Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz verabschiedet und ihren Nachfolger Florian Luderschmid ins Amt eingeführt. Vorher war Luderschmid Regierungsvizepräsident der
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1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Guter Ort
2021 markiert das bundesweite Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Vor diesem Hintergrund entwickelten das „Projekt 2025-Arche Musica“ und das Bildungsbüro des Landkreises Bamberg die Veranstaltungsreihe “Guter Ort“. Am morgigen Sonntag findet in Schlüsselfeld die zweite Veranstaltung statt.
Insgesamt handelt es sich um vier Erinnerungstage an das jüdische Leben der Region, die Arno Schimmelpfennig aus Bamberg durch Videos und das Aufzeichnen der Veranstaltungen zudem in Szene setzt. Eröffnung war Ende Juli unter großem Publikumsinteresse in Scheßlitz. Weitere Termine zu Begegnungen mit der jüdischen Geschichte Frankens sind morgen in Schlüsselfeld, in Heiligenstadt im September und Mitte Oktober in Lichtenfels. Wir haben mit Thomas Spindler über die Reihe gesprochen.
Herr Spindler, warum haben Sie und das Bildungsbüro des Landkreises sich entschlossen, die Reihe “Guter Ort – Begegnungen mit der jüdischen Geschichte Oberfrankens” zu organisieren?
Thomas Spindler: Da Oberfranken und besonders der Landkreis Bamberg eine Jahrhunderte alte, große jüdische Geschichte hat, war es nicht nur an der Zeit, diese Geschichte mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ bot die Möglichkeit, die jüdische Geschichte Oberfrankens bundesweit vorzustellen.
Am 25. Juli startete die Reihe in Scheßlitz mit einem Vortrag. Was wurde dem Publikum dabei geboten?
Thomas Spindler: Die Veranstaltung „Guter Ort“ besteht aus unterschiedlichen Angeboten für die Besucher. Ein besonderes Angebot waren Führungen durch den jüdischen Friedhof von Zeckendorfe durch Anton Heinert, einem Kenner der jüdischen Geschichte der Stadt Scheßlitz.
Im Rahmen des Begegnungsforums in der Mittelschule von Scheßlitz konnten sich unterschiedlichste Projektpartner und jüdische Kultureinrichtungen präsentieren. Auch die Mittelschule Scheßlitz und der Heimatverein beteiligten sich und das Besucherinteresse war groß. Das dritte Angebot bestand aus aufeinander abgestimmten Vorträgen, Musikstücken und Einblicken in die Kulturgeschichte unserer Region. Referenten waren Prof. Dr. Günter Dippold, Dr. Karin Dengler-Schreiber und Markus Raupach. Dass ein fränkischer Musikverein, unter Leitung von Holger Lieb, drei jüdische Musikstücke nach einem Arrangement aus Tel Aviv, Arrangeuer Danny Donner, spielte, war ein echter Höhepunkt und ein besonderes Symbol für die jüdisch-israelisch-deutsche Projektkooperation. Die wunderbaren und sehr atmosphärischen Videoeinspielungen von Arno Schimmelpfennig präsentierten den Gästen mehr als 500 Jahre jüdische Geschichte und Geschichten unserer Region.
Wie viele Leute waren da? Mit wie vielen hatten Sie gerechnet?
Thomas Spindler: Inklusive der Führungen und der Kernveranstaltung gehen wir von 250 bis 300 Besuchern aus, die zwischen 13 und 17 Uhr die Angebote wahrgenommen haben. Das war ein sehr gutes Ergebnis, das so nicht zu erwarten war. Zudem haben sich bundesweit bereits mehr als 500 Personen für den Videostream der Veranstaltung interessiert, den Arno Schimmelpfennig.
Wie sahen die Rückmeldungen aus?
Thomas Spindler: Die aktuellen Rückmeldungen von den Besuchern, von Projektpartnern und aus den Sozialen Netzen ist überaus positiv. Wir beleuchten einen bisher wenig berücksichtigten und sehr vernachlässigten Bereich unserer Regionalgeschichte.
Wie wird das Programm der weiteren Veranstaltungen in Schlüsselfeld (22. August.), Heiligenstadt (19. September) und Lichtenfels (17. Oktober) aussehen?
Thomas Spindler: Die Inhalte der Vorträge und die Gästeauswahl ändern sich zwar von Veranstaltungstag zu Veranstaltungstag, aber das Rahmenformat der vier Veranstaltungen ist jeweils identisch: Zwischen 13 und 17 Uhr gibt es ein Begegnungsforum, wobei die Kernveranstaltung jeweils von 15 bis 16:15 Uhr stattfindet. Unsere Führungen zu den jüdischen Friedhöfen beginnen jeweils um 13:30 Uhr und enden um 16:30 Uhr. Alle Kernveranstaltungen sind am Veranstaltungstag ab 18 Uhr außerdem als Stream zu sehen.
Warum haben Sie diese vier Orte für die Vorträge gewählt?
Thomas Spindler: Bei mehr als 30 besonderen jüdischen Orten in Oberfranken war es unser Ziel, durch die vier unterschiedlichen Schauplätze einen ersten Eindruck zum jüdischen Leben zu vermitteln. Jeder dieser Orte wie Scheßlitz, Schlüsselfeld, Heiligenstadt und Lichtenfels hat seine eigenen jüdischen Geschichten und Schicksale
Was werden die Gäste Eva Haller, die Präsidentin der Europäischen Janusz Korczak Akademie, die sich dem interreligiösen Dialog widmet, und der Holocaustüberlebende Roman Haller beitragen?
Thomas Spindler: Die Teilnahme von Gästen wie Eva Haller und Roman Haller, außerdem Karin Offmann, die Geschäftsführerin des Landesverbandes israelitischer Kultusgemeinden in Bayern, German Djanatlie, einem Mitglied im Direktorium des Zentralrates der Juden, sind ein Beleg für die Aktualität der Themen Judentum und Antisemitismus und für die Bedeutung dieser Veranstaltungsreihe. Unsere Zusammenarbeit mit dem Bildungsbüro des Landkreises Bamberg, hier möchte ich Vanessa Hohmann, Dr. Rosa Karl und Dr. Christian Lorenz besonders danken, war der Schlüssel für den Erfolg. Die Teamleistung hat den Landkreis Bamberg zu einem echten Hot-Spot der jüdischen Geschichte transformiert und gezeigt, dass der Landkreis die Fachkompetenz hat dieses Thema überzeugend zu präsentieren.
