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Politik

Otto­pro­zes­si­on im Zei­chen der Bundestagswahl

Erz­bi­schof Schick for­dert Wer­te-Fun­da­ment für die Politik

Zwei Tage vor der Bun­des­tags­wahl hat Erz­bi­schof Lud­wig Schick für die Poli­tik ein gemein­sa­mes Fun­da­ment an Wer­ten und Tugen­den gefor­dert. Bei allen nöti­gen und ange­kün­dig­ten Ver­än­de­run­gen müs­se auch die Fra­ge gestellt wer­den: „Was muss blei­ben und was soll Bestand haben, damit der anste­hen­de Wan­del gelingt und nicht ins Cha­os führt?“, sag­te Schick am Frei­tag­abend bei der Otto­pro­zes­si­on in Bamberg.

„Seit Jah­ren erle­ben wir in der Poli­tik auch Sprung­haf­tig­keit, Unüber­legt­heit und Ver­un­si­che­rung der Bevöl­ke­rung“, so der Erz­bi­schof. Im ver­gan­ge­nen Bun­des­tags­wahl­kampf sei­en Wer­te und ein Wer­te­ka­non kaum vor­ge­kom­men. „Wir lösen aber die kon­kre­ten Pro­ble­me nicht ohne ein gemein­sa­mes Fun­da­ment an Wer­ten und Tugen­den. Die Fra­ge: ‚Was muss blei­ben?‘ soll­te auch in der Poli­tik öfter dis­ku­tiert werden.“

Zum not­wen­di­gen Wer­te­ka­non gehör­ten Ver­söh­nungs­be­reit­schaft und Frie­den, Gewalt­lo­sig­keit und Tole­ranz. Die Gewalt­tat von Idar-Ober­stein habe gezeigt, was gesche­he, wenn Recht­ha­be­rei, Wut und Zorn das Gespräch in Geduld und gegen­sei­ti­ger Akzep­tanz im christ­li­chen Geist ver­dräng­ten. „Jesus Chris­tus muss blei­ben und sein Evan­ge­li­um der Ver­söh­nung und des Frie­dens, des Respekts und der Wert­schät­zung, der Gerech­tig­keit und der Barm­her­zig­keit sowie der Ein­heit, die Viel­falt zulässt.“

Der hei­li­ge Otto, einer der drei Bam­ber­ger Bis­tums­pa­tro­ne, hat sich als Bischof von Bam­berg und Mis­sio­nar der Pom­mern für Ver­söh­nung, Frie­de und Ein­heit in Kir­che und Welt ein­ge­setzt. Die Otto­pro­zes­si­on vom Otto­platz zur Jakobs­kir­che soll jedes Jahr ein Zei­chen sein gegen Gewalt, Krieg und Ter­ror und für Ver­söh­nung und Frieden.

Stu­die der Uni­ver­si­tät Bamberg

Deutsch­land auf dem Weg in eine Poli­tik der Lügen?

Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker hören immer wie­der die Unter­stel­lung, dass sie lügen – auch aktu­ell im Bun­des­tags­wahl­kampf. Erst­mals hat eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Bam­berg unter­sucht, wie ver­brei­tet post­fak­ti­sche Annah­men in der deut­schen Poli­tik und im Jour­na­lis­mus sind.
„In einer post­fak­ti­schen Poli­tik wer­den Fak­ten und ein Wahr­heits­be­zug zuneh­mend unwich­ti­ger“, erläu­tert Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Prof. Dr. Olaf Hoff­jann von der Uni­ver­si­tät Bamberg.

„Dies ist in Deutsch­land empi­risch bis­lang kaum erforscht. Auch welt­weit lie­gen hier­zu nur weni­ge empi­ri­sche Befun­de vor.“
Des­halb haben er und Lucas See­ber vom Insti­tut für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft eine Umfra­ge durch­ge­führt. Ein zen­tra­les Ergeb­nis der bis­lang unver­öf­fent­lich­ten Stu­die ist, dass sich rund die Hälf­te der Befrag­ten als Teil einer post­fak­ti­schen Demo­kra­tie sieht. Zugleich erwar­ten mehr als 90 Pro­zent eine Poli­tik, die ernst­haft, auf­rich­tig und mit Wahr­heits­an­spruch auftritt.

