Nach zweieinhalbjähriger Ausbildung haben 244 junge Frauen und Männer die Laufbahnprüfung des mittleren Polizeivollzugsdienstes im Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum (BPOLAFZ) Bamberg erfolgreich abgeschlossen.
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Gegen Fachkräftemangel
Diözesan-Caritasverband fordert Bundesqualitätsgesetz für Kitas
Ein Bundesqualitätsgesetz für Kindertageseinrichtungen fordert der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg im Einklang mit zahlreichen anderen Organisationen. Das Gesetz soll länderübergreifend Standards festlegen. Die Unterstützer der Forderung sehen darin eine wichtige Maßnahme gegen den Fachkräftemangel in den Erziehungsberufen.
„Wie wichtig Kindertagesstätten sind, wurde in der Corona-Pandemie deutlich. Ohne Kinderbetreuung können Eltern ihrem Beruf nicht nachgehen“, sagt Hildegard Thoma, Referentin für Kindertagesbetreuung beim Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg. „Eltern benötigen daher dringend eine verlässliche, qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung mit ausreichendem und gut qualifiziertem Personal.“
Ein Problem besteht freilich darin, dass die Qualität der Betreuung regional schwankt. „In einem Bundesqualitätsgesetz würden für alle Länder Standards verbindlich geregelt, die wissenschaftlich begründet und unabhängig von der Haushaltslage definiert sind“, erläutert Thoma. „Qualität braucht einen fixen Rahmen und kostet Geld. Hier sind wir auf eine verlässliche und dauerhafte Unterstützung des Bundes angewiesen.“
Verbessertes Fachkraft-Kind-Verhältnis
Hildegard Thoma weist darauf hin, dass die Bürokratisierung und damit die Leitungsaufgaben in der Kindertagesbetreuung zugenommen haben: „Die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben, das Managen von Krisen, die Entwicklung, Fortschreibung und Implementierung pädagogischer Konzepte, die Entwicklung der Qualität im Team, das Personalmanagement – all dies benötigt zunehmend mehr Zeit. Daher muss ein ausreichendes Zeitkontingent gesetzlich festgeschrieben werden.“ Daher fordert ein Positionspapier 20 Stunden pro Woche ausschließlich für Leitungsaufgaben und ein verbessertes Fachkraft-Kind-Verhältnis. Dieser Schlüssel soll 1:2 für unter Einjährige, 1:3 für Ein- bis Dreijährige, 1:8 für Dreijährige bis Kinder zum Schuleintritt und 1:10 für Kinder ab sechs Jahren betragen.
Das Positionspapier verfasst haben der Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder, die Arbeiterwohlfahrt und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg sieht in einem Kita-Bundesqualitätsgesetz auch ein Mittel, dem wachsenden Fachkräftemangel zu begegnen. „Auch in unserer Diözese gibt es mittlerweile Kindertagesstätten, die die täglichen Öffnungszeiten reduzieren müssen, weil Personal fehlt“, sagt Hildegard Thoma. Der Zeitbedarf für Personalgewinnung habe enorm zugenommen. „Der Markt ist zu einem Markt der Bewerber geworden.“
Als Gründe sieht sie zu einem, dass die Fachkräfte der geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente gehen. Davor habe die Politik die Augen verschlossen. Ein anderer wesentlicher Faktor sei, dass die Fachkräfte zu wenig Zeit für mittelbare Aufgaben haben: um die pädagogische Arbeit vor- und nachzubereiten, die Entwicklung der Kinder zu beobachten, die Arbeit zu dokumentieren, mit den Eltern zu sprechen und zusammenzuarbeiten, Kinder mit besonderen Bedürfnissen wie Sprachbarrieren oder drohender Behinderung zu betreuen. Auch für Fortbildung bleibe zu wenig Raum. „Das führt dazu, dass junge Beschäftigte die Kitas bald wieder verlassen und Fachkräfte in einen anderen Beruf wechseln oder deutlich vor Eintritt des Rentenalters aus dem Beruf ausscheiden“, hält Hildegard Thoma fest.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg fordert daher in Einklang mit den Verfassern des Positionspapiers, dass die Verabschiedung eines Bundesqualitätsgesetzes in der Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung verabredet wird.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg vertritt die Interessen von 240 Kindertagesstätten in Ober- und Mittelfranken.
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Fußball-Bayernliga Nord
FC Eintracht Bamberg besiegt den FC Sand zum Rückrundenstart mit 6:0
Mit einem Sieg ist der FC Eintracht Bamberg in die Rückrunde der Fußball-Bayernliga Nord gestartet. Die Domreiter siegten gestern Nachmittag zu Hause gegen den 1. FC Sand mit 6:0. Mit jetzt 42 Punkten belegt der FCE den zweiten Tabellenplatz, auf Rang eins steht weiterhin die SpVgg Ansbach mit 44 Punkten.
Es war der erwartete Sieg des FC Eintracht Bamberg gegen die Unterfranken. Allerdings hatten die Gäste in den ersten 30 Minuten gut dagegen gehalten und dafür gesorgt, dass die Gastgeber geduldig sein mussten. Bereits nach 52 Sekunden lag der Ball zum ersten Mal im Netz des Gästetores, aufgrund einer Abseitsposition wurde der Treffer jedoch nicht anerkannt. Kurz darauf hatten die Gastgeber großes Glück, als nach einer Hereingabe von der rechten Seite Kiebler im Fallen am zweiten Pfosten am Ball vorbeigrätschte. Das war eine große Chance für die Gäste, es sollte auch die einzige bleiben. Dann allerdings hatten die Domreiter Pech, als Tranziska nur den Pfosten traf (9.). Die Gastgeber dominierten die Partie, der FC Sand jedoch stand an sich gut im Abwehrverbund. So gelang den Hausherren aus dem Spiel heraus kein Treffer. Und wenn das so ist, muss halt eine Aktion nach einem ruhenden Ball weiterhelfen. Nach einem Eckball des Tabellendritten köpfte Kettler ins lange Eck zur Bamberger Führung (31.). Dann ging es Schlag auf Schlag. Tranziska war mit einem Schuss ins lange Eck erfolgreich zum 2:0 (36.) und erneut Tranziska erhöhte wieder per Schuss und wieder ins lange Eck zum 3:0 (40.) – das war der Halbzeitstand. Den 524 Zuschauern dürfte klar gewesen sein, dass mit diesem Ergebnis und der Bamberger Dominanz mehr als nur eine kleine Vorentscheidung gefallen war. Auf jeden Fall spiegelte das Ergebnis das Spiel wider.
