Positiv hat sich die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsplätze bei der IHK für Oberfranken entwickelt. Negativ nennt die Kammer jedoch den Nachwuchsmangel.
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Start des neuen Ausbildungsjahres
IHK für Oberfranken: Viele Ausbildungsplätze, wenig Bewerbungen
Positiv hat sich die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsplätze bei der IHK für Oberfranken entwickelt. Negativ nennt die Kammer jedoch den Nachwuchsmangel.
Wie die IHK für Oberfranken mitteilt, wurden bis Ende August, zum Start des neuen Ausbildungsjahres, 3.045 Ausbildungsplätze im Einzugsbereich der Kammer besetzt. Das seien 5,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Außerdem sei der Zuwachs höher als in Rest-Bayern oder im Bundesgebiet. Insgesamt lernen bei den knapp 1.900 IHK-Ausbildungsbetrieben mehr als 8.000 junge Menschen einen Beruf.
Ein Nachteil bleibe aber, dass Ausbildungsunternehmen bei weitem nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können. Der fehlende Nachwuchs setze die Unternehmen, so die Mitteilung weiter, immer mehr unter Druck, die Fachkräftelücke werde immer größer.
So kämen in Oberfranken derzeit auf jede Bewerberin und jeden Bewerber fünf unbesetzte Ausbildungsplätze. Insgesamt seien oberfrankenweit bei der Agentur für Arbeit noch 3.384 unbesetzte betriebliche Berufsbildungsplätze gemeldet.
In der Stadt und im Landkreis Bamberg ist die Lücke noch ausgeprägter. Hier kommen auf jede Bewerbung zehn unbesetzte Ausbildungsplätze. Insgesamt sind bei der Agentur für Arbeit noch 667 unbesetzte betriebliche Berufsbildungsplätze gemeldet.
Auch im Landkreis Forchheim stellt sich die Situation ähnlich dar. Dort könnten Bewerber:innen zwischen 4,9 unbesetzten Ausbildungsplätzen wählen. In der Stadt und im Landkreis Hof steht die Zahl bei eins zu fünf, im Landkreis Kronach bei eins zu sieben.
Der Landkreis Kulmbach meldet aktuell 5,2 unbesetzte Ausbildungsplätze pro Bewerbung, der Landkreis Lichtenfels 4,5 Plätze. Und im Landkreis Wunsiedel kommen aktuell auf jede unversorgte Bewerberin und jeden unversorgten Bewerber 5,6 unbesetzte Ausbildungsplätze.
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Plus von 25 Prozent
IHK für Oberfranken: Zuwachs bei Ausbildungsverträgen
Die IHK für Oberfranken Bayreuth meldet ein Plus von 25 Prozent bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Das sind deutlich mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr.
Die Zahl an neuen Ausbildungsverträgen in oberfränkischen Betrieben ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Während die ersten drei Monate des Jahres 2023 noch 680 neue Ausbildungsverträge zeitigten, lag ihre Zahl Anfang April 2024 bereits bei 850. „So ein sattes Plus freut uns und vor allem unsere Ausbildungsbetriebe natürlich sehr”, zitiert eine Mitteilung der IHK für Oberfranken Bayreuth ihren Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. „Der Zuwachs, den wir in den ersten beiden Monaten beobachtet haben, stabilisiert sich zusehends”, ergänzt Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung.
Nach Zahlen der Agentur für Arbeit kommen Ende März auf 3.861 registrierte Bewerber:innen zudem 8.554 gemeldete Berufsausbildungsstellen. „Wir sind guter Hoffnung, dass wir auch zum Start des Ausbildungsjahres am 1. September noch ein ordentliches Plus bei den Neueintragungen verzeichnen können“, sagt Schmidt weiter. „Sicher sind wir uns auf jeden Fall, dass dann wieder etliche Ausbildungsplätze unbesetzt sind.“
Entsprechend appelliert Wolfram Brehm: „Alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die sich noch nicht sicher sind, ob sie Studium oder eine Ausbildung anstreben wollen: Gebt der Ausbildung eine Chance. Wer will, kann sich auch hier weiterqualifizieren und Abschlüsse erwerben, die dem Bachelor oder Master der Hochschulen gleichgestellt sind.“
IHK für Oberfranken sieht Handlungsbedarf
Engpassfaktor Berufskraftfahrer
Berufskraftfahrer werden so dringend gebraucht wie nie, so die IHK für Oberfranken Bayreuth. Die Fahrleistungen von Speditionen sei in den vergangenen zehn Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen, Frachtpreise stiegen um ein Vielfaches. Eigentlich könnten sich Speditionen also freuen. Stattdessen herrsche Ernüchterung.
Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Obefranken Bayreuth, machte deutlich, dass Speditionen Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer fehlen. „Leere Supermarktregale und Produktionsstillstände sind auf Dauer nicht mehr auszuschließen.“
Gestörte Lieferketten würden vielen Unternehmerinnen und Unternehmern Sorgen bereiten. Eine der Hauptursachen für diese Engpässe macht die IHK im Mangel an Berufskraftfahrern aus. Drei von vier Unternehmen des Straßengüterverkehrs würden in der jüngsten IHK-Konjunkturbefragung über Fachkräftemangel klagen. Schätzungen der IHK zufolge fehlen deutschlandweit 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer. Bei den oberfränkischen Speditionen dürften es 800 bis 1.000 sein, so die IHK für Oberfranken Bayreuth.
Der Beruf sei in den vergangenen Jahrzehnten zudem immer unattraktiver geworden. „Von der Truckerromantik früherer Jahrzehnte ist nichts übriggeblieben“, sagte Hohenner. Dass es früher mehr Fahrer gab, liege außerdem auch daran, dass viele ihren Lkw-Führerschein während ihres Wehrdienstes bei der Bundeswehr erworben haben.
Situation spitzt sich durch Krieg in der Ukraine zu
Bereits vor dem Krieg in der Ukraine spitzte sich die Fachkräftesituation immer mehr zu. IHK-Verkehrsreferent Stephan Jarmer verdeutlichte, dass durch das Ausreiseverbot für wehrfähige ukrainische Männer in der EU eine große Zahl an Fahrern fehle. Gerade bei osteuropäischen Speditionen seien neben vielen Ukrainern auch Berufskraftfahrer aus Russland und Weißrussland beschäftigt.
„Die Lage wird sich in den kommenden Jahren dramatisch zuspitzen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen“, sagte Gabriele Hohenner. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist aktuell etwa ein Drittel der Fahrer älter als 55 Jahre. „Die eine Lösung gibt es nicht. Klar ist aber, dass das Thema in der Politik einen ganz anderen Stellenwert bekommen muss. Fehlende Fahrer können sich in den mittelfristig zum Haupthindernis für die deutsche Wirtschaft entwickeln.“
Mehrsprachige Prüfungen als Chance
Um als Berufskraftfahrer arbeiten zu dürfen, muss man eine sogenannte beschleunigte Grundqualifikation erwerben. Dabei handelt es sich um eine IHK-Prüfung, die man bisher ausschließlich auf Deutsch ablegen kann. Zuletzt wurde jedoch der Anteil an Multiple Choise-Fragen von 50 auf 70 Prozent erhöht. Gleichzeitig erfolgte eine Umstellung auf die sogenannte leichte Sprache. Die Durchfallquote sank daraufhin von 17 auf 5 Prozent. Darauf wies Frieder Hink vom IHK-Prüfungswesen hin. „Bis 2023 soll der Anteil der Multiple Choise-Fragen auf 100 Prozent angehoben werden. Damit wäre der Grundstein gelegt, dass die Prüfung auch in anderen Sprachen abgelegt werden kann.“
Nach einem Beschluss des zuständigen Bund-Länder-Arbeitskreises ist es aber bisher nicht zulässig, Weiterbildungen oder Prüfungen in anderen Sprachen zu unternehmen. „Voraussetzung für Prüfungen in einer anderen Sprache ist, dass der Gesetzgeber mit einem Gesetz die entsprechende Grundlage schafft“, sagte Frieder Hink. „Dann wären Weiterbildungsangebote und Prüfungen auch in anderen Sprachen möglich.“
Ohne Fachkräfte aus dem Ausland geht es nicht
