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Kultur - Page 3

Erz­bi­schöf­li­ches Ordinariat

Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin Dr. Bir­git Kast­ner im Interview

Seit Novem­ber ist Dr. Bir­git Kast­ner die neue Ordi­na­ri­ats­rä­tin und Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin Kunst und Kul­tur des Erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­ats Bam­berg. Die Kunst­his­to­ri­ke­rin kennt die Struk­tu­ren des Dom­bergs aus ihrer Zeit als Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin von 2013 bis 2016 bes­tens. Wir haben mit ihr über Kir­che und Kunst gesprochen.

Dr. Kast­ner, wor­in bestehen Ihre Auf­ga­ben als neue Ordi­na­ri­ats­rä­tin und Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin Kunst und Kultur?

Bir­git Kast­ner: Als Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin Kunst und Kul­tur unter­ste­hen mir das Diö­ze­san­mu­se­um, die Dom­tou­ris­tik, die Kunst­denk­mal­pfle­ge und die Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels, das heißt die wis­sen­schaft­li­che Biblio­thek. Als Ordi­na­ri­ats­rä­tin bin ich Mit­glied der Ordi­na­ri­ats­kon­fe­renz, dem obers­ten Ent­schei­dungs­gre­mi­um des Erz­bis­tums. Spek­ta­ku­lär ist, dass in die­sem bis­her nur mit Män­nern besetz­ten Gre­mi­um nun drei Frau­en Mit­glied sind. Das Erz­bis­tum Bam­berg folgt damit dem Anlie­gen des „Syn­oda­len Wegs“, das heißt des Reform­pro­zes­ses, der unter ande­rem die Stär­kung der Posi­ti­on der Frau in der katho­li­schen Kir­che ver­folgt. Das Haupt­au­gen­merk mei­ner Stel­le liegt sei­ner­seits dar­auf, die Rol­le der katho­li­schen Kir­che und des Erz­bis­tums Bam­berg in der Gesell­schaft prä­sent zu hal­ten und unser kul­tu­rel­les Erbe zu bewah­ren und zu vermitteln.


Was berei­tet Ihnen mehr Freu­de: Die Ver­wal­tungs­auf­ga­ben als Ordi­na­ri­ats­rä­tin oder die kul­tu­rel­le Arbeit der Hauptabteilungsleiterin?

Bir­git Kast­ner: Bei­des hat fas­zi­nie­ren­de Aspek­te, die für die Gesamt­tä­tig­keit sehr wich­tig sind. Der Bereich als Ordi­na­ri­ats­rä­tin, wo ich an gro­ßen Pro­zes­sen des Bis­tums teil­ha­ben kann, ist fas­zi­nie­rend und hat eine gro­ße Ver­ant­wor­tung, denn in die­sem Bereich habe ich die Mög­lich­keit, die Rol­le von Kunst und Kul­tur im Erz­bis­tum zu stär­ken und gestal­te­risch an Struk­tur­pro­zes­sen oder Neu­aus­rich­tung mit­wir­ken. Als stu­dier­te Kunst­his­to­ri­ke­rin liegt mir der täg­li­che Umgang mit der Kunst und die Erhal­tung und Ver­mitt­lung von Kul­tur­er­be natür­lich beson­ders am Her­zen. Am meis­ten freue ich mich dar­auf, Akzen­te mit zeit­ge­nös­si­scher Kunst zu set­zen, Kon­takt mit zeit­ge­nös­si­schen Kul­tur­schaf­fen­den zu haben. Ich möch­te, dass es einen Dia­log gibt zwi­schen zeit­ge­nös­si­scher Kunst und dem, was wir im Bestand haben, also in Muse­um und Kirchen.


Sie haben die Stel­le seit Anfang Novem­ber 2020 inne. Wie sieht Ihr Fazit bis­her aus?

Bir­git Kast­ner: Als ich die Stel­le antrat, war mei­ne ers­te Amts­hand­lung, wegen der Coro­na-Pan­de­mie das Diö­ze­san­mu­se­um schlie­ßen zu müs­sen. Unter Pan­de­mie­be­din­gun­gen kann man nicht mit her­kömm­li­chen Erwar­tun­gen arbei­ten, ent­spre­chend schwer ist ein Fazit. Wie der gesam­te Kul­tur­be­trieb fah­ren auch wir auf Sicht.


Wird sich eine Hand­schrift in der kul­tu­rel­len Aus­rich­tung des Erz­bis­tums erken­nen las­sen? Wel­che Lini­en möch­ten Sie verfolgen?

Bir­git Kast­ner: Mir ist es wesent­lich, unser kul­tu­rel­les Erbe zukunfts­fä­hig zu machen. Das heißt, Kon­tex­tua­li­sie­rung und Reso­nan­zen zu schaf­fen zwi­schen dem, was die Kir­che aus ihrer meh­re­re tau­send Jah­re alten Geschich­te mit­bringt und dem, was Kir­che, Kunst und Kul­tur heu­te bedeutet.


Via Lewan­dowskys letzt­jäh­ri­ge Instal­la­ti­on “Good/​God” zwi­schen den Tür­men des Doms hat im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes in die Stadt hin­ein­ge­strahlt. Pla­nen Sie Aus­stel­lun­gen in ähn­li­cher Größenordnung?

Bir­git Kast­ner: Aus­stel­lun­gen, die mit einem so gro­ßen kura­to­ri­schen und finan­zi­el­len Auf­wand ein­her­ge­hen, sind Aus­stel­lun­gen, die nicht jedes Jahr statt­fin­den kön­nen. Was ich weg­wei­send an die­ser Aus­stel­lung fand, war der Dia­log mit zeit­ge­nös­si­scher Kunst und unse­rem Samm­lungs­be­stand. Das soll auf alle Fäl­le wie­der­holt wer­den, das gehört zu mei­nen fes­ten Vor­sät­zen. Kunst und Kul­tur des Erz­bis­tums soll nicht nur im Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­um ver­or­tet und sicht­bar sein, son­dern die Haupt­ab­tei­lung soll an vie­len Stel­len sicht­bar wer­den. “Good/​God” war ganz signi­fi­kant ein Zei­chen, das in die Stadt hin­aus gestrahlt hat. Wir wer­den auch in Zukunft den Aus­tausch und den Dia­log mit zeit­ge­nös­si­schen Künst­lern suchen, auch um über das Erz­bis­tum hin­aus sicht­bar zu sein.


Wie groß ist die Bereit­schaft der zeit­ge­nös­si­schen Kunst, mit der Kir­che, die nicht unbe­dingt für das Zeit­ge­nös­si­sche steht, zu kooperieren?

Bir­git Kast­ner: Das hal­te ich für eine Fehl­ein­schät­zung. Sehr vie­le zeit­ge­nös­si­sche Künst­ler sind beken­nen­de Chris­ten oder arbei­ten im sakra­len Raum. Zahl­rei­che docu­men­ta-Künst­ler zum Bei­spiel oder hier in Bam­berg Mar­kus Lüpertz oder Rui Chafes. 

Kunst zu erzeu­gen, ist sehr oft die Aus­ein­an­der­set­zung mit sich selbst und dem eige­nen Schick­sal – Fra­gen, die sich auf­grund ihres exis­ten­zi­el­len Cha­rak­ters sehr oft mit Glau­ben aus­ein­an­der­set­zen.
Gera­de im Bereich der sakra­len Kunst gibt es sehr vie­le zeit­ge­nös­si­sche The­men wie Kir­chen­fens­ter, Kir­chen­aus­stat­tung oder vie­le pro­mi­nen­te Bei­spie­le moder­ner Kir­chen­ar­chi­tek­tur. Die Kir­che hat eine gro­ße Tra­di­ti­on als Auf­trag­ge­ber für Kunst. Die Ver­bin­dung zwi­schen Kunst und Kir­che, die Rol­le der Kir­che für Kunst und Gesell­schaft war für Euro­pa über Jahr­hun­der­te iden­ti­täts­stif­tend. An die­se Rol­le gilt es anzuknüpfen.

Zeit­ge­nös­si­sche Annä­he­rung an ein sakra­les The­ma: “Cur­ry-Geor­ge” von Jörg Län­ger. Aus­gangs­punkt ist ein Ölge­mäl­de aus dem 19. Jahr­hun­dert des Hl. Georg, der Bam­ber­ger Dom- und Stadt­pa­tron, im Kampf gegen einen Dra­chen. Foto: Lud­mi­la Kvapilová-Klüsener

Was ist kul­tu­rell in der Haupt­ab­tei­lung Kunst und Kul­tur für 2021 geplant?

