Leon Tölle, Ensemblemitglied am ETA Hoffmann Theater Bamberg, erhält den Kunstförderpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst in der Sparte „Darstellende
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Digitalprojekt des Spielclubs Jugend
ESES – ETA sucht eine Superwelt
Das Digitalprojekt „ESES – ETA sucht eine Superwelt“ des Spielclubs Jugend feiert online Premiere. Der Spielclub Jugend, geleitet von Saskia Zink, beschäftigte sich in der Spielzeit 20//21 mit Utopien und Dystopien.
Die Proben fanden bis Anfang Juni ausschließlich digital und danach in Kleingruppen statt. Die Teilnehmenden haben bei dieser Art und Weise zu proben Ausdauervermögen und Kreativität bewiesen. So war der Spielclub Jugend im Probenprozess zu Gast in fernen Welten. Er besuchte die aus dem Plastikmüll der Weltmeere entstandenen Empathie-Einhörner, die in ihrer Welt für ein gefühlvolles Miteinander sorgen.
Die große Intelligenz hieß ihn in ihrem Reich willkommen, wo sie grausam und willkürlich über ihre Untertanen herrscht. In der marxistischen Kommune feierte er bei einem reich bestückten Industrialisierungsteller das Jahreswendenfest und wurde bei einer Expedition durch die Social-Media-Welt in die Gepflogenheiten der Bubble-Bewohner*innen eingeführt. Doch eine Frage ist noch nicht geklärt: Über welche dieser Welten soll ein Stück geschrieben werden? Der produzierte Film wurde auch als Beitrag beim digitalen 15. Treffen der bayerischen Theaterjugendclubs am Theater an der Rott in Eggenfelden gezeigt.
Das Video ist ab sofort auf dem Youtube-Kanal des ETA Hoffmann Theaters kostenfrei abrufbar. Weitere Infos gibt es auf http://www.theater.bamberg.de
Spieler*innen: Kai Anton, Milena Behr, Maja Grimm, Isabel Hoffmann, Shylee Kline, Tuệ Trân Lục, James Jakob Ott, Stefanos Pachidis, Anna Thomer, Matilda Väth
Technik: Lukas Frank
Leitung: Saskia Zink
Wieder im Spiel!
ETA Hoffmann Theater stellt die Spielzeit 2021//22 vor
Das ETA Hoffmann Theater Bamberg hat heute die neue Spielzeit vorgestellt. Über seine siebte Spielzeit unter der Intendanz von Sibylle Broll-Pape schreibt das Theater sich: „Wieder im Spiel!“
Voller Enthusiasmus und Vorfreude wurde sich den Themen und Stoffen gewidmet, welche die Kraft haben, das volle Leben und die großen gesellschaftlichen Fragen auf die Bühne – ins Spiel – zu bringen.
Für die neue Spielzeit nimmt das ETA Hoffmann Theater 11 Neuproduktionen ins Programm, davon drei Uraufführungen. In Rainald Goetz´ „Reich des Todes“ (Regie: Sibylle Broll-Pape) sieht man einer Demokratie beim Wandel in zerstörerische Autokratie zu. Märchenhaft geht der Spätkapitalismus in Philipp Gärtners „Gold“ (Regie: Wilke Weermann) unter. Das Weihnachtsstück 2021 wird „Herr Bello und das blaue Wunder“ des berühmten Bamberger Kinderbuchautors Paul Maar sein, nachdem es 2020 noch nicht zur Aufführung kommen konnte. Regie führt Jana Vetten. Mit dem Auftragswerk „Der endlos tippende Affe“ (Regie: Mirjam Loibl) schreibt der Autor Björn SC Deigner nach „Der Reichskanzler von Atlantis“ und „Die Polizey“ zum dritten Mal ein Stück für das Bamberger Ensemble. Mit Eduardo de Filippos „Die Kunst der Komödie“ steht ein fulminantes Lustspiel auf der Großen Bühne auf dem Programm. Regie führt Sebastian Schug, in Bamberg bekannt durch seine Inszenierungen von „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Hamlet“ und zuletzt „Bunbury. Ernst sein ist alles.“ Mit „Gott ist 3 Frauen (Gi3F)“ (Uraufführung: Jakob Weiss) entwirft Miroslava Svolikova fein und leicht eine Schöpfungsgeschichte, die das menschliche Irren und Streben zwinkernd begutachtet. Olga Grjasnowas „Gott ist nicht schüchtern“ (Regie: Sibylle Broll-Pape) kartographiert ein Bild des Arabischen Frühlings.
