Mit einem Requiem im Bamberger Dom ist der jahrzehntelange Einsatz des verstorbenen Priesters Anton Otte für die deutsch-tschechische Aussöhnung gewürdigt worden. Die
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Päpstliche Auszeichnung für langjährigen Domkapellmeister
Werner Pees hinterlässt einen guten Geist in der Bamberger Dommusik
Erzbischof Ludwig Schick hat den langjährigen Domkapellmeister Werner Pees in den Ruhestand verabschiedet und ihm die Päpstliche Auszeichnung „Pro Ecclesia et Pontifice“ verliehen.
„Werner Pees wurde durch seine Integrität und Gradlinigkeit zum Vorbild für Generationen von Sängerinnen und Sängern, er machte die Kirchenmusik zu einem Aushängeschild der Erzdiözese und der ganzen Kirche“, so Erzbischof Schick. Als Chorleiter habe er insbesondere die jungen Sängerinnen und Sänger nicht nur musikalisch ausgebildet, sondern auch an den Glauben herangeführt. Seine Arbeit sei daher auch religiöse Erziehung und Evangelisation gewesen.
Für die Mitarbeitervertretung würdigte Valentin Weller den scheidenden Domkapellmeister in einer Feierstunde im Bischofshaus als „sympathischen Mann ohne Starallüren, auch wenn er sie sicher verdient hätte.“ Er habe für seine Sache gebrannt, die Musik im Dienst der Liturgie.
Pees selbst blickte in einer Dankesrede auf eine wechselhafte Zeit zurück, in der er viele Neuerungen wie die Zulassung von Mädchen für den Chorgesang im Dom oder den gemischten Domchor mit Männern und Frauen zunächst gegen Widerstände durchsetzen musste. Über 1000 Gottesdienste habe er musikalisch gestalten dürfen. Und wenn ihm etwas gelungen sei, dann die Bildung einer wunderbaren Gemeinschaft innerhalb der Chöre. „Es herrscht ein guter Geist“, sagte Pees, der seine Ehrung auch als Anerkennung der Chöre und der Musik bezeichnete. Seinen Ruhestand werde er nutzen zum Wandern, Brot backen und Italienisch lernen, sagte Pees.
Pees wurde am 2. Mai 1956 geboren, studierte Kirchenmusik in Aachen und war von 1982 bis 1988 Organist und Chorleiter am Dom zu Wetzlar. 1988 wurde er Leiter des Amtes für Kirchenmusik in Bamberg. Von 1995 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand vor wenigen Wochen war Pees Domkapellmeister. Er leitete den 70 Mitglieder umfassenden, 1192 vom heiligen Bischof Otto gegründeten Domchor, die Domkantorei mit rund 65 jungen Sängerinnen und Sängern, die Mädchenkantorei mit rund 100 Sängerinnen von 6 bis 20 Jahren sowie die Schola Bamberg. Mit den Chören des Bamberger Doms unternahm er zahlreiche Konzertreisen ins In- und Ausland und erhielt mehrere Preise. Bei den regelmäßigen Kirchenmusiktagen in Bamberg vereinte er die Chöre des Erzbistums zu einem über 1000-köpfigen Gesamtchor und organisierte Chorpilgerfahrten nach Rom und in die Toskana.
Die Auszeichnung Pro Ecclesia et Pontifice wird für besondere Verdienste um die Anliegen der Kirche und des Papstes verliehen. Das Ehrenzeichen wurde 1888 von Papst Leo XIII. gestiftet.
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Expertendiskussion
Bleibt die Synagoga im Dom?
Die umstrittene Figurengruppe Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom ist Thema eines öffentlichen Expertenforums am kommenden Mittwoch, dem 7. Juli, um 19 Uhr in Bamberg. An dem Gespräch nehmen unter anderen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil.
Die Diskussion unter dem Titel „Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom: Ein schwieriges Erbe?“ in der Aula der Universität Bamberg mit beschränkter Teilnehmerzahl kann online verfolgt werden.
Die Bamberger „Synagoga“ gilt aufgrund ihrer Anmut und bildhauerischen Perfektion als eine der schönsten mittelalterlichen Kathedralfiguren. Der Vorschlag ihrer Entfernung aus dem Bamberger Dom rief vor einem Jahr vor allem Entrüstung, aber auch Zustimmung hervor. Im Erzbistum Bamberg hat sich eine Expertengruppe mit der langen Tradition des Antijudaismus in der christlichen Kirche und ihrer Bildbotschaften befasst.