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Olaf Hoff­jann lei­tet die Stu­die zu post­fak­ti­schen Annah­men. Foto: Uni­ver­si­tät Bamberg 

Bewuss­te Täu­schung gilt als kritikwürdig

Die bei­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler haben von Okto­ber 2020 bis Janu­ar 2021 ins­ge­samt 758 Per­so­nen aus drei Grup­pen online befragt: Bun­des­tags- und Land­tags­ab­ge­ord­ne­te, Pres­se­spre­che­rin­nen und ‑spre­cher sowie Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten. Die Aus­wer­tung der Umfra­ge hat ins­be­son­de­re zu fol­gen­den Ergeb­nis­sen geführt:

Die Befrag­ten unter­stel­len Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern sel­ten Lügen (15 Pro­zent). Über­ra­schend: Poli­ti­ker unter­stel­len ande­ren Poli­ti­kern häu­fi­ger (21,8 Pro­zent) Lügen, als dies deren Pres­se­spre­cher (5,1 Pro­zent) und sogar Jour­na­lis­ten tun (14,3 Pro­zent). Nur 1,2 Pro­zent den­ken, dass Lügen in der Poli­tik legi­tim sind. Dage­gen hal­ten rund 32 Pro­zent soge­nann­ten „Bull­shit“ – das Ergän­zen von unge­prüf­ten Aus­sa­gen, die wahr sein könn­ten, um die The­se einer Aus­sa­ge zu unter­stüt­zen – für weit ver­brei­tet. Rund 5 Pro­zent der Befrag­ten hal­ten „Bull­shit“ für legi­tim. Die Über­trei­bung in der Poli­tik wird als weit ver­brei­tet (rund 78 Pro­zent) und gleich­zei­tig von rund einem Drit­tel (33,8 Pro­zent) als eher legi­tim beschrie­ben. Olaf Hoff­jann inter­pre­tiert: „Die bewuss­te Täu­schung gilt offen­bar als kri­tik­wür­di­ger als ein gleich­gül­ti­ges Ver­hält­nis gegen­über der Wahrheit.“

50,8 Pro­zent der Befrag­ten sehen sich als Teil einer post­fak­ti­schen Demo­kra­tie. Das heißt, sie unter­stel­len Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern, dass ihnen der Wahr­heits­ge­halt ihrer Aus­sa­gen eher unwich­tig sei. Von den drei befrag­ten Grup­pen glau­ben vor allem Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker nicht an eine fak­ti­sche Poli­tik (rund 55 Pro­zent). „Poin­tiert for­mu­liert: Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten glau­ben eher an den Wahr­heits­ge­halt der Aus­sa­gen von Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern als die­se selbst“, sagt Lucas Seeber.

Mehr als neun von zehn Befrag­ten ver­ur­tei­len Lügen und „Bull­shit“ (rund 94 Pro­zent). Akteu­re, die Emo­tio­na­li­sie­rung sowie Lügen und Bull­shit als eher nicht legi­tim bezeich­nen, wer­den in der Stu­die als „fak­ti­sche Akteu­rin­nen und Akteu­re“ bezeichnet.

Fast alle Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der AfD glau­ben an eine post­fak­ti­sche Poli­tik (88,9 Pro­zent) – mit Abstand der höchs­te Anteil unter den Befrag­ten. Zugleich hal­ten auch 90 Pro­zent der AfD-Befrag­ten Lügen, „Bull­shit“ und Emo­tio­na­li­sie­rung für eher nicht legitim.


