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Universität Bamberg - Page 9

Stu­die der Uni­ver­si­tä­ten Darm­stadt, Bam­berg und Frankfurt

For­schen­de ent­lar­ven man­gel­haf­te Daten­schutz-Ein­stel­lun­gen auf ein paar tau­send Webseiten

Eine inter­dis­zi­pli­nä­re Stu­die von For­schen­den der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Darm­stadt, der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg und der Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt zeigt, wie Web­sei­ten­be­trei­ben­de am wir­kungs­volls­ten über man­gel­haf­te Daten­schutz-Kon­fi­gu­ra­tio­nen infor­miert wer­den können.

So kön­nen Behör­den und Sicher­heits­for­schen­de zukünf­tig mög­lichst effek­tiv Anbie­ten­de von Web­sei­ten dazu bewe­gen, Män­gel zu erken­nen und zu behe­ben. Das For­schungs­team stellt dazu auch das Werk­zeug „Check Goog­le Ana­ly­tics“ zur Ver­fü­gung, mit dem die kor­rek­te Akti­vie­rung der IP-Anony­mi­sie­rung bei der Ein­bin­dung von Goog­le Ana­ly­tics über­prüft wer­den kann.


Feh­ler­haf­te Daten­schutz­ein­stel­lun­gen auf Webseiten

Fast alle Web­sei­ten und Online­shops ver­wen­den Ana­ly­se­werk­zeu­ge wie Goog­le Ana­ly­tics, um mehr über die Sei­ten­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher und deren Nut­zungs­ver­hal­ten zu erfah­ren. Doch nicht alle die­ser Tools sind daten­schutz­kon­form nach der Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) ein­ge­rich­tet. Durch fal­sche Ein­stel­lun­gen kön­nen Web­sei­ten­ver­ant­wort­li­che Gegen­stand von Abmah­nun­gen, Scha­dens­er­satz oder Buß­gel­dern werden.

For­schen­de aus den Fach­be­rei­chen Infor­ma­tik (Pro­fes­sor Mat­thi­as Hollick und Max Maaß, TU Darm­stadt; Pro­fes­sor Domi­nik Herr­mann und Hen­ning Pri­döhl, Uni­ver­si­tät Bam­berg), Psy­cho­lo­gie (Ali­na Stö­ver, TU Darm­stadt) und Rechts­wis­sen­schaf­ten (Dr. Sebas­ti­an Brett­hau­er und Pro­fes­so­rin Indra Spiecker genannt Döh­mann, Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt) gin­gen in einer Stu­die der Fra­ge nach, wie Web­sei­ten­be­trei­ben­de über feh­ler­haf­te Daten­schutz­ein­stel­lun­gen die­ser Ana­ly­se­diens­te so infor­miert wer­den kön­nen, dass sie ihre Inter­net-Ange­bo­te mög­lichst effek­tiv zur recht­mä­ßi­gen Ein­stel­lung hin ändern.


Infor­miert wur­den fast 4000 Betrei­be­rin­nen und Betreiber

Inner­halb der inter­dis­zi­pli­nä­ren Stu­die wur­den 3954 Betrei­be­rin­nen und Betrei­ber von ins­ge­samt 4096 deut­schen Web­sei­ten über eine feh­len­de oder feh­ler­haf­te Kon­fi­gu­ra­ti­on der IP-Anony­mi­sie­rung beim popu­lä­ren Ana­ly­se­dienst Goog­le Ana­ly­tics infor­miert. Dies bedeu­te­te einen Ver­stoß gegen Daten­schutz­an­for­de­run­gen. Für das Benach­rich­ti­gungs­expe­ri­ment wur­den ers­tens die For­mu­lie­rung der Nach­richt (Hin­weis mit Infor­ma­ti­on über Fol­gen für Nutzerschutz/​Hinweis mit Infor­ma­ti­on über mög­li­che Rechts­fol­gen), zwei­tens das Kon­takt­me­di­um (E‑Mail oder Brief) und drit­tens der Absen­der (Infor­ma­tik­stu­die­ren­de als Pri­vat­per­son; Infor­ma­tik­lehr­stuhl; daten­schutz­recht­li­cher Lehr­stuhl und For­schungs­in­sti­tut) variiert.

Die Ergeb­nis­se zei­gen, dass die Män­gel am ehes­ten beho­ben wer­den, wenn die Benach­rich­ti­gung einen Hin­weis auf recht­li­che Fol­gen ent­hält. Außer­dem wur­den die Ein­stel­lun­gen bei Infor­ma­ti­on per Brief häu­fi­ger kor­ri­giert als bei Hin­wei­sen per E‑Mail. Die Iden­ti­tät des Absen­ders beein­flusst die Bereit­schaft, Ände­run­gen vor­zu­neh­men, eben­falls: So führ­ten Schrei­ben des daten­schutz­recht­li­chen Lehr­stuhls und For­schungs­in­sti­tuts häu­fi­ger zum Erfolg als Infor­ma­tio­nen von For­schen­den aus der Informatik.


Mehr als die Hälf­te der Benach­rich­tig­ten behob das Problem

Über­ra­schend effek­tiv zeig­te sich die Infor­ma­ti­on durch Pri­vat­per­so­nen mit fach­li­chem Hin­ter­grund (Infor­ma­tik­stu­die­ren­de). Ins­ge­samt wur­de das Pro­blem von mehr als der Hälf­te (56,6 Pro­zent) der Infor­mier­ten als Reak­ti­on auf das Benach­rich­ti­gungs­expe­ri­ment beho­ben, wäh­rend in der unin­for­mier­ten Kon­troll­grup­pe nur 9,2 Pro­zent von sich aus, zum Bei­spiel auf der Basis von Medi­en­be­rich­ten, agierte.

Die Ergeb­nis­se einer anschlie­ßen­den Umfra­ge, die im Rah­men der Stu­die mit den Web­sei­ten­be­trei­ben­den durch­ge­führt wur­de, zeig­te wei­ter­füh­ren­de Erkennt­nis­se zum Wis­sen der Web­sei­ten­ver­ant­wort­li­chen im Hin­blick auf die von ihnen benutz­ten Ana­ly­se­tools. Fast 20 Pro­zent der Teil­neh­men­den waren sich nicht bewusst, das Ana­ly­se­werk­zeug Goog­le Ana­ly­tics auf ihrer Web­sei­te zu ver­wen­den. Zudem gaben 12,7 Pro­zent an, von der wider­recht­li­chen Ein­stel­lung gewusst und sie den­noch nicht beho­ben zu haben. Zusam­men mit der Reak­ti­ons­ra­te sind somit Rück­schlüs­se auf daten­schutz­kon­for­mes Ver­hal­ten und die Effek­ti­vi­tät von Hin­wei­sen auf daten­schutz­wid­ri­ges Ver­hal­ten möglich.