Mit Hannes Weilers Bearbeitung von E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ wirft das Theater einen Blick auf den künstlichen Menschen. Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ (Regie: Fabian Gerhardt) zieht seine Komik aus der Tatsache, dass jemand über sich selbst zu Gericht sitzen und sich gleichzeitig erfinderisch aus Schlingen befreien muss.
Vom 13. Bis 28. Mai kommenden Jahres werden die 38. Bayerischen Theatertage in Bamberg ausgetragen. Den Auftakt macht ein neues Stück der renommierten Theaterautorin Theresia Walser. Sibylle Broll-Pape wird die Uraufführung am 13. Mai 2022 auf die Bühne bringen. Zum Abschluss der Spielzeit stehen wieder die Calderón-Freilichtspiele in der Alten Hofhaltung an. Zu sehen gibt es dort William Shakespeares meisterhafte Familien- und Liebestragödie „Romeo und Julia“ in der Inszenierung von Matthias Köhler.
Zirkus-Theater-Projekt
“Hannah und Crow fliegen zum Mond”
Sechs junge Autor*innen im Alter zwischen 8 und 13 Jahren haben im Rahmen eines interkulturellen Zirkus-Theater-Projekts mit dem ETA Hoffmann Theater, der Alevitischen Gemeinde Bamberg e.V. und dem Zirkus Giovanni des Don Bosco Jugendwerkes ein Buch mit dem Titel „Hannah und Crow fliegen zum Mond“ verfasst und illustriert. Vergangene Woche fand die feierliche Übergabe des Buches an Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar statt.
Unter dem Titel „Fliegende Kamele und andere Geschichten“ begann im Januar 2020 im Rahmen von „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ – ZUR BÜHNE ein interkulturelles Zirkus-Theater-Projekt mit dem ETA Hoffmann Theater, der Alevitischen Gemeinde Bamberg e.V. und dem Zirkus Giovanni des Don Bosco Jugendwerkes für Kinder ab 6 Jahren.
Dann kam Corona und es war vorbei mit gemeinsamem Theaterspielen, Akrobatik- und Jonglagetraining. Doch sechs junge Autor*innen im Alter zwischen 8 und 13 Jahren haben sich durch die Zeit der Videokonferenzen gekämpft und nehmen uns mit ins Land der Fantasie, in der Kinder auf dem Mars aufwachsen, einen Alien als Freund finden, mit selbstgebauten Mondraketen verreisen und im Traumland Nasreddin Hodscha, den türkischen Till Eulenspiegel, treffen.
Gemeinsam haben sie ein 32-seitiges Buch unter der Leitung von ETA-Theaterpädagogin Ramona Ullmann und Zirkuspädagogin Johanna Kregler geschrieben und illustriert. Am vergangenen Freitag durften sie ihr Werk offiziell an die Kultur- und Welterbereferentin Ulrike Siebenhaar übergeben. Mit dabei waren auch Volker Traumann, Bereichsleiter Zirkus Giovanni und Thomas Konietzka, Vorstand der Alevitischen Gemeinde Bamberg e.V.
Von nun an wird das Buch „Hannah und Crow fliegen zum Mond“ gegen eine Spende beim Zirkus Giovanni, den Kassen des ETA Hoffmann Theaters, in der Alevitischen Gemeinde und in der Neuen Collibri Buchhandlung abgegeben. Die Spenden kommen zu gleichen Teilen der Alevitischen Gemeinde Bamberg e.V. und dem Zirkus Giovanni für neue Bildungsprojekte zugute.
