Seit April wohnt und arbeitet der aktuelle Stipendiats-Jahrgang aus Deutschland und Irland in der Villa Concordia. Ein Vertreter der bildnerisch-künstlerischen Seite ist
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Villa Concordia
Ausstellung „nighthawks“ von Lukas Troberg
Seit April wohnt und arbeitet der aktuelle Stipendiats-Jahrgang aus Deutschland und Irland in der Villa Concordia. Ein Vertreter der bildnerisch-künstlerischen Seite ist Lukas Troberg. Wobei der Bildhauer auch als Dichter durchgehen könnte.
Zwei textbasierte Arbeiten wird Lukas Troberg ab 23. Oktober in seiner Ausstellung „nighthawks“ in der Villa Concordia zeigen. Das sich über einen Durchmesser von knapp fünf Metern erstreckende und etwa eineinhalb Meter hohe „GODS“ ist eine Skulptur aus Aluminium, Valchromat und einem Elektromotor, die das titelgebende Wort zeigt und sich im 24-Stunden-Rhythmus um ihren Mittelpunkt dreht.
Das zweite Werk, wie die Ausstellung „nighthawks“ benannt, zeigt auf zwei Papierbögen die beiden Strophen eines Gedichts. Bis auf die jeweilige Schlusszeile sind die Zeilen aber geschwärzt und so kaum mehr erkennbar.
Wir haben mit Lukas Troberg über seine Zeit in Bamberg, sein Arbeiten, das Wort als Skulptur und die Anfänge in der Graffiti-Szene gesprochen.

Herr Troberg, wie ist die Zeit in Bamberg bisher? Ist die Stadt ein guter Ort, um künstlerisch zu arbeiten?
Lukas Troberg: Absolut! Aber es ist nicht nur der Ort, sondern auch das Umfeld der Villa Concordia. Man bekommt ein Grundeinkommen und durch Nora Gomringer und ihr Team unglaubliche Unterstützung! Egal, mit was man kommt, es gibt immer ein offenes Ohr und Hilfsbereitschaft. Und man hat einen eigenen Arbeitsraum. Von dem aus und mit der Sicherheit der Concordia im Rücken kann ich in Bamberg, das ich vorher noch nicht kannte, losziehen und die Stadt entdecken.
Schlägt sich in Ihren Arbeiten nieder, was Sie sehen?
Lukas Troberg: Definitiv. Die große kinetische Skulptur, die ich zeige, „GODS“, wird auf jeden Fall etwas mit Bamberg zu tun haben. Vor allem mit den vielen Kirchen, von denen man hier umringt ist. Die Religion scheint mir hier sehr präsent zu sein und ich schneide dieses Thema in meinen Arbeiten schon immer gerne an. Gleichzeitig geht es mir aber auch um die Hybris des Menschen als eigentlich nur ein weiteres Tier in der Natur, das aber trotzdem immer wieder versucht, sich über alle anderen Tiere und die Existenz zu stellen. Ein von Natur aus zum Scheitern verurteiltes Vorgehen
Wie geht „GODS“ auf diese Hybris ein?
Lukas Troberg: Der Grundsatz dieser Arbeit ist, dass sie sich in 24 Stunden einmal um die eigene Achse dreht. Das ist der gleiche Rhythmus wie der der Erde. Da kann man die Frage anschließen: Dreht sich der Begriff selbst oder die Welt sich um ihn? Soll hier heißen: Dreht sich die Welt um Götter. Wobei ich hiermit nicht nur religiöse, sondern eher selbstgemachte Götter meine. Zum Beispiel Leute, die ein anderes Land einnehmen wollen oder sich eine Social-Media-Plattform kaufen. Das Bröckeln patriarchaler Strukturen und die damit verbundene fragile Männlichkeit vieler unserer Zeitgenossen passt hier auch recht gut ins Bild. Und, um diese Punkte noch zu unterstreichen, dreht sich die Skulptur in die Decke des Raums, in dem ich sie ausstellen werde, hinein. Ein Stück der Decke wird dafür eigens herausgeschnitten und die zu groß geratenen, plumpen Self-made-Gottheiten scheinen in ihrem Übermut das sie schützende Dach zu durchstoßen – wie es tatsächlich erst 2023 beim Start einer „Starship“-Rakete von SpaceX passierte, die bei ihrer Explosion ein Loch in die Erdatmosphäre riss. Das gewissenlose, selbstsüchtige Streben einzelner zum Höheren birgt oftmals die Gefahr der Zerstörung für alle.
Hält „GODS“ auch der Religion den Spiegel vor?
Lukas Troberg: Ein bisschen. Die Kirche oder Religion haben heute nicht mehr den Stellenwert, den sie einmal hatten. Auch hat die Kirche heute nicht mehr die Relevanz als Auftraggeberin für die Kultur. Entsprechend ist die kirchliche Symbolik nur noch eine von vielen. Wegen des Internets haben wir heute auch vielmehr einen Kult um einzelne Figuren wie Trump oder im positiven Sinne Taylor Swift.

Was geschieht mit Wörtern, wenn sie eine Skulptur werden und man ihnen so Materie gibt? Funktionieren sie noch als Begriffe mit einer Bedeutung?
Lukas Troberg: Das Schöne ist, dass ich das in meiner Arbeit beeinflussen kann, wie ich will. Ein Wort als künstlerisches Material kann seine Bedeutung verlieren oder eine weitere hinzugewinnen. Auch kann sich seine Bedeutung auseinanderziehen, verdichten oder verändern. Es kommt immer auf den Kontext und das Konzept an.
Wählen Sie zuerst das Wort oder das Konzept?
Lukas Troberg: Das kann so oder so sein. Für „GODS“ hatte ich zum Beispiel eine Skizze in meinem Handy, ursprünglich sollte es eine Lichtarbeit werden. Dann kam ich aber auf die Idee eines sich drehenden Kruzifixes. Der Gedanke dahinter war: Was geschieht mit einem Autoritätszeichen, das nie ganz gerade steht? Der nächste Schritt war, das Ganze dann mit der Drehung der Erde gleichzusetzen. Dreht sich die Welt um den Begriff oder dreht sich der Begriff selbst? Oft beobachte ich auch auf der Straße eine Situation, die mir gefällt. Dann mache ich mir eine Notiz dazu und schaue später, wie ich sie verwerten kann. Manchmal lege ich auch technische Zusammenhänge zugrunde, denn ich interessiere mich sehr für Maschinen. Sie haben eine tolle Ästhetik. Da frage ich mich, wie ich das, was aus einer Funktion heraus entsteht, interpretieren und in die Arbeit mit aufnehmen kann.
Der Titel der Ausstellung und der Titel des zweiten Werks, das Sie darin zeigen werden, lautet „nighthawks“. Ist das eine Anspielung auf das Gemälde von Edward Hopper?
Lukas Troberg: Der Titel war zuerst ein Arbeitstitel. Aber ich fand ihn passend für die Ausstellung, weil er abstrakt genug bleibt, um offen zu lassen, was man sehen und deuten kann. Die zweite Arbeit, die auch diesen Titel trägt, ist aber tatsächlich eine Interpretation des „Nighthawks“-Werks von Edward Hopper und greift einige Elemente dessen auf. Ich habe versucht, einen Teil der nächtlichen Stimmung des Gemäldes zu übernehmen. Menschen sitzen in einer Bar, alle träumerisch an ihren Plätzen. Aber es herrscht auch Einsamkeit, denn niemand kommuniziert. Diese melancholische Stimmung fand ich schön und sie hat mich in meiner Arbeit dazu geführt, Themen wie Rausch, im Sinne des Kontrollverlustes über das Selbst, das Ich und die eigene Umgebung während nächtlicher Rauschzustände, aber am Ende auch Heimatlosigkeit aufzugreifen.
Bis auf zwei Zeilen sind jedoch alle Textzeilen mit schwarzen Balken verdeckt. Was hat es damit auf sich?
Lukas Troberg: Die Balken dienen dazu, die Grenze zu überschreiten. Die Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit verschwimmen zu lassen, aber auch den Zustand zu beschreiben, in dem die gewohnte Realität ihre Greifbarkeit verliert. Mit dem Sonnenaufgang und dem Geruch von frischem Brot, wie ihn die Schlusszeile anspricht – „scent of freshly baked bread“ –, gewinnt sie diese schließlich wieder zurück.