„Sieg in dieser Höhe verdient”
Nach der Pause hatte der FC Eintracht Bamberg die Partie weiter gut im Griff, von Sand kam nichts mehr. Vor allem in der Offensive gab es keine großen Aktionen, Torwart Dellermann hatte einen sehr ruhigen Nachmittag. Die Gastgeber nutzten auch ihre weiteren Chancen und erhöhten durch einen Schuss vom Stromer aus 16 Metern auf 4:0 (53.). Und kurz darauf verwertete Tranziska aus kurzer Distanz eine feine Vorarbeit von Hack, der von der rechten Außenposition den Ball nach innen brachte, zum 5:0 (55.). In dieser Phase wurde das Spiel dann ruppiger mit der Folge, dass es gelbe Karten gab und zweimal gar gelb/rot. Bei Sand mussten vor dem Schluss erst Zeiß (62), dann Thomann (85.) vorzeitig das Feld verlassen. Den Schlusspunkt setzte dann Hack in der Nachspielzeit, als er auf dem rechten Flügel mit richtig Tempo gen Strafraum zog und mit einem Flachschuss ins lange Eck das halbe Dutzend voll machte zum 6:0 (90.+1).
Das sagt Trainer Julian Kolbeck: „Es war unter dem Strich ein verdienter Sieg, ich denke auch in dieser Höhe. Wir hatten über die gesamte Zeit viel Spielkontrolle und haben unsere Chancen auch genutzt. Ich hätte mich gefreut, wenn wir die Möglichkeiten, die wir zusätzlich noch hatten, auch eiskalt verwertet und zugeschlagen hätten. Allerdings hatten wir in der ersten Halbzeit auch ein bisschen Glück, als Sand einen Konter ansetzte und dann nur knapp die Führung verpasst. Es war aber auch, meiner Ansicht nach, die einzige gute Chance für den Gegner. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Den Derbysieg gegen Don Bosco Bamberg vor einer Woche konnten wir gegen Sand vergolden mit so einer Leistung. Das ist auch ein Ausrufezeichen.”
Tore
1:0 Kettler, (31.) 2:0 Tranziska (36.), 3:0 Tranziska (40.), 4:0 Stromer (53.), 5:0 Tranziska (55.), 6:0 Hack (90+1)
Zuschauer: 524
Aufstellung des FC Eintracht Bamberg
Dellermann – Kollmer (ab 62. Ljevsic), Stohmer (ab 71. Reck), Schmitt, Tranziska (ab 62. Helmer), Valdez, Hack, Reischman, Kaube (ab 46. Popp), Kettler (ab 56. Lang), Schmittschmitt
Für den FC Eintracht Bamberg steht die nächste Partie am 6. November bei der SpVgg Bayern Hof an. Danach empfangen die Domreiter zu Hause am 13. November den SV Seligenporten, am 21. November gastieren sie beim TSV Großbardorf und zum Abschluss des Jahres am 27. November erwarten sie den TSV Abtswind.
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Ausstellung „Porosity Playground“ im Kesselhaus
„Wir tragen keine fertigen Kunstwerke in den Ausstellungsraum“
Angeführt von Kuratorin und Bildhauerin Notburga Karl zeigt eine namenlose Kunst-Gruppe noch bis Mitte November ihre Ausstellung „Porosity Playground“ im Bamberger Kesselhaus. Das Besondere: Keine Ausstellung ist wie die andere, denn die Kunstwerke entstehen als Reaktion auf den jeweiligen Ausstellungsort erst vor Ort.
Seit 24. Oktober zeigen Notburga Karl, Thomas Trinkl, Sonja Engelhard, Carlos de Abreu, Pravdoliub Ivanov und das Duo Dan Dryer (Astrid Piethan und Jörg Koslowski) Skulpturen, Installationen und Malerei im Kesselhaus. In ihren Werken nehmen die Künstlerinnen und Künstler aus ihrer Sicht überkommene Wahrnehmungs- und Interpretationsmechanismen ins Visier und hinterfragen das Zusammenspiel zwischen Werk, Materialität und Ausstellungsort.
Anfang September haben wir Notburga Karl zum Interview über die Ausstellung „Porosity playground“ getroffen, als im Sinne der Herangehensweise noch nicht ganz klar war, was zu sehen sein würde.
Frau Karl, welche Bedeutung hat der Titel der Ausstellung „Porosity Playground“?
Notburga Karl: Porosity, also Durchlässigkeit, etwas Poröses, kann sich auf mehrere Dinge beziehen: Die Durchlässigkeit im Kopf, also das, was bewusst geschieht, wenn man Kunst betrachtet: Man stellt sich eine Materialität vor oder eine filternde, fragile Zustandsform oder auch etwas im übertragenen Sinn einen Übergangszustand, der durchlässig aber doch filternd ist. Auch etwas, das mit einem nicht-visuellen Zugang zu tun hat. Davon ausgehend kann die Art und Weise, Kunst zu sehen oder zu machen durchlässig oder fließend sein, was Interpretation oder Bedeutungszuweisung angeht. Playground spiegelt unser Ansinnen, uns als Künstlerinnen und Künstler immer mit großer Offenheit und Lockerheit auf Dinge einzulassen. Ein Möglichkeitsraum.
Was meinen Sie mit „nicht-visueller Zugang“?
