Gestern hat der Bamberger Stadtrat beschlossen, den Schlachthof zu schließen. Wirtschaftlich sei er untragbar geworden. Etwa 170 Mitarbeitende verlieren ihre Arbeitsstelle.
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Polizei auf zwei Rädern
Pilotprojekt: Polizeifahrradstreifen starten in Bamberg
Seit fünf Jahren setzt sich Christian Hader von den Grünen für eine Polizeifahrradstaffel in Bamberg ein, denn die praktisch gelebte Fahrradperspektive fehlte bei den Ordnungshüter*innen bislang fast völlig. Nun ist es soweit. Ab sofort gibt es in Bamberg immerhin regelmäßig Polizeifahrradstreifen, bei denen zwei Beamt*innen auf dem Dienstfahrrad unterwegs sind – mit neu angeschafften Pedelecs und neuer Uniform.
Die Polizeiinspektion Bamberg-Stadt nimmt neben den Operativen Ergänzungsdiensten Bayreuth (OED) an einem bayerischen Pilotprojekt teil, das ein Jahr dauern soll. Danach werden Polizeieinsätze möglicherweise auch auf andere bayerische Städte ausgedehnt.
Grüner Erfolg nach fünf Jahren hartnäckigem Bohren
Dass Bamberg Vorreiter ist, kann man gut und gerne als grünen Erfolg bezeichnen. Denn bereits 2017 hatten die Bamberger Grünen, unterstützt durch die grüne Landtagsfraktion, ausführliche Korrespondenz sowohl mit dem Verkehrsministerium als auch mit der Polizei vor Ort und machten wiederholt Druck. Auch im erfolgreichen „Radentscheid Bamberg“ war der Polizeieinsatz auf zwei Rädern eine wichtige Forderung gewesen. „Wir freuen uns sehr, dass unser Wunsch umgesetzt wird und die Bamberger Polizei nun auch aufs Rad setzt“, sagt Christian Hader, mobilitätspolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion Grünes Bamberg. „Dies wird ein wichtiger Beitrag zum Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen sein.“
Die Polizeistreifen sollen auch, aber nicht nur der Überwachung des Radverkehrs dienen. Im Hinblick auf die Präventionsarbeit zur Thematik Fahrrad verspreche sich die Polizei neue Anknüpfpunkte und einen offenen Austausch mit den Bürger*innen, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei Oberfranken. Dabei liege der Fokus nicht nur auf den Radfahrenden, sondern auch auf anderen Verkehrsteilnehmenden mit Autos oder Lastwagen, die beispielsweise auf Radwegen halten oder parken. Und auch generell bei der Kriminalitätsverfolgung erhofft man sich von der radelnden Polizei Vorteile, denn: „Im innerstädtischen Raum und bei starkem Verkehrsaufkommen oder stockendem Verkehr sind die Beamten dadurch mobiler und schneller als im Streifenwagen.“
Grüne Visionen für die Bamberger City
Grüne Anträge wollen Innenstadt über reinen Konsum hinaus denken und mit E‑Commerce stärken
Bei der für Ende April anberaumten Sondersitzung des Stadtrats zum Wirtschaftsstandort Bamberg soll ein besonderer Fokus auf die Bamberger Innenstadt gelegt werden. Hierzu wurden von der Stadtratsfraktion Grünes Bamberg entsprechende Anträge eingebracht.
Besonders für die Zeit nach der Corona-Krise rechnet der wirtschaftspolitische Grünen-Sprecher Wolfgang Grader mit nachhaltigen Veränderungen für die Bamberger City, „die wir nicht einfach so geschehen lassen dürfen, sondern aktiv gestalten und begleiten müssen.“ Er will eine Task Force einsetzen, die alle relevanten Akteur*innen an einen Tisch bringt, dazu entsprechende Beauftragte in der Verwaltung und aus den Reihen der Stadtratsfraktionen.
