Die VR Bank Bamberg-Forchheim hat den Kunstkalender 2025 vorgestellt. In diesem wird ein Mix aus Landschaftsmotiven und Stadtansichten aus dem Fusionsgebiet der
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Stadtrat Bamberg
Jonas Glüsenkamp beerbt Christian Lange als zweiter Bürgermeister
Nachdem das Ergebnis steht, wandert der hüfthohe Apfelbaumsetzling auf den Sitzungstisch von Jonas Glüsenkamp. Der Grünen-Politiker bekommt die Pflanze vom sozial-demokratischen Fraktionssprecher Klaus Stieringer mit den Worten übergeben: „Damit daran rot-grüne Äpfel wachsen können.“
Kein Wunder: Über das vergangene Wochenende verhandelten Grünes Bamberg, CSU und SPD, um eine gemeinsame Kooperation für die kommenden sechs Jahre fest zu machen.
Während die Basis der Sozialdemokraten und die der Grünen den Daumen nach oben streckte, war das 200 Punkte starke Papier in der Partei der Christsozialen nicht mit Mehrheit gekrönt worden. Haushalt, Verkehr, Klimaschutz, Soziales und Digitalisierung sind nur ein paar der Oberpunkte. Brisanter als der Inhalt sind die Abmachungen zu den Personalien. Nach dem Ausstieg der CSU wirkten alle Beteiligten entsprechend angespannt, bevor sich die Tagesordnung der Sitzung zur Wahl des zweiten Bürgermeisters hinbewegte. Würde Jonas Glüsenkamp noch ausreichend Unterstützung bekommen? Gibt es eine spontane Gegenkandidatur aus dem konservativen Lager?
Die Erleichterung im Hegelsaal ist spürbar, als klar ist, dass der grüne OB-Kandidat im Rennen um das Amt des zweiten Bürgermeisters allein ist. Mit 33 Stimmen kann er auf eine solide Mehrheit bauen. Er wolle nicht nur eine „Mitmachstadt“ sondern auch einen „Mitmachstadtrat“ mit dem Ohr an den Menschen. CSU-Mann Christian Lange erklärt im Gespräch, dass auf eine Absage der Kenia-Koalition konsequenterweise keine Kandidatur auf einen Bürgermeisterposten folgen konnte. Das neue Duo an Bambergs Spitze ist derweil trotz Coronakrise optimistisch: „Wenn wir das Engagement aus der Zivilgesellschaft nutzen, dann hilft uns das auch aus der Krise“, findet der frischgebackene zweite Bürgermeister. Oberbürgermeister Andreas Starke sieht die Chance auf gute Impulse aus der deutlich verjüngten Stadtratszusammensetzung. Die Umsetzung des Kooperationspapiers soll bereits anlaufen. „Allerdings darf man die Überschrift des Haushaltsvorbehalts für alle Maßnahmen nicht vergessen“, betont Starke.
Einzig Glüsenkamps Zuständigkeiten bleiben noch offen, denn die Verhandlungen mit potenziellen politischen Partnern laufen noch weiter. Ob bis zur nächsten Sitzung Ende Mai eine Kooperation links der Mitte zustande kommt oder Grün-Rot mit wechselnden Mehrheiten arbeiten wird, muss sich zeigen.
- Julian Megerle
- Foto: Sebastian Quenzer
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„Bamberg Hoffnung geben“
Gegen die einsetzende Ohnmacht
Mediendesigner Arno Schimmelpfennig und die Band Bambägga haben sich zusammengetan, um den Bambergerinnen und Bambergern ein wenig Unterhaltung und Hoffnung in diesen für viele schwierigen Zeiten zu bieten. Gemeinsam produzierten sie das Musikvideo „Bamberg Hoffnung geben“. Arno Schimmelpfenning hat uns genauere Auskunft darüber gegeben.
„Bamberg Hoffnung geben“ lauten der Titel und das Ziel Ihres Videos. Wie kam die Idee zustande? Worum geht es?
Arno Schimmelpfennig: Rückblickend konnte ich die Situation, die auf alle von uns zukam, nicht richtig greifen und einschätzen. Ich sah nur, dass befreundete Unternehmen einbrechen ihre Angestellten plötzlich im Supermarkt Regale einräumten. Ich habe selbst Familie und bin als Alleinverdiener entsprechend besorgt. Darum habe ich mir überlegt, was ich tun könnte, um dieser einsetzenden Ohnmacht entgegenzuwirken. Ich habe darüber nachgedacht, dass es wahrscheinlich vielen ähnlich geht. All die leeren Plätze in Bamberg, an denen sonst so viel Leben ist. Die Polizei, die uns kontrolliert. Das kann einen schon einschüchtern. Ich habe mir also überlegt, wie ich den Menschen Hoffnung geben könnte. Was verbindet uns? Was schafft das Gefühl von Gemeinschaft? In dem Film geht es um die Dinge, die Bamberg ausmachen. Die Band Bambägga bezeichnet Bamberg als „Perle des Südens“ und als „Mutterstadt“. Mit dem Film möchte ich uns ins Gedächtnis rufen, dass unsere Stadt die von uns geliebten Eigenschaften beibehält. Es wird weiter gehen.
Woran machen Sie fest, dass die Menschen in Bamberg Hoffnung brauchen? Ist die Situation in der Stadt so schlimm?
