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Handwerk - Page 2

Kon­junk­tur im I. Quar­tal 2021

Licht und Schat­ten im ober­frän­ki­schen Handwerk

Das ober­frän­ki­sche Hand­werk beweist in der Pan­de­mie Robust­heit, wie die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken mit­teilt. So wei­sen wesent­li­che Kon­junk­tur­da­ten trotz der teils erheb­li­chen Ein­schrän­kun­gen für ein­zel­ne Gewer­ke nach oben, auch die Früh­jahrs­be­le­bung bil­det sich in den Zah­len ab.

„Wir sind froh, dass das Hand­werk ins­ge­samt so sta­bil ist“, sagt der Vize­prä­si­dent der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken, Mat­thi­as Graß­mann. „Aller­dings darf das Ergeb­nis nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass die wirt­schaft­li­che Lage in vie­len Gewer­ken nach wie vor sehr ange­spannt ist. Wir haben also sowohl viel Licht, als auch viel Schat­ten in der Kon­junk­tur.“ Beson­ders wich­tig sei aber, dass die Kon­junk­tur­ent­wick­lung des I. Quar­tals wie­der einen opti­mis­ti­sche­ren Blick in die Zukunft weist als das Ende 2020 der Fall war. So gehen mit 62 % fast zwei Drit­tel der befrag­ten Unter­neh­men nicht von einer wei­te­ren Ver­schlech­te­rung aus, 21 % rech­nen gar mit einer bes­se­ren Situation.

Der Geschäfts­kli­ma­in­dex im ober­frän­ki­schen Hand­werk stieg im I. Quar­tal 2021 auf den Wert von 111, obwohl gro­ße Tei­le der Wirt­schaft noch im Lock­down ver­har­ren, der Ende 2020 noch zu einem deut­li­chen Ein­bruch führ­te (99). Wesent­li­che Trei­ber des Hand­werks sind dabei nach wie vor die Bau- und Aus­bau­hand­wer­ke, denen die Kri­se kaum anzu­mer­ken ist. „Alle ande­ren Gewer­ke lei­den deut­lich stär­ker unter der Coro­na-Kri­se und haben wei­ter­hin mit teils gro­ßen Ein­bu­ßen zu kämp­fen“, dif­fe­ren­ziert Geschäfts­füh­rer Rai­ner Beck die Zah­len. „Daher kön­nen auch wir im Hand­werk noch kei­ne Ent­war­nung geben.“


Gro­ße kon­junk­tu­rel­le Unter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Gewerken

Die gro­ßen kon­junk­tu­rel­len Unter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Hand­werks­zwei­gen zei­gen sich vor allem bei der Betrach­tung der Kapa­zi­täts­aus­las­tung. Wäh­rend in den Bau- und Aus­bau­hand­wer­ken gut die Hälf­te der Betrie­be eine 100-pro­zen­ti­ge oder höhe­re Aus­las­tung bestä­tig­ten, kehrt sich das Bild in allen ande­ren Berei­chen um. Vor allem Fri­seu­re und Kos­me­ti­ker, die lan­ge geschlos­sen blei­ben muss­ten und auch jetzt erheb­li­che Anfor­de­run­gen bei den Hygie­ne- und Schutz­maß­nah­men zu erfül­len haben, aber auch indus­trie­na­he Zulie­fe­rer und Betrie­be des gewerb­li­chen Bedarfs arbei­ten noch immer weit unter ihren Mög­lich­kei­ten. Fast die Hälf­te mel­de­te eine Betriebs­aus­las­tung von maxi­mal 70 %. Im Kfz-Bereich ist die Aus­las­tung sogar noch etwas nied­ri­ger, was in ers­ter Linie auf die Ein­schrän­kun­gen im Han­del zurück­zu­füh­ren sein dürf­te. „Über alle Gewer­ke hin­weg wei­sen die ober­frän­ki­schen Betrie­be der­zeit durch­schnitt­lich eine Aus­las­tung von 74 % aus, was zwar dem Vor­quar­tals­wert ent­spricht, aber wei­ter­hin deut­lich unter dem Schnitt der letz­ten Jah­re liegt“, fasst Beck zusammen.