Für alle zugäng­lich: das Werk­zeug “Check Goog­le Analytics”

Basis der Ana­ly­se war das von den Autorin­nen und Autoren ent­wi­ckel­te Werk­zeug „Check Goog­le Ana­ly­tics“: https://checkgoogleanalytics.psi.uni-bamberg.de . Damit kön­nen die Ein­stel­lun­gen der eige­nen Web­sei­te im Hin­blick auf den daten­schutz­kon­for­men Ein­satz der Anony­mi­sie­rungs­funk­ti­on von Goog­le Ana­ly­tics schnell und kos­ten­los geprüft wer­den. Im Rah­men der Unter­su­chun­gen wur­den mit Hil­fe des Tools fast 40.000 Scans von über 14.000 Web­sei­ten durchgeführt.

Die Stu­die „Effec­ti­ve Noti­fi­ca­ti­on Cam­paigns on the Web: A Mat­ter of Trust, Framing, and Sup­port” wur­de am 12. August 2021 auf der renom­mier­ten Kon­fe­renz USENIX Secu­ri­ty Sym­po­si­um vor­ge­stellt. Pra­xis-Tipps für die Durch­füh­rung einer sol­chen Benach­rich­ti­gungs­stu­die wer­den wäh­rend des Inter­na­tio­nal Work­shops on Infor­ma­ti­on Secu­ri­ty Metho­do­lo­gy and Repli­ca­ti­on Stu­dies (IWSMR 2021, 17. bis 20. August) vor­ge­stellt. Eine Vor­ab­ver­si­on der Ergeb­nis­se kann auf dem Doku­men­ten­ser­ver arXiv ein­ge­se­hen wer­den: https://arxiv.org/abs/2106.08029

Nach Auf­fas­sung der Kon­fe­renz der unab­hän­gi­gen Daten­schutz­auf­sichts­be­hör­den des Bun­des und der Län­der vom 12.05.2020 reicht die IP-Anony­mi­sie­rung inzwi­schen nicht mehr aus, um Goog­le Ana­ly­tics rechts­kon­form zu betrei­ben; inzwi­schen wird unter ande­rem eine vor­he­ri­ge Ein­wil­li­gung der Sei­ten­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher gefor­dert. Ob Goog­le Ana­ly­tics in Euro­pa nach dem „Schrems II“-Urteil über­haupt noch betrie­ben wer­den darf, wird der­zeit in meh­re­ren Beschwer­de­ver­fah­ren von den Daten­schutz­auf­sichts­be­hör­den untersucht.

Die For­schungs­ar­beit wur­de von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) im Rah­men des Gra­du­ier­ten­kol­legs 2050 „Pri­va­cy and Trust for Mobi­le Users“ sowie vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) und dem Hes­si­schen Minis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst (HMWK) im Rah­men der gemein­sa­men För­de­rung des Natio­na­len For­schungs­zen­trums für ange­wand­te Cyber­si­cher­heit ATHENE unterstützt.

Die Publi­ka­ti­on ist online zu fin­den unter https://www.usenix.org/conference/usenixsecurity21/presentation/maass

Inter­na­tio­na­le For­schung unter Bam­ber­ger Leitung 

Schul­zeit bestimmt Lebens­we­ge – unab­hän­gig vom Bildungssystem

Ein inter­na­tio­na­les For­schungs­team unter Lei­tung von Prof. Dr. Stef­fen Schind­ler von der Uni­ver­si­tät Bam­berg hat Bil­dungs­we­ge in sie­ben ver­schie­de­nen Län­dern unter­sucht. Ziel der Unter­su­chung war es, her­aus­zu­fin­den, ob sich unter­schied­li­che Bil­dungs­sys­te­me dar­in unter­schei­den, inwie­weit sie den spä­te­ren beruf­li­chen Erfolg vorherbestimmen.

Durch die Wahl der wei­ter­füh­ren­den Schu­le wer­den in Deutsch­land bereits früh­zei­tig Lebens­ver­läu­fe vor­her­be­stimmt. Schü­le­rin­nen und Schü­ler an Haupt­schu­len fin­den sich im spä­te­ren Leben häu­fi­ger in Beru­fen mit nied­ri­ge­rem Ein­kom­men wie­der als Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf dem Gym­na­si­um. Der Umstand, dass durch das deut­sche Schul­sys­tem sol­che soge­nann­ten Pfad­ab­hän­gig­kei­ten beson­ders früh ange­legt wer­den, wird in der öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung häu­fig kri­ti­siert. Zum Ver­gleich wer­den dann oft Bil­dungs­sys­te­me ange­führt, die län­ge­re Zei­ten gemein­sa­men Ler­nens in der Sekun­dar­stu­fe vorsehen.

Ob sich unter­schied­li­che Bil­dungs­sys­te­me tat­säch­lich dar­in unter­schei­den, inwie­weit sie den spä­te­ren beruf­li­chen Erfolg vor­her­be­stim­men, hat nun ein inter­na­tio­na­les For­schungs­team unter­sucht. Es hat die Bil­dungs­sys­te­me aus sie­ben Län­dern mit­ein­an­der ver­gli­chen. Die Ergeb­nis­se wur­den im Juli 2021 in einem Son­der­band der Zeit­schrift „Lon­gi­tu­di­nal and Life Cour­se Stu­dies“ ver­öf­fent­licht. Die Erkennt­nis: „In allen Bil­dungs­sys­te­men fin­det eine Sor­tie­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler statt, durch die der spä­te­re Arbeits­markt­er­folg vor­her­be­stimmt wird“, fasst Dr. Stef­fen Schind­ler zusam­men, Pro­fes­sor für Sozio­lo­gie mit dem Schwer­punkt Bil­dung und Arbeit im Lebens­ver­lauf an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Er lei­tet das For­schungs­pro­jekt „LIFETRACK“ („Life-Cour­se Dyna­mics of Edu­ca­tio­nal Tracking“).


Auf­tei­lung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in allen Bildungssystemen

Sozio­lo­gin­nen und Sozio­lo­gen aus Däne­mark, Deutsch­land, Eng­land, Finn­land, Frank­reich, Isra­el und Ita­li­en haben für das Pro­jekt ihre Bil­dungs­sys­te­me unter­sucht und ver­gli­chen. Ihr Augen­merk rich­te­ten sie dabei auf die Sekun­dar­stu­fe. Dort befin­den sich typi­scher­wei­se Schü­le­rin­nen und Schü­ler zwi­schen 10 und 18 Jah­ren. Die Sekun­dar­stu­fe ist je nach Land unter­schied­lich gestal­tet. In Deutsch­land wer­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Regel bereits im Alter von 10 Jah­ren auf unter­schied­li­che Schul­for­men aufgeteilt. 

In ande­ren Län­dern besu­chen Her­an­wach­sen­de bis zum Alter von 14 oder 16 Jah­ren eine Gesamt­schu­le. Den­noch fin­den sich auch in sol­chen Schul­sys­te­men Auf­tei­lun­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die jedoch nicht immer offen­sicht­lich sind. „Alle For­schungs­teams haben in ihrem Land eine Form der Auf­tei­lung von Schü­le­rin­nen und Schü­lern in der Sekun­dar­stu­fe fest­ge­stellt – unab­hän­gig vom Bil­dungs­sys­tem“, sagt Stef­fen Schind­ler. Sicht­bar wird die­se Dif­fe­ren­zie­rung etwa, wenn Kin­der je nach Leis­tung in unter­schied­li­che Lern­grup­pen auf­ge­teilt wer­den. In Eng­land fin­det die Auf­tei­lung unauf­fäl­li­ger statt, zum Bei­spiel durch die Wahl bestimm­ter Fächer oder die Teil­nah­me an bestimm­ten Prüfungen.