Reihe „Guter Ort“
Termine:
22. August, Schlüsselfeld, Historische Zehntscheune
19. September, Heiligenstadt, Oertelscheune
17. Oktober, Lichtenfels, Stadthalle
Weitere Informationen und Streaming-Angebote sind zu finden unter https://arche-musica.org/guter-ort/
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Vor allem die Auslandsnachfrage beflügelt
Oberfränkische Industrie wieder auf Kurs
„Die oberfränkische Industrie hat den Corona-Schock offensichtlich überwunden”, so Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth. Der Umsatz im zweiten Quartal 2021 lag nicht nur 29,1 Prozent über dem Wert von 2020, sondern auch 1,9 Prozent über dem zweiten Quartal 2019.
Nach dem Umsatzeinbruch von über 20 Prozent im Juni 2020 hat sich die oberfränkische Wirtschaft wieder schnell erholt. Die Stabilisierung wurde dabei insbesondere von der Auslandsnachfrage getragen. „Wie hoch der Umsatzzuwachs ohne die aktuellen Engpässe bei der Rohstoffbeschaffung und den Kapazitätsausfällen bei Containern wären, lässt sich nicht quantifizieren”, so Hohenner. Mit 6,0 Milliarden Euro liegt der Umsatz im 2. Quartal 2021 rund 1,3 Milliarden Euro über dem Wert vom zweiten Quartal 2020 und immerhin 112 Millionen Euro über dem Ergebnis von 2019.
Umsatzzuwachs auch gegenüber Vor-Corona-Jahr 2019
Gegenüber dem zweiten Quartal 2019 legten vor allem die Kfz-Zulieferer mit einem Plus von 58 Prozent zu. Diese standen bereits 2019 enorm unter Druck, hier ist zunächst eine Stabilisierung bei der Nachfrage erfolgt. Teilweise ist dieser Zuwachs auf einen statistischen Effekt zurückzuführen. Aber auch die Hersteller von Glas und Keramik, Textilien und chemischen Erzeugnissen legten in den vergangenen zwei Jahren zweistellig zu. Spürbare Einbrüche hatten vor allem die Druckereien und die Hersteller von Möbeln zu verzeichnen.
„Damit hat Oberfranken die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch längst nicht überwunden, da etwa Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe, aber auch Messebauer und ‑veranstalter oder Schausteller die Auswirkungen von Corona oft noch sehr deutlich spüren”, so Hohenner.
Aber zumindest scheint sich die Entwicklung in der Industrie stabilisiert zu haben. Dass die Ampeln dort weiter auf Grün stehen, zeigen auch die Ergebnisse der letzten IHK-Konjunkturbefragung, wo sich die Industrieunternehmen für das Jahr 2021 optimistisch äußern.
Fränkischer Theatersommer
„Sind wir wichtig? – Wir sind es“
Leicht haben es Pandemie und staatliches Desinteresse der Kulturszene nicht gemacht, aber die oberfränkische Landesbühne des Fränkischen Theatersommers – kommendes Wochenende noch mit zwei Stücken in der KUFA in Bamberg zu Gast – hat sich im zurückliegenden Jahr nicht unterkriegen lassen. Mit Jan Burdinski, Darsteller und Intendant des Fränkischen Theatersommers, haben wir über Systemrelevanz, Heiterkeit in unheiteren Zeiten und die Rückkehr zur Normalität gesprochen.
Am 30. Mai haben Sie in Bayreuth die Saison mit dem Stück „Emmas Glück“ eröffnet. Wie sahen die Rückmeldungen aus?
Jan Burdinski: Wir waren überrascht. Obwohl der Termin nur sehr kurzfristig vorher bekannt gegeben werden konnte, waren 80 Zuschauer da. Die Zuschauer reagierten auf die großartige schauspielerische Leistung der Darstellerin mit viel Applaus und Begeisterung. Wunderbar!
Hätte es, wenn die Inzidenzwerte die Aufführung nicht zugelassen hätten, eine Alternative gegeben?
Jan Burdinski: Wir hätten die Aufführung auf einen späteren Termin verlegen müssen, wie wir es zuvor schon mit der Premiere, die eigentlich in Altenkunstadt Mitte Mai vorgesehen war, praktizieren mussten.
Für die Premiere haben Sie das Solostück „Emmas Glück“, eine Komödie über die verschuldete Bäuerin Emma, ausgewählt. Warum?
Jan Burdinski: Das war der Wunsch der Darstellerin der Emma – Rebekka Herl. Immer wenn eine neue schauspielerische Kraft Teil des Ensembles des Fränkischen Theatersommers werden möchte, sollte sie ein Solo eigener Wahl spielen. Das hat zwei Vorteile. Erstens kann ich so die Persönlichkeit der Schauspielerin oder des Schauspielers intensiver kennenlernen. Und zweitens stärkt die Herausforderung eines Solo-Stücks die künstlerische Persönlichkeit. Das ist eine Schwerstaufgabe, die Frau Herl glänzend bestanden hat.
Steckt in der Tatsache, die Schauspielerin zum ersten Mal mit so einer großen Herausforderung, anstatt in einer kleineren wie einer Nebenrolle, vor Publikum spielen zu lassen, nicht ein großes Risiko?
Jan Burdinski: Ja, das ist ein Risiko. Aber man hat ja schon während der Proben Zeit, ein Stück gründlich zu erarbeiten und vorzubereiten. Natürlich haben alle Schauspielerinnen und Schauspieler vor so einer Premiere Selbstzweifel, aber die wische ich aus den Köpfen. Und es hat funktioniert – das Publikum war sprachlos.
Wie kam die Kooperation mit der KUFA, der Kultureinrichtung der Lebenshilfe Bamberg, zustande?
Jan Burdinski: Wer wen angesprochen hat, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall finden wir die Inklusionsausrichtung der KUFA großartig. Die Lebenshilfe konnte dort einen inclusiven Kunst- und Theaterbetrieb einrichten, der seinesgleichen sucht. Bei unseren Gastspielen werden wir sogar beim Catering von der KUFA unterstützt. Wir verfolgen im theaterpädagogischen Angebot des Fränkischen Theatersommer selber einen inklusiven Ansatz.
Der Fränkische Theatersommer hat, wie fast alle kulturellen Institutionen, ein Jahr voller Entbehrungen hinter sich. Hat sich diese Zeit auf seine Denkweise ausgewirkt? Sind Sie vorsichtiger geworden?
Jan Burdinski: Wir haben uns den Schneid nicht abkaufen lassen. Zwischen erstem und zweitem Lockdown hatten wir über 80 Aufführungen, obwohl das nur die Hälfte des ursprünglich geplanten Programmes war. Außerdem mussten wir besonders teure Produktionen, wie „Der Sommernachtstraum“ oder „Der fliehende Hollaender“ in die jetzige Spielzeit verschieben. Das Ensemble bekam dadurch aber die beruhigende Gewissheit, dass wir uns nicht unterkriegen lassen. Wir haben unsere Zeit nicht damit verbracht, permanent angsterfüllt an Corona zu denken. Wir hatten immer die nächste Spielzeit im Blick.
