Der eine ist 33, der andere 44. Beide sind Freunde. Beide sind Sportler. Und beide haben dasselbe Ziel. Eine Alpenüberquerung. Und sie
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Hospiz- und Palliativnetzwerk Region Bamberg
Ein Netz, das bis zum Lebensende trägt
Das neu gegründete Hospiz- und Palliativnetzwerk Region Bamberg nahmen die Verantwortlichen zum Anlass, mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz über ihre Arbeit, ihre Pläne und ihre Grundidee zu sprechen.
Eines wurde in dem Gespräch für Andreas Schwarz immer wieder deutlich: Es geht um die Patienten – und nur um die Patienten. Was braucht sie oder er brauche, danach richte sich die komplette Betreuung – sei es durch ein ambulantes Palliativteam (SAPV), sei es stationär im Palliativzentrum oder durch die Ehrenamtlichen des Hospizvereins.
Dieser ganzheitliche Ansatz zieht sich durch alle Bereiche. „Wir vermitteln eine Haltung“, erklärt beispielsweise Markus Starklauf, der Leiter Hospiz-Akademie. „Wir vermitteln nicht nur Fertigkeiten, sondern wollen ganzheitliches Lernen in unseren Seminaren vermitteln, egal ob nun Ehrenamtliche, Mediziner, Seelsorgende, Pflegerinnen und Pfleger oder Psychologinnen und Psychologen das Seminar besuchen.“ Hier geht es darum, als Netzwerk voneinander zu lernen und später auch als solches zu arbeiten.
Geplante Eröffnung des Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt im Frühjahr 2023
Mit dem neu gegründeten Hospiz- und Palliativnetzwerk Region Bamberg wird diese Vernetzung noch einmal auf eine höhere Stufe gehoben. Alle, die an der Betreuung eines Patienten beteiligt sind, werden hier zusammengebracht, um so die bestmögliche Versorgung zu erzielen. Hierzu arbeiten Ehrenamtliche und Angehörige verschiedener Berufsgruppen auf regionaler Ebene zusammen. Durch eine Koordinierungskraft werden die bereits bestehenden Versorgungsstrukturen und Kooperationen enger und stabiler miteinander vernetzt und damit für alle Beteiligten besser verfügbar.
Das nächste Riesenprojekt wird das neue Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt sein, das im Frühjahr 2023 eröffnet werden soll. „Das wird dann die zweite Einrichtung dieser Art in Bayern sein“, erzählt der Vorsitzende des Hospizvereins, Konrad Göller, stolz. „Unser Augenmerk liegt hier nicht nur auf der bestmöglichen Versorgung schwerstkranker Kinder und Jugendlicher, sondern auch auf dem Wohlergehen der in solchen Fällen unglaublich belasteten Familienangehörigen. Durch die unmittelbare Nähe zum Palliativzentrum werden wir wertvolle Synergieeffekte haben.“
Beeindruckt und bewegt verabschiedete sich der SPD-Abgeordnete schließlich nach dem intensiven Gespräch. „Für mich ist dieser Austausch extrem wichtig. Zum einen ist das Bamberger Palliativzentrum eine einzigartige Einrichtung in Deutschland, die jegliche Unterstützung verdient. Zum anderen sind die Themen Pflege, medizinische Versorgung und Sterbehilfe immer wiederkehrende Themen im Bundestag. Da ist die Rückkopplung aus der Praxis unerlässlich.“
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Gesundheitsamt setzt Vorgaben der Staatsregierung um
Neue Regeln zu Quarantäne und Kontaktnachverfolgung
In den vergangenen Wochen ist die 7‑Tages-Inzidenz in Deutschland und Bayern stark angestiegen. Die Fallzahlen sind deutlich höher als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat daher neue Vorgaben für die Gesundheitsämter vor Ort erlassen.
In Stadt und Landkreis Bamberg ist am Wochenende ebenfalls mit einem deutlichen Sprung nach oben zu rechnen. Der Grund: Aktuell gibt es dermaßen viele Neumeldungen, dass das Gesundheitsamt trotz aufgestockten Personals noch gar nicht alle Fälle an das LGL und RKI übermitteln konnte. Stand heute sind noch 150 Fälle offen.
Da sich die Lage in ganz Bayern in diese Richtung entwickelt, hat das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege neue Vorgaben für die Gesundheitsämter vor Ort erlassen.
- Regelungen zur Quarantäne und Isolation
- Es habe sich gezeigt, dass eine sichere Unterbrechung der Infektionsketten bei einer Freitestung an Tag fünf häufig nicht gelingt, heißt es in dem Ministeriumsschreiben. Die Freitestung von engen Kontaktpersonen beziehungsweise vollständig geimpften Erkrankten wird deshalb auf sieben Tage verlängert. Die grundsätzliche Quarantänedauer von zehn Tagen gilt weiterhin. Die Freitestung ist durch einen PCR- oder PoC-Antigen-Schnelltest möglich.
- Neu ist außerdem, dass in Regionen mit besonders hohem Ausbruchsgeschehen eine Freitestung für enge Kontaktpersonen ganz entfallen kann. Dann beträgt die Quarantänedauer immer zehn Tage. Sollte dieser Fall in der Region eintreten, machen die Kommunen das rechtzeitig in einer Allgemeinverfügung bekannt und kommunizieren vor Ort. Aktuell sind die Stadt und der Landkreis Bamberg davon noch nicht betroffen.