Wieso haben Sie für Ihre Arbeiten diese textbasierte Darstellung gewählt?
Lukas Troberg: Ich habe Bildhauerei studiert und dabei schnell gemerkt, dass Text als Material auf mich eine große Faszination ausübt. So begann ich, ihn als bildhauerisches Element zu begreifen, auch wenn er in bestimmten Arbeiten – mit einer Druckstärke von wenigen Mikrometern – höchstens im atomaren Sinne dreidimensional ist. Aber mir gefiel es, mit etwas zu arbeiten, das auf der anderen Seite nicht so abstrakt ist wie zum Beispiel eine geometrische Form, sondern zu dem man einen direkten Zugang hat. Ein Buchstabe, ein Leerzeichen oder eine Klammer können bildhauerische Elemente sein. Das Überdecken mit Schwarz ist inspiriert aus meiner Jugend als aktiver Sprüher. Graffiti werden immer wieder übermalt, doch oft schimmert das Verborgene weiterhin hindurch – es wird nie vollständig unsichtbar. Wie lässt sich dieses Auslöschen von Informationen deuten, bei dem sie gleichzeitig auf subtile Weise präsenter werden? Es beschreibt einen Zustand, in dem die Klarheit der Sicht schwindet. Wie bei den Figuren von Hopper.
Sind Sie also auch ein Dichter?
Lukas Troberg: Ich würde mich so nicht selbst bezeichnen. Aus dem Grund, dass ich keinen Platz einnehmen möchte, der mir nicht zusteht. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang Dichtkunst gemacht oder das studiert haben. Ich gehöre nicht dazu und bediene mich der Mittel des Dichtens vor einem bildhauerischen Hintergrund.
Früher waren Sie in der Graffitiszene unterwegs, wobei es auch oft um wortbasierte Darstellungen geht. Was haben sie aus dieser Zeit für Ihr heutiges Schaffen mitgenommen?
Lukas Troberg: Graffiti ist nicht unbedingt ein Teil des Weges, den ich in meine künstlerische Arbeit mit aufnehmen würde, aber es war ein Vehikel, das mir damals als Teenager geholfen hat, zu verstehen, wie man kreativ sein kann. Und es hatte etwas Rebellisches und Abenteuerliches. Oft musste ich mich, wenn wir Züge besprüht haben, in irgendwelchen Büschen verstecken und zwei Meter weiter sind Schienenreiniger vorbeigefahren. Auch an die ganz eigenen Gerüche erinnere ich mich, die man nachts wahrnimmt oder morgens, wenn man heimkommt. Einer davon, der Geruch von frischem Brot aus den Bäckereien, kommt in „nighthawks“ vor. Und auch Rebellion wird in gewisser Weise immer in meinem Werk bleiben. Seit ich denken kann, verspüre ich den tiefen Drang, Systeme zu hinterfragen oder sie zu spiegeln.
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Ed Bennett, Viola Bittl und Annette Pehnt im Interview
Deutsch-irischer Jahrgang in der Villa Concordia
Im April haben Künstler:innen aus Irland und Deutschland die Villa Concordia bezogen. Wie immer sind im neuen Stipendiats-Jahrgang die Sparten der Literatur, Bildenden Kunst und Musik vertreten. Wir haben mit dem Musiker Ed Bennett, der Malerin Viola Bittl und der Autorin Annette Pehnt über ihr Arbeiten und ihre Pläne für die Zeit in Bamberg gesprochen.
Ed Bennett aus Bangor in Nordirland komponiert klanglich reduzierte Werke für Orchester oder kleinere Gruppen wie seine eigene „Decibel“. Seine Musik wird in mehr als 30 Ländern aufgeführt, auch veröffentlichte er mehrere Alben.
Als Stipendiat der Villa Concordia wird Bennett elf Monate in Bamberg leben und arbeiten. In seinem Apartment im Glasanbau der Villa haben wir ihn zum Interview getroffen.

Mister Bennett, was bedeutet Ihnen das Stipendium in der Villa Concordia?
Ed Bennett: Ich habe das große Glück, Zeit zu haben, mich voll und ganz auf das Komponieren zu konzentrieren. Ich arbeite als freischaffender Komponist, bin aber auch Professor für Komposition am Royal College of Music in London, daher ist es großartig für mich, dass ich nun meine ganze Zeit damit verbringen kann, mich auf meine eigene kreative Arbeit zu konzentrieren. Die Villa hat dafür Platz zur Verfügung gestellt. Und wenn ich in meiner Wohnung sitze und aus dem Fenster auf die Bäume und den Fluss schaue – es ist ein sehr friedlicher Ort – ist auch das meiner Arbeit förderlich.
Sie haben Musik für große Orchester, kleinere Ensembles, Improvisatoren, Elektronik und Solostücke geschaffen. In welche Richtung planen Sie, in Bamberg zu gehen?
Ed Bennett: Ich arbeite hauptsächlich an einem bestimmten Projekt, einer neuen Arbeit für meine Gruppe Decibel. Es ist ein Werk für sie und eine irische Dichterin namens Cherry Smyth, eine etwa 70-minütige Spoken Word- und Musikperformance, die sich mit Umweltproblemen befasst und den Titel „Everything is Connected“ trägt.
Wird „Decibel“ nach Bamberg kommen, um das Stück zu spielen?
Ed Bennett: Es gibt noch keine Pläne dafür, aber hoffentlich werden wir nach Abschluss der Arbeiten eine Möglichkeit finden, hier zu spielen. Ich werde die Musik für die Gruppe schreiben und dann im Herbst nach Irland reisen, um vor den ersten Aufführungen in Dublin, Belfast und London gemeinsam zu proben. Cherry Smyth wird außerdem für eine Woche nach Bamberg und in die Villa kommen, um mit mir am Text und der Struktur des Werks zu arbeiten.
Wie sieht Ihre Arbeit als Komponist aus? Haben Sie Instrumente mit nach Bamberg gebracht oder kann man am Computer komponieren?
Ed Bennett: Ich habe hier im Ebracher Hof ein Atelier. Hauptsächlich arbeite ich dort. Aber ja, ich benutze alles, von einem ganz normalen Klavier bis hin zur Software für die elektronischen Teile meiner Kompositionen, und ich schreibe auch immer noch Dinge traditionell auf.
Apropos elektronische Musik: Ist es richtig, Ihren Stil als minimalistisch zu beschreiben, manchmal mit einem elektronischen Touch?
Ed Bennett: Nein, und ich mag es auch nicht, zu viel dazu zu sagen, denn ich möchte den Zuhörern keine Ideen in den Kopf setzen. Der Begriff Minimalismus ist ein lustiger Begriff, der sich eher auf eine reduzierte Art der Malerei und Skulptur einer bestimmten Epoche bezieht, aber auch auf einige Musik aus den 1960er Jahren. Aber ich nehme an, dass in meiner Arbeit nach jahrelanger Suche das Material destillierter und raffinierter ist. Ich schaue einfach mehr nach wirtschaftlichen Ansätzen, für die manche Leute den Begriff Minimalismus verwenden würden. Aber es ist auch ziemlich rhythmisch, manchmal dramatisch, manchmal ruhig, manchmal sehr geschäftig, manchmal sehr einfach.
Warum haben Sie sich für diesen Stil entschieden?
Ed Bennett: Ich habe mich nicht für einen Stil entschieden und glaube auch nicht, dass ich einen habe. Stil ist ein Konstrukt, denke ich, um Menschen zu helfen, über Stil zu sprechen und Dinge zu verkaufen. Ich würde meine Arbeit gerne mehr als eine Art sehen, als individueller Künstler zu arbeiten. Ich arbeite seit 25 Jahren professionell und ich denke, ich habe eine Arbeitsweise und einen Sound entwickelt, der mit all den Dingen zu tun hat, die man auf dem Weg sammelt und durch seine individuelle Herangehensweise filtert. Dann wird das zu einer Sache, die andere Leute so etwas wie einen Stil nennen können.