Hand­werk als Arbeit­ge­ber ver­läss­li­che Größe

Die Kon­junk­tur­zah­len der ers­ten drei Mona­te des Jah­res zei­gen damit auch, dass trotz begin­nen­der Erho­lung das Vor­kri­sen­ni­veau 2021 nicht mehr erreicht wird – auch wenn die Auf­trags­ein­gän­ge wie­der etwas zuge­nom­men haben, die Auf­trags­reich­wei­te gestie­gen ist (durch­schnitt­lich 9 Wochen) und eine Umsatz­stei­ge­rung erwar­tet wird. Gleich­wohl bleibt das Hand­werk als Arbeit­ge­ber für die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in der Pan­de­mie eine ver­läss­li­che Grö­ße, der Arbeits­markt zeigt sich trotz leicht nega­ti­vem Sal­do sta­bil. Der Geschäfts­füh­rer: „Der nega­ti­ve Sal­do im I. Quar­tal dürf­te in ers­ter Linie sai­so­nal bedingt sein, die­se Schwan­kung gibt es Jahr für Jahr – unab­hän­gig von der Pandemie.“


„Jetzt end­lich Ver­läss­lich­keit gefordert“

Die­se Robust­heit des Hand­werks, die auch den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern in der Kri­se Halt und Sicher­heit gibt, darf aus Sicht des Vize­prä­si­den­ten der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken nun nicht mehr wei­ter belas­tet wer­den. „Wir brau­chen jetzt ange­sichts der neu­er­li­chen Ver­schär­fun­gen der Pan­de­mie-Regeln in Bay­ern und der Dis­kus­si­on um eine bun­des­ein­heit­li­che Rege­lung qua Gesetz end­lich Pla­nungs­si­cher­heit für unser Betrie­be“, for­dert Mat­thi­as Graß­mann. „Die­se muss eine Ver­läss­lich­keit beinhal­ten, die dem ewi­gen Hin und Her Ein­halt gebie­tet und auch eine Öff­nungs­stra­te­gie skiz­ziert, die dann auch tat­säch­lich umge­setzt wird.“ Graß­mann lehnt auch die vom Bun­des­ka­bi­nett beschlos­se­ne, gesetz­li­che Ver­pflich­tung für Arbeit­ge­ber rund­weg ab, ihren Beschäf­tig­ten Tests anzu­bie­ten. „Das ist das fal­sche Signal und belas­tet unse­re Hand­werks­be­trie­be zusätz­lich in einer für sie ohne­hin schwie­ri­gen Lage. Die­se gesetz­ge­be­risch unnö­ti­ge Akti­on ist der Ver­such, die beim Staat lie­gen­de Ver­ant­wor­tung für die Pan­de­mie­be­kämp­fung auf die Wirt­schaft zu verlagern.“


Ein­schät­zung aus ein­zel­nen Handwerkszweigen

Die Bau- und Aus­bau­hand­wer­ke blei­ben die Kon­junk­tur­trei­ber im ober­frän­ki­schen Hand­werk und mel­den star­ke Wer­te. 95 % bezie­hungs­wei­se 94,5 % haben eine gute oder befrie­di­gen­de Geschäftslage.

Zulie­fe­rer und Betrie­be des gewerb­li­chen Bedarfs bewe­gen sich auf Vor­jah­res­ni­veau und ver­zeich­nen kei­ne merk­li­che Erho­lung. Den­noch ist die Lage bes­ser als in ande­ren Gewer­ken. 70 % sind zumin­dest mit den Geschäf­ten zufrieden.

Im Kfz-Hand­werk hat sich die wirt­schaft­li­che Lage im Vor­jah­res­ver­gleich zwar leicht ver­bes­sert, den­noch lei­den die Betrie­be wei­ter­hin stark unter den Ein­schrän­kun­gen, sodass 46,5 % eine schlech­te Geschäfts­la­ge vor­wei­sen. Das I. Quar­tal ist für den Auto­mo­bil­han­del schlecht gelaufen.

Die Nah­rungs­mit­tel­hand­wer­ke kom­men wei­ter­hin etwas bes­ser durch die Kri­se. Zwar haben auch sie merk­li­che Umsatz­aus­fäl­le, kön­nen die Ver­lus­te aber wenigs­tens teil­wei­se kom­pen­sie­ren. 38,5 % haben eine gute, 43 % noch eine befrie­di­gen­de Geschäftslage.

