Leon Tölle, Ensemblemitglied am ETA Hoffmann Theater Bamberg, erhält den Kunstförderpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst in der Sparte „Darstellende
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Ensemblemitglied des ETA Hoffmann Theaters ausgezeichnet
Bamberger Schauspieler erhält Bayerischen Kunstförderpreis
Leon Tölle, Ensemblemitglied am ETA Hoffmann Theater Bamberg, erhält den Kunstförderpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst in der Sparte „Darstellende Kunst und Tanz“.
Kunstminister Markus Blume gab kürzlich die Preisträger*innen für das Jahr 2024 bekannt. „Es ist eine herausragende Leistung von Leon Tölle, zu einer großen Offenheit auf der Bühne bereit zu sein, immer wieder neue Facetten seiner Persönlichkeit in Inszenierungen einzubringen und über sich hinauszuwachsen“, heißt es unter anderem in der Jurybegründung. Die Bamberger Intendantin Sibylle Broll-Pape freut sich sehr für Leon Tölle „Leon Tölle ist nach seinem Schauspielstudium zum Erstengagement nach Bamberg gekommen. Sein Mut, sich in jede Rolle vollkommen einzubringen, und seine Fähigkeit, das Publikum immer wieder aufs Neue zu berühren, machen ihn zu einem herausragenden Talent“, so Broll-Pape. Dieser Preis würdige nicht nur seine bisherigen Leistungen, sondern auch sein enormes Potenzial. „Ich bin sicher, dass wir von ihm noch Großes erwarten dürfen.“ Tölle ist aktuell am ETA Hoffmann Theater Bamberg in Roland Schimmelpfennigs „Anthropolis“ sowie in Matthew Lopez´ „The Legend of Georgia McBride“ zu sehen.
Der Bayerische Kunstförderpreis
Seit 1965 verleiht der Freistaat jedes Jahr den Kunstförderpreis in den vier Sparten „Musik“, „Bildende Kunst“, „Darstellende Kunst und Tanz“ sowie „Literatur“. Die ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler der verschiedenen Sparten werden von Fachjurys vorgeschlagen. Die Preisträgerinnen und Preisträger, die am Beginn ihres Schaffens stehen, zeichnen sich durch eine außergewöhnliche künstlerische Begabung aus und können hervorragende Leistungen vorweisen. Der Preis ist mit jeweils 7.000 Euro (Einzelpersonen) bzw. mit bis zu 12.000 Euro (Ensembles) dotiert. Zu den bisherigen Kunstförderpreisträgerinnen und ‑preisträgern gehören unter anderem Axel Milberg, Veronika Eberle, Maximilian Hornung, Juliane Köhler, Brigitte Hobmeier, Nora Gomringer und Benedict Wells.
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ETA Hoffmann Theater
Stephan Ullrich liest: Candide
Stephan Ullrich, Schauspieler am ETA Hoffmann Theater, geht nächste Woche in die nächste Runde seiner Literaturreihe „Stephan Ullrich liest“. Diesmal hat er einen französischen Klassiker ausgewählt.
In den vergangenen Jahren hat Stephan Ullrich bereits unter anderem aus Werken von Arthur Schnitzler, Heinrich Mann, Heinrich von Kleist oder James Joyce gelesen. Am 22. Oktober, 20 Uhr, liest er erneut in der Treffbar des ETA Hoffmann Theaters. Auf dem Programm seiner Lesereihe steht diesmal Voltaires „Candide oder der Optimismus“.
Voltaire (eigentlich François-Marie Arouet) schickt in diesem Klassiker der Aufklärung seinen Helden Candide auf eine Odyssee über den Globus und schafft damit eine Art Weltkino. Candide, „der Reine“ oder „der Treuherzige“, ein ausgemachter Tor, wird auf einem idyllischen Schloss in Westfalen geboren. Dort erzieht ihn sein Lehrer Pangloss in dem Glauben, dass die Welt im Grunde gut sei.
