Ab dem 1. Januar übernehmen die Arztpraxen und die Apotheken komplett die Corona-Schutzimpfungen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat bei einem Besuch des
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Corona-Impfungen
Mobile Impfteams beginnen in Stadt und Landkreis Bamberg
Am heutigen Sonntag starteten die Corona-Impfungen in der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg. Etwa zeitgleich nahmen ein mobiles Impfteam in einem Seniorenheim in der Stadt und ein zweites Impfteam in einer Pflegeeinrichtung im Landkreis ihre Arbeit auf.
Oberbürgermeister Andreas Starke und Landrat Johann Kalb vor Ort
„Gestern kam die erste Impfstofflieferung in Bayern an, heute wird in Bamberg schon geimpft. Das ist ein wichtiger Tag für die Bekämpfung der Corona Pandemie und für uns alle ein großes Zeichen der Hoffnung“, so Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke vor einem Seniorenzentrum in Bamberg.
Zusammen mit Landrat Johann Kalb, Stellvertretendem Landrat Bruno Kellner, Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, Dr. Tobias Pfaffendorf, Geschäftsführer der durchführenden Betreibergesellschaft des Impfzentrums Bamberg, und der Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Susanne Paulmann, begrüßte Oberbürgermeister Starke das erste mobile Impfteam des Impfzentrums Bamberg vor einem Seniorenheim in der Stadt.
In etwa zeitgleich nahm ein zweites Impfteam in einer Pflegeeinrichtung im Landkreis seine Arbeit auf.
Landrat Johann Kalb zeigte sich sehr zufrieden: „Nach fast einem Jahr Pandemie und Krisenmodus können wir jetzt etwas tun, damit wir nächstes Jahr wieder ein normales Weihnachten feiern können.“
Auch Bürgermeister Jonas Glüsenkamp bezeichnete den Impfstart als hoffnungsvollen Tag für alle Bürgerinnen und Bürger: „Ich freue mich, dass es heute losgeht. Auch wenn uns allen noch ein Stück Geduld abverlangt wird, bis tatsächlich genug Impfstoff da ist, dass so viele Menschen geimpft sind, dass wieder Schritt für Schritt Normalität einkehren kann.“
Dr. Susanne Paulmann, Leiterin des Gesundheitsamtes, wies ebenfalls darauf hin, dass in der Anfangsphase der Impfstoff noch nicht flächendeckend für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen könne: „Aufgrund der aktuell noch begrenzten Menge an Impfstoff liegt unser Hauptaugenmerk im Moment auf den Alten- und Pflegeheimen, wo viele Menschen im hohen Alter nahe beieinander leben und arbeiten. Diese Gruppen werden bei vorliegendem Einverständnis zuerst geimpft – sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeheimen. Kliniken und Krankenhäuser, Notfall- und Intensivstationen, Dialysezentren folgen unmittelbar und dann parallel zu den Heimen. Die alleinlebenden über 80-Jährigen kommen als Nächste dran.“
Oberbürgermeister Starke und Landrat Kalb wiesen darauf hin, dass Stadt und Landkreis in einer gemeinsamen Aktion alle über 80-Jährigen, die gemäß der Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums ebenfalls zu Impfgruppe der höchsten Priorität gehörten, per Brief in der zweiten Januarhälfte über ihren Impfstart und die Modalitäten der Anmeldung im Impfzentrum informieren würden.
Die mobilen Impfteams, die immer von einem Polizeiteam begleitet werden, sind jeweils doppelt besetzt mit zwei Ärzten beziehungsweise Ärztinnen, zwei medizinischen Fachangestellten und zwei Verwaltungskräften. Auf diese Weise können in Pflegeeinrichtungen sowohl die mobilen Bewohnerinnen und Bewohner, Pflegekräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem eigens dafür vorbereiteten Impfzimmer aufgeklärt und geimpft werden, als auch parallel Bewohnerinnen und Bewohner in den Zimmern.
Staatsministerin Huml hatte angekündigt, dass morgen und am 30. Dezember weitere 205.000 Impfdosen für die 96 Impfzentren in Bayern geliefert würden. Im Januar würde dann regelmäßig Impfstoff des Herstellers Biontech-Pfizer an die Impfverteilzentren gehen. Bei diesem Impfstoff ist eine zweite Impfung im Abstand von circa 21 Tagen erforderlich, um den vollständigen Impfschutz zu erreichen. Die Impfdosen für den zweiten Impftermin werden in der Anfangsphase von den ersten Lieferungen zurückbehalten und zentral gelagert und gesichert.
Corona
Staatsministerin Huml besucht Schnelltestzentren in Stadt und Landkreis
Dank einer konzertierten Zusammenarbeit zwischen Hilfsorganisationen, der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg sowie dem Freistaat ist es gelungen, eine Weihnachtstestaktion für Angehörige von Pflegebedürftigen anzubieten. Aus diesem Anlass besuchte am 24. Dezember unter anderem Staatsministerin Melanie Huml die Schnelltestzentren.
Dank an Hilfsorganisationen auch von Oberbürgermeister Starke und Landrat Kalb
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schnelltestzentren Bamberg und Scheßlitz erhielten am 24. Dezember hohen Besuch zum Start des Testbetriebs. Oberbürgermeister Andreas Starke begrüßte Staatsministerin Melanie Huml, Landrat Johann Kalb, Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, Dr. Susanne Paulmann, die Leiterin des Gesundheitsamtes Bamberg, und den Koordinator des Schnelltestzentrums, Christoph Treubel, den Stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, vor der Graf- Stauffenberg-Schule in Bamberg. „Hut ab“, lobte der Oberbürgermeister die logistische Meisterleistung und die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. „Ziel ist es, die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen zu schützen. Wenn wir ihre Besucher testen, mindern wir das Ansteckungsrisiko.“
Staatsministerin Huml schloss sich dem Dank an: „Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen mit ihrem Dienst an den Weihnachtsfeiertagen, dass pflegebedürftige Menschen in den Alten- und Pflegeheimen an Weihnachten Besuch haben können. Der Freistaat Bayern stellt für diese bayernweit angebotenen Schnelltests 600.000 kostenlose Testkits zur Verfügung und die Kommunen haben mit der unkomplizierten Bereitstellung der Räumlichkeiten ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Das ist eine Klasse-Zusammenarbeit.“
Im Anschluss an den Termin in der Stadt fuhr die Delegation nach Scheßlitz zum zweiten Schnellteststandort im Landkreis Bamberg. Hier warteten bereits Stellvertretender Landrat Bruno Kellner und Landtagsabgeordneter Holger Dremel. Landrat Johann Kalb drückte seinen Respekt vor der logistischen Leistung und dem Einsatz der Ehrenamtlichen aus: „Auch Sie wollen mit ihren Familien Weihnachten feiern. Dank Ihres Engagements sind viele Menschen an Weihnachten nicht allein.“ Er dankte auch der Polizei, die sowohl die Arbeit der Schnelltestzentren als auch die Arbeit des Impfzentrums begleite und sichere.