Kultur, das ist im zurückliegenden Jahr deutlich geworden, scheint doch nicht den systemrelevanten Stand zu genießen, der ihr zugeschrieben wird. Inwieweit gibt das kulturellen Institutionen zu denken? Stellen sich Ernüchterung und Zweifel über die Berufswahl ein?
Jan Burdinski: Fast das Gegenteil. Unser Beruf, Theater in einem reichen kulturellen Umfeld machen zu können, ist schon ein Luxus und Privileg. Zweifel an der Relevanz gab es deshalb eher vor Corona. Sind wir wirklich so wichtig? Die Pandemie hat uns gezeigt: Ja, wir sind wichtig! Und die Reaktionen des Publikums haben uns gezeigt, wie sehr die Leute Kultur brauchen – wie sehr sie Kultur verbinden mit Zusammenkommen, Atmenkönnen und Kommunikation. Auch wenn diese Tatsache unser Selbstvertrauen gestärkt hat, keine Sorge: Wir werden deshalb nicht überheblich.
Auf dem Spielplan der Saison 2021//2022 stehen Komödien, Musicals, Kabarett und Chansons. Werden Sie sich inszenatorisch darin auch der Pandemie annehmen?
Jan Burdinski: Vor ein paar Monaten hätte ich das noch verneint und gesagt, dass Corona uns dermaßen im Griff hat, dass ich nicht auch noch ein Stück darüber inszenieren möchte. Aber jetzt muss ich sagen, dass es in der einen oder anderen Inszenierung durchaus zu kleinen Exkursen zur Pandemie kommen wird – inklusive einer Tanzeinlage mit FFP‑2 Masken.
Auch nach den Schwierigkeiten und Unsicherheiten des letzten Jahres bedienen Sie eher die leichte Muse. Können Sie das immer noch in voller Überzeugung tun oder ist in Ihnen der Wunsch erwachsen, in den Inszenierungen oder in der Stückeauswahl der Härte der Realität etwas mehr Rechnung zu tragen?
Jan Burdinski: Heiterkeit wird bei uns schon sehr groß geschrieben. Aber so manches Stück bewegt sich durchaus auf dem schmalen Grat zwischen Tragödie und Komödie. Was die Verwertung der Realität angeht, kommt es immer auf die Perspektive an. Selbst die härteste Realität kann aus einem heiteren Blickwinkel betrachtet werden. Ich liebe es, auch Schreckliches eher aus einem solchen Blickwinkel anzugehen. Ich glaube, man begibt sich zu stark ins Missionarische, wenn man zu sehr das Schreckliche anprangern will. Da wird man ganz schnell zum Besserwisser. Ich möchte kein Besserweisser sein, sondern es dem Publikum überlassen, hinter dem Heiteren das Tragische zu entdecken und zu erkennen. Das ist nicht selbstverständlich. Unter einer politischen Diktatur – ich denke aktuell an die Entwicklungen in Belarus – kann diese künstlerische Freiheit, die wir hier genießen können, sehr schnell verloren gehen.
Tragisches heiter zu präsentieren, um es so vielleicht erträglicher zu machen, ist ein satirischer Ansatz. Ist der Fränkische Theatersommer eigentlich ein satirisches Projekt?
Jan Burdinski: Auch, aber nicht in Gänze. Die Antriebsfeder von Miguel Cervantes, als er „Don Quijote“ schrieb, ein Stück des aktuellen Spielplans, war Satire. Er wollte sich lustig machen über die schlechte Romanliteratur seiner Zeit des 16. Jahrhunderts. Ein solches Werk, das im Geist der Satire entstand, auf die Bühne zu bringen, lockt mich. Die Satire hat den Vorzug, die Widersprüchlichkeit der Welt lachend darzustellen. Solcherlei Perspektivwechsel hält unseren Geist fit. Diese Art von Optimismus möchte ich durchaus von der Bühne senden.
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Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Rohprodukten
Volle Auftragsbücher und doch Kurzarbeit?
Seit 2019 sind die Preise bei etlichen Rohstoffen laut Statistischem Bundesamt regelrecht explodiert, Kurzarbeit ist daher trotz voller Auftragsbücher leider die bittere Wahrheit laut der IHK für Oberfranken Bayreuth.
In vielen Branchen besteht eine hohe Nachfrage, etwa im Bausektor oder auch in vielen Industriebranchen, ob bei Kfz-Zulieferern, in der Kunststoff- oder der Stahlverarbeitung. Gleichzeitig sind Rohstoffe und Halbwaren nur mit erheblichen Lieferfristen oder gar nicht erhältlich. Hohenner: „Aktuell steigen die Erzeugerpreise so stark an wie zuletzt bei der zweiten Ölkrise 1982. Eine beängstigende Entwicklung.”
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht monatlich für über 1.500 Rohstoffe Preisindizes. Seit 2019 sind die Preise bei etlichen Produkten regelrecht explodiert, etwa bei Holz, Stahl oder Kupfer, aber auch bei elektronischen Bauteilen wie Chips oder Halbleitern, bei Dämmstoffen, selbst bei Kronkorken. Die Preise sind in vielen Fällen um 50 Prozent und mehr angestiegen.
Holz: Vielschichtige Gründe für Knappheit
Das Beispiel Holz zeigt, welche Auswirkungen die Produktknappheit hat. „Sehr stark betroffen sind hier nicht nur die Bauindustrie und ‑handwerk, sondern inzwischen praktisch alle Branchen, weil auch Holzpaletten und Holzpackmittel knapp werden”, so Peter Belina von der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Die Gründe für die aktuelle Situation sind vielfältig. Beim Holz etwa kommen gleich einige Aspekte zusammen. Dass die Nachfrage enorm angestiegen ist, liegt nicht zuletzt daran, dass vor allem China und die USA Konjunkturprogramme aufgelegt haben, wodurch die Nachfrage enorm angestiegen ist. Andererseits steht weniger weiterverarbeitbares Holz zur Verfügung. Durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre sei der Borkenkäferbefall in Mitteleuropa sehr hoch, dadurch steht weniger Holz zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. In den USA und Kanada und Russland wüten Waldbrände. Russland schließlich hat einen Exportstopp von Holz nach China verhängt.
Stahl: Nachfrage in China sehr stark gestiegen
China war bis vor zwei Jahren größter Exporteur von Stahl, das Land hat bei der Produktion einen Weltmarktanteil von 50 Prozent. Seit einigen Monaten importiert das Land Stahl. Hohenner: „Die Auswirkungen bekommen wir auch in Europa zu spüren.”
