer des Würzburger Stadtmarketings, „um den Innenstädten wieder mehr Leben einzuhauchen und den Herausforderungen der modernen Handelswelt wirksam zu begegnen. Die Umsetzung dieser Forderungen würde nicht nur den stationären Einzelhandel stärken, sondern auch die Lebensqualität in bayerischen Städten erheblich verbessern.“
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Straßen- und Varietéfestival
„Bamberg zaubert“: Zauberei, Performance und Bubble Show
Am dritten Juli-Wochenende verwandeln Zauberer, Magier, Jongleure, Feuerkünstler, Clowns und Street Performer aus der ganzen Welt die Bamberger Innenstadt erneut in einen Ort der Magie. Denn ab 19. Juli findet das Internationale Straßen- und Varietéfestival „Bamberg zaubert“ statt.
Mit rund 250.000 Besucherinnen und Besuchern gehört „Bamberg zaubert“ zu einem der größten Varieté- und Straßenfestivals in Europa, so das Bamberger Stadtmarketing in einer Mitteilung. Nationale und internationale Künstler:innen wurden ausgewählt und versprechen magische Momente. So wird es neben Zauberei auch Akrobatik, Feuershows und Live-Konzerte auf den verschiedenen Auftrittsflächen in der Innenstadt geben.
Zu den Highlights des diesjährigen Festivals zählen die Organisatoren neben weiteren anderen etwa „Flare Performance“. Dabei scheinen Feuertänzer vom Boden abzuheben, mit feurigen Aerial-Acts und zu Elektromusik. Heiße Flammen wirbeln in der Luft bei dieser Kombination aus Luft- und Feuer-Akrobatik.
„Pyòvaghi“, eine Feuershow aus Italien, vermischt Theater, Kampfkunst und Feuertanz. Dabei wird die Geschichte einer Frau erzählt, die der Brutalität entkommen ist und endlich bereit ist, ein neues Ende zu schreiben.
„Lux Aeterna“ bietet hingegen eine LED-Show. Farbenfrohe Stelzenfiguren werden sich in der Stadt tummeln. Farb- und Lichtillusionen scheinen Raum, Zeit und Schwerkraft zu verändern und es entsteht ein Tanz in traumartigen Sphären.
In der Kategorie „Bubble Show“ zeigt die Gruppe „Bubble on Circus“, was man aus Seifenblasen alles herausholen kann. Eleganz und Komik zeichnen diese Show aus, in der die Poesie der Seifenblasen eine eigene Atmosphäre schafft.
Einen Walk Act zeigt Anja Herrmann mit ihrem Programm „Stelzenbein“. Funkelnd schreitet dabei ein glühender, rotblauer Drache durch die Menge.
Und Matze Breun ist Zauberer. Seine Show bietet eine Reise zurück in die 1990er. Mit Musik aus der Zeit und Magie, Comedy und Entertainment taucht er ein seine Kindheitserinnerungen. Begleitet wird die Zauberei dabei von Alltagsgegenständen: Von Gameboy über Diddlmaus und Alf ist alles dabei.
„Bamberg zaubert“ beginnt am 19. Juli um 17 Uhr mit einem Auftrifft der Hip-Hop-Gruppe Bambägga und endet am 21. Juli um 21 Uhr mit der Veranstaltung „Magische Nacht“. Weitere Informationen und das ausführliche Programm gibt es unter: www.bamberg-zaubert.de.
Spendendosen in Geschäften
Sparkasse und Stadtmarketing sammeln für Bamberg:UA
Unter dem Motto „Jeder Cent hilft“ sammeln die Sparkasse Bamberg und das Stadtmarketing Bamberg in Geschäften der Bamberger Innenstadt, um den ehrenamtlich wirkenden Verein Bamberg:UA zu unterstützen.
2017 gründeten ukrainischen Studierenden der Universität Bamberg den gemeinnützigen Verein Bamberg:UA, um die ukrainisch-deutschen Beziehungen zu fördern. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine kümmern sich die Mitglieder des Vereins um Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie organisieren Transporte mit humanitärer Hilfe und kaufen medizinische Ausrüstung für die Menschen in und aus der Ukraine.