Bei den Gesund­heits­hand­wer­ken stellt sich die Lage wie im Vor­jahr wei­ter­hin schwie­rig dar. Bei 59 % der Befrag­ten ist die Geschäfts­la­ge schlecht.

Fri­seu­re und Kos­me­ti­ker waren im I. Quar­tal 2021 erneut von behörd­lich ange­ord­ne­ten Betriebs­schlie­ßun­gen betrof­fen. Dem­entspre­chend beur­teilt die Mehr­heit mit 59 % die wirt­schaft­li­che Lage als schlecht.

Brand­brief von IHK und HWK

Wirt­schaft warnt vor fak­ti­scher Grenzschließung

Die baye­ri­schen Indus­trie-und Han­dels­kam­mern aus Bay­reuth, Pas­sau und Regens­burg sowie die Hand­werks­kam­mern für Ober­fran­ken und für Nie­der­bay­ern-Ober­pfalz haben einen Brand­brief an Minis­ter­prä­si­dent Söder geschrie­ben, in dem sie die Ein­stu­fung Tsche­chi­ens als Virus­mu­ta­ti­ons­ge­biet aus Sicht der regio­na­len Wirt­schaft als fol­ge­rich­tig ein­stu­fen, aller­dings eine pra­xis­taug­li­che Rege­lung an der baye­risch-tsche­chi­schen Gren­ze fordern.

Appell, von fünf­tä­gi­ger Qua­ran­tä­ne­pflicht abzusehen

Der Brand­brief wur­de von Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, Dr. Jür­gen Hel­mes, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK Regens­burg für Ober­pfalz /​Kel­heim, Alex­an­der Schrei­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK für Nie­der­bay­ern in Pas­sau, Jür­gen Kil­ger, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer Nie­der­bay­ern-Ober­pfalz, und Rai­ner Beck, Geschäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken, unterschrieben.

Die Ein­stu­fung Tsche­chi­ens als Virus­mu­ta­ti­ons­ge­biet sei aus Sicht der regio­na­len Wirt­schaft fol­ge­rich­tig und unter­strei­che die Risi­ko-Beur­tei­lung gegen­über dem Infek­ti­ons­ge­sche­hen bei den tsche­chi­schen Nach­barn. Die an Tsche­chi­en gren­zen­den baye­ri­schen Indus­trie- und Han­dels­kam­mern sowie Hand­werks­kam­mern unter­stütz­ten die geplan­ten sta­tio­nä­ren Grenz­kon­trol­len, die Aus­wei­tung des Test­an­ge­bots auf baye­ri­scher und tsche­chi­scher Sei­te sowie eine siche­re Umset­zung der Ein­rei­se­ver­ord­nun­gen. „Gleich­zei­tig appel­lie­ren wir in einem heu­te ver­sand­ten Brand­brief an Minis­ter­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder, von einer fak­ti­schen Grenz­schlie­ßung in Form einer Qua­ran­tä­ne­pflicht von fünf Tagen nach Ein­rei­se mit nega­ti­vem Coro­na-Test abzu­se­hen”, so der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK Regens­burg für Ober­pfalz /​Kel­heim, Dr. Jür­gen Hel­mes.
Eine sol­che Rege­lung kön­ne weder von den Betrie­ben, noch von den bay­ern­weit ins­ge­samt 23.000 tsche­chi­schen Pend­lern umge­setzt wer­den. In Fol­ge wür­den ab kom­men­der Woche in erheb­li­chem Umfang drin­gend benö­tig­te Fach­kräf­te in der Indus­trie, im Hand­werk, in der Logis­tik bei indus­tri­el­len Lie­fer­ket­ten, der Lebens­mit­tel­ver­sor­gung, der Ent­sor­gung und beim ÖPNV sowie in wei­te­ren Dienst­leis­tungs­be­rei­chen fehlen.