Welche Rolle spielen melodische Parts in Ihren Kompositionen?
Ed Bennett: Neben der klassischen Musik wurde ich von allen Arten von Musik beeinflusst, wie Rock, Jazz und elektronischer Musik. Also neige ich wahrscheinlich dazu, Elemente aus all diesen Genres zu nehmen, die oft Rhythmus als Grundlage haben, manchmal Wiederholung. Aber dann gibt es in meiner Musik auch Elemente aus historischer klassischer Musik, sie ist also eine Art Kulmination all dieser Dinge. Mit anderen Worten: Ich denke, es gibt Melodie und Rhythmus, wahrscheinlich nur nicht so explizit wie in anderer Musik.
Könnte Sie die Umgebung, in der Sie Musik machen inspirieren, wie Bamberg und der Blick aus Ihrer Wohnung?
Ed Bennett: Ja, das könnte sein. Ich habe mich auf jeden Fall bereits von der Natur inspirieren lassen. In Irland lebe ich an der Küste und einige der Arbeiten, die ich dort gemacht habe, drehten sich um das Meer und in gewisser Weise um Wellen und das Vergehen der Zeit. Die Natur beeinflusst uns alle und kann darum auch Arbeit beeinflussen. So könnte es auch in Bamberg passieren.
Hatten Sie bereits die Gelegenheit, die Stadt zu erkunden?
Ed Bennett: Ja, es ist wirklich schön, ein sehr schöner Ort. Beim Bier gibt es sicherlich auch viel zu erkunden. Und für eine so kleine Stadt scheint Bamberg kulturell lebendig zu sein – was großartig ist. Ich laufe außerdem viel, daher ist es gut für mich, den Park und den Flussweg direkt vor meiner Haustür zu haben.

Viola Bittl aus Eichstätt in Oberbayern studierte Kunst in München, Helsinki und Frankfurt. Für ihre abstrakten, oft großformatigen Gemälde erhielt sie bereits zahlreiche Preise und Stipendien. Für die Sparte der Bildenden Kunst wird sie als Stipendiatin der Villa Concordia nun elf Monate in Bamberg leben und arbeiten. Wir haben sie zum Interview über ihren Aufenthalt und ihre Kunst getroffen.
Frau Bittl, was bedeutet Ihnen das Stipendium in der Villa Concordia?
Viola Bittl: Ich bin hocherfreut, hier zu sein und freue mich, dass ich das Stipendium bekommen habe. Es bedeutet einfach gute Bedingungen zum Arbeiten. Man hat hier viel Freiraum, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Sie nehmen seit etwa 15 Jahren an Ausstellungen teil. Wie würden Sie die Entwicklung Ihres Stils beschreiben?
Viola Bittl: Step by step. Das geht immer weiter. Ich arbeite nicht in Werkgruppen, sondern langsam am Ganzen. Wo man deutlich einen Entwicklungsschritt sehen kann, ist im Jahr 2008. Damals begann ich, abstrakt zu arbeiten. Vorher orientierte ich mich zum Beispiel an Landschaftsmotiven. Danach fing ich an, mit mehr Ebenen zu arbeiten sowie an der Umkehrung zwischen Vorder- und Hintergrund. 2017⁄18 war ich außerdem für zehn Monate in New York. Da sieht man eine Entwicklung von vor und nach dem Aufenthalt. Die Bilder danach sind kräftiger und größer. An der US-amerikanischen Ostküste gibt es viele abstrakte Künstlerinnen und Künstler, die mich interessieren und deren Werke mich bewegen.
Die Formensprache Ihrer abstrakten Gemälde liefert kaum Ansatzpunkte für Interpretation, auch geben Sie den Werken keine Titel. Wieso dieser Ausschluss der Welt?
Viola Bittl: Ich würde meine Gemälde nicht verschlossen nennen, sondern eher offen. Auch finde ich, dass sich ein Werk eher öffnet, wenn man ihm keinen Titel gibt. Falls man es doch machen sollte, schränkt man aus meiner Sicht das Werk zu sehr ein und gibt ihm bereits eine Richtung fürs Verständnis vor.
Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie Form- und Farbgebung aus?
Viola Bittl: Natürlich sind das meine Werkzeuge, aber Farbe und Form ist nicht das, was mich interessiert. Mich interessiert die Figur-Grund-Beziehung. Mich interessiert, wie und was man mit einfachen Formen ausdrücken kann, wie sie gemalt sind und wie die Formen zueinander stehen.
Wenn sich der Aufenthalt in New York in Ihrem Arbeiten niedergeschlagen hat, könnte sich dann auch die Zeit in Bamberg auswirken?
Viola Bittl: Natürlich kann einen alles beeinflussen, was einen umgibt. Aber ich würde das mal noch offenlassen.
Was haben Sie sich künstlerisch für die Zeit in Bamberg vorgenommen?
Viola Bittl: Weitermalen. Ich arbeite derzeit vor allem an größeren Formaten. Was mich auch mehr und mehr interessiert ist die Wandmalerei. Die Formen aus dem genormten Format einer Leinwand herausnehmen und in Beziehung zum gesamten Raum zu setzen. Es ist eine andere Auseinandersetzung mit dem Raum. Da muss man alles mit berücksichtigen – Fenster, Türen, den gesamten Raum. Vor kurzem habe ich mich auch in die Freskotechnik eingearbeitet. Vielleicht kommt auch das als Nächstes: Zu sehen, wie sich diese Technik in die heutige Zeit übertragen lässt.

Annette Pehnt aus Köln studierte Keltologie, Germanistik und Anglistik und promovierte über irische Literatur. Seit 1998 schreibt sie Romane, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt, unter anderem 2011 die Poetik-Professur an der Universität Bamberg. Heute lebt sie als Schriftstellerin in Freiburg und leitet das Literaturinstitut an der Universität Hildesheim.
Für die Sparte Literatur wird sie als Stipendiatin der Villa Concordia nun fünf Monate in Bamberg leben und arbeiten. Wir haben sie zum Interview über ihren Aufenthalt und ihre Kunst getroffen.
Frau Pehnt, was bedeutet Ihnen das Stipendium in der Villa Concordia?
Annette Pehnt: Es ist ein riesiges Geschenk. Ich schreibe zwar schon einige Jährchen, aber dies ist eigentlich mein erstes längeres Aufenthaltsstipendium und das auch noch in einem unwahrscheinlich schönen Ort. Außerdem ist es eine Art Auszeit von meinem Brotjob und die Möglichkeit, endlich mal am Stück länger an etwas zu schreiben. Ich bin schon gespannt, wie das funktioniert – die Bedingungen sind auf jeden Fall sehr gut.
Welche Erinnerungen haben Sie an Bamberg und Ihre Poetik-Professur?
Annette Pehnt: Es ist ja schon ein bisschen her, aber ich weiß es noch ganz genau. Das war meine erste Poetik-Professur und etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe mich mit großem Eifer hineingestürzt, um das eigene Schreiben zu befragen. Ein großes Abenteuer! Und Bamberg ist einfach ein toller Rahmen dafür. Auch war ich an der Uni eingebunden, konnte mit den Studierenden diskutieren und war während dieser Zeit mit einem Forschungskolloquium auch in der Villa Concordia zu Gast, um dort die Luft zu schnuppern.
Was haben Sie sich künstlerisch für die Zeit in Bamberg vorgenommen?
Annette Pehnt: Ich habe eine ganze Reihe von Projekten: Ich fange ein neues Kinderbuch an, ich schreibe in einem Kollektiv, dessen Mitglieder ich in die Villa einladen darf, um mit ihnen vor Ort zu arbeiten. Und dann möchte ich noch ein experimentelles musikalisches Projekt voranbringen, für das ich mit dem Geiger Harald Kimmig zusammenarbeite und auf der Bühne eine Text-Klang-Performance entwickle. Auch das werde ich in der Villa zeigen können und es passt ganz gut zum spartenübergreifenden Gedanken des Künstlerhauses.