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Audio-Walk
ETA: Zeig deine Stadt – Performative Stadtführung
Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag kommender Woche, 22. bis 24. Juni, jeweils 17:00 Uhr, findet eine performative Stadtführung durch Bamberg statt, erarbeitet von den Teilnehmenden des Projekts „ETA: Zeig deine Stadt“.
Unter dem Motto „Kindheitserinnerungen“ leiten Audioaufnahmen der jungen Menschen die Besucher*innen durch die verschiedenen Stationen. Dabei geht es nicht um Sehenswürdigkeiten, sondern darum, wie die Teilnehmenden des Projekts die Stadt mit Kinderaugen gesehen haben.
Individuelles Reflektieren und kollektives Erleben der gemeinsamen Handlungen beeinflussen sich hier: Sehe ich, was ich höre? Höre ich, was ich sehe? Eine Tonspur zu Straßen, Plätzen und Brücken, ein Blick auf die Stadt, auf ihre Menschen, auf die Gruppe, auf sich selbst. Doch was ist inszeniert und wer beobachtet hier eigentlich wen? „ETA: Zeig deine Stadt“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des ETA Hoffmann Theater, Zentrum Welterbe Bamberg und Innovative Sozialarbeit (iSo) e.V. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten unter theaterpaedagogik@theater.bamberg.de.
Das Projekt wird gefördert durch „Zur Bühne“ das Förderprogramm des Deutschen Bühnenvereins im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Teilnehmerin Marie Castner schreibt über das Erwachsenwerden: „Je älter man wird, desto kleiner erscheinen die Dinge. Desto enger wird der Raum. Desto beengender wird Bamberg. Mit jedem Jahr, das vergeht, verschwinden einstige Spiele und spielerische Denkmuster. Im Zuge des Erwachsenwerdens rast das Leben immer schneller von Termin zu Termin dahin. Immer eher lebt man gedanklich bereits einige Tage, Wochen oder Jahre in der Zukunft – und die Gegenwart verrinnt fast unbemerkt.“
ETA Hoffmann Theater
Stephan Ullrich liest Ulysses
In seiner beliebten Lesereihe in der Treffbar des ETA Hoffmann Theaters widmet sich Stephan Ullrich ab Dienstag, 8. Juni, wieder James Joyces „Ulysses“.
James Joyces (1882−1941) “Ulysses” gilt mit seinem zentralen Erzählelement des Bewusstseinsstroms als richtungsweisender Roman der Moderne und gewinnt seinen besonderen Reiz aus der unerwarteten Kombination, das altbekannte Muster der Odyssee, des zehn Jahre andauernden homerischen Epos auf einen einzigen Tag anzuwenden und so die Komplexität des Alltäglichen originell zu ästhetisieren. Die deutsche Übersetzung wurde geschaffen von Hans Wollschläger, der viele Jahrzehnte bis zu seinem Lebensende in Bamberg gewirkt hat und den Bambergern in zugewandter Erinnerung geblieben ist.
Ein Einstieg in die Lesereihe ist jederzeit möglich. Aufgrund der reduzierten Platzkapazität bietet das ETA Hoffmann Theater zwei Abende pro Einheit an. „Nestor/Proteus“ findet jeweils am 8. und 22. Juni, „Kalypso“ jeweils am 6. und 20. Juli statt. Alle Einheiten beginnen um 19:00 Uhr.
Karten gibt es an der Theaterkasse und im Webshop auf https://theater.bamberg.de . Es gelten die Schutz- und Hygienebestimmungen des ETA Hoffmann Theaters, nachzulesen unter https://theater.bamberg.de
ETA Hoffmann Theater
Der Vorhang wird sich wieder öffnen
Vorbehaltlich einer behördlichen Genehmigung plant das ETA Hoffmann Theater die Wiederaufnahme des Spielbetriebs für den 19. Mai. Die Verantwortlichen dürfen sich auch über die Nachricht freuen, dass der Bezirk Oberfranken die Förderung des ETA Hoffmann Theaters auch im Jahr 2021 fortsetzt.