Euro­pa­weit ein­zig­ar­ti­ge Teststrategie

„Die Wirt­schaft in den Grenz­re­gio­nen hat seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie alle nöti­gen Maß­nah­men zum Infek­ti­ons­schutz kon­struk­tiv beglei­tet”, betont Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. „Durch vor­bild­li­che Infek­ti­ons­schutz­kon­zep­te haben die Unter­neh­men einen wich­ti­gen Bei­trag zum Schutz der Mit­ar­bei­ter und der Bevöl­ke­rung geleis­tet.” Die Wirt­schaft lobt die aktu­el­le Test­stra­te­gie, bei der die Berufs­pend­ler in einem 48-Stun­den-Tur­nus auf COVID19 getes­tet wer­den. „Dank der vor­bild­li­chen Arbeit der grenz­na­hen Land­rats­äm­ter und die Unter­stüt­zung des Frei­staats Bay­ern für umfang­rei­che Test­ka­pa­zi­tä­ten an den Gren­zen zu Tsche­chi­en konn­te ein in Euro­pa bei­spiel­lo­ses und wirk­sa­mes Test­sys­tem eta­bliert wer­den”, dan­ken Dr. Hel­mes und Hohen­ner den poli­ti­schen Verantwortlichen.

Die Wirt­schafts­ver­tre­ter sind über­zeugt, dass der grenz­über­schrei­ten­de Arbeits­markt an der baye­risch-tsche­chi­schen Gren­ze auch mit vor­über­ge­hen­den Grenz­kon­trol­len wei­ter bestehen kann, sofern die Rege­lun­gen in der Pra­xis umsetz­bar seien.

Offe­ne Werk­statt Bamberg

Ein Ort des Hand­werks und des Wissens

Auf dem Gelän­de der War­ner-Bar­racks in der Wei­ßen­burg­stra­ße ent­steht der­zeit die Offe­ne Werk­statt Bam­berg. Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein stellt Raum, Werk­zeug und Anlei­tung für die Umset­zung hand­werk­li­cher Ideen und Plä­ne zur Verfügung.

Unab­hän­gig von hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten kön­nen alle Inter­es­sier­ten das Ange­bot in Anspruch neh­men, gestal­te­risch tätig sein und sich mit ande­ren Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­kern aus­tau­schen. Auf den etwa 150 Qua­drat­me­tern der Offe­nen Werk­statt sind meh­re­re Arbeits­plät­ze ver­teilt – was an Werk­zeug, Werk­stoff oder Maschi­ne­rie noch nicht vor­han­den ist, soll noch ange­schafft wer­den.
Katha­ri­na Brein­bau­er ist Vor­stands­mit­glied und Kas­sen­wär­tin des 25-köp­fi­gen Orga­ni­sa­ti­ons­teams der Offe­nen Werk­statt. Wir haben mit ihr gesprochen.


Frau Brein­bau­er, wie wirkt sich die Pan­de­mie auf die Pla­nun­gen der Offe­nen Werk­statt aus? 

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir hat­ten eigent­lich geplant, schon im zurück­lie­gen­den Novem­ber zu öff­nen. Aber als sich die zwei­te Coro­na-Wel­le und der zwei­te Lock­down abzeich­ne­ten, muss­ten wir die­sen Ter­min ver­schie­ben. Wir über­le­gen noch, ob wir den Febru­ar anpei­len kön­nen. Aber solan­ge die gesell­schaft­li­chen Beschrän­kun­gen noch lau­fen, wäre es abso­lut unsin­nig, die Werk­statt zu öff­nen. Bis dahin läuft alles eben ein biss­chen lang­sa­mer, aber ganz untä­tig sind wir nicht. Neben Reno­vie­rungs­ar­bei­ten und Online-Bespre­chun­gen haben wir bei­spiels­wei­se im Dezem­ber eine Ade­nts­werk­statt ver­an­stal­tet, klei­ne Bas­tel­ar­bei­ten wie ein Wikin­ger-Schach her­ge­stellt und in ver­schie­de­nen Läden in der Stadt zum Mit­neh­men aus­ge­legt. Auf unse­rer Home­page haben wir gleich­zei­tig die Anlei­tung hoch­ge­la­den, wie man sich ähn­li­che Sachen selbst nach­bau­en kann. Das hat­te den Sinn, zumin­dest ein biss­chen Work­shop- und Bas­tel­fe­e­ling zu verbreiten.


