Browse Tag

Caritas Bamberg

Digi­ta­li­sie­rung und Pflege

Cari­tas­ver­band Bam­berg schließt Digi­ta­li­sie­rung in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen ab

Zum Ende des Jah­res hat der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg einen Schritt Rich­tung sei­ner Digi­ta­li­sie­rung unter­nom­men. Nach einer Ein­füh­rungs­zeit von zwei­ein­halb Jah­ren hat der Ver­band nun die Imple­men­ta­ti­on einer Soft­ware abge­schlos­sen, mit der er die Pfle­ge­pro­zes­se in mehr als 40 Pfle­ge­ein­rich­tun­gen fast voll­stän­dig digi­ta­li­siert wurden.

Anhand der Digi­ta­li­sie­rung durch die­se Soft­ware ist es laut einer Mit­tei­lung der Cari­tas mög­lich, den Pfle­ge­pro­zess von der Ana­mne­se über den Beginn von Maß­nah­men bis hin zum Berichts­we­sen und der Eva­lua­ti­on digi­tal zu steu­ern. Die Lösung mit der Bezeich­nung „pps“ (Pfle­ge­pro­zess­steue­rung) kommt damit ab sofort in den der­zeit 43 Pfle­ge­ein­rich­tun­gen auf dem Gebiet der Erz­diö­ze­se Bam­berg zum Ein­satz. Dazu zäh­len Cari­tas-Sozi­al­sta­tio­nen, ambu­lan­te Pfle­ge­diens­te und Tagespflegeeinrichtungen.

Im Rah­men des Pro­jekt­ab­schlus­ses am 12. Novem­ber wür­dig­te der Cari­tas­ver­band Bam­berg die­sen Schritt. „Gera­de in der Pfle­ge kommt es immer noch auf Sie als Mensch an.“ Mit die­sen Wor­ten wand­te sich der Vor­stands­vor­sit­zen­de des Cari­tas­ver­ban­des für die Erz­diö­ze­se Bam­berg, Micha­el End­res, an die zahl­rei­chen Lei­tungs­kräf­te, die in der Bam­ber­ger Cari­tas-Zen­tra­le erschie­nen waren.

Aber das hei­ße nicht, fuhr End­res fort, dass in der häus­li­chen Pfle­ge nicht auch moder­ne Tech­nik ein­ge­setzt wer­den kön­ne. Denn digi­ta­le Werk­zeu­ge wür­den die Abläu­fe, die Ver­wal­tungs­ar­beit, die Doku­men­ta­ti­on und nicht zuletzt die Steue­rung des jeweils ein­zel­nen Pfle­ge­falls sowie die Pfle­ge am Men­schen ver­bes­sern und für die jewei­li­gen Pfle­ge­kräf­te erleich­tern. Das zei­ge die­ses Pro­jekt sehr deut­lich. Dafür bedank­te sich End­res bei den Lei­tun­gen der Sozi­al­sta­tio­nen und ihren Mit­ar­bei­ten­den. Außer­dem sprach der Vor­stands­vor­sit­zen­de den Pro­jekt­lei­ten­den des Diö­ze­san-Cari­tas­ver­ban­des Bam­berg, Eva Lin­ke und Kle­mens Kes­tel sowie Sil­via Besold einen gro­ßen Dank aus und beglück­wünsch­te das Team für den erfolg­rei­chen Projektabschluss.

Digi­ta­li­sie­rung in 1.700 Köp­fe bringen

Stand heu­te arbei­ten etwa 1.700 Mit­ar­bei­ten­de unmit­tel­bar an Patient:innen mit dem neu­en Sys­tem. „Die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sind von dem neu­en Sys­tem so begeis­tert, die wol­len das gar nicht mehr her­ge­ben“, sagt Eva Lin­ke, die beim Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg gemein­sam mit Kle­mens Kes­tel für das Pro­jekt zustän­dig ist.

Die­ser Erfolg ist laut Cari­tas auch dem Pro­jekt­ma­nage­ment der bei­den Ver­ant­wort­li­chen geschul­det, die sich vor allem auch dem The­ma Schu­lung in gro­ßem Umfang wid­me­ten. Dabei qua­li­fi­zier­ten Lin­ke und Kes­tel zunächst ins­ge­samt 109 Pfle­ge­fach­per­so­nen aus den Ein­rich­tun­gen zu soge­nann­ten Mul­ti­pli­ka­to­ren. Die­se wur­den anschlie­ßend damit beauf­tragt, die­sen letz­ten Schritt in der Digi­ta­li­sie­rung der Pfle­ge zu beglei­ten und in die Köp­fe der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zu bringen.

Die ein­ge­setz­ten Soft­ware-Modu­le sind sie in der Lage, auch mit der neu­es­ten Ent­wick­lung pps zu kom­mu­ni­zie­ren und sich unter­ein­an­der zu ver­net­zen. Somit erhal­ten alle an der Pfle­ge Betei­lig­ten sofort einen voll­stän­di­gen Über­blick über alle für sie rele­van­ten Daten. Zeit­auf­wän­di­ge und kom­pli­zier­te Papier- und Schreib­ar­beit gehört laut Mit­tei­lung durch die Digi­ta­li­sie­rung der Ver­gan­gen­heit an. Statt­des­sen erfas­sen Pfle­ge­kräf­te Infor­ma­tio­nen heu­te per mobi­lem End­ge­rät oder Desk­top­rech­ner bin­nen kür­zes­ter Zeit und kön­nen Pati­en­ten­da­ten zeit- und orts­un­ab­hän­gig sofort abru­fen, ana­ly­sie­ren und auswerten.

Für inno­va­ti­ves Pflege-Konzept

Ers­ter Social Impact-Preis geht an Bam­ber­ger Caritas

Die Bam­ber­ger Cari­tas gGmbH St. Hein­rich und Kuni­gun­de hat in Nürn­berg den zum ers­ten Mal ver­ge­be­nen Social Impact-Preis des baye­ri­schen Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums erhal­ten. Aus­ge­zeich­net wur­de das Cari­tas-Pro­jekt „Lea­ding Nurse“.

Es war ein beson­de­rer Moment für die Geschäfts­füh­re­rin der Bam­ber­ger Cari­tas gGmbH, Frie­de­ri­ke Mül­ler und ihr Team, wie die Organ­si­ti­on mit­teilt. Am Mitt­woch (16. Okto­ber) nahm sie bei der Eröff­nung der Sozi­al­mes­se „Con­So­zi­al“ in Nürn­berg den ers­ten Social Impact-Preis des Baye­ri­schen Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums ent­ge­gen. Aus­ge­zeich­net wur­de damit das Pro­jekt „Lea­ding Nur­se“ und des­sen Ein­füh­rung eines neu­en Pfle­ge­or­ga­ni­sa­ti­ons­sys­tems in 16 sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen des Bam­ber­ger Trä­gers. Den mit 5.000 Euro dotier­ten Preis erhielt Mül­ler bei der Fach- und Kon­gress­mes­se für Sozi­al­wirt­schaft von Bay­erns Staats­mi­nis­te­rin für Fami­lie, Arbeit und Sozia­les, Ulri­ke Scharf.