Notburga Karl: Wir sind im Alltag darauf getrimmt, zu decodieren. Eine rote Ampel bedeutet stehenbleiben, eine grüne Ampel losgehen. Ob rot auch etwas anderes in uns auslösen kann, Emotionen zum Beispiel, spielt dabei keine Rolle. Es hat sich eingeschlichen, dass wir so auch Kunst betrachten. Man schaut hin, denkt, man weiß Bescheid und schaut wieder weg. Das geht bei unseren Arbeiten nicht. Es braucht eine Zeit des Einlassens, eine Art Bewusstwerdungsprozess, damit sich die Behauptung, die wir in den Werken formulieren, erhärten. Nur weil ein Raum wie das Kesselhaus ein Ort der Kunst ist, heißt das noch nicht, dass alles, was dort gemacht wird automatisch auch Kunst ist. Uns interessieren auch existenzielle Fragen wie: Was macht Kunst, wie kann sie sich eine Form oder Visualität geben – und was bedeutet das konkret fürs Kesselhaus, mit seiner starken Architektur und seiner Geschichte? Wir versuchen, den Kunstort sozusagen auf null zurückzusetzen, um ihn dann mit unseren Werken in seinen Bedeutungen neu zu besetzen.
Sie gehen also davon aus, dass das Publikum diese theoretische Seite der Ausstellung durchaus wahrnehmen und nicht, wie beschrieben, hin und wieder wegschauen wird?
Notburga Karl: Ja, das Publikum wird merken, dass es beim Betreten der Ausstellung vielleicht auch erstmal in ein Vakuum tritt, in dem es sich desorientiert fühlen könnte, weil die mitgebrachte Herangehensweise an Kunst und die bisherige Art und Weise, Kunst zu betrachten, nicht sofort greifen.
Ist es Teil des Ansinnens der Ausstellung, das Publikum zu desorientieren oder vielleicht sogar zu überfordern?
Notburga Karl: Ich finde es interessant, dass Sie desorientieren mit überfordern gleichsetzen. Eine neue oder andere Orientierung muss nicht automatisch negativ bewertet sein. Klar, es ist ein Verlassen der Komfortzone. Vielleicht ist es besser, die mögliche Reaktion des Publikums eher als verhaltend oder zurücktretend zu bezeichnen. Desorientieren klingt eher aggressiv, so als ob wir die Leuten vor den Kopf stoßen oder sie in ihrer etwaigen Unwissenheit bloßstellen wollen würden. Das wollen wir nicht. Wir wollen, dass die Leute von der Ausstellung etwas haben. Wir haben der Ausstellung vielleicht eine andere Verführungskunst gegeben als die üblichen Herangehensweisen bei Kunstbetrachtung – ein Aha-Erlebnis, das sich vielleicht auch erst zeitversetzt einstellt.
Trotzdem möchte die Ausstellung aber nicht so sehr mit Schauwerten für die Sinne beeindrucken, als mit ihrer abstrakten Theorie?
Notburga Karl: Eigentlich hoffen wir schon, die Leute auch auf der ästhetischen Ebene zu erreichen. In Kunst geht es immer auch um die Form. Wir werden zum Beispiel mit sowas wie Akustik oder Licht arbeiten, was den Raum auch füllt und ihn sinnlich wirken lässt. Wir wollen den Raum nicht durch unsere große Kunstgeste bekämpfen, sondern ihm eine neue Wirkung und begleitende Kommentierung verleihen.
Ein Teil dieses Programms besteht darin, dass Sie als Künstlerinnen und Künstler sich oft von konkreten Ausstellungssituationen zu neuen Arbeiten inspirieren lassen.
Notburga Karl: Ja, das zeichnet unsere Arbeitsweise aus. Wir nehmen den Raum nicht nur als austauschbaren Behälter für Kunst wahr, sondern versuchen, ihm gerecht zu werden und lassen uns von seiner Beschaffenheit zu Werken herausfordern. Darum gibt es auch die ganze Bandbreite künstlerischer Darstellungsformen – bildhauerisch, malerisch, installativ, multimedial, konzeptuell und vieles mehr.
Haben schon alle an der Ausstellung Beteiligten das Kesselhaus und die Beschaffenheit seiner Ausstellungsfläche gesehen? Haben die Beteiligten in diesem Sinne schon entschieden, was sie vor Ort enstehen lassen und ausstellen werden?
Notburga Karl: Alle Beteiligten haben sich den Raum schon vergegenwärtigt. Was ausgestellt wird, kann ich aber noch nicht sagen. Es ist ja nicht so, dass wir fertige Kunstwerke einfach so in den Ausstellungsraum hineintragen. Der Raum spricht gerade bei dreidimensionalen Arbeiten immer mit. Viele unsrer Werke entstehen im Raum und mit dem Raum. Nicht alles passt in so einen Raum. Es gibt Arbeiten und Entwürfe im Vorfeld, die in Bezug auf den tatsächlichen Ort aber dann erst überprüft werden müssen.
Was macht das Kesselhaus für diese Ausstellung und diese Art auszustellen interessant?
Notburga Karl: Auf der einen Seite ist das ganz klar seine Materialität. Dazu rechne ich nicht nur den Beton, sondern auch das Licht, die Stimmung und Spuren vorheriger Ausstellungen oder Benutzung. Und auf der anderen Seite spielt auch die Geschichte des Kesselhauses für die künstlerische Annäherung eine große Rolle. Die Tatsache, dass dort einmal die Heizkessel für das nebenan gelegene ehemalige Krankenhaus waren, verleiht dem heutigen Kesselhaus gleich eine gewisse Aussage. Dieser historische Hintergrund, der in diesem Raum mitspricht, wirkt sich auf das aus, was man in ihn reinträgt. Man könnte sich also als Bildhauerin oder Bildhauer mit Dampf beschäftigen, dem anderen Aggregatszustand von Wasser. Dieser Raum allerdings bringt den Kontext der nicht mehr sichtbaren Kessel sofort ins Spiel. Ein anderer Raum würde das nicht.
Wissen Sie schon grundsätzlich, wie Sie sich dem Raum nähern werden?
Notburga Karl: Meine Vorstellungen gehen immer wieder von Lichtsituationen aus, ich werde wohl mit Licht arbeiten. Ein wandernder Lichtkegel vielleicht, der die Oberfläche streichelt. Jedenfalls wird es wohl mit der Decke zu tun haben. Haben Sie schon mal hoch geschaut? Sie hat einen seltsam gleichmäßigen Teint. Wir alle werden jeweils andere Sphären des Raumes aufgreifen. Wenn ich zum Beispiel von der Decke nicht loskomme, immer wieder hochschaue, muss ich damit wohl was machen. Außerdem steht noch der Boden in all seiner Doppelbödigkeit zu Verfügung oder die von oben hängenden Doppel-Trichter und ihr bestimmendes Volumen, oder die Glasfassade, oder Rost. Wir suchen nach Charakteristika des Raums, und suchen nach großzügigen Antworten auf die vorgegebene Situation.