Bir­git Kast­ner: Wir wer­den 2021 kei­ne neu­en Aus­stel­lun­gen haben. Wir wer­den die Zäsur der per­so­nel­len Neu­auf­stel­lung und der Schlie­ßun­gen zur Neu­kon­zep­ti­on nut­zen. Ich stel­le mich zusam­men mit mei­nen Abtei­lungs­lei­tun­gen neu auf. Wir arbei­ten inten­siv dar­an, alter­na­ti­ve Mög­lich­kei­ten der Kunst- und Kul­tur­be­geg­nung zu schaf­fen, das ist unser Haupt­au­gen­merk. Zum Bei­spiel ent­wi­ckeln und erwei­tern wir unse­re digi­ta­len Ange­bo­te. Wir prü­fen, was wir online umset­zen kön­nen. Als Haupt­ab­tei­lungs­lei­te­rin Kunst und Kul­tur bin ich auch für das Hein­richs­fest ver­ant­wort­lich – dabei fra­gen wir uns, wie wir die­ses For­mat in die Zukunft brin­gen oder es pan­de­mietaug­lich machen können.

The show must go on

R.I.O.! Rock in Ober­fran­ken sucht Bands

Das R.I.O.! Rock in Ober­fran­ken-Fes­ti­val fin­det statt, wie der Bezirk Ober­fran­ken mit­teilt, aber die­ses Jahr coro­nabe­dingt anders als sonst. Musi­ke­rin­nen und Musi­ker aus den Spar­ten der popu­lä­ren Musik kön­nen sich mit Ton- und/​oder Video­ma­te­ri­al noch bis zum 31. Janu­ar bewerben.

Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm ruft zur Teil­nah­me auf: „Das Band­för­de­rungs­pro­jekt R.I.O.! wur­de im Jahr 2002 vom Bezirk Ober­fran­ken ins Leben geru­fen. Seit­dem bekom­men ober­frän­ki­sche Nach­wuchs­bands die Chan­ce, sich vor einem gro­ßen Publi­kum zu prä­sen­tie­ren und sich zu ver­net­zen. Bewer­ben lohnt sich, denn neben einer umfas­sen­den Betreu­ung, pro­fes­sio­nel­len Work­shops und Pro­mo­ti­on erhal­ten die Final­bands eine Tour­ga­ge in Höhe von 1.000 Euro. Die Sie­ger­band gewinnt zusätz­lich 1.000 Euro Preisgeld.“

Da die Live-Vor­ent­schei­de lei­der aus­fal­len müs­sen, ent­schei­det für jede Regi­on eine jewei­li­ge Jury, wel­che Künst­le­rin­nen und Künst­ler sich auf der Büh­ne prä­sen­tie­ren kön­nen. Sofern es die Coro­na-Pan­de­mie zulässt, fin­det die R.I.O.!-Clubtour 2021 mit den vier Final­bands im Som­mer bei frei­em Ein­tritt statt. Bei den Kon­zer­ten stimmt das Publi­kum für ihre Lieb­lings­band ab und am Ende wird schließ­lich die „Ober­fran­kens Band des Jah­res“ gekürt. Der Tour­zeit­raum der fünf Kon­zer­te in Ober­fran­ken wird noch bekannt gege­ben. Mög­lich­wei­se wird die Club­tour auf ober­frän­ki­sche Frei­licht­büh­nen verlegt.

Bewer­bun­gen bis Ende Janu­ar möglich

„Bands und Künst­ler soll­ten sich von der aktu­el­len Situa­ti­on um Coro­na nicht von der Bewer­bung abhal­ten las­sen. Je nach­dem, wie sich die Pan­de­mie ent­wi­ckelt, könn­te R.I.O.! eine der ers­ten Mög­lich­kei­ten sein, wie­der live auf­zu­tre­ten”, so Samu­el Rauch, Popu­lar­mu­sik­be­auf­trag­ter des Bezirks Oberfranken.

Bewer­bun­gen mit drei Songs, Band­in­for­ma­ti­on, Fotos und Anmel­de­for­mu­lar sind noch bis zum 31. Janu­ar mög­lich. Min­des­tens die Hälf­te der Band­mit­glie­der muss ihren Haupt­wohn­sitz im Regie­rungs­be­zirk Ober­fran­ken haben. Cover­bands sind nicht zugelassen.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen und das Teil­nah­me­for­mu­lar zum R.I.O.!-Festival fin­den sich auf der Home­page des Bezirks unter https://www.bezirk-oberfranken.de/bildung-und-jugend/rock-in-oberfranken/

Kul­tur­ent­wick­lungs­pla­nung bekommt neu­en Schwung

Bam­ber­ger Stadt­rat beschließt Kulturkommission

Der Bam­ber­ger Stadt­rat hat in der gest­ri­gen Voll­sit­zung ein­stim­mig der Ein­rich­tung und Beset­zung einer Kul­tur­kom­mis­si­on zuge­stimmt, wie die Stadt Bam­berg mit­teilt. Die Kul­tur­kom­mis­si­on als sach­ver­stän­di­ges Begleit­gre­mi­um der Kul­tur­ent­wick­lungs­pla­nung, besetzt mit sie­ben poli­ti­schen Ver­tre­tern und sie­ben exter­nen Kul­t­ur­sach­ver­stän­di­gen, bil­det zum Auf­takt eine der zwei Dis­kurs­grup­pen zur kon­sen­su­el­len Erar­bei­tung des „Kul­tur­kon­zepts 2025“ auf Basis des Grundlagenberichts.

Eine zwei­te beglei­ten­de Dis­kurs­grup­pe besteht aus der Lei­tungs­ebe­ne der städ­ti­schen und städ­tisch mit­fi­nan­zier­ten sowie staat­li­chen Kul­tur­be­trie­be in Bam­berg. „Somit ist gewähr­leis­tet, dass alle rele­van­ten Ansprechpartner*innen in die Dis­kus­si­on und Aus­ge­stal­tung des Stra­te­gie­pa­piers „Kul­tur­kon­zept 2025“ ein­ge­bun­den wer­den“, zeig­te sich Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Sie­ben­haar überzeugt.

In der letz­ten Sit­zung des Kul­tur­se­nats im Okto­ber 2020 war bereits grundsätzlich der Ein­rich­tung einer Kul­tur­kom­mis­si­on zuge­stimmt wor­den. Die Kul­tur­kom­mis­si­on ist ein wich­ti­ges metho­di­sches Werk­zeug in Sachen Kul­tur­ent­wick­lungs­pla­nung. Die Kom­mis­si­on wird temporär zur Beglei­tung der Kul­tur­ent­wick­lungs­pla­nung bis zur Fer­tig­stel­lung des „Kul­tur­kon­zept 2025” ein­ge­rich­tet. Gemein­sam wird der Grund­la­gen­be­richt zum Kul­tur­ent­wick­lungs­plan von den Kom­mis­si­ons­mit­glie­dern spartenübergreifend sys­te­ma­tisch auf­ge­ar­bei­tet, dis­ku­tiert und bewer­tet, um dar­aus das „Kul­tur­kon­zept 2025” zu entwickeln.

Bereits im ers­ten Schritt – bei der Erstel­lung des Grund­la­gen­be­richts – wur­den Kul­tur­schaf­fen­de aus den ver­schie­dens­ten Berei­chen, wie Lite­ra­tur, Musik, Thea­ter, Freie Sze­ne, Jun­ge Kul­tur et cete­ra im Rah­men von Inter­views, Work­shops und offe­nen Bürgerlaborformaten ein­ge­bun­den und gebe­ten, ihre Einschätzung des Kul­tur­le­bens – Sta­tus Quo, Stärken, Schwächen, Zie­le, Wünsche – abzu­ge­ben. Der fer­tig­ge­stell­te Grund­la­gen­be­richt wird meh­re­re Ergeb­nis­se metho­di­scher Ansätze zusam­men­fas­sen. Er erhebt kei­ne Ein­zel­per­spek­ti­ven oder Spart­en­er­geb­nis­se mehr. Die­se Abfra­gen sind bereits in Form von rund 30 qua­li­ta­ti­ven Inter­views geschehen.