Graders Vision ist auf lange Sicht angelegt und will Einzelhandel und Gastronomie nachhaltig unterstützen, aber er will auch darüber hinaus denken: „Es geht in der Innenstadt der Zukunft nicht nur um Konsum, sondern ebenso um Kommunikation, Kultur, Kulinarik, Komfort und Kreativität.“
Das Herz der Stadt und des Weltkulturerbes soll nach dem Willen von Stadträtin Vera Mamerow, Grüne Sprecherin für Weltkulturerbe, aus sich heraus attraktiv sein und viele Menschen zur Begegnung, zum Verweilen und natürlich auch zum Einkauf einladen. „Das ist natürlich ein Entwicklungsprozess, der nicht von heute auf morgen beendet ist“, so Mamerow, „aber viele kleine und große Ideen umgesetzt, ergeben ein neues großes Ganzes.“ So seien alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, an ihrer Innenstadt mitzugestalten, damit das Welterbe auch eine Weltzukunft habe.
E‑Commerce-Plattform Bamberger Geschäfte
Dass der klassische stationäre City-Einzelhandel nach Corona vor großen Herausforderungen steht, davon ist Christian Hader überzeugt, denn „für den konkurrierenden Online-Handel hat Corona den Boom noch angeheizt“. Er fordert: „Wir müssen es nun schaffen, lokalen Handel und Online-Potentiale zusammenzubringen und gezielt zu vernetzen.“ Sein Zauberwort und damit ein weiterer grüner Antrag lautet „E‑Commerce“.
Eine solche E‑Commerce-Plattform der Bamberger Geschäfte soll die Stadt in Kooperation mit den Beteiligten anstoßen und mit aufbauen. „Ziel muss eine Plattform sein, die einen möglichst großen Teil des Bamberger Handels abbildet und sich in Bekanntheit, Funktionalität, Warenverfügbarkeit, intuitiver Bedienung und Bezahlvorgang mit den bekannten, großen Plattformen messen kann.“ Das bereits vorhandene Angebot hierfür ist aus Haders Sicht ungenügend. Er stellt sich ein ausgefeiltes, ökologisch orientiertes, regionales Logistik-System vor, mit Mikro-Depot in der Innenstadt, eine leicht bedienbare App, eine shopping-map mit gutem Überblick über das gesamte Angebot, sowie Unterstützungsleistungen für Einzelhändler*innen, die bisher über kein Online-Angebot verfügen.
Grün-rote Initiative findet Gehör
Stadtratsmehrheit will anderen Standort für neuen S‑Bahn-Halt Süd
Die Deutsche Bahn sollte beim Bahnausbau durch die Stadt die Bamberger Kommunalpolitik auf dem Zettel haben. Eine Mehrheit im Stadtrat zeigt sich auf Initiative von Grünes Bamberg und SPD entschlossen, die Interessen Bambergs nachdrücklich einzufordern und hierfür auch Planungsänderungen zu verlangen. Konkret geht es um den geplanten Standort für den neuen S‑Bahn-Halt Bamberg-Süd.
Auf Initiative der Fraktionen Grünes Bamberg und SPD hat sich nun eine Phalanx im Kommunalparlament gebildet, die im Interesse der Stadt eine Verlagerung fordert. Zusammen mit den Grünen- und SPD-Vertretern im Koordinierungskreis Bahnausbau haben auch die Vertreter der Fraktionen BBB und Volt/ÖDP/BM einen entsprechenden Antrag mit unterzeichnet.
Neuansiedlungen von HWK und Polizei sowie Einwände von Anwohnenden machen Planänderungen notwendig
Nach der (noch) aktuellen Planung ist der S‑Bahn-Halt in der Gereuth vorgesehen, nördlich des Spielplatzes Kornstraße/Distelweg. Jetzt fordern die Antragstellenden eine Verlagerung des Haltepunkts deutlich weiter in Süden, und zwar südlich der Forchheimer Straße.