Weil Candide aber mit der Tochter des Hauses in verfänglicher Situation ertappt wird, muss er sein Zuhause verlassen. In der Folge gerät er in den Krieg, erleidet Schiffbruch, wird Zeuge eines Erdbebens in Lissabon und setzt in die Neue Welt über. Dort sieht er das sagenumwobene „Eldorado“, und zurück in Europa verschlägt es ihn über Paris und Venedig schließlich nach Konstantinopel.
Auf seinen Reisen erlebt Candide die Härte der Welt, Grausamkeit, Machtgier und Feigheit. Sein Glaube an den Fortschritt und sein Optimismus werden auf harte Proben gestellt. All das erzählt Voltaire jedoch mit einem Augenzwinkern.
1759 zuerst anonym erschienen und in halb Europa auf dem Index, in Genf sogar öffentlich verbrannt, wurde Voltaires philosophische Satire trotzdem ein großer Erfolg. Sie verbindet Abenteuerroman und philosophische Kritik, fantastische Erzählung und satte Übertreibung. 1789 waren bereits 48 Ausgaben erschienen. Ergänzt wird Voltaires Roman durch seinen Briefwechsel mit Friedrich dem Großen, der ihm schrieb: „Ich halte Sie für das größte Genie, das die Welt hervorgebracht hat!“
Die Lesereihe wird monatlich fortgesetzt. Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
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Saisoneröffnung
ETA Hoffmann Theater: Anthropolis (Ungeheuer. Stadt. Theben)
Anfang Oktober eröffnet das ETA Hoffmann Theater seine neue Spielzeit mit Roland Schimmelpfennigs „Anthropolis (Ungeheuer. Stadt. Theben)“. Im Fokus der hochaktuellen Inszenierung steht Iokaste, die versucht, Theben vor dem Krieg zu bewahren.
Die berühmtesten Gründungsmythen der europäischen Zivilisationsgeschichte stammen aus der griechischen Stadt Theben, schreibt das ETA Hoffmann Theater in einer aktuellen Mitteilung. Sie reichen von der Errichtung der Stadt durch Kadmos, den Bruder der Europa, über die bekannte Geschichte des König Ödipus bis hin zur Tragödie seiner Tochter Antigone. Der Autor Roland Schimmelpfennig wirft mit seinem Epos „Anthropolis (Ungeheuer. Stadt. Theben)“ in einer Neuübertragung und Bearbeitung dieser Stoffe einen hochaktuellen Blick auf die thebanischen Tragödien und ihre Mythen.
Das ETA Hoffmann Theater richtet zur Spielzeiteröffnung in seiner Inszenierung des Stücks den Fokus auf Iokaste. Sie war die Frau und Mutter des Ödipus und versuchte, ihre beiden Söhne miteinander zu versöhnen und so Theben vor einem brutalen Angriffskrieg zu bewahren. Die Produktion ist eine Kooperation mit der Städtischen Musikschule Bamberg. Premiere ist am 2. Oktober um 19:30 Uhr.
Regie führt Sibylle Broll-Pape, für die Bühne und die Kostüme ist Rainer Sinell verantwortlich. Manuela Hartel steuert Videoanteile bei und Ingmar Kurenbach Live-Musik. Die Choreografie hat Tim Czerwonatis übernommen, die Dramaturgie Petra Schiller.
Auf der Bühne zu sehen sein werden in den Spielrollen Antonia Bockelmann, Jeanne Le Moign, Pit Prager, Daniel Seniuk, Leon Tölle, Stephan Ullrich, Florian Walter, Barbara Wurster und der Kinderchor der Städtischen Musikschule Bamberg.
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ETA Hoffmann Theater
Calderón-Spiele: Das Spiel von Liebe und Zufall
Am 29. Juni eröffnet das ETA Hoffmann Theater die diesjährigen Calderón-Spiele in der Alten Hofhaltung mit „Das Spiel von Liebe und Zufall“ von Pierre Carlet de Marivaux. Die Verwechslungskomödie spielt mit Erwartungen, Rollenzuschreibungen und Standesunterschieden.