Die Kul­tur­kom­mis­si­on soll als wich­ti­ges Struk­tur­ele­ment die Kul­tur­ent­wick­lungs­pla­nung bei den wei­te­ren Schrit­ten unterstützen. Für die Kom­mis­si­on wur­den Persönlichkeiten aus dem Kul­tur­le­ben gesucht, die neben ihren jewei­li­gen Ste­cken­pfer­den Wis­sen, Infor­ma­ti­on, Zeit und Inter­es­se für die „Meta-Ebe­ne“ mit­brin­gen. „Dabei ist es beson­ders wich­tig, dass die Mit­glie­der nicht nur ihren jewei­li­gen Bereich bewer­ten und ver­tre­ten, son­dern unabhängig davon die übergeordneten Inter­es­sen aller Kul­tur­in­ter­es­sier­ten in unse­rer Stadt“, beton­te Sie­ben­haar.
Die Erstel­lung eines Kul­tur­ent­wick­lungs­plans für Bam­berg wur­de im Juli 2014 beschlossen.

Beset­zung der Kulturkommission

Exter­ne Sachverständige:

Roni (Oli­ver Braun), Charles Bukow­ski Gesellschaft

David Saam, Musi­ker, Musik­eth­no­lo­ge, Radiomoderator

Mari­an­ne Benz, Jazz-Club Bamberg

Hei­di Leh­nert, Cha­peau Claque, Schau­spie­le­rin, Regisseurin

Bar­ba­ra Kah­le, Vor­sit­zen­de des Kunstvereins

Rena­te Schlipf, Ver­ein mach­bar und Kontakt

Ger­rit Zach­rich, Kinobetreiber

Poli­ti­sche Vertreter:

Grü­nes Bam­berg, Vera Mame­row (Ver­tre­tung: Michi Schmitt)

CSU – BA, Ste­fan Kuhn (Ver­tre­tung: Dr. Chris­ti­an Lange

SPD, Wolf­gang Metz­ner (Ver­tre­tung: Klaus Stieringer)

BBB, Nor­bert Tscher­ner (Ver­tre­tung: Andre­as Triffo)

FW-BUB-FDP, Clau­dia John (Ver­tre­tung: Mar­tin Pöhner)

BaLi – Die PARTEI, Ste­phan Kett­ner (Ver­tre­tung: Fabi­an Dörner)

ÖDP-BM-Volt, Dr. Hans-Gün­ter Brün­ker (Ver­tre­tung: Lucas Büchner)

Extramei­le für Kunst

Spen­den­emp­fän­ger des Bene­fiz­laufs ste­hen fest

Mit dem Bene­fiz­lauf „#extramei­le­fuer­kunst“ am 31. Dezem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res orga­ni­sier­te der Stadt­ver­band für Sport einen beson­de­ren Jah­res­ab­schluss. Sport­le­rin­nen und Sport­ler waren auf­ge­ru­fen, die Lauf­schu­he zu schnü­ren und mög­lichst vie­le Kilo­me­ter zu lau­fen. Jetzt ste­hen die Kunst- und Kul­tur­schaf­fen­den, die sich auf Spen­den aus dem Bene­fiz­lauf freu­en kön­nen, fest.

Die unter der Lei­tung von Wolf­gang Reich­mann, ers­ter Vor­sit­zen­der des Stadt­ver­ban­des für Sport, zusam­men­ge­stell­te Jury hat sich für fol­gen­de Kul­tur­schaf­fen­de ent­schie­den: Die Kul­tur­fa­brik (Kul­tur- und Kunst­pro­gram­me gemein­sam mit Men­schen mit Han­di­cap zur Inte­gra­ti­ons- und Kul­tur­ar­beit), Nev­fel Cum­art (Schrift­stel­ler, Refe­rent, Über­set­zer, Jour­na­list, Lite­ra­tur­le­sun­gen unter ande­rem auch in Schu­len), Ste­phan Bach (Schau­spie­ler und Mit­glied im Thea­ter im Gärt­ner­vier­tel), Nina Lorenz (mit dem Thea­ter im Gärt­ner­vier­tel bie­tet sie Kul­tur auf höchs­tem Niveau), Ger­rit Zach­rich (seit 20 Jah­ren Lei­tung des Ode­on- und Licht­spiel­ki­nos mit Fil­men auf hohem Niveau), Mar­tin Neu­bau­er (als Solo­selbst­stän­di­ger Lei­ter des Bren­ta­no-Thea­ters), Wer­ner Kohn (Foto­graf, in zahl­rei­chen Bam­berg-Büchern ver­tre­ten), Dirk Bay­er (Thea­ter­päd­ago­ge, Erzie­hungs­ar­beit vor allem in Schu­len), Micha­el Cleff III. (Maler, hat sich vor allem durch Por­traits einen Namen gemacht). Jeder von ihnen darf sich über 1.000 Euro freuen.

Erwar­tun­gen wur­den bei Wei­tem übertroffen

Wolf­gang Reich­mann: „Mit die­ser Sum­me soll den von den Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie betrof­fe­nen Künst­lern zumin­dest ein biss­chen gehol­fen wer­den. Und das zu Recht, denn durch die Pan­de­mie ist die Exis­tenz vie­ler Selbst­stän­di­ger in gro­ßer Gefahr. Zudem konn­ten wir den Sports­geist wecken, vor allem nach den „gewichts­träch­ti­gen“ Fei­er­ta­gen um Weih­nach­ten. Aller­dings bit­te ich – auch im Namen der gesam­ten Jury – um Nach­sicht, dass nicht alle, die wir auf dem Zet­tel hat­ten und die durch­aus eine Unter­stüt­zung benö­tigt hät­ten, zum Zuge kom­men konn­ten.“ Der Jury gehör­ten neben dem ers­ten Vor­sit­zen­den des Stadt­ver­ban­des fol­gen­de Per­so­nen an: der Drit­te Bür­ger­meis­ter der Stadt Bam­berg Wolf­gang Metz­ner, die städ­ti­sche Refe­ren­tin für Kul­tur und Welt­erbe Ulri­ke Sie­ben­haar, Car­men Eber­hardt vom Haupt­geld­ge­ber und Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Bro­se sowie Wolf­gang Heyder, Ver­an­stal­tungs­ma­na­ger und Sport­funk­tio­när. Nach­dem Wolf­gang Reich­mann die fro­he Kun­de an die Emp­fän­ger der Spen­de über­mit­tel­te, wur­de der ehe­ma­li­ge Leh­rer von den lie­be­voll und zum Teil eupho­risch ver­fass­ten Reak­tio­nen förm­lich über­wäl­tigt. „Wir haben mit dem Spen­den­lauf, das ist ganz deut­lich gewor­den, voll ins Schwar­ze getrof­fen. So war es für die vie­len Läu­fe­rin­nen und Läu­fer, die Spon­so­ren und die Hel­fen­den vom Stadt­ver­band und von unse­rem Koope­ra­ti­ons­part­ner FC Ein­tracht Bam­berg eine Win-Win-Situa­ti­on.“
Das gro­ße Ziel des Lau­fes war eine Gesamt­lauf­stre­cke von 5.000 Kilo­me­tern gewe­sen. Es hat­te vor dem Lauf gehei­ßen, wenn die­se Mar­ke erreicht wer­de, spen­de der Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Bro­se 5.000 Euro. Zudem stell­te die Metz­ge­rei Böhn­lein aus Bam­berg spon­tan am Lauft­ag 3.000 Euro und der Wirt­schafts­club Bam­berg als Lauf­pa­te 1.000 Euro zur Ver­fü­gung. Das End­ergeb­nis über­traf alle Erwar­tun­gen bei Wei­tem. Zum Zeit­punkt der fina­len Ergeb­nis­er­mitt­lung am Neu­jahrs­abend notier­ten die Zäh­ler 13.849,05 Kilo­me­ter mit 1.160 Teilnehmenden.