Der Sprecher für den Bahnausbau von Grünes Bamberg, Christian Hader, erklärt warum: „Sowohl der neue Polizeistandort als auch das HWK-Ausbildungszentrum waren bei der damaligen Standortentscheidung noch nicht bekannt. Darüber hinaus gibt es unmissverständliche Signale aus der Bamberger Bevölkerung. Wir wollen dieser neuen Faktenlage Rechnung tragen und setzen uns deshalb für eine Süd-Verlagerung ein.“ Tatsächlich wehren sich vermehrt Anwohnende und Familien, die den Spielplatz nutzen, gegen den geplanten Standort. Und auch die Bürgervereine Gereuth und Wunderburg haben sich bereits dagegen ausgesprochen.
Die antragstellenden Fraktionen wollen nun mit Vehemenz eine Planungsänderung von der Bahn einfordern und hierfür auch die Mandatsträger*innen auf landes- und bundespolitischer Ebene aktivieren. Heinz Kuntke, bahnpolitischer Sprecher der SPD, betont: „Wichtig ist uns, dass der S‑Bahn-Halt Süd als solcher in jedem Fall realisiert wird.“ Bezüglich der Umplanung zeigt er sich zuversichtlich: „Da sich allerdings die Voraussetzungen verändert haben, sehen wir keinen Grund, weshalb diese Realisierung nicht auch südlich der Forchheimer Straße stattfinden soll. Bahn und Freistaat sind hier gefordert umzudenken.“
Das Stadtecho fragt
Stadtrat Fabian Dörner antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Für die Augustausgabe hat Stadtrat Fabian Dörner von Die PARTEI die Fragen beantwortet.
Herr Dörner, was braucht gute Politik? Was braucht ein guter Stadtrat?
Politik hat und hatte noch nie etwas mit Inhalten zu tun. Daher braucht Politik vor allem ein seriöses Auftreten und passende Anzüge. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass beinahe kein KollegX in Anzug und Krawatte zu den Sitzungen kommt. Daher bin ich mindestens 1x seröser als das Gros meiner Kollegen. Ansonsten braucht es Verbindungen und ein überzeugendes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit. Beides besitze ich.
Wie läuft es für Sie bisher im Stadtrat?
Ich befinde mich noch in der Orientierungsphase. Laut meiner csU-Fanboys bin ich aber schon im System angekommen und habe mich von den Linken kaufen lassen. Am anstrengendsten ist es, in den Sitzungen wach zu bleiben. Die Kollegen, die wirklich zu allem etwas zu sagen haben (frei nach „das Meiste wurde ja bereits gesagt und ich schließe mich meinen Vorrednern an, aber…“ *beliebige nichtssagende Floskeln einsetzen*), machen das nicht gerade einfacher.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Das PARTEI-Buch –Wie man in Deutschland eine Partei gründet und die Macht übernimmt. Ich konnte es nicht zu Ende lesen, da ich zehn Kopien an einer PARTEI-internen Schulung dabeihatte und die Nachfrage so groß war, dass ich mein Exemplar ebenfalls los wurde.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Wer zahlt schon gerne Gebühren? Ich habe mich eine Zeitlang mit der Rechtmäßigkeit der Gebühren befasst. Man darf die Zahlung aber nur verweigern, wenn man gleichzeitig daran glaubt, dass die Bundesrepublik Deutschland eine GmbH ist, wir immer noch keinen Friedensvertrag haben und wir von Echsenmenschen aus der Hohlwelt regiert werden.
Töten Sie Insekten?