Wahr­heits­kri­se in der Poli­tik wird verurteilt

„Die Ergeb­nis­se zei­gen ins­ge­samt, dass eine knap­pe Mehr­heit von Abge­ord­ne­ten und Jour­na­lis­tin­nen oder Jour­na­lis­ten eine Wahr­heits­kri­se in der Poli­tik wahr­nimmt“, inter­pre­tiert Olaf Hoff­jann. „Aber eine sehr deut­li­che Mehr­heit ver­ur­teilt dies. Mit ande­ren Wor­ten: Fast alle Befrag­ten, die sich als Bür­ge­rin­nen und Bür­ger einer post­fak­ti­schen Poli­tik sehen, sind dar­über nicht glück­lich.“ Wie aber reagie­ren Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker, die der Kon­kur­renz unter­stel­len, sie wür­de unrecht­mä­ßi­ge Metho­den ein­set­zen? „Unter­su­chun­gen in ande­ren Betrugs­fel­dern argu­men­tie­ren spiel­theo­re­tisch, dass dies dazu füh­ren kön­ne, dass auch ande­re zu sol­chen Metho­den grei­fen, um ‚Waf­fen­gleich­heit‘ her­zu­stel­len“, erklärt Olaf Hoff­jann. „Und den­noch: Das über­wäl­ti­gen­de Aus­maß, mit dem Prak­ti­ken wie Lüge und ‚Bull­shit‘ abge­lehnt wer­den, stimmt mich optimistisch.“


Befragt wur­den ins­ge­samt 758 Abge­ord­ne­te des Bun­des­ta­ges und aller Land­ta­ge, Mit­glie­der der Bun­des­pres­se­kon­fe­renz und aller Lan­des­pres­se­kon­fe­ren­zen sowie Pres­se­spre­che­rin­nen und ‑spre­cher von Par­tei­en, Frak­tio­nen und Minis­te­ri­en auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne. Die Umfra­ge­da­ten nähern sich an die rea­len Ver­hält­nis­se an, kön­nen streng genom­men jedoch nicht als reprä­sen­ta­tiv gelten.

Buch­erschei­nung

Flo­ri­an Herrn­le­ben: “Over­n­ör­ge­lism”

Seit fast zehn Jah­ren steht Flo­ri­an Herrn­le­ben auf Kaba­rett­büh­nen. In sei­nem nun erschie­ne­nen Buch “Over­n­ör­ge­lism!” fasst er sämt­li­che Büh­nen­tex­te aus die­ser Zeit zusam­men. Die Tex­te bie­ten einen sati­ri­schen Rück­blick auf zehn Jah­re poli­ti­scher Ver­feh­lun­gen in Bam­berg. Herrn­le­bens Lieb­lings­geg­ner in all den Jah­ren: Andre­as Star­ke. Vor Kur­zem tra­fen sich Autor und Ober­bür­ger­meis­ter sogar zum klä­ren­den Gespräch. Wir haben uns mit Flo­ri­an Herrn­le­ben zum Inter­view verabredet.

Als letz­tes Jahr im Bam­ber­ger Rat­haus die Miss­stän­de rund um Zah­lun­gen womög­lich nicht geleis­te­ter Über­stun­den bekannt wur­den, erreich­te Kolum­nist, Kaba­ret­tist und Kas­perl-Pup­pen­spie­ler Flo­ri­an Herrn­le­ben mit sei­ner Face­book-Kolum­ne “Herrn­le­bens Über­stun­de” neue Aus­ma­ße der Bekannt­heit. Die “Über­stun­den” ent­wi­ckel­ten sich zu einer der fun­dier­tes­ten und belieb­tes­ten Infor­ma­ti­ons­quel­len zum The­ma. Die Freu­de im Rat­haus dar­über hielt sich zwar in Gren­zen – der gro­ße Zuspruch der Leser*innen hin­ge­gen ermu­tig­te Herrn­le­ben, ehe der Rat­haus-Über­stun­den-Fall gericht­lich end­gül­tig geklärt wird, mit “Over­n­ör­ge­lism!” einen Rück­blick auf ver­gan­ge­ne poli­ti­sche Skan­da­le zu werfen.