Wasser und Feuer bremsen Chipproduktion
Belina: „Ganz andere Gründe gibt es für die Engpässe bei Chips und Halbleitern.” Für die Produktion werde viel Wasser benötigt, aufgrund einer extremen Dürre in Taiwan, einem der Hauptexportländer, musste dort die Produktion monatelang reduziert werden. Der Brand in einem großen Chipwerk in Japan habe zu weiteren Engpässen geführt. Europa und vor allem die Kfz-Hersteller wollen unabhängiger von den asiatischen Vorlieferanten werden, eine solche Wende lässt sich aber nicht kurzfristig realisieren.
Weiterhin knappe Transportkapazitäten aus Fernost
Hinzu kommen außerordentliche Engpässe und Preissteigerungen beim Containerverkehr etwa zwischen China und Europa. Der SCFI-Index (Shanghai Containerized Freigt Index) zeigt, dass die Preise Ende Juli rund viermal so hoch waren wie 2019, Tendenz weiter steigend. Weltweit ist der Bau von über 300 Containerschiffen in Auftrag gegeben, aber auch deren Realisierung benötigt Jahre.
„Die Lieferketten werden die Konjunktur noch über Monate beschäftigen. Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht”, macht Hohenner deutlich. „Generell wächst die Erkenntnis, dass Europa unabhängiger werden muss etwa von Lieferanten aus Fernost. Auch das Recycling von Produkten wird wichtiger werden.”
In ersten Branchen erfolgt bereits eine Neuausrichtung bei den Lieferketten. Der IHK für Oberfranken Bayreuth berät hierzu bereits etliche Unternehmen in Kooperation mit den deutschen Auslandshandelskammern.
„Taste the Ausbildung“
Erfolgreiches IHK-Pilotprojekt zur Berufsorientierung
Mit dem Pilotprojekt „Taste the Ausbildung“ ist die IHK für Oberfranken Bayreuth einen neuen Weg zur Berufsorientierung gegangen mit dem Ziel, „Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen – und das so unkompliziert und praxisnah wie möglich“, wie Torsten Schmidt, der stellvertretende Leiter Berufliche Bildung bei der IHK für Oberfranken Bayreuth, erläutert.
Bei dem Pilotprojekt unter der Federführung der IHK wurden Schülerinnen und Schüler einer Bayreuther Mittelschule im Bus zu Ausbildungsbetrieben der Region gefahren und erhielten vor Ort aus erster Hand Informationen und Eindrücke über verschiedene Ausbildungsberufe und ‑inhalte. Im zweiten Schritt soll das Pilotprojekt auf weitere Regionen und Branchen ausgeweitet werden.
Am Pilotprojekt-Tag steuerte der „Taste the Ausbildung“-Bus die Stationen Emons Spedition GmbH in Himmelkron, Showküche im MUPÄZ – Museen im Kulmbacher Mönchshof e.V. und EDEKA Schneidermarkt in Bindlach aus den Branchen Logistik, Gastronomie und Einzelhandel an. Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse der Albert-Schweitzer-Schule in Bayreuth konnten sich dort unter anderem über die Ausbildungsberufe Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist/in, Berufskraftfahrer/in, Koch /Köchin, Restaurantfachfrau/–mann, Brauer und Mälzer, Verkäufer/in und Kaufmann/-frau im Einzelhandel informieren. Außerdem durften sie einen Rundgang durch die Logistikhalle machen, Holunderlimonade und „Stramme Mäxchen“ zubereiten und einen Einblick in den Alltag eines Einzelhändlers werfen.
Praxisnähe erleben
Teilnehmer und Lehrkräfte begrüßten das Konzept des Pilotprojekts. Kristina Jäger, Ausbilderin bei Emons Spedition GmbH, lobt vor allem den Praxisbezug der Initiative: „Für die Jugendlichen ist es wichtig, mal zu sehen, wie die Praxis funktioniert – sich mal einzufühlen in diese Ausbildungsberufe und etwas praktisch erleben“, so Jäger. „Dies macht nochmal einen ganz anderen Eindruck als irgendwas Schriftliches.“ Auch Klassenlehrer Marcus Kellner unterstützt die Idee, Schülerinnen und Schüler „raus aus dem Schonraum Schule“ zu bringen. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen einen Eindruck vom Arbeitsleben bekommen, dass sie sehen, wofür sie die schulische Ausbildung machen“, so Kellner, der als Begleitperson an dem Projekt teilnahm. Welch positiven Effekt eine praktische Vorführung haben kann, belegten die Kocheinlagen, die Alexander Schütz und Team (Restaurant Ursprung, Gasthof Berghof in Presseck) in der Showküche des MUPÄZ Kulmbach zeigten. Gleich zwei der teilnehmenden Schüler gaben nach der Veranstaltung an, sich eine Ausbildung zum Koch vorstellen zu können, obwohl sie vorher an diesen Ausbildungsberuf nie gedacht hätten. Schüler Noel Jakob plädiert daher auch für eine Fortsetzung des Projekts. „Die Leute, die vielleicht noch nichts Passendes gefunden haben, finden vielleicht eine Anregung für eine Ausbildung.“
Jeder Einzelne ein Gewinn
„Jeder einzelne Jugendliche, den wir mit dem Projekt für eine Ausbildung gewinnen können, ist zugleich ein Gewinn für die Region“, so Schmidt mit Blick auf den Rückgang an Ausbildungsbewerbungen, den viele Betriebe beklagen. Dies liege einerseits an den Auswirkungen der Pandemie, da die Phase der Berufsorientierung für die Schülerinnen und Schüler nur in sehr eingeschränktem Umfang möglich war. Hinzu komme laut Schmidt aber auch der seit einigen Jahren spürbare Trend zur Akademisierung. „Die Vorstellung, nur eine akademische Ausbildung verhilft zu beruflichem Erfolg, stimmt jedoch nicht. Eine berufliche Ausbildung besticht durch den hohen Praxisbezug, hervorragende Weiterbildungsmöglichkeiten und finanzielle Unabhängigkeit. Eine berufliche Ausbildung versperrt keine Türen, sie öffnet sie“, so Schmidt.