Die ehrenamtlichen Kräfte der Bamberger Hilfsorganisationen: Johanniter Regionalverband Oberfranken, Malteser Bamberg, Wasserwacht, DLRG und THW hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt unter Federführung des Bayerischen Roten Kreuzes die Schnelltests an den Weihnachtsfeiertagen zu übernehmen. Einsatzleiter Christoph Treubel betonte: „Ein Besuch der Testzentren ohne Besuchsbestätigung des jeweiligen Heimes ist nicht möglich. Es dauert etwa 45 Minuten, bis das Ergebnis des Schnelltests vorliegt. Es ist zu empfehlen, zusätzlich eine eventuelle Wartezeit einzukalkulieren.“
Hintergrund: Seit Inkrafttreten der 10. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung benötigen Besucher von Alten- und Pflegeheimen einen aktuellen negativen Coronatest. Dabei darf nach aktueller Regelung die dem Testergebnis zugrundeliegende Testung mittels eines Antigen-Schnelltests höchstens 48 Stunden und mittels eines PCR-Tests höchstens 3 Tage vor dem Besuch vorgenommen worden sein. „Mit den Schnelltestzentren an der Graf-Stauffenberg-Schule und in Schesslitz können wir sicherstellen, dass Angehörigen zeitnah den benötigten Test erhalten“, so Starke und Kalb.
Im Rahmen der Testungen wird es vermutlich auch zu positiven Ergebnissen kommen. Die Hilfsorganisationen sind mit Formblättern ausgestattet worden, die auch diese Situation berücksichtigen. Im Formular positiver Schnelltest wird der Patient aufgefordert, sich umgehend in häusliche Isolation zu begeben und sofort per Mail (gesundheitsamt@lra-ba.bayern.de) Kontakt zum zuständigen Gesundheitsamt aufzunehmen. Das Gesundheitsamt meldet sich dann, um einen Termin für einen PCR-Bestätigungstest zu vereinbaren.
Die Seniotel-Pflegeheime der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg bieten den Besuchern wie bisher auch über die Feiertage die Testung in den Heimen selbst an.
Corona
Reihenfolge der Impfungen ist festgelegt
Die Reihenfolge der Corona-Impfungen ist festgelegt. In der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg starten die Impfungen am kommenden Sonntag, dem 27. Dezember, mit mobilen Impfteams in Altenheimen.
„Priorität haben Altenheime, Krankenhäuser, Dialysezentren, Notaufnahmen“
Stadt und Landkreis Bamberg haben in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Bamberg die Reihenfolge der Corona-Impfungen für das Impfzentrum Bamberg festgelegt. In einem ersten Schritt bis circa Ende Januar werden Bewohner und Beschäftigte von Alten- und Pflegeheimen, danach Kliniken, Krankenhäuser, Dialysezentren, Notfall- und Intensivstationen versorgt. Die Impfgruppe der über 80-Jährigen wird rechtzeitig von Stadt und Landkreis Bamberg per Post über den Start ihrer Impfungen informiert. „Erste Priorität haben Altenheime, Krankenhäuser, Dialysezentren, Notaufnahmen“, so das Gesundheitsamt Bamberg.
Zum Impfstart nur begrenzt Impfdosen zugeteilt
Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (RKI) aufbaut.
Dr. Susanne Paulmann, Leiterin des örtlichen Gesundheitsamtes, erläutert die Priorisierung für Bamberg Stadt und Landkreis: „Zum Impfstart und bis circa Mitte Januar erhalten wir nur begrenzt Impfdosen zugeteilt. Deshalb impfen wir am Anfang dort, wo viele Menschen der Risikogruppen eng beieinander leben und arbeiten.“
Einrichtungen für ältere und pflegebedürftige Menschen und deren Pflegepersonal impfen. Dann folgten Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, Transplantationsbereiche, Dialysezentren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern und Kliniken.
„Es ist erfreulich, dass es viele Impfwillige gibt. Doch noch müssen wir etwas Geduld und Verständnis für die haben, die das größte Risiko tragen. Wir haben gesehen, wie viele schwere Krankheitsverläufe und auch Todesfälle es geben kann, wenn sich in einer Pflegeeinrichtung ein Infektionsgeschehen ausbreitet. Das gilt es vorrangig zu verhindern“, so Judith Weingart, Sprecherin der Stadt Bamberg. „Wir informieren die Öffentlichkeit, wenn die nächste Gruppe an der Reihe ist und im Impfzentrum selbst geimpft wird. Dafür reichen die zugeteilten Impfdosen noch nicht. Es können noch keine Impftermine vereinbart werden.“
Arbeitsmarkt
Agentur für Arbeit: „Ist die Ampel in der Gastronomie grün, wird eingestellt, steigen die Infektionszahlen, wird entlassen“
Die öffentlichen Beschränkungen, die in den vergangenen Monaten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie unternommen wurden, haben sich in so gut wie allen Teilen der Gesellschaft ausgewirkt. Auch der Arbeitsmarkt ist betroffen – viele Menschen haben ihre Arbeitsstelle verloren. Bianca Heger ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Bamberg- Coburg. Unter ihrer Leitung bietet die Behörde ab dem 27. November ein kostenloses Online-Seminar zu Möglichkeiten des Wiedereinstiegs in den Arbeitsmarkt an. Bei Frau Heger haben wir nachgefragt, wie die derzeitigen Chancen, eine Stelle zu finden, aussehen, wie sich der Arbeitsmarkt wegen Corona verändert hat und wie man sich im Vorstellungsgespräch am besten verhält.
Frau Heger, Sie sind bei der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Welchen Anforderungen sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt ausgesetzt?