Das Jahr im Schnelldurchlauf

9 Fra­gen, 9 Ant­wor­ten mit Arno Schimmelpfennig

Arno S. Schim­mel­p­fen­nig ist selb­stän­dig im Bereich der Film­pro­duk­ti­on, in der Kul­tur enga­giert und Vor­stands­mit­glied im Stadt­mar­ke­ting Bam­berg. Heu­te las­sen wir ihn in der Serie „Das Jahr im Schnell­durch­lauf” auf 2020 zurück­bli­cken und einen Aus­blick in das kom­men­de Jahr wagen.
Herr Schim­mel­p­fen­nig, das Jahr 2020 war geprägt von der Coro­na-Pan­de­mie. Wenn sie so kurz vor dem Jah­res­wech­sel zurück­bli­cken: Was neh­men Sie als Fazit aus die­sem Jahr mit?
Ich habe das Jahr 2020 sehr bewe­gend erlebt; aus einer gan­zen Band­brei­te an Per­spek­ti­ven her­aus. Auf der einen Sei­te hat sich beruf­lich sehr viel getan, wodurch auch neue Türen auf­ge­gan­gen sind. Pri­vat bin ich zum drit­ten Mal Vater gewor­den – aus­ge­rech­net im Kri­sen­jahr mit nicht durch­ge­hend lau­fen­den Schu­len und Kin­der­gär­ten für die ande­ren bei­den Kin­der. Auf der ande­ren Sei­te war ich in die­sem Jahr sehr nahe an Exis­tenz­ängs­ten und Kri­sen dran, die enge Bekann­te von mir erlebt haben. Ganz zu schwei­gen von den Coro­na-Fäl­len bei Bekann­ten sowie im nähe­ren Umkreis, die mich beschäf­tigt haben. Es gab Erleb­nis­se, in denen sich Men­schen neue Berufs­be­rei­che suchen muss­ten, psy­chisch kol­la­biert sind und auch kör­per­lich nicht mehr konn­ten. Es gab aber auch die Gewin­ner. Wenn ich ein Fazit aus all die­sen Geschich­ten und Schick­sals­schlä­gen zie­hen müss­te, dann wäre das: „Sei krea­tiv! Nut­ze dein Kön­nen und ver­su­che, es im Sin­ne der neu­en Nach­fra­ge zu erwei­tern oder neu zu struk­tu­rie­ren.“ Das geht natür­lich nur in Berei­chen, die nicht von Auf­la­gen gebeu­telt wer­den. Mir ist all­ge­mein aber auf­ge­fal­len, dass gera­de auch vie­le Selbst­stän­di­ge Schwie­rig­kei­ten hat­ten, weil sie eben nicht bereit waren, umzu­den­ken.
Was war das Schlimms­te für Sie an die­sem Jahr?
Ich habe stets ver­sucht, die Hoff­nung nicht sin­ken zu las­sen. Ich habe in die­sem Jahr einen Kul­tur-Blog auf­ge­baut. Ich habe ein zwei­tes Pro­jekt begon­nen, bei dem ich Kul­tur­schaf­fen­de auf ein 30-Minu­ten Inter­view ein­la­de und deren Geschich­ten und Erleb­nis­se direkt in Bam­berg ein­fan­ge. Ich konn­te ein drit­tes Pro­jekt aus­bau­en, bei dem wir Pro­mi­nen­te nach deren Lebens­we­gen fra­gen und sie ohne deren Rol­le und Fas­sa­de inter­view­en. Gleich­zei­tig war 2020 mein ers­tes Jahr als Vor­stands­mit­glied im Bam­ber­ger Stadt­mar­ke­ting. In Gesprä­chen und in Work­shops war ich sehr nahe an den Aus­wir­kun­gen der bei­den Lock­downs auf unse­ren Ein­zel­han­del dran. Wenn ich höre, dass gestan­de­ne Unter­neh­men nicht mehr exis­tie­ren kön­nen, wenn ich von über 400 Insol­ven­zen in unse­rer Stadt erfah­re und per­sön­li­che Schick­sa­le anschaue, bei denen Men­schen fast ein Jahr lang von unse­rer Poli­tik hän­gen gelas­sen wer­den und daher nicht mehr ein und aus wis­sen, dann schwingt hier eine Mischung aus Gal­gen­hu­mor, Rat­lo­sig­keit und Ent­set­zen mit. Das Schlimms­te für mich war die­se Hilf­lo­sig­keit und die Ver­wir­rung, die durch die undurch­sich­ti­gen und sich wider­spre­chen­den Anga­ben ent­stan­den sind. Schlimm ist, was das nicht nur für wirt­schaft­li­che Fol­gen hin­ter­lässt, son­dern auch psy­chi­sche. Wenn lie­be­vol­le Men­schen schwer krank wer­den oder gar ster­ben, wenn die Anzahl an häus­li­cher Gewalt dra­ma­tisch wächst und die Schwan­ge­re ohne ihren Mann und mit Mund-Nasen-Schutz gebä­ren muss, dann ist das nicht die Welt, in der ich leben will. Zwar habe ich ver­sucht, mit mei­nen Pro­jek­ten ande­ren Men­schen Hoff­nung zu machen, doch irgend­wann war es genug, auf Schul­tern zu klop­fen. Ich habe deut­lich gespürt, wie den Men­schen der Atem aus­geht – und das mei­ne ich nicht auf­grund einer Covi­d19-Erkran­kung. Die Welt wird radi­ka­ler; Gewalt nimmt zu – wir sehen sie im Inter­net und Fern­se­hen.
Wenn Ihnen vor dem Lock­down im Früh­jahr gesagt wor­den wäre wie sich die Situa­ti­on zum Ende des Jah­res dar­stellt, wann und wie hät­ten Sie seit­dem anders gehan­delt als Sie es getan haben?
Ich habe in die­sem Jahr neue Pro­jek­te begon­nen, ich bin aber auch in neue Ver­ei­ne ein­ge­tre­ten. Wer mich kennt, weiß, dass ich Din­ge nur dann ange­he, wenn ich mich hier voll­auf ein­brin­gen kann. Ich habe ein schlech­tes Gewis­sen, dass ich die Ver­eins­freun­de in die­sem Jahr wegen einer dich­ten Auf­trags­la­ge und pri­va­ter Ver­än­de­run­gen nicht unter­stüt­zen konn­te. Eine Kri­se kann all­ge­mein auch eine Chan­ce sein – denn wenn es uns nicht gut geht, sind wir gezwun­gen, umzu­den­ken. Kri­sen kön­nen uns beflü­geln und inno­va­tiv machen. Deutsch­land ging es Jahr­zehn­te gut. Da gab es kaum Not­wen­dig­keit, neue Wege zu beschrei­ten. Ich selbst sehe 2020 für mich als gro­ße Chan­ce an. Zwar war es ein ins­ge­samt sehr stres­si­ges Jahr, das auch bei mir gera­de auch per­sön­lich Spu­ren hin­ter­las­sen hat in Bezug auf kör­per­li­che Stress­sym­pto­me, es war aber zugleich ein Jahr, das mich unheim­lich wei­ter­ge­bracht hat. Ich kann daher nicht sagen, dass ich im Rück­blick etwas anders machen wür­de.
Wenn Sie eine posi­ti­ve Sache aus die­sem Jahr her­aus­stel­len möch­ten, wel­che wäre das?
Sei es im Stadt­mar­ke­ting, oder auch als Mit­glied der Wirt­schafts­ju­nio­ren oder des Wirt­schafts­clubs: über­all gab es in die­sem Jahr Ent­wick­lung. In der Ver­an­stal­tungs­bran­che haben wir neue For­ma­te ent­wi­ckelt, wie die Hybrid-Ver­an­stal­tun­gen. Mit unse­ren Kul­tur-Pro­jek­ten haben wir Kon­zer­te, Unter­hal­tung, Web-TV und teils sogar Muse­ums­be­su­che auf ein ande­res Level geho­ben. Es gibt nun Online-Por­ta­le, die uns hel­fen, regio­nal ein­zu­kau­fen. Selbst der Han­del sieht Inter­net nicht mehr als Gefahr, son­dern auch als Chan­ce. Ser­vice­leis­tun­gen haben sich hier ange­passt, Online-Shops sind ent­stan­den und wir haben bei zahl­rei­chen Geschäf­ten die Mög­lich­keit, unter den Vor­zü­gen des Inter­nets gemüt­lich vom Sofa aus zu bestel­len und uns vom Geschäft vor Ort belie­fern zu las­sen. Unse­re Arbeit wur­de effi­zi­en­ter, Wege klei­ner und unnö­ti­ge Hür­den teils abge­baut. Die Digi­ta­li­sie­rung hat Ein­zug gefun­den – auch wenn hier immer noch immens viel zu tun ist. Obwohl wir uns phy­sisch von­ein­an­der ent­fernt haben, so gab es in der vir­tu­el­len Welt und im Sin­ne der Glo­ba­li­sie­rung einen deut­li­chen Ruck auf­ein­an­der zu.