Was ist der Reiz an dieser Herangehensweise?
Notburga Karl: Wahrscheinlich ist es die Lust auf das Ungewisse, die in neuen Kontexten wie Ausstellungsräumen oder der Gefallen daran, Grenzen immer wieder neu zu erfahren, zu thematisieren und zu verschieben. Das ist übrigens ein grundsätzlicher Anspruch, den wir aus der Avantguarde geerbt haben. Auch wollen wir den Kontext Kunst und ihre Ausdrucksweisen immer wieder von grundauf infrage stellen, um dann zu ihr hoffentlich zurückzufinden, um zu sagen, dass es immer noch sinnvoll ist, Kunst zu machen und sie in Räume zu stellen. Wenn wir es hinbekämen, dass das Kesselhaus für alle, die es schon kennen, ein anderer Ort wird, wo man sich auch mal ganz anderes sich denken getraut, dann hätten wir schon was geschafft.
Wie sahen die Publikumsreaktionen an den vorherigen Orten, an denen Sie ausstellten, aus?
Notburga Karl: Interessiert, offen und dankbar, weil es in der Ausstellung ja tatsächlich so einen Verschiebe-Effekt in der Wahrnehmung geben kann – wenn man sich darauf einlässt, und weil es zugleich einen Kunstdiskurs gibt, in dem wir etwas beisteuern. Wir sind auch sehr gesprächsbereit und verfügbar. Die Ausstellung wird Bamberg auch zugute kommen.
Warum?
Notburga Karl: Wenn man Kunst anschaut, erfährt man ja nicht nur etwas über das Werk, sondern auch etwas über sich. Entweder findet man etwas von sich darin bestätigt oder infrage gestellt. Die Ausstellung und ihre Herangehensweise ist vielleicht etwas, das in Bamberg noch nicht so oft zu sehen gewesen ist oder gemacht wurde. In Bamberg hat sich durch die Menge an ehrwürdiger, alter Kunst – die ja übrigens nicht immer alt war, sondern kurz sehr zeitgenössisch – bei vielen das Bedürfnis nach Bewahren ausgelöst. Was in der Sprache der Kunst verhandelt wird, was in ihren Kontext hineingedacht werden kann oder soll, ist aber in ständiger Veränderung und immer im Übergang. Dadurch sind die Werke, die wir ausstellen, erstmal wie im Modus von Behauptungen oder Fragen zu verstehen, und sie sind noch nicht so anerkannt beziehungsweise abgesichert wie die Dinge, die es in Antiquitätenläden gibt. Die größte Frage betrifft übrigens auch das Kesselhaus selbst und sein Potential für Bamberg.
In der Ausstellung werden neben Ihrem Beitrag Werke von Thomas Trinkl, Sonja Engelhard, Carlos de Abreu, Pravdoliub Ivanov und des Duos Dan Dryer zu sehen sein. Nach welchen Kriterien haben Sie als Kuratorin die austellenden Künstlerinnen und Künstler ausgewählt?
Notburga Karl: Für diese Herangehensweise, die uns verbindet, also so mit Räumen zu arbeiten, braucht es Gemeinsamkeiten in der Fragestellung, in der Suche, in der Lust am Betreten von ungesichertem Terrain – anhand solcher Gemeinsamkeiten habe ich ausgewählt. Wir wollten auch Pravdoliub Ivanov aus Sofia dabei haben; er ist zu dieser Zeit Internationaler Gastprofessur für Diversity an der Universität Bamberg. Ich als verantwortliche Kuratorin brauche außerdem noch das Bewusstsein, mich darauf verlassen zu können, dass die Werke, die wir sehen werden, interessant sein werden, trotz der Unsicherheit, die im Vorfeld besteht und die herausfordernd sein kann.
Ist es ein Trend in den ausstellenden Künsten, die Rolle der Künstlerinnen und Künstler und ihrer Werke zu reduzieren und mehr die Interaktion zu betonen, mit dem Publikum oder, wie in diesem Fall, dem Ausstellungsort?
Notburga Karl: Es gibt wohl eine Entwicklung hin zu mehr Performativität und Kombinationsformen in den Künsten. Vielleicht hängt es auch mit der pragmatischen Frage zusammen, wo die ganzen Werken gelagert werden sollen, wenn sie so nicht oder nicht mehr gezeigt werden. Aber das Prinzip des Relationalen – also wie man sich zu was in Beziehung setzt – ist insgesamt ein großes Thema. Vielleicht ist es eine Konsequenz daraus, nicht so sehr von anfassbaren Grenzen auszugehen, sondern mehr von Beziehungsräumen. Das ist für mich immer noch Bildhauerei. Es hat dann möglicherweise den Effekt, dass man die einzelnen Künstlerinnen und Künstler dahinter nicht mehr so deutlich identifizieren kann. Das ändert aber an deren Präsenz und Einfluss nichts.
Ausstellung „Porosity
Playground“
24. Oktober bis 28. November
Kesselhaus
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„Katholisch sein heißt, weltkirchlich ausgerichtet sein“
Erzbischof Schick ruft vor dem Diözesanrat dazu auf, „unverschämter den Glauben zu leben“
Vor der Vollversammlung des Diözesanrats hat Erzbischof Ludwig Schick in Weismain aufgerufen, die weltweiten Partnerschaften zu pflegen. „Katholisch bedeutet weltumfassend. Wir sind dann katholische Kirche, wenn wir weltkirchlich ausgerichtet sind“, sagte Schick am Samstag und verwies auf die Partnerschaft des Erzbistums Bamberg mit dem Bistum Thiès im Senegal sowie mit Gemeinden in Indien, Peru, Bolivien, Polen und der Ukraine.