Der Sozio­lo­ge Stef­fen Schind­ler lei­tet das inter­na­tio­na­le For­schungs­pro­jekt LIFETRACK. Foto: BAGSS/​Universität Bamberg 

Aka­de­mi­sche Bil­dung bringt in jedem Bil­dungs­sys­tem Vorteile

Die sie­ben Län­der­stu­di­en stim­men in einer Erkennt­nis über­ein: Aka­de­mi­sche Bil­dungs­we­ge füh­ren ten­den­zi­ell zu güns­ti­ge­ren Ergeb­nis­sen auf dem Arbeits­markt als beruf­li­che Bil­dungs­we­ge. „Und die Fra­ge, ob jemand spä­ter ein Stu­di­um auf­nimmt oder nicht, wird in fast allen Län­dern sehr häu­fig bereits durch die Sor­tie­rung in der Sekun­dar­stu­fe ent­schie­den“, sagt Stef­fen Schind­ler. Es zeigt sich in der Unter­su­chung auch, dass die Auf­tei­lung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in allen Län­dern zur Ent­ste­hung sozia­ler Ungleich­heit bei­trägt. Das liegt zum Bei­spiel dar­an, dass Kin­der aus benach­tei­lig­ter sozia­ler Her­kunft häu­fi­ger in den nicht-aka­de­mi­schen Bil­dungs­gän­gen vor­zu­fin­den sind als Kin­der aus pri­vi­le­gier­ter sozia­ler Herkunft.

Für das Pro­jekt haben die For­schen­den längs­schnitt­li­che Daten ihres jewei­li­gen Lan­des ana­ly­siert. Das deut­sche Team nutz­te Daten des Natio­na­len Bil­dungs­pa­nels (NEPS) in Zusam­men­ar­beit mit dem Bam­ber­ger Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi). Neben Stef­fen Schind­ler gehö­ren zum deut­schen For­schungs­team Prof. Dr. Corin­na Klei­nert und Clau­dia Trai­ni. LIFETRACK ist ein Teil des euro­päi­schen For­schungs­pro­gramms „Dyna­mics of Ine­qua­li­ty Across the Life Cour­se“ (DIAL). NORFACE för­dert das Pro­jekt ins­ge­samt mit rund 1,4 Mil­lio­nen Euro. NORFACE ist ein Zusam­men­schluss meh­re­rer natio­na­ler For­schungs­för­der­or­ga­ni­sa­tio­nen in Euro­pa, wie zum Bei­spiel der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG).

Neu­er Mas­ter­stu­di­en­gang in Betriebs­wirt­schafts­leh­re „Value Chain Manage­ment & Busi­ness Ecosystems“

Der neue Mas­ter­stu­di­en­gang „Value Chain Manage­ment & Busi­ness Eco­sys­tems“ an der Uni­ver­si­tät Bam­berg star­tet zum Win­ter­se­mes­ter 2021/​/​22. Inhal­te sind vor allem die Wert­schöp­fung zwi­schen Unter­neh­men sowie die digi­ta­le Transformation.

„Nord­bay­ern ist eine star­ke Indus­trie­re­gi­on mit gro­ßen Unter­neh­men wie etwa Bro­se, Schaeff­ler oder Sie­mens und einem leis­tungs­star­ken Mit­tel­stand“, erklärt der Stu­di­en­gangs­be­auf­trag­te Prof. Dr. Björn Ivens. Vie­le die­ser Unter­neh­men erzie­len ihre Wert­schöp­fung auf soge­nann­ten „Business-to-Business“-Märkten, kurz: „B2B“, also durch Geschäfts­be­zie­hun­gen zwi­schen zwei oder mehr Unter­neh­men und nicht zwi­schen Unter­neh­men und End­kun­den. „Ein Bei­spiel wäre hier etwa der Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Bro­se, der sei­ne Pro­duk­te an Volks­wa­gen ver­kauft und nicht direkt an den Kon­su­men­ten“, erklärt Björn Ivens. Hier setzt der neue Stu­di­en­gang an und möch­te Exper­tin­nen und Exper­ten im Bereich „B2B“-Märkte ausbilden.


Viel­fäl­ti­ge beruf­li­che Per­spek­ti­ven für Absol­ven­tin­nen und Absolventen

Stu­die­ren­de ler­nen, wie Unter­neh­men und ihr Manage­ment sol­che Märk­te ana­ly­sie­ren, ihre stra­te­gi­sche Posi­tio­nie­rung bestim­men und die zahl­rei­chen Akti­vi­tä­ten, die sie intern oder in Zusam­men­ar­beit mit Lie­fe­ran­tin­nen und Lie­fe­ran­ten sowie Kun­den­in­nen und Kun­den und ande­ren Inter­es­sen­grup­pen ver­bin­den, effek­tiv und effi­zi­ent koor­di­nie­ren. „In enger Zusam­men­ar­beit mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus der Bam­ber­ger Wirt­schafts­in­for­ma­tik wid­men wir uns im Stu­di­en­gang außer­dem den Her­aus­for­de­run­gen der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on, vor der auch die Unter­neh­men der Regi­on ste­hen“, sagt Ivens. Die Indus­trie­land­schaft befin­de sich im Umbruch. Betriebs­wirt­schaft­li­che The­men sei­en immer häu­fi­ger mit Aspek­ten der Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie verbunden.

Beruf­li­che Per­spek­ti­ven für Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten sind viel­fäl­tig. So berei­tet der Mas­ter­stu­di­en­gang auf den Ein­satz in Indus­trie- und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men vor, die auf den „B2B“-Märkten aktiv sind. Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten sind mit ihrem Pro­fil aber auch geeig­net für die Arbeit in vie­len ande­ren Tätig­keits­fel­dern, wie etwa der Poli­tik und der Wirt­schafts­för­de­rung, oder für Stif­tun­gen, Ver­ei­ne, Behör­den, Par­tei­en und ande­re Orga­ni­sa­tio­nen. In vie­len Berufs­fel­dern ist öko­no­mi­sches Den­ken und das Ver­ständ­nis kom­ple­xer Markt­struk­tu­ren erfor­der­lich. Das Stu­di­um kann sowohl zum Win­ter- als auch zum Som­mer­se­mes­ter auf­ge­nom­men wer­den. Eine Bewer­bung für den neu­en Stu­di­en­gang ist zum Win­ter­se­mes­ter 202122 noch bis ein­schließ­lich 13. August mög­lich. Die Vor­le­sun­gen und Semi­na­re fin­den in deut­scher und eng­li­scher Spra­che statt und die Regel­stu­di­en­zeit beträgt vier Semester.