Bianca Heger: Gerade zu Zeiten der Pandemie verlagern sich die Anforderungen an die Arbeitnehmer, aber auch an die Arbeitgeber sehr stark. Neben der eigentlichen täglichen Arbeit beziehungsweise der Suche nach einer Arbeitsstelle oder passenden Mitarbeitern gilt es, Familie und Beruf trotz geschlossener Kindertagesstätten, Home Schooling und vermehrter Telearbeitswünsche unter einen Hut zu bringen. Da ist die Möglichkeit, Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen, umso wichtiger. Wir bieten daher allen Bürgern und Arbeitgebern ein vielfältiges individuelles Angebot, das auf die jeweilige persönliche Lebenslage abgestimmt ist. Ich kann allen, die an einem Scheideweg stehen, nur wärmstens empfehlen, die Situation auch als Chance zu verstehen, neue Wege zu gehen. Die Agentur für Arbeit und ich beraten Sie gerne.
Welche Maßnahmen ergreift die Agentur für Arbeit genau?
Bianca Heger: Wir bieten unterschiedlichste Beratungsformate an. So haben Arbeitnehmer, genauso aber auch Arbeitgeber – neben der regulären Arbeitsvermittlung – die Möglichkeit, Beratungstermine bei der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt wahrzunehmen.
Als Beauftragte für Chancengleichheit biete ich ein sehr umfangreiches Angebot: Ich informiere über die Situation von Frauen und Männern auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und zeige Handlungsbedarfe auf, wo Benachteiligungen abgebaut werden sollten. Ich berate zum Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Familien- oder Pflegephase sowie über Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und berate und unterstütze Arbeitgeber sowie deren Organisationen in diesen Fragen. Außerdem arbeite ich als Netzwerkpartnerin mit dem Ziel der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben, dem sogenannten Gender-Mainstreaming, mit kommunalen und öffentlichen Stellen, Kirchen, Unternehmen, Verbänden, Kammern, Vereinen und Netzwerken zusammen. Dann wirke ich bei der Entwicklung von geschäftspolitischen Konzepten der Agentur für Arbeit zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt mit und berate und unterstütze Fach- und Führungskräfte bei der frauen- und familiengerechten fachlichen Aufgabenerledigung.
Wie haben sich die Arbeitslosenzahlen seit Beginn der Pandemie entwickelt?
Bianca Heger: Im Oktober setzte sich der Herbstaufschwung in einer für diesen Monat üblichen Intensität fort. Die Arbeitslosigkeit sank den zweiten Monat in Folge seit Beginn der Krise. Seit drei Monaten verloren kontinuierlich weniger Menschen ihren Arbeitsplatz, während mehr eine neue Beschäftigung fanden als im letzten Jahr. Allein im letzten Monat wurden 366 Personen in der Produktion und Fertigung eingestellt, 15,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bereich Verkehr und Logistik waren es 214 Personen, 11,5 Prozent mehr. Wir hatten bisher nur wenige für den Winter vorsorgliche Arbeitslosmeldungen vom Bau. Fachkräfte werden in der Regel gehalten. Wir stehen momentan an einem Scheideweg. Die Entwicklungen in den nächsten Tagen und Wochen werden entscheidend sein.
Welche Bevölkerungsgruppen sind oder waren besonders der Gefahr ausgesetzt, ihre Arbeitsstelle aufgrund der im Zuge der Virusbekämpfung unternommenen Einschränkungen der Wirtschaft zu verlieren?
Bianca Heger: Der Arbeitsmarkt geriet ab April durch die vom Virus hervorgerufenen wirtschaftlichen Folgen und Gegenmaßnahmen zunehmend unter Druck. Das schlägt sich in einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit nieder. Dieser wurde jedoch durch die rege Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld deutlich abgemildert. Die meisten Arbeitslosmeldungen kamen in den ersten Monaten aus dem verarbeitenden Gewerbe, insbesondere aus der Metall- und Elektroindustrie. Neben der Zeitarbeit sind auch der Handel sowie das Gastgewerbe stark betroffen. Aber auch Selbständige meldeten sich arbeitslos. Jedoch verzeichneten wir in der Forstwirtschaft, dem Gartenbau sowie bei den Bauberufen der Krise zum Trotz keinen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Knapp die Hälfte der Entlassenen übten Helfertätigkeiten aus. Die Jugendarbeitslosigkeit sowie die der Ausländer erhöhten sich überproportional. Das sind jedoch krisentypische Entwicklungen. Die Gastronomie ist ein Spiegelbild der Pandemie. Ist die Ampel grün, wird eingestellt, steigen die Infektionszahlen, wird entlassen. Ein bisheriges Novum – erstmals meldeten sich aufgrund der angespannten Situation im Tourismus Deutsche bei uns zurück, die seit Jahren aufgrund der besseren Verdienstmöglichkeiten in Österreich arbeiten. Um temporäre Auftragsspitzen abzudecken, steigt die Beschäftigung in der Zeitarbeit wieder. Allerdings beobachten wir hier einen Drehtüreffekt bei Einstellungen und Freisetzungen.
Wie wirkt sich die Pandemie auf die Zahl offener Arbeitsstellen aus?
Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg bekam im Oktober 1.594 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote gemeldet, 6,1 Prozent mehr als im letzten Jahr. Im Zuge der Herbstbelebung zieht der Stellenmarkt von September auf Oktober in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten an. In diesem Jahr fiel der Neuzugang an Stellen trotz der andauernden Corona-Krise im vergangenen Monat sogar um 31,5 Prozent größer aus als im September. Zum Vergleich – im letzten Jahr, als die Konjunktur bereits leicht abflaute, gingen im Oktober 7,3 Prozent weniger sozialversicherungspflichtige Stellenangebote ein als im Vormonat. Gut ein Drittel der Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, die im Vergleich zum Vorjahr 46,5 Prozent mehr Jobangebote meldete. Der Stellenbestand legte im Oktober um 193 Offerten, ein Plus von 3,2 Prozent auf 6.246, zu. Er ist den vierten Monaten in Folge leicht gewachsen und erholt sich peu à peu. Vor einem Jahr war er um 794 Angebote beziehungsweise 11,3 Prozent größer gewesen. Seit seinem Tiefpunkt vor vier Monaten verringerte sich der Abstand zum Vorjahresniveau um 1.015 Jobangebote. Auf 100 gemeldete Beschäftigungsangebote kommen rein statistisch nur 198 arbeitslose potentielle Bewerber.
Das Online-Seminar, das Sie ab 27. November anbieten, wendet sich an Menschen, die den beruflichen Wiedereinstieg vorhaben. Ist es auch für Leute geeignet, die zum ersten Mal auf Jobsuche sind?