Um weiterhin ein erfolgreiches Theater mit überregionaler Ausstrahlung für die Stadt und die Region bieten zu können, benötigt das ETA Hoffmann Theater hilfreiche Fördergelder. Dazu gehört die jährliche Zuwendung durch den Bezirk Oberfranken. Für das Jahr 2021 wurde eine Fördersumme in Höhe von 125.000 Euro gewährt.
„Ich freue mich über die hilfreiche Unterstützung durch den oberfränkischen Bezirk und danke allen, die dem ETA Hoffmann Theater in schwierigen Zeiten die Treue halten“, reagiert Intendantin Sibylle Broll-Pape auf den Förderbescheid.
Oberbürgermeister Andreas Starke erhielt den Förderbetrag aus den Händen des Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm. Dabei betonte der OB: „Unser Theater ist eine wichtige Säule im Kulturleben unserer Stadt. Davon profitiert die gesamte Region.“
„Mit dem Zuschuss drücken wir unsere Unterstützung in dieser unwirklichen und schwierigen Zeit des Theaters aus. Hoffentlich können wir bald wieder das großartige Kulturprogramm des Stadttheaters wie gewohnt genießen“, sagte Bezirkstagspräsident Henry Schramm.

Öffnung, solange die Inzidenz stabil unter 100 liegt
Das ETA Hoffmann Theater informierte heute neben der geplanten Wiederaufnahme des Spielbetriebs über sämtliche dann angedachten Aufführungen im Mai. Am 19 Mai wird Roland Schimmelpfennigs „Der Riss durch die Welt“ um 19 Uhr Premiere auf der Großen Bühne feiern.
Am 20. Mai folgt die deutschsprachige Erstaufführung von Mark Ravenhills „Der Stock“ um 19 Uhr auf der Studiobühne. Alle weiteren Vorstellungen im Mai beginnen ebenfalls jeweils um 19 Uhr. Der Neustart wird durch den angekündigten nächsten Öffnungsschritt durch die bayerische Staatsregierung möglich. Die niedrigen Inzidenzwerte für Bamberg bedeuten eine Öffnung, solange die Inzidenz stabil unter 100 liegt (in Bamberg liegt der Wert am 6. Mai bei knapp über 50). Der Vorstellungsbetrieb beginnt dabei unter Einhaltung aller geltenden Schutz- und Hygienebestimmungen. Der Vorverkauf für alle Vorstellungen im Mai beginnt am 11. Mai. Die Theaterkasse öffnet ab dem 11. Mai dienstags bis samstags von 11 bis 14 Uhr sowie zusätzlich mittwochs von 16 bis 18 Uhr.
Die Mai-Termine im ETA Hoffmann Theater (alle Vorstellungen beginnen um 19:00 Uhr)
Mittwoch, 19. Mai, Große Bühne, Roland Schimmelpfennig – „Der Riss durch die Welt“
Donnerstag, 20. Mai, Studio, Mark Ravenhill –- „Der Stock“
Freitag, 21. Mai, Große Bühne, Roland Schimmelpfennig – „Der Riss durch die Welt“
Samstag, 22. Mai, Große Bühne, Roland Schimmelpfennig – „Der Riss durch die Welt“
Dienstag, 25. Mai, Große Bühne, Roland Schimmelpfennig – „Der Riss durch die Welt“
Mittwoch, 26. Mai, Studio, Mark Ravenhill – „Der Stock“
Donnerstag, 27. Mai, Studio, Mark Ravenhill –- „Der Stock“
Samstag, 29. Mai, Große Bühne, Anton Tschechow – „Der Kirschgarten“
Sonntag, 30. Mai, Große Bühne, Anton Tschechow – „Der Kirschgarten“
Über eventuelle Änderungen aufgrund möglicher neuer Corona-Bestimmungen informiert das Theater regelmäßig über seine Homepage https://theater.bamberg.de/ oder an der Theaterkasse unter der Telefonnummer 0951 //87–3030.