Arno Schimmelpfennig: Wir befinden uns alle in einer Ausnahmesituation. Hoffnung ist meiner Meinung nach in jeder Lebenslage ein sehr schönes Zeichen und sollte in jeder Situation vermittelt werden. Wir haben seit Jahrzehnten keine Krise mehr erlebt. Von daher sind fast zwei Monate der Isolation schon eine Herausforderung. Manche älteren Menschen verbringen ihre letzten Tage plötzlich alleine im Heim. Die frisch gebackene Mutter kann keinen Besuch empfangen, der sich mit ihr über den Nachwuchs freut. Kranke Menschen haben Angst um ihr Leben und hoffen, dass diese schlimme Erkrankung an ihnen vorbei geht. Kinder sitzen daheim und können nicht mehr raus. Sie sind zu jung, um Ihnen zu erklären, was da passiert und dass alles irgendwann besser wird. Man beginnt, die Normalität des Lebens zu vermissen. Ich wollte mit dem Film ein Zeichen setzen, dass man diese Normalität zurückgewinnen wird.
Wie kam der Kontakt zu Jonas und David Ochs von Bambägga zustande?
Arno Schimmelpfennig: Ich habe mich aktiv für eine Zusammenarbeit mit Jonas und David Ochs entschieden. Wir haben in diesem Jahr bereits einen Musikclip realisiert und es war eine sehr angenehme, professionelle und trotzdem spontane Zusammenarbeit. Genau diese Zusammenarbeit habe ich angesichts eines straffen Terminplans gebraucht. Es waren aber auch die Emotionen, welche die Jungs genial vermitteln, wie in den Songs „Vater sein“ oder bei einem eigenen Arrangement, das sie mit anderen Musikern vor gut einem Jahr für die Lebenshilfe geschrieben hatten. Zudem gefällt mir die Idee, dass gerade ein Kulturbotschafter des Goethe-Instituts die Hoffnungsbotschaft verbreitet, der selbst bereits in China war und das Land und seine Einwohner kennt und daher gewissermaßen eine Brücke baut.
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Wie lief die Umsetzung ab? Wie schnell konnten Sie das Projekt durchziehen?
Arno Schimmelpfennig: Ich habe aktuell nicht viel Zeit. Ich verbringe fast 20 Stunden im Büro pro Tag und habe auch sehr kurze Wochenenden. Mir lag das Projekt sehr am Herzen und so wollte ich konzentriert an die Sache herangehen, aber ein möglichst schnelles Resultat erzielen. Anfangs wollte ich den Film selbst umsetzen und dokumentarisch festhalten, was in den Straßen passiert. Doch dann erinnerte ich mich an die vielen individuellen Eindrücke, die derzeit in Facebook geteilt werden. Genau diese Stimmung und diese Bilder zeigten viel besser die äußeren Umstände als alles, was ich hätte selbst einfangen können. Und so rief ich Bamberg per Facebook dazu auf, mir Bilder der leeren Plätze, aber auch der Bilder zu schicken, die wir sonst von Bamberg kennen. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich bereits mehr als 300 Fotos beisammen. Letztlich waren es In einer Woche über 20 Einsendungen mit 578 Fotos, die ich übrigens nahezu alle in den Film integriert habe. Während ich auf die Einsendungen wartete, produzierten die Jungs von Bambägga eine „Home Edition“ des Lieds „7 Hügel“. Es schloss sich noch eine Woche des Schnitts an. Nach gut 26 Stunden Arbeit war das Werk vollendet.
Welche Hoffnung verbinden Sie mit dem Video, was sollen die Menschen davon mitnehmen?
Arno Schimmelpfennig: Zunächst bin ich sehr glücklich, dass inzwischen so viele Menschen diesen Film gesehen haben. Ich habe ganz unterschiedliche Reaktionen darauf bekommen. Zum einen habe ich einige Projekte integriert, die Menschen unserer Region auf ganz unterschiedlichen Ebenen helfen. Zum einen haben sich diese Projekte darüber gefreut, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Als Vorstand des Stadtmarketings Bamberg sehe ich hierin aber auch irgendwie meine Aufgabe. Deshalb haben mich Rückmeldungen von Bürger*innen noch viel mehr gefreut. Unter anderem sprach mich eine Krankenschwester an, dass sie mit ihrer ganzen Station den Film gesehen und deutlich Mut gefasst hätte. Das ist es, was mir und auch Bambägga am Herzen lag: Mut vermitteln, Perspektiven schaffen und ein Gefühl vermitteln, dass wir zusammenstehen und uns alle zusammen aus diesen Tagen befreien werden.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation persönlich um und wie als Unternehmer?
Arno Schimmelpfennig: Ich finde diese Frage schwierig. Es ist alles so unsicher und zugleich so unnahbar zugleich. Anfangs gab es diesen Moment der Leere, in dem ich selbst nicht wusste, wie es für mich und dadurch finanziell für meine Familie weitergehen wird. Ich wusste nur, dass es tief im Kern einen gemeinsamen Nenner für Lösungen der Anliegen meiner Kunden gibt: Erreichbarkeit, ein weiterhin konstanter Absatz und die Vermittlung an deren Kunden, dass man nach wie vor da ist – wenn auch vielleicht vor geschlossenen Türen. Daraufhin kamen einige Unternehmen auf mich zu, die ihre Angebote digitalisieren wollten. Jetzt, wo sich die Situation aufgrund der Corona-Krise allmählich lockert, gibt es immer noch Branchen, die es schwer haben, wieder auf die Beine zu kommen. Hierzu gehört zum Beispiel die Veranstaltungsbranche mit ihren Kreativen und Dienstleistern. An dem Punkt, an dem nun Online-Lösungen weniger gefragt sind als in den letzten Tagen, ist es nur die digitale Kommunikation etwa über Film. Persönlich musste nicht nur ich, sondern in erster Linie auch meine Familie stark zurückstecken. Meine große Tochter spricht inzwischen schon von „Sleep & Drive“ anlässlich meiner Anwesenheit daheim.