Mit ihrer Bewer­bung hat­te die Cari­tas gGmbH St. Hein­rich und Kuni­gun­de eine Fach­ju­ry aus Ver­tre­te­rin­nen der Wis­sen­schaft vom neu­en Pfle­ge­or­ga­ni­sa­ti­ons­sys­tem „Lea­ding Nur­se“ über­zeugt. Auch die Minis­te­rin zeig­te sich bei der Ver­ga­be des Prei­ses vom Pro­jekt beein­druckt. „Die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner haben mit den Lea­ding Nur­ses fes­te Ansprech­per­so­nen rund um die Uhr“, sag­te Scharf, „wer­den inten­si­ver am Ver­sor­gungs­pro­zess betei­ligt und es erfolgt eine ganz­heit­li­che und bedürf­nis­ge­rech­te Pflege.“

Das Team aus Bam­berg und sei­ne exter­nen Part­ner freu­ten sich, ihre Ideen und Erfol­ge mit Inter­es­sier­ten auf der „Con­So­zi­al“ tei­len zu kön­nen. In einem Vor­trag stell­te der Trä­ger sein Pro­jekt und das neue Pfle­ge­kon­zept vor. „Wir haben mit gro­ßer Bereit­schaft zur Ver­än­de­rung und neu­en inter­nen Struk­tu­ren einen Weg gefun­den, dem Fach­kräf­te­man­gel zu begeg­nen“, sag­te Frie­de­ri­ke Mül­ler bei der Preis­ver­lei­hung. Sie freue sich nun auf das letz­te Pro­jekt­jahr, das jedoch nicht den Abschluss der Ent­wick­lung dar­stel­le. „Wir wer­den uns auch nach dem Pro­jekt­zeit­raum ste­tig reflek­tie­ren, Mitarbeiter:innen qua­li­fi­zie­ren und das Kon­zept weiterentwickeln.“

Lea­ding Nurses

In dem drei­jäh­ri­gen, vom baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Pfle­ge, Gesund­heit und Prä­ven­ti­on geför­der­ten Pilot­pro­jekt führt die Cari­tas gGmbH in 16 sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen ein Pfle­ge­or­ga­ni­sa­ti­ons­sys­tem nach dem Kon­zept „Lea­ding Nur­se“ ein. Ziel ist es, eine hoch­wer­ti­ge Pfle­ge­qua­li­tät trotz Per­so­nal­man­gels sicher­zu­stel­len und die Arbeits­wei­se sowie Kul­tur in den Ein­rich­tun­gen zu transformieren.

Dabei geht es um eine neue Auf­ga­ben- und Ver­ant­wor­tungs­über­nah­me und ‑ver­tei­lung sowie die Ent­las­tung der Fach­kräf­te. Damit ver­bun­den ist eine Neu­de­fi­ni­ti­on der Rol­le der Pfle­ge­fach­kräf­te und die Ver­än­de­rung der inter­nen Abläu­fe, etwa bei Per­so­nal­struk­tur und Organisationsentwicklung.

Der Social Impact-Preis des baye­ri­schen Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums kürt in die­sem Jahr erst­mals Pro­jek­te mit einem Schwer­punkt auf einem beson­de­ren Ein­schlag (Impact). Ob Unter­neh­men, Wohl­fahrts­or­ga­ni­sa­ti­on oder Ein­rich­tung – wich­tig ist ein Pro­jekt mit inno­va­ti­vem Cha­rak­ter und über­zeu­gen­den Ergebnissen.

Tag der Wohnungslosen

Cari­tas Bam­berg kri­ti­siert Wohn­raum­si­tua­ti­on in Oberfranken

Ges­tern (11. Sep­tem­ber) war der Tag der Woh­nungs­lo­sen. Zu die­sem Anlass mahnt die Bam­ber­ger Cari­tas die wach­sen­den Pro­ble­me der Wohn­raum­si­tua­ti­on in Ober­fran­ken an. Woh­nungs­not sei sozia­le Realität.

Der Akti­ons­tag „Tag der Woh­nungs­lo­sen“ soll Auf­merk­sam­keit auf eines der gro­ßen Pro­ble­me des Lan­des len­ken – die sich stän­dig ver­schlech­tern­de Wohn­raum­si­tua­ti­on. Die­se stellt, wie die Cari­tas Bam­berg mit­teilt, eine aku­te sozia­le Her­aus­for­de­rung dar, die drin­gen­des Han­deln erfor­dert. Denn immer mehr Men­schen sei­en von aku­ter Woh­nungs­not betrof­fen – auch in Ober- und Mittelfranken.

Des­halb appel­liert Micha­el End­res, Geschäfts­füh­rer und Vor­stands­vor­sit­zen­der des Cari­tas­ver­ban­des für die Erz­diö­ze­se Bam­berg, an die Poli­tik, die Wirt­schaft, an Städ­te, Kom­mu­nen und Gemein­den, die Land­rats­äm­ter sowie die Gesell­schaft ins­ge­samt, sich die­ser Her­aus­for­de­rung anzu­neh­men und kon­struk­ti­ve Lösun­gen zu ent­wi­ckeln, „um schließ­lich gemein­sam die Lebens­be­din­gun­gen der betrof­fe­nen Men­schen nach­hal­tig zu verbessern.“

Denn auch in der Erz­diö­ze­se Bam­berg, die sich über Ober­fran­ken und Tei­le Mit­tel­fran­kens erstreckt, wir­ken sich stei­gen­de Mie­ten und die unzu­rei­chen­de Ver­füg­bar­keit von bezahl­ba­rem Wohn­raum nega­tiv auf die Wohn­raum­si­tua­ti­on von Fami­li­en, Allein­er­zie­hen­den und Men­schen mit nied­ri­gem Ein­kom­men aus. Die Fol­ge: Ein kon­ti­nu­ier­lich wach­sen­der Anteil der Bevöl­ke­rung ist von Obdach­lo­sig­keit bedroht oder muss in pre­kä­ren Wohn­ver­hält­nis­sen leben.

Woh­nungs­lo­sig­keit im Gebiet der Erz­diö­ze­se stark gewachsen

Wie besorg­nis­er­re­gend die Lage ist, zeigt laut Cari­tas der Blick in die Regi­on. Im Vor­jah­res­ver­gleich mel­de­te das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Sta­tis­tik für 2023 für Ober­fran­ken einen Anstieg um 47 Pro­zent bei regis­trier­ten Fäl­len von Woh­nungs­lo­sig­keit. Ins­ge­samt waren dort im ver­gan­ge­nen Jahr 1.595 Per­so­nen betrof­fen. 2022 waren es 1.085. Die Zah­len für Mit­tel­fran­ken fal­len nicht ganz so hoch aus. Im Regie­rungs­be­zirk Nürn­berg die Woh­nungs­lo­sig­keit um 22 Pro­zent, von 5.810 (2022) auf 7.120 (2023).

Aller­dings geht der Cari­tas­ver­band Bam­berg bei der Wohn­raum­si­tua­ti­on von einer hohen Dun­kel­zif­fer aus. „Aus den Bera­tungs­stel­len unse­rer Kreis­ca­ri­tas­ver­bän­de wis­sen wir, dass dort oft­mals meh­re­re hun­dert Men­schen von Woh­nungs­not betrof­fen sind“, sagt End­res. „Allei­ne in Kro­nach hat­ten in den letz­ten zwei Jah­ren cir­ca 900 Men­schen mit aku­ter Woh­nungs­not zu kämp­fen. Aktu­ell sind es immer noch 400, also fast ein Drit­tel der offi­zi­el­len Zah­len für ganz Oberfranken.“

Dazu zäh­len für End­res ins­be­son­de­re ein­kom­mens­schwa­che Fami­li­en, Allein­er­zie­hen­de und Men­schen mit sozia­len Schwie­rig­kei­ten wie Ver­schul­dung, Sucht, psy­chi­sche Erkran­kun­gen und fami­liä­ren Pro­ble­men. Sie fän­den oft­mals kei­ne adäqua­ten Wohn­mög­lich­kei­ten zu bezahl­ba­ren Konditionen.