Flo­ri­an, war­um hast du dich ent­schie­den, dei­ne kaba­ret­tis­ti­schen und kolum­nis­ti­schen Tex­te in Buch­form zusam­men­ge­fasst zu veröffentlichen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Weil es sehr viel posi­ti­ves Feed­back auf mei­ne Face­book-Kolum­ne “Herrn­le­bens Über­stun­de” gab. Den Leu­ten gefällt der Schreib­stil und die Inhal­te. Da die “Überstunden”-Problematik aber noch nicht abge­schlos­sen ist, dach­te ich mir, eine Ver­öf­fent­li­chung mit all mei­nen alten Inhal­ten zu machen. Ein Vor­teil davon ist auch, dass Büh­nen­tex­te, die einen gro­ßen Teil des Buchs aus­ma­chen und in die man viel Arbeit gesteckt hat, nach­dem man sie gespielt hat, eigent­lich in der Schub­la­de ver­schwin­den. Das ist scha­de. Die Buch­form bie­tet auch ein biss­chen die Mög­lich­keit, sol­che Tex­te zu verewigen.


Bie­tet das Buch neue Erkennt­nis­se zu den Über­stun­den-Vor­gän­gen im Rathaus?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Nein, aber am Ende des Buches gibt es einen Cliff­han­ger, also sozu­sa­gen ein offe­nes Ende, das nach einer Fort­set­zung von “Over­n­ör­ge­lism!” schreit – dann mit sämt­li­chen “Über­stun­den”. Wie auch immer sie sich bis dahin entwickeln.


Mit wel­chen Gefüh­len hast du dei­ne alten Tex­te durch­ge­se­hen? Mit Weh­mut oder nostalgisch?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ein biss­chen was von allem. Beim Lesen ist mir auf­ge­fal­len, dass ich vie­le Num­mern und Tex­te schon gar nicht mehr im Kopf hat­te und nicht mehr beson­ders tief drin in den Details war. Es geht ja um einen Zeit­raum von fast zehn Jah­ren. Auch mei­ne Gedan­ken­gän­ge in älte­ren Tex­ten konn­te ich teil­wei­se nicht mehr ganz nach­voll­zie­hen. Ande­rer­seits habe ich auch eine gewis­se Ent­wick­lung in den Tex­ten fest­ge­stellt. Eini­ge Din­ge wür­de ich heu­te so weder qua­li­ta­tiv, noch sti­lis­tisch schrei­ben. Die­se Tex­te für das Buch noch­mal kom­plett zu über­ar­bei­ten und sie zu aktua­li­sie­ren, woll­te ich aber auch nicht – das fän­de ich nicht authentisch.


Ist das Buch auch für Leu­te geeig­net, die sich mit Bam­ber­ger Poli­tik nicht auskennen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ich ver­su­che, eine Grat­wan­de­rung zu machen. Auf der einen Sei­te will ich nicht erklä­ren müs­sen, dass Bam­berg einen Dom hat. Auf der ande­ren Sei­te will ich den Leu­ten mög­lichst breit­ge­fä­cher­te Aspek­te der jewei­li­gen Geschich­ten auf­zei­gen. Ein grund­sätz­li­ches Inter­es­se an Bam­ber­ger Poli­tik scha­det aber nicht.


Die Miss­stän­de, die du seit Jah­ren in der Bam­ber­ger Poli­tik kri­ti­sierst und öffent­lich machst, haben sich kaum ver­bes­sert, Ver­feh­lun­gen wur­den kaum geahn­det. Siehst du die Miss­stän­de eher als Fund­gru­be, die dein sati­ri­sches Arbei­ten auf Jah­re hin­aus sichern könn­ten, oder stellt sich Resi­gna­ti­on ein?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Nein, es wäre schlimm, wenn ein Kaba­ret­tist resi­gnie­ren wür­de. Ich den­ke auch nicht, dass Bam­berg in Sachen Ver­rucht­heit wie so eine Art Got­ham City beson­ders her­aus­sticht und es einen Ret­ter braucht. Ich den­ke, dass man in jeder Stadt, egal ob grö­ßer oder klei­ner als Bam­berg, Poten­zi­al für ein Kaba­rett­pro­gramm fin­den könn­te. Aber mei­ne Hood ist Bam­berg, hier ken­ne ich mich aus und bin in den The­men drin. Die Gesell­schaft ist nicht per­fekt und in der Poli­tik pas­sie­ren Feh­ler und es gibt Miss­stän­de. Da braucht es Pres­se und Kaba­rett, die sich die Din­ge anschauen.