Information und Kontaktaufnahme ohne große organisatorische Hürden
Genau hier setzt das IHK-Pilotprojekt „Taste the Ausbildung“ an. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen die zahlreichen Vorteile einer Ausbildung näherzubringen und an konkreten Praxisbeispielen zu verdeutlichen. „Praxis statt Theorie“ – so das Leitbild des Berufsorientierungs-Konzepts. Die IHK stellt dabei die Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben und Schulen her und organisiert die Besuche. Das Konzept ermöglicht Information und Kontaktaufnahme zwischen potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen und Ausbildungsbetrieben ohne große organisatorische Hürden. „Jugendliche können sich unverbindlich informieren und in den ein oder anderen Beruf hineinschnuppern, die Ausbildungsbetriebe können die Rahmenbedingungen ihres Ausbildungsangebots direkt in der Zielgruppe präsentieren“, erläutert der Leiter der IHK-Berufsausbildung die Vorteile des Konzepts. „Bei Interesse können auch direkt vor Ort erste, informelle Gespräche geführt werden.“
Das Pilotprojekt „Taste the Ausbildung“ ist eine weitere Initiative der Kampagne „Wir sagen Ja zur Ausbildung“, mit der die IHK für eine Stärkung der Beruflichen Bildung wirbt. Weitere Informationen rund um das Thema Ausbildung bietet die IHK für Oberfranken Bayreuth auf https://www.bayreuth.ihk.de/ausbildung
Oberfränkische Marientour
Erster Radpilgerweg in Oberfranken eröffnet
Heute ist in Prächting der oberfränkische Radpilgerweg eröffnet worden.
Der Marienradweg führt zu den Marienkirchen in Oberfranken und hat eine Länge von 580 Kilometern. Start- und Endpunkt der abwechslungsreichen Radroute ist Bamberg.
Radfahren liegt voll im Trend
Oberfranken Offensiv hat mit dem Projekt Aktivregion, das neben einer Radrunde in und um Oberfranken weitere zehn Landkreisgrenzen-übergreifende Themenrouten umfasst und nun durch den Marienradweg erweitert wird, einen Volltreffer gelandet. Kaum ein Urlaubs- und Freizeitsegment wächst so dynamisch wie der Radtourismus in Deutschland. Das zeigt auch die aktuelle Radfahranalyse 2020 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC):
76 Prozent der Deutschen fahren Rad,
51 Prozent davon nutzen das Fahrrad für Ausflüge und Reisen,
6,8 Millionen Kurzreisende sind an Wochenenden und
5,2 Millionen Kurzreisende sind während der Woche mit dem Fahrrad unterwegs,
5,4 Millionen Bundesbürger haben 2020 einen Radurlaub unternommen,
34 Millionen Bundesbürger unternehmen Radausflüge,
knapp ein Drittel der Radreisenden nutzt ein E‑Bike,
im Durchschnitt sind die Radreisenden 51 Jahre alt und
69 Prozent planen im Jahr 2021 eine Radreise,
davon 79 Prozent innerhalb Deutschlands.
„Bayern ist die beliebteste Radreiseregion im Inland. Die Aktivregion Oberfranken, deren Radrouten von Einheimischen und Touristen sehr gut angenommen werden, setzt wichtige Impulse in den Bereichen Freizeit und Fremdenverkehr und trägt damit auch zum Image von Oberfranken als hoch attraktive Freizeit- und Tourismusregion bei“, sagt Melanie Huml MdL.
Zehn Etappen mit 52 Heiligtümern
Der Marienradweg ist als Pilgerradweg zu den Marienkirchen in Oberfranken konzipiert. Der Radweg hat eine Länge von 580 Kilometern und kann in zehn Etappen befahren werden. Start- und Endpunkt des Marienradwegs ist die Weltkulturerbe-Stadt Bamberg. Im Verlauf der Route können 52 Heiligtümer, Marienkirchen oder Wegkreuze, besucht werden, die Zeugnis über die fränkische Marienverehrung ablegen. Für viele Menschen in Franken zählen Wallfahrtsorte von Kindheit an zu wichtigen Orten des Lebens und des Glaubens. Obwohl Oberfranken stark von der Reformation geprägt war, zählen große Teile Ober- und Mittelfrankens zum fränkischen Marienland.
Die Radstrecke führt neben befestigten Wegen auch über Forst- und Schotterwege und ist durchgängig mit dem Logo „Fränkischer Marienweg“ beschildert.
Marienwanderweg als Ausgangpunkt
Auf Initiative des Erzbistums Bamberg wurde das Projekt „Oberfränkische Marientour“ in den vergangenen zwei Jahren mit maßgeblicher Unterstützung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und mit großer Unterstützung des Erzbistums Bamberg, der Kommunen und der Tourismusorganisationen realisiert.
Ausgangspunkt ist der Marienwanderweg, der von Seiten des Erzbistums Bamberg am Marienfeiertag am 15. August 2021 eröffnet wird. Seinen Ursprung hat der Marienwanderweg in Unterfranken, wo gerade die Marienverehrung in vielen Orten und Landschaften sehr deutlich wird. Sowohl der Marienwanderweg als auch der Marienradweg in Oberfranken soll zum Pilgern und zu Wallfahrten, ob zu Fuß oder mit dem Rad, einladen. Damit verbunden ist auch die Möglichkeit zur Entschleunigung und letztlich auch zur Neu-Entdeckung der Langsamkeit mit den damit verbundenen Chancen für Erholung und geistiger Einkehr.
Infomaterial „Oberfränkische Marientour“
Der Flyer zum Download, die Route als GPX-Track mit QR-Code sowie umfangreiche Informationen zu den jeweiligen Etappen sind zu finden auf der Website von Oberfranken Offensiv unter https://www.oberfranken.de/de/projekte/aktivregion.php. Gedruckte Flyer mit Informationen zur Streckenführung und zu den 52 Marienkirchen und Wegkreuzen sind in der Geschäftsstelle von Oberfranken Offensiv e.V., Maximilianstraße 6, 95444 Bayreuth, oder telefonisch unter 0921 52523, erhältlich.
Oberfranken Offensiv e.V.
Oberfranken Offensiv e.V. ist eine der mitgliederstärksten Regionalinitiativen Deutschlands und Impulsgeber innovativer Projekte. Die Stärken Oberfrankens vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auszubauen und so die Zukunftsregion Oberfranken mitzugestalten, ist die Kernaufgabe der Entwicklungsagentur. Der Verein versteht sich als wichtige Klammer, die sich lösungsorientiert und aktiv für die kommunale und regionale Entwicklung Oberfrankens einsetzt, Synergien nutzt, Kompetenzen bündelt und die Region in ihrer positiven Wahrnehmung im Innen- und Außenverhältnis erfolgreich weiterentwickelt. Im Verein engagieren sich Kommunen, Unternehmen, Institutionen, Verbände und Privatpersonen.