„Mit der Spendenaktion sollen insbesondere Maßnahmen für die vielen hundert Flüchtlinge im Raum Bamberg unterstützt werden“, sagte Andreas Jakob, Vorsitzender des Stadtmarketings Bamberg.
Dem Aufruf der Sparkasse Bamberg und des Stadtmarketing sind bereits viele Geschäfte in der Region gefolgt und stellten Spendendosen auf. „Die Spenden ermöglichen uns direkte und schnelle Hilfe für die Menschen in und aus der Ukraine. Außerdem können wir Autos organisieren, um Menschen aus den gefährlichsten Kriegsgebieten zu evakuieren sowie medizinische Ausrüstung zu erwerben“, sagte Khrystyna Pavliukh, vom Verein Bamberg:UA.
Insgesamt ist geplant, 150 Spendendosen aufzustellen, etwa 60 Dosen sind schon im Umlauf. Unter anderem in den Filialen der Sparkasse Bamberg, im GALERIA-Kaufhaus am Maxplatz, im Reisebüro Schiele und am Grillstand am Grünen Markt kann man sie finden.
Geschäfte, die sich an der Aktion „Jeder Cent hilft“ für den Verein Bamberg:UA mit einer Spendendose beteiligen möchten, können hier kostenfrei eine bestellen.
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Kolumne
Florian Herrnleben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!!
EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jahren stand kaum ein Slogan mehr für die Eventtradition in der Bamberg Innenstadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Menschen nur wegen des Citymanagers nach Bamberg pilgerten, um die zur kostenlosen Weltrettung für alle in Gold gemantelten Premiumevents zu bestaunen.
Bühne vorne am Maxplatz, Bierbänke davor, und drumherum in der immer exakt selben Reihenfolge: Würstelbude, Bierbude, Würstelbude, Bierbude. Band vom Kumpel vom Dingens spielt, der größte Unterschied zwischen all den Events war im Wesentlichen das Datum. Und sind wir mal ehrlich: Wichtig ist die Anwesenheit seiner Heiligkeit. – Wir hatten uns so an das Konzept gewöhnt, das doch für alle Veranstaltungen auf dem Maxplatz für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt worden zu sein schien.
Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die Königstraße jährlich in großen Lettern auf Bannern überspannende heiligste Credo wird plötzlich über Bord geworfen? Neee! Wegen dieser besseren Grippe? – Nicht für Superklausi. Wo andere (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preisschild an die Ticketbude nageln müssen, kramt unser Stadtmarketingchef in der Scrabblekiste für Stadtmarketingchefs und puzzelte sich den Begriff „Schutzgebühr“ zusammen.
Nun ist Schutzgebühr kein wirklich – wie der Namen vermuten lassen könnte – geschützter Begriff. Man erwartet eine Gebühr, die vor Missbrauch schützt, wie bei der Bestellung eines dicken Versandkataloges. Begründet mit dem begrenzten Platzangebot wegen Corona. Am Ende reserviert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größtes Verständnis für alle. Das kann ich nachvollziehen.
Unser oft zitierter Schorsch Dotterweich, heute ein Landkreisbewohner, packt also – so rein beispielshalber – sowohl Frau als auch fünfjährigen Sohn und siebenjährige Tochter ins Auto, um die proklamierte EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bamberger Stadtmarketings zu besuchen. Damit sich der Trip lohnt, wollen sie direkt zwei Konzerte auf dem Bamberger Maxplatz besuchen. Die kostenlosen Tickets hat er natürlich im Voraus bereits über den Shop des Stadtmarketings gekauft. 4 Personen a 10 Euro a 2 Konzerte. Macht mal entspannte 80 Euro. Aber man kriegt es ja wieder. Schutzgebühr! Zum Glück.