Das Figurenpaar der siegreichen Ecclesia als Sinnbild der christlichen Kirche und der besiegten Synagoga mit Augenbinde als Zeichen des Judentums ist an bedeutenden Kathedralen des Mittelalters zu finden wie in Paris, Reims, Straßburg oder Bamberg. In Bamberg besteht der Sonderfall, dass die Figuren nicht nur als Kopien an einem Portal zu sehen sind, sondern die Originale im Dom selbst aufgestellt sind. Diese Herabwürdigung des Judentums in einem katholischen Kirchenraum hat die Diskussion jüngst ins Rollen gebracht – verbunden mit der Forderung, die Figuren der Ecclesia und Synagoga in das benachbarte Diözesanmuseum zu versetzen.
Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass die Botschaft der Figuren – und auch der Kopien am Fürstenportal – aus dem historischen und theologischen Zusammenhang erklärt werden müsste. Letzteres ist ein großes Anliegen des Erzbistums, von einer Entfernung distanzieren sich Erzbischof und Domkapitel deutlich. Erzbischof Ludwig Schick betont mit Verweis auf die Erklärung „Nostra Aetate“ im Zweiten Vatikanischen Konzil 1965: „Die lange Tradition des christlichen Antijudaismus und auch das Bild der besiegten Synagoga haben zur Feindbildprägung beigetragen. Die Kirche von Bamberg ist sich dessen bewusst und ruft dazu auf, jeder Form des Antisemitismus ausdrücklich entgegen zu treten und die Verbundenheit mit Jüdinnen, Juden und dem Judentum zu fördern.“
Beitrag des Erzbistums Bamberg zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
Mit der Podiumsdiskussion soll die Öffentlichkeit an den Fragestellungen zum Umgang mit den Figuren, die kein einfaches Kulturerbe darstellen, eingebunden werden. Diskussionsgäste sind neben Erzbischof Ludwig Schick und dem Zentralratspräsidenten der Juden, Josef Schuster, der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, sowie Ludwig Unger für den bayerischen Antisemitismus-Beauftragten. Von der Universität Bamberg sind beteiligt der Lehrstuhl für Judaistik, Susanne Talabardon, sowie der Lehrstuhl Kunstgeschichte des Mittelalters, Stephan Albrecht.
Gleichgültigkeit gegenüber judenfeindlichen Darstellungen hält Birgit Kastner, Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg, für genauso bedenklich wie die Vorstellung, durch eine Entfernung einer Figur Geschichte optimieren zu können. In ihrer Einführung zur Diskussion wird sie die Bedeutung der Figuren und ihre Geschichte erläutern. Moderiert wird die Diskussion von Barbara Schneider vom Bayerischen Rundfunk.
Diese Veranstaltung ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321−2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ mit seiner Geschäftsstelle in Köln organisiert und koordiniert. Hintergrund ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt Konstantins, das in einer Abschrift in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt wird, ist somit das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands.
Im Festjahr #2021JLID koordiniert der Verein 321 mit großer Unterstützung des Bundes, verschiedener Bundesländer und Kommunen sowie aus der Zivilgesellschaft bundesweit rund 1000 Aktionen und Kulturevents, die dazu beitragen sollen, kulturelle, politische und interreligiöse Debatten innerhalb der Gesellschaft anzustoßen und deutliche Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus zu setzen. Ein Überblick über das bundesweite Jahresprogramm findet sich hier: https://2021jlid.de/programm/
Die Veranstaltung am 7. Juli kann live verfolgt werden unter dem Link https://erzbistum-bamberg.webex.com/erzbistum-bamberg/j.php?MTID=m127a956e640c036adba4dad4091a8e8e
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Predigt von Erzbischof Schick zum 25. Jahrestag der Seligsprechung des Märtyrers
Der selige Bernhard Lichtenberg – Zeuge des Widerstands gegen Menschenrechtsverletzungen
Beim Gottesdienst zum 25. Jahrestag der Seligsprechung von Bernhard Lichtenberg hat Erzbischof Ludwig Schick in Hof zum Widerstand gegen Populismus und Nationalismus aufgerufen. Der Berliner Pfarrer und Dompropst sei ein Priester und Seelsorger gewesen, der sich der Menschen annahm und alles für sie gab.