Laut End­res umfas­se die Zahl aus Kro­nach aber nicht nur regis­trier­te Fäl­le von Woh­nungs­lo­sig­keit. „Da sind auch Per­so­nen dabei, die bei Freun­den, Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen oder in nicht­of­fi­zi­el­len Behelfs­un­ter­künf­ten unter­kom­men und des­halb nicht in der Sta­tis­tik auftauchen.“

Woh­nungs­not ist sozia­le Realität

Bei Woh­nungs­not weg­zu­schau­en, sie zu ver­harm­lo­sen oder gar tot­zu­schwei­gen, sei jedoch kei­ne Lösung, so End­res wei­ter. „Woh­nungs­not ist längst in unse­ren Kom­mu­nen ange­kom­men, sie ist prä­sent und lei­der zu einer sozia­len Rea­li­tät gewor­den, die sich nicht mehr igno­rie­ren lässt.“

Die Not­wen­dig­keit für eine ver­stärk­te Unter­stüt­zung sowie das Ergrei­fen von Maß­nah­men im Bereich der Wohn­raum­ver­sor­gung sei drin­gen­der denn je. „Fach­stel­len für woh­nungs- und obdach­lo­se Men­schen, die von den Kom­mu­nen finan­ziert wer­den und in die­sen die Unter­stüt­zung und Koor­di­na­ti­on der Maß­nah­men vor­neh­men, sind ein sehr rich­ti­ger und sehr wich­ti­ger Ansatz für die betrof­fe­nen Men­schen. Sie lösen aber die sozia­le Schief­la­ge nicht auf.“

Sofort­maß­nah­men sind gefragt

Ob Woh­nungs­not oder Woh­nungs­lo­sig­keit, es sei kein Geheim­nis, bei­des wir­ke sich nega­tiv auf die Gesund­heit aus, sagt Micha­el End­res. Betrof­fe­ne wie sozi­al Benach­tei­lig­te, Schwa­che, bedürf­ti­ge Kran­ke oder eben obdach­lo­se Men­schen feh­le es aber auch an medi­zi­ni­schen und pfle­ge­ri­schen Leis­tun­gen. In die­sem Som­mer habe auch die Hit­ze vie­ler die­ser Men­schen zu schaf­fen gemacht.

Hier sei es Auf­ga­be der Kom­mu­nen, ent­spre­chen­de Sofort­maß­nah­men zu ergrei­fen und aus­rei­chend men­schen­wür­di­ge Not­un­ter­künf­te sowie eine adäqua­te Ver­sor­gung zur Ver­fü­gung zu stel­len, in denen auch Fami­li­en und Allein­er­zie­hen­de unter­kom­men kön­nen. „Aber“, so End­res, „Kom­mu­nen, die über gut orga­ni­sier­te Hilfs­maß­nah­men ver­fü­gen, kön­nen Nach­bar-Gemein­den nicht auto­ma­tisch mit­ver­sor­gen und dür­fen nicht über­las­tet werden.“

Wie sol­che Hilfs­maß­nah­men in der Wohn­raum­si­tua­ti­on kon­kret aus­se­hen könn­ten, ver­sucht der Cari­tas­ver­band Bam­berg zu zei­gen. Gemein­sam mit ande­ren Wohl­fahrts­ver­bän­den setzt er sich bereits für Men­schen ein, die von der Wohn­raum­pro­ble­ma­tik betrof­fen sind. Über sei­ne Trä­ger bie­tet der Ver­band Bera­tung und Unter­stüt­zung bei der Wohn­raum­si­che­rung und Woh­nungs­su­che. Er betreibt Not­un­ter­künf­te und Ver­pfle­gungs­stel­len, führt Pro­jek­te zur Prä­ven­ti­on von Obdach­lo­sig­keit durch und enga­giert sich für die Schaf­fung von mehr sozia­lem Wohnungsbau.

Bei­spiel Kronach

Wie das in der Pra­xis aus­sieht, zeigt sich wie­der in Kro­nach. Der dor­ti­ge Kreis­ca­ri­tas­ver­band inves­tier­te in den letz­ten bei­den Jah­ren etwa 80.000 Euro an Eigen­mit­teln in die Wohn­raum­be­ra­tung. Damit konn­te er die anspann­te Situa­ti­on von cir­ca 450 woh­nungs­lo­sen oder von Woh­nungs­lo­sig­keit bedroh­ten Per­so­nen vor Ort lösen und sie davor bewah­ren, in die Obdach­lo­sig­keit abzurutschen.

Und den­noch: Wohl­fahrts­ver­bän­de wie die Cari­tas sei­en nicht in der Lage, die wach­sen­den Her­aus­for­de­run­gen allei­ne zu bewäl­ti­gen, sagt End­res. „Des­halb muss es ein gesell­schaft­li­ches Anlie­gen sein, Pro­ble­me wie Woh­nungs­not durch kon­zer­tier­te Gegen­maß­nah­men zu bekämp­fen, um jedem Men­schen ein siche­res Zuhau­se zu geben.“ Hier sei­en auch Staat und Poli­tik gefor­dert. „Wir brau­chen end­lich Rah­men­be­din­gun­gen, die das Wohn­raum­pro­blem nach­hal­tig lösen.“ Das was bis­her gesche­hen ist, rei­che defi­ni­tiv nicht aus. „Wir sind jeder­zeit dazu bereit, uns an einen Tisch zu set­zen, dort unse­re Exper­ti­se ein­zu­brin­gen und gemein­sam kon­struk­ti­ve, prak­ti­ka­ble und vor allem belast­ba­re Kon­zep­te zu erar­bei­ten, mit denen das Wohn­raum­pro­blem Schritt für Schritt aus der Welt geschafft wer­den kann.“

In den Theatergassen

Unter­stüt­zung für fast 5.000 Fami­li­en: 10 Jah­re „Cari­Bou­tique“

Seit 2014 ver­sorgt die „Cari­Bou­tique“ der Cari­tas bedürf­ti­ge Frau­en und Fami­li­en unter ande­rem mit Klei­dung oder Spiel­zeug. Damit sol­len von Armut Betrof­fe­ne auch in ihrer Wür­de geschützt werden.

Einst in einem Kel­ler­raum im Bam­ber­ger Hain­vier­tel gestar­tet, ist die „Cari­Bou­tique“ Bam­berg heu­te in einem Laden­ge­schäft in den Thea­ter­gas­sen 9 ansäs­sig. Mit einem Team, das aus­nahms­los aus Ehren­amt­li­chen besteht, gibt sie dort seit zehn Jah­ren kos­ten­lo­se Sach­spen­den an Frau­en und jun­ge Fami­li­en mit klei­ne­rem Geld­beu­tel aus. Wie die Bam­ber­ger Cari­tas nun mit­teil­te, beging die „Cari­Bou­tique“ am 27. Juni ihr zehn­jäh­ri­ges Bestehen.

„Im Sin­ne des Leit­bil­des der Cari­tas ori­en­tiert sich die „Cari­Bou­tique“ expli­zit an den Nöten jun­ger Fami­li­en“, mit die­sen Wor­ten eröff­ne­te Ursu­la Kreck, Lei­te­rin der Bam­ber­ger Cari­tas-Bera­tungs­stel­le für Schwan­ger­schafts­fra­gen, ein Fest zum Jubi­lä­um der Ein­rich­tung. Zu den Gäs­ten zähl­ten das ehren­amt­li­che Team der Ein­rich­tung sowie Micha­el End­res, Diö­ze­san-Cari­tas­di­rek­tor und Vor­stands­vor­sit­zen­der des Cari­tas­ver­ban­des für die Erz­diö­ze­se Bam­berg, Peter Ehmann, Vor­stand der Cari­tas­ver­bän­de für die Stadt Bam­berg und den Land­kreis Forch­heim, und Ste­fan Echin­ger, Direk­tor des Bam­ber­ger Leib­niz Insti­tu­tes für Bil­dungs­ver­läu­fe.