- Kontaktnachverfolgung
Wegen der bayernweit hohen Fallzahlen können die Gesundheitsämter Kontaktpersonen nicht mehr nach dem bisherigen, aufwändigen Modell ermitteln. Auch die Impfquoten beeinflussen die Nachverfolgung, da Geimpfte und Genesene in der Regel von der Quarantänepflicht ausgenommen sind. Daher wird die Ermittlung von Kontaktpersonen beschränkt auf
- Haushaltsangehörige (erhöhtes Infektionsrisiko durch engen Kontakt)
- Einrichtungen mit vulnerablen Personen, darunter die voll- oder teilstationären Einrichtungen zur Betreuung und Unterbringung älterer, behinderter oder pflegebedürftiger Menschen, Obdachlosenunterkünfte, Asylunterkünfte, Justizvollzugsanstalten und ambulante Pflegedienste
- In Schulen und Kindertageseinrichtungen gelten die dortigen Regeln
In allen anderen Fällen erfolgt keine Kontaktpersonenermittlung. Menschen, die engen Kontakt zu einer Person hatten, die mit dem Coronavirus infiziert ist, empfiehlt das Gesundheitsamt Folgendes:
- Verhalten Sie sich umsichtig und sondern Sie sich möglichst von anderen Haushaltsmitgliedern ab.
- Bitte nehmen Sie selbstständig Kontakt zu Ihrem Arbeitgeber auf und klären Sie, ob Sie vorsichtshalber der Arbeit fernbleiben sollten.
- Falls Sie Krankheitsanzeichen haben, rufen Sie Ihren Hausarzt an oder kontaktieren Sie in dringenden Fällen den kassenärztlichen Notdienst unter der Nummer 116 117.
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Wie sich Radikalisierung einschleichen kann
Deradikalisierungsnetzwerk startet Zusammenarbeit
Bei einer ersten Informations- und Fachveranstaltung gab das Team des kommunalen Projekts „Bamberger Deradikalisierungsnetzwerk – Mindshift“ der Stadt Bamberg Einblicke in die Themen Radikalisierung und Extremismus. Geladen waren zahlreiche kommunale Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Bildung, Sicherheit und Zivilgesellschaft.
Bambergs Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner erinnerte in seiner Rede daran, dass sich Bamberg ein Zeichen gegen jegliche Form von Extremismus und Menschenhass setzen möchte. Metzner betonte, dass für den Erfolg eines solchen Projekts die Bündelung der kommunalen Ressourcen von Nöten sei.
Projektvorträge kamen unter anderem von Iris Exo, Mitarbeiterin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, die das Bundesprojekt „MoDeRad: Modellkommune Deradikalisierung“ vorstellte. David Köster, Projektleiter des Bamberger Deradikalisierungsnetzwerks „Mindshift“, ging in seinem Vortrag besonders darauf ein, welche Extremismusbereiche es in Bamberg gibt.
Einen fachlichen Beitrag leistete Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Leiter des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er gewährte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in die Entstehung von Verschwörungsmythen aus der Sicht der Psychologie. Der Fachmann erläuterte, wie und warum sich Menschen von Verschwörungstheorien angesprochen fühlen.
Diskussionsrunde mit Jonas Miller
Ein weiterer Schwerpunkt an diesem Abend im Hegelsaal war auch das Digitale: Es ging um die gezielte und subtile Verbreitung radikaler beziehungsweise extremistischer Ideologien in Online Foren und Social Media. Maral Jekta von „Ufuq e.V. Berlin“ referierte darüber, wie eine Anwerbung durch die extremistische Szene über das Internet aussehen kann.
In einer Diskussionsrunde wurden die Themen näher betrachtet und Fragen aus dem Publikum beantwortet. Moderator war Jonas Miller, Journalist beim Bayerischen Rundfunk.
Die Veranstaltung stellt den Auftakt einer effektiven Vernetzung von Stadtverwaltung, Behörden und Zivilgesellschaft dar. Im weiteren Verlauf des Projekts sollen zusätzliche Strukturen für die Deradikalisierungsarbeit in Bamberg ausgebaut werden.
Das Projekt
Das „Bamberger Deradikalisierungsnetzwerk – Mindshift“ ist eines von bundesweit sechs kommunalen Projekten innerhalb des Förderprogramms „MoDeRad: Modellkommune Deradikalisierung“, das vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat umgesetzt wird. Die individuellen, auf kommunaler Ebene gesammelten Erfahrungen in der Deradikalisierungsarbeit werden im Anschluss vom Bundesinnenministerium aufbereitet und Kommunen zur Verfügung gestellt. So unterstützt der Bund die kommunale Deradikalisierungsarbeit und stärkt die Vernetzung im Themenfeld zwischen der Bundesebene und Kommunen, sowie zwischen Kommunen untereinander.
Zur Umsetzung ihres Projektes strebt die Stadt Bamberg die Vernetzung verschiedener Akteure aus den Bereichen Sicherheit, Bildung, Soziales, Sport und Kultur an. Eine solche Vernetzung untereinander dient nicht nur einem Erfahrungs- und Informationsaustausch zum Thema „Radikalisierung“. Sie soll auch dabei helfen, Hilfsangebote so individuell wie möglich zu gestalten und schnell zu vermitteln. Das Projekt unterstützt so bereits radikalisierte Personen auf ihrem Weg des Bewusstseinswandels.
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Zäsur nach mehr als 15 Jahren
Neuer Kopf bei den Bamberger Kurzfilmtagen
Das nächste Festivaljahr starten die Bamberger Kurzfilmtage unter neuer Leitung und mit neuem Vorstand. Nach mehr als 15 Jahren als Programm- und Festivalleitung verabschiedete sich Volker Traumann nach den 31. Bamberger Kurzfilmtagen aus der Vorstandschaft, an seine Stelle ist seit diesem Sommer Katharina Breinbauer getreten.
Frau Breinbauer kam 2017 zunächst als Ehrenamtliche ins Team der Kurzfilmtage, absolvierte später ein Praktikum und wurde schließlich die Verantwortliche für Sponsoring und Spielort-Organisation. In Bamberg ist sie unter anderem als Finanzleitung bei den Projekten „Offene Werkstatt“ und „kontakt – das kulturprojekt“ tätig. Den Posten als zweiter Vorstand durfte Frau Mariya Zoryk übernehmen, die seit 2015 das Team begleitet und in den Bereichen PR und Gästebetreuung in leitender Funktion tätig war. Wie die Zukunft des Bamberger Festivals aussieht, wird auch durch die drei weiteren neuen Vorstandsmitglieder Julia Flachmann, Christian Kaiser und Johanna Kemmler mitentschieden.