„Je weltkirchlicher wir ausgerichtet sind und handeln, desto katholischer werden wir, desto tiefer wird unser Glaube und desto umfassender unser Kirchenbild sein.“
Zur weltkirchlichen Arbeit gehören „das gegenseitige ‚Geben und Nehmen‘ sowie Demut, die den Anderen wertschätzt und ihm dienen will.“ Die Partnerschaft mit Thiès solle zum Nachdenken anregen über die ganze Kirche und die Freude am Glauben stärken.
Afrika kann anregen, offen unser Christsein zu leben
Die weltkirchlichen Partnerschaften könnten auch Inspiration für unsere Glaubenspraxis sein: „Die spontane und unkomplizierte Glaubensfreude unserer Partner in Thiès kann zum Beispiel unserer eher nüchternen und rationalen Glaubenspraxis Schwung, Emotionalität und Freude geben.“ In Afrika werde der Glaube unverschämt praktiziert, hierzulande oft nur verschämt. „Afrika kann uns anregen, nicht erst nach langem Überlegen und Abwägen zu unserem Glauben zu stehen, sondern offen unser Christsein zu leben“, so der Erzbischof. „Zugleich können wir auch den afrikanischen, indischen und lateinamerikanischen Partnern von unserer rationalen und gesellschaftsgestaltenden Religiosität etwas geben.“
Der Diözesanrat ist der Zusammenschluss von Vertretern der Dekanatsräte und der katholischen Verbände sowie von weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft im Erzbistum. Er ist ein vom Bischof anerkanntes Laiengremium. Die Einführung der Diözesanräte geht auf das II. Vatikanische Konzil zurück und stärkt die Verantwortung der Laien in der katholischen Kirche.
Das Zentralthema bei der Herbstvollversammlung 2021 des Diözesanrats in Weismain lautete: „Unsere Partnerschaft mit Thiès im Senegal: Ein Geben und Nehmen?!“
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Kontaktloser Weihwasserspender
„Holy Drop“ im Bamberger Dom
Im Bamberger Dom müssen Besucherinnen und Besucher nicht mehr auf das Kreuzzeichen mit Weihwasser verzichten. An der Sakristeipforte am für Gottesdienste geöffneten Westeingang steht ab sofort ein berührungsloser Weihwasserspender.
Wenn man die Hand unter den Hahn hält, wird automatisch und kontaktlos ein Tropfen geweihtes Wasser gespendet. „Der freistehende Hahn ist direkt am Weihwasserbecken aufgestellt und unterscheidet sich durch sein wertiges Design deutlich von den Desinfektionsmittelspendern, sodass keine Verwechslungsgefahr besteht“, erläuterte Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin für Kunst und Kultur im Ordinariat. Wenn sich das Modell mit der Bezeichnung „Holy Drop“ bewährt, sollen die Spender an allen Eingängen aufgestellt werden. Zu Beginn der Corona-Pandemie waren in allen Kirchen aus Infektionsschutzgründen die Weihwasserbecken geleert worden.
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Rückbau und Sperrung im Altenburger Wald durch das Forstamt
Illegale Mountainbike-Trails werden nicht geduldet
Die illegal angelegten Mountainbike-Trails im Altenburger Wald werden zurückgebaut und blockiert. Darauf weist die städtische Forstverwaltung hin. Zudem wird durch Beschilderung auf die Rechtslage hingewiesen, wonach das Querfeldeinfahren und Fahren auf solchen Wegen mit dem Rad im Altenburger Wald nicht geduldet und mit einem Bußgeld bis zu 1.500 Euro geahndet wird.
Damit zieht die Forstverwaltung die Konsequenzen aus der nicht mehr tragbaren Situation an den Hängen unterhalb der Altenburg.
Zum Hintergrund: Der Erholungsdruck auf Natur und Landschaft hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Das Radfahren gilt heute als Sportart mit hohem Erholungswert und verzeichnet nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie starke Zuwachsraten. Leider treten durch die zunehmende Freizeitnutzung und besonders durch das Mountainbiken immer wieder Konfliktsituationen zwischen den Bikern und Grundeigentümern, Konflikte zwischen den Erholungssuchenden untereinander und Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft auf. Besonders problematisch ist das zunehmende Fahren abseits von geeigneten Wegen.
Querfeldeinfahren im Wald ist generell verboten
Diese Entwicklung ist auch im Altenburger Wald in Bamberg zu verzeichnen. Abseits des Wanderweges (Rinnersteig) gleicht der Altenburger Wald einem Hindernisparcours: Zwischen den Bäumen und auf schmalen, abschüssigen Pfaden haben sich illegale Mountainbike-Trails verschiedenster Schwierigkeitsgrade entwickelt. Zuletzt kam es dort zu einem Unfall auf einem illegal geschaffenen Pfad.
Das städtische Forstamt und das Klima- und Umweltamt weisen deshalb darauf hin, dass Querfeldeinfahren im Wald gemäß dem Bayerischen Naturschutzgesetz(BayNatSchG) generell verboten ist. Vielmehr ist das Radfahren im Wald nur auf Straßen und geeigneten Wegen zulässig. Die Mountainbike-Trails im Altenburger Wald wurden durch unrechtmäßiges Querfeldeinfahren geschaffen und stellen keine geeigneten Wege im Sinne des Bayerischen Naturschutzgesetzes dar. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hügel, auf dem die Altenburg erbaut ist, aus wechselnden Schichten von Ton und Sandstein besteht. Die Böden sind deshalb äußerst rutschgefährdet. Es besteht die Gefahr, dass durch das Befahren die Bodenoberfläche gelockert und damit das Risiko von Bodenabtrag gesteigert wird.
Überdies wurden die Landschaftsräume um die Altenburg bereits 1976 als Schutzgebiet ausgewiesen. Durch die illegale Befahrung der Waldbestände wird die besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt erheblich gestört und beschädigt.
An einer attraktiven Alternative zum illegalen Querfeldeinfahren wird aktuell im Michelsberger-Wald gearbeitet. Dort entsteht in Abstimmung mit einer Bamberger Mountainbikeschule, den Bayerischen Staatsforsten und der unteren Naturschutzbehörde der erste legale Mountainbike-Trail im Stadtgebiet Bamberg.