Ziel der „Cari­Bou­tique“ ist es laut Cari­tas­mit­tei­lung, Fami­li­en in ihrer Wür­de zur schüt­zen, indem die­se zum Bei­spiel Sach­spen­den wie Spiel­zeug oder Klei­dung kos­ten­frei erhal­ten. „Im Lau­fe der Jah­re haben wir rund 4.900 Kin­dern und deren Fami­li­en unter­stützt“, sag­te Kreck wei­ter. „Dass wir das heu­te in die­sen Geschäfts­räu­men tun kön­nen, ver­dan­ken wir vor allem Her­mi­ne Rei­sig, die das Laden­lo­kal in den Thea­ter­gas­sen im Jahr 2014 an die Cari­tas ver­erb­te und der „Cari­Bou­tique“ damit ein dau­er­haf­tes Zuhau­se gab.“ Aber auch den zahl­rei­chen Helfer:innen, Spender:innen und Ehren­amt­li­chen dank­te Ursu­la Kreck.

Schutz vor Stigmatisierung

Dar­an schloss sich auch Peter Ehmann an. Er hob her­vor, dass der Satz „Klei­der machen Leu­te“ durch die „Cari­Bou­tique“ eine ganz neue Bedeu­tung gewin­ne. „Mit heu­te ins­ge­samt 15 ehren­amt­li­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern leis­tet die „Cari­Bou­tique“ einen ganz wesent­li­chen gesell­schaft­li­chen Bei­trag, denn die kos­ten­frei­en Sach­spen­den schüt­zen die Emp­fän­ger vor Stig­ma­ti­sie­rung.“ Und das stär­ke wie­der­um das Selbst­be­wusst­sein der Betrof­fe­nen, ver­hel­fe ihnen zu einer sta­bi­len Lebens­ba­sis und sei damit auch Aus­druck geleb­ter Solidarität.

Die Ein­rich­tung ist ein Pro­jekt der Bera­tungs­stel­le für Schwan­ger­schafts­fra­gen des Cari­tas­ver­ban­des für die Stadt Bam­berg und den Land­kreis Forch­heim. Bereits seit 2006 unter­stützt die Initia­ti­ve schwan­ge­re Frau­en, Fami­li­en und Kin­der unter ande­rem mit kos­ten­lo­ser Klei­dung und Spiel­sa­chen. Seit dem Jahr 2014 tut sie dies unter ihrem heu­ti­gen Namen.

Cari­tas Bamberg

Pro­jekt „Wild­fang“: Stär­kung für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Familien

Das kos­ten­freie Grup­pen­an­ge­bot „Wild­fang“ der Cari­tas Bam­berg geht im März im Bru­der­wald in die vier­te Run­de. Das Pro­jekt rich­tet sich an Kin­der im Alter von 8 bis 12 Jah­ren, deren Eltern oder nahe Ange­hö­ri­ge von Sucht­er­kran­kun­gen betrof­fen sind. Der Ansatz von „Wild­fang“ kom­bi­niert stär­ken­de Natur­er­fah­run­gen mit einem siche­ren Rah­men fach­lich beglei­te­ter ruppeneinheiten.

Schät­zun­gen des NACOA Deutsch­lands (Natio­nal Asso­cia­ti­on for Child­ren of Addicts) zufol­ge leben in Deutsch­land min­des­tens drei Mil­lio­nen Kin­der in sucht­be­las­te­ten Fami­li­en. Alko­hol ist dabei die Haupt­sub­stanz, etwa 2,6 Mil­lio­nen Kin­der haben es mit einer Alko­hol­sucht ihrer Eltern zu tun. 40.000 bis 60.000 Kin­der leben außer­dem in Fami­li­en mit Eltern­tei­len, die Dro­gen kon­su­mie­ren. Ein wei­te­rer Anteil (40.000 bis 150.000) sind Kin­der von Eltern­tei­len mit patho­lo­gi­scher Glücks­spiel­sucht. Damit ist unge­fähr jedes sechs­te Kind in Deutsch­land von einer Sucht­be­las­tung im fami­liä­ren Umfeld betrof­fen. Wei­te­re Sucht­for­men wie Kauf­sucht oder Medi­en­sucht sind in den Erhe­bun­gen nicht berücksichtigt.

Um Bam­ber­ger Kin­dern aus sol­chen Fami­li­en Hil­fe zu bie­ten, ent­stand im Jahr 2016 das Natur­er­leb­nis-Pro­jekt „Wild­fang“ im Rah­men des Cari­tas-Arbeits­krei­ses „Schul­ter­schluss“. Die­ser soll­te auch der bes­se­ren Ver­net­zung von Sucht­be­ra­tungs-Stel­len die­nen und setz­te sich aus Fach­kräf­ten der Gesund­heits­hil­fe sowie der Jugend- und Sucht­hil­fe von Stadt und Land­kreis Bam­berg zusammen.

Wir haben mit den „Wildfang“-Projektverantwortlichen Tan­ja Mei­er vom HaLT Zen­trum Bam­berg, das ange­glie­dert an das Land­rats­amts Bam­berg Alko­hol­prä­ven­ti­on bei Kin­dern und Jugend­li­chen betreibt, und den bei­den „Wildfang“-Gruppenleiter:innen, der Psy­cho­lo­gin Astrid Heyl von der Cari­tas Erzie­hungs­be­ra­tungs­stel­le Bam­berg sowie dem Wild­kräu­ter- und Wild­nis­päd­ago­gen Robert Scheu­ring, über die Hin­ter­grün­de des Pro­jek­tes, sei­nen Ablauf und sei­ne Ziel­set­zung gesprochen.

Wildfang
Von links: Astrid Heyl, Robert Scheu­ring, Tan­ja Mei­er, Foto: Karo­li­ne Rübsam
Wie ent­stand „Wild­fang“ mit sei­nem Natur-Schwer­punkt? Han­delt es sich um ein Novum oder gibt es ähn­li­che Präventionsprojekte?

Astrid Heyl: Es gibt an ver­schie­de­nen deut­schen Stand­or­ten das unter ande­rem vom Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um geför­der­te und mit­ent­wi­ckel­te Prä­ven­ti­ons­pro­gramm „Tram­po­lin“, wel­ches sich eben­falls an Kin­der zwi­schen acht und 12 Jah­ren rich­tet. Wir haben uns bei der Ent­wick­lung von „Wild­fang“ an den Modu­len des Tram­po­lin-Pro­gramms ori­en­tiert, aller­dings unser eige­nes Kon­zept vor allem durch die Ver­knüp­fung von Natur­er­le­ben und Indoor-Arbeit ent­wi­ckelt. Erleb­nis­se in der Natur unter­stüt­zen das Grup­pen­ge­fühl und die Selbst­wirk­sam­keit der Kin­der. Erkennt­nis­se aus der medi­zi­ni­schen For­schung zu Natur­er­leb­nis­sen unter­strei­chen die Bedeu­tung von Natur­er­fah­run­gen zum Bei­spiel für Ent­span­nung, Krea­ti­vi­tät, psy­chi­sches Wohlbefinden.