Zecken und Stechmücken ja. Aber auch wenn ich tatsächlich Angst vor Spinnen habe, werden diese eingefangen und ausgesetzt. Und in Gegenwart von Menschen mit noch größerer Angst werde ich zum spinnenvertreibenden Superhelden. Alles fürs Image.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Markus Söder.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein, jetzt mal im Ernst… Wer raucht den bitte in seinem Schlafzimmer? In meinem Schlafzimmer wird nur Haschisch gespritzt. Bei mir raucht es ausschließlich im Karton und ich frage gerne Raucher auf‘m Keller, ob sie es stört, wenn ich esse während sie rauchen.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Naja, alle eben. Ich bin da für Gleichberechtigung. Entweder werden Alkohol, Nikotin, Zucker und Pornos verboten oder wir sorgen endlich dafür, dass sich Abhängige ihren Stoff nicht von zweifelhaften Dealern unter zweifelhaften Umständen in zweifelhafter Qualität besorgen müssen. Damit wäre allen geholfen und ein großer Teil der organisierten Kriminalität wäre von heute auf morgen arbeitslos. Aber das liegt natürlich nicht im Interesse der Politik.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Und welche benutzen Sie am meisten?
Circa 40. 9GAG und Telegramm für wichtige politische Diskussionen und Kommunikation
Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?
HAHAHAHAHAHAaaaa. Da muss ich mich an mein auf Video fest gehaltenes Interview in der Mediengruppe Oberfranken (FT) erinnern. Alle OB-Kandidaten haben zum Lügen die exakt gleiche Aussage gemacht und da muss ich einfach lachen. Ein Politiker, der mir ernsthaft erzählt, er würde auf gar gar keinen Fall und niemals lügen, der lügt. Und ich meine, wo kämen wir denn hin, wenn Politiker seit Neuestem für ihre Lügen zur Verantwortung gezogen würden.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Wie sehr mich Bamberger Stadtratskollegen und andere Politiker tatsächlich ernst nehmen. Das allein bezeugt schon, wie verloren und schlecht unsere Politik bereits ist.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Dass mich in sechs Jahren kein Bamberger mehr wählt. Das würde nämlich bedeuten, dass die großen Parteien und ihre Politiker endlich begriffen haben, dass sie keine Politik fürs Volk gemacht und sie das geändert haben. Ansonsten würde doch niemand, der sich tatsächlich die Mühe macht wählen zu gehen, mich wählen. Das ist pure Verzweiflung der intelligenten Protestwähler.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Um 5 Uhr aufstehen, zwei Kilometer in der Regnitz schwimmen, 10 Kilometer joggen. Frühstück um 5.30. Ab 6 Uhr bis 9 fürs Bamberger Volk arbeiten. Kaffee-Pause. Von 9.30 bis 12 Uhr Bürgersprechstunde in meinem Palast am Grünen Markt und beantworten von Fan-Post. Mittagessen mit wichtigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Show-Business. Ab 14 Uhr Bier trinken und Terrouristen anpöbeln auf der Unteren Brücke. Ab 17 Uhr Zeit mit meiner Familie verbringen und „happy family“-Bilder zum Verkauf auf Internet picture stock-Plattformen machen.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Dass Bill Gates mich mit 5 G Strahlen impfen möchte und Facebook meinen Widerspruch bezüglich des geänderten privacy agreements nicht ernst nimmt.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Das Rascheln der Geldscheine, mit denen mich die Linken gekauft haben.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Neben meinem Porsche und meiner 50-Meter-Yacht nicht viele. Ich bin sehr bescheiden.
Wovor haben Sie Angst?
Ich bin Wikinger. Wikinger haben keine Angst. Siehe „Asterix & Obelix IX“.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
In der Personal-Senats-Sitzung mit OB Starke. Er war sehr überrascht.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Da ich ein völlig langweiliges Leben führe, war das letzte Mal, wo ich wirklich „Ärger“ hatte während des Studiums (vor 20 Jahren). Ich hatte eine Anzeige wegen Körperverletzung erhalten, im Rahmen einer Studentenparty, die ich mit anderen Vertretern der Studentenvertretung hauptverantwortlich organisiert hatte. In dieser Nacht gab es durch externe Gäste fünf Polizei-Einsätze während der Party. Einer der Gäste griff mich an, ich wehrte mich. Er wurde verhaftet, ich nicht. Er hat mich angezeigt, ich ihn nicht. Das Verfahren wurde gegen Zahlung von 70 Euro an die Kinderkrebshilfe eingestellt. Ich hatte keine Lust auf eine Verhandlung.