Also! Auf nach Bamberg! Nachdem sie ihr Auto wieder nicht direkt hinten auf dem Maxplatz (Frechheit!) abstellen können, und auch nicht einsehen, warum Parkgebühren nicht bei der Schutzgebühr dabei gewesen sein sollen, haben sie sich eben auf einen Anwohnerparkplatz im südlichen Inselbereich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächste Knaller: Obwohl Schorsch Dotterweich mit seinen 80 Euro Schutzgebühr ja den Einzelhandel und damit die Wirtschaft in Bamberg nachhaltig stärkt, muss er sich auch noch undankbar beschimpfen lassen von so einem engstirnigen alten Anwohner, weil es angeblich sein Parkplatz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innenstadt wohnen muss.
Am Maxplatz angekommen, bekommen sie 80 Euro in Form von Verzehrgutscheinen. Cool. Jetzt heißt es ranhalten, denn die Dinger verfallen am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das erste Konzert richtig losgeht, vier Seidla in den Schädel. Die Frau fährt und trinkt Wasser, die Kinder Limo. Nachdem die Kinder schon – die 80 Euro müssen ja weg – nach jeweils zwei Paar Bratwürste, einer ganzen Pizza und vier Crêpes das Jammern anfangen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seidla die vier anderen Seidla hinunter. Die Frau hat keinen Appetit mehr auf die Fressalien am Maxplatz. Die Stimmung kippt. Den Kindern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirklich der letzte Gutschein verbraucht ist, geht hier aber niemand heim. Wer weiß schon, wo das übrige Geld landet!
Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!
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IHK-Umfrage bei Bamberger Einzelhandel und Gastronomie
Mehr Dialog, weniger Bürokratie
„Bambergs Innenstadt wird als attraktiver Standort gesehen”, erläutert IHK-Präsidentin Sonja Weigand, die auch Vorsitzende des IHK-Gremiums Bamberg ist, die Ergebnisse einer Umfrage der IHK für Oberfranken unter Mitgliedsunternehmen aus der Bamberger Innenstadt. Allerdings sehen die befragten Unternehmen auch Verbesserungsansätze, unter anderem beim Vermeiden unnötiger Bürokratie und in Sachen Unterstützung durch die Stadt Bamberg und das Stadtmarketing Bamberg.
„Die Standortzufriedenheit ist erfreulich hoch, jedoch wird auch Verbesserungspotenzial bei konkreten Themen wie Aufenthaltsqualität oder Verkehrssituation gesehen”, so Frau Weigand. Mit Blick auf die wirtschaftlich hohe Belastung von Einzelhandel und Gastronomie durch die Pandemie sei es aus Sicht der betroffenen Betriebe zudem wichtig, Bürokratie bei kommunalen Maßnahmen zu reduzieren. Die Umfrageergebnisse nimmt die IHK daher zum Anlass, bei der Bamberger Kommunalpolitik für einen intensiveren Dialog mit der Wirtschaft zu werben.
Das Ergebnis der aktuellen IHK-Umfrage belegt, dass die Innenstadt Bambergs als attraktiver Erlebnis- und Einkaufsstandort wahrgenommen wird. Als UNESCO-Welterbestadt hat Bamberg eine hohe Anziehungskraft für Touristen, für Gäste gastronomischer Einrichtungen und Kunden im innerstädtischen Einzelhandel. Entsprechend zeigten sich rund 84 Prozent der befragten Unternehmen mit ihrem Standort in der Innenstadt zufrieden, nur etwa 13 Prozent zeigten sich unzufrieden. Verbesserungspotenzial sehen die Befragten unter anderem bei den Themen Kundenfrequenz und Aufenthaltsqualität.
Sorge bereitet den befragten Unternehmen hingegen die Verkehrs- und Parkplatzsituation in der Innenstadt. Während sich fast 79 Prozent der Befragten mit der Nähe zu den innerstädtischen Parkhäusern zufrieden zeigten, äußerten sich über 70 Prozent unzufrieden mit dem generellen Parkplatzangebot in der Innenstadt. Den Erhalt der Parkplätze außerhalb der Parkhäuser stuften daher 83 Prozent als wichtig beziehungsweise sehr wichtig ein. Das Angebot einer kostenfreien ersten Parkstunde nahmen die befragten Gastronomen und Einzelhändler als sehr positiven Impuls auf.