Robert Scheu­ring: Der Ansatz von Wild­fang ist inno­va­tiv und basiert auf dem geziel­ten Wech­sel zwi­schen stär­ken­den Natur­er­fah­run­gen und einem siche­ren Rah­men beglei­te­ter Grup­pen­ein­hei­ten. Die­ser Ansatz ermög­licht es den Teilnehmer:innen, sich in einem ande­ren Rah­men zu bewe­gen, umfas­sen­de Sin­nes­er­fah­run­gen zu machen und sozia­le Kom­pe­ten­zen zu ent­wi­ckeln. Der Ein­satz der Natur­päd­ago­gik unter frei­em Him­mel ermög­licht einen qua­li­ta­tiv ande­ren Zugang zu den Kin­dern. Im Wald kön­nen sich die Kin­der aus­to­ben, sich erden, zur Ruhe kom­men. Wir erle­ben auch, dass der Zugang zu belas­ten­den Gefüh­len und Gedan­ken leich­ter mög­lich wird.

Wie kann man sich das vorstellen?

Robert Scheu­ring: Ein schö­nes Bei­spiel ist das Wald­bild. In einer unse­rer Wald­stun­den haben die Kin­der die Mög­lich­keit, mit Natur­ma­te­ria­li­en wie Kie­fern­na­deln, Tan­nen­zap­fen, Stö­cken oder Blät­tern ein Bild ihrer Fami­lie oder eine Sze­ne ihres All­tags zu legen. Da kom­men manch­mal sehr inten­si­ve Ein­bli­cke in ihre Welt zu Tage, die geteilt und bespro­chen wer­den kön­nen. Ein Kind leg­te etwa mal einen Stock als Sym­bol für sich selbst ganz weit abseits sei­nes Bil­des, in dem sich der Rest sei­ner Fami­lie befand. Es fühl­te sich aus sei­nem Fami­li­en­sys­tem aus­ge­schlos­sen, als nicht dazu­ge­hö­rig. Bei einem ande­ren Kind tauch­ten unglaub­lich vie­le Natur­ele­men­te als Fami­li­en­mit­glie­der auf. Über die Sym­bo­le­be­ne fin­den wir Zugang zum sub­jek­ti­ven Erle­ben der Kin­der und kön­nen uns aus­tau­schen und Hil­fen und Lösungs­ideen auf­zei­gen. Durch das bewuss­te Ange­bot von Natur­er­fah­run­gen erhal­ten die Kin­der nicht nur die Mög­lich­keit, sich aus­zu­to­ben oder sich zu ent­span­nen und zu rege­ne­rie­ren, son­dern auch, sich selbst und ande­re bes­ser wahr­zu­neh­men. Die natür­li­che Umge­bung dient dabei als för­der­li­cher Rah­men für indi­vi­du­el­le Ent­wick­lungs­pro­zes­se. Damit ver­bun­den ist auch das The­ma Resilienzförderung.

Wie vie­le Wald­tref­fen gibt es und wie sind die Grup­pen­ein­hei­ten konzipiert?

Astrid Heyl: Vor Beginn der Grup­pen­ein­hei­ten gibt es zunächst ein Vor­ge­spräch mit Kind und Eltern­teil. Wenn mög­lich, bie­ten wir eine Schnup­per­stun­de im Wald vor dem Start an. Aktu­ell star­tet „Wild­fang“ im März mit einer neu­en Grup­pe. Das Pro­jekt umfasst sechs Ein­hei­ten mit einer Dau­er von jeweils zwei bis drei Stun­den. Start ist immer im Wald, wo wir in den ers­ten Stun­den begin­nen, ein Wald­la­ger zu errich­ten. Unser Lager sym­bo­li­siert Schutz und Sicher­heit und die Mög­lich­keit, selbst dar­an zu bau­en und gemein­sam dar­an mit­zu­wir­ken. Wir berat­schla­gen zusam­men, wie und aus wel­chem Mate­ri­al wir bau­en. Die­se Par­ti­zi­pa­ti­on als grund­le­gen­de Hal­tung beglei­tet die gesam­te Grup­pen­zeit. Und dann geht’s an Sam­meln, Tot­holz suchen, Äste, Zwei­ge. Dabei fin­det ein gegen­sei­ti­ges spie­le­ri­sches Ken­nen­ler­nen statt und wir wach­sen als Grup­pe zusam­men und pro­fi­tie­ren von den krea­ti­ven Ideen aller. Meis­tens wird dann auch schon das The­ma Sucht gestreift. Nicht alle Tref­fen fin­den im Wald statt, wir nut­zen auch die Bera­tungs- und The­ra­pie­räu­me im Bera­tungs­haus der Cari­tas. Hier kön­nen wir ande­re Medi­en nut­zen, erar­bei­ten Pla­ka­te, infor­mie­ren zum The­ma Sucht, ana­ly­sie­ren Situa­tio­nen aus den eige­nen Erleb­nis­sen oder Fil­men und Büchern.

Wie unter­stützt das Pro­jekt den Aus­tausch zwi­schen den betrof­fe­nen Kindern?

Robert Scheu­ring: „Wild­fang“ ist in ers­ter Linie ein erleb­nis­päd­ago­gi­sches Ange­bot, bei dem es um Bezie­hungs­ar­beit geht, um Ver­trau­ens­auf­bau, die Kin­der ler­nen sich beim Bau­en oder sogar schon beim Ideen­sam­meln über den Lager­auf­bau unter­ein­an­der ken­nen. Im Lau­fe der Grup­pen­stun­den kommt mal frü­her, mal spä­ter von jeder und jedem ein­zel­nen die Geschich­te zu Tage. Bei man­chen Kin­dern haben wir beob­ach­tet, dass es aus ihnen her­aus­spru­delt, man­che erzäh­len erst spät oder nur ganz wenig von ihrem Hin­ter­grund. Aber es kommt immer von ganz allei­ne. Uns ist ganz wich­tig, dass es nicht wie viel­leicht in einer Selbst­hil­fe­grup­pe abläuft, wo sich alle mit Vor­na­men vor­stel­len und gleich von ihrer Geschich­te berich­ten. Die Kin­der mer­ken: Ich bin nicht allei­ne, der oder die neben mir ist genau­so alt und hat auch so eine ähn­li­che Erfah­rung gemacht wie ich. Das ist äußerst wich­tig, da das The­ma Sucht sehr tabui­siert ist und Kin­der oft kei­ne Mög­lich­keit haben, sich anzuvertrauen.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Astrid Heyl: Wir hat­ten ein Mäd­chen, die mit zu den Ältes­ten der Grup­pen zähl­te und sich schwer­ge­tan hat­te, sich mit die­sem The­ma zu beschäf­ti­gen. Sie hat lan­ge gebraucht und erst durch die Erfah­rungs­be­rich­te der ande­ren kam es dazu, dass sie sich ganz am Schluss öff­ne­te und sag­te, wie doof es ist, dass die Mut­ter stark alko­ho­li­siert und schla­fend auf dem Sofa lie­ge, wäh­rend sie selbst dann allei­ne im Wohn­zim­mer spie­le. Durch die Unter­stüt­zung der ande­ren und die Nor­ma­li­tät schwie­ri­ger Erfah­run­gen als Kind in einer von Sucht­er­kran­kung belas­te­ten Fami­lie trau­te sich das Mäd­chen erst­mals von ihren Erleb­nis­sen zu berich­ten und wir ent­wi­ckel­ten Hilfs­mög­lich­kei­ten. Dazu zäh­len nicht nur die Ideen aus der Grup­pe, die Kin­der haben auch immer die Mög­lich­keit, auch nach Ende der Grup­pe in der Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern wei­ter unter­stützt zu wer­den. Im Fall die­ses Mäd­chens kann ich berich­ten, dass die Mut­ter mitt­ler­wei­le eine erfolg­rei­che sta­tio­nä­re Sucht­be­hand­lung abge­schlos­sen hat.