Abschied vom ETA Hoffmann Theater
Dramaturg Remsi Al Khalisi wechselt nach Münster
Remsi Al Khalisi wird im Juli das ETA Hoffmann Theater verlassen und ab der Spielzeit 2022/2023 am Theater Münster als Schauspieldirektor für Dramaturgie, Ensemble, Finanzen und Spielplanerstellung der Sparte zuständig sein. Bis dahin wird er die Spielzeit in Münster vorbereiten und das Ensemble zusammenstellen. In Bamberg bekleidet er seit 2015 die Stelle des Chefdramaturgen. In Münster wird er als Schauspieldirektor für Dramaturgie, Ensemble, Finanzen und Spielplanerstellung der Sparte zuständig sein. Mit dem Webecho blickt er auf seine Zeit in Bamberg zurück.
Herr Al Khalisi, haben Sie sich für die Stelle in Münster beworben oder wurde Sie abgeworben?
Remsi Al Khalisi: Ich habe die designierte Generalintendantin Katharina Kost-Tolmein, die 2022 am Theater Münster neu anfängt, kennen gelernt, als sie sich für das Haus bewerben wollte. Es ist ein Mehrspartenhaus und sie wollte in ihrer Bewerbung schon jemanden für die Schauspielsparte präsentieren.
Aus welchen Gründen wollte Frau Kost-Tolmein Sie?
Remsi Al Khalisi: Sie kannte meinen Namen unter anderem aus der Jury des Doppelpasses, ein Fonds der Kulturstiftung des Bundes, mit dem Kooperationen zwischen institutionellen Theatern und freien Theatergruppen gefördert werden. Außerdem hatte sie wohl viel von dem, was wir in Bamberg tun, in der überregionalen Presse gelesen.
Wie lange mussten Sie nachdenken, bis Sie das Angebot annahmen?
Remsi Al Khalisi: Gar nicht! Die Stelle in Münster ist die nächstgrößere Aufgabe. Zuzusagen fiel mir nicht schwer.
Gab es seitens der Bamberger Theaterleitung Versuche, Sie in Bamberg zu halten?
Remsi Al Khalisi: Nein, zum einen, weil mein Entschluss feststand. Zum anderen, weil auch Sibylle Broll-Pape sofort klar war, dass eine eigene Sparte überantwortet zu bekommen, für mich richtig ist.
Wie hat das ETA-Ensemble Ihre Entscheidung zur Kenntnis genommen?
Remsi Al Khalisi: Mit Applaus und Traurigkeitsbekundungen gleichermaßen.
Hatten Sie schon länger den Plan, sich beruflich neu zu orientieren?
Remsi Al Khalisi: Eigentlich nicht. Aber die Möglichkeit, nach Münster zu gehen, kam zu einer Zeit, in der ich zumindest daran gedacht hatte, dass es an anderer Stelle weitergehen könnte, ich nochmal aufsteigen und größere Verantwortung übernehmen will.
Wie sehen die Reaktionen aus Münster aus?
Remsi Al Khalisi: Gut erstmal. Wir haben das ja erst vor zwei Wochen bekanntgegeben. Ich war auch schon da und habe sehr positive, willkommen heißende Reaktionen erfahren.
Wer wird in Bamberg nach Ihnen die Leitung der Dramaturgie übernehmen?
Remsi Al Khalisi: Die Theaterleitung wird die Organisation der künstlerischen Leitung umbauen. Das heißt, dass sie in Zukunft von Sybille Broll-Pape, den Dramaturginnen Victoria Weich und, neu im Team, Petra Schiller übernommen wird.
Wie sieht das Fazit Ihrer Zeit in Bamberg aus?