Das nächste Festival soll im Januar stattfinden
Nach einer erfolgreichen Online-Edition im März 2021 kehrt Bambergs Kurzfilmfestival im nächsten Jahr in die Kinos zurück: Die 32. Bamberger Kurzfilmtage werden vom 24. bis 30. Januar 2022 an verschiedenen Spielorten in Bamberg stattfinden. Im Zentrum wird wie jedes Jahr der Wettbewerb um den „Bamberger Zentaur“ – handgefertigt vom Bildhauer Adelbert Heil – stehen, der in den Kategorien Spielfilm, Dokumentarfilm, Animations- und Experimentalfilm, Kinderfilm und Regionalfilm vergeben wird. Als Gastfestivals sind unter anderem das Tampere Film Festival (Finnland), die Bukarest Film Schule (Rumänien) sowie das Queer Film Festival aus München mit deren bedeutendsten Kurzfilmen der letzten Jahre eingeladen. Auf Kinovorstellungen kann sich das Publikum in dem als “Bayerns Bestes Kino” mehrfach ausgezeichneten LICHTSPIEL-Kino sowie in den Räumlichkeiten des Kulturpreisträgers der Stadt Bamberg 2021 KUFA freuen. Das finale Programm sowie alle Spielorte des Festivals, die sich aus unterschiedlichen Kooperationen jedes Jahr neu ergeben, werden Ende November auf der Webseite des Festivals und per Pressemitteilung bekannt gegeben.
Das Festival wird unter Einhaltung aller Quarantänevorschriften stattfinden sowie sich an die zu dem Zeitpunkt geltenden Covid-Vorschriften für die Kinovorstellungen in Deutschland richten. Im Fall des erneuten Lockdowns wird die Präsenzveranstaltung abgesagt und das Festival wird in der Onlineversion zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
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Spendenaktion für Flutopfer
Florian Herrnleben sammelt 5.000 Euro
Kabarettist und Stadtecho-Kolumnist Florian Herrnleben hat eine Spendenaktion zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe im Rheinland gestartet, bei der knapp 5.000 Euro zusammengekommen sind. Wir haben mit ihm über seine Verbindungen nach Nordrhein-Westfalen, die Lage vor Ort und den Verwendungszweck des Geldes gesprochen.
Mitte Juli zerstörte eine Flut, ausgelöst durch extreme Regenfälle, mehrere Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Hunderte Menschen starben, tausende verloren ihr Zuhause. Hilfe und Wiederaufbaumaßnahmen für die betroffenen Gebiete konnten auch aus dem Grund schnell anlaufen, weil die Bevölkerung mit großer Anteilnahme und Spendenbereitschaft reagierte. Florian Herrnleben nutzte seine Social-Media-Präsenz, um seinerseits aktiv zu werden.
Florian, warum hast du dich entschieden, die Einnahmen aus allen in der dritten Juliwoche verkauften Exemplaren von „75 Jahre Bamberger Kasperl“ den Flutopfern in der Gemeinde Erftstadt in NRW zu spenden?
Florian Herrnleben: Ich bin mit Erftstadt sozusagen fast familiär verbunden. Dort wohnt Johannes Speckamp, seit vielen Jahren Hörspielproduzent meiner Kasperlgeschichten und er arrangiert die Klavierstücke meiner Kabarettprogramme. Aus der engen Zusammenarbeit wurde Freundschaft, so dass er 2012 sogar mein Trauzeuge wurde. Er selbst ist von den Auswirkungen der Flut nicht betroffen, als Kirchenkantor, sogenannter Seelsorgebereichsmusiker des Seelsorgebereichs Rotbach-Erftaue, hat er aber einen guten Überblick über die Schäden und die Not in der Gemeinde.
Wie schwer sind die Flutschäden in der Gemeinde?
Florian Herrnleben: Erftstadt besteht insgesamt aus 14 Stadtteilen. Einige Teile der Gemeinde sind verschont geblieben. Auch der Gemeindeteil Lechenich, den ich persönlich am besten kenne, ist vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Dort waren es im wesentlichen vollgelaufene Keller. Die Bilder aus den Medien waren meist aus den Stadtteilen Blessem, Bliesheim und das Krankenhaus in Frauenthal/Liblar.
Warst du vor Ort, um dir ein Bild zu machen?
Florian Herrnleben: Nein, das noch nicht, aber ich werde irgendwann im Lauf des Jahres da sein, um einen sozusagen offiziellen Termin für die Übergabe der Spendensumme zu veranstalten.
Inklusive eines Kabarett-Auftritts?
Florian Herrnleben: Mal schauen. Es kann schon sein, dass Johannes und ich vor Ort gemeinsam auftreten, aber darüber haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen. Die Programme, die wir zusammen gemacht haben, zum Beispiel das Musik-Kabarett-Programm „Bamberg basst scho!“, sind alles Bamberger Programme, eben mit Bamberg-Bezug. Das heißt, dass er eigentlich in Bamberg künstlerisch präsenter ist als ich in Erftstadt, und die Leute dort über Bamberger Witze wahrscheinlich nicht lachen, weil sie sie nicht verstehen. Aber vielleicht ergibt sich während der Übergabe ein spontaner Auftritt und wir spielen eine Musiknummer.
Wird die Spendensumme schon vorher vor Ort angekommen sein oder tatsächlich erst an jenem geplanten Übergabetag?
Florian Herrnleben: Nein, das machen wir schon vorher. Aber bis dahin ist es mir wichtig, die Gesamtsumme von meinem Steuerberater prüfen zu lassen – weil das Geld über viele Kanäle bei mir ankam, einige Leute, die das Buch bereits gekauft hatten, wollten zum Beispiel trotzdem noch eine Spende beitragen. Wenn alles passt, wird die Summe überwiesen und die Spendenübergabe vor Ort hat dann eher symbolischen Charakter.

Lässt sich aus der Ferne einschätzen, wie die Menschen in Erftstadt auf die bald eintreffende Spende aus Bamberg reagiert haben?