Auch Weih­nach­ten wird für die meis­ten Men­schen anders statt­fin­den als in den Jah­ren zuvor. Wie ver­brin­gen Sie das Fest?
Vom Stadt­mar­ke­ting aus hat­ten wir es in dem Jahr schwer, unse­re Akti­on „Weih­nachts­be­leuch­tung“ vor­an zu brin­gen. Die Kos­ten konn­ten nicht wie üblich ver­teilt wer­den. Letzt­lich haben sich hier Spon­so­ren gefun­den. Unse­re Bemü­hun­gen, einen Brü­cken-Weih­nachts­markt zu eta­blie­ren, ver­lie­fen sich eben­falls. Oft, indem Coro­na ein­fach als Argu­ment, nicht aber als Grund vor­ge­bracht wur­de. Hier­bei ist mir früh­zei­tig auf­ge­fal­len, dass Weih­nach­ten als Erleb­nis schwie­rig wird. In Kom­bi­na­ti­on mit Ein­zel­schick­sa­len im Bekann­ten­kreis, bei denen Men­schen insol­vent gewor­den oder gar ver­stor­ben sind, den­ke ich mir nun mit einem wei­nen­den Auge, dass es in 2020 nicht für jeden einen Weih­nachts­baum geben wird. Auf der einen Sei­te ist das trau­rig, auf der ande­ren Sei­te wird Weih­nach­ten nun zu etwas mehr Spi­ri­tu­el­lem und rückt damit wie­der ein wenig mehr zum Ursprung zurück. Dadurch, dass wir unse­re Fami­li­en nicht so sehen kön­nen, wie wir es ger­ne täten, kön­nen wir uns zugleich dar­auf besin­nen, um was es an Weih­nach­ten eigent­lich wirk­lich geht. Der Mensch sieht erst im Man­gel, was ihm wirk­lich etwas bedeu­tet. Wir kön­nen einen Moment inne­hal­ten. Ich selbst wer­de am 24.12. mei­ne Türen schlie­ßen. Wir wer­den daheim Spie­le machen und eine Mut­mach-Dusche. Dabei set­zen sich mei­ne Frau und ich mit unse­ren Kin­dern zusam­men und sagen dem ande­ren jeweils, was wir an ihm /​ihr beson­ders schät­zen. Dann wer­den wir über Fern­se­hen den Got­tes­dienst ver­fol­gen und uns danach beschen­ken. Dazwi­schen wird es ver­schie­de­ne Spei­sen geben. Wie wir die bei­den Weih­nachts­fei­er­ta­ge nach dem Hei­lig­abend ver­brin­gen, steht lei­der immer noch nicht fest.
Auf­grund der Erfah­run­gen in die­sem Jahr: Wie ver­än­dert sich der pri­va­te Arno Schim­mel­p­fen­nig und wie sei­ne Arbeits­wei­se für die Zukunft?
Ich bin seit 10 Jah­ren selbst­stän­dig. Ich habe ein Büro, fah­re ein Auto und habe eine Frau sowie drei Kin­der. Trotz­dem hat­te ich stän­dig Ängs­te, dass ich uns als Allein­ver­die­nen­der nicht ernäh­ren kann. 2020 hat mir gezeigt, dass ich Kri­sen bewäl­ti­gen kann, wenn ich den Mut nicht sin­ken las­se. Ich den­ke, ich wer­de aus der Kri­se selbst­be­wuss­ter her­vor­ge­hen und eher Gren­zen zie­hen, wenn etwas nicht zu mir pas­sen will. Beruf­lich habe ich es in die­sem Jahr gemerkt, dass ich mich mehr auf mich selbst kon­zen­trie­ren will. Ich bin Dienst­leis­ter und hel­fe mei­nen Kun­den dabei, ihre Zie­le zu errei­chen. Ich habe aber auch gemerkt, dass es Men­schen gibt, die einem dabei hel­fen, Mut­mach-Pro­jek­te auf­zu­bau­en und auch zu finan­zie­ren. Inso­fern möch­te ich ger­ne mei­nen eige­nen Ideen mehr Platz geben, krea­ti­ver arbei­ten und in regel­mä­ßi­gen Abstän­den eige­ne Pro­jek­te rea­li­sie­ren. Ich habe gemerkt, dass ich ein akti­ves und gro­ßes Netz­werk habe, in dem Arbeit Spaß macht und in dem ich etwas errei­chen kann. Die­ses Netz­werk will ich inten­si­vie­ren.
Was berei­tet Ihnen Sor­gen im Hin­blick auf das neue Jahr?
Der Start ins neue Jahr dürf­te hart wer­den. Ich hal­te es für gut mög­lich, dass der Lock­down erwei­tert wird. Ich schie­ße wei­te­re Maß­nah­men nicht aus. Mei­ne Sor­ge ist, dass es noch viel mehr Insol­ven­zen geben wird und die Zahl­kraft vie­ler Unter­neh­men gering ist. Ich befürch­te, dass weni­ger Geld im Umlauf sein wird, was dazu füh­ren wird, dass es zu einer wirt­schaft­li­chen Regres­si­on kommt – gera­de im Bereich der Wer­bung. Wer­bung schal­ten soll­te man, wenn es einem weni­ger gut geht – also jetzt. Doch die Exis­tenz­angst lähmt und macht unsi­cher. Da haben es Anbie­ter aus mei­nem Bereich der­zeit schwie­rig.
Wel­che Wün­sche haben Sie für das neue Jahr?
Ich wün­sche den Men­schen Gesund­heit. Ich wün­sche ihnen, dass sie den Mut nicht sin­ken las­sen. Wenn wir offen sind für Neu­es und kei­ne Angst davor haben, Neu­es zu wagen, kön­nen wir Kri­sen leich­ter bewäl­ti­gen. Ich wün­sche den Men­schen, dass sie den Blick nach vor­ne nicht ver­lie­ren. Mögen wir uns auf der ande­ren Sei­te fin­den und gemein­sam Hand in Hand nach vor­ne gehen, anstatt mit dem Blick in ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tun­gen.
Was macht Ihnen Mut für das neue Jahr?
2020 lief für mich wirk­lich gut. Das ist dem Umstand geschul­det, dass ich zwei­glei­sig unter­wegs bin und zum Glück nicht vom Film allei­ne leben muss­te. Vie­le Unter­neh­men haben sich digi­ta­li­siert und dabei auf mei­ne Bera­tung und Leis­tung gebaut. Trotz­dem bin ich gera­de an einem Punkt, an dem ich den zwei­ten Lock­down ein­schnei­dend emp­fin­de. Es gibt zu vie­le Kol­le­gen, denen es nach dem 1. Lock­down nicht mehr gut ging, die nicht wuss­ten, wie sie ihre Ver­si­che­rung zah­len sol­len. Jetzt im 2. Lock­down geht es nicht mehr um die Bezah­lung von Mie­te und Ver­si­che­rung, son­dern um die Exis­tenz und die Fähig­keit, ihre Fami­lie ernäh­ren zu kön­nen. Das zieht mich her­un­ter. Es ist schwie­rig, in die­sen Zeit mit Mut ins neue Jahr zu star­ten. Ich glau­be, es ist ein gewis­ser Gal­gen­hu­mor, den ich mir mit mei­nen Weg­be­glei­tern tei­len kann. Es ist die Gemein­schaft von Men­schen, die so den­ken wie ich; mit denen ich mich aus­tau­schen kann. Es sind mei­ne Pro­jek­te, die ich mit neu­en Freun­den wei­ter­füh­ren und aus­bau­en wer­de. Es ist sogar ein wenig die Unge­wiss­heit, was 2021 brin­gen wird. Denn das beflü­gelt mich. Mit einem stark zwin­kern­den Auge wür­de ich viel­leicht sagen: Mit Beginn 2021 hört der Virus auf, da er an 2020 gebun­den ist. Und wenn das nicht klappt, gibt es ja immer noch die Impfung. 