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Bamberger Genusslandschaft „Genussla“: Vielfalt, Regionalität, Genuss
Mit über 120 regionalen Produzenten kulinarischer Produkte trägt die Bamberger Region zurecht den Namen „Genusslandschaft“. Die Regionalkampagne von Stadt und Landkreis Bamberg setzt sich für die Stärkung und den Erhalt dieses reichhaltigen Angebots ein. Mit dem Projekt „Genussla“ macht sich die Region nun fit für die Zukunft.
„Genussla ist die Abkürzung von Genusslandschaft, dahinter verbirgt sich die Regionalkampagne von Stadt und Landkreis Bamberg“, sagt Silke Michel, Fachbereichsleiterin für nachhaltige Entwicklung des Landkreises Bamberg. „Diese Kampagne existiert seit 2004 und mittlerweile haben sich über 120 Betriebe dem Netzwerk angeschlossen.“
Obwohl die Bamberger Genusslandschaft in ihrer kulinarischen Vielfalt und Reichhaltigkeit keinen Vergleich zu scheuen braucht, ist es das Ziel von „Genussla“, die angeschlossenen Betriebe und Erzeuger vor Ort noch weiter zu stärken, ihre Absatzmöglichkeiten zu erweitern und natürlich noch weitere Betriebe für das Netzwerk zu gewinnen.
„Auch wurde die Homepage der Regionalkampagne modern und nutzerfreundlich gestaltet“, sagt Frau Michel. „Viele neue Funktionen wurden eingearbeitet und auch die Suchfunktion nach Spezialitäten und Anbietern ist nun attraktiver gestaltet. Weiterhin wird es die Broschüre „Essen und Trinken aus der Genusslandschaft Bamberg“ und eine Genusskarte geben. Auch hier sind die teilnehmenden Betriebe der Genusslandschaft erfasst mit Adresse, Produkten, Öffnungszeiten und vielen weiteren Infos. Außerdem ist der Genusstag eine gute Plattform, regionale Produkte zu probieren und zu kaufen.“
Eine Broschüre, die Überblick verschafft über das Angebot der Genusslandschaft, erleichtert den Zugang zur selben, weiß Nicolas Lindner, der im Klima- und Umweltamt der Stadt Bamberg das Sachgebiet Nachhaltigkeit und Umweltschutz verantwortet – zeichnet sich die Genusslandschaft doch gerade durch ihre Vielfalt an regionalen Spezialitäten aus. „Wir haben noch den Bäcker um die Ecke, den Metzger in der Nähe und auch die Gärtner und viele weitere Betriebe, die uns mit handwerklich hergestellten, frischen und qualitativ guten Lebensmitteln versorgen. Diese Betriebe gilt es zu unterstützen. Und das kann jeder durch sein Kaufverhalten tun!“
Eine Unterstützung, die sich auch bereits überregional bezahlt gemacht hat. „Stolz waren wir, dass beim 2. Spezialitätenwettbewerb der Metropolregion Nürnberg viele Bamberger Produkte ausgezeichnet wurden.“
Neue Optik für die Genusslandschaft
Die jüngsten Bemühungen, Bekanntheit und Erfolg der Genusslandschaft zu steigern, erstrecken sich auch auf ihr optisches Erscheinungsbild. So wurde der Regionalkampagne ein neuer Name, neues Logo und eine neue Homepage spendiert.
„Nach so langer Zeit der Regionalkampagne“, sagt Silke Michel, „wollten wir etwas Neues schaffen. Wir hatten die ganzen Jahre tolle Projekte und konnten auch die Mitgliederzahl von anfangs 20 auf nun 120 steigern. Aber es war an der Zeit, die Kampagne fit für die Zukunft zu machen. Ein neues, attraktives und modernes Logo soll die Kampagne bekannter machen und mit einer nutzerfreundlichen Homepage wollen wir neue Interessierte finden, vor allem jüngere Leute.“
Die Gestaltung des Logos und den Relaunch der Homepage übernahm die Agentur Adalis aus Bamberg. Frau Michel zeigt sich zufrieden: „Das Design passt und man muss sagen, es ist dem Team von Adalis gelungen, moderne Grundlagen für die Kampagen zu entwerfen. Wir freuen uns nun auf die anstehende Imagekampagne mit einer Plakatwerbung, Buswerbung und vielen weiteren Aktionen, die Ende Oktober angelaufen sind.“
Die Neuausrichtung war indes schon länger Diskussionsthema im Team der Regionakampagne von Stadt und Landkreis. „Allerdings“, sagt Nicolas Lindner, „war es erst durch die Aufnahme der Regionalkampagne in das Förderprogramm „Regionale Identität stärken“ vom Bayerischen Staatsministerium für Finanzen und Heimat möglich. Wir sind sehr froh, dass wir durch das Förderprogramm nun die finanzielle Unterstützung bekommen und so die Regionalität beziehungsweise die regionalen Betriebe in Stadt und Landkreis Bamberg fördern können.“
Nachhaltigkeit und Regionalität
Bei all der Neuausrichtung hat die Regionalkampagne aber natürlich nicht ihren Markenkern vergessen: Nachhaltig in der Region produzierte Genusswaren – ein Punkt, der Silke Michel besonders unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes wichtig ist: : „Regional einzukaufen dient nicht nur dazu, regionale Betriebe zu unterstützen, man kann durch den Einkauf vor Ort noch viel mehr Positives bewirken.