Florian Herrnleben: Ich habe sowohl über die sozialen Medien als auch privat sehr viel Kontakt nach Erfstadt. Johannes ist in der Gegend sehr bekannt und über ihn und unsere gemeinsamen Programme kennen die Leute auch mich ein bisschen. Außerdem leitet er zwei Kirchenchöre, die schon in Bamberg aufgetreten sind und mich und meine Online-Präsenz daher auch kennen. So kam meine Facebook-Ankündigung, die Einnahmen aus dem Buchverkauf nach Erfstadt zu spenden, auch vor Ort an. Die Leute freuen sich über die Aktion und es ist für sie sicherlich ein schönes Signal.
Lief die Spendenaktion von Anfang schnell ab oder kam sie eher schleppend in Gang?
Florian Herrnleben: Sehr schnell! Ich dachte, ich verkaufe jetzt ein paar Bücher, vielleicht zehn oder 15, und komme am Ende auf 500 Euro und runde auf 1.000 auf. Aber dann habe ich die Aktion losgetreten und habe schon während des ersten Tages fast 1.000 Euro erhalten. Dann kamen noch größere Einzelsummen dazu, von Leuten, die zwar kein Buch kaufen, aber trotzdem spenden wollten. Und am Ende stehen wir bei 5.000 Euro. Von schleppend kann man wirklich nicht reden.
Wie groß war bei der Aktion die Rolle der sozialen Medien?
Florian Herrnleben: Sehr groß. Es lief alles über meine Online-Kanäle ab. Ohne meine Präsenz dort hätte ich es nicht machen können. Ich denke, ohne Social Media hätte ich sicherlich keine 500 Euro zusammenbekommen.
Hast du Präferenzen, wofür die Spendensumme vor Ort verwendet werden soll?
Florian Herrnleben: Ich hätte gern, dass der Fokus auf Unterstützung für Familien und Kinder liegt. Ich habe mitbekommen, dass die staatlichen Schnell- und Soforthilfen teilweise schon angekommen sind und es bei großen Schäden und Verlusten durchaus finanzielle Lösungen gibt oder noch geben wird. Die Betroffenen vor Ort müssen also nicht sehnsüchtig auf Spenden aus Bamberg warten – die Summe ist trotz allem sowieso nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es wird sich erst im Lauf der nächsten Wochen und Monate zeigen, wie weit Versicherungen bereit sind, zum Beispiel Neueinrichtungen für Kinderzimmer zu bezahlen oder solche Dinge. Dann ist es gut, auf kleine Rücklagen zugreifen zu können und Johannes hat als Kantor ein wenig Macht über das Geld aus Bamberg, auch mal ganz unbürokratisch und schnell mit den Euros zu helfen.
Auch wenn du in Erfstadt womöglich nicht kabarettistisch auftreten wird – wie ist der Stand deines aktuellen Programms „Overnörgelism“?
Florian Herrnleben: Einen Auftritt, ein Nachholtermin von letztem Jahr, habe ich schon absolviert, in Gundelsheim. Das Programm habe ich aktualisiert, es ist in den letzten Monaten in Bamberg ja einiges passiert. Fast die Hälfte des neuen Programms dreht sich um das Thema „Überstundenpauschalen“. Das kam gut an beim Publikum.
Sprich, deine Hauptgegner aus dem Rathaus sind immer noch mehr oder weniger dieselben?
Florian Herrnleben: Ja, ja – die Helden aus dem Rathaus. Da bin ich mir treu geblieben.
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Ausstellung zur Bamberger Geschichte
„150 Jahre städtisches Album“ im Stadtarchiv
Das Stadtarchiv Bamberg zeigt bis zum 4. März kommenden Jahres die Ausstellung „150 Jahre städtisches Album“. Es handelt sich dabei um eine Ausstellung mit 61 großformatigen Fotos zur Bamberger Geschichte, insbesondere zum Bild der Stadt mit seinen Veränderungen bis in die Gegenwart hinein.
Dieses Album, das aber nie die technische Gestalt eines Albums aufwies, sondern als Sammlung angelegt war, geht auf einen Beschluss des Bamberger Stadtmagistrats vom 28. September 1872 zurück. Dabei ging es zum einen um die Aufnahmen „der zum Abbruch gekommenen Gebäude“, um ganz bewusst deren Erinnerung zu bewahren, und andererseits um „Photographische Portraits der Mitglieder des Magistrates, Gemeindebevollmächtigen und Armenpflegschaftsrathes seit Einführung der neuen Gemeindeordnung vom 29.April 1869.“
Zunächst übernahm Alois Erhardt, seit 1857 in Bamberg als Fotograf tätig, diese Tätigkeit mit regelmäßigen Aufträgen seitens der Verwaltung bis zu seinem Tod am 6. Dezember 1902. Die fotografischen Veränderungen in der Stadt wurden aber auch durch Aufnahmen privater Herkunft ergänzt. Mit dem Tod des Fotografen sowie des Bürgermeisters Josef Herd kam diese Tätigkeit zunächst zum Erliegen und die Bestände wurden dem Historischen Museum zur Aufbewahrung übergeben. Im September 1928 unternahm dann der Historische Verein Bamberg einen Vorstoß, diese Dokumentation der baulichen Veränderungen in Bamberg wiederzubeleben. Die Idee fand die Unterstützung der Bauverwaltung und führte 1930 mit Anhebung des Personalschlüssels und ab 1937 mit der Bereitstellung finanzieller Mittel zum Erfolg tatsächlich zum gewünschten Erfolg.
Mit Zusammenführung des „Städtischen Albums“ und der Fotodokumentationssammlung des Baureferats in die zeitgeschichtliche Sammlung des Stadtarchivs zum Bestand Bamberg-Sammlung wurde diese ursprüngliche Idee unter neuem Namen bis Oktober 1961 fortgeführt. Mit Eintritt des Fotografen in den Ruhestand trat allerdings ein erneuter Stillstand ein, der erst mit der Schaffung einer Stelle für einen hauptamtlichen Fotografen im Stadtarchiv zum 1. April 1975 endgültig behoben wurde im Sinne der Fortführung des 1872 getroffenen Sitzungsbeschlusses.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs und unter Beachtung der jeweils gültigen pandemiebedingten Bestimmungen (3 G‑Regel) zugänglich.