Es ist eine ewige Frage: Wie finde ich das passende Gegenstück? Denkt man an heutiges Online-Dating, erscheint dies relativ einfach. Denn hinter jedem Bild kann sich das perfekte Match verbergen. Oder aber es verleitet dazu, sich eben nicht festzulegen. Doch was wäre, wenn es die Möglichkeit gäbe, das Gegenüber erst einmal zu überprüfen? Silvia und Dorante, von ihren Vätern ausgewählt, um einander zu heiraten, denken sich in „Das Spiel von Liebe und Zufall“ genau das.
Kurzerhand tauschen sie also mit ihren Bediensteten die Rollen, um den jeweils anderen erst einmal inkognito kennenlernen zu können. So entspinnt sich in der Liebeskomödie von Pierre Carlet de Marivaux ein turbulentes Verwechslungsspiel, das die Frage aufwirft, wodurch die Liebe zwischen zwei Personen eigentlich entsteht – durch Wesensverwandtschaften oder doch eher durch reinen Zufall? Marivaux‘ Theaterstück in drei Akten aus dem Jahr 1730 spielt gekonnt mit Erwartungen, Rollenzuschreibungen und Standesunterschieden. Am Ende gewinnt die Leidenschaft, denn sie ist stärker als alle Konventionen.
Das ETA Hoffmann Theater zeigt „Das Spiel von Liebe und Zufall“ bei den diesjährigen Calderón-Spielen in der Kulisse der Alten Hofhaltung unter freiem Himmel. Regie führt Kathrin Mayr, die Ausstattung hat Hannah Petersen übernommen und für die Dramaturgie zeichnet Armin Breidenbach verantwortlich. Die Spielrollen füllen Antonia Bockelmann, Iris Hochberger, Jeanne Le Moign, Pit Prager, Leon Tölle und Eric Wehlan aus.
Premiere ist am 29. Juni, weitere Vorstellungen sind am 30. Juni und am 2., 3., 5., 6., 7., 9., 10., 11., 16., 17., 18., 19. und 20. Juli, jeweils um 20:30 Uhr.
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ETA Hoffmann Theater
ETA OFF: „nonoise“, Annette von Bamberg, TiG und „CONdance Bamberg“ zu Gast
Das @ETA Hoffmann Theater setzt seine Reihe „ETA OFF“ fort. Diesmal stehen Musiktheater, Kabarett, ein Zweipersonen-Stück und zeitgenössischer Tanz auf dem Programm.
Um verschiedene Theater und Kultur-Akteurinnen und ‑Akteure Bambergs zusammenzubringen, hat das ETA Hoffmann Theater im zurückliegenden Oktober die Reihe „ETA OFF“ begonnen. Mit drei Veranstaltungen geht die Reihe nun in der nächsten Woche weiter.
Am 8. und 9. April ist nonoise, das Projekt-Ensemble des Bamberger Komponisten Jochen Neurath, mit einer Inszenierung von „Tristan“ zu Gast im ETA Hoffmann Theater. August von Platen schuf 1825 in seinem Gedicht „Tristan“ eine Verknüpfung von Liebe und Tod, die viele Künstler:innen folgender Generationen wie Richard Wagner oder Thomas Mann beschäftigen sollte. nonoise und Regisseur Frank Düwel bleiben bei der Inszenierung der Vorlage ihrer Linie treu, immer neue Verschränkungen von Musik und szenischen Aufführungen zu entwickeln. Die Tänzerin Johanna Knefelkamp, aktuelle Kulturpreisträgerin der Stadt Bamberg, tritt dafür mit dem Musik-Trio Vier von Rebekka Wagner, Sophia Schulz und Stephan Goldbach auf.
Annette von Bamberg, TiG und CONdance Bamberg
Am 10. April spielt Annette von Bamberg ihr Kabarett-Programm „Über 50 geht’s heiter weiter – jedenfalls für Frauen!“ bei für „ETA OFF“. Darin ist jedoch nicht nur das männliche Geschlecht Ziel ihres Spotts. Annette von Bamberg zieht auch über sich selber her.