Mit diesen Maßnahmen allein lasse sich der ständig steigende Bedarf an Berufskraftfahrern aber nicht auffangen, so IHK-Fachkräftereferent Gerd Sandler. „Ohne Fachkräfte aus dem Ausland lässt sich die Lücke bei den Kraftfahrern nicht bewältigen.“ Deutschland müsse bei der Anerkennung von Nachweisen aus Drittstaaten flexibler werden. Dort, wo Nachqualifikationen erforderlich sind, müsse man die Fördermittelkulisse anpassen, die aktuell zu stark auf die Ausbildung ausgerichtet sei. „Außerdem wird bei Kraftfahrern aus dem Ausland mit zweierlei Maß gemessen. Es gibt hier eine klare Ungleichbehandlung“, so Hink. „Ein Berufskraftfahrer aus Drittstaaten darf mit einem Lkw durch Deutschland fahren. Die gleiche Person darf aber mit genau derselben Qualifikation ohne zusätzliche Prüfungen keine Fahrten für eine Spedition im Inland unternehmen.“ Auch hier sei wieder der Gesetzgeber gefordert.
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Sinkende Erwartungen, aber Optimismus
Oberfränkische Wirtschaft behauptet sich
In einer aktuellen Umfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth bewerten die Mitgliedsunternehmen die aktuelle Geschäftslage positiv. Die oberfränkische Wirtschaft verzeichnet allerdings einen abreißenden Aufwärtstrend bei den Erwartungen, der Konjunkturklimaindex verliert deswegen sieben Punkte und liegt aktuell bei 105 Zählern.
„Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Hoffnung auf eine spürbare Erholung der Wirtschaft zunächst zunichte gemacht”, so Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Unsere heimischen Unternehmen schlagen sich aber besser als erwartet. Allerdings ist die Unsicherheit über die weitere Entwicklung sehr hoch.”
Im Saldo bewerten nach Angaben der Kammer deren die Mitgliedsunternehmen die aktuelle Geschäftslage positiv. Der seit Mai 2020 zu beobachtende Aufwärtstrend bei den Erwartungen reißt dagegen ab und führt dazu, dass der Konjunkturklimaindex sieben Punkte verliert auf aktuell 105 Zähler.
Oberfränkische Wirtschaft kann schwierigen Rahmenbedingungen noch trotzen
„Die oberfränkische Wirtschaft muss sich derzeit in einem äußerst schwierigen Umfeld behaupten. Dass dies vergleichsweise gut gelingt, zeigt die Stärke unserer heimischen Unternehmen”, so Dr. Waasner in einer ersten Bewertung. „Die Weltwirtschaft ist ins Stottern geraten, was auch Oberfranken immer mehr zu spüren bekommt.” Steigende Energiepreise – nicht zuletzt aufgrund des Krieges in der Ukraine – setzen viele Unternehmen erheblich unter Druck. Hinzu kommen Preissteigerungen für Rohstoffe und Waren, denen durch die stockenden Lieferketten deutlich Vorschub geleistet wird. Zugleich rutscht die Konsumlaune der oberfränkischen Verbraucher wegen der hohen Inflation und des Ukrainekriegs auf ein Rekordtief. “Was mit unterbrochenen Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie begann, hat sich längst zu einem dauerhaften Stresstest für Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt”, macht Gabriele Hohenner deutlich, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Aktuelle Geschäftslage unverändert
Die gegenwärtige Geschäftslage der oberfränkischen Wirtschaft bleibt im Saldo positiv, trotz der vielen Hemmnisse und Herausforderungen. 36 Prozent der Befragten sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, 19 Prozent unzufrieden. Damit bleiben die Relationen von positiven und negativen Bewertungen stabil auf dem Niveau der IHK-Konjunkturumfrage zur Jahreswende.