Öffnungszeiten
Montag und Dienstag 08:00 Uhr – 16:00 Uhr,
Mittwoch und Freitag 08:00 Uhr – 12:30 Uhr,
Donnerstag 08:00 Uhr – 18:00 Uhr
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Gegen Fachkräftemangel
Diözesan-Caritasverband fordert Bundesqualitätsgesetz für Kitas
Ein Bundesqualitätsgesetz für Kindertageseinrichtungen fordert der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg im Einklang mit zahlreichen anderen Organisationen. Das Gesetz soll länderübergreifend Standards festlegen. Die Unterstützer der Forderung sehen darin eine wichtige Maßnahme gegen den Fachkräftemangel in den Erziehungsberufen.
„Wie wichtig Kindertagesstätten sind, wurde in der Corona-Pandemie deutlich. Ohne Kinderbetreuung können Eltern ihrem Beruf nicht nachgehen“, sagt Hildegard Thoma, Referentin für Kindertagesbetreuung beim Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg. „Eltern benötigen daher dringend eine verlässliche, qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung mit ausreichendem und gut qualifiziertem Personal.“
Ein Problem besteht freilich darin, dass die Qualität der Betreuung regional schwankt. „In einem Bundesqualitätsgesetz würden für alle Länder Standards verbindlich geregelt, die wissenschaftlich begründet und unabhängig von der Haushaltslage definiert sind“, erläutert Thoma. „Qualität braucht einen fixen Rahmen und kostet Geld. Hier sind wir auf eine verlässliche und dauerhafte Unterstützung des Bundes angewiesen.“
Verbessertes Fachkraft-Kind-Verhältnis
Hildegard Thoma weist darauf hin, dass die Bürokratisierung und damit die Leitungsaufgaben in der Kindertagesbetreuung zugenommen haben: „Die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben, das Managen von Krisen, die Entwicklung, Fortschreibung und Implementierung pädagogischer Konzepte, die Entwicklung der Qualität im Team, das Personalmanagement – all dies benötigt zunehmend mehr Zeit. Daher muss ein ausreichendes Zeitkontingent gesetzlich festgeschrieben werden.“ Daher fordert ein Positionspapier 20 Stunden pro Woche ausschließlich für Leitungsaufgaben und ein verbessertes Fachkraft-Kind-Verhältnis. Dieser Schlüssel soll 1:2 für unter Einjährige, 1:3 für Ein- bis Dreijährige, 1:8 für Dreijährige bis Kinder zum Schuleintritt und 1:10 für Kinder ab sechs Jahren betragen.
Das Positionspapier verfasst haben der Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder, die Arbeiterwohlfahrt und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg sieht in einem Kita-Bundesqualitätsgesetz auch ein Mittel, dem wachsenden Fachkräftemangel zu begegnen. „Auch in unserer Diözese gibt es mittlerweile Kindertagesstätten, die die täglichen Öffnungszeiten reduzieren müssen, weil Personal fehlt“, sagt Hildegard Thoma. Der Zeitbedarf für Personalgewinnung habe enorm zugenommen. „Der Markt ist zu einem Markt der Bewerber geworden.“
Als Gründe sieht sie zu einem, dass die Fachkräfte der geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente gehen. Davor habe die Politik die Augen verschlossen. Ein anderer wesentlicher Faktor sei, dass die Fachkräfte zu wenig Zeit für mittelbare Aufgaben haben: um die pädagogische Arbeit vor- und nachzubereiten, die Entwicklung der Kinder zu beobachten, die Arbeit zu dokumentieren, mit den Eltern zu sprechen und zusammenzuarbeiten, Kinder mit besonderen Bedürfnissen wie Sprachbarrieren oder drohender Behinderung zu betreuen. Auch für Fortbildung bleibe zu wenig Raum. „Das führt dazu, dass junge Beschäftigte die Kitas bald wieder verlassen und Fachkräfte in einen anderen Beruf wechseln oder deutlich vor Eintritt des Rentenalters aus dem Beruf ausscheiden“, hält Hildegard Thoma fest.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg fordert daher in Einklang mit den Verfassern des Positionspapiers, dass die Verabschiedung eines Bundesqualitätsgesetzes in der Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung verabredet wird.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg vertritt die Interessen von 240 Kindertagesstätten in Ober- und Mittelfranken.
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Fußball-Bayernliga Nord
FC Eintracht Bamberg besiegt den FC Sand zum Rückrundenstart mit 6:0
Mit einem Sieg ist der FC Eintracht Bamberg in die Rückrunde der Fußball-Bayernliga Nord gestartet. Die Domreiter siegten gestern Nachmittag zu Hause gegen den 1. FC Sand mit 6:0. Mit jetzt 42 Punkten belegt der FCE den zweiten Tabellenplatz, auf Rang eins steht weiterhin die SpVgg Ansbach mit 44 Punkten.
Es war der erwartete Sieg des FC Eintracht Bamberg gegen die Unterfranken. Allerdings hatten die Gäste in den ersten 30 Minuten gut dagegen gehalten und dafür gesorgt, dass die Gastgeber geduldig sein mussten. Bereits nach 52 Sekunden lag der Ball zum ersten Mal im Netz des Gästetores, aufgrund einer Abseitsposition wurde der Treffer jedoch nicht anerkannt. Kurz darauf hatten die Gastgeber großes Glück, als nach einer Hereingabe von der rechten Seite Kiebler im Fallen am zweiten Pfosten am Ball vorbeigrätschte. Das war eine große Chance für die Gäste, es sollte auch die einzige bleiben. Dann allerdings hatten die Domreiter Pech, als Tranziska nur den Pfosten traf (9.). Die Gastgeber dominierten die Partie, der FC Sand jedoch stand an sich gut im Abwehrverbund. So gelang den Hausherren aus dem Spiel heraus kein Treffer. Und wenn das so ist, muss halt eine Aktion nach einem ruhenden Ball weiterhelfen. Nach einem Eckball des Tabellendritten köpfte Kettler ins lange Eck zur Bamberger Führung (31.). Dann ging es Schlag auf Schlag. Tranziska war mit einem Schuss ins lange Eck erfolgreich zum 2:0 (36.) und erneut Tranziska erhöhte wieder per Schuss und wieder ins lange Eck zum 3:0 (40.) – das war der Halbzeitstand. Den 524 Zuschauern dürfte klar gewesen sein, dass mit diesem Ergebnis und der Bamberger Dominanz mehr als nur eine kleine Vorentscheidung gefallen war. Auf jeden Fall spiegelte das Ergebnis das Spiel wider.