Start in die sechs­te Runde

Auch 2021 wird es wie­der ein Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val geben

Mit der beson­de­ren Situa­ti­on, die durch die COVID-19-Pan­de­mie ent­stan­den ist, gin­gen vie­le Ver­an­stal­tungs­ab­sa­gen und Ver­schie­bun­gen ein­her. Den­noch bli­cken die Ver­an­stal­ter des Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­vals opti­mis­tisch in die Zukunft und freu­en sich auf das BamLit2021, wel­ches im kom­men­den Jahr nicht wie gewohnt im Febru­ar, son­dern im April und Mai statt­fin­den wird.

„Wir ver­le­gen das Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­val im kom­men­den Jahr ins Früh­jahr und hof­fen wei­ter­hin, dass sich die Lage bis dahin lang­sam nor­ma­li­siert hat. Wir pla­nen selbst­ver­ständ­lich mit der Abstands­va­ri­an­te und einem eigens für die Ver­an­stal­tungs­or­te aus­ge­ar­bei­te­ten Hygie­ne­kon­zept“, erklärt Wolf­gang Heyder.

Im Rah­men des 6 . Bam­ber­ger Lite­ra­tur­fes­ti­vals wer­den vom 20. April bis 15. Mai kom­men­den Jah­res 26 Lesun­gen in Stadt und Land­kreis Bam­berg statt­fin­den. Außer­dem wer­den kos­ten­lo­se Kin­der­le­sun­gen angeboten.

Nach­dem in die­sem Jahr für die Orga­ni­sa­ti­on der Ver­an­stal­tun­gen beson­ders viel Fin­ger­spit­zen­ge­fühl und Fle­xi­bi­li­tät gefragt war, zei­gen sich die Ver­ant­wort­li­chen stolz, dass ihre Bemü­hun­gen belohnt wur­den und sie das Pro­gramm auch für 2021 erneut mit erst­klas­si­gen Autorin­nen und Autoren fül­len konn­ten. Neben bekann­ten Grö­ßen wie Michel Fried­man, Dani­el Kehl­mann, Mark Benecke oder Sven Rege­ner wer­den auch die Bam­ber­ger Urge­stei­ne Paul Maar und die Schirm­her­ren Tan­ja Kin­kel und Nev­fel Cum­art erneut mit dabei sein. Eine beson­de­re Lesung wird auch der lokal bekann­te Haus­herr von Schloss Eyrichs­hof, Debüt­au­tor Her­mann von Roten­han, halten.

Paul Maar wird unter ande­rem aus „Wie alles kam – Roman mei­ner Kind­heit” lesen, Foto: Hel­mut Ölschlegel

„Bücher und Autoren sind systemrelevant“

Auch die Betei­lig­ten blei­ben opti­mis­tisch: „Anstren­gen­de Zei­ten und gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen lie­gen hin­ter uns. Auch die nächs­ten Mona­te wer­den eine Zeit des Rück­zugs, sozia­le Kon­tak­te müs­sen ein­ge­schränkt wer­den, um uns und unse­re Lie­ben zu schüt­zen. Gera­de jetzt sind uns Bücher eine Zuflucht und See­len­fut­ter. Ich fin­de es gran­di­os, dass das Bam­Lit auch 2021 statt­fin­den kann und freue mich wie­der unglaub­lich auf tol­le Begeg­nun­gen und dar­auf, „mei­ne“ Autorin­nen und Autoren live erle­ben zu kön­nen! Lite­ra­tur muss gelebt wer­den und Bam­Lit ist für mich eine wun­der­ba­re Gele­gen­heit, mei­ne Lie­be zum Buch mit ande­ren Men­schen zu tei­len“, so Asli Hein­zel, die unter ande­rem für die Autoren­be­treu­ung zustän­dig ist.

Schirm­her­rin Tan­ja Kin­kel ist sich sicher: „Bücher und Autoren sind sys­tem­re­le­vant. Mit dem Bam­Lit 2021 fei­ern wir bei­de! Autoren zum Bam­Lit ein­zu­la­den, das bedeu­tet, sich selbst zu beschen­ken. Jeder Tag die­ses Fes­ti­vals ist wie Weih­nach­ten und Ostern zusammen.“

Und wer sich recht­zei­tig vor Weih­nach­ten Tickets sichern möch­te – die­se gibt es ab dem mor­gi­gen Sams­tag um 9 Uhr an allen bekann­ten Vor­ver­kaufs­stel­len, in allen gän­gi­gen Vor­ver­kaufs­sys­te­men, tele­fo­nisch unter der Hot­line 0951 – 23837 oder unter http://www.kartenkiosk-bamberg.de

Der Blick auf die ver­gan­ge­nen Jah­re zeigt, man soll­te schnell damit sein, sich „sei­ne” Lesun­gen aus­zu­su­chen. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Pro­gramm sind zu fin­den unter http://www.bamlit.de

Sys­tem­re­le­vanz der Kultur

„Für vie­le Frei­be­ruf­li­che ist die Coro­na-Pan­de­mie zur Exis­tenz­fra­ge geworden“

Mar­ti­na Hüm­mer ist Sopra­nis­tin mit klas­si­schem Reper­toire und Gesangs­päd­ago­gin an der Kreis­mu­sik­schu­le Bam­berg. Wie so vie­le ande­re Kul­tur­schaf­fen­de auch, hadert sie mit den erneu­ten har­ten Beschrän­kun­gen, die dem Kul­tur­be­trieb im Zuge des zwei­ten Lock­downs auf­er­legt wur­den. Wir haben mit ihr über die Sys­tem­re­le­vanz der Kul­tur, den Zustand der Bam­ber­ger kul­tu­rel­len Sze­ne und die jüngs­ten kul­tur­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen des Rat­hau­ses gesprochen.
Frau Hüm­mer, war­um ist Kul­tur systemrelevant?

Mar­ti­na Hüm­mer: Wir brau­chen Kul­tur. Sie ist für Men­schen unver­zicht­bar, beglei­tet uns von Kin­des­bei­nen an, prägt, formt, erfreut, trös­tet und bil­det uns. Sie macht unser Mensch­sein aus.
Richard von Weiz­sä­cker sag­te: „Kul­tur ist kein Luxus, den wir uns ent­we­der leis­ten oder nach Belie­ben auch strei­chen kön­nen, son­dern der geis­ti­ge Boden, der unse­re inne­re Über­le­bens­fä­hig­keit sichert.“ Dem stim­me ich abso­lut zu, denn Kul­tur ist exis­ten­ti­el­ler Bestand­teil unse­rer Gesell­schaft, weil sie von Men­schen für Men­schen geschaf­fen wird. Wir wis­sen in der aktu­el­len Zeit der Coro­na-Pan­de­mie nicht, wann wir wie­der arbei­ten dür­fen, aber ich bewah­re mir den­noch ein posi­ti­ves Den­ken, über­zeugt davon, dass Musik und Kunst wesent­li­che Ret­tungs­an­ker sind.

Systemrelevanz der Kultur
Mar­ti­na Hüm­mer, Foto: Privat
Die Beschlüs­se des aktu­el­len Lock­downs sehen unter ande­rem vor, frei­en Kul­tur­schaf­fen­den 75 Pro­zent ihres Ein­kom­mens aus dem Novem­ber 2019 oder 75 Pro­zent des durch­schnitt­li­chen Ein­kom­mens von 2019 zu erstat­ten. Was hal­ten Sie davon?

Mar­ti­na Hüm­mer: Das wäre ein guter Anfang, um vie­len frei­be­ruf­li­chen Künstler*innen vor Exis­tenz­not zu helfen.

Wel­che Bot­schaft sen­det die erneu­te Still­le­gung des Kul­tur­be­triebs trotz all der Bemü­hun­gen der zurück­lie­gen­den Mona­te, wie dem Aus­ar­bei­ten von Hygie­ne­kon­zep­ten, um zumin­dest einen redu­zier­ten Betrieb auf­recht­erhal­ten zu kön­nen, und den rela­tiv gerin­gen Infek­ti­ons­zah­len im kul­tu­rel­len Bereich, an die Kul­tur aus?

Mar­ti­na Hüm­mer: Es ist nun ein­mal so, dass in Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen wie Kon­zer­ten, vie­le Men­schen zusam­men kom­men. Trotz all der guten Kon­zep­te, basie­rend auf den seit lan­ger Zeit kon­ti­nu­ier­lich pro­pa­gier­ten Maß­nah­men explo­die­ren die Infek­ti­ons­zah­len, fül­len sich die Inten­siv­bet­ten, kapi­tu­lie­ren die Gesund­heits­äm­ter und erschwe­ren die der­zeit ein­zi­ge Mög­lich­keit der Pan­de­mie­be­kämp­fung, der Kon­takt­nach­ver­fol­gung, oder machen die­se schlicht zuneh­mend unmög­lich. Das der­zeit kaum mehr kon­trol­lier­ba­re Infek­ti­ons­ge­sche­hen ver­wehrt eine kla­re Sepa­rie­rung ein­deu­tig zuzu­wei­sen­der Verbreitungsorte.

Zudem dür­fen in die­sem Kon­text auch die Anfahrts‑, Gar­de­ro­ben- und Pau­sen­mo­men­te nicht außer Acht gelas­sen wer­den, wo die gut­ge­mein­ten Kon­zept­kri­te­ri­en schnell mal zumin­dest teil­wei­se in Ver­ges­sen­heit gera­ten, um sich dann nach der Pau­se wie­der unter Beach­tung von Abstand und der­glei­chen in den Kon­zert­sä­len ein­zu­fin­den. Lei­der habe ich selbst vie­ler­orts sol­che Beob­ach­tun­gen in Opern, Kon­zert­sä­len und Kir­chen gemacht. Die Poli­tik tut hof­fent­lich das Rich­ti­ge. Ich stau­ne, wie vie­le Leu­te sich Urtei­le anma­ßen, obwohl sie die Zusam­men­hän­ge nicht ken­nen oder je nach Kon­text ein­fach mal ausblenden.