Während sich die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage im Tourismussektor spürbar gebessert haben, in der Summe aber weiterhin negativ sind, beurteilen alle anderen Wirtschaftsgruppen die Geschäftslage positiv, wenn auch meist mit nachlassendem Saldo, vor allem im Dienstleistungssektor.
Auslands- und Inlandsnachfrage sind gleichermaßen leicht angestiegen. Im Auslandsgeschäft können dabei Zuwächse im Euroraum und vor allen im Nordamerika-Geschäft verbucht werden. Eine sinkende Nachfrage melden die Unternehmen hingegen aus China und natürlich im Russlandgeschäft.
Preise und Verfügbarkeit – die großen Bremsklötze der Wirtschaft
Die oberfränkische Wirtschaft sieht sich mit immer mehr Herausforderungen konfrontiert. Dr. Waasner: „Der Krieg in der Ukraine hat deutliche Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen. Insbesondere die extrem gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise machen unseren Unternehmen dabei zu schaffen.” Die größten Risiken sehen die Unternehmen nämlich in der Entwicklung der Rohstoffpreise (86 Prozent aller Befragten) und der Energiekosten (84 Prozent). 75 Prozent der Betriebe stehen durch die Rohstoff- und Materialknappheit unter Druck, mehr als die Hälfte der Unternehmen außerdem durch instabile Lieferketten und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. „Somit sind die Preisentwicklung und die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Waren und Dienstleistungen direkt oder indirekt die fünf meistgenannten Hemmnisse für die oberfränkische Wirtschaft”, macht Dr. Waasner deutlich.
Eine Normalisierung der Versorgungssituation scheint für viele der befragten Unternehmen jedoch vorerst nicht in Sicht zu sein. Gerade einmal 13 Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer Versorgungssituation noch in diesem Jahr. Die restlichen 87 Prozent erwarten eine Verbesserung zu einem späteren Zeitpunkt (32 Prozent), keine Erholung der Versorgungssituation (12 Prozent) oder können aufgrund der unsicheren Märkte hierzu keine Einschätzung abgeben (43 Prozent). „Die Versorgungssituation ist in vielen Branchen schwierig und angespannt. Diese Problematik wird uns auch in der Zukunft noch beschäftigten”, so der Präsident.
Erwartungen geben nach
Die Konjunkturaussichten für die kommenden 12 Monate geben spürbar nach. „Mit dem Krieg in der Ukraine bleibt die Wirtschaft nach zwei Jahren Corona-Pandemie im Krisenmodus”, so Dr. Waasner. Insgesamt rechnen 28 Prozent der befragten Unternehmen mir einer Verschlechterung der Geschäftslage und nur noch 23 Prozent mit einer Verbesserung.
Einzig der Tourismussektor ist mehrheitlich positiv gestimmt. Besonders pessimistisch und rückläufig sind dagegen die Prognosen im Baugewerbe, im Groß- und im Einzelhandel. Die erhoffte Trendwende bei der Konsumlaune bleibt aus. Hohenner: „Vielmehr rutscht die Kaufneigung der oberfränkischen Verbraucher aufgrund des Ukraine-Krieges und der steigenden Inflation auf einen neuen Tiefstand.”
In der Industrie bereitet vor allem das Auslandsgeschäft Sorgen. Neben dem wegbrechenden Russlandgeschäft erwarten die exportorientierten Unternehmen auch eine schwächelnde Nachfrage vor allem in China, aber auch in Europa. Hohenner: „Die Lage bleibt angespannt, auch bei den Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern.”
Investitions- und Beschäftigtenplanungen bleiben optimistisch
Trotz der unsicheren Rahmenbedingungen wollen die Unternehmen im Saldo 2022 mehr investieren. Nur im Tourismussektor und im Baugewerbe lässt die Investitionsbereitschaft nach. Investitionen sind dabei vor allem in Ersatzbeschaffungen geplant, aber auch in den Umweltschutz.