Tags darauf, am 11. April, ist das Theater im Gärtnerviertel mit „König Ödipus“ zu Gast. Die Inszenierung von Nina Lorenz basiert auf der Neudichtung von Bodo Wartke nach dem antiken Drama von Sophokles. Die Aufführung spielt das Theater als Zweipersonen-Stück mit Olga Seehafer und Stephan Bach sowie dem Perkussionisten Jóhannes Klütsch. Die Geschichte des Ödipus handelt vom König Thebens, der unwissend seinen Vater tötet und unwissend seine Mutter heiratet. Alle Anstrengungen, dem Fluch zu entgehen, der ihm vom Orakel geweissagt wurde, sind vergeblich und führen zu seiner fatalen Erfüllung.
Drei Tage später nimmt erneut Johanna Knefelkamp an „ETA OFF“ teil. Am 14. April zeigt ihr Tanz-Ensemble CONdance Bamberg eine Einführung in den zeitgenössischen Tanz. Dabei handelt es sich gleichermaßen um ein Tanztheaterstück, das einen Einblick in die Welt des zeitgenössischen Tanzes gibt. Vorurteile, Stereotypen, Fakten und Selbstironie werden vermischt und drehen sich um sich selbst. Knefelkamp stellt mit Laura Saumweber und Gudrun Lange das Genre in all seinen Facetten und seiner Aktualität ins Scheinwerferlicht.
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Ins Theater mit der VHS
„Maria Stuart“ im ETA Hoffmann Theater
Am 17. April kann man über die VHS Bamberg-Land eine Vorstellung am ETA Hoffmann Theater besuchen. Auf dem Programm steht dann eine Inszenierung von Friedrich Schillers „Maria Stuart“.
Die VHS Bamberg-Land möchte anhand einer Kooperation mit dem ETA Hoffmann Theater mehr Menschen im Landkreis für das Theater begeistern, wie die Volkshochschule mitteilt. Dafür reserviert die VHS sämtliche Plätze von Vorstellungen einzelner Stücke in Bambergs Stadttheater und kann somit Karten zu günstigen Preisen anbieten. Diese Karten zu bestellen, ist ab sofort über das Ticketportal der VHS möglich. Bei der Vorstellung, um die es geht, handelt sich um „Maria Stuart“ am 17. April.
In diesem Historien-Thriller, so die Mitteilung der weiter, flieht Maria Stuart, katholische Königin Schottlands und vermeintliche Mörderin ihres Ehemanns, aus Furcht vor Rache aus ihrem Land. In England erhofft sie sich politisches Asyl von ihrer Großtante, der protestantischen Elisabeth. Aus Angst, dass Maria ihren Anspruch auf den englischen Thron geltend machen könnte, lässt diese sie jedoch sogleich auf Schloss Fotheringhay einsperren.
Königinnendrama von Friedrich Schiller
Doch Maria kann auf eine treue Anhängerschaft zählen und weiß auch Frankreich an ihrer Seite. Das Volk drängt Elisabeth zur Heirat und verlangt nach Jahren des Zögerns die Hinrichtung der Queen of Scots. Auch Elisabeths Berater pochen auf baldiges Handeln. Für Lord Burleigh zählt nur die Staatsräson. Graf Leicester indessen spekuliert selbst auf eine Heirat mit Elisabeth, ist aber auch Maria gegenüber nicht abgeneigt und verlangt ein Treffen der zwei Königinnen. Währenddessen plant der junge Mortimer die gewaltsame Befreiung von Maria Stuart. Von ihrem Umfeld zu Rivalinnen gemacht, nimmt ihre Geschichte unweigerlich ihr blutiges Ende.