Bianca Heger: Das Seminar greift verschiedene Themen um den beruflichen Wiedereinstieg auf, aber natürlich können auch Arbeitssuchende auf der Suche nach der ersten Arbeitsstelle von den Inhalten der Seminare profitieren. Viele Schritte wiederholen sich in der Suche nach einer Arbeitsstelle immer wieder, aber die erste Arbeitsstelle und somit auch das erste eigene Gehalt setzt möglicherweise den Grundstein einer beruflichen Zukunft – daher gilt es hier auf jeden Fall sich gut vorzubereiten.
Ein Segment des Seminars beschäftigt sich mit Bewerbungsstrategien. Wie sieht eine erfolgversprechende Bewerbungsstrategie aus?
Bianca Heger: Es gibt die unterschiedlichsten Lebenssituationen, die Menschen dazu veranlassen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewerben. So reizt plötzlich eine interessante Stellenanzeige zu einem beruflichen Neustart oder Wechsel oder nach einer längeren Erziehungspause oder Pflegephase steht der Wiedereinstieg an. Vieles ist im späteren Berufsleben nicht mehr so selbstverständlich wie kurz nach der Ausbildung oder vor einigen Jahren und es tauchen immer wieder neue Fragen auf: Wie bewerbe ich mich zeitgemäß? Wann ist eine Bewerbung erfolgsversprechend? Wo finde ich eigentlich Jobs? Wie bringe ich einen roten Faden in meinen Lebenslauf? Wie vermittele ich trotz Unsicherheit einen professionellen Eindruck? All diese Fragen sind wichtige Punkte einer erfolgsversprechenden Bewerbungsstrategie, aber die eine perfekte und immer passende Strategie gibt es nicht. Dazu ist der Arbeitsmarkt zu vielfältig und dafür sind die Menschen auch zu unterschiedlich. Das ist auch gut so. Denn unsere Vielfalt ist unsere Stärke. Im Gegensatz zu anderen Ländern wirken sich daher die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in Deutschland nicht so gravierend aus. Ein wichtiger Erfolgsbaustein ist aber auch, eine selbstbewusste positive innere Einstellung zu haben und diese auch durch ein überzeugendes Auftreten zu untermauern.
Ein anderes Segment handelt von überzeugendem Auftreten im Vorstellungsgespräch. Worauf gilt es in solch einer Situation zu achten?
Bianca Heger: Es gibt in jedem Vorstellungsgespräch fünf verschiedene Phasen: den Smalltalk als Einstieg, das Kennenlernen, die Selbstpräsentation, Rückfragen und den Abschluss. Grundlegend gilt, wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat schon mal gute Karten in der Hand. Denn zu einem Vorstellungsgespräch werden in der Regel nur jene Bewerberinnen und Bewerber eingeladen, die dem Anforderungsprofil entsprechen oder die das Interesse des Arbeitgebers geweckt haben. Trotzdem gibt es einige Fehler im Vorstellungsgespräch, die Sie leicht vermeiden können. Beispiele hierfür sind: Unpünktlichkeit, fehlende Vorbereitung oder fehlende Antworten, ein klingelndes Handy, unrealistische Gehaltsvorstellungen, offensichtliche Lügen, unpassendes Auftreten oder unpassende Kleidung, kein abschließendes Dankeswort und schlecht über andere oder ehemalige Arbeitgeber zu sprechen. Wenn Sie diese Punkte beachten und mit einer positiven Einstellung zum Vorstellungsgespräch gehen, stehen die Chancen gut, dass Sie in die engere Auswahl kommen.
Zum letzten Termin des Seminars geht es um Gehaltsverhandlungen. Wie fordernd darf man hier sein, was sollte man vermeiden?
Bianca Heger: Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, über Gehälter zu recherchieren, um sich auch vor dem Gespräch Gedanken über persönliche Gehaltsuntergrenzen zu machen. Dies sollte man auf jeden Fall tun. Sprechen Sie aber auf keinen Fall als erstes über das Gehalt, hier macht das Unternehmen den ersten Schritt. Weitere Tipps sind: Begründen Sie den Gehaltswunsch stets mit guten Argumenten, wie Zusatzqualifikationen, Sprachkenntnissen und Arbeitserfahrungen. Wenn Sie nach dem vorherigen Gehalt gefragt werden, sagen Sie die Wahrheit – Lügen werden schnell enttarnt und sind ein absolutes Ausschlusskriterium. Klären Sie ab, ob es sich bei dem verhandelten Gehalt um das Brutto- oder Nettogehalt handelt und ob Zusatzvergütungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld schon mit einberechnet wurden. Ausführlich wird das Thema der Gehaltsverhandlungen in unserem Seminar am 14. Dezember besprochen.
Online-Seminar zum beruflichen Wiedereinstieg
Ab 27. November, jeweils 9 Uhr
Anmeldung an:
Bianca Heger, Email: Bamberg-Coburg.BCA@arbeitsagentur.de
Weitere Informationen:
Ausbildungszentrum der Bundespolizei
Kampf gegen Corona
von Manuel Werner
Eine der Aufgaben der Bundespolizei besteht im Grenzschutz. Seit dem 16. März führt sie zudem vorübergehende Grenzkontrollen zu mehreren Nachbarländern durch. Ziel der Maßnahmen ist, das Reiseaufkommen nach Deutschland zu reduzieren und somit die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Zur aktuellen Lage stand uns Thomas Lehmann, leitender Polizeidirektor des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg, Rede und Antwort.
Welche Vorkehrungen wurden für den Standort getroffen, um die Gefahr der Ansteckung mit dem Corona-Virus bestmöglich zu bannen?
Thomas Lehmann: Wir haben zunächst die Ausbildung, wo immer möglich, sukzessive auf ein angeleitetes „Fernstudium“ umgestellt. Ferner wurde dem Personal des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg weitgehend die Möglichkeit zur Arbeit im Home-Office eingeräumt. Neben der generellen Gesundheitsvorsorge und Betreuung haben sich unsere Kolleginnen und Kollegen der Minimierung eines Infektionsrisikos verschrieben. Die allgemeingültigen Hinweise und Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sind für unsere Mitarbeiter ebenso existent wie für den Bürger. Vorgaben des Gesundheitsamtes gelten entsprechend.
Thomas Lehmann, leitender Polizeidirektor des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg
Welche Auswirkungen hat diese Krise speziell auf den Ausbildungsbetrieb in Bamberg?