Er habe die Unterwerfung unter den Führer Adolf Hitler und das Nazi-Regime immer abgelehnt und vor dem Nazi-Tribunal bekannt: „Mein Führer ist Christus.“ Er habe Widerstand gegen den Führerkult und gegen die Menschenrechtsverletzungen an Juden und Menschen mit Behinderungen geleistet. Dafür habe er den Märtyrertod erlitten.
Erzbischof Schick erinnerte am Sonntag an die Worte von Papst Johannes Paul II. bei der Seligsprechung am 23. Juni 1996 in Berlin, wo er für die deutsche Einheit und das Ende der kommunistischen Zwangsherrschaft dankte. „Politische Systeme, die die Freiheit des Menschen einschränken, wie das Naziregime und der Kommunismus, sind lebensfeindlich“, so Schick.
1941 wurde Lichtenberg zum ersten Mal verhaftet, gefoltert und zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. 1943 sollte er in das KZ Dachau gebracht werden. Als der Zug dorthin in Hof Halt machte, wurde der schwerkranke Lichtenberg zuerst in ein Gefängnis, später ins Krankenhaus gebracht, wo er zwei Tage später am 5. November starb. Dadurch besteht bis heute die besondere Verbindung zu Hof, wo die katholische Pfarrei Bernhard Lichtenberg den Namen des Märtyrers trägt.
Der Jahrestag der Seligsprechung rufe auf zum Einsatz für das Leben, für die Menschenwürde, die Menschenrechte, die Solidarität untereinander sowie für die Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, für Bildung und Sozialsysteme. Die Feier vom seligen Bernhard Lichtenberg fordere auf zum Widerstand gegen Nationalismus und Populismus, aber auch gegen die eigenen Schwächen und bösen Neigungen. „Nur wenn wir im eigenen Leben glaubwürdig sind, nehmen uns die Menschen unseren Einsatz für die Mitmenschen und die Gesellschaft ab“, betonte Erzbischof Schick.
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„Seelsorger geben der Seele Heimat“
Erzbischof Ludwig Schick weiht den früheren Altenpfleger Sebastian Heim zum Priester
Bei der Priesterweihe im Bamberger Dom hat Erzbischof Ludwig Schick die Seelsorge als „die wesentliche Aufgabe“ der Kirche betont. „Jeder Mensch hat eine Seele und braucht Seelsorge, und wir brauchen Seelsorger, die der Seele Heimat geben“, so der Erzbischof am Samstag in seiner Predigt zur Weihe des 34-jährigen Sebastian Heim.
„Die Seele findet ihre Heimat bei Gott. Bei ihm, dem Ursprung, Sinn und Ziel aller Menschen und der ganzen Schöpfung, findet sie Ruhe und Heil. Seelsorger sind Seelenführer zu Gott. Deshalb brauchen wir Berufungen zum priesterlichen Dienst“, so der Erzbischof. Für die Seelsorge sei die Kirche gegründet und bestellt. „Damit die Seelsorger ihre genuine Aufgaben erfüllen können, müssen sie sich auch aus anderen Aktivitäten in Politik und Gesellschaft, die anderen Mitgliedern der Kirche aufgetragen sind, heraushalten. Der seelsorgliche Dienst muss immer in Heiligkeit und Gerechtigkeit, in Selbstlosigkeit und Hochachtung vor jedem anderen Menschen erfüllt werden“, fügte Schick hinzu.
Die Pandemie habe deutlich gemacht, dass die Menschen nicht nur einen Leib, sondern auch eine Seele haben. Die alten Menschen, die nicht besucht werden konnten, hätten zwar für ihren Leib alles erhalten, aber dabei sei die Seele krank geworden. Auch die Angehörigen, die ihre Lieben in den Heimen und Krankenhäusern nicht besuchen durften, hatten Schaden an der Seele genommen. Durch die Abstands- und Hygieneregeln seien viele Seelen, auch von Kindern und Jugendlichen, geschädigt worden, und viele litten darunter. „Lasst uns auf unsere Seele achten, schätzen wir Seelsorge, beten und werben wir um gute Seelsorgerinnen und Seelsorger“, so Schick.