Remsi Al Khalisi: Es war eine sehr aufregende und beglückende Zeit. Sibylle Broll-Pape und ich konnten sehr viel von dem, was wir uns bei unserem Antritt 2015 vorgenommen hatten, umsetzen und haben sehr großen Zuspruch dafür bekommen. Und zwar sowohl bei Publikum als auch beim überregionalen Feuilleton. Wir wurden damals gewarnt, dass unser eher anspruchsvolles Programm in Bamberg nicht funktionieren und das Haus füllen würde – es sei zu großstädtisch und man wolle hier eher die leichte Muse. Im ersten Jahr gab es zwar noch Kritik, ich wurde zum Beispiel mal gefragt, ob es wirklich nötig sei, dass der Schauspieler bei seinem Monolog in „Prinz Friedrich von Homburg“ auf einer Toilettenschüssel sitzt. Aber die Menschen waren dann doch bereit, einen Weg mit uns zu gehen. Es war auch nicht klar, ob wir das Theater Bamberg in der deutschen Feuilleton-Landschaft neu positionieren könnten. Das ist uns aber schneller gelungen als ich gedacht habe. Außerdem gab es einen sehr regen und nahen Austausch mit dem Publikum. Das war ich von meinen vorherigen Stationen in anderen Städten nicht so gewöhnt – dort war es sehr viel anonymer. Ich hatte immer das Gefühl, dass man mich in der Stadtgesellschaft kennenlernen möchte und das Gespräch mit mir sucht.
Man hört immer mal wieder von einer bleiernen Stimmung hinter den Kulissen. Wie sehen Sie das?
Remsi Al Khalisi: Hier ist nichts bleiern, sondern im Gegenteil: lebendig, offen, kreativ, professionell und oft auch familiär, das heißt, dass es auch Konflikte gibt, die aber konstruktiv ausgetragen werden. Es ist vorgekommen, dass man mit einem Gast-Regisseur zum Beispiel künstlerisch nicht einer Meinung war. Aber alle haben sich immer bemüht, auf den letzten Metern doch noch einen gemeinsamen Weg zu finden. Am Anfang meiner Zeit im ETA war es nicht leicht im Haus. Der Übergang war für alle Seiten schwieriger als gedacht. Aber das ist vielleicht normal, wenn ein Haus vorher so lange Zeit wenig bewegt wurde. Ich habe damals viel gelernt über diese Prozesse. Und wir sind uns ja alle miteinander doch näher gekommen im Laufe der Zeit.
Was werden Sie an Bamberg vermissen?
Remsi Al Khalisi: Ich werde vor allem die Freunde vermissen, die ich hier gefunden habe. Auch die Hainbadestelle vor der Abendprobe und das Bier im „Rückel“ nach den Proben. Und vieles mehr.
Was nicht?
Remsi Al Khalisi: Das schwere fränkische Essen mit Schweinefleisch und das Rauchbier sind nicht so meins.
Die letzte Inszenierung der Spielzeit 2020/2021 ist die der Calderón-Spiele. Besteht die Gefahr, dass bei Ihnen bis dahin die Spannung durch den bevorstehenden Abschied raus sein könnte?
Remsi Al Khalisi: Ja, die Spannung ist insofern raus, als dass ich keine Abschlussproduktion haben werde. Nichts, wovon ich wissen könnte, dass es meine letzte Premiere sein wird. Um dieses Erlebnis bin ich, wie so viele andere auch, durch die Pandemie betrogen worden. Das ist schade. Es gibt eine andere Dynamik, wenn man etwas hat, auf das man hinarbeiten kann.
Sie sind seit 2015 am ETA Theater. Wie hat sich in dieser Zeit die Theaterwelt verändert?
Remsi Al Khalisi: Ein großer Unterschied ist, dass die jungen Künstler*innen, die anfangen, am Theater zu arbeiten, sich heute für andere Themen interessieren. Identitätspolitik ist zum Beispiel viel wichtiger geworden – nicht nur gesellschaftlich, auch in der Kunst. Entsprechend schaut die Theaterlandschaft kritischer auf die eigenen Strukturen und möglicherweise überkommene Machtverhältnisse. Wie kann man den Theaterbetrieb so reformieren, dass er dabei keinen Schaden nimmt?
Wie stehen Sie zur Identitätspolitik?