„Sieg in dieser Höhe verdient”
Nach der Pause hatte der FC Eintracht Bamberg die Partie weiter gut im Griff, von Sand kam nichts mehr. Vor allem in der Offensive gab es keine großen Aktionen, Torwart Dellermann hatte einen sehr ruhigen Nachmittag. Die Gastgeber nutzten auch ihre weiteren Chancen und erhöhten durch einen Schuss vom Stromer aus 16 Metern auf 4:0 (53.). Und kurz darauf verwertete Tranziska aus kurzer Distanz eine feine Vorarbeit von Hack, der von der rechten Außenposition den Ball nach innen brachte, zum 5:0 (55.). In dieser Phase wurde das Spiel dann ruppiger mit der Folge, dass es gelbe Karten gab und zweimal gar gelb/rot. Bei Sand mussten vor dem Schluss erst Zeiß (62), dann Thomann (85.) vorzeitig das Feld verlassen. Den Schlusspunkt setzte dann Hack in der Nachspielzeit, als er auf dem rechten Flügel mit richtig Tempo gen Strafraum zog und mit einem Flachschuss ins lange Eck das halbe Dutzend voll machte zum 6:0 (90.+1).
Das sagt Trainer Julian Kolbeck: „Es war unter dem Strich ein verdienter Sieg, ich denke auch in dieser Höhe. Wir hatten über die gesamte Zeit viel Spielkontrolle und haben unsere Chancen auch genutzt. Ich hätte mich gefreut, wenn wir die Möglichkeiten, die wir zusätzlich noch hatten, auch eiskalt verwertet und zugeschlagen hätten. Allerdings hatten wir in der ersten Halbzeit auch ein bisschen Glück, als Sand einen Konter ansetzte und dann nur knapp die Führung verpasst. Es war aber auch, meiner Ansicht nach, die einzige gute Chance für den Gegner. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Den Derbysieg gegen Don Bosco Bamberg vor einer Woche konnten wir gegen Sand vergolden mit so einer Leistung. Das ist auch ein Ausrufezeichen.”
Tore
1:0 Kettler, (31.) 2:0 Tranziska (36.), 3:0 Tranziska (40.), 4:0 Stromer (53.), 5:0 Tranziska (55.), 6:0 Hack (90+1)
Zuschauer: 524
Aufstellung des FC Eintracht Bamberg
Dellermann – Kollmer (ab 62. Ljevsic), Stohmer (ab 71. Reck), Schmitt, Tranziska (ab 62. Helmer), Valdez, Hack, Reischman, Kaube (ab 46. Popp), Kettler (ab 56. Lang), Schmittschmitt
Für den FC Eintracht Bamberg steht die nächste Partie am 6. November bei der SpVgg Bayern Hof an. Danach empfangen die Domreiter zu Hause am 13. November den SV Seligenporten, am 21. November gastieren sie beim TSV Großbardorf und zum Abschluss des Jahres am 27. November erwarten sie den TSV Abtswind.
Ausstellung „Porosity Playground“ im Kesselhaus
„Wir tragen keine fertigen Kunstwerke in den Ausstellungsraum“
Angeführt von Kuratorin und Bildhauerin Notburga Karl zeigt eine namenlose Kunst-Gruppe noch bis Mitte November ihre Ausstellung „Porosity Playground“ im Bamberger Kesselhaus. Das Besondere: Keine Ausstellung ist wie die andere, denn die Kunstwerke entstehen als Reaktion auf den jeweiligen Ausstellungsort erst vor Ort.
Seit 24. Oktober zeigen Notburga Karl, Thomas Trinkl, Sonja Engelhard, Carlos de Abreu, Pravdoliub Ivanov und das Duo Dan Dryer (Astrid Piethan und Jörg Koslowski) Skulpturen, Installationen und Malerei im Kesselhaus. In ihren Werken nehmen die Künstlerinnen und Künstler aus ihrer Sicht überkommene Wahrnehmungs- und Interpretationsmechanismen ins Visier und hinterfragen das Zusammenspiel zwischen Werk, Materialität und Ausstellungsort.
Anfang September haben wir Notburga Karl zum Interview über die Ausstellung „Porosity playground“ getroffen, als im Sinne der Herangehensweise noch nicht ganz klar war, was zu sehen sein würde.
Frau Karl, welche Bedeutung hat der Titel der Ausstellung „Porosity Playground“?
Notburga Karl: Porosity, also Durchlässigkeit, etwas Poröses, kann sich auf mehrere Dinge beziehen: Die Durchlässigkeit im Kopf, also das, was bewusst geschieht, wenn man Kunst betrachtet: Man stellt sich eine Materialität vor oder eine filternde, fragile Zustandsform oder auch etwas im übertragenen Sinn einen Übergangszustand, der durchlässig aber doch filternd ist. Auch etwas, das mit einem nicht-visuellen Zugang zu tun hat. Davon ausgehend kann die Art und Weise, Kunst zu sehen oder zu machen durchlässig oder fließend sein, was Interpretation oder Bedeutungszuweisung angeht. Playground spiegelt unser Ansinnen, uns als Künstlerinnen und Künstler immer mit großer Offenheit und Lockerheit auf Dinge einzulassen. Ein Möglichkeitsraum.