Mehr Dialog, weniger Bürokratie
Aus Sicht der Gastronomen und Einzelhändler liegt ein zentraler Verbesserungsansatz darin, unnötige Bürokratie bei kommunalen Maßnahmen zu vermeiden. „Gerade während der Pandemie sind die Betriebe auf schnelle und unbürokratische Unterstützung angewiesen. Zusätzliche Einschränkungen müssen unbedingt vermieden werden”, so Weigand.
Zudem wünschen sich die befragten Unternehmen noch mehr Unterstützung durch die städtischen Ämter und das Stadtmarketing. „Auch wenn die individuelle Betroffenheit der Betriebe unterschiedlich hoch ist, führt die momentane Situation bei allen zu enormen Belastungen. Gerade deshalb appellieren wir an die Kommunalverwaltung, ihren Ermessensspielraum zu Gunsten der Geschäftstätigkeit der Gewerbetreibenden zu nutzen”, so die IHK-Präsidentin. „Die Herausforderungen dieser Pandemie werden wir nur gemeinsam und im Dialog bewältigen können. Daher unterstützen wir seitens der IHK einen intensiven Austausch aller Beteiligten sehr gerne.”
Über die Umfrage
Während der Lockdown-Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in Deutschland war ein dramatischer Frequenzrückgang in den Innenstädten zu verzeichnen. Auch der innerstädtische Einzelhandel und die Gastronomie in Bamberg haben durch die auferlegten Beschränkungen mit immensen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Um ein Stimmungsbild der betroffenen Unternehmen einzufangen und vorhandene Probleme aufzuzeigen, hat die IHK für Oberfranken Bayreuth Mitgliedsunternehmen aus Einzelhandel und Gastronomie zu Standortqualität und Verkehrssituation in der Bamberger Innenstadt befragt und die Auswertung dem Bamberger Oberbürgermeister sowie den Stadtratsfraktionen zugeleitet. An der Umfrage haben sich rund 80 Mitgliedsunternehmen beteiligt.
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Das Jahr im Schnelldurchlauf
9 Fragen, 9 Antworten mit Arno Schimmelpfennig
Arno S. Schimmelpfennig ist selbständig im Bereich der Filmproduktion, in der Kultur engagiert und Vorstandsmitglied im Stadtmarketing Bamberg. Heute lassen wir ihn in der Serie „Das Jahr im Schnelldurchlauf” auf 2020 zurückblicken und einen Ausblick in das kommende Jahr wagen.
Herr Schimmelpfennig, das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-Pandemie. Wenn sie so kurz vor dem Jahreswechsel zurückblicken: Was nehmen Sie als Fazit aus diesem Jahr mit?
Ich habe das Jahr 2020 sehr bewegend erlebt; aus einer ganzen Bandbreite an Perspektiven heraus. Auf der einen Seite hat sich beruflich sehr viel getan, wodurch auch neue Türen aufgegangen sind. Privat bin ich zum dritten Mal Vater geworden – ausgerechnet im Krisenjahr mit nicht durchgehend laufenden Schulen und Kindergärten für die anderen beiden Kinder. Auf der anderen Seite war ich in diesem Jahr sehr nahe an Existenzängsten und Krisen dran, die enge Bekannte von mir erlebt haben. Ganz zu schweigen von den Corona-Fällen bei Bekannten sowie im näheren Umkreis, die mich beschäftigt haben. Es gab Erlebnisse, in denen sich Menschen neue Berufsbereiche suchen mussten, psychisch kollabiert sind und auch körperlich nicht mehr konnten. Es gab aber auch die Gewinner. Wenn ich ein Fazit aus all diesen Geschichten und Schicksalsschlägen ziehen müsste, dann wäre das: „Sei kreativ! Nutze dein Können und versuche, es im Sinne der neuen Nachfrage zu erweitern oder neu zu strukturieren.“ Das geht natürlich nur in Bereichen, die nicht von Auflagen gebeutelt werden. Mir ist allgemein aber aufgefallen, dass gerade auch viele Selbstständige Schwierigkeiten hatten, weil sie eben nicht bereit waren, umzudenken.Was war das Schlimmste für Sie an diesem Jahr?