Thomas Lehmann: Um die Infektionsketten zu unterbrechen, wurde die Ausbildung in der Bundespolizei in ein angeleitetes Selbststudium umgewandelt. Die Auszubildenden verbleiben an ihren Heimatorten und werden durch Nutzung digitaler Medien unterrichtet. Wesentliche Bestandteile der Ausbildung in der Bundespolizei bestehen aus der Vermittlung theoretischer Inhalte im Bereich der Gesellschaftswissenschaften, der Rechtswissenschaften und Einsatzlehre. Diese Fächer sind teilweise dazu geeignet, auch ohne Präsenz in der Ausbildungseinrichtung vermittelt zu werden. Neben der Übermittlung von Aufgabenstellungen per E‑Mail verfügt die Bundespolizei über eine e‑Learning-Plattform. Hier können die Auszubildenden auch von ihrem Wohnort aus auf Arbeitsunterlagen zugreifen. Normalerweise wechseln sich die theoretischen und praktischen Anteile ab beziehungsweise bauen jeweils inhaltlich, methodisch und didaktisch aufeinander auf.
Wie stark ist das Aus- und Fortbildungszentrum involviert, sprich werden Ausbilder eingesetzt beziehungsweise unter welchen Umständen würden auch Auszubildende eingesetzt werden?
Thomas Lehmann: Das Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrum Bamberg unterstützt auf Anforderung die Bundesbereitschaftspolizei mit Einsatzzügen. Diese setzen sich aus Ausbildungspersonal sowie Anwärterinnen und Anwärtern des zweiten und dritten Dienstjahres zusammen. Aktuell unterstützen bereits eingesetzte Einsatzkräfte aus Bamberg die vorübergehend wiedereingeführten Grenzkontrollen an den Grenzen zu Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Wie gehen die Beamtinnen und Beamten mit dem ständig bestehenden Risiko einer Ansteckung um?
Thomas Lehmann: Durch die konsequente Beachtung der Hygienestandards und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts versuchen wir das Infektionsrisiko zu reduzieren. Dies gelang bisher sehr gut.
Was machen Sie als erstes, wenn die Ausgangsbeschränkung aufgehoben ist?
Thomas Lehmann: Auf einem Bierkeller ein kühles Rauchbier trinken, ein Konzert besuchen, ins Theater gehen und darauf hoffen, dass die Menschheit die richtigen Lehren aus der Pandemie zieht.
- Manuel Werner
- Foto: Bundespolizei
Pflegeheim
„Uns ist bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben“
Die derzeit herrschenden Kontaktbeschränkungen beziehen sich besonders stark auf Alten- und Pflegeheime. Besuche bei Bewohnerinnen und Bewohnern solcher Einrichtung sind verboten, um Corona-Erkrankungen bei dieser Risikogruppe zu verhindern. Christine Lechner leitet das Bamberger Seniorenzentrum Albrecht Dürer. Eine Infektion gab es in der Einrichtung noch nicht. Sollte der Fall der Fälle aber eintreten, ist das Seniorenzentrum vorbereitet. Wir haben Frau Lechner interviewt.
Wie sind Stimmung und Situation im Seniorenzentrum Albrecht Dürer?
Christine Lechner: Die Stimmung ist bei allen Mitarbeitern sehr gelassen. Alle sind trotz der Umstände mit Spaß bei der Arbeit, wir lachen viel zusammen und die Stimmung geht auch auf die Bewohnerinnen und Bewohner über, was sehr wichtig ist.
Wäre im Fall einer Infizierung im Seniorenzentrum Albrecht Dürer genug Personal und Material vorhanden?
Christine Lechner: Zum Glück haben wir weder bei den Bewohnern noch beim Personal positiv getestete Fälle. Die personelle Besetzung unterscheidet sich nicht von der sonst üblichen Besetzung in normalen Zeiten. Was uns, wie auch allen anderen Einrichtungen fehlt, ist Schutzausrüstung, das heißt Schutzanzüge und Schutzmasken. Das gesamte Personal trägt lediglich selbstgenähten Mundschutz. Davon haben wir reichlich selbst hergestellt, aber auch viele von Angehörigen und Freunden bekommen.
Wie sähe die Reaktion auf einen Corona-Fall aus?
Christine Lechner: Theoretisch haben wir alle Szenarien im Haus besprochen und auch einen Pandemieplan erstellt. Wir halten seit 14 Tagen auch schon Einzelzimmer frei, für den Fall, dass eine Isolation notwendig ist. Große Unterstützung erhalten wir auch von unserem Träger, dem Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim e.V., was Informationen, Materialbeschaffung und Transparenz angeht.
Wie gehen Heimbewohner mit der Kontaktsperre zu ihren Angehörigen um?
Christine Lechner: Ich muss ganz ehrlich sagen, recht gut. Alle Mitarbeiter, besonders die Betreuungskräfte, leisten überragende Arbeit, damit die Heimbewohner keine Einsamkeit verspüren. Wir haben seit letzter Woche auch die Möglichkeit, über ein Tablet Videoanrufe mit Angehörigen zu machen, was für beide Seiten große Erleichterung bringt, die Angehörigen einfach mal wieder zu sehen und zu hören und zu sehen, dass es ihnen gut geht.
Mit welchem Gefühl kommen Sie zur Arbeit?
Christine Lechner: Wir alle kommen täglich mit großem Hoffen und Bangen, dass die Situation so entspannt bleibt und wir alle, Bewohner und Mitarbeiter, gesund bleiben. Uns ist bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben und halten uns alle an die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren. In einer ruhigen Minute wird diese Verantwortung für mich als Leiterin manchmal sehr belastend.
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Gastronomie
„Es herrscht große Unsicherheit“
Florian Müller bekommt die Auswirkungen der Stilllegungen des öffentlichen Lebens in seiner Doppelfunktion als Geschäftsführer des Ahörnla und Vorstandsmitglied der Kreisstelle des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands von mehreren Seiten zu spüren. So erreichen ihn täglich Hilferufe der an den Verband angegliederten Betriebe und als Gastronom sieht er sich nicht nur eigenen wirtschaftlichen Schäden ausgesetzt, sondern hat auch mit der Unsicherheit zu kämpfen, nicht zu wissen, wann wieder geöffnet werden kann. Im Telefoninterview haben wir mit ihm gesprochen.