Die Umwelt wird geschont, da man beispielsweise lange Transportwege reduziert. Außerdem trägt regionales Einkaufen dazu bei, ländliche Strukturen zu erhalten. Und regional einzukaufen verhindert einen unnötigen Verpackungsaufwand, was ein großes Plus ist beim Thema Reduzierung von Plastik. Wie man sieht, lohnt sich ein Einkauf bei unseren Betrieben in unserer Heimat doppelt und dreifach, zudem sind die Produkte einfach frischer und werden mit viel Herzblut tagtäglich handwerklich produziert.“
Die Zukunft kann für die Regionalkampagne und die Genusslandschaft „Genussla“ also kommen. Silke Michel und Nicolas Lindner hoffen, dass sich weitere Betriebe dem Netzwerk anschließen, um gemeinsam die Genusslandschaft auszubauen. Schwer ist es nicht: „Wenn seitens eines Anbieters Interesse besteht, Mitglied zu werden“, sagt Nicolas Lindner, „reicht ein Telefonanruf beim Team der Regionalkampagne oder eine Email an info@genussla.de und schon kann die Zusammenarbeit für den Erhalt von regionalem Genuss und örtlicher Vielfalt beginnen.“
Kolumne
Florian Herrnleben über Zweckentfremdungen
Jeden Monat das Gleiche. Wochenlang bin ich am Überlegen, was ich den geneigten Stadtecho-Lesern im nächsten Monat auf die Fußmatte vor die Tür legen kann. Und Monat für Monat stolpern – mal mehr, mal weniger öffentlichkeitswirksam – die Stadtverwaltung und ihre Obersten im letzten Moment kurz vor Redaktionsschluss über kleine, fiese Poller, die sich – im Unterschied zu den Unsrigen in der Sandstraße zuverlässig – unbemerkt in den Weg geliftet haben. Da lässt sich unsere Rathausoberschicht nicht lumpen, auch auf unseren OB ist da Verlass.
In den vergangenen Tagen machte eine fehlende Unterschrift unseres Chefunterzeichners die Runde. Wie (zufällig, Zwinkersmiley ins Rathaus) bekannt wurde, bekam die Stadt vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zum wiederholten Male die Leviten gelesen, weil man das Ausfertigen von offiziellen Dokumenten eher entspannt angegangen war. “Da, druck des amoll aus! Des is etz unner Gesetz!” reicht halt vor Gericht nicht. Konkret ging es um die sogenannte Zweckentfremdungssatzung, die mangels korrekter Ausfertigung für den Zeitraum 2019/2020 für unwirksam erklärt wurde.
Zweckentfremdungssatzung? – Klingt erstmal mittelmäßig sperrig, aber Insidern dürfte bekannt sein, dass es sich dabei nicht um Regelungen zu Überstundenpauschalen handelt, die man – zweckentfremdet – für rechtlich nicht mögliche Höhergruppierungen verwenden wollte. Auch geht es nicht um ein Stehcafé am Schönleinsplatz, das man – auch zweckentfremdet – als Outdoor-Sitzungssaal für die ganz wichtigen Entscheidungen nutzt. Es sind auch nicht die AGB eines ehemals unabhängigen Bamberger Facebookportals, das man nun als SPD-Werbeplattform missbraucht.
Nein, die in den letzten Tagen so oft erwähnte “Zweckentfremdungssatzung” soll die Situation auf dem angespannten Immobilienmarkt in Bamberg verbessern.
Weil in Bamberg inzwischen 16 Quadratmeter-Wohnklos für Studenten bekanntlich gerne mal 1.600 Euro kalt pro Monat kosten und man munkelt, dass es Sinn macht, bereits mit dem Säugling bei einem Makler vorstellig zu werden, damit der ihn auf die Warteliste für eine ausreichend große Wohnung zur Familiengründung 25 Jahre später setzt, hat die Stadt Bamberg der Zweckentfremdung von Wohnraum den Kampf angesagt: Keine undiskutierte, “zweckentfremdende” Umwandlung in eine Gewerbeimmobilie, schon gar nicht in eine Ferienwohnung.
In meiner liberal-christlich-ökologisch-sozialen Brust schlagen mehrere Herzen. Ist so viel Markteingriff in Ordnung? Ferienwohnungsbetreiber: Selbst schuld, Augen auf bei der Berufswahl? Darf man sehenden Auges Immobilienpreise bis auf Münchner Niveau steigen lassen? Welcher Rathausprämienpremium soll sich das noch leisten können? Darf man den Innenstadtbewohnern Woche für Woche Horden von Touristen durch die Vorgärten jagen und ihnen gleichzeitig die Chance nehmen, ein paar Euro daran mitzuverdienen? Wer bezahlt denn die denkmalkonforme Restaurierung des Sandsteinsockels am Altbau, wenn der sich in Folge der jahrelangen Penetration durch Magensäure und Blaseninhalt zu zersetzen beginnt, weil man ein Saufevent nach dem anderen in der Innenstadt feiern muss? Ist es sozial, den Markt zusehends verknappen zu lassen, so dass Wohnungen jenseits der 100 Quadratmeter inzwischen so viel kosten wie ganz hinten im Landkreis, Richtung Unterfranken, Grundstücke mit 10.000 Quadratmeter samt Haus? Letzte Frage: Darf die Stadt auf private Immobilienbesitzer zeigen, wenn sie in den letzten – sagen wir – 15 Jahren unter SPD-Regentschaft am Chefsessel genau wie viele Sozialwohnungen durch ihre Töchter hat bauen lassen?
Die erste, stümperhafte Ausfertigung der Zweckentfremdungssatzung flog der Stadt schon um die Ohren. Ob der zweite Versuch erfolgreicher war, werden wohl wieder Gerichte entscheiden. Aber zum Glück ist die Stadtflucht ja bereits in vollem Gange, da sind sich viele Experten einig. Auch Bambergs Einwohnerzahlen werden wohl in diesem Jahr zum zweiten Mal sinken. Vielleicht brauchen wir die Zweckentfremdungssatzung bald gar nicht mehr und wir haben dann eine zweckentfremdete, aber immerhin unterschriebene Zweckentfremdungssatzung. Juhu!
Grüne schlagen intensive Polizeikontrollen gegen Autoposing vor
Illegales Tuning, Lärm-Protzen und überhöhte Geschwindigkeit sollen stärker als bisher geahndet werden
Dass immer mehr sogenannte Autoposer mit getunten Fahrzeugen durch die Stadt röhren und absichtlich Anwohnende durch Motorheulen belästigen, ist für die Bamberger Grünen nicht länger hinnehmbar. Sie fordern daher die Polizei auf, effektiv und mit Nachdruck dagegen vorzugehen, da die Zuständigkeit für die Kontrolle des fließenden Verkehrs bei der Polizei liege.