Friedrich Schillers berühmtes Königinnendrama handelt von zwei Herrscherinnen, die im Zentrum einer von Männern dominierten Welt stehen, welche sie regieren, obwohl sie gleichzeitig von ihr regiert werden. Regisseur Philipp Arnold, der zuletzt am ETA Hoffmann Theater „Dantons Tod“ inszenierte, interessiert sich für die Wesensverwandtschaft der beiden großen Königinnen, für die Idee einer „Verschwesterung“ in einer Gesellschaft, die Frauen gegeneinander ausspielt. Was passiert, wenn man das fatale Narrativ aufgibt, dass es nur eine von ihnen an der Spitze geben kann? Gibt es eine Möglichkeit, in einem Miteinander zu leben, anstatt sich dem eigenen Hass zu ergeben?
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ETA Hoffmann Theater
Performance: Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten
Das ETA Hoffmann Theater zeigt am 14. Februar die Performance „Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten“. Darin geht es um die Folgen des Massakers der Hamas am 7. Oktober.
Nach dem brutalen Überfall der Hamas mit zahlreichen Massakern an der israelischen Zivilbevölkerung am 7. Oktober 2023 griff das israelische Militär den Gazastreifen an. Das etwaige Kalkül der Terroristen, dass der Gegenschlag Israels zu weiteren Eskalationen im Nahen Osten und Leid im Gazastreifen führen würde, schien in der Folge aufzugehen. Der Ausgang ist weiter ungewiss.
Unmittelbar aus der Erfahrung des Überfalls hat die israelische Autorin Maya Arad Yasur einen Text geschrieben, den Regisseurin Sapir Heller nun am ETA Hoffmann Theater szenisch umsetzt. Dabei versuchen Yasur und Heller, wie das Theater mitteilte, eine Form der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Schmerz zu finden. Entstanden ist die theatrale Performance „Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten“, die nach der Menschlichkeit, der Empathie und der verbleibenden Hoffnung fragt. Am 14. Februar findet sie um 20 Uhr im Studio des Theaters statt.
Im Anschluss an die Performance, vorgetragen von Schauspielerin Jeanne Le Moign, veranstaltet das ETA Hoffmann Theater ein Gespräch über den 7. Oktober und die Folgen – auch in Deutschland. Darin besprechen Armin Breidenbach, leitender Dramaturg des Theaters, Bambergs Antisemitismusbeauftragter Patrick Nitzsche, Mirjam Elsel (Beauftragte für interreligiösen Dialog der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) und Regisseurin Sapir Heller Fragen wie: Wie kann man angesichts der Ereignisse humanistisch bleiben? Wie können wir vermeiden, dass Antisemitismus und Rassismus die Gesellschaft weiter spalten?
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Gerichtsdrama
ETA Hoffmann Theater: Premiere „Prima facie“
Am 31. Januar zeigt das ETA Hoffmann Theater zum ersten Mal seine Inszenierung von „Prima facie“. Das Gerichtsdrama in Monologform von Suzie Miller handelt von der patriarchalen Macht des Rechtssystems.
Tessa Ensler hat es in „Prima facie“ (zu deutsch: „dem ersten Anschein nach“) geschafft: Aus einer Arbeiterfamilie stammend, hat sie sich nach einem Abschluss mit Bestnoten an einer Eliteuni zu einer der gefragtesten Strafverteidigerinnen Londons hochgearbeitet. Ihre Spezialität sind Verfahren wegen sexualisierter Übergriffe, die sie regelmäßig gewinnt. Im Kreuzverhör nimmt sie die Opfer in die Mangel, präsentiert dem Gericht vermeintliche Lücken in der Anklage und ein Freispruch für die Angeklagten folgt dem nächsten. Tessa ist stolz auf ihre Freispruchrate, die Unschuldsvermutung ist für sie keine Floskel, sondern ein Fundament der Rechtsordnung einer demokratischen Gesellschaft.