Was war Ihr schönster politischer Moment? Welcher der schlimmste?
Mein schönster Moment war, als klar wurde, dass wir einen Sitz im Stadtrat erhalten. Mein schlimmster Moment war, als klar wurde, dass ich diesen Sitz im Stadtrat erhalte.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der vom Stadtrat handelt?
Ja, dass ein nicht näher genannter Möchtegern-Stadtrat doch gewählt wurde und ich mir noch mehr Geseiere anhören muss.
Mit welcher großen Politikerin/welchem großen Politiker können Sie gar nichts anfangen?
Ich wähle den Fotzenfritz von der cDU.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Diese ar***gef****en „beliebiges Wort einfügen“ (Zitat: Bilbo Beutlin in „Lord of the Weed“).
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Als David Hasselhoff für den Fall der Mauer gesorgt hat. Dann hätte ich es verhindert und wir müssten heute nicht mehr darauf hin arbeiten die Mauer wiederaufzubauen.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Zu spät kommen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Schlecht lackierte Fingernägel sind ok.
Ihre Lieblingstugend?
Pünktlichkeit.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Dass ich ständig zu spät komme.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Das Rad. Dann wäre ich heute stinkend reich.
Wofür sind Sie dankbar?
Für mein unfassbares Glück im Leben. In Wohlstand geboren, eine schwere Krankheit überlebt und ich finde immer einen Parkplatz in der ersten Reihe.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Die Bibel, „Bigger Than Jesus“ von The Be Sharps, „Die Passion Christi“.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Da kenn ich nichts. Meine Nachbarn hören morgens um 3 laut Heavy Metal – ob sie wollen oder nicht!
Was war Ihre größte Modesünde?
Mode ist mir unwichtig und daher kann ich das nicht beurteilen. Ich vermute, die meisten meiner Klamotten sind unmodisch und wenn ich mal etwas passendes anziehen möchte hole ich mir weiblichen Rat.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Design von „high-power superconducting magnets” für die Fusionskraftwerke der Zukunft.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Das Sennheiser Mikrofon im Hegelsaal, da ich mir einen PARTEI-grauen Mikro-Schutz kaufen werde.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit Martin Sonneborn.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von Politik.
Was finden Sie langweilig?
Politik.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
So ziemlich alles, was man in einem Wiesn-Zelt zu hören bekommt.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Das Konzept von Himmel und Hölle wurde erfunden, um die Menschen zu kontrollieren. Heute erledigt das das Internet. Wenn wir sterben, ist einfach alles aus. Klick Bumm aus. Kein Himmel, keine Hölle, kein Aufstieg, keine Widergeburt.
Wie glauben Sie, würde Ihr Pendant von vor zehn Jahren auf Ihr heutiges Ich reagieren?
Der würde wahrscheinlich den Kopf schütteln und fragen: Ernsthaft?
Was war Ihr miesester Auftritt?
Mein erstes Liga-Fußballspiel. Ich war fünf und stand heulend am Spielfeldrand.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Ja, mein „kleiner“ Bruder mit 1,95.
Ich kann nicht leben ohne…
Wasser und Sauerstoff. Das Zeug ist echt wichtig für das meiste Leben auf der Erde! Deshalb fällt es mir auch schwer nachzuvollziehen, weshalb die Menschheit sich so große Mühe gibt, Wasser und Sauerstoff nachhaltig zu verschmutzen.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Die meisten Clubs, die es wert gewesen wären, mal dort abzufeiern gibt es nicht mehr. Zum Beispiel den Ziegeleipark nördlich von Hamburg, die alte Gießerei in Heilbronn und das Door in Grey in Frankfurt.
Sind Sie Tänzer oder Steher?