Wodurch unter­schei­det sich die Offe­ne Werk­statt Bam­berg vom hei­mi­schen Hobbykeller?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir ver­su­chen, einen Raum zu schaf­fen, in dem Leu­ten, die ger­ne hand­werk­lich arbei­ten und sel­ber gestal­ten, hand­werk­li­che Aus­rüs­tung und Infra­struk­tur bereit­ge­stellt wird, um auf einem Niveau arbei­ten zu kön­nen, das das Niveau von Hob­by­räu­men und der­glei­chen über­steigt. Auch gibt es Work­shops und regel­mä­ßi­ge Maschi­nen­ein­wei­sun­gen, um Fähig­kei­ten zu ver­tie­fen. Auch die Grö­ße des Rau­mes erlaubt Sachen, die man zuhau­se nicht machen kann.


Wie finan­zie­ren Sie sich?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Momen­tan finan­zie­ren wir uns noch über För­der­mit­tel und Mit­glieds­bei­trä­ge. Spä­ter, wenn wir einen lau­fen­den Betrieb haben, wird es auch Nut­zungs­ge­büh­ren geben.


Die Offe­ne Werk­statt befin­det sich in den War­ner-Bar­racks in der Wei­ßen­burg­stra­ße. Wie sind Sie zu die­sem Stand­ort gekommen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Der neu gegrün­de­te Ver­ein mach­bar bam­berg e.V. hat es sich zur Auf­ga­be gemacht, Räu­me für die sozia­le und kul­tu­rel­le Bele­bung Bam­bergs zu fin­den. Durch mach­bar e.V. ist unser gro­ber Zusam­men­schluss Inter­es­sier­ter zu den Räum­lich­kei­ten auf der ehe­ma­li­gen Lag­ar­de Kaser­ne gekom­men. Die Räu­me wer­den uns von der Stadt­bau GmbH zur Zwi­schen­nut­zung ver­mie­tet. Wir hof­fen natür­lich, mög­lichst lan­ge an die­sem Stand­ort blei­ben zu kön­nen, auch weil das Her­rich­ten der Räu­me sehr viel ehren­amt­li­che Zeit und Arbeits­leis­tung in Anspruch genom­men hat. Aus dem losen Zusam­men­schluss von Leu­ten ist inzwi­schen ein Ver­ein mit 25 akti­ven Mit­glie­dern gewor­den, der wöchent­lich wächst!


Wel­che Vor­aus­set­zun­gen müs­sen erfüllt sein, um Ihre Aus­rüs­tung und Räum­lich­kei­ten in Anspruch neh­men zu dürfen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir glau­ben es den Leu­ten, wenn sie uns ihre hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten beschrei­ben, aber alle müs­sen, bevor sie unser Ange­bot, das heißt in die­sem Fall, bevor sie gewis­se Maschi­nen nut­zen kön­nen, an einer Ein­wei­sung teil­neh­men – auch damit wir ver­si­che­rungs­recht­lich abge­si­chert sind. Dann bekommt man einen Schein, der erlaubt, beim nächs­ten Mal schon selbst­stän­di­ger zu arbei­ten. Sonst haben wir eigent­lich kaum Anfor­de­run­gen und wir set­zen kei­ne hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten vor­aus. Wir möch­ten ein mög­lichst brei­tes Publi­kum anspre­chen, mit ver­schie­de­nem Professionalisierungsgrad.


Inwie­weit ist die Offe­ne Werk­statt demenst­pre­chend auch ein Ort des Aus­tauschs von Wissen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Dar­in besteht die Essenz und das Ziel einer offe­nen Werk­statt. Wir wer­den immer wie­der Work­shops anbie­ten, als nied­rig­schwel­li­ges Ange­bot, um Leu­te zu uns zu locken und ihnen hand­werk­li­che Fähig­kei­ten zu geben oder zu ver­tie­fen. Auf der ande­ren Sei­te bemü­hen sich auch die Team­mit­glie­der um Aus­tausch mit Hand­werks­ar­ten, die ihnen noch unbe­kannt sind. So befin­det sich im Stock­werk über uns die Kul­tur­in­itia­ti­ve „Kos­mos Ost“, ein Ort zur Ver­net­zung zwi­schen Künst­le­rin­nen und Künst­lern, Kul­tur­schaf­fen­den und Ver­ei­nen. Zu eini­gen Kul­tur­schaf­fen­den besteht bereits ein enger Kon­takt und Work­shop-Ange­bo­te wer­den geplant.