Doch dann wird sie selbst vergewaltigt und findet sich im Gerichtssaal auf der anderen Seite wieder. Dort wird ihr Glaube an das Justizsystem zutiefst erschüttert und in Frage gestellt. Der Täter ist keineswegs ein Unbekannter, sondern ihr langjähriger Arbeitskollege und Flirt Julian. Obwohl sie genau weiß, was in einem Prozess auf sie zukommt, entscheidet sie sich zur Anzeige und stellt sich dem Gerichtsprozess. Was sie vorher als Spiel gesehen hat, in dem es nur um die juristische Wahrheit geht, wird nun zu ihrer eigenen Erfahrung weiblicher Ohnmacht in einem patriarchalen System.
Die Autorin Suzie Miller, die selbst Anwältin war, hat mit „Prima facie“ einen aufrüttelnden #metoo-Monolog geschrieben, der versucht, die patriarchale Macht des Rechtssystems zu entlarven. Das Stück wurde 2019 in Australien uraufgeführt. Im Frühjahr 2022 spielte Jodie Comer („Killing Eve“) die Rolle von Tessa am National Theatre in London. Mehr als 300.000 Zuschauer:innen sahen das Stück im Kino durch die Ausstrahlung des National Theatre live.
Nun bringt das ETA Hoffmann Theater das Gerichtsdrama auf die Bühne. Premiere ist am 31. Januar, weitere Aufführungen sind am 1., 4., 16., 18., 21. und 22. Februar. Regie führt Mona Sabaschus, die Ausstattung macht Janin Lang, für die Dramaturgie ist Armin Breidenbach verantwortlich, die einzige Spielrolle übernimmt Philine Bührer.
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Stück von Matthew Lopez
ETA Hoffmann Theater zeigt „Das Vermächtnis (The Inheritance) – Teil 2“
Jüngst hat das ETA Hoffmann Theater für „Das Vermächtnis (The Inheritance) – Teil 1“ eine Einladung zu den Bayerischen Theatertagen erhalten. Nun bringt es den zweiten Teil der Inszenierung des Stücks von Matthew Lopez auf die Bühne.
„Das Vermächtnis“ von Matthew Lopez erzählt eine Geschichte über Solidarität, Gemeinschaft und die Bedeutung einer queeren Wahlfamilie. Intendantin Sibylle Broll-Pape hat das Stück für die Aufführung am ETA Hoffmann Theater in zwei Teile geteilt. Für die Inszenierung des ersten Teils wurde das Theater Ende des letzten Jahres zu den 39. Bayerischen Theatertagen eingeladen.
Wie das Theater mitteilte, steht am 26. Januar nun die Premiere des zweiten Teils, „Das Vermächtnis (The Inheritance) – Teil 2“, an. Auch in der Fortsetzung des Gesellschaftsepos’ stürzen die Hauptfiguren Eric und Toby auf der Suche nach Sinn im Leben und ihrem Beitrag für die Welt in tiefe Existenzkrisen. Der aufkeimende Populismus der Trump-Ära und die Frage nach persönlicher Haltung dazu spalten ihren Freundeskreis und konfrontieren Eric mit dem Gegensatz zwischen individuellem Glück und gesellschaftlicher Verantwortung. Toby hingegen kann in seinem Verlangen nach Adam weder den Drogen noch seiner Vergangenheit entfliehen. So reißt er nicht nur sich, sondern auch den Sexarbeiter Leo, welcher Adam erstaunlich ähnlich sieht, ins Verderben.
Als Eric einige Monate später unerwartet auf den kranken und vom Leben auf der Straße gezeichneten Leo trifft, weiß er, dass er ihm helfen muss. Er bringt ihn zum Haus von Walter. Dort nahm dieser während einer Aids-Epidemie einst Männer auf, um ihnen ein Zuhause gegeben und sie bis zum Tod zu begleiten. Eric stellt sich seiner Verantwortung und tritt Walters Vermächtnis an.
In „Das Vermächtnis“ entwirft Matthew Lopez ein breit gefächertes Tableau an homosexuellen Figuren, wie es sie laut ETA Theater so noch nie zuvor auf der Bühne gegeben hat. Sie alle verbindet die große Sehnsucht nach Liebe, einem glücklichen Leben und einem sicheren Platz in der Welt.