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- Foto: Sandstraße: Sebastian Quenzer | F. Müller: Florian Müller
Schulschließungen
„Vielen wird jetzt bewusst, dass Schule mehr ist als Unterricht und Lernen“
Schulen gehörten zu den ersten Einrichtungen, die Mitte März für den beginnenden Kampf gegen Corona geschlossen wurden. Das Lehrpersonal steht seitdem vor der Herausforderung, über andere Kanäle Kontakt mit der Schülerschaft zu halten und weiterhin Unterrichts-Stoff anzubieten. So auch am Bamberger E.T.A. Hoffmann-Gymnasium. Über Schule in Zeiten der Kontaktbeschränkungen haben wir mit Direktor Markus Knebel gesprochen.
Wie lässt sich der Alltag eines Schuldirektors beschreiben, wenn die Schule geschlossen ist?
Die Arbeit am Vormittag im Büro ist gut gefüllt mit Telefonaten, Mails und Konferenzen (natürlich online). Es geht dabei um die Koordination der anstehenden Aufgaben, wie Abitur, Aufnahme der Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule, Personalplanungen für das kommende Schuljahr, aktuell anstehende Baumaßnahmen und vieles andere. Damit nicht die komplette Führungsebene ausfällt, wenn wir in der Schulleitung einen bestätigten Corona-Fall hätten, arbeiten wir in Schichten, so dass ich manche Mitarbeiter gar nicht persönlich im Büro sehe, sondern seit Wochen nur online. Die telefonische Rufbereitschaft zieht sich dann bis in den Abend, da wir ja möglicherweise wegen aktueller Corona-Fälle oder Informationen aus den Ministerien auch kurzfristig agieren müssen.
Schuldirektor Markus Knebel.
Stellen Sie Unterrichtsangebote online zur Verfügung? Sind diese verpflichtend und wie sehen sie aus?
Die Lehrkräfte stellen für alle Klassen Unterrichtsmaterial zur Verfügung – in Umfang und Intensität abhängig von den Fächern und Jahrgangsstufen. Natürlich hat der angehende Abiturjahrgang eine ganz besondere Stellung in diesem System, da hier noch einzelne Leistungserhebungen vor den eigentlichen Abiturprüfungen anstehen und dann natürlich die Vorbereitung auf das voraussichtlich in wenigen Wochen beginnende Abitur gesichert sein muss. In den anderen Jahrgangsstufen sind sämtliche Aufgaben jedoch als Unterrichtsbegleitung zu verstehen. Sie können das, was üblicherweise in der Schule passiert, nicht ersetzen und sollen die Schülerinnen und Schüler vor allem „im Training“ halten, bis es an der Schule wieder losgeht.
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Die Lehrkräfte nicht nur meiner Schule zeigen unglaubliche Kreativität und Improvisationskunst. Wir müssen aber auch darauf achten, die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern nicht zu überfordern. Es gibt Familien, in denen nur ein Rechner zur Verfügung steht, ein Elternteil im Home-Office arbeitet und gleichzeitig drei oder mehr Kinder online an schulischen Aufgaben arbeiten sollen.
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Bis auf wenige Ausnahmen erhalten wir durchweg positive, teilweise sogar überschwängliche Rückmeldungen. Vor allem von Elternseite kommt viel Lob für die vielfältigen Ideen, wie die Kinder und Jugendlichen motiviert werden, aktiv ihre schulischen Aufgaben ernst zu nehmen. Neben den „normalen“ Arbeitsaufträgen gelingt dies durch Ideen, die den Blick über den Tellerrand des eigenen Unterrichts ermöglichen, etwa durch ein gemeinsames Video, an dem alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte arbeiten konnten.
Falls sich der Online-Unterricht bewährt, gibt es Überlegungen, diesen auch in Zukunft beizubehalten? Welche Vorteile hätte das gegenüber Präsenzunterricht?
Online-Unterricht kann den Unterricht im Klassenzimmer nicht ersetzen, er kann ihn nur ergänzen. Sicherlich werden die Erfahrungen dieser ganz besonderen Wochen aber für die Unterrichtsgestaltung der Zukunft Auswirkungen haben. Online-Klassenzimmer, in denen Lernpfade selbstständig bearbeitet werden können oder gemeinsam im Team an einem Projekt geschrieben wird, werden dann eine zusätzliche Möglichkeit sein.
Nach über zwei Wochen Schulschließung, freuen sich die Schülerinnen und Schüler über den ausfallenden Unterricht oder vermissen sie den Schulbetrieb?
Zunächst war bei beinahe allen Schülerinnen und Schülern die Freude groß, doch nachdem sie ja nun auch im Alltag ihre Freunde nicht mehr sehen können, bekomme ich schon häufiger die Rückmeldung, dass sich alle darauf freuen, endlich wieder an die Schule zu dürfen. Vielen wird jetzt noch einmal so richtig bewusst, dass Schule eben mehr ist als Unterricht und Lernen.
Auf der Homepage des Gymnasiums geben Sie an, die Schule nach den Osterferien am 20. April wieder öffnen zu wollen. Halten Sie an diesem Termin fest oder gehen Sie in Ihren Planungen von einer weiteren Verlängerung der Schließungen aus?
Hier müssen wir natürlich die Vorgaben der Ministerien abwarten. Erst dann können beziehungsweise dürfen wir entscheiden, wie wir weiter verfahren.
Wie sähe die Alternative aus, falls die Schulen am 20.4. nicht wieder öffnen dürfen?
Wir würden dann sinnvollerweise online weiter arbeiten mit den Klassen, das eine oder andere digitale Modul ausbauen. Aber auch hier können wir uns momentan nur mit einem Plan B und C vorbereiten und abwarten, wie die politischen Entscheidungen ausfallen werden.
Wie sehen die Planungen für die kommenden Abiturprüfungen aus?
Stand heute (8. April) werden die Prüfungen am 20. Mai beginnen. Denkbar wäre das an unserer Schule, da wir die entsprechenden Kapazitäten hätten, die Schülerinnen und Schüler auf zahlreiche Räume zu verteilen und die entsprechenden Mindestabstände einzuhalten. Ob dies aber an allen Schulen möglich ist, kann ich nicht beantworten. Und nur eine einheitliche Lösung kann sinnvoll sein. Zudem gilt es, die Schülerinnen und Schüler intensiv auf die Prüfungen vorzubereiten. Das erfolgt schon jetzt durch die Lehrkräfte, die sie unterrichten und muss natürlich bis zu den Prüfungen weiterlaufen – wenn es sein muss, auch online.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgehoben werden?
Ich würde mich am meisten darüber freuen, wenn alle wieder gesund an die Schule zurückkehren würden – auch wenn es noch deutlich länger dauern sollte, als wir es uns wünschen.