Wie sieht Ihre Hoffnung bezüglich der Zukunft nach der Krise aus?
Arno Schimmelpfennig: Abgesehen von all dem Übel, das die Krise sicherlich mit sich gebracht hat, denke ich, dass in jeder Krise auch etwas Positives steckt. Um ehrlich zu sein, denke ich, dass die Zeit zu knapp ist, um tiefgreifend etwas zu ändern. Ich gehe trotzdem davon aus, dass sich auf zwei Ebenen etwas ändern wird. Zum einen mussten wir auf der persönlichen Ebene auf vieles verzichten. Es ist nicht einfach, in sozialer Isolation zu leben. Darum konnten wir uns über die Zeit – quasi in einer Art Fasten – von dem trennen, was uns belastet, und uns auf das besinnen, was uns guttut und was wir in unserem Leben haben wollen. Wenn wir nun in einiger Zeit raus gehen und wieder zusammen sein dürfen, denke ich, dass wir den Wert des Lebens, Freundschaft, Kameradschaft und alte Tugenden wie Respekt, Aufrichtigkeit und dergleichen mehr schätzen können und auch wollen. Zum anderen gehe ich davon aus, dass Deutschland nun aus einer Art Dornröschenschlaf erwacht ist. Es ging uns Jahrzehnte wirtschaftlich gesehen gut. Selbst die Finanzkrise 2008 als Krise der jüngeren Vergangenheit war nicht dermaßen stark zu spüren. Nun konnten wir sehen, dass wir uns öffnen und neue Wege beschreiten müssen. Es sind viele tolle und innovative Ideen entstanden. Geschäftsfelder haben sich erweitert, andere Bereiche deutlich erweitert. Als Beispiel merke ich das am Einzelhandel. Was gab es hier Berührungsängste mit dem Internet. Amazon und stellvertretend damit ein Großteil des Onlinehandels war der jahrelange Feind des stationären Handels. Nun erkennen wir, dass digitale Mega-Stores nicht alles sind. Wer seine Stärken kennt und weiß, was seine Kunden an einem lieben, der kann durch Onlinepräsenz sein Angebot erweitern und noch mehr Menschen erreichen. Die Krise hat also Barrieren abgebaut und Chancen geschaffen. Ich habe die Hoffnung, dass wir dem treu bleiben und darauf aufbauen.
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Kolumne
Wie aus der Mitmachstadt ein Hinterzimmer wurde
Die älteren unter uns werden sich daran erinnern, damals, als wir noch nicht im „Hannibal Lecter Dress“ auf die Straße mussten und jedem, den man mehr oder weniger kannte, die Hand schüttelten, ohne sicher zur sein, ob er sie sich nach dem letzten Toilettengang wenigstens gewaschen hatte. Damals.
Gefühlt bereits Jahre her, war aber erst im März, da durften wir wählen. 44 Stadträte und einen neuen Oberbürgermeister. Dank Corona haben wir das von uns selbst fabrizierte Elend zwar bislang kaum thematisiert, weil wir alle unsere Doktorarbeit in Statistik auf Basis von Youtubevideos schreiben mussten, doch nun, in der Zeit 0, zwischen dem alten und dem neuen Stadtrat, ist es an der Zeit.
Bislang hab auch ich mich kaum zum Ausgang der Wahl geäußert. Warum auch, weltbewegend war es nicht. Alter und neuer OB ist unser aller Andi. Für mich als Kabarettisten und Kolumnisten ist er wie meine alte Lieblingsjogginghose. Bisschen peinlich in der Öffentlichkeit, aber bequem, ich hab mich an ihn gewöhnt, möchte sagen, uns verbindet was, aber an manchen Stellen ist sie halt schon durch, und angeben würde ich mit ihr auch nimmer. Aber ohne sie wär vieles auch erstmal sehr neu gewesen, und deswegen trag ich sie nun noch weitere Jahre.
Mit 59% war es kein sonderlich souveräner Sieg für einen Amtsinhaber, aber in Anbetracht der vielen Gegenkandidaten in der Stichwahl auch nicht ganz schlecht. Als direkt mit Beginn der Auszählung der Internetserver der Stadt Bamberg ausgefallen ist, war klar: Nach den Erfahrungen der letzten Jahre spricht alles für Andi.
Komplizierter ist es bei den Ratsherren und ‑damen. Ich hatte mich für Briefwahl entschieden, hatte aber nicht gedacht, dass ich mein Wohnzimmer leer räumen muss, um einen Überblick zu bekommen. Und das Ergebnis: Die Stimm- und Sitzverteilung im neuen Stadtrat erinnert an klein wenig an das Chaos in meiner Besteckschublade. Messer, Gabel und Löffel ist klar, der Rest fliegt irgendwie durcheinander und nach jedem Spülmaschinengang liegt der Sparschäler wieder sonstwo. Erschwerend kommt hinzu, dass Bamberger Stadträte gerne öfter die Fraktion und die Partei wechseln als die Unterwäsche. Aber das wissen wir. Mutmaßlich wird hinter den Kulissen bereits seit Wochen an Mehrheiten gebastelt. Und Gebastel beschreibt es wohl ganz gut, wenn man bedenkt, dass die Sitzverteilung nicht mal zu einer Neuauflage der Groko reicht. Größte Fraktion ist die Geböddsl-Fraktion der Einzel- und Doppelsitzer, die gemeinsam noch nie so viel Macht besessen haben dürften, aber sich so uneins sind wie die Stadtteile bei der Ansiedlung von – sagen wir – Gotteshäusern.