Ein Bei­spiel zum Schluss: Wenn sich eine Per­son an Sie wen­det und sagt, kei­ne hand­werk­li­che Fähig­kei­ten und kein Werk­zeug, aber den Wunsch, sich einen Tisch zu bau­en zu haben – wür­de und könn­te die Offe­ne Werk­statt die­se Per­son auf­neh­men und beglei­ten, bis der Tisch fer­tig ist?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Ja, das ist mög­lich. Es hängt zwar ein biss­chen davon ab, wie gera­de unse­re per­so­nel­len Res­sour­cen aus­se­hen, aber grund­sätz­lich bie­ten wir ger­ne unse­re Unter­stüt­zung an.

Offe­ne Werk­statt Bamberg

War­ner-Bar­racks 7107
Wei­ßen­burg­stra­ße 10

96052 Bam­berg

https://www.owba.de

Crowd­fun­ding

https://www.startnext.com/offene-werkstatt-bamberg

Kreis­hand­wer­ker­schaft Bamberg

Kon­junk­tu­rel­le Achterbahnfahrt

Das Hand­werk in Stadt und Land­kreis Bam­berg hat die Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie bis­lang deut­lich weni­ger zu spü­ren bekom­men als die ört­li­che Indus­trie. Wäh­rend die Betrie­be aus dem Bau- und Aus­bau­hand­werk nahe­zu unbe­scha­det durch die Kri­se gekom­men sind, haben indus­trie­na­he Hand­werks­be­trie­be deut­li­che wirt­schaft­li­che Ein­bu­ßen hin­neh­men müs­sen. Hin­zu kommt ein seit län­ge­rem herr­schen­der Per­so­nal­man­gel. Man­fred Amon ist Kreis­hand­werks­meis­ter der Kreis­hand­wer­ker­schaft Bam­berg. Mit ihm haben wir über den Zustand der ört­li­chen Hand­werks­bran­che gesprochen.

Herr Amon, wie geht es der ober­frän­ki­schen Hand­werks­bran­che, lässt sich die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung des Jah­res 2020 bereits beziffern?

Man­fred Amon: Laut der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken lässt sich das Jahr 2020 für das ober­frän­ki­sche Hand­werk in der Gesamt­heit noch nicht bezif­fern, daher kön­nen nur all­ge­mei­ne Aus­sa­gen getrof­fen wer­den. Für die ober­frän­ki­schen Hand­werks­be­trie­be glich das Jahr 2020 einer kon­junk­tu­rel­len Ach­ter­bahn­fahrt. Nach einem star­ken Start hat der Lock­down im Früh­jahr auch der Hand­werks­wirt­schaft einen star­ken Dämp­fer ver­passt. Zwar hat sich das Hand­werk nach den ers­ten Locke­run­gen wie­der auf­ge­rap­pelt und erholt, durch den aktu­ell anhal­ten­den Teil-Lock­down wer­den aller­dings eini­ge Betrie­be aber­mals kon­junk­tu­rell aus­ge­bremst. Ins­be­son­de­re Gewer­ke, die direkt von den Ein­schrän­kun­gen betrof­fen sind, wie Kos­me­ti­ker oder die Lebens­mit­tel­hand­wer­ke, haben erneu­te Umsatz­ein­bu­ßen. Für das Jahr 2020 gehen wir daher davon aus, dass das ober­frän­ki­sche Hand­werk einen Umsatz­rück­gang von cir­ca 4 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr ver­zeich­nen wird. Damit ist das Hand­werk – im Ver­gleich zu ande­ren Bran­chen – bis­her zwar nicht unge­scho­ren, aber bes­ser als zunächst erwar­tet durch die Kri­se gekom­men, ins­be­son­de­re mit Blick auf die Beschäf­tig­ten­ent­wick­lung. Die Beschäf­tig­ten­zahl konn­te über das Jahr kon­stant gehal­ten wer­den.
Den­noch ist die finan­zi­el­le Per­spek­ti­ve für vie­le Betrie­be unge­wiss. Fast jeder zwei­te Betrieb rech­net mit zuneh­men­den finan­zi­el­len Eng­päs­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund und mit Blick auf die nach wie vor nicht abseh­ba­re Ent­wick­lung der Pan­de­mie und ihrer wirt­schaft­li­chen Fol­gen ist es wei­ter wich­tig, mit staat­li­chen Hilfs­maß­nah­men den Betrie­ben unter die Arme zu grei­fen. Deut­li­che­re Spu­ren hat die Coro­na-Pan­de­mie übri­gens im Aus­bil­dungs­markt hin­ter­las­sen. Im Ver­gleich zum Vor­jahr beträgt der Rück­gang an neu geschlos­se­nen Aus­bil­dungs­ver­trä­gen etwa 8 Pro­zent, wäh­rend der Bedarf an Fach­kräf­ten wei­ter­hin hoch ist.