An kei­ner Per­so­na­lie arbei­test du dich im Buch so sehr ab, wie an Andre­as Star­ke. Wie weit wären “Over­n­ör­ge­lism!” und der Kaba­ret­tist und Kolum­nist Flo­ri­an Herrn­le­ben ohne den Ober­bür­ger­meis­ter möglich?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Die Fra­ge habe ich mir auch schon gestellt. Die Auf­ga­be des Kaba­ret­tis­ten ist es grund­sätz­lich, sich an der Obrig­keit zu rei­ben, egal, wer da oben hockt. Aber, was wäre mit mir gesche­hen, wenn Andre­as Star­ke nicht immer wie­der­ge­wählt wor­den wäre? Wir ken­nen uns, man hat sich ken­nen­ge­lernt – es gab vor Kur­zem auch ein Tref­fen wegen der “Über­stun­den”. Und auch die übri­gen der­zei­ti­gen Prot­ago­nis­ten machen es mir leicht, mich ihrer kaba­ret­tis­tisch anzu­neh­men. Sie for­dern es teil­wei­se gera­de­zu her­aus. Mit einem neu­en Ober­bür­ger­meis­ter wei­ter­zu­ma­chen, wäre für mich här­ter gewe­sen als mit dem alten. Man hät­te sich erst­mal abtas­ten müs­sen, was für mich heißt, mei­ne Rol­le als Kaba­ret­tist erst­mal neu defi­nie­ren zu müssen.


Wie ver­lief das Gespräch mit Andre­as Star­ke über die “Über­stun­den”?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Es ging ihm dar­um und es wur­de ihm in sei­nem Umfeld auch dazu gera­ten, mir, als einer der am fun­dier­test infor­mier­ten Per­so­nen bezüg­lich der Über­stun­den­zah­lun­gen, sei­ne Sicht der Din­ge dar­zu­stel­len. Wich­tig zu erwäh­nen ist aber, dass wir mit­ein­an­der ja gut aus­kom­men. Wir haben uns über eine Stun­de unter­hal­ten und was ich hin­ter­her aus sei­nem Dunst­kreis gehört habe, hat mei­ne Mei­nung über das Gespräch bestä­tigt, näm­lich, dass es ein sehr ange­neh­mes war. Das Ergeb­nis des Gesprächs war aber nicht über­ra­schend. Wir haben unse­re Argu­men­te aus­ge­tauscht, neh­men aber zwei Posi­tio­nen ein, die sich gegen­über­ste­hen und so blieb es auch.


Hat er dein Buch gelesen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Das wür­de mich wun­dern. Ich glau­be nicht. Was sein Umfeld von mei­nem Buch hält, weiß ich – das ist nicht immer das Bes­te. Aber wenn die Rat­haus­spit­ze mich fei­ern wür­de, hät­te ich mei­nen Job nicht rich­tig gemacht.


In einer der Aus­ga­ben von “Herrn­le­bens Über­stun­de” schreibst du, dass du im Vor­feld der Ver­öf­fent­li­chung des Buches eini­ge For­mu­lie­run­gen juris­tisch abge­klärt hast. Ging es dabei wie­der um Micha­el Sto­schek und sein von dir als “Nazi­mu­schel” bezeich­ne­tes Amphibienfahrzeug?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Ja, auch. Die­se For­mu­lie­rung ist nach wie vor eine der kri­tischs­ten. Aber “juris­tisch abge­klärt” ist immer ein so gro­ßes Wort. Ich den­ke über vie­le For­mu­lie­run­gen län­ger nach und ver­su­che, mei­ne Tex­te so zu schrei­ben, dass sie mög­lichst nicht angreif­bar sind. Dar­auf habe ich auch bei der Zusam­men­stel­lung des Buches geach­tet. Ich möch­te vor allem nicht, dass etwas Fal­sches drin­steht. Wäre die Nazi­mu­schel ein ande­res, nicht ehe­mals für die Wehr­macht gebau­tes Amphi­bi­en­fahr­zeug gewe­sen, hät­te ich sie nicht so genannt.