Oberfrankens Malteser-Gruppenführer nach Fluteinsatz
„Hätte nie gedacht, dass mich in Deutschland jemand um Essen anfleht“
Fabian Pecht hat trotz seiner jungen Jahre als Notfallsanitäter und Einsatzleiter im Bamberger Rettungsdienst schon viel gesehen: schwere Unfälle, lebensbedrohliche Verletzungen, große Katastrophenlagen. Als Gruppenführer war der 27-jährige Referent für Notfallvorsorge in der Malteser Diözesangeschäftsstelle Bamberg im Juli gleich zweimal in Rheinland-Pflanz im Hochwassereinsatz. Was Pecht dort gesehen hat, lässt ihn nur schwer los.
„Dramatisch wäre für die Lage dort noch untertrieben. Das war wie im Krieg, gerade im ersten Einsatz. Ich hätte nie gedacht, dass mich in einem Land wie Deutschland mal jemand so direkt und emotional um Essen anflehen würde“, sagt Pecht immer noch fassungslos.
Der junge Malteser war im Ahrtal verantwortlich für die Schnelleinsatzgruppen (SEG) Betreuung aus Bamberg und Behandlung aus Waischenfeld, die im Zuge eines sogenannten oberfränkischen Kontingenteinsatzes den vom Hochwasser betroffenen und obdachlos gewordenen Menschen in den Krisengebieten geholfen haben. Mit dabei waren auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus Kulmbach. „Im ersten Einsatz waren wir in Bad Neuenahr eingesetzt und haben dort mit Kollegen des BRK Forchheim Essen und Getränke an Helfer und Bevölkerung ausgegeben. Im zweiten Einsatz haben wir ein Medizinisches Versorgungszentrum betrieben, wo Einsatzkräfte und Flutopfer von Ärzten behandelt wurden“, berichtet Pecht.
„Teamwork und Kameradschaft machen uns stark!“
Glücklich ist der Notfallsanitäter darüber, dass alle Einsätze unter dem Strich problemlos und gut verlaufen sind – und es keine kritischen Momente für seine Mannschaft gab. Sicherheit und Eigenschutz seien bei solchen Lagen das Allerwichtigste. Deshalb ist er auch stolz auf seine ehrenamtlichen Kräfte: „Ich bin froh, dass ich auf so ein Team innerhalb meiner Diözese bauen darf. Teamwork und Kameradschaft machen uns stark!“ Ganz oben auf der Liste steht allerdings die Dankbarkeit der betroffenen Bevölkerung. „Wir haben hier Menschlichkeit von ihrer größten und besten Seite erfahren“, sagt Pecht. Er verhehlt aber auch nicht, dass es leider einige wenige gab, die die Helferinnen und Helfer beleidigt und ihnen Vorwürfe gemacht hätten.
Zerstörte Häuser, Leichen und Schwerstverletzte im Schlamm, keinerlei Infrastruktur mehr, vernichtete Existenzen: Bekommt man solch schreckliche Bilder als Einsatzkraft wieder aus dem Kopf? „Reden, reden, reden – das ist das einzige, was hilft“, antwortet Pecht. Seine Freundin, selbst gelernte Rettungsassistentin, helfe ihm bei der traumatischen Bewältigung der Erlebnisse sehr. „Ob das auf Dauer gutgeht, diese Frage kann ich im Moment nicht beantworten. Dafür sind die Einsätze noch zu präsent“, sagt der 27-Jährige aus Ebern in Unterfranken. Dazu kamen auch die körperlichen Strapazen, allen voran der Mangel an ausreichendem Schlaf.
„Wir waren häufig vom frühen Morgen bis in den späten Abend im Einsatz. Da nutzt man jede Sekunde, in der man schlafen kann.“ An seine Kameraden appelliert er, sich auf jeden Fall Hilfe zu suchen, wenn sie merken, dass sie Hilfe brauchen. „Das ist keine Schande“, unterstreicht der Gruppenführer.
„Ich bereue keine Sekunde, ein Malteser zu sein!“
Zufrieden ist Pecht, dass die Alarmierungskette bei den Maltesern gut funktioniert hat. „Für den ersten Einsatz kam die Benachrichtigung am frühen Morgen. Da musste natürlich alles schnell gehen“, erinnert sich Pecht. Wegen eines Voralarms seien die Helfer aber bereits fest geplant und die Fahrzeuge beladen gewesen. „Dann habe ich alle Helfer und Führungskräfte angerufen, meine Sachen gepackt, mich noch kurz bei meiner Freundin verabschiedet – und dann ging’s los.“ Ein großes Dankeschön richtet der Einsatzleiter dabei an alle Arbeitgeber der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, aber auch an die eigene Malteser-Führung. Die Unternehmen hätten ihre Mitarbeitenden durchweg ohne Probleme freigestellt, damit diese in den Flutgebieten helfen konnten.
Was bewegt Menschen wie Fabian Pecht und sein Team, sich ehrenamtlich für solche durchaus nicht ungefährlichen Einsätze zu engagieren? „Die Liebe, anderen Menschen zu helfen – gerade in solchen Situationen“, antwortet der junge Mann ganz spontan. Und hofft, dass sich weitere Ehrenamtliche finden, die bei den Maltesern mitarbeiten wollen. Sein Versprechen: Mögliche Interessenten dürfen sich auf eine tolle Kameradschaft, auf Gemeinschaft, Rückhalt, eine gute Ausbildung und gefestigte Strukturen freuen. Als Fabian Pecht das sagt, liegt ein besonderer Glanz in seinen Augen. Vermutlich, weil er gleich mit einer gehörigen Portion Pathos hinterherschiebt: „Ich selbst bereue keine Sekunde, ein Malteser zu sein!“
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Jubiläumsjahr
Plakatserie „Jüdisches Leben in Oberfranken“
Anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gibt der Bezirk Oberfranken eine Plakatserie heraus. Sie orientiert sich am jüdischen Kalender und enthält neben Fotos erklärende Texte zu jüdischen Feiertagen und Traditionen sowie dem jeweiligen Fotomotiv.
„Mit der Plakatserie ‚Jüdisches Leben in Oberfranken‘ möchte der Bezirk die vielfältige jüdische Geschichte der Region ins öffentliche Bewusstsein rufen“, sagt Bezirkstagspräsident Henry Schramm und erklärt weiter: „Ein prominentes Beispiel für diese Geschichte ist Levi Strauss, der Miterfinder der Jeans. Er stammte aus Buttenheim im Landkreis Bamberg.“
„Der jüdische Kalender hat im kommenden Jahr einen Schaltmonat und daher insgesamt dreizehn Monate. So können wir mit unseren monatlich erscheinenden Plakaten aus jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt einen Ort oder ein Objekt beleuchten“, erläutert Bezirksheimatpfleger Günter Dippold. Warum jüdische Familien für verschiedene Speisen unterschiedliches Geschirr verwenden, wird beispielsweise an einigen Ausstellungsstücken des Porzellanikons im Landkreis Wunsiedel erklärt. Wie Thorarollen entstehen und wie die Fragmente zweier Thorarollen ins Stadtarchiv Kulmbach kamen, erzählt das dritte Plakate der Serie im August.