Dennoch dringt wenig nach Außen. Bekannt ist: Eine neue Fraktion aus Gelb, Pink und Orange. Die passen zwar Nullkommanull zusammen, aber dass sich zwei Pädagogen um Gaustadts Lady in Pink kümmern wollen, ist ja angesichts mancher Wahlkampfaussagen zumindest vorbildlich. Und während woanders Bündnisse gebildet werden, war bei den zwei Stadträten der Bamberger Allianz schnell klar, dass sie zwar Bamberg sind, aber nicht Allianz. Die CSU, allen voran Christian Lange, geht immer noch davon aus, dass man die Wahl gewonnen hat und künftig den Oberbürgermeister stellt. Die SPDler stellen gerade wohl fest, dass das Schulhofargument „Wir sind aber die Kinder vom Direktor!“ wenig bringt. Und am Ende: Ob die Grünen mit „Mitmachstadt“ im Wahlkampf nur gemeint haben, dass sie nun halt beim Stadtrat im Passivrathausstandard zugunsten von Pöstchen und Ämtern „mitmachen“ oder es ein Schreibfehler war und „Mitmachtstadt“ richtiger wäre, das, so mein persönliches Wahlversprechen, wird der Herrnleben auch ganz genau beobachten.
- Florian Herrnleben
- Foto: Florian Herrnleben
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Ausbildungszentrum der Bundespolizei
Kampf gegen Corona
von Manuel Werner
Eine der Aufgaben der Bundespolizei besteht im Grenzschutz. Seit dem 16. März führt sie zudem vorübergehende Grenzkontrollen zu mehreren Nachbarländern durch. Ziel der Maßnahmen ist, das Reiseaufkommen nach Deutschland zu reduzieren und somit die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Zur aktuellen Lage stand uns Thomas Lehmann, leitender Polizeidirektor des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg, Rede und Antwort.
Welche Vorkehrungen wurden für den Standort getroffen, um die Gefahr der Ansteckung mit dem Corona-Virus bestmöglich zu bannen?
Thomas Lehmann: Wir haben zunächst die Ausbildung, wo immer möglich, sukzessive auf ein angeleitetes „Fernstudium“ umgestellt. Ferner wurde dem Personal des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg weitgehend die Möglichkeit zur Arbeit im Home-Office eingeräumt. Neben der generellen Gesundheitsvorsorge und Betreuung haben sich unsere Kolleginnen und Kollegen der Minimierung eines Infektionsrisikos verschrieben. Die allgemeingültigen Hinweise und Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sind für unsere Mitarbeiter ebenso existent wie für den Bürger. Vorgaben des Gesundheitsamtes gelten entsprechend.
Thomas Lehmann, leitender Polizeidirektor des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg
Welche Auswirkungen hat diese Krise speziell auf den Ausbildungsbetrieb in Bamberg?
Thomas Lehmann: Um die Infektionsketten zu unterbrechen, wurde die Ausbildung in der Bundespolizei in ein angeleitetes Selbststudium umgewandelt. Die Auszubildenden verbleiben an ihren Heimatorten und werden durch Nutzung digitaler Medien unterrichtet. Wesentliche Bestandteile der Ausbildung in der Bundespolizei bestehen aus der Vermittlung theoretischer Inhalte im Bereich der Gesellschaftswissenschaften, der Rechtswissenschaften und Einsatzlehre. Diese Fächer sind teilweise dazu geeignet, auch ohne Präsenz in der Ausbildungseinrichtung vermittelt zu werden. Neben der Übermittlung von Aufgabenstellungen per E‑Mail verfügt die Bundespolizei über eine e‑Learning-Plattform. Hier können die Auszubildenden auch von ihrem Wohnort aus auf Arbeitsunterlagen zugreifen. Normalerweise wechseln sich die theoretischen und praktischen Anteile ab beziehungsweise bauen jeweils inhaltlich, methodisch und didaktisch aufeinander auf.
Wie stark ist das Aus- und Fortbildungszentrum involviert, sprich werden Ausbilder eingesetzt beziehungsweise unter welchen Umständen würden auch Auszubildende eingesetzt werden?
Thomas Lehmann: Das Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrum Bamberg unterstützt auf Anforderung die Bundesbereitschaftspolizei mit Einsatzzügen. Diese setzen sich aus Ausbildungspersonal sowie Anwärterinnen und Anwärtern des zweiten und dritten Dienstjahres zusammen. Aktuell unterstützen bereits eingesetzte Einsatzkräfte aus Bamberg die vorübergehend wiedereingeführten Grenzkontrollen an den Grenzen zu Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Wie gehen die Beamtinnen und Beamten mit dem ständig bestehenden Risiko einer Ansteckung um?
Thomas Lehmann: Durch die konsequente Beachtung der Hygienestandards und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts versuchen wir das Infektionsrisiko zu reduzieren. Dies gelang bisher sehr gut.
Was machen Sie als erstes, wenn die Ausgangsbeschränkung aufgehoben ist?
Thomas Lehmann: Auf einem Bierkeller ein kühles Rauchbier trinken, ein Konzert besuchen, ins Theater gehen und darauf hoffen, dass die Menschheit die richtigen Lehren aus der Pandemie zieht.
- Manuel Werner
- Foto: Bundespolizei
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FC Eintracht Bamberg
Neue Basketballabteilung
Während die Fußballer des FC Eintracht Bamberg zuletzt zweimal in Folge aufgestiegen sind, gründete der Verein in jüngerer Vergangenheit weitere Abteilungen. Seit zwei Jahren wird sogar Quidditch gespielt. Als neueste Sportart beim FC Eintracht kommt nun der Basketball dazu. Ende Februar gründete der Verein die Basketballabteilung, ab Oktober soll am Ligabetrieb teilgenommen werden.