Remsi Al Khalisi: Ich bin kein Fan von bestimmten Dynamiken, die damit zusammenhängen und manchmal fast blutrauschhaft vonstattengehen. Aber ich sehe keine Alternative zur Identitätspolitik. Ich finde es notwendig und richtig, dass ehemals diskriminierte Gruppen ihre Stimme stärker einbringen, um diskriminierende Strukturen zu verändern. Das ist eine gesellschaftliche Chance.
Geht eine Entwicklung am Theater entsprechend in die Richtung, die alte Arbeitsteilung aufzugeben, bei der eine Regisseurin oder ein Regisseur bei der Inszenierung alles vorgibt und der Rest der Beteiligten folgt – zugunsten von größerer Teilhabe und Mitsprache des Ensembles am künstlerischen Prozess?
Remsi Al Khalisi: Ja, in gewisser Hinsicht. Obwohl auch die jüngeren und woken Künstler*innen durchaus geneigt sind, jemandem, der zum Genie erklärt wurde, zu folgen. Aber ich glaube nicht, dass die grundsätzliche Funktion der Regie wegfällt. Die Art und Weise, wie der künstlerische Prozess miteinander ausgehandelt wird, wandelt sich eher. Die Arbeitsteilung sehe ich auch bei den jüngeren Leuten nicht aufgegeben. Die Weise, wie sich darüber verständigt wird, ändert und öffnet sich. Ich erinnere mich aus meinen Anfangszeiten am Theater an Proben, bei denen man nicht mal sprechen durfte, wenn man nicht Regisseur*in oder Schauspieler*in war. Das geht mit den jungen Menschen heute zum Glück nicht mehr. Es ist ein Missverständnis, dass nur über Trietzerei und Leiden Kunst entstünde. Diese Haltung ist aber zum Glück nicht mehr weit verbreitet.
ETA Hoffmann Theater
Neues Künstlerisches Leitungsteam am ETA Hoffmann Theater
Sibylle Broll-Pape, Intendantin des ETA Hoffmann Theaters, stellt das neue künstlerische Leitungsteam für die kommende Spielzeit 2021//22 vor. Mit ihr gemeinsam werden die Dramaturginnen Petra Schiller und Victoria Weich das programmatische Profil des Hauses formen.
„Wir werden weiterhin zeitgenössisches, die Gesellschaft kritisch begleitendendes Theater mit hohem Unterhaltungswert zeigen. Unbedingt wollen wir aber neue Pfade beschreiten. Dafür habe ich zwei junge Dramaturginnen an meiner Seite. Sie werden mit ihrem Blick auf die Welt und ihrem Gestaltungswillen dem Theater neue Perspektiven eröffnen“, so Intendantin Broll-Pape. Petra Schiller war zuletzt Schauspieldramaturgin am Staatstheater Kassel. Sie beschäftigte sich insbesondere mit politischen Stoffen wie „Der NSU-Prozess. Die Protokolle“. Victoria Weich ist seit 2019 Dramaturgin am ETA Hoffmann Theater, von ihr betreute Produktionen wurden zu überregionalen Theaterfestivals eingeladen.
Audio-Walk
Stadtführung einmal anders
Jugendliche drücken sich kreativ über Körper, Kamera und Mikrofon aus, so das Ziel des Projekts „ETA: Zeig deine Stadt“, das vom ETA Hoffmann Theater, dem Zentrum Welterbe Bamberg und der innovativen Sozialarbeit (iSo) e.V. für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren angeboten wird.
Gemeinsam mit den Teilnehmenden werden Orte der Stadt Bamberg erkundet, die für junge Menschen besonders wichtig sind. Es wird herausgefunden, welche Geschichte die Orte haben und diese künstlerisch mit dem Alltag von heute verknüpft. Dafür werden Kenntnisse der Ton- und Videotechnik, der Performance- und Theaterkunst sowie des digitalen Gestaltens eines Webauftritts vermittelt.