Ihre aktuellsten Veröffentlichungen sind abwechslungsreich. In „Die schmutzige Frau“ schreiben Sie über die Machtverhältnisse in einer Ehe, in „Alles was Sie sehen ist neu“ über eine Reise in ein totalitäres Land, mit „Mein Amrum“ das Porträt der Insel, und mit „Hieronymus oder Wie man wild wird“ haben Sie ein Kinderbuch geschrieben. Wo befinden Sie sich zurzeit auf Ihrem künstlerischen Weg?
Annette Pehnt: Ich bin immer mehrgleisig unterwegs! Darum fühle ich mich auch in der Villa so wohl. Vor allem auf die Zusammenarbeit mit anderen bin ich neugierig. Dieses einsame Vor-sich-hin-schreiben an einem Roman habe ich auch lange Jahre gemacht. In letzter Zeit interessiere ich mich aber mehr für gemeinschaftliche Formen. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen oder Kollaborationen und möchte mich nicht gemütlich einrichten in dem, was ich schon kenne.
Für „Die schmutzige Frau“ verwenden Sie eine Art Stakkatostil – ist das ein Ergebnis der Suche nach neuen Formen?
Annette Pehnt: Ich würde es nicht Stakkatostil nennen – ich will einfach die Sprache immer wieder anders drehen und wenden. Bei Formen, die nicht besonders etabliert sind, kann man, wenn man etwas ausprobiert, viel Neues entdecken. Mit der Suche nach Formen meine ich auch, zwischen den Sparten zu springen oder zum Beispiel für Kinder zu schreiben. Auch hier möchte ich keine Schublade bedienen.
„Die schmutzige Frau“, „Alles was Sie sehen ist neu“ und „Mein Amrum“ beinhalten alle Motive der Abschottung oder Flucht. Was könnte thematisch als nächstes kommen?
Annette Pehnt: Ich komme nicht vom Thema her. Die Sachen, die ich derzeit angehe, haben alle verschiedene Themen, die ich auch gar nicht richtig zusammenfassen könnte. Mich interessiert eher, wie aus Themen Geschichten werden können, die eine eigene Form haben – Geschichten, die davon erzählen, was wir erleben, wenn wir versuchen, miteinander zurecht zu kommen.
Könnte Bamberg dazu eine Kulisse abgeben so wie China oder Amrum?
Annette Pehnt: Mal sehen… ich bin zwar nur fünf Monate da, habe aber schon begonnen, meine Fühler auszustrecken, um die Stadt auch abseits der touristischen Pfade kennenzulernen. Um darüber zu schreiben, müsste ich wohl ein bisschen länger hier sein. Aber Bamberg wird sich schon irgendwie einspeisen, das passiert ja eigentlich immer – nur wie genau, weiß ich noch nicht.
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Villa Concordia
Neue Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Deutschland und Irland
17 Künstler:innen – acht aus Deutschland und neun aus Irland – haben ein Arbeitsstipendium für das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia erhalten. Sie vertreten dort die Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik.
Seit 1997 vergeben das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia und der Freistaat Bayern jährlich Stipendien in den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik an Künstler:innen aus Deutschland und aus einem anderen Land. Die ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der vergangenen Jahre kamen unter anderem aus England, Norwegen, Polen, Schottland, Griechenland, Litauen, Slowenien, Finnland, Frankreich und zuletzt aus der Ukraine.
Die Stipendien sollen es den Künstler:innen ermöglichen, ein Jahr lang in Bamberg zu wohnen und zu arbeiten. Zudem erhalten sie monatlich 1.500 Euro. In öffentlichen Veranstaltungen der Villa haben die Ausgewählten zudem die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu präsentieren. Am 15. Mai werden die neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten im Garten der Villa Concordia von der Direktorin des Künstlerhauses, Nora-Eugenie Gomringer, begrüßt und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Namen der Stipendiatinnen und Stipendiaten hat die Villa Concordia nun bereits bekanntgegeben. 2024 wird das Künstlerhaus 17 Künstler:innen aus Deutschland und Irland beherbergen. In der Sparte der Bildenden Kunst werden Viola Bittl (D), Samuel Laurence Cunnane (IRL), Mairead O’hEocha (IRL), Tamsin Snow (IRL) und Lukas Troberg (D) in der Villa wohnen.
Aus der Literatur kommen Hugo Hamilton (IRL), Rachel McNicholl (IRL), Hans-Christian Oeser (D), Markus Ostermair (D), Annette Pehnt (D) und Cathy Sweeney (IRL). Und ein Musik-Stipendium erhalten Ed Bennett (IRL), Frieder Butzmann (D), Ann Cleare (IRL), Nina Deuse (D), Arne Gieshoff (D) und Judith Ring (IRL).
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„Lücken in der Geschichte komponieren. Kritik als Sorge und Vergnügen“
Villa Concordia: Ausstellung Kateryna Badianova
Die Stipendiatin Kateryna Badianova zeigt derzeit ihre Ausstellung „Lücken in der Geschichte komponieren. Kritik als Sorge und Vergnügen“ in der Villa Concordia. Darin befasst sie sich mit dem Erbe sowjetischer Geschichtsschreibung über die Ukraine.
Das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia zeigt noch bis 3. März eine Ausstellung seiner Stipendiatin Kateryna Badianova. In der Ausstellung „Lücken in der Geschichte komponieren. Kritik als Sorge und Vergnügen“ konzentriert sich die ukrainische Künstlerin auf die Geschichte der ukrainischen Kunst von der vor-sowjetischen und sowjetischen Zeit bis hin zu zeitgenössischen Kunstpraktiken, die sich mit dieser Geschichte auseinandersetzen. Dies teilte das Künstlerhaus am 26. Januar mit.
Badianova befasst sich mit Themen wie dem Erbe des Sozialistischen Realismus, der Moderne, Geschichte, Erinnerung und Amnesie. Die Ausstellung soll das Publikum einladen, den Raum zu betreten, in dem die Geschichte der ukrainischen Kunst künstlerisch aufgearbeitet wird.
Die Darstellung der ukrainischen Geschichte sei, so das Künstlerhaus weiter, allerdings eine anspruchsvolle Aufgabe für Kunst und Forschung. Viele Bilder, Menschen, Phänomene und ihre Erwähnung haben das 20. Jahrhundert wegen der fabrizierten sowjetischen Geschichtsschreibung nicht überlebt. Im aktuellen Krieg gegen die Ukraine setze Russland diese Politik und Praxis der Aneignung und Auslöschung der ukrainischen Geschichte fort.
Die Ausstellung möchte demgemäß zwei Hauptfragen aufwerfen: Wie funktioniert das Repräsentationssystem des Sozialistischen Realismus heute noch, und welche Hindernisse und auffälligen Möglichkeiten haben Künstler:innen und Wissenschaftler:innen heute, um die Vergangenheit der ukrainischen Kunst aufzuarbeiten? Kateryna Badianova schlägt dafür vor, dass der richtige Ansatz für den Umgang mit der ausgelöschten Geschichte in einer Haltung der Liebe besteht.
Werdegang Kateryna Badianova
Kateryna Badianova, geboren 1979 in Melitopol, Ukraine, ist Künstlerin und Kunstkritikerin. Sie lebt und arbeitet in Kyjiw. In ihrer künstlerischen Praxis verbindet sie bildende Kunst und Forschungsansätze. Für ihre Arbeiten verwendet sie verschiedene Ausdrucksmittel, wie Zeichnungen, Videos, Fotografien, Installationen, Texte und Performance. In ihrer Forschungspraxis konzentriert sie sich auf Museumswissenschaft, Kunsttheorie und Bildung.
Kateryna Badianova hat an internationalen und ukrainischen Ausstellungen teilgenommen und diese mitkuratiert. Sie ist Mitglied der kuratorischen und aktivistischen Vereinigung Hudrada, Mitbegründerin und Direktorin des Method Fund und Mitkuratorin von dessen Forschungs- und Bildungsprojekten.
Badianova studierte an der Nationalen Universität Kyjiw-Mohyla-Akademie (2011 bis 2014), an der Nationalen Akademie für Bildende Kunst und Architektur in Kyjiw (2003 bis 2008) und an der Kunsthochschule Dnipro (1996 bis 2000). Von April 2023 bis März 2024 lebt sie als Stipendiatin in der Concordia in Bamberg.