Sebastian Heim hat zehn Jahre als Altenpfleger in der Caritas-Sozialstation Coburg gearbeitet, bevor er sich entschied, Priester zu werden. Als Ministrant und Pfarrgemeinderat war er zudem schon jahrelang im Gemeindeleben aktiv. Er wurde 1986 in Coburg geboren und wuchs in Neundorf/Gemeinde Weitramsdorf auf. 2014/2015 absolvierte er das Propädeutikum in Bamberg und begann danach das Studium im überdiözesanen Priesterseminar in Lantershofen. Das Pastoralpraktikum machte er seit 2019 im Seelsorgebereich Neubau in Neunkirchen am Brand. Im September 2020 empfing er die Diakonenweihe. Seine Primiz feiert Heim am 2. Juli um 9.30 Uhr in seiner Heimatgemeinde Neundorf.
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Für Dialog und Versöhnung zwischen Deutschland und Polen
Erzbischof Schick predigt bei der Wallfahrt zum heiligen Berg von Polanów in Pommern
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat bei der Wallfahrt zum heiligen Berg von Polanów in Pommern zu Dialog, Versöhnung und Frieden zwischen Deutschland und Polen in einem vereinten solidarischen Europa aufgerufen.
Dabei verwies Schick am Samstag auf seinen Vorgänger, den heiligen Bischof Otto von Bamberg, dem bereits im zwölften Jahrhundert als Apostel der Pommern schon die Bedeutung eines friedlichen Miteinanders von Polen und Deutschland ein Herzensanliegen gewesen sei. „Verehren wir ihn und danken wir ihm für sein Leben und Wirken in der Kirche und in der Gesellschaft. Bitten wir ihn, dass er unsere Völker und Nationen im Glauben an den guten Hirten Jesus Christus stärkt, der Vorbild der Sorge um die Einheit aller Menschen und Mahner zu Solidarität und Frieden ist“, so Erzbischof Schick.
Der heilige Otto sei zweimal von Bamberg nach Pommern gereist, um dort das Evangelium zu predigen und zu taufen, Diözesen und Pfarreien zu gründen, den Glauben zu bringen, um Einheit und Frieden zu fördern und Krieg zu verhindern. „Er war ein Bischof und Missionar nach dem Vorbild Jesu Christi“, so Schick. Er sei überzeugt gewesen, dass den Menschen durch den Glauben an Jesus Christus das irdische Wohl und das ewige Heil zuteilwerde. Er lehnte Zwangsbekehrungen ab und führte die Menschen durch Vorbild und Predigt zu Jesus Christus. „Der heilige Otto ist im 21. Jahrhundert für die Kirche so bedeutungsvoll, wie er es zu seinen Lebzeiten war“, sagte Schick, der seit 2010 Ehrenbürger von Polanów in der Diözese Koszalin-Kolobrzeg ist. 2008 brachte Schick Reliquien des heiligen Otto nach Polanów.
Erzbischof Schick ist Vorsitzender der deutsch-polnischen Kontaktgruppe der Bischofskonferenzen beider Länder. Er ist auch Vorsitzender des Stiftungsrates der Maximilian-Kolbe-Stiftung und arbeitet im Maximilian-Kolbe-Werk mit. Seit seiner Studienzeit setzt er sich für den Dialog und den deutsch-polnischen Versöhnungsprozess in einem vereinten Europa ein.
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Erzbischof Schick feiert Bonifatiustag im hessischen Amöneburg
„Bonifatius hat Jesus Christus zu uns gebracht“
Mit einem Gottesdienst im hessischen Amöneburg hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick an die Ankunft des heiligen Bonifatius vor 1300 Jahren erinnert. 721 gründete dieser das Kloster Amöneburg und legte damit nicht nur den Grundstein für die dortige Gemeinde, sondern auch für sein missionarisches Wirken im damaligen Frankenland.
„Bonifatius habe unseren Vorfahren ein kostbares Erbe vermacht, welches zu schätzen und weiterzugeben gilt“, sagte der Erzbischof in seiner Predigt.