„In unserem Verein liegt die Keimzelle des Bamberger Basketballs – und diese lebt nun wieder auf“, sagt Sascha Dorsch, stellvertretender Vorsitzender des FC Eintracht. Bereits 1955 spielte der Vorgängerverein 1. FC 1901 Bamberg Basketball. Über Jahrzehnte war die Mannschaft das sportliche Aushängeschild Bambergs, bis die Insolvenz den Verein 1988 zur Abspaltung der Basketballabteilung zwang. In den 1990er Jahren gründete der 1. FC erneut eine Basketballabteilung, die bis zum Zusammenschluss mit dem TSV Eintracht zum FC Eintracht Bamberg im Jahr 2006 existierte.
Der Tradition verpflichtet formuliert Sascha Dorsch Ansprüche an die nun erneut gegründete Abteilung: „Ambitionen im Basketballsport – vor allem auch was die Förderung im Jugendbereich betrifft – liegen in den Genen unseres Vereins. Insofern gehen wir dieses Projekt ehrgeizig an. Die Nachwuchsarbeit wird einer der Schwerpunkte unserer neuen Abteilung sein.“ Außerdem planen die Verantwortlichen für die Sommerzeit, anlässlich der Gartenstädter Kerwa das Kerwasturnier für Freizeitmannschaften wieder aufleben zu lassen. Ab Oktober möchte der FC Eintracht Bamberg mit einer ersten Mannschaft in den Ligabetrieb einsteigen und auch eine Ü‑50-Truppe soll es geben.
„Weil drei unserer fünf Vorstandsmitglieder im Verein früher selbst aktiv Basketball gespielt haben beziehungsweise noch spielen, wie Christopher Neudecker in der 2. Regionalliga“, sagt Sascha Dorsch, „ist es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass auch der FCE diese Sportart wieder betreibt. Der Vorgängerverein FC 01 Bamberg hat sich vor Jahrzehnten im Basketball als Vorreiter hervorgetan. In diesem Sinne wollen auch wir das Thema aufgreifen und neue Impulse setzen.“
Foto: Gründungsmitglieder von links: Steffen Rommel, Jörg Schmalfuß, Sascha Dorsch, Benny Hummel, Bernd Kaufer, Thomas Decker und Christopher Neudecker (Quelle: FC Eintracht Bamberg)
- Manuel Werner
- Foto: FC Eintracht Bamberg 2010
Pflegeheim
„Uns ist bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben“
Die derzeit herrschenden Kontaktbeschränkungen beziehen sich besonders stark auf Alten- und Pflegeheime. Besuche bei Bewohnerinnen und Bewohnern solcher Einrichtung sind verboten, um Corona-Erkrankungen bei dieser Risikogruppe zu verhindern. Christine Lechner leitet das Bamberger Seniorenzentrum Albrecht Dürer. Eine Infektion gab es in der Einrichtung noch nicht. Sollte der Fall der Fälle aber eintreten, ist das Seniorenzentrum vorbereitet. Wir haben Frau Lechner interviewt.
Wie sind Stimmung und Situation im Seniorenzentrum Albrecht Dürer?
Christine Lechner: Die Stimmung ist bei allen Mitarbeitern sehr gelassen. Alle sind trotz der Umstände mit Spaß bei der Arbeit, wir lachen viel zusammen und die Stimmung geht auch auf die Bewohnerinnen und Bewohner über, was sehr wichtig ist.
Wäre im Fall einer Infizierung im Seniorenzentrum Albrecht Dürer genug Personal und Material vorhanden?
Christine Lechner: Zum Glück haben wir weder bei den Bewohnern noch beim Personal positiv getestete Fälle. Die personelle Besetzung unterscheidet sich nicht von der sonst üblichen Besetzung in normalen Zeiten. Was uns, wie auch allen anderen Einrichtungen fehlt, ist Schutzausrüstung, das heißt Schutzanzüge und Schutzmasken. Das gesamte Personal trägt lediglich selbstgenähten Mundschutz. Davon haben wir reichlich selbst hergestellt, aber auch viele von Angehörigen und Freunden bekommen.
Wie sähe die Reaktion auf einen Corona-Fall aus?
Christine Lechner: Theoretisch haben wir alle Szenarien im Haus besprochen und auch einen Pandemieplan erstellt. Wir halten seit 14 Tagen auch schon Einzelzimmer frei, für den Fall, dass eine Isolation notwendig ist. Große Unterstützung erhalten wir auch von unserem Träger, dem Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim e.V., was Informationen, Materialbeschaffung und Transparenz angeht.
Wie gehen Heimbewohner mit der Kontaktsperre zu ihren Angehörigen um?
Christine Lechner: Ich muss ganz ehrlich sagen, recht gut. Alle Mitarbeiter, besonders die Betreuungskräfte, leisten überragende Arbeit, damit die Heimbewohner keine Einsamkeit verspüren. Wir haben seit letzter Woche auch die Möglichkeit, über ein Tablet Videoanrufe mit Angehörigen zu machen, was für beide Seiten große Erleichterung bringt, die Angehörigen einfach mal wieder zu sehen und zu hören und zu sehen, dass es ihnen gut geht.
Mit welchem Gefühl kommen Sie zur Arbeit?
Christine Lechner: Wir alle kommen täglich mit großem Hoffen und Bangen, dass die Situation so entspannt bleibt und wir alle, Bewohner und Mitarbeiter, gesund bleiben. Uns ist bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben und halten uns alle an die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren. In einer ruhigen Minute wird diese Verantwortung für mich als Leiterin manchmal sehr belastend.