Ich habe stets versucht, die Hoffnung nicht sinken zu lassen. Ich habe in diesem Jahr einen Kultur-Blog aufgebaut. Ich habe ein zweites Projekt begonnen, bei dem ich Kulturschaffende auf ein 30-Minuten Interview einlade und deren Geschichten und Erlebnisse direkt in Bamberg einfange. Ich konnte ein drittes Projekt ausbauen, bei dem wir Prominente nach deren Lebenswegen fragen und sie ohne deren Rolle und Fassade interviewen. Gleichzeitig war 2020 mein erstes Jahr als Vorstandsmitglied im Bamberger Stadtmarketing. In Gesprächen und in Workshops war ich sehr nahe an den Auswirkungen der beiden Lockdowns auf unseren Einzelhandel dran. Wenn ich höre, dass gestandene Unternehmen nicht mehr existieren können, wenn ich von über 400 Insolvenzen in unserer Stadt erfahre und persönliche Schicksale anschaue, bei denen Menschen fast ein Jahr lang von unserer Politik hängen gelassen werden und daher nicht mehr ein und aus wissen, dann schwingt hier eine Mischung aus Galgenhumor, Ratlosigkeit und Entsetzen mit. Das Schlimmste für mich war diese Hilflosigkeit und die Verwirrung, die durch die undurchsichtigen und sich widersprechenden Angaben entstanden sind. Schlimm ist, was das nicht nur für wirtschaftliche Folgen hinterlässt, sondern auch psychische. Wenn liebevolle Menschen schwer krank werden oder gar sterben, wenn die Anzahl an häuslicher Gewalt dramatisch wächst und die Schwangere ohne ihren Mann und mit Mund-Nasen-Schutz gebären muss, dann ist das nicht die Welt, in der ich leben will. Zwar habe ich versucht, mit meinen Projekten anderen Menschen Hoffnung zu machen, doch irgendwann war es genug, auf Schultern zu klopfen. Ich habe deutlich gespürt, wie den Menschen der Atem ausgeht – und das meine ich nicht aufgrund einer Covid19-Erkrankung. Die Welt wird radikaler; Gewalt nimmt zu – wir sehen sie im Internet und Fernsehen.Wenn Ihnen vor dem Lockdown im Frühjahr gesagt worden wäre wie sich die Situation zum Ende des Jahres darstellt, wann und wie hätten Sie seitdem anders gehandelt als Sie es getan haben?
Ich habe in diesem Jahr neue Projekte begonnen, ich bin aber auch in neue Vereine eingetreten. Wer mich kennt, weiß, dass ich Dinge nur dann angehe, wenn ich mich hier vollauf einbringen kann. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich die Vereinsfreunde in diesem Jahr wegen einer dichten Auftragslage und privater Veränderungen nicht unterstützen konnte. Eine Krise kann allgemein auch eine Chance sein – denn wenn es uns nicht gut geht, sind wir gezwungen, umzudenken. Krisen können uns beflügeln und innovativ machen. Deutschland ging es Jahrzehnte gut. Da gab es kaum Notwendigkeit, neue Wege zu beschreiten. Ich selbst sehe 2020 für mich als große Chance an. Zwar war es ein insgesamt sehr stressiges Jahr, das auch bei mir gerade auch persönlich Spuren hinterlassen hat in Bezug auf körperliche Stresssymptome, es war aber zugleich ein Jahr, das mich unheimlich weitergebracht hat. Ich kann daher nicht sagen, dass ich im Rückblick etwas anders machen würde.Wenn Sie eine positive Sache aus diesem Jahr herausstellen möchten, welche wäre das?