Wel­che Hoff­nun­gen hast du bezüg­lich der Verkaufszahlen?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Kei­ne. Das ist mir auch egal. Anhand der Vor­be­stel­lun­gen konn­te ich ein­schät­zen, wie groß die ers­te Auf­la­ge sein soll­te. Trotz kom­for­ta­bler Mehr­be­stel­lung ist die­se nun auch schon fast voll­stän­dig ver­grif­fen, was wohl an der Bekannt­heit und Auf­merk­sam­keit der “Über­stun­den” lie­gen könn­te. Das ist gut, aber auch wenn das Buch eine zwei­te Auf­la­ge bekom­men soll­te – am Ende habe ich es mehr aus Spaß veröffentlicht.


Hast du jemals mit dem Gedan­ken gespielt, einen Roman zu schrei­ben? Viel­leicht einen Bambergkrimi?

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Bam­berg­kri­mi – gibt es sowas bereits? Ich kann mir schon vor­stel­len, etwas Bel­le­tris­ti­sches zu schrei­ben, wenn auch viel­leicht kei­nen Kri­mi. Ich schüt­te­le mei­ne Tex­te aber nicht aus dem Ärmel, son­dern fei­le immer, bis jedes Wort passt. Bei einem Roman wäre mein Hor­ror, dass ich nie fer­tig wer­de. Ande­rer­seits – ich hät­te schon Bock drauf.

‚Poli­tik zum Anfas­sen – Digital‘

Schü­le­rin­nen und Schü­ler dis­ku­tie­ren mit MdB Andre­as Schwarz

Lock-Down, stän­dig wech­seln­de Hygie­ne­vor­ga­ben, Umstel­lung auf Online-Unter­richt, selbst-orga­ni­sier­tes Ler­nen in den eige­nen vier Wän­den und das teil­wei­se mit feh­len­dem Equip­ment. Jun­ge Men­schen haben es gera­de nicht leicht. Im Auf­takt zur Ver­an­stal­tungs­rei­he ‚Poli­tik zum Anfas­sen – Digi­tal‘ von iSo e.V. und Land­rats­amt Bam­berg dis­ku­tier­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler des Franz-Lud­wig-Gym­na­si­ums mit MdB Andre­as Schwarz von der SPD über ihre Sor­gen und Ängs­te in Zei­ten der Pandemie.

Auch feh­len­de sozia­le Kon­tak­te und eine wach­sen­de Sor­ge um die Zukunft sind Her­aus­for­de­run­gen, mit denen sich Her­an­wach­sen­de zu befas­sen haben. Unge­wiss­hei­ten und Ängs­te brin­gen jun­ge Men­schen immer mehr an ihre Belas­tungs­gren­zen.
Umso wich­ti­ger ist es, dass sie von Poli­tik und Gesell­schaft gehört werden.

Aus die­sem Grund ver­an­stal­te­te die Part­ner­schaft für Demo­kra­tie im Land­kreis Bam­berg – getra­gen von iSo e.V. zusam­men mit dem Bil­dungs­bü­ro des Land­rats­amts Bam­berg – am ver­gan­ge­nen Mitt­woch eine digi­ta­le Dis­kus­si­ons­run­de mit 15 Schü­le­rin­nen und Schü­lern des Franz-Lud­wig-Gym­na­si­ums Bam­berg und dem Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Andre­as Schwarz.


„In die­ser schwie­ri­gen Zeit das Abitur zu schaf­fen, ist aller Ehren wert.”

Die Ver­an­stal­tungs­rei­he ‚Poli­tik zum Anfas­sen‘ ver­folgt dabei einen grund­le­gen­den Gedan­ken: Um gute poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen für jun­ge Men­schen tref­fen zu kön­nen, soll­te weni­ger über sie, son­dern ver­stärkt mit ihnen gere­det wer­den. „Mit ‚Poli­tik zum Anfas­sen – Digi­tal‘ möch­ten wir es jun­gen Men­schen auch in Zei­ten von Schul­schlie­ßun­gen und digi­ta­lem Unter­richt ermög­li­chen, mit regio­nal als auch über­re­gio­nal agie­ren­den Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern in Aus­tausch zu tre­ten. Wir pla­nen bereits wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen und freu­en uns über Anfra­gen von Jugend­grup­pen oder Schul­klas­sen, die Lust haben, sich zu betei­li­gen“, so Lisa-Maria Graf von der Koor­di­nie­rungs- und Fach­stel­le im Land­kreis Bam­berg /​iSo e.V..