Wie vie­le Kin­der haben ins­ge­samt an dem Pro­jekt teil­ge­nom­men und was sind die Zie­le des Pro­jekts? Inwie­fern trägt das Grup­pen­an­ge­bot „Wild­fang“ dazu bei, das Bewusst­sein für die Her­aus­for­de­run­gen von Kin­dern aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en zu schärfen?

Astrid Heyl: Ins­ge­samt haben bis­her etwa 40 Kin­der teil­ge­nom­men, der Mäd­chen- und Jungs-Anteil hält sich die Waa­ge. Wich­tig ist uns zu ver­deut­li­chen, dass Wild­fang kein The­ra­pie­er­satz für Kin­der mit erheb­li­chen Belas­tun­gen oder krank­heits­wer­ti­gen Stö­run­gen ist. Es geht dar­um, Kin­dern einen siche­ren Rah­men zu geben sich zu öff­nen. Es geht um Erfah­rungs­aus­tausch und gene­rell dar­um, die Krank­heit Sucht zu ver­ste­hen: Was macht Sucht mit dem mensch­li­chen Kör­per, was pas­siert im Kör­per, was sind Grün­de für eine Sucht?

(Astrid Heyl deu­tet auf Pla­ka­te an der Wand, die die Kin­der des letz­ten Kur­ses gezeich­net haben. Dar­auf sind Han­dys abge­bil­det und die Kin­der haben Sym­bo­le gefun­den zum The­ma „Alles was den eige­nen Akku auf­lädt“, zum Bei­spiel Freun­de tref­fen, ein Bild malen, Musik hören.)

Astrid Heyl: Über Res­sour­cen­ar­beit erwei­tern wir den Blick­win­kel und ermu­ti­gen die Kin­der ihre Fähig­kei­ten zu nut­zen und auszubauen.

Robert Scheu­ring: Wir the­ma­ti­sie­ren auch eige­ne pro­ble­ma­ti­sche Ver­hal­tens­wei­sen. Fast alle Kin­der ant­wor­ten auf unse­re Nach­fra­ge, ob sie viel­leicht auch Pro­ble­me damit haben, auf etwas zu ver­zich­ten, mit „Han­dy, Inter­net und Süßig­kei­ten.“ Ver­hal­ten zu regu­lie­ren und gesun­des Ver­hal­ten zu stär­ken, ist Anlie­gen unse­rer Prä­ven­ti­ons­ar­beit. Wir klä­ren auf, arbei­ten zu Sucht­the­men und haben dabei die indi­vi­du­el­le Situa­ti­on der Kin­der im Blick. Prä­ven­ti­on ist ein sehr wich­ti­ger Fak­tor im Umgang mit Sucht­er­kran­kun­gen. Nach Erhe­bun­gen von NACOA Deutsch­land haben 30 Pro­zent der Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en im Erwach­se­nen­al­ter selbst Sucht­pro­ble­me mit Alko­hol, Dro­gen oder Medi­ka­men­ten oder ent­wi­ckeln eine psy­chi­sche Stö­rung. „Wild­fang“ ver­sucht, durch psy­cho­edu­ka­ti­ve, erleb­nis­ori­en­tier­te und Resi­li­enz för­dern­de Ange­bo­te die­ses Risi­ko zu minimieren.

Wie wol­len Sie die Ziel­grup­pe erreichen?

Tan­ja Mei­er: Obwohl wir das Pro­jekt ziem­lich offen­siv bewer­ben, an vie­len Schu­len, Bera­tungs­stel­len, Jugend­ein­rich­tun­gen und so wei­ter Fly­er aus­lie­gen und wir regel­mä­ßi­ge Mai­lings machen, ist es nicht ein­fach, Teilnehmer:innen für unse­re Grup­pe zu gewinnen.

Astrid Heyl: Es gibt im Prin­zip drei Hür­den: Da ist zum einen die soge­nann­te Com­pli­ance, also die Erkennt­nis oder Ein­sicht des Eltern­teils, eine Sucht­pro­ble­ma­tik zu haben. Außer­dem sind psy­chi­sche Erkran­kun­gen und ins­be­son­de­re Sucht­er­kran­kun­gen immer noch mit Schuld- und Scham­ge­füh­len ver­bun­den und Eltern haben gro­ße Sor­gen, stig­ma­ti­siert und von ande­ren erkannt zu wer­den. Nach­barn könn­ten sie ja sehen, oder Arbeitskolleg:innen. Die drit­te Hür­de ist die Scham vor dem eige­nen Kind selbst. Vie­le Betrof­fe­ne ver­su­chen, ihren Selbst­wert zu schüt­zen, indem sie dar­an fest­hal­ten, dass ihr Kind nichts von der Sucht mit­be­kom­me. Es fal­len Sät­ze wie: „Ich trin­ke nur, wenn die Kin­der im Bett sind“ oder „die sind zu jung und mer­ken das nicht“.

Robert Scheu­ring: In unse­ren Vor­ge­sprä­chen und auch bei der Schnup­per­stun­de bedeu­tet das viel Über­zeu­gungs­ar­beit und Ver­ständ­nis. Bei gemein­sa­mem Sor­ge­recht müs­sen bei­de Eltern der Teil­nah­me ihres Kin­des an „Wild­fang“ zustim­men, wor­an eine Teil­nah­me häu­fig scheitert.

„Wild­fang“ 2024

Die dies­jäh­ri­ge Wild­fang-Grup­pe star­tet im März 2024. Die Anmel­dung ist über die Cari­tas Bera­tungs­stel­le für Kin­der, Jugend­li­che und Eltern mög­lich. Im Rah­men einer Prä­ven­ti­ons­wo­che für Kin­der aus sucht­be­las­te­ten Fami­li­en, die jähr­lich im Febru­ar statt­fin­det, hat der Arbeits­kreis „Schul­ter­schluss“ zusam­men mit Cha­peau Claque außer­dem ein Thea­ter­stück ent­wi­ckelt. Die­ses wur­de am 19. Febru­ar urauf­ge­führt und kann von Schu­len und ande­ren Ein­rich­tun­gen gebucht wer­den, um einen mög­lichst brei­ten, päd­ago­gisch fun­dier­ten Zugang mit der Tabu­the­ma­tik der Sucht­er­kran­kung zu schaffen.

Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt Ebrach

Cari­tas hilft Gefan­ge­nen bei der Schuldenregulierung

Die Bam­ber­ger Cari­tas hat im ver­gan­ge­nen Jahr meh­re­ren Gefan­ge­nen der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt (JVA) Ebrach bei ihrer Schul­den­re­gu­lie­rung gehol­fen. Oft geht es dabei um Stun­dun­gen der For­de­run­gen oder Ratenzahlungs-Lösungen.

Bera­tun­gen zu Rech­nun­gen, Mah­nun­gen oder Voll­stre­ckungs­an­kün­di­gun­gen: 48 jun­ge Gefan­ge­ne der JVA Ebrach haben bei ihrer Schul­den­re­gu­lie­rung im Jahr 2023 Hil­fe von der Cari­tas Bam­berg erhal­ten, so die Sozi­al­or­ga­ni­sa­ti­on in einer Mit­tei­lung. Häu­fig sei­en gericht­li­che Schrei­ben wie Mahn- oder Voll­stre­ckungs­be­schei­de Anlass zur Kon­takt­auf­nah­me mit der Schuldnerberatung.