Deutschland blickt in diesem Jahr auf mehr als 1700 Jahre jüdisches Leben zurück. Im Jahr 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein Gesetz, das es Juden erlaubte, städtische Ämter in Köln zu übernehmen. Dieses Gesetz ist der älteste Nachweis für jüdisches Leben in Deutschland und zeigt, dass Juden und der jüdische Glaube schon lange ein fester Bestandteil der europäischen und deutschen Kultur sind.
Die Plakate „Jüdisches Leben in Oberfranken“ erscheinen ab sofort monatlich bis Juni 2022. In gedruckter Form werden sie im Format A2 kostenlos an öffentliche Einrichtungen und Vereine ausgegeben (maximal 5 Exemplare pro Plakat). Ein kostenloses PDF ist auf Anfrage für alle Interessierten erhältlich über die Kultur- und Heimatpflege: Frau Ronja Storck; E‑Mail: ronja.storck@bezirk-oberfranken.de; Telefon: 0921//604‑1789.
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Oberfranken soll digital sichtbarer werden
Mit der Oberfranken-App die ganze Heimat im Taschenformat
Mit der am Freitag gestarteten, für die Nutzerinnen und Nutzer kostenfreien, Oberfranken-App werden neue Wege begangen, um den kulturellen Reichtum und die landschaftliche Vielfalt des Regierungsbezirkes zielorientiert zu präsentieren. Zukünftig wird eine leistungsstarke App bereits vorhandene regionale Initiativen und die Kommunen tatkräftig dabei unterstützen, ihre Heimat digital zu bewerben.
TV Oberfranken, die mit der Durchführung des Projektes durch den Bezirk Oberfranken als Projektträger nach Abschluss eines Vergabeverfahrens beauftragt wurden, sowie die Oberfrankenstiftung, welche zur Realisierung der Anwendung eine hohe Fördersumme an den Bezirk ausgereicht hat, starteten am 30. Juli in einer Pressekonferenz offiziell das digitale Projekt und präsentierten es der Öffentlichkeit. Die Oberfranken-App ist ab sofort für die Nutzerinnen und Nutzer in den App-Stores verfügbar.
Inhaltlich bietet die Anwendung einen besonderen Service, der dem modernen Nutzerverhalten in der mobilen Kommunikation Rechnung trägt: Die Stärken der Region werden im bewegten Bild gezeigt. Weit mehr als 300 aktuell produzierte Videos aus den neun Landkreisen und vier kreisfreien Städten des Bezirks werden in der App kostenfrei zum Download angeboten.
„Ein weiterer Meilenstein, um unser wunderschönes Oberfranken in all seinen Facetten digital sichtbarer zu machen“
Bezirkstagspräsident Henry Schramm ist von dem neuen Konzept überzeugt. „Welche tolle Sehenswürdigkeit kann ich am Wochenende mit meiner Familie in Oberfranken besuchen? Wo gibt es das nächste coole kulinarische Highlight unserer Genussregion und auf welche Veranstaltung kann ich am Wochenende mit meinen Freunden gehen? Die Oberfranken-App ist ein weiterer Meilenstein, um unser wunderschönes Oberfranken in all seinen Facetten digital sichtbarer zu machen“, ist er sich sicher. Seien es die heimischen Sehenswürdigkeiten, die reizvolle Landschaft oder der abwechslungsreiche oberfränkische Veranstaltungskalender – all das habe man nun kompakt und dem technischen Fortschritt entsprechend nur einen Klick entfernt, führte Schramm weiter aus. „Meine Anerkennung und mein Dank gilt vor allem TV Oberfranken für die Umsetzung dieser App und der Oberfrankenstiftung für die Ausreichung der Fördersumme an den Bezirk. Ich bin dankbar, dass wir gemeinsam dieses Projekt realisieren konnten.“
Auch die Vorsitzende des Stiftungsrates der Oberfrankenstiftung, Frau Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, zeigte sich anlässlich des Starts der Oberfranken-App beeindruckt von dem Inhaltsreichtum der Anwendung: „Die Welt wird digitaler. Tag für Tag ein bisschen mehr. Wir in Oberfranken stellen uns dieser Veränderung und gehen bei der Vermarktung unserer Heimat neue Wege. Mit der Oberfranken-App werden schon in der Startphase viele Informationen über unseren Regierungsbezirk in einer Anwendung digital zusammengeführt. Die App ist organisch angelegt, d.h. ihre Angebote werden ständig erweitert und angepasst. Damit stärken wir unser Profil als attraktive Familien- und Wirtschaftsregion erheblich. Die App kann dabei sehr gut als Medium für an Oberfranken Interessierte, Gäste und potentielle Neubürgerinnen und Neubürger, aber auch von unseren Rückkehrern genutzt werden.“
TVO-Geschäftsführer Norbert Kießling nutzte die Vorstellung bei der Pressekonferenz dafür, sich bei dem Bezirk Oberfranken und deren Fördergeber für die Zusammenarbeit bei der Realisierung der App zu bedanken und für das Projekt zu werben. „Es geht um Gemeinsamkeit, Reichweite, Relevanz und digitale Werbung für Oberfranken – das sollten alle nutzen. Die App ist ein starkes Statement für unsere Heimat“, so Kießling.
Oberfranken-App
Die App steht ab sofort zum Download verfügbar und ist leicht bedienbar. Sie soll möglichst viele Altersgruppen ansprechen. Im Hintergrund arbeiten dafür leistungsstarke Server, die modernste Streaming-Technologie und ein Content-Delivery-Network bewegen, um jeglichen Traffic bedienen zu können. Auf Wunsch navigiert ein digitaler Assistent durch das Angebot, der der Nutzerin bzw. dem Nutzer standort- und tageszeitbezogene Vorschläge unterbreitet.
Zum Service des Portals gehören zudem fortlaufend technische Updates, die in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass sich die App stets innovativ weiterentwickelt.
Ganz nebenbei soll die App auch einen Beitrag zur digitalen Bildung leisten. So kann das Angebot bei Bedarf auch kostenfrei in Schulen, Volkshochschulen, Hochschulen, Vereinen oder Kindergärten als flankierendes Informationsmedium eingesetzt werden.
Besonders bedeutsam ist der Mehrwert für die oberfränkischen Kommunen und die Landkreise des Bezirks: Die mehr als 300 Videos dürfen von den Partnern kostenfrei verwendet werden. Das heißt, die Filme können geteilt und auf eigenen Plattformen zu Marketingzwecken eingesetzt werden.