Tanzen würde ich das wirklich nicht nennen…
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass ich mich von den Linken habe kaufen lassen.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Dass die Medien es endlich hinbekommen, Die PARTEI richtig zu schreiben.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Spezi, ja Spezi! KEIN Spezi!
Stadtrat Bamberg
Jonas Glüsenkamp beerbt Christian Lange als zweiter Bürgermeister
Nachdem das Ergebnis steht, wandert der hüfthohe Apfelbaumsetzling auf den Sitzungstisch von Jonas Glüsenkamp. Der Grünen-Politiker bekommt die Pflanze vom sozial-demokratischen Fraktionssprecher Klaus Stieringer mit den Worten übergeben: „Damit daran rot-grüne Äpfel wachsen können.“
Kein Wunder: Über das vergangene Wochenende verhandelten Grünes Bamberg, CSU und SPD, um eine gemeinsame Kooperation für die kommenden sechs Jahre fest zu machen.
Während die Basis der Sozialdemokraten und die der Grünen den Daumen nach oben streckte, war das 200 Punkte starke Papier in der Partei der Christsozialen nicht mit Mehrheit gekrönt worden. Haushalt, Verkehr, Klimaschutz, Soziales und Digitalisierung sind nur ein paar der Oberpunkte. Brisanter als der Inhalt sind die Abmachungen zu den Personalien. Nach dem Ausstieg der CSU wirkten alle Beteiligten entsprechend angespannt, bevor sich die Tagesordnung der Sitzung zur Wahl des zweiten Bürgermeisters hinbewegte. Würde Jonas Glüsenkamp noch ausreichend Unterstützung bekommen? Gibt es eine spontane Gegenkandidatur aus dem konservativen Lager?
Die Erleichterung im Hegelsaal ist spürbar, als klar ist, dass der grüne OB-Kandidat im Rennen um das Amt des zweiten Bürgermeisters allein ist. Mit 33 Stimmen kann er auf eine solide Mehrheit bauen. Er wolle nicht nur eine „Mitmachstadt“ sondern auch einen „Mitmachstadtrat“ mit dem Ohr an den Menschen. CSU-Mann Christian Lange erklärt im Gespräch, dass auf eine Absage der Kenia-Koalition konsequenterweise keine Kandidatur auf einen Bürgermeisterposten folgen konnte. Das neue Duo an Bambergs Spitze ist derweil trotz Coronakrise optimistisch: „Wenn wir das Engagement aus der Zivilgesellschaft nutzen, dann hilft uns das auch aus der Krise“, findet der frischgebackene zweite Bürgermeister. Oberbürgermeister Andreas Starke sieht die Chance auf gute Impulse aus der deutlich verjüngten Stadtratszusammensetzung. Die Umsetzung des Kooperationspapiers soll bereits anlaufen. „Allerdings darf man die Überschrift des Haushaltsvorbehalts für alle Maßnahmen nicht vergessen“, betont Starke.
Einzig Glüsenkamps Zuständigkeiten bleiben noch offen, denn die Verhandlungen mit potenziellen politischen Partnern laufen noch weiter. Ob bis zur nächsten Sitzung Ende Mai eine Kooperation links der Mitte zustande kommt oder Grün-Rot mit wechselnden Mehrheiten arbeiten wird, muss sich zeigen.
- Julian Megerle
- Foto: Sebastian Quenzer
Kolumne
Wie aus der Mitmachstadt ein Hinterzimmer wurde
Die älteren unter uns werden sich daran erinnern, damals, als wir noch nicht im „Hannibal Lecter Dress“ auf die Straße mussten und jedem, den man mehr oder weniger kannte, die Hand schüttelten, ohne sicher zur sein, ob er sie sich nach dem letzten Toilettengang wenigstens gewaschen hatte. Damals.