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Gastronomie
„Es herrscht große Unsicherheit“
Florian Müller bekommt die Auswirkungen der Stilllegungen des öffentlichen Lebens in seiner Doppelfunktion als Geschäftsführer des Ahörnla und Vorstandsmitglied der Kreisstelle des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands von mehreren Seiten zu spüren. So erreichen ihn täglich Hilferufe der an den Verband angegliederten Betriebe und als Gastronom sieht er sich nicht nur eigenen wirtschaftlichen Schäden ausgesetzt, sondern hat auch mit der Unsicherheit zu kämpfen, nicht zu wissen, wann wieder geöffnet werden kann. Im Telefoninterview haben wir mit ihm gesprochen.
Mit welchen Gefühlen haben Sie die Verhängung der Allgemeinverfügung, nach der Gaststätten und Bars schließen mussten, aufgenommen?
Florian Müller: Ich war geschockt. Das war im Endeffekt so, dass man von heute auf morgen den Boden unter den Füßen weggezogen bekommt und ich zu dem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, wie es weitergeht. Kurz danach hatten wir von den Wirten der Sandstraße ein Treffen, um zu besprechen, was man jetzt macht. Jeder von uns weiß, wie hoch die laufenden Kosten, vor allem die des Personals, in der Gastronomie sind.
Lässt sich bereits sagen, welche Auswirkungen, finanziell, personell, die Beschränkungen auf die Bamberger Hotel- und Gaststättenbetriebe haben werden?
Florian Müller ist Geschäftsführer des Ahörnla und Vorstandsmitglied der Kreisstelle des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands.
Florian Müller: Ich war geschockt. Das war im Endeffekt so, dass man von heute auf morgen den Boden unter den Füßen weggezogen bekommt und ich zu dem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, wie es weitergeht. Kurz danach hatten wir von den Wirten der Sandstraße ein Treffen, um zu besprechen, was man jetzt macht. Jeder von uns weiß, wie hoch die laufenden Kosten, vor allem die des Personals, in der Gastronomie sind.
Lässt sich bereits sagen, welche Auswirkungen, finanziell, personell, die Beschränkungen auf die Bamberger Hotel- und Gaststättenbetriebe haben werden?
Florian Müller: Für fast alle Betriebe, außer denen, die Lieferangebote haben, wobei das natürlich ein lächerlich geringer Anteil ist, sind die derzeitigen Zustände ein Totalschaden – null Umsatz von heute auf morgen. In Hotels genau das Gleiche. Angekündigte Buchungen können kostenfrei storniert werden, Hoteliers bleiben auf den Kosten sitzen und haben keine Buchungen und vor allem keine Sicherheit, wann denn wieder etwas passiert, mehr.
Wie sehen Sie in diesem Sinne diese Art der Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus? Halten Sie die Allgemeinverfügung für sinnvoll oder hätten Sie sich eine andere Vorgehensweise gewünscht?
Florian Müller: Das kann ich nicht sagen, ich bin kein Gesundheitsexperte. Nachdem man aber gewusst hatte, wie sich das Virus verbreitet, hat sich die Regierung nicht gleich für Maßnahmen entschieden, sondern immer Fristen gesetzt, nach dem Motto „jetzt macht mal noch ein paar Tage, dann schließen wir alles“. Dann wurde dem Volk gesagt zuhause zu bleiben, die Gaststätten durften aber wieder noch ein paar Tage offenbleiben. Ich nehme das in Kauf, habe aber nicht das Gefühl, dass es von vornherein einen Plan gab, nach dem vorgegangen wurde, sondern es wurde try-and-error-mäßig ausprobiert.
In welchem Zustand befindet sich das Ahörnla? Wird es die Gaststätte wieder in alter Form geben können?
Florian Müller: Wir sind komplett stillgelegt. Wie es danach weitergeht, kommt darauf an, wie lange wir geschlossen haben. Das ist das Hauptproblem. Der Staat sagt, damit ihr in der Krise nicht liegenbleibt, könnt ihr Schulden machen. Die Bank, zum Beispiel die KfW, verlangt aber einen Finanz-Plan über diese Schulden. Diesen zu erstellen, ist aber schwer, weil es sich derzeit nicht sagen lässt, ab wann man wieder Einnahmen hat. Denn ob die Gastronomie ab dem 19. April wieder aufmachen darf, ist nicht sicher. In der Politik hat keiner den Arsch in der Hose, zu sagen, dass die Gaststätten ab 19. April sicher wieder öffnen dürfen oder dass dieses Datum nur Wunschdenken ist und sowieso nichts wird und man besser gleich vom 1. Juni oder noch später ausgehen sollte, von da an aber sicher wieder öffnen darf. Andererseits stellt sich auch die Frage, ob überhaupt noch etwas da ist, das wieder aufmachen kann, wenn das Ganze jetzt noch acht Wochen dauert.
Was machen Sie als erstes, wenn die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben werden?
Florian Müller: Ich renne in meinen Laden und versuche, ihn startklar zu machen.
- Sebastian Quenzer
- Foto: Sandstraße: Sebastian Quenzer | F. Müller: Florian Müller
Schulschließungen
„Vielen wird jetzt bewusst, dass Schule mehr ist als Unterricht und Lernen“
Schulen gehörten zu den ersten Einrichtungen, die Mitte März für den beginnenden Kampf gegen Corona geschlossen wurden. Das Lehrpersonal steht seitdem vor der Herausforderung, über andere Kanäle Kontakt mit der Schülerschaft zu halten und weiterhin Unterrichts-Stoff anzubieten. So auch am Bamberger E.T.A. Hoffmann-Gymnasium. Über Schule in Zeiten der Kontaktbeschränkungen haben wir mit Direktor Markus Knebel gesprochen.