Sei es im Stadtmarketing, oder auch als Mitglied der Wirtschaftsjunioren oder des Wirtschaftsclubs: überall gab es in diesem Jahr Entwicklung. In der Veranstaltungsbranche haben wir neue Formate entwickelt, wie die Hybrid-Veranstaltungen. Mit unseren Kultur-Projekten haben wir Konzerte, Unterhaltung, Web-TV und teils sogar Museumsbesuche auf ein anderes Level gehoben. Es gibt nun Online-Portale, die uns helfen, regional einzukaufen. Selbst der Handel sieht Internet nicht mehr als Gefahr, sondern auch als Chance. Serviceleistungen haben sich hier angepasst, Online-Shops sind entstanden und wir haben bei zahlreichen Geschäften die Möglichkeit, unter den Vorzügen des Internets gemütlich vom Sofa aus zu bestellen und uns vom Geschäft vor Ort beliefern zu lassen. Unsere Arbeit wurde effizienter, Wege kleiner und unnötige Hürden teils abgebaut. Die Digitalisierung hat Einzug gefunden – auch wenn hier immer noch immens viel zu tun ist. Obwohl wir uns physisch voneinander entfernt haben, so gab es in der virtuellen Welt und im Sinne der Globalisierung einen deutlichen Ruck aufeinander zu.Auch Weihnachten wird für die meisten Menschen anders stattfinden als in den Jahren zuvor. Wie verbringen Sie das Fest?
Vom Stadtmarketing aus hatten wir es in dem Jahr schwer, unsere Aktion „Weihnachtsbeleuchtung“ voran zu bringen. Die Kosten konnten nicht wie üblich verteilt werden. Letztlich haben sich hier Sponsoren gefunden. Unsere Bemühungen, einen Brücken-Weihnachtsmarkt zu etablieren, verliefen sich ebenfalls. Oft, indem Corona einfach als Argument, nicht aber als Grund vorgebracht wurde. Hierbei ist mir frühzeitig aufgefallen, dass Weihnachten als Erlebnis schwierig wird. In Kombination mit Einzelschicksalen im Bekanntenkreis, bei denen Menschen insolvent geworden oder gar verstorben sind, denke ich mir nun mit einem weinenden Auge, dass es in 2020 nicht für jeden einen Weihnachtsbaum geben wird. Auf der einen Seite ist das traurig, auf der anderen Seite wird Weihnachten nun zu etwas mehr Spirituellem und rückt damit wieder ein wenig mehr zum Ursprung zurück. Dadurch, dass wir unsere Familien nicht so sehen können, wie wir es gerne täten, können wir uns zugleich darauf besinnen, um was es an Weihnachten eigentlich wirklich geht. Der Mensch sieht erst im Mangel, was ihm wirklich etwas bedeutet. Wir können einen Moment innehalten. Ich selbst werde am 24.12. meine Türen schließen. Wir werden daheim Spiele machen und eine Mutmach-Dusche. Dabei setzen sich meine Frau und ich mit unseren Kindern zusammen und sagen dem anderen jeweils, was wir an ihm /ihr besonders schätzen. Dann werden wir über Fernsehen den Gottesdienst verfolgen und uns danach beschenken. Dazwischen wird es verschiedene Speisen geben. Wie wir die beiden Weihnachtsfeiertage nach dem Heiligabend verbringen, steht leider immer noch nicht fest.Aufgrund der Erfahrungen in diesem Jahr: Wie verändert sich der private Arno Schimmelpfennig und wie seine Arbeitsweise für die Zukunft?