Was meinen Sie mit „nicht-visueller Zugang“?
Notburga Karl: Wir sind im Alltag darauf getrimmt, zu decodieren. Eine rote Ampel bedeutet stehenbleiben, eine grüne Ampel losgehen. Ob rot auch etwas anderes in uns auslösen kann, Emotionen zum Beispiel, spielt dabei keine Rolle. Es hat sich eingeschlichen, dass wir so auch Kunst betrachten. Man schaut hin, denkt, man weiß Bescheid und schaut wieder weg. Das geht bei unseren Arbeiten nicht. Es braucht eine Zeit des Einlassens, eine Art Bewusstwerdungsprozess, damit sich die Behauptung, die wir in den Werken formulieren, erhärten. Nur weil ein Raum wie das Kesselhaus ein Ort der Kunst ist, heißt das noch nicht, dass alles, was dort gemacht wird automatisch auch Kunst ist. Uns interessieren auch existenzielle Fragen wie: Was macht Kunst, wie kann sie sich eine Form oder Visualität geben – und was bedeutet das konkret fürs Kesselhaus, mit seiner starken Architektur und seiner Geschichte? Wir versuchen, den Kunstort sozusagen auf null zurückzusetzen, um ihn dann mit unseren Werken in seinen Bedeutungen neu zu besetzen.
Sie gehen also davon aus, dass das Publikum diese theoretische Seite der Ausstellung durchaus wahrnehmen und nicht, wie beschrieben, hin und wieder wegschauen wird?
Notburga Karl: Ja, das Publikum wird merken, dass es beim Betreten der Ausstellung vielleicht auch erstmal in ein Vakuum tritt, in dem es sich desorientiert fühlen könnte, weil die mitgebrachte Herangehensweise an Kunst und die bisherige Art und Weise, Kunst zu betrachten, nicht sofort greifen.
Ist es Teil des Ansinnens der Ausstellung, das Publikum zu desorientieren oder vielleicht sogar zu überfordern?
Notburga Karl: Ich finde es interessant, dass Sie desorientieren mit überfordern gleichsetzen. Eine neue oder andere Orientierung muss nicht automatisch negativ bewertet sein. Klar, es ist ein Verlassen der Komfortzone. Vielleicht ist es besser, die mögliche Reaktion des Publikums eher als verhaltend oder zurücktretend zu bezeichnen. Desorientieren klingt eher aggressiv, so als ob wir die Leuten vor den Kopf stoßen oder sie in ihrer etwaigen Unwissenheit bloßstellen wollen würden. Das wollen wir nicht. Wir wollen, dass die Leute von der Ausstellung etwas haben. Wir haben der Ausstellung vielleicht eine andere Verführungskunst gegeben als die üblichen Herangehensweisen bei Kunstbetrachtung – ein Aha-Erlebnis, das sich vielleicht auch erst zeitversetzt einstellt.
Trotzdem möchte die Ausstellung aber nicht so sehr mit Schauwerten für die Sinne beeindrucken, als mit ihrer abstrakten Theorie?
Notburga Karl: Eigentlich hoffen wir schon, die Leute auch auf der ästhetischen Ebene zu erreichen. In Kunst geht es immer auch um die Form. Wir werden zum Beispiel mit sowas wie Akustik oder Licht arbeiten, was den Raum auch füllt und ihn sinnlich wirken lässt. Wir wollen den Raum nicht durch unsere große Kunstgeste bekämpfen, sondern ihm eine neue Wirkung und begleitende Kommentierung verleihen.
Ein Teil dieses Programms besteht darin, dass Sie als Künstlerinnen und Künstler sich oft von konkreten Ausstellungssituationen zu neuen Arbeiten inspirieren lassen.
Notburga Karl: Ja, das zeichnet unsere Arbeitsweise aus. Wir nehmen den Raum nicht nur als austauschbaren Behälter für Kunst wahr, sondern versuchen, ihm gerecht zu werden und lassen uns von seiner Beschaffenheit zu Werken herausfordern. Darum gibt es auch die ganze Bandbreite künstlerischer Darstellungsformen – bildhauerisch, malerisch, installativ, multimedial, konzeptuell und vieles mehr.
Haben schon alle an der Ausstellung Beteiligten das Kesselhaus und die Beschaffenheit seiner Ausstellungsfläche gesehen? Haben die Beteiligten in diesem Sinne schon entschieden, was sie vor Ort enstehen lassen und ausstellen werden?
Notburga Karl: Alle Beteiligten haben sich den Raum schon vergegenwärtigt. Was ausgestellt wird, kann ich aber noch nicht sagen. Es ist ja nicht so, dass wir fertige Kunstwerke einfach so in den Ausstellungsraum hineintragen. Der Raum spricht gerade bei dreidimensionalen Arbeiten immer mit. Viele unsrer Werke entstehen im Raum und mit dem Raum. Nicht alles passt in so einen Raum. Es gibt Arbeiten und Entwürfe im Vorfeld, die in Bezug auf den tatsächlichen Ort aber dann erst überprüft werden müssen.
Was macht das Kesselhaus für diese Ausstellung und diese Art auszustellen interessant?
Notburga Karl: Auf der einen Seite ist das ganz klar seine Materialität. Dazu rechne ich nicht nur den Beton, sondern auch das Licht, die Stimmung und Spuren vorheriger Ausstellungen oder Benutzung. Und auf der anderen Seite spielt auch die Geschichte des Kesselhauses für die künstlerische Annäherung eine große Rolle. Die Tatsache, dass dort einmal die Heizkessel für das nebenan gelegene ehemalige Krankenhaus waren, verleiht dem heutigen Kesselhaus gleich eine gewisse Aussage. Dieser historische Hintergrund, der in diesem Raum mitspricht, wirkt sich auf das aus, was man in ihn reinträgt. Man könnte sich also als Bildhauerin oder Bildhauer mit Dampf beschäftigen, dem anderen Aggregatszustand von Wasser. Dieser Raum allerdings bringt den Kontext der nicht mehr sichtbaren Kessel sofort ins Spiel. Ein anderer Raum würde das nicht.