Neue Dop­pel­mas­ter­ab­schlüs­se in BWL und VWL möglich

Neben dem neu­en BWL-Mas­ter­stu­di­en­gang kön­nen Stu­die­ren­de ab dem Win­ter­se­mes­ter 202122 zwei neue Dop­pel­ab­schluss­pro­gram­me wäh­len. Zusam­men mit der Rad­boud Uni­ver­si­tät in Nij­me­gen in den Nie­der­lan­den gibt es künf­tig einen BWL-Dop­pel­ab­schluss im Bereich Per­so­nal­ma­nage­ment. Das Pro­gramm zeich­net sich durch sei­ne inter­na­tio­na­le Inte­gra­ti­on aus und führt Stu­die­ren­de in zwei Jah­ren zu den Mas­ter­ab­schlüs­sen bei­der Universitäten.

Die Uni­ver­si­tät Vero­na in Ita­li­en und die Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg haben eben­falls eine Dop­pel­ab­schluss­ver­ein­ba­rung geschlos­sen. Kern­fach des Stu­di­ums ist an bei­den Uni­ver­si­tä­ten die Volks­wirt­schafts­leh­re. Das gemein­sa­me Pro­gramm ermög­licht den Teil­neh­men­den ein ver­tief­tes und moder­nes Stu­di­um der Öko­no­mie aus einer gesamt­eu­ro­päi­schen Per­spek­ti­ve in einem län­der­über­grei­fen­den Rahmen.

Wei­te­re Informationen

Zum Stu­di­en­gang „Value Chain Manage­ment & Busi­ness Eco­sys­tems“: https://www.uni-bamberg.de/ma-vcmbe

Zum Dop­pel­ab­schluss­pro­gramm mit der Rad­boud Universität:

https://www.uni-bamberg.de/ma-dd-bwl/radboud-university-nijmegen

Zum Dop­pel­ab­schluss­pro­gramm mit der Uni­ver­si­tät Vero­na: https://www.uni-bamberg.de/ma-dd-ees/universita-degli-studi-di-verona

Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bamberg

Mela­nie Huml als Vor­sit­zen­de des Kura­to­ri­ums wiedergewählt

Das Kura­to­ri­um der Uni­ver­si­tät Bam­berg hat Staats­mi­nis­te­rin Mela­nie Huml als Vor­sit­zen­de wie­der­ge­wählt. Die Uni­ver­si­tät auf Erfolgs­kurs zu hal­ten, um Bam­berg als Wis­sen­schafts­stand­ort nach­hal­tig zu stär­ken, gibt das Gre­mi­um als Ziel aus. Des­halb möch­te das Kura­to­ri­um die Wei­ter­ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät för­dern, sowohl hin­sicht­lich inhalt­li­cher Aus­rich­tung als auch bau­li­cher Maßnahmen.

„Unser gemein­sa­mes Ziel ist, die posi­ti­ve Ent­wick­lung unse­rer Uni Bam­berg wei­ter zu för­dern, denn für die gan­ze Regi­on ist die Uni­ver­si­tät von enor­mer Bedeu­tung“, erklär­te Huml nach der kon­sti­tu­ie­ren­den Sitzung.

Die Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät gehö­re mit ihren fast 1.400 Beschäf­tig­ten zu den größ­ten Arbeit­ge­bern in Bam­berg, wir­ke aber auch weit dar­über hin­aus, denn: „Durch eine Hoch­schu­le wan­dern weni­ger jun­ge Men­schen in ande­re Städ­te ab, viel­mehr kom­men sogar jun­ge Men­schen von außer­halb in die Regi­on. Das Poten­ti­al an hoch­qua­li­fi­zier­ten Arbeit­neh­mern wie­der­um ist für die Wirt­schaft ein wich­ti­ges Stand­ort­kri­te­ri­um“, so Huml weiter.

Das Kura­to­ri­um wol­le des­halb die Wei­ter­ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät för­dern. „Ange­fan­gen von der Finan­zie­rung not­wen­di­ger Bau­maß­nah­men bis hin zur inhalt­li­chen Aus­rich­tung, gera­de für mich als Land­tags­ab­ge­ord­ne­te gibt es vie­le Mög­lich­kei­ten die Wei­ter­ent­wick­lung unse­rer Uni zu unter­stüt­zen“, erklärt Staats­mi­nis­te­rin Mela­nie Huml und führt als Bei­spiel die Umset­zung der High­tech Agen­da Bay­ern (HTA) an.


Uni auf Erfolgs­kurs halten

Über die HTA hat­te die Uni Bam­berg zunächst zwölf neue Pro­fes­su­ren im Bereich Infor­ma­tik erhal­ten und konn­te sich dann noch zusätz­lich sie­ben Pro­fes­su­ren spe­zi­ell mit Fokus auf Künst­li­cher Intel­li­genz im KI-Wett­be­werb Bay­ern sichern. „Wir schaf­fen es hof­fent­lich auch noch, wei­te­re Infor­ma­tik-Pro­fes­su­ren in Bam­berg ein­zu­rich­ten, denn die­ser Bereich birgt enor­mes Poten­ti­al, gera­de auch für die Zukunft unse­rer Regi­on. Ich den­ke hier bei­spiels­wei­se an die Grün­dung von Start­ups durch Absol­ven­ten und den Know­how-Trans­fer in die Wirt­schaft, aber auch an mög­li­che Schnitt­stel­len zum Cle­an­tech-Park Hall­stadt“, so Huml.

Der Aus­bau der WIAI-Fakul­tät sei eine Berei­che­rung und auch eine Her­aus­for­de­rung, sag­te Huml mit Blick auf die räum­li­che Unter­brin­gung. Die Kura­to­ri­ums­vor­sit­zen­de betont aber auch: „Uns ist es wich­tig, die Uni Bam­berg ins­ge­samt zu för­dern und uns dabei nicht auf einen ein­zel­nen Bereich zu beschrän­ken. Zum Bei­spiel ste­hen wich­ti­ge Bau­maß­nah­men an, etwa die Sanie­rung des Stand­orts Feld­kir­chen­stra­ße. Hier konn­ten wir im Haus­halt des Frei­staats immer­hin schon einen Titel errei­chen, benö­ti­gen aber noch die Mit­tel“, berich­tet Huml.

Als Land­tags­ab­ge­ord­ne­te wer­de sie hier nach­ha­ken und die Uni­lei­tung auch bei den wei­te­ren Belan­gen unter­stüt­zen. „Es gilt, unse­re Uni auf Erfolgs­kurs zu hal­ten, um Bam­berg als Wis­sen­schafts­stand­ort nach­hal­tig zu stär­ken“, betont Huml, die seit fast 13 Jah­ren Vor­sit­zen­de des Kura­to­ri­ums ist. Als stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de wur­de Regie­rungs­prä­si­den­tin Heid­run Piwer­netz bestä­tigt. Die wei­te­ren Mit­glie­der sind Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke, Land­rat Johann Kalb, die Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Inge Aures, Hol­ger Dre­mel und Ursu­la Sowa sowie die Arbeits­agen­tur­che­fin Bri­git­te Glos, BR-Fran­ken-Stu­dio­lei­ter Tas­si­lo Forch­hei­mer, Künst­ler­h­aus­di­rek­to­rin Dr. Nora-Euge­nie Gom­rin­ger und Mar­kus Kne­bel, Schul­lei­ter des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums.