- Sebastian Quenzer
- Foto: E.T.A. Hoffmann-Gymnasium
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Lieferservice
“goolkids hilft”
Der Förderkreis goolkids und sein Projekt ginaS (goolkids integriert natürlich alle Sportler) setzen sich für die sportliche Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung oder Migrationshintergrund ein. Da es in dieser Richtung derzeit so gut wie nichts zu tun gibt, haben ginaS-Projektleiterin Laura Stelzer und ihr Team ihren Aktionsradius erweitert und das Projekt „goolkids hilft“ begonnen.
Frau Stelzer, was ist „goolkids hilft“? Wie entstand die Idee dazu?
Laura Stelzer: „goolkids hilft“ ist ein Projekt, das wir ganz nach dem Motto MITeinander aufgebaut haben. Die Idee selbst kam im Büro bei einer Brainstorming-Runde von unserem Bundesfreiwilligendienst-Leistenden Julius Rosiwal. Die aktuell noch andauernde Krisensituation hat uns dazu gebracht, alle unsere Projekte auf Eis zu legen. Gar nichts zu tun liegt uns aber nicht. Deshalb wollten wir einen Beitrag an die Gesellschaft leisten, um gemeinsam diese kritische Lage zu überstehen. MITeinander nehmen wir nun die Herausforderung an, allen mobileingeschränkten Mitbürgern und Risikopatienten zur Seite zu stehen und zu helfen.
Wie groß ist der derzeitige Bedarf an derartigen Dienstleistungen?
Laura Stelzer: Ich würde den Bedarf als wellenförmig bezeichnen. Es gibt ruhigere Tage, an denen wir ein bis zwei Ausfahrten erledigen, und dann gibt es auch die etwas stressigeren Tage, bei denen es durchaus sechs bis sieben Fahrten sind. Wir sind ein gutes Team, so dass wir uns jederzeit unterstützen, abwechseln und vor allem motivieren, da wir gerne zusammenarbeiten.
Welche Art von Besorgungen führen Sie durch, wen versorgen Sie?
Laura Stelzer: Eine gute Zusammenarbeit hat sich mit der REWE Rudel herausgestellt. Hier können ältere Menschen oder auch mobileingeschränkte Personen anrufen und ihre Bestellungen abgeben, diese werden dann für uns zusammengepackt und wir fahren sie an unsere Mitbürger aus. Zusätzlich holen wir auch Medikamente ab, gehen zur Post oder in andere Märkte, um Besorgungen zu erledigen.
Wie sehen die Rückmeldungen aus?
Laura Stelzer: Wir haben bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Viele ältere Kunden melden sich wieder und haben neue Bestellungen, die ausgefahren werden müssen. Die Zufriedenheit und Freundlichkeit unserer Kunden stehen ihnen immer mit einem Lächeln ins Gesicht geschrieben. Ab und an gibt es auch ein Trinkgeld als Spende, das uns zeigt, dass wir wirklich helfen.
Wie groß ist Ihr Liefergebiet?
Laura Stelzer: Prinzipiell halten wir uns an die Stadt Bamberg und den engeren Landkreis. Im Landkreis hatten wir auch schon Kundschaft und konnten damit ein bisschen die Landschaft während der Fahrt genießen.
Fallen Gebühren an oder wie finanzieren Sie das Projekt?
Laura Stelzer: Die Ausgaben, die wir haben, sind hauptsächlich unsere Fahrt- und Personalkosten. Wir selbst setzen uns aus ehrenamtlichen Mitarbeitern und Festangestellten beim Förderkreis goolkids e.V. zusammen. Dadurch, dass unsere anderen Projekte ausfallen, haben wir Kapazitäten und Gelder frei, um dieses neue Projekt zu ermöglichen. Dank guter Sponsoren und Spenden sind wir in der Lage, trotzdem weiterhin Gutes tun zu können.
Wie schützt das goolkids-Team sich und die Konsumenten?
Laura Stelzer: Bei den Besorgungen als auch bei unseren Fahrten tragen alle, die Kundenkontakt haben, Handschuhe. Seit dieser Woche überlegen wir uns, ob wir auch regelmäßig Mundschutz tragen sollten. Allerdings ist uns bewusst, dass es einen extrem großen Mundschutzmangel in Pflegeeinrichtungen gibt. Deshalb sind wir sehr sensibel, was dieses Thema angeht. Zusätzlich schützt sich auch die Kundschaft selbst meistens durch Handschuhe und Mundschutz. Den Abstand von zwei Metern versuchen wir bei jedem Kundenkontakt einzuhalten, auch wenn uns so mancher Kunde gerne vor Freude umarmen möchte. Beim Großteil unserer Kundschaft stellen wir die Bestellungen nur vor die Haustür, um jeglichen Kontakt zu vermeiden.
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BG Litzendorf
Vereinsleben in Zeiten von Corona
Die seit etwa zwei Wochen geltenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beschränkungen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus betreffen auch Sportvereine. Liga- oder Trainingsbetrieb sind für alle Spielklassen und Sportarten ausgesetzt. Wirtschaftliche Schäden drohen sowohl Erstliga- als auch Amateurvereinen. Bernhard Uzelino ist 1. Vorsitzender der Basketballgemeinschaft Litzendorf. Mit ihm haben wir über die Folgen für seinen Verein gesprochen.
Herr Uzelino, wie hat sich die Vereinsarbeit der BG Litzendorf durch die Allgemeinverfügung verändert? Was ist momentan an Vereinsarbeit noch möglich?
Bernhard Uzelino: Das Vereinsleben ruht nahezu vollständig – zumindest was den sportlichen Bereich unserer Abteilungen Basketball, Cheerleading, Aktive Freizeit, Kinderturnen und Prävention anbelangt. Die Vereinsarbeit an sich, also organisatorische Aufgaben wie Kassen- und Mitgliederverwaltung, Planungen für die Zeit nach der Krise und die kommende Saison laufen im Hintergrund weiter. Gerade haben wir unsere Beiratsversammlung in der vergangenen Woche abgehalten, aber halt nicht wie üblich im Nebenraum einer Gaststätte, sondern in schriftlicher Form mittels E‑Mail. Was unsere anstehende Jahreshauptversammlung am 25. April angeht, so werden wir diese wohl nicht an diesem Tag abhalten. Da so eine JHV aber zwingend vorgeschrieben ist, werden wir nach einem Ausweichtermin suchen müssen.
Welche Schäden verursacht die Corona-Krise im Verein?