Das Erbe des heiligen Bonifatius, der heute als „Apostel Deutschlands“ bezeichnet wird, bestehe im Evangelium Jesu Christi, verdeutlichte Schick: „Er hat unseren Vorfahren den Glauben an einen guten Gott gebracht, der mit der Hoffnung und der Liebe ein Dreigestirn bildet. Die drei Göttlichen Tugenden sind die Motoren eines jeden Lebens“, so der Oberhirte.
Das durch Bonifatius verbreitete Evangelium enthält nach den Worten des Erzbischofs „auch einen allgemein verbindlichen moralischen Kompass, den wir für unser Zusammenleben brauchen.“ Wir könnten es als Grundgesetz bezeichnen für das individuelle, familiäre, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben. Auch sei dem Wirken des heiligen Bonifatius die Kirche in der heutigen Form in Diözesen und Pfarreien zu verdanken, „in denen die sieben Sakramente gefeiert, das Evangelium gepredigt und auslegt sowie karitative Werke getan werden“, so Schick.
Jubiläen dürfen laut dem Erzbischof jedoch nicht zu Nostalgieveranstaltungen werden, sondern sollten die Erinnerung an das Gute der Vergangenheit wachhalten, „um es in die Zukunft zu tragen und um es weiter zu geben, damit auch die nächsten Generationen von diesem Erbe leben können.“ In diesem Sinne sei es auch wichtig, sich stets aufs Neue das Erbe des heiligen Bonifatius anzueignen, denn „wer nur erbt und nicht erwirbt, der ist immer in der Gefahr, das Ererbte zu vertun“, ermahnte Schick.
Der heilige Bonifatius gilt als „Apostel der Deutschen“. Als Missionar und Reformer gründete er Klöster, Diözesen und Pfarreien. Vor 1300 Jahren, im Jahr 721, begann Bonifatius die Christianisierung des heutigen Hessens und Thüringens – dort, wo heute die Stadt Amöneburg steht. Dieses Jubiläum feiern Stadt und Gemeinde ein Jahr lang. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist im nahegelegenen Mardorf aufgewachsen, hat die Stiftsschule St. Johann in Amöneburg besucht und dort 1969 das Abitur abgelegt. Seit 2015 ist er Ehrenbürger von Amöneburg.
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Abschluss der Maiandachten
Erzbischof Schick: „Vertrauen ist Sauerstoff der Gesellschaft“
Zum Ende des Marienmonats Mai hat Erzbischof Ludwig Schick die Gläubigen dazu aufgerufen, die Gottesmutter Maria als Knotenlöserin zu verstehen. Alle scheinbar unlösbaren Knoten des eigenen Lebens, auch in Familie und Gesellschaft, dürfe man ihr hinhalten und auf ihre himmlische Hilfe vertrauen.
Durch das Vertrauen auf himmlischen Beistand könne auch das Vertrauen auf Erden wiedergewonnen werden. Ein großer Vertrauensverlust sei zurzeit in Kirche, Politik, Medien und vielen anderen Bereichen zu beobachten. „Vertrauen ist aber unabdingbar und für unser Gemeinschaftsleben so wichtig wie der Sauerstoff für unseren Körper“, so der Oberhirte am Montagabend bei seiner Predigt im Kloster Schwarzenberg bei Scheinfeld.
Gegenseitiges Vertrauen setze Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit voraus, sagte Schick. All das werde dieser Tage rarer; das zeige sich zum Beispiel „durch Korruption und Betrug, etwa beim Maskeneinkauf und den Corona-Tests, durch Abhöraffären, durch Mobbing am Arbeitsplatz, durch Fake News in den Medien.“ Das Vertrauen in der Gesellschaft hänge von jedem ab. Es werde gestärkt, „wenn wir bei uns selbst anfangen“, verdeutlichte der Erzbischof, „das Vertrauen ist allgemein vorhanden, wenn möglichst viele von uns vertrauenswürdig leben.“
Weiter fügte Schick hinzu: „Wir können auf die Gottesmutter Maria vertrauen, und ihr unsere Sorgen und Nöte anvertrauen. Das setzt aber ebenso voraus, dass wir selbst vertrauenswürdig sind.“
Mit dem Gottesdienst im Kloster Schwarzenberg wurden die diesjährigen Maiandachten abgeschlossen. Besondere Andachten im Marienmonat Mai sind bereits seit dem Mittelalter überliefert. Der Brauch, im gesamten Mai regelmäßig zur Gottesmutter zu beten, setzte im 17. Jahrhundert ein. Am 1. Mai erfolgt vielerorts die feierliche Eröffnung der Maiandachten und des Marienmonats, am 31. Mai wird der Marienmonat mit der letzten Andacht beendet.