Stu­die

Jede oder jeder fünf­te Aus­ge­wan­der­te sieht Vor­tei­le in der Pandemie

Sie leben in einem frem­den Land, machen sich mit einer neu­en Spra­che und Kul­tur ver­traut, haben weni­ge Freund­schaf­ten in ihrer Umge­bung geknüpft: Ver­setzt man sich in Beschäf­tig­te aus dem Aus­land hin­ein, könn­te man ver­mu­ten, dass die Coro­na-Pan­de­mie sie beson­ders hart trifft. Wie geht es ihnen tat­säch­lich? Eine Bam­ber­ger Psy­cho­lo­gin hat unter­sucht, wie sich die gegen­wär­ti­ge Lage auf Beschäf­tig­te aus dem Aus­land auswirkt.

„Über­ra­schen­der­wei­se fin­det jede oder jeder fünf­te Aus­ge­wan­der­te die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie posi­tiv – ande­rer­seits fin­det auch ein Vier­tel unse­rer Befrag­ten die Situa­ti­on nega­tiv“, sagt Anh Nguy­en, Sozi­al- und Orga­ni­sa­ti­ons­psy­cho­lo­gin sowie Pro­jekt­mit­ar­bei­te­rin an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Sie erforscht gemein­sam mit Prof. Dr. Mai­ke And­re­sen seit Anfang 2020 im Rah­men des inter­na­tio­na­len For­schungs­pro­jekts „GLOMO – Glo­bal mobi­li­ty of employees“, war­um Migran­tin­nen und Migran­ten lang­fris­tig für Unter­neh­men arbei­ten. Nun legen sie Zwi­schen­er­geb­nis­se mit Bezug zur Coro­na-Pan­de­mie vor.


Vor allem Sin­gles bewer­ten die Pan­de­mie negativ

Zwi­schen Juli und Novem­ber 2020 hat Anh Nguy­en eine Online-Umfra­ge unter 707 aus­ge­wan­der­ten Beschäf­tig­ten durch­ge­führt. Die Befrag­ten stam­men aus 98 ver­schie­de­nen Län­dern und leben nun als Migran­tin­nen und Migran­ten in Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land oder Frank­reich. 21,8 Pro­zent geben an, dass sich ihr Leben durch die Pan­de­mie ver­bes­sert hat. 

„Die posi­tiv gestimm­ten Per­so­nen freu­en sich bei­spiels­wei­se dar­über, dass sie mehr Zeit für ihre Part­ne­rin oder ihren Part­ner haben“, erklärt Anh Nguy­en. „Und sie fin­den es schön, etwas dazu­ge­lernt zu haben – über Tech­no­lo­gien oder auch über ihre per­sön­li­chen Bedürf­nis­se, Stand­punk­te und Hand­lun­gen.“ Die Hälf­te aller Befrag­ten (50,8 Pro­zent) sagt, dass sich ihr Leben durch die Pan­de­mie weder ver­bes­sert noch ver­schlech­tert habe.

Anh Nguy­en arbei­tet an der Uni­ver­si­tät Bam­berg für das inter­na­tio­na­le Pro­jekt GLOMO. Quel­le: BAGSS/​Universität Bamberg 

Aller­dings neh­men 27,4 Pro­zent die aktu­el­le Situa­ti­on als Ver­schlech­te­rung wahr. „Man­che Men­schen machen sich zum Bei­spiel Sor­gen um ihr mate­ri­el­les Ein­kom­men“, erläu­tert Anh Nguy­en. „Ins­ge­samt bewer­ten vor allem Sin­gles, getrenn­te oder geschie­de­ne Per­so­nen die Pan­de­mie nega­tiv. Das betrifft mehr Frau­en als Män­ner, da Frau­en ten­den­zi­ell zurück­ge­zo­ge­ner leben und dadurch weni­ger per­sön­li­che Kon­tak­te haben.“ Sie emp­fiehlt den Unter­neh­men, gera­de die­se Arbeit­neh­me­rin­nen zu unter­stüt­zen: Sie könn­ten Akti­vi­tä­ten wie Wald­spa­zier­gän­ge oder gemein­sa­me Online-Mit­tag­essen orga­ni­sie­ren und Frau­en ver­net­zen. Oder sie könn­ten Rund­mails mit Hilfs­an­ge­bo­ten ver­schi­cken, etwa mit Infor­ma­tio­nen zu psy­cho­lo­gi­scher Hilfe.


GLOMO – ein inter­dis­zi­pli­nä­res, euro­päi­sches Großprojekt

Die Zwi­schen­er­geb­nis­se sind Teil des Gesamt­pro­jekts GLOMO, das von Janu­ar 2018 bis Mai 2022 läuft. In dem inter­dis­zi­pli­nä­ren For­schungs­pro­jekt unter­sucht die Uni­ver­si­tät Bam­berg gemein­sam mit acht euro­päi­schen Part­ner­uni­ver­si­tä­ten und ‑orga­ni­sa­tio­nen die Arbeit­neh­mer­mo­bi­li­tät. Mai­ke And­re­sen, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Betriebs­wirt­schafts­leh­re, ins­be­son­de­re Per­so­nal­ma­nage­ment und Orga­ni­sa­tio­nal Beha­viour, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg koor­di­niert GLOMO. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on unter­stützt das Pro­jekt mit 3,9 Mil­lio­nen Euro im För­der­pro­gramm „Hori­zont 2020“. GLOMO gehört zum For­schungs­schwer­punkt „Empi­ri­sche Sozi­al­for­schung zu Bil­dung und Arbeit“ der Uni­ver­si­tät Bamberg.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und aktu­el­le Mel­dun­gen zum Schwer­punkt sind abruf­bar unter https://www.uni-bamberg.de/forschung/profil/bildung-und-arbeit/

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu GLOMO sind zu fin­den unter https://glomo.eu/

20 Jah­re Wikipedia

Pro und Con­tra Wiki­pe­dia im Forschungsbetrieb

Die freie Online-Enzy­klo­pä­die Wiki­pe­dia fei­ert am 15. Janu­ar 2021 ihren 20. Geburts­tag. In fast 300 Spra­chen ste­hen rund 50 Mil­lio­nen Arti­kel zur Ver­fü­gung. Wiki­pe­dia ist zur belieb­tes­ten Anlauf­sta­ti­on gewor­den, wenn es dar­um geht, mög­lichst schnell online Infor­ma­tio­nen zu fin­den und abzu­ru­fen. Wel­che grund­le­gen­de Bedeu­tung die­se – nicht zuletzt – mühe­lo­se Ver­füg­bar­keit von Infor­ma­ti­on für den uni­ver­si­tä­ren For­schungs­be­trieb hat, haben nun For­schen­de der Uni­ver­si­tät Bam­berg beleuchtet.