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Ausstellung am 7. Dezember
Concordia-Stipendiatin Maria Braune: Skulpturen aus Migma
Maria Braune, Stipendiatin der Villa Concordia, stellt Skulpturen aus einem selbstkreierten Material her. Die geschwungenen und gewebeartigen Formen aus Migma erzählen von Wachstum und Verfall gleichzeitig.
Seit April lebt und arbeitet der aktuelle deutsch-ukrainische Stipendiums-Jahrgang des Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. Ein Mitglied der Gruppe ist die Bildhauerin Maria Braune. Geboren in Berlin, hat sie eine Ausbildung zur Holzbildhauerin und ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München absolviert.
Um ein Material für ihre künstlerische Arbeit zu finden, wendete sie sich allerdings vom Holz ab und erschuf einen eigenen Werkstoff. Migma nennt sie den plastikartigen, jedoch rein natürlichen Stoff, aus dem sie ihre manchmal handlich kleinen, manchmal raumfüllend riesigen gewebeartigen Installationen und Skulpturen formt.
Ab 7. Dezember zeigt Maria Braune die Ausstellung „What’s left“ in der Villa Concordia. Wir haben mit ihr über die Ausstellung, das Migma und die Endlichkeit in beiden gesprochen.
Frau Braune, Sie sind seit April in Bamberg. Wie ist für Sie als Berlinerin das Leben in der kleinen Stadt?
Maria Braune: Ich komme zwar aus Berlin, habe aber in Berchtesgaden eine Ausbildung zur Holzbildhauerin gemacht. Dann ging es nach München zum Studium und danach relativ schnell wieder weg an den Chiemsee. Bamberg ist eine liebliche, freundliche, sehr barocke Stadt. Es gefällt mir hier, mit dem Nachteil, dass meine Freunde und Familie nicht hier sind. Andererseits habe ich so viel Zeit zum Arbeiten.

Was haben Sie sich für die Zeit Ihres Stipendiums in Bamberg vorgenommen?
Maria Braune: Ich möchte ein Praktikum bei einem Steinbildhauer absolvieren. Ich bin kein großer Fan von Sockeln. Diese trennen das Werk vom Raum. Meine Arbeiten sollen die Räume aber berühren und sie erkunden. Trotzdem wollte ich eine gewisse Standhaftigkeit für eine Arbeit erzeugen. Frau Gomringer, die Direktorin der Villa Concordia, war so freundlich, für mich in der Dombauhütte anzufragen. Dort werde ich nun im Januar ein kleines Praktikum machen, um in die Steinmaterie ein bisschen einzutauchen. Ansonsten versuche ich, mich mit der Stadt, ihrer Historie und Architektur auseinanderzusetzen, um mich von ihr inspirieren zu lassen.
Was heißt das?
Maria Braune: Ich habe mir die Barockzeit genauer angeschaut und dafür viele Residenzen und Schlösser Bambergs und der Umgebung erkundet. Das fließt in Sachen Form und Farbgebung in meine Arbeiten mit ein. Auch was sozusagen seine Essenzen angeht, habe ich Bamberg verewigt. Ich kann in meine Arbeiten alle möglichen Flüssigkeiten, Partikel oder Materialien, zum Beispiel Stoff, Glas oder Metalle, einarbeiten. Für die Werke der aktuellen Ausstellung habe ich zum Beispiel Regnitzwasser und Staub aus der Villa Concordia gesammelt. Das sieht man den Werken zwar nicht an, aber ich konserviere einfach gerne.
Um was handelt es sich bei Ihrem selbst entwickelten Werkstoff Migma genau?
Maria Braune: „Migma“ ist das griechische Wort für „Mixtur“ – ich wollte einen prägnanten Namen, den man sich schnell merken kann. Aus was er besteht, ist aber geheim. Nur so viel: Migma ist ein nachhaltiges Material und besteht aus bis zu acht verschiedenen natürlichen, nachwachsenden Stoffen. Wenn er nicht richtig getrocknet ist, zerfällt er und im Wasser geht er in den Urzustand zurück. Und obwohl er keinen Nährwert hat, könnte man ihn essen. Spaßeshalber habe ich es einmal probiert.
Sieht man Ihren Werken den Werkstoff an?
Maria Braune: Eigentlich nicht. Aber wer nachfragt, dem gebe ich gerne Auskunft darüber. Die Nachhaltigkeit ist mir wichtig, aber ich drücke das nicht allen sofort aufs Auge.
Warum machen Sie sich diese Mühe? Ginge nicht auch ein anderes Material, Silikon vielleicht?
Maria Braune: Es gibt schon genug chemische Kunststoffe auf der Welt, da brauche ich nicht auch noch einen zu entwickeln. Ich mache das aus Umweltgründen, denn ich denke, wir sollten auch im Kunstsektor mehr auf umweltfreundliche Materialien und energiesparende Arbeitsprozesse achten. Außerdem macht es Spaß, mit einem Werkstoff zu arbeiten, bei dem noch so viel zu entdecken ist.
Wie läuft die Herstellung der Werke aus Migma ab?
Maria Braune: Migma wird gemixt und erhitzt. Dann stelle ich kleine Modelle der letztlichen Skulpturen her, um zu sehen, wie die jeweilige Mischung in Sachen Beständigkeit oder Dichte funktioniert und wie sie sich mit anderen Materialien verhält – ob sie sich damit verbindet oder die Materialien abstößt. Migma mit Glas zu verbinden, ohne dass die Teile bei Trocknen zerbersten, ist zum Beispiel schwierig. Wie dem auch sei, ich könnte die Mischverhältnisse fast unendlich weitertreiben und es ergeben sich auch ständig neue Oberflächen-Strukturen, je nach Gussprozess. Wenn die Modelle fertig und stabil sind, gieße ich das Gemisch und beginne, es zu formen. Oder ich unterfüttere es mit vorgefertigten Formen, deren Umrisse das Migma annimmt und sich darum herumlegt. Dann trocknet es ungefähr zwei Wochen bis zwei Monate.
Von welchen gestalterischen Ideen lassen Sie sich beim Formen leiten?
Maria Braune: Meine Arbeiten entwickeln organische und weiche Formen. Sie sind naturbezogen und wenig geometrisch. Ich beschäftige mich mit Themen wie Wachstum und Zerfall, mit Bedürfnissen und zwischenmenschlichen Verhaltensweisen und wie meine Skulpturen mit dem Raum, in dem sie sich befinden, interagieren. Die Arbeiten bestehen oft aus mehreren Teilen, können also auseinandergenommen werden, um sich in den jeweiligen Raum zu schmiegen. Sie nehmen also in jeder Ausstellung eine andere Form an. Auch arbeite ich, wie gesagt, viele nicht-biologische Komponenten mit ein. Es findet also ebenfalls eine gewisse Symbiose von menschlichen oder natürlichen Elementen und eher industriellen Bestandteilen statt.
Während des Trocknens scheinen Sie aber auch viel dem Zufall zu überlassen.
Maria Braune: Ja, oft. Es macht Spaß, nicht zu wissen, was am Ende rauskommt. Die ständige Kontrollsucht des ganzen Lebens und von allem um uns herum kann sehr anstrengen. Ich glaube, es gibt mir sehr viel, nicht alles kontrollieren zu können. Das ist befreiend. Ich komme oft morgens in mein Atelier und bin überrascht, was über Nacht passiert ist, wie sich die jeweilige Skulptur verändert hat. Wenn ich mit den Veränderungen während der Trocknung unzufrieden sein sollte, kann ich einfach alles wieder einschmelzen und von vorne anfangen. Ich mag es mit meinen Werken und Ausstellungen etwas Spannung aufzubauen. Wenn ich den Menschen zu viel darüber erzähle, würde ich es als eine Art Beeinflussung empfinden. Sie sollen meine Arbeiten selbst wahrnehmen.
Sie fügen den Skulpturen viele Auslassungen und Löcher bei. Was spielt sich in diesen Freiräumen ab?