Noch mehr Unternehmen als in der Umfrage zur Jahreswende wollen ihren Personalbestand aufstocken, vor allem im Tourismus‑, aber auch im Dienstleistungssektor. „Es zeigt sich, dass die berufliche Bildung und die Fachkräftesicherung auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zentraler Baustein für den Erfolg der oberfränkischen Wirtschaft sind”, so Hohenner.
„Auch wenn die akuten Herausforderungen derzeit an ganz anderer Stelle liegen, darf die Politik die Fachkräfteproblematik nicht aus den Augen verlieren”, warnt Dr. Waasner. „So muss etwa das erst 2019 verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz mit seinen oft sehr bürokratischen und in Teilen praxisfernen Lösungen dringend überarbeitet werden.”
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Erstmals ein IHK-Präsident aus dem Forchheimer Raum
Dr. Michael Waasner ist neuer IHK-Präsident
Der Forchheimer Unternehmer Dr. Michael Waasner wurde von der IHK-Vollversammlung zum neuen Präsidenten der IHK für Oberfranken Bayreuth gewählt. Er tritt damit die Nachfolge der Bamberger Unternehmerin Sonja Weigand an, die seit 2017 IHK-Präsidentin war. Der Vorsitzende des IHK-Gremiums Bamberg, Herbert Grimmer, wurde zu einem der Vizepräsidenten gewählt.
Alle fünf Jahre ist es wieder so weit: Nach der Wahl der 270 Mitglieder in den acht regionalen IHK-Gremien und deren Vorständen sowie der Wahl der 85 Mitglieder der Vollversammlung steht – quasi als Finale im IHK-Wahlmarathon – die Wahl des IHK-Präsidiums mit dem Präsidenten oder der Präsidentin an. Für diese Ämter können alle 85 Vollversammlungsmitglieder kandidieren. Es handelt sich bei allen Ämtern um ein echtes Ehrenamt, es gibt also keine Aufwandsentschädigungen.
Dr. Michael Waasner seit 2012 IHK-Vizepräsident
Dr. Waasner wurde einstimmig zum neuen IHK-Präsidenten gewählt. Er ist der 19. Präsident seit Gründung der IHK 1843 und der erste aus dem Raum Forchheim. Seit 2012 ist er Mitglied im dortigen IHK-Gremium, Mitglied der IHK-Vollversammlung, Vorsitzender des IHK-Gremiums sowie IHK-Vizepräsident.
Dr. Waasner leitet seit 2008 das mittelständische Familienunternehmen Gebr. Waasner Elektrotechnische Fabrik GmbH. 1946 durch die Brüder Kurt und Bruno Waasner als elektromechanische Werkstätten gegründet, siedelte das Unternehmen sechs Jahre später nach Forchheim um. Das Unternehmen entwickelt und produziert in Forchheim mit rund 400 Mitarbeitenden Kernbleche und Kernpakete aus Elektroblech. Kunden sind namhafte Unternehmen der Elektroindustrie sowie Automobilhersteller und ‑zulieferer. Seit über einem Jahrzehnt ist Waasner etablierter Zulieferer im rasch wachsenden Markt der Elektromobilität.
Dr. Waasner und IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner bedankten sich bei der scheidenden IHK-Präsidentin Sonja Weigand für ihren engagierten Einsatz als IHK-Präsidentin in einer schwierigen Zeit. Hohenner bescheinigte ihr eine sehr hohe Reputation auch auf Bundesebene; beim DIHK in Berlin werde ihr Sachverstand ebenfalls sehr geschätzt.
Oberfränkische Wirtschaft vor vielen Herausforderungen
Dr. Waasner ist sich der Herausforderungen bewusst: „Die oberfränkische Wirtschaft steht seit Beginn der Corona-Pandemie erheblich unter Druck. Der Ukraine-Krieg verschärft die Probleme erheblich. Lieferengpässe, unterbrochene Lieferketten und explodierende Rohstoff- und Energiepreise machen immer mehr Unternehmen maßgeblich zu schaffen.”