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Erzbischof Schick zum Dreifaltigkeitssonntag
„Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein“
Zum Dreifaltigkeitsfest hat Erzbischof Ludwig Schick die Gläubigen aufgerufen, Gott als Geheimnis zu verstehen, welches es zu erspüren, zu erfahren und weiterzugeben gilt. Technik, Wissenschaft und der Zeitgeist „scheinen dem Glauben an Gott heute keinen Platz mehr zu lassen“, so Schick am Sonntag in Gößweinstein. Deswegen brauche es mehr denn je Christinnen und Christen, die Mystiker – Geisterfüllte – sind und mit Wort und Tat die Erkenntnis weitertragen, dass Gott hinter allem stehe, als „guter Geist, der alles lenkt“.
Gott im herkömmlichen Verständnis zu glauben, falle von Tag zu Tag schwerer, verdeutlichte der Erzbischof. Erkenntnisse aus Biologie, Chemie und Physik veränderten unser Weltbild, die Eroberung des Weltraums verrücke die Grenze unseres Kosmos. Dennoch gebe es auch heute viele Menschen, die spüren, dass „hinter allem Unergründlichen ein guter Geist waltet, der auch die Evolution inspiriert und zu einer Vollendung führt“, so Schick, „etwas Inneres und Innerliches, das ihnen Sinn, Vertrauen und Hoffnung gibt.“ Zeuge dafür sei Jesus Christus, der selbst gesagt habe, „Gott ist Geist und muss im Geist und in der Wahrheit angebetet werden.“
Ahnungen und Erfahrungen wie diese seien es, die das Mysterium des Christentums laut Schick für Menschen greifbar machten. Für Geisterfüllte und Geisterfahrene gelte es schließlich, aus dem Geist Gottes heraus zu leben und den Geist Gottes in die Welt hinein zu tragen. Das helfe den Gläubigen und allen Menschen, „im Leben Sinn, Ziel, Hoffnung und Trost zu finden“, so der Erzbischof.
Gotteshäuser und Pilgerorte wie die Basilika Gößweinstein seien in diesem Zusammenhang besonders wichtig, sagte Schick: „Hier kann man still werden, sich bekehren, eintauchen in das Geheimnis Gottes.“ Als Orte des Geistes und der Frömmigkeit seien sie Raum für die Erfahrung des Dreifaltigen Gottes.
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„Wir brauchen einen moralischen Kompass“
Erzbischof Schick verurteilt in der Botschaft zum Pfingstfest individuelle und nationale Impfdrängler
Das Pfingstfest macht laut Erzbischof Ludwig Schick bewusst, dass der Heilige Geist der Wahrheit über die ganze Menschheit ausgegossen ist. „Es erinnert auch an den notwendigen moralischen Kompass in jedem Menschen weltweit, den wir in unserer Zeit so sehr vermissen“, betonte Schick am Freitag anlässlich des Pfingstfestes, an dem an die Sendung des Heiligen Geistes gedacht wird.
Der Heilige Geist wirke universell und verbinde die ganze Menschheit in der Wahrheit. Der Heilige Geist sei in der ganzen Schöpfung vorhanden und verbinde alle Geschöpfe im Streben nach Einheit, Wahrheit und Liebe. Der Geist leite und vollende jeden Menschen, er vollende die ganze Schöpfung in einem neuen Himmel und einer neuen Erde.
Der moralische Kompass fehle zum Beispiel bei Impfdränglern, „die vor Lug und Trug nicht zurückschrecken und selbst Pässe fälschen für ihre individualistischen Vorteile“, so Schick. Auch in Politik und Wirtschaft sei ein moralischer Kompass nötig, wo sich etliche mit Tricksereien bei Geschäften mit Masken und Testmaterialien ungerecht bereichert hätten. Ebenso bei der Verteilung der Impfstoffe weltweit dürften die reichen Länder nicht zu kollektiven Impfdränglern werden und die armen Länder abhängen. „Der Geist der Einheit in Wahrheit und Liebe lässt das nicht zu“, so der Erzbischof.