Maria Braune: Diese Löcher sind wiederum mit Absicht gegossen. Flächige Partien trocknen anders als löchrige. Die Löcher sind also ein Ausdruck durch Form und weniger durch Inhalt. Es entbehrt meistens eines inhaltlichen Sinns, dass ein Loch da ist, aber es ist ein Freiraum für Interpretation und Assoziation.
Am 7. Dezember eröffnen Sie Ihre Ausstellung „What’s left?“. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Maria Braune: Was übrig bleibt, ist eine Frage, die sich durch die Jahrhunderte zieht, genau wie Fragen der Sterblichkeit, Endlichkeit und Entwicklung. Dinge, die auch in der Barockzeit, mit der ich mich seit ich in Bamberg bin, stark auseinandersetze, eine Rolle spielten. Besonders die so genannten Vanitas-Gemälde finde ich faszinierend. In diesen Gemälden sind Attribute der Vergänglichkeit und Eitelkeit zu sehen, zum Beispiel Uhren, verwelkte Blumen oder Totenschädel.
Einen solchen zeigt auch das Ankündigungsplakat der Ausstellungen…
Maria Braune: Ja, der Schädel eines Rehs. Ich sammle sehr viel – das ist wahrscheinlich eine Künstlerkrankheit. Und vom Jäger meines Vertrauens habe ich vor ein paar Jahren mal eine Kiste Tierschädel bekommen. In einem Bamberger Antiquariat habe ich außerdem zwei alte Schlüssel aus dem 17. Jahrhundert gekauft und lauter kleine weitere Artefakte zusammengesammelt – also nicht nur unsichtbares Regnitzwasser und Concordia-Staub. Diese Dinge werden als reliefartige Stillleben in die Ausstellung eingehen.
„What’s left“ klingt auch ein wenig nach Bestandsaufnahme des eigenen Werks.
Maria Braune: So habe ich die Ausstellung tatsächlich nicht betrachtet, aber das ist natürlich eine Frage, die man sich in einem gewissen Alter zu stellen beginnt. Noch ein großer Teil des Lebens ist vor, aber ein Teil auch schon hinter mir. Was möchte ich im Leben, was sind meine Ziele und was soll einmal übrig bleiben? Vor allem Künstler stellen sich diese Frage oft, würde ich sagen. Nicht umsonst hat man einen Beruf gewählt, in dem man, zumindest meistens, etwas hinterlässt. Vielleicht gibt es auch einen unterbewussten Wunsch nach Unsterblichkeit der einen antreibt.
Was bleibt also letztlich übrig?
Maria Braune: Ich glaube, dass letztendlich nichts übrig bleibt, von niemandem, zumindest nicht auf ewig. Und ich fände es auch schade, wenn alles für immer bliebe. Im Flüchtigen liegt ja auch ein Reiz und es gäbe sonst keine Weiterentwicklung. Ich glaube, wenn alles bliebe, würde es irgendwann auch keinen Platz mehr für Neues geben. Verfall ist also, ob er meine Arbeit betrifft, oder alles Irdische, zwangsläufig notwendig. Um das zu demonstrieren wird es für „What‘s left“ übrigens auch eine Arbeit geben, die im Freien steht, damit sie sich dort zersetzen kann.
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Blaue Mauritius und Champagner
Villa Concordia-Stipendiat: Atelierbesuch bei Boban Andjelkovic
Boban Andjelkovic ist seit April Stipendiat der Villa Concordia. Der Münchner Maler hatte sich für seine Zeit in der Stadt vor allem Entschleunigung und Kontemplation vorgenommen. Wir haben ihn in seinem Atelier besucht und nachgefragt, wie das bisher klappt.
Im Ebracher Hof am Unteren Kaulberg unterhält die Villa Concordia ein ganzes Gebäude voller Wohnungen und Ateliers für ihre Stipendiatinnen und Stipendiaten. Derzeit und noch bis März 2024 wohnen und arbeiten dort Teile des aktuellen deutsch-ukrainischen Jahrgangs des Künstlerhauses.
Einer davon ist Boban Andjelkovic. Der 1975 im serbischen Prokuplje geborene Maler lebt in München, wo er von 1998 bis 2005 an der Akademie der Bildenden Künste studierte. 2014 erhielt er für seine Gemälde den Bayerischen Kunstförderpreis.
In seinem Bamberger Arbeitsraum im vierten Stock des Ebracher Hofs haben wir ihn besucht. Darin herrscht ein tolles Chaos: Farbtuben, Farbkleckse, Pinsel und Lappen, die eine oder andere Weinflasche, Papier und eine erstaunliche Menge an Wegwerfhandschuhen (als Schutz beim Malen) bestimmen das Bild des Bodens. Gemälde und Zeichnungen – in verschiedenen Stadien der Fertigstellung – stehen, lehnen oder hängen ringsum an den Wänden.
Im April trat Boban Andjelkovic in der Villa Concordia sein Stipendium an. Eine tolle Möglichkeit, sagte er damals, einmal an einem Ort länger zu arbeiten und zu entschleunigen. „Denn durch Langsamkeit können viele Gedanken entstehen.“ Dann serviert er erst einmal Krapfen und Kaffee.

Arbeiten ohne Nebengeräusche
Diese Langsamkeit, die Bamberg ihm bietet, scheint es Boban Andjelkovic richtig angetan zu haben. „Bamberg ist ein guter Kontrast zu München, weil ich hier weniger Ablenkung habe“, sagt er. „Hier kann ich mich sehr gut auf meine Arbeit konzentrieren und habe auch den Raum und die Zeit, meine Gedanken laufen zu lassen und richtig einzutauchen in meine Arbeit.“
Das eine oder andere moderne Museum vermisse er zwar hin und wieder in der Stadt oder ein bisschen mehr kulturellen Austausch außerhalb der Villa Concordia. Aber mehr Zeit bedeutet eben auch mehr Zeit im Atelier – und ein stressfreieres Leben. „Wir haben Stipendiaten, die sehr früh aufstehen, so um sechs Uhr. Ich gehöre nicht dazu. Ich stehe gegen neun oder halb zehn auf, frühstücke, öffne die Balkontür und schaue, was für den Tag anliegt. Dabei fange ich im Kopf auch schon an zu arbeiten. Das Tolle dabei: Man hat erstmal überhaupt keine Verpflichtungen. Das ist für einen Künstler nicht die schlechteste Ausgangsposition.“
Das monatliche Geld sorgt dafür, dass zusätzlich gewisse Sorgen wegfallen. Der professionelle Umgang, ein wirkliches Pro-Künstler-Sein, das er der Villa Concordia bescheinigt, tut sein Übriges. „Man hat Raum und Zeit, sich ganz seiner Arbeit zu widmen – ohne Nebengeräusche.“ Ewig könne er so nicht arbeiten, „aber im Moment tut mir das absolut gut. Und wenn ich Sehnsucht nach Austausch habe, kann ich mich mit den anderen Stipendiaten unterhalten oder einfach nach München pendeln.“
Blaue Mauritius und Champagner
Diese Langsamkeit, oder Uneingespanntheit, spricht zudem den inneren Boban Andjelkovic an. Denjenigen, der in Bamberg seinen Stil weiterentwickeln will. Seit einiger Zeit hat sich Andjelkovic mit seinen Ölgemälden und Zeichnungen der expressionistischen Stilrichtung des Kubismus verschrieben. Dieser kam etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf und zeichnet sich vor allem durch eine geometrisch oder würfelhaft (daher der Name) anmutende Abstraktion oder Aufspaltung von zum Beispiel architektonischen oder figürlichen Formen aus. Oft sehen kubistische Gemälde wie ineinander übergehende Einzelbilder aus.
Die Absicht dabei war, die Vorstellung zu verabschieden, Gemälde könnten Realität nachahmen, und zu zeigen, dass sie Realität höchstens darstellen können. Die Form, das Wie, trat also in den Vordergrund, der Inhalt, das Was, verlor an Wichtigkeit.