Die Liste der Herausforderungen an die IHK und das neu gewählte Ehrenamt ist lang. „Wir werden die Themen adressieren, die uns als Wirtschaftsvertreter bewegen und diese in die Entscheidungsprozesse von Politik und Verwaltung einbringen”, macht Dr. Waasner deutlich. „Die IHK ist eine wichtige Stimme für die Wirtschaft. Als Personen im Ehrenamt machen wir Wirtschaft sichtbar. Wir informieren und berichten aus erster Hand, erklären und begründen unsere Anliegen.” Wirtschaftlicher Erfolg als Basis materieller Sicherheit für viele komme nicht von selbst. Die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen dazu müssten klug und weitsichtig getroffen werden.
„Im richtigen Umfeld können wir den großen Herausforderungen Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischem Wandel erfolgreich begegnen. Gerade bei aktuellen Krisen zeigt sich das wie im Zeitraffer. Zusammen mit dem Hauptamt der IHK, das über reiche Ressourcen an Wissen, Können und Erfahrung verfügt, wollen wir die Unternehmen schneller und stärker machen. Und wir knüpfen ein Netzwerk zwischen den vielfältigen Unternehmen der Region und Akteuren aus der Gesellschaft. Zum Wohle der Region”, betont der neu gewählte Präsident.
Herbert Grimmer zum IHK-Vizepräsidenten gewählt
Die Vollversammlung hat nicht nur Dr. Michael Waasner zum neuen IHK-Präsidenten gewählt, sondern auch den Vorsitzenden des IHK-Gremiums Bamberg, Herbert Grimmer, zu einem der sieben IHK-Vizepräsidenten.
Der Geschäftsführer der Grimmer GmbH in Lisberg ist seit 2007 Mitglied im IHK-Gremium Bamberg, seit 2017 dessen stellvertretender Vorsitzender und seit 2015 Mitglied der IHK-Vollversammlung. Bei der IHK-Wahl 2022 wurde er am 14. Februar zum Vorsitzenden des IHK-Gremiums Bamberg gewählt und nun auch zum IHK-Vizepräsidenten.
Zu weiteren Vizepräsidenten wurden Jörg Lichtenegger (Bayreuth), Michael Bitzinger (Hof), Hans Rebhan (Kronach), Harry Weiß (Kulmbach), Wilhelm Wasikowski (Lichtenfels) und Dr. Roman Pausch (Marktredwitz/Selb) gewählt. Das IHK-Gremium Forchheim wird durch den Präsidenten Dr. Waasner vertreten.
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Mittelstands-Unternehmer aus dem Landkreis folgt auf Sonja Weigand
Herbert Grimmer führt IHK-Gremium Bamberg
Herbert Grimmer führt als neuer Vorsitzender das IHK-Gremium Bamberg. Der Geschäftsführer der Grimmer GmbH, tätig in den Bereichen Industrie- und Medizintechnik, wurde bei der konstituierenden Sitzung des IHK-Gremiums in der Bamberger Konzert- und Kongresshalle zum Nachfolger von Sonja Weigand gewählt, wie die IHK für Oberfranken Bayreuth mitteilt. Weigand war als Vorsitzende nicht erneut zur Wahl angetreten.
40 Mitglieder aus den Wahlgruppen Industrie, Handel/Tourismus und Dienstleistungen bilden das IHK-Gremium Bamberg. Sie wurden bei der IHK-Wahl im Januar 2022 von den rund 12.000 Mitgliedsbetrieben aus Stadt und Landkreis Bamberg gewählt, um die Interessen ihrer Branchen im Ehrenamt der IHK für Oberfranken Bayreuth zu vertreten. Nun fand die konstituierende Sitzung statt, bei der ein neuer Gremiumsvorstand und die Bamberger Mitglieder in der IHK-Vollversammlung, dem „Parlament der oberfränkischen Wirtschaft“, zu wählen waren. Die Sitzung fand aufgrund der Corona-Lage hybrid und unter 3G-Bedingungen statt.