Regie führt erneut Sibylle Broll-Pape, Trixy Royeck hat das Bühnenbild und die Kostüme entworfen, die Dramaturgie stammt von Petra Schiller. Die Spielrollen übernehmen Daniel Seniuk, Marek Egert, Leon Tölle, Tim Czerwonatis, Eric Wehlan, Pit Prager, Florian Walter, Stephan Ullrich und Barbara Wurster.
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Für „Das Vermächtnis“
ETA Hoffmann Theater erhält Einladung zu Bayerischen Theatertagen
Mit der Inszenierung von „Das Vermächtnis (The Inheritance) – Teil 1“ ist das ETA Hoffmann Theater zu den 39. Bayerischen Theatertagen eingeladen worden. Dabei handelt es sich bereits um die zweite Auszeichnung für das Theater in diesem Jahr.
Vom 29. Mai bis 16. Juni 2024 werden in Ingolstadt die 39. Bayerischen Theatertage stattfinden. Die Veranstaltung ist das größte Theaterfestival Bayerns. Wie das ETA Hoffmann Theater mitteilte, hat es für die Inszenierung von „Das Vermächtnis (The Inheritance) – Teil 1“ nun eine Einladung nach zu den Bayerischen Theatertagen erhalten. Regie führte die scheidende Intendantin Sibylle Broll-Pape. Den genauen Spieltermin für das Bamberger Gastspiel wird noch bekanntgegeben.
„Das Vermächtnis“ von Matthew Lopez erzählt eine Geschichte über Solidarität, Gemeinschaft und die Bedeutung einer queeren Wahlfamilie. Sibylle Broll-Papes Inszenierung, mit der das Bamberger Theater die Spielzeit 2023 //2024 eröffnete, sorgte laut ETA Hoffmann Theater beim Publikum für Standing Ovations und erntete Lob von der Fachpresse. „Wenn man während einer Vorstellung eine Stecknadel fallen hören könnte, weiß man, hier geschieht Magisches. Es gibt mehrere solcher Momente in Sibylle Broll-Papes Inszenierung“, habe etwa die Süddeutsche Zeitung geschrieben.
Dem schloss sich die Fachjury der Bayerischen Theatertage, bestehend aus Theaterschaffenden und Kulturjournalist:innen, an und wählte „Das Vermächtnis (The Inheritance) – Teil 1“ als eine der herausragenden Inszenierungen in Bayern für die 39. Bayerischen Theatertage aus. Nach der Auszeichnung mit dem Preis der Deutschen Theaterverlage im Sommer ist die Einladung nach Ingolstadt bereits die zweite Ehrung des ETA Hoffmann Theaters in diesem Jahr.
In Bamberg ist der erste Teil von Matthew Lopez´ Bühnenepos wieder am 12. und 13. Januar 2024 zu sehen. Der zweite Teil feiert am 26. Januar Premiere. Als Doppelevent mit beiden Teilen hintereinander soll das Werk dann erstmals am 24. Februar gezeigt werden.
Bayerische Theatertage
Bereits zum fünften Mal veranstaltet das Stadttheater Ingolstadt die Bayerischen Theatertage. Aus mehr als 60 Bewerbungen lud eine Fachjury, bestehend aus Friederike Engel (Leiterin der Tafelhalle, Nürnberg), Andrea Erl (Künstlerische Leiterin Theater Mummpitz, Nürnberg), Christoph Leibold (Bayerischer Rundfunk), Gabriele Rebholz (Dramaturgin, Stadttheater Ingolstadt), Thomas Schwarzer (Deutscher Bühnenverein, Landesverband Bayern) und Ingrid Trobitz (stellvertretende Intendantin, Residenztheater München) die ihrer Meinung nach sehenswertesten Inszenierungen der Saison nach Ingolstadt ein. Neben dem Theaterprogramm gibt es ein Eröffnungsfest, Workshops und Late-Night-Programme, Podiumsdiskussionen.