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Rollenwechsel bei den Altenkunstadter Maltesern
Wie Lukas vom Fahrgast zum Praktikanten wurde
Lukas sitzt wegen einer Muskelerkrankung seit sechs Jahren im Rollstuhl und ist normalerweise Fahrgast des Malteser Fahrdienstes in Altenkunstadt. In dieser Woche allerdings unterstützt der 17jährige als Praktikant eine Woche lang das Team von Dienststellenleiter Klaus Schnapp.
Für Lukas ist heute ein besonderer Tag: Er sitzt im Büro des Malteser Fahrdienstes in Altenkunstadt und sortiert Fahraufträge für die Disposition und für die Krankenkassen. Genau jene Zettel, die der 17-Jährige sonst selbst ausfüllen muss, wenn er von seiner Wohnung in Redwitz im Landkreis Lichtenfels zur Mittelschule nach Altenkunstadt gefahren wird. Lukas sitzt wegen einer Muskelerkrankung seit sechs Jahren im Rollstuhl und ist normalerweise Fahrgast des Malteser Fahrdienstes. In dieser Woche allerdings hat er die Rollen getauscht: Als Praktikant unterstützt er eine Woche lang von 8 bis 13 Uhr das Team von Dienststellenleiter Klaus Schnapp nach Kräften.
Lukas freut sich darüber, mit vielen Leuten zusammenarbeiten zu können, die er seit Jahren gut kennt. „Die Malteser hier sind ja schon wie eine kleine Familie für mich. Und selbst der Chef persönlich hat mich schon mal gefahren“, erzählt der junge Mann begeistert. So ist es auch kein Wunder, dass der Impuls, das Praktikum bei den Maltesern zu machen, von einem seiner Stammfahrer kam: „Ich habe Jens gesagt, dass ich schon mehrere Bewerbungen für ein Praktikum geschrieben habe, leider ohne Erfolg. Darauf sagte er zu mir: Dann kommt doch zu uns!“ Vor allem drängte die Zeit, weil die Schule relativ kurzfristig den Schülern der 9. Klasse des M‑Zugs mitgeteilt hatte, sich noch nach einem Praktikumsplatz umzuschauen. Gesagt – getan. „Wir haben alle sofort ja gesagt und uns riesig auf Lukas gefreut“, betont Dienststellenleiter Klaus Schnapp. In dieser Woche holt der Fahrdienst Lukas auch von zu Hause ab und bringt ihn wieder nach Hause – nur nicht in die Schule, sondern eben ins Büro.
Mittlere Reife im kommenden Jahr
Lukas ist mit Eifer bei der Arbeit. Es sei schon mal sehr interessant zu sehen, wie der Alltag im Fahrdienst ist, sagt er. Grundsätzlich mache ihm ein Bürojob schon Spaß. Später möchte er dann „mehr in die IT-Richtung“, so sein Wunsch. Wenn er sich einen Traumberuf aussuchen könnte, dann wäre das Mechatroniker. Auch in diesem Bereich hatte er schon mal ein Praktikum gemacht – bei der Unternehmensgruppe Dr. Schneider in Kronach. „Möglich wäre das schon. Man müsste allerdings schauen, wie das dann mit meiner Behinderung gehen würde“, erklärt Lukas. Jetzt will er im nächsten Jahr erst einmal seine Mittlere Reife machen. Und ansonsten hat er eine klare Vorstellung, was seine Leidenschaften angeht: „Holz, Metall, Elektronik, PCs und Autos!“
Lukas hat im Altenkunstadter Büro der Malteser nicht nur vorübergehende Kolleginnen und Kollegen an seiner Seite, sondern auch Simone Hofmann von der offenen Hilfe der katholischen Regens-Wagner-Stiftung. Hofmann ist seine ganz persönliche Schulbegleitung und steht ihm auch im Praktikum zur Verfügung. Sie hilft Lukas bei Tätigkeiten, die er nicht oder nur schlecht alleine machen kann. Früher konnte Lukas laufen wie jeder andere auch. Doch mit der Zeit wurde es immer schlechter. „20 bis 30 Meter schaffe ich zu Hause auch ohne Rollstuhl. Das war’s aber dann auch“, berichtet der 17-Jährige.
Klaus Schnapp und sein Team sind von Lukas so begeistert, dass sie ihm schon jetzt eine Freiwilligenstelle fürs nächste Jahr nach dem Ende der Schulzeit angeboten haben. Lukas überlegt noch, schließt eine Wiederkehr nicht grundsätzlich aus. „Die Malteser hier sind schon ein cooler Laden – und alle sind gut drauf.“ Der Chef, die Gabi im Büro – und seine zwei Stammfahrer Jens und Brigitte sowieso. Mit Jens habe er sogar eine Art Wette laufen: Der wollte die Aufgaben seiner letzten Englisch-Probearbeit und hat prophezeit, dass er keinen einzigen Fehler machen wird. „Da bin ich schon sehr gespannt, was rauskommt“, sagt Lukas und lacht dabei. Ob Jens es geschafft hat, wird er demnächst erfahren – ob auf dem Weg ins Büro oder in die Schule.
Dringend Fahrer gesucht
Der Malteser Fahrdienst für Oberfranken mit Sitz in Altenkunstadt verzeichnet eine immer stärkere Nachfrage. Um dem gestiegenen Bedarf gerecht werden zu können, wird dringend neues Fahrpersonal gesucht. „Klar, wir legen wir bei der Auswahl unserer Fahrerinnen und Fahrer im Hinblick auf die besonderen Anforderungen der Tätigkeit hohe Maßstäbe an. Andererseits bekommen die Bewerber im Gegenzug eine umfassende Aus- und Weiterbildung sowie einen Erste-Hilfe-Kurs und arbeitsmedizinische Betreuung“, sagt Diensteleiter Klaus Schnapp.
Als Fahrer eignet sich jeder zwischen 18 und 70, der gut und gerne Auto fährt und mit Menschen zu tun hat, keine Einträge im polizeilichen Führungszeugnis hat und in einem tollen Team arbeiten will. Die Arbeitszeiten sind in der Regel morgens, wenn die Kinder in die Einrichtungen gebracht werden müssen – und dann wieder am Nachmittag zur Abholung.
Wer also auf die Malteser abfährt und künftig in ihrem Namen abfahren will, bewirbt sich bitte bei Malteser Hilfsdienst gGmbH, Fahrdienst Oberfranken, Gewerbegebiet 8, 96264 Altenkunstadt beziehungsweise per E‑Mail an fahrdienst.oberfranken@malteser.org