In der Bera­tungs­si­tua­ti­on in der JVA sei dann vor allem die beson­de­re Lebens­si­tua­ti­on der Rat­su­chen­den zu berück­sich­ti­gen. Einer­seits sei­en die Kli­en­ten sehr jung und haben oft­mals kei­ne Schul- oder Berufs­aus­bil­dung, was die Ver­dienst­mög­lich­kei­ten und die damit ver­bun­de­nen Til­gungs­mög­lich­kei­ten nach der Haft­ent­las­sung ein­schränkt. Zum ande­ren kön­ne auch inner­halb der Haft­zeit in der Regel kei­ne Til­gung der Schul­den statt­fin­den. Auch müs­se berück­sich­tigt wer­den, dass Schul­den häu­fig aus Straf­ta­ten ent­stan­den sind. Hier­bei sei zu vor allem beach­ten, dass bei die­ser Art Schul­den bestimm­te Regu­lie­rungs­mög­lich­kei­ten wie Ver­brau­cher­insol­venz­ver­fah­ren nicht in Fra­ge kommen.

Der Groß­teil der Gefan­ge­nen, die die Bera­tung in Anspruch neh­men, so die Cari­tas wei­ter, haben indes Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen, wel­che sie wegen der Inhaf­tie­rung und dem damit ver­bun­de­nen Ein­kom­mens­ver­lust nicht mehr nach­kom­men kön­nen. Die­se Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen sind meist nicht regu­liert. Ent­spre­chend erhal­ten die Gefan­ge­nen Infor­ma­tio­nen, wie eine Regu­lie­rung bis zur Haft­ent­las­sung gestal­tet wer­den kann. Dies ist im Groß­teil der Fäl­le eine Stun­dung der For­de­run­gen bezie­hungs­wei­se eine Raten­zah­lungs-Lösung. In vie­len Fäl­len haben die Rat­su­chen­den laut Cari­tas aller­dings kei­nen Über­blick über die Höhe der Gesamt­ver­schul­dung. Eben­so wer­de häu­fig auf lau­fen­de Ver­trä­ge hin­ge­wie­sen, wel­che wei­ter Kos­ten ver­ur­sa­chen. Hier ist das Ziel der Bera­tung, die Ver­schul­dungs­hö­he zu begren­zen und kei­ne wei­te­ren Kos­ten auf­lau­fen zu lassen.

Bewer­bung noch bis 18. Febru­ar möglich

Cari­tas: Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr für Kurzentschlossene

Wer sich kurz­ent­schlos­sen für ein Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr oder einen Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst im Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band bewer­ben will, hat dazu noch bis zum 18. Febru­ar die Mög­lich­keit. Der Frei­wil­li­gen­dienst beginnt am 1. März.

Auch in die­sem Jahr bie­tet der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg die Mög­lich­keit, ein Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr (FSJ) oder einen Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst (BFD) zu absol­vie­ren. Bewer­bungs­schluss ist am 18. Febru­ar. „In der Kin­der-und Jugend­ar­beit, in Reha­kli­ni­ken, Kran­ken­häu­sern, Sozi­al­sta­tio­nen und Behin­der­ten­ein­rich­tun­gen sind noch Stel­len unbe­setzt“, zitiert eine Mit­tei­lung des Ver­bands Lui­sa Karp, Refe­ren­tin für die Frei­wil­li­gen­diens­te. „Der spä­tes­te Dienst­be­ginn für den aktu­el­len Jahr­gang ist 1. März, damit die Min­dest­an­for­de­rung von sechs Mona­ten erfüllt wird.“

FSJ und BFD bie­ten laut Cari­tas die Chan­ce, sich in die Gesell­schaft ein­zu­brin­gen und ande­ren Men­schen etwas Gutes zu tun. Dabei ler­nen die Dienst­leis­ten­den ein sozia­les Arbeits­feld wie Pfle­ge oder Erzie­hung ken­nen. Daher kön­nen die Frei­wil­li­gen­diens­te auch der Berufs­ori­en­tie­rung die­nen. Wäh­rend das FSJ auf jun­ge Men­schen zwi­schen 16 und 27 Jah­ren beschränkt ist, steht der BFD auch Älte­ren offen.

Die Dienst­leis­ten­den erhal­ten zudem ein Taschen­geld von 195 Euro monat­lich, Unter­kunft und Ver­pfle­gung (oder einen finan­zi­el­len Zuschuss) sowie die bei­trags­freie Ver­si­che­rung in der gesetz­li­chen Kranken‑, Renten‑, Unfall‑, Arbeits­lo­sen- und Pfle­ge­ver­si­che­rung. Bei den Frei­wil­li­gen bis zum Alter von 27 Jah­ren haben die Eltern Anspruch auf Kindergeld.

Lui­sa Karp weist zusätz­lich dar­auf hin, dass Inter­es­sier­te sich auch schon für den Jahr­gang 2024 /​/​2025 bewer­ben kön­nen. Der Dienst beginnt dann am 1. Sep­tem­ber 2024 und dau­ert bis 31. August 2025. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen hat die Cari­tas online hin­ter­legt.

Cari­tas Bamberg

Senio­ren­zen­trum St. Josef: 25 Jah­re Assisi-Schwestern

Zwei Jubi­lä­en konn­te die Bam­ber­ger Cari­tas am Mon­tag bege­hen. Vor 20 Jah­ren fand die Grund­stein­le­gung des Senio­ren­zen­trums St. Josef in Gau­stadt statt. Und seit 25 Jah­ren arbei­ten Schwes­tern des Assi­si-Ordens als Alten­pfle­ge­rin­nen im Erzbistum.

Der gute Geist des Hau­ses, so die Bam­ber­ger Cari­tas in einer Mit­tei­lung, war das Leit­the­ma bei den Fest­lich­kei­ten im Cari­tas-Senio­ren­zen­trum St. Josef in Gau­stadt am Mon­tag (6. Novem­ber). Gefei­ert wur­den das 25-jäh­ri­ge alten­pfle­ge­ri­sche Wir­ken der Assi­si Sis­ters of Mary Imma­cu­la­te im Erz­bis­tum Bam­berg und das 20-jäh­ri­ge Jubi­lä­um der Grund­stein­le­gung für das Seniorenzentrum.

Auf die gute Atmo­sphä­re des Hau­ses, vor allem wäh­rend der Pan­de­mie, ging unter ande­rem Bam­bergs Zwei­ter Bür­ger­meis­ter Jonas Glüsen­kamp in sei­nem Gruß­wort ein. „Obwohl man sich nicht die Hän­de geben und sich nicht umar­men durf­te, konn­te man hier im Senio­ren­zen­trum Gebor­gen­heit erle­ben.“ Die Stadt­ge­sell­schaft sei den Schwes­tern und allen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern zu Dank ver­pflich­tet, zumal die Her­aus­for­de­run­gen in der Pfle­ge immer grö­ßer würden.

Als „beson­de­res Zei­chen der Cari­tas“ wür­dig­te zudem Diö­ze­san-Cari­tas­di­rek­tor Micha­el End­res die indi­schen Schwes­tern. Für die Ange­hö­ri­gen, die sich stets sorg­ten, wem sie ihre Alten anver­trau­ten, sei es beru­hi­gend, sie in die Hän­de der Ordens­ge­mein­schaft zu geben.

1989 waren die ers­ten Schwes­tern der Ordens­ge­mein­schaft aus Indi­en ins Erz­bis­tum Bam­berg gekom­men. Unter ihnen befand sich auch Schwes­ter Tel­ma Fran­cis James, die heu­ti­ge Lei­te­rin von St. Josef. Nach einer Aus­bil­dungs­zeit wirk­ten die Assi­si-Schwes­tern zunächst im Cari­tas-Alten- und Pfle­ge­heim Schloss Jägers­burg bei Forch­heim. 1997 über­trug ihnen der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg zusätz­lich das kurz zuvor über­nom­me­ne Alten- und Pfle­ge­heim St. Josef in Gau­stadt. Die bis­her dort täti­gen Kar­me­li­te­rin­nen hat­ten sich zurück­ge­zo­gen. Kurz dar­auf began­nen die Pla­nun­gen für einen Neu­bau des Hau­ses. 2003 war Grund­stein­le­gung, 2005 öff­ne­te das neue Cari­tas-Senio­ren­zen­trum St. Josef.