Prof. Dr. Patrick Fran­ke, Inha­ber des Lehr­stuhls für Islam­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, ist seit 2011 in der deutsch­spra­chi­gen Ver­si­on Wiki­pe­di­as aktiv. Mit einem neu­en Modell der Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on setzt er den Gedan­ken der Offe­nen Wis­sen­schaft (Open Sci­ence) um: Er hat die Bam­ber­ger Islam-Enzy­klo­pä­die (BIE) in die Wiki­pe­dia integriert.

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Prof. Dr. Rudolf Stö­ber hat vor einem sol­chen Enga­ge­ment der Autorin­nen und Autoren Respekt, warnt aber zugleich vor dem pro­pa­gan­dis­ti­schen Poten­ti­al von Wikipedia.

Für Prof. Dr. Patrick Fran­ke spre­chen meh­re­re Punk­te dafür, For­schungs­er­geb­nis­se in die Wiki­pe­dia ein­zu­bet­ten. „Obwohl Wiki­pe­dia heu­te welt­weit eines der wich­tigs­ten Pro­jek­te gemein­sa­mer Wis­sens­pro­duk­ti­on dar­stellt”, sagt der Islam­wis­sen­schaft­ler, „und zum Teil bes­se­re Infor­ma­tio­nen lie­fert als aner­kann­te Fach­enzy­klo­pä­dien, ist die Betei­li­gung von haupt­amt­li­chen For­schen­den an die­sem Pro­jekt immer noch sehr gering.“

Grün­de für die­ses Des­in­ter­es­se sieht er unter ande­rem in Zeit­man­gel, dem raue Umgangs­ton, der Furcht vor Ver­än­de­rung der eige­nen Bei­trä­ge durch Drit­te und der nicht ver­bind­li­chen Kenn­zeich­nung von Autorenschaft.

„Ich habe die Erfah­rung gemacht, dass vie­le Vor­ur­tei­le von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern gegen­über Wiki­pe­dia unbe­grün­det sind. Wer sich an bestimm­te Regeln hält, kann wis­sen­schaft­lich von der Zusam­men­ar­beit mit Lai­en pro­fi­tie­ren und auf bestimm­ten Fel­dern in der Wiki­pe­dia sogar ori­gi­nä­re For­schungs­bei­trä­ge leis­ten. Die Chan­ce besteht dar­in, wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se bekannt zu machen.“

Nach­tei­le von Wikipedia

Prof. Dr. Rudolf Stö­ber, Inha­ber des Lehr­stuhls für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft der Uni­ver­si­tät Bam­berg, sieht bei­spiels­wei­se in der beden­ken­lo­sen Akzep­tanz von Wiki­pe­dia-Infor­ma­tio­nen aber auch Nach­tei­le der Enzyklopädie.

„Wiki­pe­dia ist einer­seits ein moder­nes Medi­um der Volks­auf­klä­rung”, sagt er. „Anfangs wegen sei­ner Fak­ten­treue umstrit­ten, wird die­se heu­te kaum noch in Zwei­fel gezo­gen. Eher wird beklagt, dass man­che Arti­kel man­gel­haft struk­tu­riert sind und ein Neben­ein­an­der von rele­van­ten und wenig rele­van­ten Infor­ma­tio­nen auf­wei­sen. Ich fürch­te ande­rer­seits, dass das pro­pa­gan­dis­ti­sche Poten­ti­al von Wiki­pe­dia nicht von allen Nut­ze­rin­nen und Nut­zern rich­tig ein­ge­schätzt wird.“

So wür­den die soge­nann­ten Edit­wars, Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten über die Inhal­te umstrit­te­ner Ein­trä­ge, zei­gen, wie in dem Online-Lexi­kon um Deu­tungs­ho­heit gekämpft wird.

„Aber ich schät­ze das Lexi­kon als ers­te Ori­en­tie­rung und Stich­wort­ge­ber und habe Respekt vor dem Enga­ge­ment der Community.“

Prof. Dr. Patrick Fran­ke hat zum The­ma ers­te Ori­en­tie­rung und Stich­wort­ge­ber eine ähn­li­che Mei­nung: „Wiki­pe­dia-Arti­kel sind nicht in ers­ter Linie selbst als Bele­ge gedacht, son­dern als Mit­tel, um ande­ren die Auf­fin­dung von belast­ba­ren Infor­ma­tio­nen zu einem bestimm­ten The­ma zu erleich­tern. In die­ser Funk­ti­on kön­nen sol­che Arti­kel auch eine bedeu­ten­de Rol­le in der Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on über­neh­men, etwa wenn sie ver­streu­tes Wis­sen, das nur schwer auf­zu­fin­den ist, an einem Ort zusammenführen.”

Wiki­pe­dia-Arti­kel in wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten direkt zu zitie­ren, sei aber nur unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen erlaubt. „Wenn die Autorin­nen und Autoren unter Klar­na­men schrei­ben und aus­ge­wie­se­ne Fach­wis­sen­schaft­le­rin­nen und Fach­wis­sen­schaft­ler sind, sind sol­che Zita­te in Ordnung.“

CHE-Mas­ter­ran­king

Bam­ber­ger Wirt­schafts­in­for­ma­tik bestä­tigt ihre Spitzenposition

Im dies­jäh­ri­gen CHE-Hoch­schul­ran­king schnei­den Bam­ber­ger Stu­di­en­gän­ge erneut her­vor­ra­gend ab. Die Mas­ter­stu­die­ren­den­be­fra­gung zeigt erfreu­li­che Ergeb­nis­se für die Bam­ber­ger Wirt­schafts­in­for­ma­tik sowie die Betriebs­wirt­schafts­leh­re und die Volkswirtschaftslehre.

Das CHE-Ran­king ist das detail­lier­tes­te und umfas­sends­te Ran­king deut­scher Uni­ver­si­tä­ten und Fach­hoch­schu­len. Die nun ver­öf­fent­lich­ten Ergeb­nis­se der Mas­ter­stu­die­ren­den­be­fra­gung zei­gen, dass die Bam­ber­ger Wirt­schafts­in­for­ma­tik dank ihrer her­aus­ra­gen­den Ein­zel­er­geb­nis­se in allen Kate­go­rien an der Spit­ze liegt. Die Mas­ter­stu­di­en­gän­ge in den Fach­be­rei­chen Betriebs­wirt­schafts­leh­re und Volks­wirt­schafts­leh­re punk­ten vor allem bei der Stu­di­en­or­ga­ni­sa­ti­on bezie­hungs­wei­se Betreu­ung der Stu­die­ren­den. „Die exzel­len­ten Ergeb­nis­se zei­gen, dass wir unse­ren Stu­die­ren­den in Bam­berg sehr gute Vor­aus­set­zun­gen für ein erfolg­rei­ches Stu­di­um bie­ten. Auch in den her­aus­for­dern­den Zei­ten der Coro­na-Pan­de­mie mit ihren Kon­takt­be­schrän­kun­gen gelingt es uns an der Uni­ver­si­tät, ein sozia­les Mit­ein­an­der zu schaf­fen und unse­re Stu­die­ren­den sehr gut zu betreu­en“, sagt Prof. Dr. Ste­fan Hör­mann, Vize­prä­si­dent für Leh­re und Stu­die­ren­de der Uni­ver­si­tät Bamberg.