Schick wies auch auf den Nahost-Konflikt hin. „Der Heilige Geist der Einheit gibt uns die Kraft, uns gegenseitig als gleichwertig und gleichberechtigt anzuerkennen. Daran mangelt es jetzt im Heiligen Land zwischen Juden und Arabern, die ausdrücklich im Pfingstbericht der Apostelgeschichte genannt werden.” Die Anerkennung der gleichen Würde und Rechte sei die Voraussetzung für Gerechtigkeit und Friede überall.
„Ostern ist das wichtigste Fest der Christenheit. Pfingsten ist der Höhepunkt und die Vollendung des göttlichen Wirkens für seine geliebte Menschheit und die ganze Schöpfung“, fuhr der Erzbischof fort. „Er erneuert und schenkt den Heiligen Geist, aus dem wir leben können und sollen, um die Zukunft zu gestalten.“ Das Pfingstfest, mit dem die 50-tägige Osterzeit endet, gilt als Geburtsfest der Kirche.
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Gottesdienst zum Ökumenischen Kirchentag
„Wir alle haben den Heiligen Geist“
Das gegenseitige Zutrauen, dass alle den Heiligen Geist haben, ist nach Worten von Erzbischof Ludwig Schick eine notwendige Haltung für eine fruchtbare Ökumene. In einer Votivmesse um die Einheit der Christen anlässlich des Ökumenischen Kirchentags sagte Schick am Samstagabend: „Ohne diese Geisteshaltung kommt es allzu schnell zu Konkurrenzkampf, zum Urteilen und auch Verurteilen.“
An der Eucharistiefeier im Bamberger Dom, die im Livestream übertragen wurde, nahm auch der evangelische Dekan Hans-Martin Lechner mit einer Abordnung seines Dekanats teil.
„Kirchen wie Familie betrachten“
Erzbischof Schick zitierte den 1998 verstorbenen Kardinal Augustin Bea, ein Pionier der ökumenischen Bewegung, mit den Worten: „Ich darf nicht vergessen, dass auch die anderen den Heiligen Geist haben.“ Dieses Leitwort habe in der Ökumene seit 50 Jahren Wirkung gezeigt. „Die meisten in den verschiedenen Kirchen haben verstanden, dass sie alle den gleichen Heiligen Geist haben und die eine Familie Gottes bilden. Aber dieser Geist muss noch mehr ausgebreitet und vertieft werden“, fügte der Erzbischof hinzu.
Schick rief dazu auf, die christlichen Konfessionen wie eine Familie zu betrachten, in der alle Mitglieder seien und trotz ihrer Verschiedenheit den gleichen Familiengeist hätten. In einer Familie gebe es verschiedene Vorlieben, Gewohnheiten und Lebensentscheidungen, weshalb nicht alle alles gemeinsam machen. „Bei bestimmten Anlässen kommen aber alle zusammen, weil man weiß, dass man trotz aller Verschiedenheit zu der einen Familie gehört.“
Eine solche Haltung sollte auch in der Kirche Jesu Christi herrschen mit ihren Gemeinschaften und Konfessionen. Diese Einheit im gleichen Familiengeist mache auch die Christen fähig, den Dienst Christi an den Menschen und der Schöpfung heute zu vollziehen. „Die Kirche ist nicht für sich da, sondern um allen Menschen Gerechtigkeit, Frieden, Hoffnung und Freude zu bringen.“ Das könne sie am besten und wirksamsten als Familie Gottes in geeinter Verschiedenheit.
Unter dem Motto „Schaut hin!“ (Mk 6,38) findet der am Donnerstag eröffnete dritte Ökumenische Kirchentag noch bis Sonntag pandemiebedingt nicht wie ursprünglich geplant in Frankfurt am Main, sondern digital und dezentral statt.
Interessierte können unter https://www.oekt.de/ an digitalen Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen teilnehmen sowie Livestreams verfolgen. Das Programm orientiert sich an den drei Schwerpunkten Glaube, Zivilgesellschaft und Schöpfungsverantwortung.