Beim ers­ten digi­ta­len Gespräch am ver­gan­ge­nen Mitt­woch berich­te­ten Schü­le­rIn­nen von den täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen im Home-Schoo­ling sowie den gene­rel­len Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie zum Bei­spiel auf ihr Sozi­al­le­ben. Sor­gen bezüg­lich The­men, wie ‚Coro­na-Abitur‘ und zukünf­ti­ge Chan­cen auf dem Arbeits­markt, wur­den unter ande­rem sehr deutlich.

Andre­as Schwarz nahm die Aus­sa­gen der jun­gen Men­schen sehr ernst und sprach ihnen Mut zu. „Sie haben allen Grund, bei einer anschlie­ßen­den Bewer­bung mit Selbst­be­wusst­sein auf­zu­tre­ten. In die­ser schwie­ri­gen Zeit das Abitur zu schaf­fen, ist aller Ehren wert”, so Schwarz. 
Die­se offe­ne Hal­tung kam bei den Mit­dis­ku­tie­ren­den gut an. „Es hat mir sehr gut gefal­len, wie Andre­as Schwarz auf unse­re Sor­gen und Ängs­te ein­ge­gan­gen ist und uns Mut gemacht hat – beson­ders was das zukünf­ti­ge Anse­hen unse­res Abschlus­ses anbe­langt“, berich­tet Mile­na Behr.

Auch kri­ti­sche Fra­gen bezüg­lich der teil­wei­se lang­sa­men Umset­zung von Beschlüs­sen wur­den ver­ständ­nis­voll beant­wor­tet. Dis­kus­si­ons­teil­neh­me­rin Valen­ti­na Dietz zeig­te sich zufrie­den mit den Dia­lo­gen und auf­schluss­rei­chen Ant­wor­ten des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten. „Herr Schwarz konn­te uns beant­wor­ten wo die aktu­el­len Pro­ble­me lie­gen und wes­halb es oft zu Ver­zö­ge­run­gen kommt.“
Ein wich­ti­ger Aus­tausch, um gegen­sei­ti­ges Ver­ständ­nis zu erzeu­gen, poli­ti­sche Pro­zes­se nach­voll­zieh­bar zu machen und demo­kra­ti­sches Enga­ge­ment zu fördern.


Infor­ma­tio­nen zum Projekt

Die Rei­he „Poli­tik zum Anfas­sen” möch­te Jugend­li­che mit Ver­tre­te­rIn­nen und Ent­schei­dungs­trä­ge­rIn­nen aus der Poli­tik zusam­men­brin­gen, um den demo­kra­ti­schen Aus­tausch und die kon­struk­ti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit­ein­an­der zu för­dern. Ziel ist es die Jugend­li­chen als Teil­ha­be­rIn­nen des poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Dis­kur­ses zu posi­tio­nie­ren und ihren Anlie­gen Gehör zu ver­schaf­fen. Indem sie für ihre The­men und Vor­schlä­ge ein­tre­ten, soll eine ernst­haf­te Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sen sowie eine gesun­de Dis­kus­si­ons­kul­tur geprägt werden.

Durch das Auf­ein­an­der­tref­fen mit poli­ti­schen Ver­tre­te­rIn­nen soll den Jugend­li­chen außer­dem nahe­ge­bracht wer­den, dass sie als Gesprächs­part­ne­rIn­nen und The­men­ge­be­rIn­nen für die Poli­tik ernst­ge­nom­men wer­den und Wert­schät­zung erfahren.

Inter­es­sier­te dür­fen sich ger­ne an die Koor­di­nie­rungs- und Fach­stel­le im Land­kreis Bam­berg wen­den: lisa-maria.graf@iso-ev.de