Die Teilnehmenden können jeden Bereich ausprobieren und selbst entscheiden, in welcher Art und Weise sie sich kreativ ausdrücken wollen. Ziel des Projekts ist, einen Audio-Walk zu entwickeln, das heißt eine Stadtführung mit Audio-Guide, der alle Ergebnisse einfasst und vor Publikum präsentiert wird.
Das Projekt startet am Montag, 29. März, um 10 Uhr. Ob der Start persönlich oder online stattfinden kann, wird noch bekanntgegeben. Die Treffen finden dann wöchentlich donnerstags von 15:00 bis 17:00 Uhr statt. Intensivproben sind in den Oster- und Pfingstferien angesetzt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Das Projekt wird gefördert durch „Zur Bühne“, das Förderprogramm des Deutschen Bühnenvereins im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“.
Weitere Informationen sind erhältlich und eine Anmeldung möglich bei Theaterpädagogin Saskia Zink unter saskia.zink@theater.bamberg.de oder unter 0951⁄873028.
Onlineaufführung im ETA Hoffmann Theater
Weihnachtsmärchen: „Herr Bello und das blaue Wunder“
Ab 20. Dezember zeigt das ETA Hoffmann Theater auf seiner Homepage sieben Tage lang einen Aufführungs-Mitschnitt von Paul Maars Weihnachtsmärchen „Herr Bello und das blaue Wunder“.
In „Herr Bello und das blaue Wunder“ geht es um Herrn Sternheim, der eine kleine Apotheke auf dem Land besitzt. Dort wohnt er gerne, weil er Ruhe und viel Zeit für seinen Sohn Max hat, den er alleine erzieht. Vor Kurzem zog Frau Lichtblau in den oberen Stock des Hauses ein. Sofort empfinden Herr Sternheim und Frau Lichtblau eine gewisse Zuneigung füreinander. Doch Herr Sternheim möchte eigentlich nicht, dass sein Sohn eine neue Mutter bekommt, und Max selbst behagt diese Vorstellung ebenfalls überhaupt nicht.
Als eine geheimnisvolle alte Frau eines Tages einen blauen Saft in die Apotheke von Max Sternheim und seinem Vater bringt, nimmt das Unheil in „Herr Bello und das Blaue Wunder“ seinen Lauf. Hund Bello ist nämlich dummerweise so unvorsichtig und schlabbert die ganze Flasche des blauen Tranks aus – wodurch er sich blitzschnell in den Menschen „Herr Bello“ verwandelt. Auch Herr Bello ist verliebt in Frau Lichtblau und Max sieht darin eine große Chance, seinen Herrn Bello und Frau Lichtblau zu verkuppeln, damit er seinen Vater weiterhin ganz für sich alleine hat.
Doch der Trank führt in „Herr Bello und das Blaue Wunder“ zu einer langen Kette von Verwicklungen, denn nicht nur Hund Bello hat davon gekostet. Und außerdem ist es für Herrn Bello gar nicht so leicht, als Hund im Körper eines Menschen zu leben.
Schwierigkeiten des menschlichen Zusammenlebens
Der Bamberger Kinderbuchautor Paul Maar hat mit den Geschichten von „Herr Bello“ eine ebenso magische wie verspielte Welt erschaffen, in der die Schwierigkeiten des menschlichen Zusammenlebens und ganz alltägliche Kinderprobleme auf amüsante und tierische Weise verhandelt werden. Zusammen mit Ulrich Limmer, der „Herr Bello“ 2007 verfilmte, schrieb er das Theaterstück „Herr Bello und das Blaue Wunder“.
Das Stück ist als Mitschnitt ab dem 20. Dezember für sieben Tage kostenfrei online auf www.theater.bamberg.de verfügbar. Die Premiere vor Publikum wird nach Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebs nachgeholt. Regie führt Jana Vetten, für Bühne und Kostüme zeichnet Eugenia Leis verantwortlich, die Musik stammt von Öğünç Kardelen und Peter Krauch besorgt in „Herr Bello und das Blaue Wunder“ die Dramaturgie. Die Besetzung machen Stefan Herrmann, Eric Wehlan, Daniel Seniuk, Anne Weise und Daniel Dietrich aus.