Wissen Sie schon grundsätzlich, wie Sie sich dem Raum nähern werden?
Notburga Karl: Meine Vorstellungen gehen immer wieder von Lichtsituationen aus, ich werde wohl mit Licht arbeiten. Ein wandernder Lichtkegel vielleicht, der die Oberfläche streichelt. Jedenfalls wird es wohl mit der Decke zu tun haben. Haben Sie schon mal hoch geschaut? Sie hat einen seltsam gleichmäßigen Teint. Wir alle werden jeweils andere Sphären des Raumes aufgreifen. Wenn ich zum Beispiel von der Decke nicht loskomme, immer wieder hochschaue, muss ich damit wohl was machen. Außerdem steht noch der Boden in all seiner Doppelbödigkeit zu Verfügung oder die von oben hängenden Doppel-Trichter und ihr bestimmendes Volumen, oder die Glasfassade, oder Rost. Wir suchen nach Charakteristika des Raums, und suchen nach großzügigen Antworten auf die vorgegebene Situation.
Was ist der Reiz an dieser Herangehensweise?
Notburga Karl: Wahrscheinlich ist es die Lust auf das Ungewisse, die in neuen Kontexten wie Ausstellungsräumen oder der Gefallen daran, Grenzen immer wieder neu zu erfahren, zu thematisieren und zu verschieben. Das ist übrigens ein grundsätzlicher Anspruch, den wir aus der Avantguarde geerbt haben. Auch wollen wir den Kontext Kunst und ihre Ausdrucksweisen immer wieder von grundauf infrage stellen, um dann zu ihr hoffentlich zurückzufinden, um zu sagen, dass es immer noch sinnvoll ist, Kunst zu machen und sie in Räume zu stellen. Wenn wir es hinbekämen, dass das Kesselhaus für alle, die es schon kennen, ein anderer Ort wird, wo man sich auch mal ganz anderes sich denken getraut, dann hätten wir schon was geschafft.
Wie sahen die Publikumsreaktionen an den vorherigen Orten, an denen Sie ausstellten, aus?
Notburga Karl: Interessiert, offen und dankbar, weil es in der Ausstellung ja tatsächlich so einen Verschiebe-Effekt in der Wahrnehmung geben kann – wenn man sich darauf einlässt, und weil es zugleich einen Kunstdiskurs gibt, in dem wir etwas beisteuern. Wir sind auch sehr gesprächsbereit und verfügbar. Die Ausstellung wird Bamberg auch zugute kommen.
Warum?
Notburga Karl: Wenn man Kunst anschaut, erfährt man ja nicht nur etwas über das Werk, sondern auch etwas über sich. Entweder findet man etwas von sich darin bestätigt oder infrage gestellt. Die Ausstellung und ihre Herangehensweise ist vielleicht etwas, das in Bamberg noch nicht so oft zu sehen gewesen ist oder gemacht wurde. In Bamberg hat sich durch die Menge an ehrwürdiger, alter Kunst – die ja übrigens nicht immer alt war, sondern kurz sehr zeitgenössisch – bei vielen das Bedürfnis nach Bewahren ausgelöst. Was in der Sprache der Kunst verhandelt wird, was in ihren Kontext hineingedacht werden kann oder soll, ist aber in ständiger Veränderung und immer im Übergang. Dadurch sind die Werke, die wir ausstellen, erstmal wie im Modus von Behauptungen oder Fragen zu verstehen, und sie sind noch nicht so anerkannt beziehungsweise abgesichert wie die Dinge, die es in Antiquitätenläden gibt. Die größte Frage betrifft übrigens auch das Kesselhaus selbst und sein Potential für Bamberg.
In der Ausstellung werden neben Ihrem Beitrag Werke von Thomas Trinkl, Sonja Engelhard, Carlos de Abreu, Pravdoliub Ivanov und des Duos Dan Dryer zu sehen sein. Nach welchen Kriterien haben Sie als Kuratorin die austellenden Künstlerinnen und Künstler ausgewählt?
Notburga Karl: Für diese Herangehensweise, die uns verbindet, also so mit Räumen zu arbeiten, braucht es Gemeinsamkeiten in der Fragestellung, in der Suche, in der Lust am Betreten von ungesichertem Terrain – anhand solcher Gemeinsamkeiten habe ich ausgewählt. Wir wollten auch Pravdoliub Ivanov aus Sofia dabei haben; er ist zu dieser Zeit Internationaler Gastprofessur für Diversity an der Universität Bamberg. Ich als verantwortliche Kuratorin brauche außerdem noch das Bewusstsein, mich darauf verlassen zu können, dass die Werke, die wir sehen werden, interessant sein werden, trotz der Unsicherheit, die im Vorfeld besteht und die herausfordernd sein kann.
Ist es ein Trend in den ausstellenden Künsten, die Rolle der Künstlerinnen und Künstler und ihrer Werke zu reduzieren und mehr die Interaktion zu betonen, mit dem Publikum oder, wie in diesem Fall, dem Ausstellungsort?
Notburga Karl: Es gibt wohl eine Entwicklung hin zu mehr Performativität und Kombinationsformen in den Künsten. Vielleicht hängt es auch mit der pragmatischen Frage zusammen, wo die ganzen Werken gelagert werden sollen, wenn sie so nicht oder nicht mehr gezeigt werden. Aber das Prinzip des Relationalen – also wie man sich zu was in Beziehung setzt – ist insgesamt ein großes Thema. Vielleicht ist es eine Konsequenz daraus, nicht so sehr von anfassbaren Grenzen auszugehen, sondern mehr von Beziehungsräumen. Das ist für mich immer noch Bildhauerei. Es hat dann möglicherweise den Effekt, dass man die einzelnen Künstlerinnen und Künstler dahinter nicht mehr so deutlich identifizieren kann. Das ändert aber an deren Präsenz und Einfluss nichts.
Ausstellung „Porosity
Playground“
24. Oktober bis 28. November
Kesselhaus
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