„Was mir am Kubismus sehr gefällt, und vor allem an kubistischen Gesichtern, ist, dass das Gehirn des Betrachters die abgebildeten Formen erst zu einem Gesicht zusammeninterpretieren muss“, sagt Boban Andjelkovic in seinem Atelier und zeigt auf ein aktuelles Gemälde namens „Blaue Mauritius und Champagner“. Darin sieht man menschliche Formen wie ein Auge oder einen Mund und eine Zunge (mit Briefmarke darauf), dazu eine Art blaues Hemd und etwas Mützenartiges, auf dem „Champagner“ steht. Diese Teile zu einem Gesicht samt Kopfbedeckung und Bekleidung zu verbinden, bedarf einiger Momente des Betrachtens – solch ein Gemälde herzustellen, macht für Andjelkovic unterdessen eine gewisse Improvisation nötig.
„Ich male nie mit einer Absicht, wie es am Ende aussehen soll. Ich fange an, reagiere auf das Gemalte und mache von da aus weiter. Oft weiß ich selbst nicht, wohin es geht mit einem Gemälde, was mein Kopf daraus macht, wie er es interpretiert.“ Ein bisschen wie ein Jazzmusiker komme er sich manchmal vor, auch wenn er kein Instrument spielt. „Es ist vorher ein kleiner Plan oder eine Grundstruktur da, aber ich verlasse sie, je weiter ich vorankomme. In diesem Interpretieren kann man vorher nie wissen, wie es letztlich aussieht oder abläuft. Es kann immer etwas Neues passieren.“
Dieses Vorgehen möchte er in Bamberg noch intensivieren. Noch mehr auf die Form will sich Andjelkovic konzentrieren, noch mehr darauf, analytisch Formen aufzuspalten, um von da aus weiterzumachen. „Ich habe viel Zeit zum Nachdenken und Ruhe zum Ausprobieren. Seit etwa einem Jahr hat sich meine Arbeit in diese Richtung entwickelt: kubistische Köpfe und Porträts. Seit ich in Bamberg bin, sind solche Motive aber häufiger geworden und mein Malen freier.“
Aber irgendeinen bestimmten Reiz und eine Absicht muss es doch gehabt haben, die Briefmarke, die Mütze und ein Gesicht zu malen. „Die Mauritius fand ich lustig, weil sie in meiner Kindheit als ein unglaubliches Luxusding galt, das aber total in Vergessenheit geraten ist. Kein Mensch sammelt mehr Briefmarken. Das wollte ich hervorbringen. Die Champagner-Mütze ist eine eigene und das blaue Hemd ein Blaumann. So einen trage ich immer beim Malen. Das Gemälde könnte also ein Selbstporträt sein.“
Die Frage allerdings nach der Aussage des Gemäldes stellt sich bei Andjelkovic nicht. Sie ginge an seinem Ansatz vorbei. „Ich glaube, wenn ich anfangen würde bewusst zu malen, dann kommt es nicht authentisch raus, dann ist es eine Story, die ich erzähle. Ich will mehr im Moment sein.“
Die Langsamkeit wieder – sie scheint zu funktionieren. „Ja“, sagt Andjelkovic, „man macht langsam oder hört vielleicht auch nur mehr auf seinen Körper und seine innere Taktung. Ich folge immer sehr meinen Impulsen und innerem Takt.“
Einmal Weltall und zurück
Ein weiteres Produkt dieser Herangehensweise ist das Gemälde „Porträt in Streifen“. Ein Absuchen der Bilddetails und Zusammenfügen des Gefundenen deuten darauf hin, dass es sich auch hierbei um ein Porträt handelt. Augen, ein Mund, ein Pferdeschwanz – in diesem Fall handelt es sich um das Porträt einer Frau, beziehungsweise eines seiner Ehefrau.
Als er das Gemälde zur weiteren Betrachtung an die Wand hängt und es so direkt neben „Blaue Mauritius und Champagner“ positioniert, fällt ein ein weiteres Detail auf. Beim Frauenporträt fehlt im Unterschied zum Briefmarkenwerk, das rechts oben unterschrieben ist, die Signatur des Künstlers. „Wenn man ein Bild malt“, sagt Boban Andjelkovic und tunkt den Rest seines Krapfen in den Kaffebecher, „und ein Detail zum Beispiel übermalt, um es an anderer Stelle auf der Leinwand neu einzubringen, verschiebt und ändert sich manchmal alles im Bild.“
Eine Arbeit müsse aber immer einen Moment haben, in dem die Balance zwischen all ihren Details stimmt. Und so ein Detail kann eben auch eine Signatur abgeben. Die Jazz-Analogie passt auch hier gut: Ein geänderter Ton – und die Tonart kann auf einmal eine andere sein. „Manchmal habe ich Probleme damit, meine Signatur zu platzieren. Ist ein Bild ausbalanciert, könnte sie alles zum Kippen bringen.“ Bei „Porträt in Streifen“ war es sogar so, dass sich Andjelkovic nicht anders zu helfen wusste, als seine Unterschrift auf die Rückseite der Leinwand zu setzen.
Auf jeden Fall sind im Laufe seines Stipendium-Aufenthalts in Bamberg bisher vier Gemälde und mehrere Papierarbeiten entstanden. Zu sehen sind sie zusammen mit älteren Arbeiten noch bis 26. November in der Villa Concordia in der Ausstellung „Einmal Weltall und zurück“. Ein Titel, der, wie könnte es anders sein, einen Bamberg-Bezug hat. „Wenn ich hier bin, bin ich irgendwie schwerelos, aber dann kommt die Erdanziehung wieder und es geht zurück.“
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Bildende Kunst, Literatur und Musik
Neue StipendiatInnen in der Villa Concordia aus Deutschland und der Ukraine
12 Künstlerinnen und Künstler – fünf aus Deutschland und sieben aus der Ukraine – erhalten ein Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern in der Villa Concordia. Sie vertreten dort die Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik.
Heute Vormittag hat Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) die Stipendiatinnen und Stipendiaten bekanntgegeben, die ein nun im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia arbeiten können.
„Hier zeigt die Kunst einmal mehr ihre völkerverbindende Kraft. Mit der Ukraine als Gastland des diesjährigen Stipendiaten-Jahrgangs setzen wir ein starkes Zeichen der Wertschätzung für ukrainische Künstlerinnen und Künstler und der Solidarität mit ihrer Heimat. Mit den Stipendien im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia ermöglichen wir kreative Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg und bringen zum Ausdruck, dass Europa in unseren Augen ein Ort der Toleranz und des Miteinanders ist, in dem Krieg keinen Platz haben darf“, zitiert eine Mitteilung des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst Blume.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten wohnen und arbeiten während ihres Aufenthalts in Bamberg im Künstlerhaus. Zudem erhalten sie monatlich 1.500 Euro. Auch werden sie ihre Arbeiten immer wieder in öffentlichen Veranstaltungen der Einrichtung präsentieren. Am 16. Mai um 19 Uhr begrüßt Nora-Eugenie Gomringer, Direktorin des Künstlerhauses, die neuen Stipendiaten im Garten der Villa der stellt sie der Öffentlichkeit vor.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten
2023 sind folgende deutsche und ukrainische Künstlerinnen und Künstler in das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia eingeladen:
Bildende Kunst: Boban Andjelkovic (D), Kateryna Badianova (UA), Maria Braune (D).
Literatur: Oleksandr Irwanez (UA), Tanja Maljartschuk (UA), Michael Pietrucha (D), Roksolana Sviato (UA), Vitaliy Chenskiy (UA).
Musik: Olena Ilnytska (UA), Anna Korsun (UA), Ulrich Kreppein (D), Ying Wang (D).
Seit der Errichtung des Internationalen Künstlerhauses im Oktober 1997 lädt es in den Sparten jedes Jahr Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und aus einem anderen Land als Stipendiatinnen und Stipendiaten des Freistaats ein. Das Arbeitsstipendium erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf oder elf Monaten, die Länge des Aufenthalts wählen die Künstlerinnen und Künstler selbst.
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Villa Concordia
Sonderstipendium für ukrainische Künstlerinnen und Künstler
12 vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtete ukrainische Künstlerinnen und Künstler erhalten ein Sonderstipendium des Freistaats Bayern. Für 1.500 Euro monatlich können sie in Bambergs Internationalem Künstlerhaus Villa Concordia nun fünf Monate lang ihrer Kunst nachgehen.