Sehr gute Bewer­tun­gen für die Wirtschaftsinformatik

Das Ran­king des Cen­trums für Hoch­schul­ent­wick­lung (CHE) unter­teilt die Ergeb­nis­se aus der Mas­ter­stu­die­ren­den­be­fra­gung 2020 in acht Kate­go­rien – vom Lehr­an­ge­bot über die Betreu­ungs- und Stu­di­en­si­tua­ti­on bis hin zu Aus­lands­auf­ent­hal­ten. Die Bewer­tung erfolgt nach dem Schul­no­ten­sys­tem. Der Bam­ber­ger Mas­ter­stu­di­en­gang Wirt­schafts­in­for­ma­tik erreicht über­all sehr gute Bewer­tun­gen. Mit Spit­zen­wer­ten zwi­schen 1,3 und 1,6 in den acht Kate­go­rien liegt er deutsch­land­weit erneut ganz vor­ne und erzielt damit ein Ergeb­nis, das weit über dem Durch­schnitt ande­rer Hoch­schu­len liegt.

Prof. Dr. Thors­ten Staa­ke, der für die­ses Fach das CHE-Ran­king betreut, freut sich über das her­vor­ra­gen­de Ergeb­nis: „Erneut weist das CHE-Ran­king die Bam­ber­ger Wirt­schafts­in­for­ma­tik als exzel­len­ten Stand­ort für die Aus­bil­dung von Digi­ta­li­sie­rungs-Exper­ten aus. Wir ver­dan­ken die­se Aus­zeich­nung einer leis­tungs- und team­ori­en­tier­ten Atmo­sphä­re und damit einem Kli­ma, in dem es sich glän­zend forscht, lehrt, lernt und lebt. Bam­berg ver­bin­det bes­te Stu­di­en­be­din­gun­gen und exzel­len­te Kar­rie­re­chan­cen mit einer sehr hohen Lebens­qua­li­tät.“ Exzel­lent bewer­ten die Stu­die­ren­den unter ande­rem ihre Leh­ren­den, die Qua­li­tät der Lehr­ver­an­stal­tun­gen, die inter­na­tio­na­le Aus­rich­tung und die Mög­lich­keit der indi­vi­du­el­len, fach­li­chen Schwerpunktsetzung.

Prof. Dr. Thors­ten Staa­ke Inha­ber des Lehr­stuhls für Wirt­schafts­in­for­ma­tik, ins­be­son­de­re Ener­gie­ef­fi­zi­en­te Sys­te­me, Foto: Thors­ten Staa­ke /​pri­vat

Stu­die­ren­de der VWL und BWL loben die gute Betreuung

Wer ein Stu­di­um mit einem Aus­lands­auf­ent­halt kom­bi­nie­ren will, ist bei der VWL genau rich­tig: Dass vie­le im Aus­land erbrach­te Stu­di­en­leis­tun­gen in Bam­berg aner­kannt wer­den (1,4) und reich­lich Infor­ma­tio­nen über Aus­lands­auf­ent­hal­te zur Ver­fü­gung gestellt wer­den (1,5), spielt hier eine gewich­ti­ge Rol­le. „Wir freu­en uns über die in vie­len Berei­chen sehr posi­ti­ve Bewer­tung unse­res inter­na­tio­nal aus­ge­rich­te­ten Stu­di­en­gangs Euro­pean Eco­no­mic Stu­dies“, sagt Prof. Dr. Mar­co Sahm, der das CHE-Ran­king für die Bam­ber­ger VWL betreut. „Beson­ders stolz sind wir dar­auf, unse­re Stu­die­ren­den in einem ange­neh­men Lern­kli­ma per­sön­lich bera­ten und inten­siv betreu­en zu kön­nen.“ Die im bun­des­wei­ten Ver­gleich über­durch­schnitt­lich gute Betreu­ung der Stu­die­ren­den bringt die VWL in die Spitzengruppe.

Auch für die Bam­ber­ger BWL ist die Ent­wick­lung sehr erfreu­lich. „Es ist uns vor allem gelun­gen, im Hin­blick auf die Stu­di­en­or­ga­ni­sa­ti­on sehr gut abzu­schnei­den, was bei sehr hohen Stu­die­ren­den­zah­len eine gro­ße Her­aus­for­de­rung ist“, erklärt Prof. Dr. Alex­an­der Flias­ter, Inha­ber des Lehr­stuhls für Inno­va­ti­ons­ma­nage­ment und Stu­di­en­gang­be­auf­trag­ter für BWL. „Dar­über hin­aus wis­sen unse­re Stu­die­ren­den die inhalt­li­che Brei­te des Lehr­an­ge­bots und die damit ver­bun­de­nen Mög­lich­kei­ten der indi­vi­du­el­len Schwer­punkt­set­zung sehr zu schät­zen.“ Auch das sozia­le Kli­ma zwi­schen Stu­die­ren­den und Leh­ren­den wird sehr posi­tiv bewer­tet (1,7).

Befrag­te beur­tei­len den Umgang der Uni­ver­si­tät mit der Coro­na-Pan­de­mie über­aus positiv

In die­sem Jahr führ­te das CHE par­al­lel zur regu­lä­ren Befra­gung der Mas­ter­stu­die­ren­den eine Son­der­aus­wer­tung zum Stu­di­um wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie durch. Die Uni­ver­si­tät Bam­berg erhält in allen Fächer­grup­pen ins­ge­samt eine Bewer­tung von 1,85 und schnei­det damit im natio­na­len Ver­gleich sehr gut ab. Beson­ders posi­tiv wur­den die „Mög­lich­kei­ten zum Kon­takt und zum fach­li­chen Aus­tausch mit Leh­ren­den“ bewer­tet (Note 1,68) sowie die „tech­ni­schen Rah­men­be­din­gun­gen für digi­ta­le Lehr­ver­an­stal­tun­gen“ (1,76).

Das CHE-Ran­king beur­teilt jedes Jahr ein Drit­tel der unter­such­ten Fächer neu. Für 2020 betrifft das unter ande­rem die Fächer Betriebs­wirt­schafts­leh­re, Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Volks­wirt­schafts­leh­re, deren Umfra­ge­er­geb­nis­se unter Mas­ter­stu­die­ren­den nun vor­lie­gen. Im Gegen­satz zu ande­ren Ran­kings ver­gibt das CHE-Ran­king kei­ne ein­zel­nen Rang­plät­ze, son­dern unter­schei­det bei der Aus­wer­tung der Ergeb­nis­se zwi­schen einer Spitzen‑, einer Mit­tel- und einer Schluss­grup­pe. Sie bie­ten Ori­en­tie­rung und geben einen Über­blick über die Stu­di­en­be­din­gun­gen an Uni­ver­si­tä­ten und Fachhochschulen.

Das Stadt­echo fragt

Kai Fisch­bach, Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Bam­berg, antwortet

In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Für die Okto­ber­aus­ga­be hat Prof. Dr. Kai Fisch­bach, Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Bam­berg, den Fra­ge­bo­gen beantwortet.
Sehr geehr­ter Herr Prof. Dr. Fisch­bach, was wären Sie gewor­den, wenn Sie nicht der Prä­si­dent der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg gewor­den wären?