Die Haus­halts­pla­nun­gen der Stadt Bam­berg sehen eine Kür­zung der Finanz­mit­tel für die freie Kul­tur­sze­ne um 25 Pro­zent vor. Hät­ten Sie, auch im Ange­sicht von 40 Mil­lio­nen Euro städ­ti­scher Schul­den und Auf­la­gen der Regie­rung von Ober­fran­ken zum Schul­den­ab­bau, Ver­ständ­nis für die­se Entscheidung?

Mar­ti­na Hüm­mer: Ich fin­de, gera­de für Bam­berg als Kul­tur­stadt soll­ten Kunst und Musik wesent­lich sein. Jedes Thea­ter oder Kon­zert­er­eig­nis ist ein kul­tu­rel­ler Raum des Erle­bens, der Ori­en­tie­rung und Erken­nens der Welt aus neu­en Per­spek­ti­ven, den wir heu­te mehr denn sonst brau­chen. Die Wei­ter­ga­be des Kön­nens und Wis­sen die­ses imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes gestal­tet unse­re Zukunft mit. Künstler*innen sind leben­di­ge Kul­tur­ak­teu­rin­nen und ‑akteu­re in ihrer Regi­on und tra­gen damit nicht nur wesent­lich zur loka­len und regio­na­len Iden­ti­täts­bil­dung bei, son­dern sind eine Kraft­quel­le der Inte­gra­ti­on. Ich glau­be nicht, dass man mit Kür­zun­gen im Kul­tur­be­reich einen Haus­halt sanie­ren kann. Kul­tur ist nicht nur ein Stand­ort­fak­tor, son­dern Aus­druck von Iden­ti­tät. Dar­an wer­den wir gemes­sen. Unse­re ein­zig­ar­ti­ge Kul­tur­land­schaft even­tu­el­len Ein­spa­run­gen zu opfern, wäre ein zwei­ter, unbe­dingt zu ver­mei­den­der Sieg des Virus.

Kön­nen Sie ein­schät­zen, in wel­chem wirt­schaft­li­chen Zustand sich die Bam­ber­ger kul­tu­rel­le Sze­ne befin­det? Und herrscht noch Opti­mis­mus, irgend­wann wie­der wie vor der Pan­de­mie arbei­ten und wirt­schaf­ten zu kön­nen, oder hat sich bereits Resi­gna­ti­on eingestellt?

Mar­ti­na Hüm­mer: Für vie­le frei­be­ruf­li­che Künstler*innen und frei­en Kul­tur­ein­rich­tun­gen sind die Fol­gen der Coro­na-Pan­de­mie zur Exis­tenz­fra­ge gewor­den. Auch für Laienmusiker*innen und Ensem­bles wird die Kri­se eine gro­ße Her­aus­for­de­rung sein. Kul­tur kann Leben ver­än­dern. Ich bin vol­ler Hoff­nung und es besteht seit März bei mir unein­ge­schränk­ter Opti­mis­mus, gestärkt durch die­se Kri­se zu kom­men und wie­der wie zuvor arbei­ten zu können.

Eine posi­ti­ve Lebens­ein­stel­lung ist für mich als Künst­le­rin und auch als Päd­ago­gin sehr wich­tig, denn, um den hei­li­gen Augus­ti­nus zu zitie­ren, in mir muss bren­nen, was ich in ande­ren ent­zün­den möch­te. Die­ses Feu­er dür­fen wir nicht aus­ge­hen las­sen, son­dern müs­sen über­le­gen, wie wir Men­schen, Lie­der und Orte mit­ein­an­der ver­bin­den. Ich bin sehr froh, dass ich an der Kreis­mu­sik­schu­le Bam­berg unter­rich­te und füh­le mich von der Lei­tung sehr gut durch die­se Kri­se geführt. Mit gro­ßem Enga­ge­ment, enor­men Kraft­auf­wand aller ist es uns bis jetzt gelun­gen, gut durch die­se Zeit zu kom­men und hat uns gezeigt, dass wir als Musi­ker ein gro­ßes Poten­ti­al an krea­ti­ven Wegen suchen, um unse­ren wun­der­ba­ren Beruf aus­üben zu kön­nen und unse­re Schüler*innen für Musik zu begeis­tern. Die­ses Ver­trau­en wün­sche ich allen der Kul­tur­bran­che Bamberg.

Wie glau­ben Sie, wird die Sze­ne aus dem Lock­down hervorgehen?

Mar­ti­na Hüm­mer: Vie­le mei­ner frei­schaf­fen­den Kolleg*innen ste­hen vor exis­ten­ti­el­len Schwie­rig­kei­ten. Ich bin mir aber sicher, dass Kunst und Kul­tur immer über­le­ben wer­den. Wie das für den ein­zel­nen Künstler*innen aus­sieht, ist schwer zu beant­wor­ten. Man muss eben sehr krea­ti­ve Wege fin­den und in sol­chen Zei­ten auch fle­xi­bel sein. Für gro­ße Opern­häu­ser oder Sym­pho­nie­or­ches­ter wird es sicher leich­ter sein, als für frei­be­ruf­li­che Musiker*innen. Kri­sen kön­nen auch immer Anlass zu Ent­wick­lung und Chan­ce auf Wachs­tum sein. Die Pan­de­mie for­dert von uns, neue und krea­ti­ve Wege und Lösun­gen zu suchen. Kul­tur ist ein wesent­li­cher Bestand­teil unse­res Lebens. Kon­zer­te und kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen wer­den auch wei­ter­hin die Men­schen erfreu­en. Viel­leicht wird Live-Musik dann noch mehr geschätzt als vorher.

Mit wel­chen Gefüh­len haben Sie die Nach­richt eines zwei­ten Lock­downs zur Kennt­nis genommen?

Mar­ti­na Hüm­mer: Als Künst­le­rin reflek­tie­re ich die­se Zeit und die Aus­wir­kung auf unser aller Leben sehr ein­ge­hend. Kein Tag ver­geht, an dem es nicht irgend­wo eine Men­schen­ket­te oder einen Auf­ruf zur Ret­tung der Kul­tur gibt. Man­che üben dif­fe­ren­zier­te Kri­tik an den Maß­nah­men der Bun­des- und Staats­re­gie­rung oder sehen sich zu Unrecht in ihrer Berufs­aus­übung beschränkt. Ande­re sehen die Rol­le der Kul­tur in der Gesell­schaft grund­sätz­lich gefähr­det oder wün­schen sich gerech­te­re Ver­tei­lung von Gel­dern. Der zwei­te Lock­down war zu erwar­ten und ich hät­te ihn ange­sichts der stei­gen­den Zah­len schon frü­her ver­mu­tet. Was für den Einen „Lock­down light“ ist, bedeu­tet für uns Musiker*innen immer noch Berufs­ver­bot. Das Kul­tur­le­ben befin­det sich wie­der in einer Zwangs­pau­se und steht still. Ein klei­nes Virus zeigt uns, dass wir die Welt nicht so unter Kon­trol­le haben, wie wir das ger­ne hät­ten oder oft auch von uns erwar­tet wird.

Ich ver­pflich­te mich als Künst­le­rin aber auch zu einer gewis­sen Ver­ant­wor­tung und Vor­bild­funk­ti­on. Wir müs­sen ler­nen, unser eige­nes Ver­hal­ten vor uns selbst und unse­rem Gewis­sen zu recht­fer­ti­gen. Und gera­de als Künstler*in soll­te man Mensch­lich­keit und Moral in sich tra­gen, sonst hat man auf der Büh­ne nichts zu sagen. Ich begrei­fe Kul­tur als zutiefst huma­nis­ti­sche, den Men­schen die­nen­de Ver­pflich­tung, um Lud­wig van Beet­ho­ven zu zitie­ren, und ich sehe es gera­de jetzt als Pflicht an, das Wohl und die Gesund­heit der Men­schen in die­sem Land als höchs­te Prio­ri­tät zu begrei­fen. Men­schen, die jetzt ihre eige­nen Inter­es­sen und Ego­is­men zurück­set­zen, kol­le­gi­al und soli­da­risch gemäß der nöti­gen Vor­ga­ben unter Beach­tung von Vor­sicht und Nächs­ten­lie­be die Wür­de eines jeden Men­schen­le­ben ach­ten und mit ihrem Ver­hal­ten Leben ret­ten, sind für mich die Hel­den die­ser Zeit.