Bernhard Uzelino: Das ist noch nicht absehbar. Ein Folgeschaden könnte sein, dass viele Aktive (vor allem Kinder und Jugendliche) die Lust an ihrem Sport verlieren, weil sie eben keine Möglichkeit mehr haben, ihn auszuüben – sei es im Training oder im Wettkampf. Wenn sich die Krise also lange hinzieht, könnte das sogar Vereinsaustritte zur Folge haben. Grundsätzlich hoffe ich allerdings, dass auch im Sportverein die Leute etwas enger zusammenrücken – im übertragenen Sinne natürlich – und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl sogar gestärkt wird.
Wie ist die BGL für einen wochen- oder monatelangen Stillstand gerüstet?
Bernhard Uzelino: Ehrlich gesagt gar nicht, weil ein solches Szenario nicht vorhersehbar war. Allerdings versuchen wir, unsere Mitglieder über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Insbesondere, wenn es um politische Entscheidungen wie Ausgangsbeschränkungen und Hallenschließungen geht oder um die Vorgaben der Sportverbände.
Bernhard Uzelino, der 1. Vorsitzende der Basketballgemeinschaft Litzendorf.
Foto: Bernhard Uzelino
Wie sehen die finanziellen Auswirkungen aus? Muss mit Ausfällen an Sponsorenzahlungen gerechnet werden?
Bernhard Uzelino: Im Grunde kann durch die Corona-Krise sogar Geld gespart werden, denn in dieser Zeit fallen ja keine Hallenmieten für Trainings- und Spielzeiten an, beziehungsweise werden hoffentlich ja wohl nicht erhoben. Außerdem entfallen auch Schiedsrichterkosten und so weiter. Das ist dann aber schon die einzig gute Auswirkung, die Corona für die Vereine hat. Hoffentlich halten sich finanzielle Auswirken im Rahmen. Jedoch muss tatsächlich mit Vereinsaustritten und somit dem Verlust von Mitgliedsbeiträgen gerechnet werden, ebenso wie mit dem Abspringen einiger Sponsoren. Gerade für unsere beiden Regionalliga-Teams sind aber diese Sponsorengelder fast unverzichtbar. In Anbetracht dieser extremen Wirtschaftslage muss man aber mit dem Rückzug von Sponsoren rechnen und dafür auch Verständnis zeigen. Wir wollen versuchen, Lösungen zu finden, die unseren Unterstützern, aber auch unserem Verein gerecht werden. Das jedoch alles zu seiner Zeit, denn Unternehmer und Betriebe haben jetzt mit Sicherheit ganz andere Probleme.
Für wann rechnen Sie mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs?
Bernhard Uzelino: Der Spielbetrieb in den BB-Ligen wurde ja komplett eingestellt und im Amateurbereich die Saison für beendet erklärt. Wir hoffen, dass möglichst bald wieder ein risikofreies Training erfolgen und der Spielbetrieb mit der neuen Saison 2020⁄21 aufgenommen werden kann. Sobald wieder der Schulbetrieb einsetzt, sollte auch wieder öffentlicher Sport möglich sein. Man muss einfach die weitere Entwicklung abwarten.
Befürchten Sie ein Sterben kleinerer Sportvereine?
Bernhard Uzelino: Nein, das befürchte ich nicht! Gerade kleinere Vereine haben ja wahrscheinlich keine allzu hohen Fixkosten, wobei ich hier nur für die BGL sprechen kann. Wenn die Mitgliederzahlen einigermaßen stabil bleiben, die Vereine vielleicht eine kleine Finanzreserve haben, dann sollten die Auswirkungen dieser Krisenzeit zu bewältigen sein.
Veranstalten Sie für Ihre Sportlerinnen und Sportler Trainingsangebote für zuhause? Wie sehen diese aus?
Bernhard Uzelino: In dieser Hinsicht bieten wir noch nichts an – unsere Sportler sind ja schließlich keine Profis. Wenn die Beschränkungen des Ausganges und der öffentlichen Sportmöglichkeiten allerdings noch länger bestehen bleiben, wäre so etwas vielleicht vorstellbar. Bis dahin hoffe ich, dass alle Aktiven versuchen, sich selbst fit zu halten. Von einem Team weiß ich, dass sie sich selbst ein Training für zu Hause auferlegt haben. Es muss also nicht immer alles reglementiert werden und eine gewisse Eigeninitiative kann niemals schaden.
Ein Großteil der Einnahmen der BGL entsteht durch die Litzendorfer Kirchweih, die im September stattfindet. Wie ist dabei der Stand der Planungen?
Bernhard Uzelino: Das ist natürlich auch ein Thema! Die BGL ist ein Verein mit vielen Mannschaften und Abteilungen, die Hallenkapazitäten für Trainings- und Spielbetrieb brauchen. Die Litzendorfer Turnhalle ist leider viel zu klein und hoffnungslos ausgebucht, so dass wir aktuell auch Hallen in Memmelsdorf, Stegaurach, Hirschaid und Strullendorf anmieten müssen. Das verursacht natürlich hohe Kosten, die wir nur allein mit den Mitgliedsbeiträgen nicht begleichen können. Das Ausrichten der Litzendorfer Kirchweih und die daraus resultierenden Einnahmen sind für unseren Verein fast überlebensnotwendig. Ob im September Großveranstaltungen schon wieder erlaubt sind, bleibt abzuwarten. Aktuell planen wir aber so, dass die Kirchweih wie gewohnt stattfindet. Falls ja, sollten sich die Leute schonmal die Zeit von 11. bis 14. September freihalten. Wenn die Kirchweih aber ausfallen würde, wäre das schon ein herber Verlust.
Erhält die BGL Hilfe staatlicher oder gesellschaftlicher Art? In welchem Umfang?
Bernhard Uzelino: Das weiß ich nicht, darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht und noch nicht informiert. Aber danke für den Hinweis! In dieser schweren Zeit müssen viele Menschen um ihre Existenz bangen, Privatpersonen wie auch Firmen. Und all jene sollten zuallererst die Möglichkeit auf Unterstützung bekommen, da müssen Vereine einfach mal hintenanstehen. Sollte die BGL tatsächlich in Schieflage geraten, so bleibt dann immer noch die Möglichkeit, auf Hilfsangebote zurückzugreifen – sofern so etwas für Sportvereine überhaupt vorgesehen ist. Sport und Vereine sind zwar wichtig, aber es gibt tatsächlich weitaus Wichtigeres!