Hof­fent­lich Her­aus­ge­ber einer Musikzeitschrift.

Medi­en berich­ten der­zeit ver­mehrt über Ten­den­zen an vor allem US-Ame­ri­ka­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten, sys­te­misch Per­so­nal oder Inhal­te von Lehr­plä­nen, denen Dis­kri­mi­nie­rung vor­ge­wor­fen wird, zu boy­kot­tie­ren oder zu strei­chen – zusam­men­ge­fasst unter dem Kampf­be­griff „Can­cel Cul­tu­re“. Was hal­ten Sie von die­sem Begriff, die­sen Ent­wick­lun­gen und sehen Sie ähn­li­che Bestre­bun­gen an hie­si­gen Universitäten?

Auf so schwie­ri­ge Fra­gen unse­rer Zeit kann ich unmög­lich in einem kur­zen Fra­ge­bo­gen eine sinn­vol­le Ant­wort geben. Aber es wird sicher mei­ne Auf­ga­be als Prä­si­dent sein, sich eben auch genau mit solch kom­ple­xen The­men kon­struk­tiv auseinanderzusetzen.

Wel­che ist die tief­ge­hends­te Ver­än­de­rung, die die Uni­ver­si­tät Bam­berg in der Coro­na-Pan­de­mie hin­ter sich hat?

Die Beschleu­ni­gung des Digitalisierungsprozesses.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Ja. Allei­ne für „Bay­ern 2“ lohnt es sich.

Töten Sie Insekten?

Nie­mals. Schlech­tes Karma.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Sicher nicht.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Seit mein Kind Fahr­rad fah­ren kann, habe ich die Freu­de an gemein­sa­men Rad­tou­ren neu entdeckt.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­cher Schau­spie­ler soll­te Sie spielen?

Ich möch­te nicht, dass mein Leben ver­filmt wird. Ich bin ein Mensch, der sei­ne Pri­vat­sphä­re sehr zu schät­zen weiß.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am häufigsten?

182 (die Anzahl über­rascht mich selbst). Beson­ders feh­len wür­den mir Band­camp und Komoot.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Dass es für vie­le Men­schen in der USA offen­sicht­lich kei­ne Rol­le spielt, dass ihr Prä­si­dent fort­wäh­rend lügt.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Eine gute Zukunft für mein Kind auf die­sem Planeten.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Zeit für mich allei­ne und Zeit mit den Men­schen, die ich lie­be. Bei­des in Balance.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Ger­ne über ande­re, um (wie ich hin­ter­her mit­un­ter lei­der häu­fig fest­stel­len muss) von dem Ärger auf mich sel­ber etwas ablen­ken zu können.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Ich lie­be vie­le Arten von Musik und kann eigent­lich immer und über­all Musik hören.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Ab und zu Fleisch und Sushi zu essen.

Wovor haben Sie Angst?

Vor dem Klimawandel.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Heu­te morgen.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Auch heu­te mor­gen. (Natür­lich nur ein Scherz.)

Was war der schöns­te Moment Ihrer beruf­li­chen Lauf­bahn? Wel­cher der Schlimmste?

Mei­ne Beru­fung an die Uni­ver­si­tät Bam­berg. Die Auf­re­gung vor dem Berufungsvortrag.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Das wür­de ich nie­mals in die­ser Öffent­lich­keit verraten.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Ich bin kein Fan von der Vor­stel­lung, in die Ver­gan­gen­heit zu rei­sen. Da gab es viel Gestank, Krie­ge und noch weni­ger Rech­te von Frau­en, Homo­se­xu­el­len und nicht-wei­ßen Men­schen als heute.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Nicht Unge­duld.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler kön­nen immer passieren.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Ver­ant­wor­tung für die eige­nen Feh­ler zu übernehmen.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Wenn ich eben das nicht getan haben sollte.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Eine Maschi­ne, bei der man ein­stel­len kann, dass das Kind am Wochen­en­de län­ger schläft und in der Woche ger­ne früh aufsteht.

Haben Sie ein Vorbild?

Men­schen tau­gen als Vor­bil­der nur abschnitts­wei­se, denn sie sind an sich ja immer schreck­lich fehl­bar. Ich bewun­de­re aber doch eini­ge. Wie gera­de die Demons­tran­ten in Bela­rus, die auf die Stra­ße gehen, obwohl sie sich sel­ber und ihr Fami­li­en damit gefährden.

Was lesen Sie gerade?

„Das blin­de Licht: Irr­fahr­ten der Wis­sen­schaft“ von Ben­ja­min Labatut.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Ich lese ger­ne T.C. Boyle und Tho­mas Pyn­chon, höre ent­setz­lich vie­le ver­schie­de­ne Musik­sti­le und schaue ger­ne Sci­ence Fic­tion Filme.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Ich höre sie HEIMLICH! Dann wer­de ich sie hier auch nicht verraten.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Wei­te Karo­hem­den in den 80ern.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Mit mei­ner Frau. Die trinkt aber lei­der nichts.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Bier­brau­en.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Bestimmt mein Kind.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Von Schrift­stel­ler Haru­ki Mura­ka­mi. Das emp­fin­det mei­ne Frau aber als ein schlim­mes Defizit.

Was fin­den Sie langweilig?

Haru­ki Murakami?

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

Es geht weni­ger um das Lied, als dar­um, wer es wie spielt.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Da hal­te ich es mit Sart­re: Die Höl­le, das sind die anderen.

Wie glau­ben Sie, wür­de Ihr Pen­dant von vor zehn Jah­ren auf Ihr heu­ti­ges Ich reagieren?

Mit Erstau­nen.

Ich kann nicht leben ohne…

Es gibt erstaun­li­cher­wei­se – von den inne­ren Orga­nen, Luft, Nah­rung und Was­ser abge­se­hen – kaum etwas, ohne das Mensch nicht leben kann. Anfüh­len tut sich das aller­dings oft ganz anders.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Wenn ich bei mitt­le­rer Kör­per­s­ta­tur neben deut­lich grö­ße­ren Kolleg*innen stehe.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

Mei­ne Emp­feh­lung wür­de ihnen nichts nüt­zen. Der Club hat bereits seit 2017 geschlossen.

Sind Sie Tän­zer oder Steher?

Ste­her. Defi­ni­tiv Steher.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Bis­lang wur­de kaum je etwas über mich geschrieben.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Dass ich jeden Mor­gen 100 Din­ge im Kopf habe, die ich heu­te tun will und abends sind noch 90 davon übrig.

Stel­len Sie sich vor, Sie könn­ten wäh­len – was für ein Tier wären Sie gerne?

Ein Kro­nen­kra­nich. Der kann sich nur ganz kurz etwas mer­ken. Erin­nert sich also ver­mut­lich an kei­ner­lei Probleme.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Bier. Und ich pro­bie­re ger­ne etwas Neu­es aus aller Welt.

Prof. Dr. Kai Fisch­bach,
Prä­si­dent der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg,
Sep­tem­ber 2020.
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