Wie lässt sich der Alltag eines Schuldirektors beschreiben, wenn die Schule geschlossen ist?
Die Arbeit am Vormittag im Büro ist gut gefüllt mit Telefonaten, Mails und Konferenzen (natürlich online). Es geht dabei um die Koordination der anstehenden Aufgaben, wie Abitur, Aufnahme der Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule, Personalplanungen für das kommende Schuljahr, aktuell anstehende Baumaßnahmen und vieles andere. Damit nicht die komplette Führungsebene ausfällt, wenn wir in der Schulleitung einen bestätigten Corona-Fall hätten, arbeiten wir in Schichten, so dass ich manche Mitarbeiter gar nicht persönlich im Büro sehe, sondern seit Wochen nur online. Die telefonische Rufbereitschaft zieht sich dann bis in den Abend, da wir ja möglicherweise wegen aktueller Corona-Fälle oder Informationen aus den Ministerien auch kurzfristig agieren müssen.
Schuldirektor Markus Knebel.
Stellen Sie Unterrichtsangebote online zur Verfügung? Sind diese verpflichtend und wie sehen sie aus?
Die Lehrkräfte stellen für alle Klassen Unterrichtsmaterial zur Verfügung – in Umfang und Intensität abhängig von den Fächern und Jahrgangsstufen. Natürlich hat der angehende Abiturjahrgang eine ganz besondere Stellung in diesem System, da hier noch einzelne Leistungserhebungen vor den eigentlichen Abiturprüfungen anstehen und dann natürlich die Vorbereitung auf das voraussichtlich in wenigen Wochen beginnende Abitur gesichert sein muss. In den anderen Jahrgangsstufen sind sämtliche Aufgaben jedoch als Unterrichtsbegleitung zu verstehen. Sie können das, was üblicherweise in der Schule passiert, nicht ersetzen und sollen die Schülerinnen und Schüler vor allem „im Training“ halten, bis es an der Schule wieder losgeht.
Es gibt Medienberichte über Lehrpersonal, das sich ausgefallene Mittel einfallen lässt, um in Kontakt mit der Schülerschaft zu bleiben. Ein Beispiel wäre ein Hamburger Lehrer, der täglich eine online abrufbare Late-Night-Show inszeniert, um Kontakt zu halten und Lernstoff durchzugehen. Was halten Sie von solchen Maßnahmen, und wären auch Sie bereit, in eine Rolle wie die eines Moderators zu schlüpfen?
Die Lehrkräfte nicht nur meiner Schule zeigen unglaubliche Kreativität und Improvisationskunst. Wir müssen aber auch darauf achten, die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern nicht zu überfordern. Es gibt Familien, in denen nur ein Rechner zur Verfügung steht, ein Elternteil im Home-Office arbeitet und gleichzeitig drei oder mehr Kinder online an schulischen Aufgaben arbeiten sollen.
Wie sind die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler darauf?
Bis auf wenige Ausnahmen erhalten wir durchweg positive, teilweise sogar überschwängliche Rückmeldungen. Vor allem von Elternseite kommt viel Lob für die vielfältigen Ideen, wie die Kinder und Jugendlichen motiviert werden, aktiv ihre schulischen Aufgaben ernst zu nehmen. Neben den „normalen“ Arbeitsaufträgen gelingt dies durch Ideen, die den Blick über den Tellerrand des eigenen Unterrichts ermöglichen, etwa durch ein gemeinsames Video, an dem alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte arbeiten konnten.
Falls sich der Online-Unterricht bewährt, gibt es Überlegungen, diesen auch in Zukunft beizubehalten? Welche Vorteile hätte das gegenüber Präsenzunterricht?
Online-Unterricht kann den Unterricht im Klassenzimmer nicht ersetzen, er kann ihn nur ergänzen. Sicherlich werden die Erfahrungen dieser ganz besonderen Wochen aber für die Unterrichtsgestaltung der Zukunft Auswirkungen haben. Online-Klassenzimmer, in denen Lernpfade selbstständig bearbeitet werden können oder gemeinsam im Team an einem Projekt geschrieben wird, werden dann eine zusätzliche Möglichkeit sein.
Nach über zwei Wochen Schulschließung, freuen sich die Schülerinnen und Schüler über den ausfallenden Unterricht oder vermissen sie den Schulbetrieb?
Zunächst war bei beinahe allen Schülerinnen und Schülern die Freude groß, doch nachdem sie ja nun auch im Alltag ihre Freunde nicht mehr sehen können, bekomme ich schon häufiger die Rückmeldung, dass sich alle darauf freuen, endlich wieder an die Schule zu dürfen. Vielen wird jetzt noch einmal so richtig bewusst, dass Schule eben mehr ist als Unterricht und Lernen.
Auf der Homepage des Gymnasiums geben Sie an, die Schule nach den Osterferien am 20. April wieder öffnen zu wollen. Halten Sie an diesem Termin fest oder gehen Sie in Ihren Planungen von einer weiteren Verlängerung der Schließungen aus?
Hier müssen wir natürlich die Vorgaben der Ministerien abwarten. Erst dann können beziehungsweise dürfen wir entscheiden, wie wir weiter verfahren.
Wie sähe die Alternative aus, falls die Schulen am 20.4. nicht wieder öffnen dürfen?
Wir würden dann sinnvollerweise online weiter arbeiten mit den Klassen, das eine oder andere digitale Modul ausbauen. Aber auch hier können wir uns momentan nur mit einem Plan B und C vorbereiten und abwarten, wie die politischen Entscheidungen ausfallen werden.
Wie sehen die Planungen für die kommenden Abiturprüfungen aus?