„Das Problem nimmt leider zu“, weiß Grünen-Stadtrat Christian Hader aus vielen Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. „Deshalb muss die Polizei jetzt reagieren und durchgreifen.“ Gesetzliche Handhabe sei vorhanden, gerade auch durch neue Vorschriften in der novellierten Straßenverkehrsordnung StVO. Er fordert daher Geschwindigkeitskontrollen, Lärmmessungen oder technische Kontrollen bei Verdacht auf unzulässig getunte Autos – und dann die entsprechenden Sanktionen, Bußgelder und so weiter.
Den dafür nötigen Aufwand müsse die Polizei im Interesse der öffentlichen Sicherheit erbringen, so Hader. „Den Verweis auf Personalmangel können wir an dieser Stelle nicht akzeptieren. Wenn mit Gegenmaßnahmen noch länger gewartet wird, dann wird sich das Problem auswachsen. Aber bei der Personalausstattung ist natürlich auch der Freistaat Bayern gefragt, der die polizeiliche Hoheit hat.“ Die Stadt führe zwar auch selbst kommunale Geschwindigkeitsüberwachung durch. Dem seien aber Grenzen gesetzt, da die Stadt nur an sensiblen Stellen wie etwa Unfallschwerpunkten oder in der Nähe von Schulen und Kindergärten aktiv werden könne. „Die Stadt kann immer nur ergänzend zur Polizei handeln“, erklärt Hader.
Sein Fraktionskollege Andreas Eichenseher schlägt konzertierte Aktionen vor, wie es sie in anderen Städten bereits gab, beispielsweise in Regensburg. Dort wurden zeitgleich an mehreren Stellen in der Stadt Kontrollen durchgeführt und so auch die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses Problem gelenkt. Die flächendeckende Sanktionierung von Fehlverhalten soll aufklären und abschrecken zugleich.
Dem stimmt auch Grünen-Stadträtin Karin Einwag zu: „Autoposing ist nicht nur ein Problem in der Innenstadt, sondern auch in Bamberg-Ost und anderen Stadtteilen.“ Gefährliche Autorennen am Berliner Ring seien keine Seltenheit mehr. „Wir müssen Belästigungen und Sicherheit in der ganzen Stadt im Blick haben.“
Trendauswertung IHK-Gremium Bamberg
Bamberger Wirtschaft zeigt sich deutlich erholt
Die Unternehmen aus Stadt und Landkreis Bamberg scheinen sich auf breiter Basis zu erholen. Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth, bei der wieder mehr befragte Unternehmen von einer guten Geschäftslage berichten.
Der Saldo schwenkt wieder in den positiven Bereich und auch die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung der nächsten zwölf Monate sind positiver als zuletzt. „Die Geschäftslage in der Bamberger Wirtschaft hat sich über den Sommer deutlich verbessert. Es bleibt zu hoffen, dass die vielschichtigen Herausforderungen, die vor uns liegen, nicht zur Wachstumsbremse werden“, so IHK-Präsidentin Sonja Weigand, die auch Vorsitzende des IHK-Gremiums Bamberg ist. Vor allem aufgrund der deutlich besseren Lagebeurteilung macht der Konjunkturklimaindex für den Raum Bamberg einen Sprung um 30 Zähler und liegt nun bei 122 Punkten.
Zum Start in den Herbst könnten in der Wirtschaftsregion Bamberg Frühlingsgefühle herrschen. Die Geschäftslage jedenfalls wird deutlich besser bewertet. Über den Sommer konnte der Geschäftsbetrieb weitestgehend ohne Corona-Einschränkungen durchgeführt werden. Nahezu die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) bewertet ihre aktuelle Situation gut. 38 Prozent stufen ihre Lage als befriedigend ein, nur 13 Prozent der befragten Firmen nennen die aktuelle Geschäftslage schlecht. Basis dieser guten Bewertung sind die Umsatzzuwächse, die viele Betriebe im Inland wie im internationalen Geschäftsverkehr erzielen konnten. Und so steigt auch die Kapazitätsauslastung bei vielen Firmen wieder in den befriedigenden bzw. guten Bereich. „Über die Sommermonate hat sich die Lage bei vielen von Corona-Beschränkungen betroffenen Unternehmen in Stadt und Landkreis Bamberg verbessert. Zudem läuft der internationale Handel wieder an. Wir sind ein Stückweit zur Normalität zurückgekehrt“, freut sich Weigand.
Verhaltener Optimismus in der Bamberger Wirtschaft
Der Blick in die Zukunft indes hellt sich zwar etwas auf, bleibt aber verhalten. 32 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer rechnen in den kommenden 12 Monaten mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage. Eine Verschlechterung der aktuellen Lage erwarten 22 Prozent, 46 Prozent rechnen nicht mit nennenswerten Veränderungen. Damit verlässt die Prognose im Saldo den negativen Bereich. Hoffnung setzt man vor allem auf eine positive Umsatzentwicklung im Inlandsgeschäft, doch auch auf den internationalen Märkten erwarten die Unternehmen im Saldo leichte Umsatzzuwächse. „Die Stimmung in den Unternehmen ist gut. Man hofft auf das Ende der Pandemie und stabile Geschäfte. Allerdings können ganz unterschiedliche Risiken diese Aufwärtsentwicklung bremsen, wie fehlende Fachkräfte, Probleme in den Lieferketten oder steigende Energiepreise“, so Weigand.
Wirtschaft will weiter wachsen
Lässt man die letzten Monate der Corona Pandemie unberücksichtigt, so ist die Wirtschaft am Standort Bamberg in den letzten Jahren stetig gewachsen. Unternehmen haben in ihre Standorte investiert und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Geht es nach den befragten Betrieben, soll diese positive Entwicklung in den kommenden Monaten wieder aufgenommen werden. Sowohl bei den Investitionen als auch bei der Beschäftigtenentwicklung sind Zuwächse geplant. „Die Herausforderung für viele Firmen in der Region ist, die dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte zu finden und zu gewinnen. Dabei kommt neben der Aus- und Weiterbildung der eigenen Belegschaft auch der Anwerbung von neuen Fachkräften aus dem In- und Ausland eine zunehmende Bedeutung zu“, so die IHK-Präsidentin.