Klimaneutrale Transformation der Gas-Infrastruktur beschleunigen
Drei Jahre nach Ende russischer Gasimporte ist die Versorgung stabil
Anlässlich des dritten Jahrestags der Energieversorgung ohne russisches Gas zieht die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. eine positive Bilanz.
„Das gute Krisenmanagement nach dem Ende russischer Erdgaslieferungen macht sich weiterhin bemerkbar. Obwohl seit September 2022 kein russisches Pipeline-Erdgas mehr zur Verfügung stand, gab es keine Versorgungsengpässe und der Wärmebedarf konnte in den vergangenen Wintern zu jeder Zeit gedeckt werden“, sagt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat zum 1. Juli 2025 die zuvor geltende Alarmstufe des Notfallplans Gas in Deutschland aufgehoben. Seither gilt wieder die Frühwarnstufe und die Gefahr einer angespannten Gasversorgung wird im Augenblick als gering eingeschätzt. „Aktuell sind unsere Speicher zu circa 60,5 Prozent gefüllt. Damit sind wir für den kommenden Herbst und Winter auf einem guten Weg. Aber die Herausforderungen im Energiesektor bleiben. Damit wir auch die nächste Heizperiode ohne Erdgas-Engpässe überstehen, muss weiterhin sparsam umgegangen werden“, mahnt Brossardt.
Trotz der aktuell stabilen Gasversorgung müssen aus Sicht der vbw Maßnahmen getroffen werden, um die klimaneutrale Transformation der Gas-Infrastruktur zu beschleunigen „Es braucht dringend einen konkreten und ökonomisch sinnvollen Plan zum Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke, der rasch mit den ersten Ausschreibungen umgesetzt wird. Beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft brauchen wir mehr Dynamik. Neben globalen Partnerschaften für den Import von Wasserstoff braucht es in Bayern und Deutschland ebenfalls Erzeugungskapazitäten sowie einen raschen und bedarfsgerechten Ausbau der Infrastruktur“, erklärt Brossardt abschließend.
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Um Klimaneutralität zu erreichen
Bündnis „Sozialverträgliche Mobilitätswende“: Staatsregierung muss handeln
Das Bündnis „Sozialverträgliche Mobilitätswende“ hat einen Forderungskatalog vorgestellt, der die Bayerische Staatsregierung zum Handeln in Sachen Klimaneutralität auffordert. Infrastruktur müsse ausgebaut, Emissionen gesenkt und Teilhabe erhöht werden.
Bayern hat sich verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu werden. Damit das nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, so der Sozialverband VdK Bayern in einer Mitteilung, brauche es im für etwa 30 Prozent der Emissionen verantwortlichen Verkehrssektor tiefgreifende Veränderungen. Was die Staatsregierung dafür umsetzen muss, hat das bayerische Bündnis „Sozialverträgliche Mobilitätswende“ in seinem Papier „Sozialverträgliche Mobilitätswende in Bayern. Gemeinsam für Klimaschutz und soziale Teilhabe im Verkehr“ zusammengefasst.
Diesen Forderungs-Katalog hat der bayernweit bislang einmalige Zusammenschluss aus neun zivilgesellschaftlichen Organisationen am Donnerstag (11. April) in München öffentlich vorgestellt. Adressiert sind die Forderungen als Handlungsauftrag an die Staatsregierung. Dem Bündnis gehören der ADFC Bayern, der AWO-Landesverband, der BUND Naturschutz in Bayern, der Deutsche Gewerkschaftsbund (Bezirk Bayern), die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, die IG Metall (Bezirk Bayern), der VdK Bayern, der VCD Landesverband Bayern und ver.di Bayern.
Bayern zweitschlechtestes Bundesland
Lärm, Stickoxide und Feinstaub belasten Millionen Menschen im Freistaat, so die VdK-Mitteilung weiter. 2023 kamen 499 Menschen auf Bayerns Straßen durch Verkehrsunfälle ums Leben, mehr als 62.000 wurden verletzt. Gleichzeitig schließe die stark auf den eigenen Pkw ausgerichtete Verkehrspolitik Bayerns etliche Bevölkerungsgruppen aus: Menschen mit geringem Einkommen, körperlichen oder geistigen Behinderungen oder Bewohner:innen ländlicher Gebiete. Bayern ist somit laut „Allianz pro Schiene“ das zweitschlechteste Bundesland nach Mecklenburg-Vorpommern, was die Erreichbarkeit des ÖPNV betrifft.