Ich bin seit 10 Jahren selbstständig. Ich habe ein Büro, fahre ein Auto und habe eine Frau sowie drei Kinder. Trotzdem hatte ich ständig Ängste, dass ich uns als Alleinverdienender nicht ernähren kann. 2020 hat mir gezeigt, dass ich Krisen bewältigen kann, wenn ich den Mut nicht sinken lasse. Ich denke, ich werde aus der Krise selbstbewusster hervorgehen und eher Grenzen ziehen, wenn etwas nicht zu mir passen will. Beruflich habe ich es in diesem Jahr gemerkt, dass ich mich mehr auf mich selbst konzentrieren will. Ich bin Dienstleister und helfe meinen Kunden dabei, ihre Ziele zu erreichen. Ich habe aber auch gemerkt, dass es Menschen gibt, die einem dabei helfen, Mutmach-Projekte aufzubauen und auch zu finanzieren. Insofern möchte ich gerne meinen eigenen Ideen mehr Platz geben, kreativer arbeiten und in regelmäßigen Abständen eigene Projekte realisieren. Ich habe gemerkt, dass ich ein aktives und großes Netzwerk habe, in dem Arbeit Spaß macht und in dem ich etwas erreichen kann. Dieses Netzwerk will ich intensivieren.Was bereitet Ihnen Sorgen im Hinblick auf das neue Jahr?
Der Start ins neue Jahr dürfte hart werden. Ich halte es für gut möglich, dass der Lockdown erweitert wird. Ich schieße weitere Maßnahmen nicht aus. Meine Sorge ist, dass es noch viel mehr Insolvenzen geben wird und die Zahlkraft vieler Unternehmen gering ist. Ich befürchte, dass weniger Geld im Umlauf sein wird, was dazu führen wird, dass es zu einer wirtschaftlichen Regression kommt – gerade im Bereich der Werbung. Werbung schalten sollte man, wenn es einem weniger gut geht – also jetzt. Doch die Existenzangst lähmt und macht unsicher. Da haben es Anbieter aus meinem Bereich derzeit schwierig.Welche Wünsche haben Sie für das neue Jahr?
Ich wünsche den Menschen Gesundheit. Ich wünsche ihnen, dass sie den Mut nicht sinken lassen. Wenn wir offen sind für Neues und keine Angst davor haben, Neues zu wagen, können wir Krisen leichter bewältigen. Ich wünsche den Menschen, dass sie den Blick nach vorne nicht verlieren. Mögen wir uns auf der anderen Seite finden und gemeinsam Hand in Hand nach vorne gehen, anstatt mit dem Blick in entgegengesetzte Richtungen.Was macht Ihnen Mut für das neue Jahr?
2020 lief für mich wirklich gut. Das ist dem Umstand geschuldet, dass ich zweigleisig unterwegs bin und zum Glück nicht vom Film alleine leben musste. Viele Unternehmen haben sich digitalisiert und dabei auf meine Beratung und Leistung gebaut. Trotzdem bin ich gerade an einem Punkt, an dem ich den zweiten Lockdown einschneidend empfinde. Es gibt zu viele Kollegen, denen es nach dem 1. Lockdown nicht mehr gut ging, die nicht wussten, wie sie ihre Versicherung zahlen sollen. Jetzt im 2. Lockdown geht es nicht mehr um die Bezahlung von Miete und Versicherung, sondern um die Existenz und die Fähigkeit, ihre Familie ernähren zu können. Das zieht mich herunter. Es ist schwierig, in diesen Zeit mit Mut ins neue Jahr zu starten. Ich glaube, es ist ein gewisser Galgenhumor, den ich mir mit meinen Wegbegleitern teilen kann. Es ist die Gemeinschaft von Menschen, die so denken wie ich; mit denen ich mich austauschen kann. Es sind meine Projekte, die ich mit neuen Freunden weiterführen und ausbauen werde. Es ist sogar ein wenig die Ungewissheit, was 2021 bringen wird. Denn das beflügelt mich. Mit einem stark zwinkernden Auge würde ich vielleicht sagen: Mit Beginn 2021 hört der Virus auf, da er an 2020 gebunden ist. Und wenn das nicht klappt, gibt es ja immer noch die Impfung.- Autor: Manuel Werner
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