Wäre ein Haus­bau der­zeit ver­hält­nis­mä­ßig teu­er oder billig?

Man­fred Amon: Auf­grund der anhal­ten­den Nied­rig­zins­pha­se hält der Trend zum Eigen­heim­bau an. Wäh­rend die Prei­se am Bau nahe­zu kon­stant geblie­ben sind, stei­gen die Grund­stücks­prei­se auf­grund des knap­pen Bau­land­an­ge­bots in der Regi­on ste­tig an.

Gibt es inner­halb der Bran­che Unter­schie­de in den Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie? Wel­che Gewer­ke sind mehr, wel­che weni­ger betroffen?

Man­fred Amon: Auf­grund der Inho­mo­ge­ni­tät des Hand­werks­sek­tors sind auch die wirt­schaft­li­chen Fol­gen für die ein­zel­nen Gewer­ke sehr unter­schied­lich. Das Bau- und Aus­bau­hand­werk in Stadt und Land­kreis Bam­berg spürt bei­spiel­wei­se nur wenig bis gar nichts von der Kri­se. Die Auf­trags­bü­cher sind gut gefüllt. Ledig­lich War­tungs­ter­mi­ne wer­den ver­ein­zelt sei­tens der Kun­den ver­scho­ben. Und auch das Lebens­mit­tel­hand­werk ohne Cate­ring ist bis­lang robust durch die Kri­se gekom­men. Für indus­trie­na­he Zulie­fer­ge­wer­ke, Betrie­be aus dem Lebens­mit­tel­hand­werk, die eng mit der Gas­tro­no­mie ver­bun­den sind oder Cate­ring anbie­ten, sowie für per­sön­li­che Dienst­leis­tun­gen wie Fri­seu­re und Kos­me­tik­stu­di­os, sind die wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Pan­de­mie dage­gen deut­li­cher spür­bar.
Eini­ge indus­trie­na­he Hand­werks­be­trie­be in der Regi­on Bam­berg, ins­be­son­de­re im Metall­be­reich, haben Pro­ble­me ihre Pro­duk­ti­on am Lau­fen zu hal­ten, weil Lie­fer­ket­ten unter­bro­chen sind.
Auch per­so­nel­le Eng­päs­se machen den Betrie­ben zuneh­mend zu schaf­fen, da immer mehr Mit­ar­bei­ter krank­heits- oder qua­ran­tä­ne­be­dingt aus­fal­len. Die gestie­ge­nen Anfor­de­run­gen an Hygie­ne- und Schutz­vor­keh­run­gen sind vor allem für die­je­ni­gen Hand­wer­ker eine zusätz­li­che Belas­tung, für die das kör­per­na­he Arbei­ten unab­ding­bar ist. Die schwie­ri­gen Geschäf­te in eini­gen Gewer­ken machen sich auch bei den Aus­bil­dungs­plät­zen bemerk­bar. Kon­kre­te Zah­len zu den nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen der betrof­fe­nen Hand­werks­be­trie­be lie­gen uns bis­lang jedoch noch nicht vor.
Doch hat die Kri­se im regio­na­len Hand­werk auch krea­ti­ve Kräf­te frei­ge­setzt. Mit einem Lie­fer­ser­vice, beson­de­ren Ange­bo­ten und einer Umstruk­tu­rie­rung der Pro­duk­ti­on reagier­ten eini­ge Betrie­be auf die ver­än­der­te Situa­ti­on. Vor allem im Hin­blick auf die Digi­ta­li­sie­rung hat sich hier viel bewegt.