Auch in Sachen Barrierefreiheit verfehle die Staatsregierung ihr selbst gestecktes Ziel „Barrierefreiheit 2023“ bislang. Aktuell sind weniger als die Hälfte aller Bahnhöfe und Haltepunkte in Bayern komplett barrierefrei ausgebaut. Dies gelte auch für viele Busse und Bahnen. Und: Die Staatsregierung müsse Dialog und Zusammenarbeit mit denjenigen, ohne die die Mobilitätswende undenkbar ist, verbessern. Dabei handelt es sich laut VdK um Beschäftigte und Entscheidungsträger in ÖPNV, Automobil- und Zuliefererindustrie sowie Fahrradhandel und Tourismus.
Um dem entgegenzuwirken fordert das Bündnis „Sozialverträgliche Mobilitätswende“ den Freistaat auf, umfassend und langfristig in Ausbau, Finanzierung, Qualität und Barrierefreiheit des ÖPNV zu investieren. Auch der Ausbau der Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur im gesamten Land sei überfällig. Weiterhin müsse die Exekutive die „Vision Zero“ (keine Toten und Schwerverletzten) in sämtlichen Verkehrsplanungen verankern.
Außerdem müsse Barrierefreiheit ohne Abstriche überall Standard sein. Dazu gehöre auch, das Fahrrad als Vehikel der Inklusion miteinzuplanen. Bayern brauche zudem ein Sozialticket für Menschen mit geringem Einkommen. Um dem Fachkräftemangel im ÖPNV entgegenzuwirken, sollten außerdem die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Und um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in der Branche zu sichern, seien staatliche Förderungen für alternative Technologien, neue Produkte und Geschäftsmodelle alternativlos.
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Konsequenzen für Standortausbau in Bamberg erwartet
Grünes Bamberg begrüßt Brose-Pläne zur Klimaneutralität
Die CO2-Bilanz wird vermutlich in naher Zukunft auch und gerade bei Unternehmen ein Wettbewerbsvor- oder Nachteil sein. Wie die Grünes Bamberg-Stadtratsfraktion nun mitteilt, gibt es erfreuliche Nachrichten in Bezug auf ein Unternehmen, das in Bamberg hier eine Vorreiterrolle einnehmen kann.
„Wie Brose in einer Pressemitteilung erklärt hat, will Brose ein CO2-neutrales Unternehmen werden und bis 2025 alle Standorte klimaneutral betreiben“, zeigt sich Bausenatsmitglied Christian Hader erfreut über diese Entwicklung. „Als Grünes Bamberg möchten wir, dass unsere lokalen Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt sind und wer klimaneutral werden will, muss in erster Linie regenerative Energien vor Ort nutzen“, so Hader weiter.
Auch Markus Schäfer, neuer Sprecher der Bamberger Grünen im Bausenat bestätigt dies: „Kompensationsmaßnahmen wie zum Beispiel Aufforstungen sind immer nur die zweit- oder drittbeste Lösung. Gerade im Neubau, wie ihn Brose plant, sind die Möglichkeiten zur CO2-Einsparung gegeben.“
„Nur so gehen Ökonomie und Ökologie zusammen“
Insofern sind sich die Bamberger Grünen sicher, dass sich Brose die Chance auf einen möglichst klimaneutralen Vorzeige-Neubau in Bamberg sicher nicht entgehen lassen wird. „Die von uns schon in der Einleitung des Bebauungsplanverfahrens geforderte und von politischen Mitbewerbern abgelehnte Nutzung von Photovoltaik sollte also gar nicht mehr zur Debatte stehen. Alles andere wäre ja weder mit den Klima- noch mit den erfreulichen Unternehmenszielen vereinbar“, so Christian Hader.
Die Grünes Bamberg-Fraktion will dem Projekt zustimmen, wenn die Bamberger Brose-Erweiterung die neue Unternehmenslinie sichtbar macht und eine Vorreitertrolle einnimmt. „So und nur so gehen Ökonomie und Ökologie zusammen. Den klimaneutralen Unternehmen wird die Zukunft gehören“, so Markus Schäfer abschließend.