Beglei­tung von pfle­ge­be­dürf­ti­gen Menschen

Cari­tas: Kurs für ehren­amt­li­che Seelsorge

Der Cari­tas­ver­band für die Erz­diö­ze­se Bam­berg ver­an­stal­tet einen Kurs zur Aus­bil­dung für ehren­amt­li­che Seel­sor­ge in Alten­hei­men. Am 20. Okto­ber kön­nen sich Inter­es­sier­te Aus­künf­te zu dem Ange­bot bei einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung abholen.

Das Alten­heim ist ein Ort, an dem Men­schen am Lebens­abend nicht nur pfle­ge­ri­sche Hil­fe benö­ti­gen, son­dern oft auch exis­ten­ti­el­le Fra­gen stel­len. Des­halb ist Seel­sor­ge, so die Cari­tas Bam­berg in einer Mit­tei­lung, ein Ange­bot, das in Alten- und Pfle­ge­hei­men der Cari­tas selbst­ver­ständ­lich sein sollte.

Aller­dings muss sich Seel­sor­ge heu­te – ange­sichts von kirch­li­chem Per­so­nal­man­gel – anders auf­stel­len. Eine Mög­lich­keit ist, Ehren­amt­li­che Seel­sor­ge leis­ten zu las­sen. Daher haben der Cari­tas­ver­band und das Seel­sor­ge­amt der Erz­diö­ze­se Bam­berg ein Kon­zept ent­wi­ckelt, um Ehren­amt­li­che für die Seel­sor­ge in Alten- und Pfle­ge­hei­men auszubilden.

Hana von Bent­zel gehört zu dem Team, das die Aus­bil­dung ver­an­stal­tet. Sie will die Ehren­amt­li­chen dafür qua­li­fi­zie­ren, Gesprä­che sou­ve­rän füh­ren zu kön­nen – auch über schwie­ri­ge The­men. Die ehren­amt­li­chen Seel­sor­ge­rIn­nen sol­len zudem die Kom­pe­tenz erwer­ben, reli­giö­se Ritua­le wie Gebet oder Segen zu ent­wi­ckeln und die­se in der Seel­sor­ge im Alten­heim ein­zu­brin­gen. Die Teil­neh­men­den der Aus­bil­dung beschäf­ti­gen sich außer­dem mit dem The­ma Alter und Altern und ler­nen die Struk­tur und Orga­ni­sa­ti­on von Pfle­ge­hei­men ken­nen. Auch geht es nicht nur um Besuchs­diens­te, bei denen schon jetzt Ehren­amt­li­che viel Wert­vol­les leis­ten, wie Hana von Bent­zel sagt. „Wir zie­len auf eine ganz­heit­li­che Beglei­tung von alten und pfle­ge­be­dürf­ti­gen Menschen.“

Der Kurs besteht aus zwei zwei­tä­gi­gen Semi­na­ren und fünf ein­tä­gi­gen Modu­len. Die Aus­bil­dung schließt ein Got­tes­dienst ab, der die Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten mit einer Sen­dungs­ur­kun­de für ihren Dienst als ehren­amt­li­che Seel­sor­ge­rIn­nen in Alten- und Pfle­ge­hei­men beauf­tragt. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen stellt die Cari­tas auf ihrer Home­page bereit. Die Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung fin­det am 20. Okto­ber, um 17 Uhr, in der Cari­tas-Zen­tra­le in der Obe­ren König­stra­ße 4b statt.

Bun­des­haus­halt 2024

Cari­tas Bam­berg: „Geplan­te Haus­halts­kür­zun­gen gefähr­den Integration“

Micha­el End­res, Direk­tor der Cari­tas Bam­berg, hat die Plä­ne der Bun­des­re­gie­rung, Mit­tel für Migra­ti­ons- und Flücht­lings­be­ra­tung zu strei­chen, kri­ti­siert. Ein flä­chen­de­cken­des Ange­bot von Bera­tung wer­de es so kaum geben können.

Der Spar­kurs des Finanz­mi­nis­te­ri­ums trifft auch Sozi­al­ver­bän­de. So sieht der Bun­des­haus­halt 2024 unter ande­rem vor, Leis­tun­gen für die Wohl­fahrts­pfle­ge um etwa ein Vier­tel zu redu­zie­ren. „Ange­sichts der größ­ten Flucht­be­we­gung seit der Nach­kriegs­zeit benö­ti­gen wir aber einen Aus­bau der Migra­ti­ons- und der Asyl­be­ra­tung, kei­nen Abbau“, kri­ti­sier­te Micha­el End­res, Direk­tor der Cari­tas Bam­berg, ent­spre­chend die Kürzungspläne.

Beson­ders hart wür­den die Spar­plä­ne, laut einer Mit­tei­lung der Cari­tas, die Migra­ti­ons­be­ra­tung für erwach­se­ne Zuge­wan­der­te tref­fen. „Im Erz­bis­tum Bam­berg wür­de dies bedeu­ten, dass die gegen­wär­tig sie­ben Voll­zeit-Stel­len min­des­tens hal­biert wer­den müss­ten“, sagt End­res. Da die zehn Bera­te­rIn­nen in Coburg, Kulm­bach, Nürn­berg und Nürn­ber­ger Land alle Teil­zeit arbei­ten, wären Stun­den­re­du­zie­run­gen kaum mög­lich. Ein Teil von ihnen müs­se ent­las­sen wer­den, was wie­der­um den Inte­gra­ti­ons- und Teil­ha­be­pro­zess von Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund gefähr­de. Auch das Bera­tungs­an­ge­bot für geflüch­te­te Men­schen gerie­te unter Druck, weil die aus Lan­des­mit­teln bezu­schuss­ten Flücht­lings­be­ra­ter noch mehr belas­tet würden.

End­res fürch­tet im Ange­sicht all des­sen einen Qua­li­täts­ver­lust im Bera­tungs­an­ge­bot der Cari­tas. „Vie­le Rat­su­chen­de kön­nen kei­ne Hil­fe mehr erfah­ren. Das gefähr­det die Inte­gra­ti­on der zuge­wan­der­ten Men­schen und man­gel­haf­te Inte­gra­ti­on spielt der Pro­pa­gan­da der Rechts­po­pu­lis­ten in die Karten.“

Völ­lig wider­sin­ni­ger­wei­se sol­le zudem die bun­des­weit geför­der­te Asyl­ver­fah­rens­be­ra­tung, die ab Mit­te des Jah­res auf­ge­baut wird, im nächs­ten Jahr wie­der zurück­ge­fah­ren wer­den. „Die erhoff­te Ent­las­tung der Flücht­lings­be­ra­tung, die mit ihren Kapa­zi­tä­ten am Limit ist, wird es also nicht geben“, so End­res. Damit bre­che die Bun­des­re­gie­rung außer­dem mit ihrem Koali­ti­ons­ver­trag, der eine gute finan­zi­el­le Aus­stat­tung der Migra­ti­ons­diens­te ver­spro­chen habe. „Ein flä­chen­de­cken­des Ange­bot von Migra­ti­ons- und Asyl­be­ra­tung wird es unter die­sen Bedin­gun­gen nicht geben. Im Gegen­teil wer­den vie­le wei­ße Fle­cken auf der Land­kar­te entstehen.“

1 2