Die Sitzung leitete letztmals IHK-Präsidentin Sonja Weigand, die sich nach fünf Jahren als Vorsitzende auf eigenen Wunsch nicht um eine Wiederwahl bewarb und ankündigte, im April auch als IHK-Präsidentin auszuscheiden. In ihrer Begrüßung bedankte sie sich bei allen Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich der Wahl gestellt hatten. Die Gewählten haben nun die Aufgabe, für die kommenden fünf Jahre die Interessen der Unternehmen zu bündeln und gegenüber Politik und Verwaltung zu vertreten. Innerhalb des Bezirks der IHK für Oberfranken Bayreuth hat der Wirtschaftsraum Bamberg die stärkste Wirtschaftskraft. 22 der 85 Mitglieder der IHK-Vollversammlung werden vom IHK-Gremium Bamberg entsandt.
22 von 40 Mitgliedern neu im IHK-Gremium
Insgesamt haben sich 55 Unternehmerinnen und Unternehmer in den drei Wahlgruppen um die 40 Sitze im IHK-Gremium Bamberg beworben. Von den 40 Gewählten sind 22 neu im Amt. Bei der Neuwahl wurde Herbert Grimmer, Geschäftsführer der Grimmer GmbH in Lisberg, zum neuen Vorsitzenden des IHK-Gremiums Bamberg gewählt. Die Grimmer GmbH ist ein inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen, mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welches sich auf die Bereiche Industrie- und Medizintechnik, insbesondere den Vorrichtungs- und Sondermaschinenbau spezialisiert hat. Als große Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Bamberg nannte der neu gewählte Vorsitzende den Transformationsprozess, der die Bereiche Industrie, Handel/Tourismus und Dienstleistungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten stark beschäftigt. „Ich wünsche mir, dass wir weiterhin auf die berufliche Aus- und Weiterbildung setzen, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken und so die Mitarbeiter von morgen gewinnen“, so Herbert Grimmer. Besonders großen Wert legt der neue Vorsitzende „auf ein gutes Miteinander“ der regionalen Unternehmen als auch übergreifend mit den Schnittstellen zu Stadt und Landkreis.
Als stellvertretende Vorsitzende wurden Wolfgang Heyder (Veranstaltungsservice Bamberg GmbH, Litzendorf), Thomas Porzner (Porzner Steine & Erden Holding GmbH & Co. KG, Zapfendorf), Mischa Salzmann (Bamberger Rundfunk GmbH & Co. Studiobetriebs-KG, Bamberg), Margit Schütz (Betten-Friedrich KG, Bamberg), Lieselotte Straub (Frankenhotel Drei Kronen Memmelsdorf GmbH) sowie Ralf-Dieter Thiehofe (Rupp + Hubrach Optik GmbH, Bamberg) gewählt.
In die IHK-Vollversammlung gewählt
In der IHK-Vollversammlung vertreten neben Herbert Grimmer auch Michael Betz (Eberth Bau GmbH & Co. KG, Bamberg), Thomas Hoffmann (CHROFF Kunststofftechnik GmbH, Scheßlitz), Reiner Jürgens (RZB Rudolf Zimmermann, Bamberg GmbH), Thomas Porzner, Dr. Michael Swoboda (Brose Fahrzeugteile SE & Co. Kommanditgesellschaft, Bamberg) sowie Ralf-Dieter Thiehofe künftig die Interessen der Wahlgruppe Industrie. Für die Wahlgruppe Handel/Tourismus wurden Mathias Baluses (GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH, Bamberg), Werner Massak (Werner Massak e.K, Litzendorf-Schammelsdorf), Florian Müller (Ahörnla GmbH, Bamberg), Nicole Schiewer („Die Prinzessin auf der Erbse“, Bamberg), Margit Schütz sowie Lieselotte Straub in die Vollversammlung gewählt. Aus der Wahlgruppe Dienstleistungen vertreten in den kommenden fünf Jahren Dr. Daniel Alt (DAA Holding GmbH, Strullendorf-Amlingstadt), Klaus Gallenz (Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten gGmbH), Wolfgang Heyder, Julian Hoffbauer (CIB Hoffbauer GmbH & Co. KG, Bamberg), Stephan Kirchner (Sparkasse Bamberg), Thomas Motschenbacher (BI-LOG Warenhotel GmbH, Scheßlitz), Mischa Salzmann, Matthias Schellenberger (Spedition Pflaum GmbH, Strullendorf) sowie Frank Seuling (element-e group AG, Hirschaid) Bamberg im höchsten Organ der IHK.
IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner hatte zu Beginn der Sitzung Aufgaben und Struktur der Industrie- und Handelskammer erläutert. Sie bezeichnete das Ehrenamt als zentrale Säule in der IHK-Organisation. Im IHK-Bezirk engagieren sich rund 3.000 Unternehmerinnen und Unternehmer oder leitende Mitarbeiter ehrenamtlich in Gremien, der Vollversammlung, Fachausschüssen oder im Prüfungswesen der Beruflichen Bildung. Die Wahlen wurden von IHK-Justiziar Stefan Cordes durchgeführt.
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Umsatzrückgang liegt nicht nur an der Corona-Pandemie
Bamberger Industrie unter Druck
Die Industrie im Raum Bamberg hat nicht nur unter der Corona-Pandemie gelitten, sondern hat auch mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Dies zeigt ein von der IHK für Oberfranken vorgenommener Vergleich der Umsatzentwicklung 2021 gegenüber 2019.
„Vom Einbruch 2020 hat sich die Industrie im IHK-Gremium Bamberg wieder erholt, erreicht aber noch nicht die Ergebnisse von 2019”, fasst Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth, die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen IHK-Analyse zusammen.
Dass die Umsatzentwicklung in den Industriebetrieben ab 50 Beschäftigten in den ersten zehn Monaten 2021 gegenüber 2020 deutlich zugenommen hat, ist aufgrund der Corona-Pandemie nicht überraschend, war die Umsatzentwicklung doch gerade im zweiten und dritten Quartal 2020 stark eingebrochen. Dass viele Industriebetriebe aber nicht nur durch die Corona-Pandemie unter Druck geraten sind, sondern der Wirtschaftsraum Bamberg auch mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat, zeigt ein Vergleich der Umsatzentwicklung 2021 gegenüber 2019. Auch in diesem Zeitraum ging der Umsatz um 8,2 Prozent zurück.
Bei den Unternehmen in der Stadt lag der Umsatzrückgang bei 5,3 Prozent, im Landkreis sogar bei 10,9 Prozent. Auffällig: Im Landkreis Bamberg ist der Umsatz bereits seit 2018 rückläufig, in der Stadt – nach einer leichten Erholung 2019 – bereits seit 2016. Insgesamt erwirtschafteten die Unternehmen 2021 bis einschließlich Oktober einen Umsatz in Höhe von 3,53 Milliarden Euro, davon 1,79 Milliarden Euro in der Stadt und 1,75 Milliarden im Landkreis.
Strukturwandel der Kfz-Zulieferindustrie setzt Region verstärkt unter Druck
„Die Automobilindustrie befindet sich mitten in einem Strukturwandel, was auch die Zulieferer im Raum Bamberg deutlich zu spüren bekommen”, so Weigand. „Hinzu kommen die Lieferengpässe, die in den vergangenen Monaten nochmals deutlich zugenommen haben.”
Weniger Exporte
Rückgänge verzeichnen die Industrieunternehmen im Wirtschaftsraum Bamberg dabei vor allem bei den Exporten, die gegenüber 2019 um 13,6 Prozent zurückgegangen sind.
Diese Entwicklung blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen, die zuletzt bei 22.439 lagen. Um 5,5 Prozent ist die Beschäftigtenzahl in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Gegenüber 2019 – also dem Vor-Coronajahr – liegt der Beschäftigtenrückgang sogar bei 8,4 Prozent.