Der Freistaat Bayern betreibt in Bamberg das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia. Die Concordia dient der Förderung und Pflege der Künste und der Vertiefung von kulturellen Beziehungen Bayerns zu anderen Staaten. Jährlich erhalten zwölf Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und einem Gastland (in diesem Jahr Frankreich) die Möglichkeit, mit einem Stipendium in der Villa Concordia zu arbeiten. Zudem gewährt die Villa in diesem Jahr ein Sonderstipendium.
Denn im Angesicht der dramatischen Folgen des russischen Angriffskrieges lotete Concordia-Direktorin Nora-Eugenie Gomringer zusammen mit dem Freistaat Wege für eine schnelle Unterstützungsmöglichkeit ukrainischer Künstlerinnen und Künstler aus. Nun erhalten 12 Ukrainerinnen und Ukrainer ein Sonderstipendium. Für den Zeitraum von fünf Monaten können sie in der Villa Concordia arbeiten. Währenddessen erhalten sie monatlich 1.500 Euro zur Sicherung und Stärkung ihrer künstlerischen Existenz. Ob die Künstlerinnen und Künstler in den Wohnungen der Concordia einziehen werden, ist allerdings noch nicht klar. Alle halten sich derzeit in Deutschland auf und können das Sonderstipendium auch aus der Ferne wahrnehmen.
Die 12 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die Nora-Eugenie gemeinsam mit dem Künstlerhaus-Kuratorium ermittelt hat, sind: Die Dramatikerinnen Natalia Vorozhbyt und Anastasiia Kosodii, die Schauspielerin Maryna Klimova, die Graphic Novelistin Dana Kavelina, die Kulturmanagerin Julia Ovtcharenko, der Kulturmanager Bohan Diedushkin, die Übersetzerin Lyudmila Nor-Prochasko, die Autorinnen Kateryna Derysheva und Rita Surzhenko, die Bildende Künstlerin Lada Nakonechna sowie die Komponisten Valentin Silvestrov und Oleksii Nikolaiev.
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Villa Concordia
Stipendien für deutsche, französische und ukrainische Künstlerinnen und Künstler
13 Künstlerinnen und Künstler – sieben aus Deutschland und sechs aus Frankreich – erhalten ein Arbeitsstipendium im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia. Zusätzlich hat der Freistaat bereits Stipendien für 12 ukrainische Künstlerinnen und Künstler bewilligt.
Die neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten wohnen und arbeiten während ihres Aufenthalts in Bamberg in der Villa Concordia. Zudem erhalten die Künstlerinnen und Künstler monatlich 1.500 Euro. Sie präsentieren ihre Arbeiten in Veranstaltungen der Concordia und bereichern damit im Idealfall das kulturelle Leben Bambergs.
Am 4. Mai um 19 Uhr begrüßt Nora-Eugenie Gomringer, Direktorin des Künstlerhauses, die neuen Stipendiaten im Garten der Villa und stellt sie der Öffentlichkeit vor. Überwiegend unter freiem Himmel sollen im Lauf des Jahres verschiedene Veranstaltungen folgen.
Sonderstipendium für ukrainische Künstlerinnen und Künstler
Neben den regulären deutschen und französischen Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten 2022 zusätzlich 12 ukrainische Künstlerinnen und Künstler, die nach Deutschland geflüchtet sind, ein Sonderstipendium. Es umfasst für die Dauer von fünf Monaten eine monatliche Zahlung von 1.500 Euro. Die Namen der 12 Männer und Frauen gibt die Villa Concordia in Kürze bekannt.
„Der diesjährige Künstlerhausjahrgang ist ein besonderer“, sagte Kunstminister Markus Blume dazu, der Ende März die Stipendiatinnen und Stipendiaten bekanntgab. „Mit den zusätzlich 12 Sonderstipendien lindern wir schnell und unkompliziert finanzielle Nöte und zeigen unsere Solidarität und Wertschätzung.“
Seit seiner Errichtung im Oktober 1997 lädt das Künstlerhaus in den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik jedes Jahr Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und einem anderen Land ein. Das Arbeitsstipendium gilt für fünf oder elf Monate. Die Länge des Aufenthalts wählen die Künstlerinnen und Künstler selbst. Die ausländischen Stipendiaten der vergangenen Jahre kamen aus England, Norwegen, Polen, Schottland, Griechenland, Litauen, Slowenien und zuletzt aus Finnland.
2022 ziehen folgende deutsche und französische Künstlerinnen und Künstler in die Villa Concordia ein: In der Sparte Bildende Kunst kommen Garance Arcadias (F), Andreas Chwatal (D), Barbara Herold (D) und Melissa Mayer Galbraith (F). Im Bereich Literatur ziehen Barbara Fontaine (F), Nina Jäckle (D), Patricia Klobusiczky (D), Daniel Schreiber (D) und Géraldine Schwarz (F) ein. Und Carl Christian Bettendorf (D), Sasha J. Blondeau (F), Bastien David (F) und Andrea Neumann (D) sind die diesjährigen musikalischen Vertreterinnen und Vertreter.
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Soforthilfe für ukrainische Künstlerinnen und Künstler
Sonderstipendienprogramm in Villa Concordia
Bayerns Staatsminister für Kunst, Markus Blume, hat ein Sonderstipendienprogramm für geflüchtete ukrainische Künstlerinnen und Künstler angekündigt. 12 Stipendiatinnen und Stipendiaten können nun ihre künstlerische Existenz in der Villa Concordia fortsetzen.
„Der entsetzliche Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verursacht unbeschreibliches Leid. Er erschüttert die Menschen in Europa und Deutschland zutiefst“, sagt Kunstminister Markus Blume gestern in München. „Viele Menschen sind zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen – darunter auch viele Künstlerinnen und Künstler. Diesen muss nun schnell und unbürokratisch geholfen werden.“ Deswegen hat das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zusammen mit dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg ein Sonderstipendienprogramm gestartet und verdoppeln die bisher übliche Stipendienzahl.
12 nach Deutschland geflüchtete ukrainische Künstlerinnen und Künstler erhalten zusätzlich zu den bereits bewilligten Stipendien im Zeitraum von fünf Monaten eine monatliche Unterstützung von 1500 Euro. Das Stipendium sei den Realitäten des Notstandes der Geflüchteten angepasst und generell nicht an die Bedingung eines dauerhaften Aufenthalts in Bamberg geknüpft.
„Das Stipendium ist maximal flexibel angelegt. So lindern wir schnell und unkompliziert unmittelbare finanzielle Nöte. Wir setzen ein Zeichen der Solidarität und Wertschätzung für ukrainische Künstlerinnen und Künstler“, betonte Markus Blume.
Internationales Stipendienprogramm der Villa Concordia
Der Freistaat Bayern betreibt in Bamberg das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia. Das Künstlerhaus dient der Förderung und Pflege der Künste und der Vertiefung der kulturellen Beziehungen Bayerns zu anderen Staaten. Jährlich erhalten 12 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und einem Gastland ein Stipendium in der Villa Concordia.
Aufgrund der dramatischen Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat das Staatministerium nun gemeinsam mit Nora-Eugenie Gomringer, der Direktorin des Künstlerhauses, Wege für eine schnelle Unterstützungsmöglichkeit ukrainischer Künstlerinnen und Künstler ausgelotet.
Neben den derzeit ausgewählten deutschen und französischen Stipendiatinnen und Stipendiaten ermöglicht das Sonderprogramm zusätzlich 12 ukrainischen Künstlerinnen und Künstler, die nach Deutschland geflüchtet sind, ein Stipendium zur Sicherung der künstlerischen Existenz und zur Stärkung und Anerkennung der künstlerischen Arbeit ermöglicht.
Diese 12 erhalten im Zeitraum von fünf Monaten eine monatliche Zahlung von 1500 Euro. In akuten Notsituationen ist zudem eine zeitweise Unterbringung im Künstlerhaus möglich. Generell erfordert das Stipendium jedoch keinen dauerhaften Verbleib in Bamberg. Neben der finanziellen Zuwendung ist eine Einbindung in die künstlerische Arbeit des Künstlerhauses geplant. Dies soll in Form eines digitalen sowie analogen Forums für alle Stipendiatinnen und Stipendiaten ablaufen.