Gibt es in der Bran­che wie­der­keh­ren­de Kla­gen? Wenn ja, welche?

Man­fred Amon: Größ­te Her­aus­for­de­run­gen des Hand­werks neben der aktu­el­len Coro­na-Kri­se ist der seit lan­gem bestehen­de Fach­kräf­te- und Nach­wuchs­man­gel. Ober­fran­ken­weit ist im Hand­werk ein deut­li­cher Rück­gang an Aus­zu­bil­den­den in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren zu ver­zeich­nen. Die regio­na­len Hand­werks­be­trie­be haben vie­le poten­zi­el­le Aus­zu­bil­den­de an die Indus­trie ver­lo­ren. Die­se Ent­wick­lung ist durch die zuneh­men­de Aka­de­mi­sie­rung der Gesell­schaft noch ver­schärft wor­den. Die Coro­na-Kri­se, die teils zu mas­si­ven Umsatz­ein­brü­chen in der Indus­trie geführt und die Zukunfts­per­spek­ti­ven in der Indus­trie ein­ge­trübt hat, könn­te sich des­halb mit­un­ter posi­tiv auf die Fach­kräf­te- und Nach­wuchs­si­tua­ti­on im Hand­werk auswirken.

Zur Hand­werks­bran­che gehört auch das Sanie­rungs­ge­wer­be. In wel­chem Zustand befin­det sich die­ses? Sehen Sie beim Sanie­ren eine ver­stärk­te Nach­fra­ge? Wel­che Instand­hal­tungs­maß­nah­men wer­den der­zeit ver­stärkt durch­ge­führt? Wenn ja, wie erklä­ren Sie sich die­sen Trend?

Man­fred Amon: Gera­de klei­ne­re Bau­vor­ha­ben von pri­va­ten Eigen­tü­mern wur­den und wer­den der­zeit ver­mehrt ange­gan­gen. Vor allem die Tat­sa­che, dass mehr zuhau­se ver­weilt und gear­bei­tet wird, hat manch einen dazu ver­an­lasst, mehr ins eige­ne Heim zu inves­tie­ren. Dabei spielt auch eine Rol­le, dass zum Bei­spiel bei ener­gie­wirk­sa­men Inves­ti­tio­nen wie einer Wär­me­däm­mung, dem Aus­tausch von Fens­tern oder auch der Hei­zungs­mo­der­ni­sie­rung staat­li­cher­seits mit beträcht­li­chen Hil­fen geför­dert wird. Wenn ein Haus­ei­gen­tü­mer sieht, dass er kei­ne Zin­sen bekommt und damit ange­sichts auch einer nur gerin­gen Preis­stei­ge­rung das Geld auf der Bank weni­ger wert wird, dann liegt der Gedan­ke nahe, in Immo­bi­li­en­wer­te zu inves­tie­ren. Zudem wur­de in die­sem Jahr deut­lich weni­ger Geld für Rei­sen auf­ge­wen­det. Auch die­ses übri­ge Kapi­tal fließt mit­un­ter in Sach­in­ves­ti­tio­nen, vor allem eben in Bau- und Umbaumaßnahmen.

In einer immer älter wer­den­den Gesell­schaft muss alters­ge­recht gebaut wer­den. Wie hoch ist hier­bei die Nach­fra­ge? Wie ist die Bran­che für die­ses The­ma aufgestellt?

Man­fred Amon: Die Nach­fra­ge zu alters­ge­rech­ter Bau­wei­se nimmt ste­tig zu, das regio­na­le Hand­werk ist hier­für bes­tens gerüs­tet. Gestie­ge­ne Nach­fra­ge besteht im Bereich Elek­tro­tech­nik nach Smart Home-Lösun­gen. Hier steht die Bedie­nung elek­tri­scher Anla­gen zum Bei­spiel über Sprach­steue­rung hoch im Kurs.