Stand heute (8. April) werden die Prüfungen am 20. Mai beginnen. Denkbar wäre das an unserer Schule, da wir die entsprechenden Kapazitäten hätten, die Schülerinnen und Schüler auf zahlreiche Räume zu verteilen und die entsprechenden Mindestabstände einzuhalten. Ob dies aber an allen Schulen möglich ist, kann ich nicht beantworten. Und nur eine einheitliche Lösung kann sinnvoll sein. Zudem gilt es, die Schülerinnen und Schüler intensiv auf die Prüfungen vorzubereiten. Das erfolgt schon jetzt durch die Lehrkräfte, die sie unterrichten und muss natürlich bis zu den Prüfungen weiterlaufen – wenn es sein muss, auch online.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgehoben werden?
Ich würde mich am meisten darüber freuen, wenn alle wieder gesund an die Schule zurückkehren würden – auch wenn es noch deutlich länger dauern sollte, als wir es uns wünschen.
- Sebastian Quenzer
- Foto: E.T.A. Hoffmann-Gymnasium
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Lieferservice
“goolkids hilft”
Der Förderkreis goolkids und sein Projekt ginaS (goolkids integriert natürlich alle Sportler) setzen sich für die sportliche Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung oder Migrationshintergrund ein. Da es in dieser Richtung derzeit so gut wie nichts zu tun gibt, haben ginaS-Projektleiterin Laura Stelzer und ihr Team ihren Aktionsradius erweitert und das Projekt „goolkids hilft“ begonnen.
Frau Stelzer, was ist „goolkids hilft“? Wie entstand die Idee dazu?
Laura Stelzer: „goolkids hilft“ ist ein Projekt, das wir ganz nach dem Motto MITeinander aufgebaut haben. Die Idee selbst kam im Büro bei einer Brainstorming-Runde von unserem Bundesfreiwilligendienst-Leistenden Julius Rosiwal. Die aktuell noch andauernde Krisensituation hat uns dazu gebracht, alle unsere Projekte auf Eis zu legen. Gar nichts zu tun liegt uns aber nicht. Deshalb wollten wir einen Beitrag an die Gesellschaft leisten, um gemeinsam diese kritische Lage zu überstehen. MITeinander nehmen wir nun die Herausforderung an, allen mobileingeschränkten Mitbürgern und Risikopatienten zur Seite zu stehen und zu helfen.
Wie groß ist der derzeitige Bedarf an derartigen Dienstleistungen?
Laura Stelzer: Ich würde den Bedarf als wellenförmig bezeichnen. Es gibt ruhigere Tage, an denen wir ein bis zwei Ausfahrten erledigen, und dann gibt es auch die etwas stressigeren Tage, bei denen es durchaus sechs bis sieben Fahrten sind. Wir sind ein gutes Team, so dass wir uns jederzeit unterstützen, abwechseln und vor allem motivieren, da wir gerne zusammenarbeiten.
Welche Art von Besorgungen führen Sie durch, wen versorgen Sie?
Laura Stelzer: Eine gute Zusammenarbeit hat sich mit der REWE Rudel herausgestellt. Hier können ältere Menschen oder auch mobileingeschränkte Personen anrufen und ihre Bestellungen abgeben, diese werden dann für uns zusammengepackt und wir fahren sie an unsere Mitbürger aus. Zusätzlich holen wir auch Medikamente ab, gehen zur Post oder in andere Märkte, um Besorgungen zu erledigen.
Wie sehen die Rückmeldungen aus?
Laura Stelzer: Wir haben bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Viele ältere Kunden melden sich wieder und haben neue Bestellungen, die ausgefahren werden müssen. Die Zufriedenheit und Freundlichkeit unserer Kunden stehen ihnen immer mit einem Lächeln ins Gesicht geschrieben. Ab und an gibt es auch ein Trinkgeld als Spende, das uns zeigt, dass wir wirklich helfen.
Wie groß ist Ihr Liefergebiet?
Laura Stelzer: Prinzipiell halten wir uns an die Stadt Bamberg und den engeren Landkreis. Im Landkreis hatten wir auch schon Kundschaft und konnten damit ein bisschen die Landschaft während der Fahrt genießen.
Fallen Gebühren an oder wie finanzieren Sie das Projekt?
Laura Stelzer: Die Ausgaben, die wir haben, sind hauptsächlich unsere Fahrt- und Personalkosten. Wir selbst setzen uns aus ehrenamtlichen Mitarbeitern und Festangestellten beim Förderkreis goolkids e.V. zusammen. Dadurch, dass unsere anderen Projekte ausfallen, haben wir Kapazitäten und Gelder frei, um dieses neue Projekt zu ermöglichen. Dank guter Sponsoren und Spenden sind wir in der Lage, trotzdem weiterhin Gutes tun zu können.
Wie schützt das goolkids-Team sich und die Konsumenten?
Laura Stelzer: Bei den Besorgungen als auch bei unseren Fahrten tragen alle, die Kundenkontakt haben, Handschuhe. Seit dieser Woche überlegen wir uns, ob wir auch regelmäßig Mundschutz tragen sollten. Allerdings ist uns bewusst, dass es einen extrem großen Mundschutzmangel in Pflegeeinrichtungen gibt. Deshalb sind wir sehr sensibel, was dieses Thema angeht. Zusätzlich schützt sich auch die Kundschaft selbst meistens durch Handschuhe und Mundschutz. Den Abstand von zwei Metern versuchen wir bei jedem Kundenkontakt einzuhalten, auch wenn uns so mancher Kunde gerne vor Freude umarmen möchte. Beim Großteil unserer Kundschaft stellen wir die Bestellungen nur vor die Haustür, um jeglichen Kontakt zu vermeiden.