Gefühlt bereits Jahre her, war aber erst im März, da durften wir wählen. 44 Stadträte und einen neuen Oberbürgermeister. Dank Corona haben wir das von uns selbst fabrizierte Elend zwar bislang kaum thematisiert, weil wir alle unsere Doktorarbeit in Statistik auf Basis von Youtubevideos schreiben mussten, doch nun, in der Zeit 0, zwischen dem alten und dem neuen Stadtrat, ist es an der Zeit.
Bislang hab auch ich mich kaum zum Ausgang der Wahl geäußert. Warum auch, weltbewegend war es nicht. Alter und neuer OB ist unser aller Andi. Für mich als Kabarettisten und Kolumnisten ist er wie meine alte Lieblingsjogginghose. Bisschen peinlich in der Öffentlichkeit, aber bequem, ich hab mich an ihn gewöhnt, möchte sagen, uns verbindet was, aber an manchen Stellen ist sie halt schon durch, und angeben würde ich mit ihr auch nimmer. Aber ohne sie wär vieles auch erstmal sehr neu gewesen, und deswegen trag ich sie nun noch weitere Jahre.
Mit 59% war es kein sonderlich souveräner Sieg für einen Amtsinhaber, aber in Anbetracht der vielen Gegenkandidaten in der Stichwahl auch nicht ganz schlecht. Als direkt mit Beginn der Auszählung der Internetserver der Stadt Bamberg ausgefallen ist, war klar: Nach den Erfahrungen der letzten Jahre spricht alles für Andi.
Komplizierter ist es bei den Ratsherren und ‑damen. Ich hatte mich für Briefwahl entschieden, hatte aber nicht gedacht, dass ich mein Wohnzimmer leer räumen muss, um einen Überblick zu bekommen. Und das Ergebnis: Die Stimm- und Sitzverteilung im neuen Stadtrat erinnert an klein wenig an das Chaos in meiner Besteckschublade. Messer, Gabel und Löffel ist klar, der Rest fliegt irgendwie durcheinander und nach jedem Spülmaschinengang liegt der Sparschäler wieder sonstwo. Erschwerend kommt hinzu, dass Bamberger Stadträte gerne öfter die Fraktion und die Partei wechseln als die Unterwäsche. Aber das wissen wir. Mutmaßlich wird hinter den Kulissen bereits seit Wochen an Mehrheiten gebastelt. Und Gebastel beschreibt es wohl ganz gut, wenn man bedenkt, dass die Sitzverteilung nicht mal zu einer Neuauflage der Groko reicht. Größte Fraktion ist die Geböddsl-Fraktion der Einzel- und Doppelsitzer, die gemeinsam noch nie so viel Macht besessen haben dürften, aber sich so uneins sind wie die Stadtteile bei der Ansiedlung von – sagen wir – Gotteshäusern.
Dennoch dringt wenig nach Außen. Bekannt ist: Eine neue Fraktion aus Gelb, Pink und Orange. Die passen zwar Nullkommanull zusammen, aber dass sich zwei Pädagogen um Gaustadts Lady in Pink kümmern wollen, ist ja angesichts mancher Wahlkampfaussagen zumindest vorbildlich. Und während woanders Bündnisse gebildet werden, war bei den zwei Stadträten der Bamberger Allianz schnell klar, dass sie zwar Bamberg sind, aber nicht Allianz. Die CSU, allen voran Christian Lange, geht immer noch davon aus, dass man die Wahl gewonnen hat und künftig den Oberbürgermeister stellt. Die SPDler stellen gerade wohl fest, dass das Schulhofargument „Wir sind aber die Kinder vom Direktor!“ wenig bringt. Und am Ende: Ob die Grünen mit „Mitmachstadt“ im Wahlkampf nur gemeint haben, dass sie nun halt beim Stadtrat im Passivrathausstandard zugunsten von Pöstchen und Ämtern „mitmachen“ oder es ein Schreibfehler war und „Mitmachtstadt“ richtiger wäre, das, so mein persönliches Wahlversprechen, wird der Herrnleben auch ganz genau beobachten.
- Florian Herrnleben
- Foto: Florian Herrnleben