Wie wirkt sich der Lock­down auf Ihre Arbeit als Gesangs­leh­re­rin und Künst­le­rin aus?

Mar­ti­na Hüm­mer: Dass aus­ge­rech­net das Sin­gen als ältes­te, am längs­ten prak­ti­zier­te und natür­lichs­te künst­le­ri­sche Äuße­rung durch die Coro­na­kri­se zur – bis­wei­len sogar töd­li­chen – Gefahr wird, ist eine grau­sa­me geschicht­li­che Poin­te, an der wir alle im Moment schwer zu tra­gen haben. Es ist sehr trau­rig, dass ich mei­ner Beru­fung der­zeit nicht nach­ge­hen kann und alle mei­ne Kon­zer­te, Opern­auf­füh­run­gen und Lie­der­aben­de bis auf wei­te­res abge­sagt wur­den. Doch jetzt zu pro­tes­tie­ren, wo es mit weni­gen Aus­nah­men abso­lut allen Men­schen in Deutsch­land sehr schlecht geht, ist das wirk­lich sinn­voll? Für uns Berufssänger*innen sind die Per­spek­ti­ven der­zeit lei­der schlecht, denn die Infek­ti­ons­ge­fähr­dung wäh­rend des Sin­gens durch Aero­so­le wird von Fach­leu­ten als sehr hoch eingeschätzt.

Als Mit­glied im Bun­des­ver­band Deut­scher Gesangs­päd­ago­gen bin ich mit vie­len Kollegen*innen über aktu­el­le Stu­di­en im Aus­tausch und infor­miert, wann und wie wir unse­ren Beruf wie­der aus­üben kön­nen. Als Sän­ge­rin ist man es gewöhnt, mit sich und sei­nem Instru­ment, dem eige­nen Kör­per, zu arbei­ten, aber natür­lich fehlt die Büh­ne, denn als Künst­ler muss man sich künst­le­risch aus­drü­cken, um sich leben­dig zu spü­ren. Wir alle brau­chen die rea­le Inter­ak­ti­on mit Men­schen. Dabei mei­ne ich aber kei­ne Event­kul­tur, son­dern eine Rück­kehr zum tie­fen, ursprüng­li­chen und ele­men­ta­ren Ver­ständ­nis von Kunst.

Sie geben der­zeit Gesangs­un­ter­richt online. In wel­cher Hin­sicht kann die­ses Online­an­ge­bot Prä­senz-Gesangs­un­ter­richt nicht ersetzen?

Mar­ti­na Hüm­mer: Ich betreue mei­ne Schüler*innen via Video-Chat, der jedoch den übli­chen Prä­senz­un­ter­richt in kei­ner Wei­se erset­zen kann. Es freut mich jedoch troz­dem ein wenig Gutes sowie posi­ti­ve Ener­gie an wei­ter­ge­ben zu kön­nen. Es war nicht ein­fach, plötz­lich onli­ner zu unter­rich­ten, und es brauch­te Zeit, dafür Wege zu fin­den, um die Begeg­nung mit den
Schüler*innen leben­dig und eben auf mei­ne Wei­se sinn­stif­tend zu gestal­ten. Ich habe aus dem Online-Unter­richt aber durch­aus Posi­ti­ves gewon­nen. Die Schüler*innen reflek­tier­ten ihre eige­ne inne­re Ein­stel­lung beim Üben, die Schu­lung der Kör­per­wahr­neh­mung, all­ge­mei­ne Hin­ter­grün­de zum The­ma Ler­nen – die­se Inhal­te und auch die Tat­sa­che, dass man die Auf­ga­ben machen konn­te, wann man woll­te und sich dann dar­über aus­tauscht, haben defi­ni­tiv einen Mehr­wert für das Sin­gen und das sän­ge­ri­sche Selbstbewusstsein.

Trotz der guten Sei­ten des Online-Unter­richts ist Gesangs­un­ter­richt natür­lich eine ganz­heit­li­che Sache. Es ist bes­ser, die Schüler*innen live zu spü­ren. Im Mit­tel­punkt mei­ner Arbeit als Künst­le­rin und Päd­ago­gin steht der sin­gen­de Mensch, in dem ich ein Höchst­maß an Authen­ti­zi­tät und Aus­druck ent­zün­den möch­te, was jedoch auf­grund feh­len­der Ein­schät­zung und Beur­tei­lung von Klang sowie mus­ku­lä­rer Abläu­fe auf sozia­ler Distanz nicht so ein­fach ist, es kos­tet mehr Kraft. Jedoch kön­nen und soll­ten wir drin­gend die Mög­lich­kei­ten sehen und nicht nur die Gren­zen. Dann kann Über­ra­schen­des und Berei­chern­des geschehen.

Wel­chen Stel­len­wert hat Musik in Ihrem Leben?

Mar­ti­na Hüm­mer: Als Sän­ge­rin ist es mein Beruf, mich mit Din­gen zu befas­sen, die über das hin­aus­ge­hen, was käuf­lich ist. Es ist mei­ne Auf­ga­be, die mensch­li­chen Bedürf­nis­se auf­zu­de­cken, die unter der Ober­flä­che lie­gen. Dafür ist Kunst da. Wir Künstler*innen öff­nen Räu­me, die ande­re Men­schen allei­ne meist gar nicht sehen oder zumin­dest nicht allein betre­ten kön­nen. Sowohl Kon­zert­be­su­chern als auch den­je­ni­gen, mit denen wir musik­päd­ago­gisch arbei­ten, ermög­li­chen wir, mit deren eige­nen inne­ren Wel­ten in Berüh­rung zu kom­men. Wir Musiker*innen haben da einen unglaub­lich kost­ba­ren Schatz. Wir tra­gen die Musik im Her­zen. Mei­ne Arbeit ist in die­ser Hin­sicht kein Job, son­dern ein Grund­be­dürf­nis, mein Leben.

Ich wün­sche mir, die Welt wie­der mit Gesang zu besee­len und zu berei­chern sowie Men­schen Hoff­nung, Trost und Lie­be durch die Musik zu schen­ken. Beson­ders Gesang macht die direk­te Ver­stän­di­gung der Men­schen und Her­zen auf ästhe­ti­scher Ebe­ne mög­lich, unab­hän­gig von Her­kunft, Reli­gi­on oder Haut­far­be, und kann in Kon­flikt­si­tua­tio­nen Brü­cken bau­en, wo die Spra­che an ihre Gren­zen stößt. So ist Musik nicht nur eine musi­ka­li­sche, son­dern auch eine hoch­so­zia­le Tätig­keit, iden­ti­täts­stif­tend und gemein­schafts­bil­dend. Musik ist eine Form des mensch­li­chen Mit­ein­an­ders und geht in ihrer Wahr­haf­tig­keit in unse­re Her­zen – das, was uns Men­schen aus­macht, die­se unse­re gemein­sa­me Spra­che der Menschheit.

Buch­re­zen­si­on

Mar­kus Orths: Pick­nick im Dunkeln

Die Hand­lung des neu­en Romans von Mar­kus Orths, der schon die Bam­ber­ger Poe­tik-Pro­fes­sur inne­hat­te, spielt kom­plett im Dun­keln, was an sich schon ein­mal ein Novum sein dürf­te. Doch damit nicht genug. Der Autor lässt zwei Per­so­nen auf­ein­an­der los, die in der Rea­li­tät gut 700 Jah­re, und eine kom­plett ver­schie­de­ne Welt­an­schau­ung, trenn­te, den Komi­ker Stan Lau­rel und den Phi­lo­so­phen Tho­mas von Aquin. Die bei­den fin­den sich in einem dunk­len Gang wie­der, ohne zu wis­sen wie sie dort hin­ge­kom­men sind. Die bei­den unter­schied­li­chen Cha­rak­te­re sind froh, nicht allein im Dun­keln zu sit­zen und machen sich auf die Suche nach einer Erklä­rung und dem Sinn. Orths gelingt es gran­di­os, zwei unter­schied­li­che Denk­wei­sen auf­ein­an­der pral­len zu las­sen und die gegen­sei­ti­ge Beein­flus­sung der bei­den Prot­ago­nis­ten zu skiz­zie­ren. Ein phi­lo­so­phi­scher, intel­li­gen­ter Roman in einem durch­dach­ten Set­ting. Sehr zu empfehlen.